Fantasy & Horror
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"Gradient"
Veröffentlicht am 25. Januar 2015, 96 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Seid gegrüßt! Ich bin Elfengott, wahrlich kein Gott, aber vielleicht eine Elfe. Die meisten Kreaturen nennen mich Noroelle. Ich schreibe für mein Leben gern Legenden und Geschichten über fantastische Abenteuer auf mein Pergament. In meiner primitiven Behausung lebe ich schon seid gewiss 1000 Jahren. Einzig ausgestattet mit Barinsteinen, Feder und Pergament, meinem Albenstein und meinem Drachenfreund Grishnack verführe ich die Menschenkinder ...
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I

Wer dem Schicksal treu bleibt,

dem wird es gleichtun

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Als das blutende Rot der Dämmerung sich mit dem fließendem Blau der Nacht vermischte, lief ein schneller Schatten durch die Gärten des Palastes. Ihr weiß aufleuchtendes Haar gleicht dem Mond. Ihre dünne Elfengestalt so elegant wie ein Pfau es sein mochte. Die Bäume flüsterten ihren Namen »Nandalee, Nandalee«. Doch ohne einmal anzuhalten lief sie weiter. Nur ein Ziel vor Augen: die Feeneiche! Der Mond schien silbernd

am Himmel als sie ankam. Vor ihr erhob sich das leuchtende Blätterwerk der Eiche. Der Stamm,so mächtig,dass keine 30 Mann ihn umarmen zu vermochten. Als schien der alte Baum sie bemerkt zu haben, rauschten seine Kronen. Nandalees blitzblaue Augen bohrten sich in den Gigant.»Feeneiche! Erhöre mein Gebet! Schwarzes zieht zu uns. Welten brechen. Tiere sterben. Das Tor ist gebrochen.« Plötzlich sausten aus dem Gipfel hunderte Lichtpunkte. Feen in allen gleißenden Farben verschwanden in dem Licht des Mondes. Ein lautes Wirrwarr von Lichtspielklängen durchdringt den dunklen Wald. Von Weitem hört man das Kreischen der

Goldhirsche, riesenhafte Hirsche mit noch riesigeren goldenen Geweih und leuchtender Stimme. Sie seien die Väter der Einhörner und Geliebten der Fjordländischen Mustangs. Ein lautes Brummen kam vom Baum und ließ die Erde erzittern. »Ich weiß, kleine Waldelfe.« Es war als hustete der Baum. Nandalee erblickte eine Schlucht in seiner Rinde. Aus ihr quoll Harz und Baumsaft. »Seid Ihr verletzt? Soll ich euch helfen?« Ohne eine Antwort abzuwarten hielt Nandalee ihre Hand auf die Wunde. Sofort durchfuhr ihr der Schmerz. Eine Nebenwirkung, wenn man andere oder sich selbst heilt: Der Schmerz des anderen überträgt sich auf

die eigenen Sinne. Nur so kann die Wunde geheilt werden. Man sagt die mächtigen Alben konnten sogar Tote heilen. Die Eiche brummte und knarzte laut. »Danke«flüsterte er. Ein Ast bewegte sich und eine Eichel fiel in Nandalee Hand. »Sie ist ein Geschenk von mir. Ich stehe in deiner Blutsschuld. Wann immer du mich brauchst, denke an die Eichel, sie wird dir helfen. « Und damit verstummte der Baum. Der Mond wurde von Wolken eingehüllt. Sie war nicht schlauer als vorher. Alles Leben in Albenmark wusste, dass alles zum Ende neigte. Sie musste sich damit abfinden. Albenmark wird sterben. Seufzend lehnte sie sich gegen die

schweigende Eiche. Irgendwas musste sie doch tun können! Ihr Blick streifte den Mond. Hell erleuchtet er den dunklen Wald. Sie dachte an Luthién und ihren Lichtzauber. Luthién war die mächtigste Elfe, die Nandalee kannte. Vielleicht könnte sie ihr weiterhelfen! Langsam stand Nandalee auf und machte sich auf den Weg zum Palast, wo Luthién sich stehts in der Bibliothek aufhielt. Luthién schmunzelte. Irgendwo muss doch dieses Buch sein! Hinter ihr hat sich bereits ein Trollgroßer Haufen Bücher gestapelt. Triumphierend zog Luthién ein Buch aus dem Regel. Sie pustete den Staub weg und fuhr mit ihrer

Hand über den rauen Ledereinband. Sie setzte sich an ihren Pult und schlug das große Buch auf. Runen und fremde Wörter waren hineingeschrieben worden. Bilder von Magiesteinen und Kristallen, die Funken sprühten. Dies muss wahrlich das Buch der Alben gewesen sein! Sie erschufen Licht und Schatten und waren die Kinder der Schöpfermutter. Sie besaßen die mächtigste Magie. Kein Albenkind war je so stark wie eine Albe gewesen. Sie blätterte die vergilbten Seiten um und fand kurz darauf das, was sie suchte: Albentore! Durch diese Tore konnten einst Menschen und Alben die andere Welt besuchen. Doch wurden alle durch einen

hohen Verrat der Menschen geschlossen. Man sagt, sie hätten Dämonen beschworen um das Albenland zu verfluchen. Die Alben versiegelten die Tore und gaben dafür ihr Leben. So steht es in den Legenden geschrieben. In Luthiéns Kapuze regte sich was. Das plüschige Fuchshörnchen lugte neugierig auf das Buch. »Guten Morgen, Chipuk!« lachte Luthién. Sie hatte ihn unter der Feeneiche schlafen sehen und ihn mitgenommen. Er hat sich nicht gewehrt und ist auch nicht geflohen. Seit einigen Tagen jagt er ihr dankbar die Spinnen davon. Das Knarren von Dielen erregte ihre Aufmerksamkeit. »Komm nur rein,

Nandalee.«sprach sie ruhig. Leise öffnete sie die Tür und musste lächeln. Es war offensichtlich, dass die Zauberin sie spüren konnte. Nandalees Blick streifte den Bücherstapel. Es war üblich, dass Luthién Tag um Nacht laß, daher war es kein ungewohnter Anblick. »Meisterin Luthién, als ich durch die Wälder wanderte, sah ich etwas, was es nicht geben sollte. Ein Tor mitten im See! Es liegt circa einen Tagesmarsch von hier entfernt. Als ich es entdeckte, flüsterten mir die Bäume. Albenmark wird untergehen!«die Zauberin klappte das Buch wieder zu und lächelte Nandalee ruhig an. »Ich habe noch viel

mehr gesehen, Nandalee. Dunkle Mächte schreiten durch die Tore. Aber dies nicht gewiss nicht die Menschen schuld. Irgendetwas fremdes durchstreift unser Land. Irgendetwas hat einen mächtigen Magiestein, wie die Alben einst besaßen. Sei dennoch nicht besorgt!« sie schritt auf Nandalee zu. Die Elfe wich ein wenig zurück. Es war nicht Luthiéns Art jemandem sich so zu nähern. Immerzu hielt sie weiten Abstand zu ihren Besuchern. »Das ist ungewohnt, ich weiß. Und mich deinen Gedanken anzueignen ist auch eigentlich nicht meine Art. Aber ich vertraue dir und sehe in dir eine große Kriegerin. In dir lebt auch etwas dunkles, es lebt in uns

allen. Die Kunst liegt darin, dies zu vertreiben. Dein Schicksal hat großes mit dir vor.« sie legte ihre Hand auf Nandalees Schulter. »Was ist mein Schicksal?«in Luthiéns Gesicht lag traurigkeit. »Niemand weiß dein Schicksal. Nicht einmal die Alben wissen es. Und kein Drache.« Verwirrt blinzelte Nandalee die Zauberin an. Was weiß Luthién? Was sieht sie in Nandalee? Aus Luthiéns Kapuze lugte Chipuk und schaute Nandalee mit großen, schwarzen Augen an. Sanft erreichte ihre Hand über das weiche Fell. Das Hörnchen stieß ein leises Krächzen aus. Nandalee lächelte und Chipuk sprang auf ihre Schulter. Zufrieden

knurrte das Hörnchen. »Aber...« Luthién schaute Nandalee an. »Aber?«fragte sie. »Aber was kann ich tun, um nicht tatenlos zusehen zu müssen?«Die Zauberin lehnte ihren Kopf gen' den Himmel und grinste leicht. Das Fenster brach auf. Kalte Nachtluft quetschte sich durch das kleine Zimmer. Bücher sprangen auf und blätterten wirr durch alle Kapitel. Bücher fielen vom Regal. Nandalee spürte die Kraft von Luthiéns Magie und da brach wirbelnd das Zimmer! Gemäuer und Bücher flogen in einem großen Kreis um sie herum. Luthién hob beschwörend ihre Arme und der Wirbel um sie wurde schneller. Sie standen unter freiem Himmel als Luthién

Nandalee in die Augen blickte. Licht entflammte aus ihren Händen und zauberte Lichtblumen in die Luft. Hinter Luthién eröffnete sich ein schwarzes Tor. In allen Farben gleißte der Rand des Tores. Alles wurde schlag artig hell und dann erlosch alles. Vor Nandalee stand ein Tor. Fast wie sie es im Wasser sah, doch dieses war wunderschön. Erschöpft ging Luthién in die Knie. Ihre Halskette fiel ihr vom Hals und fiel auf dem Boden. Der Stein zersprang und sein leuchten verging. Plötzlich erhob Luthién dämonisch ihr Haupt und riss den Mund auf! Nandalee wusste was geschah. Luthiéns Seele hatte ihre Aufgabe gefunden und starb. In ihrem

inneren Auge sah Nandalee das bildhübsche Gesicht der Zauberin und sah danach in das schmerzverzerrte Gesicht der Sterbenden. Ihr Körper glühte wie Flammensteine. Es roch wie nach endendem Regen und dann sprühte ein heller Lichtbogen in den Himmel. Zurück blieben glitzernde Funken und das schwarze Tor. Die Kette lag vor Nandalees Füßen. Sie hob sie auf und wusste sofort: diese Kette wird ihr Leben verändern. Nandalee wusste nur nicht wie. Mögen die Alben auf ihren Weg sie begleiten.

II

Ohne Licht gibt es keinen Schatten.

Ohne Schatten gibt es kein Licht.

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Vor Nandalee glitzerte immer noch das schwarze Tor. Seit Stunden kniet sie vor der Stelle, wo Luthién starb. In ihrer Faust ruhte der zerbrochene Armandin. Leise vibrierte der Stein in ihrer Hand. Das Tor schrumpfte um jede Stunde. Seine Magie entweicht. Jetzt war es gerade so groß, das ein Bergwolf dort hindurch passte. In der nächsten Stunde würde ein Gnom noch geradeso hineinschlüpfen können. Chipuk schlief

auf Nandalees Schoß. Wenn sie wirklich Albenmark retten will, dann muss sie jetzt los! Sie stand auf und musterte den zerstörten Raum. Wenn die Elfenkönigin das sah, würde sie gewiss Nandalees Vorhaben verhindern. Sie schaute in den Wald. Der Weg nach Hause würde etwa eine Stunde dauern. Das Risiko durfte sie nicht eingehen! Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und setzte Chipuk auf ihre Schulter. Dann stieg sie in das Tor. Der letzte Blick auf Albenmark würde sie nie vergessen: grüne Wiesen kämpften um das Licht der aufgehenden Sonne. Wie Feen glitzerte der Tau. Die Berge schützten die Sonne wie eine Rüstung.

Der Himmel schimmerte in gelb. Als Nandalee wieder klar sehen konnte, blickte sie in eine Winterlandschaft. Der Himmel stahlgrau und der Boden schneeweiß. Diese Welt war alles andere als schön und perfekt. Sie war rau und kalt. Die Kälte störte Nandalee nicht. Durch einen Zauber wandelte sie Kälte in etwas warme Luft unter ihrer Kleidung. Sie lief den Pass entlang und erkundete die Landschaft. Sie kannte nichts von alledem und musterte neugierig Tiere und Pflanzen. Ein heruntergebranntes Feuer erregte ihre Aufmerksamkeit: hier war vor kurzer Zeit jemand! Lauschend schlich sie sich durch das nackte

Gestrüpp. Sie hörte Stimmen. Lallend und singend liefen Wanderer mit ihrer kleinen Kutsche den Pass entlang. Leise lief sie neben der Kutsche her. Als die Fremden sie bemerkten, öffneten sie sich ihr und erkundeten sich freundlich ob sie was brauche und wer sie ist. »Su bist ein hübsches Ding..«lallte der Kutschführer und grinste ihr Gesicht. Er bot ihr an, neben ihn auf der Kutsche zu sitzen.»Vielen Dank, ich laufe lieber.«schmunzelnd blickte er auf sie herab. In diesem Moment lugte Chipuk aus der Kapuze und bleckte seine Zähne. Ein Mann der neben der Kutsche lief und sich als Iodred vorgestellt hat, kam neben sie. »Sag mal, frierst du nicht?«

Nandalee schaute in sein bärtiges Gesicht und in seine dreckigen Braunen Augen. Er musterte ihr Gesicht bis ins Detail. »Nein, ich bin kältere Temperaturen gewöhnt.« sie schaute in die Berge. Aus den Blickwinkeln sah sie, wie Iodred sich drehte und spürte kurz darauf einen starken Luft stoß. Als sie herumfuhr, steckte sein Schwert in einem Baum, vor dem Nandalee gerade eben stand. Wütend riss er die Klinge aus dem Stamm und schaute gierig auf sie. »Dreckiger Elfenbrut ist nie kalt! Wenn dir dein Leben lieb ist, dann wehre dich oder stirb!« Iodred lief brüllend auf Nandalee zu und schwang sein Schwert. »Halt dich gut fest Chipuk!«flüsterte sie

und sprang gerade hoch. Einen Centimeter trennten ihre Füße über der Klinge. Elegant überschlug sie sich und landete vor der Kutsche. Alle anderen haben ebenfalls ihre Waffen gezogen. Ein Bogenschütze und 3 Schwertkämpfer waren ihre Feinde. Es waren keine Wanderer, es waren Plünderer! Sie lief auf die Kutsche zu. Ein Schwerthieb zerbrach das Holz. Nandalee rollte sich auf dem Boden ab. Ein Schwert sank neben ihr in den eisigen Boden. Pfeile sirrten durch die Luft, aber Nandalee wich jedem aus. Eine Klinge streifte ihre Wange und hinterließ eine brennende Wunde. Sie duckte sich unter dem nächsten Hieb und sprang zur Seite. 4

Gegner waren zu viel für sie! Sie hob ein Holzstück auf und versuchte Schwertschläge zur Seite zu lenken. Sie riss einen Pfeil aus dem Boden und genau im Richtigen Moment stach sie ihn in den Bauch eines Schwertkämpfers. Sie riss ihm sein Schwert aus der Hand und schlug mit einem gezielten Schlag den Arm des Bogenschützen ab. Das Schwert versenkte sich in der Brust des Menschen und seine Schreie erloschen. Sie hob den Bogen auf und legte einen Pfeil an und schoss Iodred unter die Rippen. Er sank in sich zusammen und starrte mit leeren Blick auf seine Wunde. Sie legte einen weiteren Pfeil an und schoss dem auf sie zu stürmenden Kämpfer einen Pfeil ins

Auge. Geräuschlos sank sein Körper in den Schnee. Schnaubend erhob sie sich und blickte auf die toten Männer herab. Chipuk kletterte aus seinem Versteck in der Kapuze und leckte Nandalees Wunde. Nandalee war es heiß. Sie schwitze am ganzen Körper und stöhnte leise auf. Sie legte ihre Hand auf ihre Wange und heilte sie. Leise fluchte sie.»Dreckige Menschen.« Nachdem sie die Tasche geschultert hat, stieg sie auf das weiße Pferd und ritt los. Sie hatte sich aus den geplünderten Sachen eine Tasche mit Vorräten, ein Schwert, Pfeile und Bogen und neue Kleider raus gesucht. Das Pferd hatte sie

gesattelt und mit Satteltaschen bestückt. Die Leichen hatte sie einfach liegen gelassen. Sollen sie in der Hölle schmoren!, dachte sie. Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt eine Stunde bis zum Ende des Passes. Vor ihrem inneren Auge sah sie die Kampfszenen und das Blut um die Leichen. Sie war sich sicher, dass sie nie wieder töten will! Am Ende des Weges, konnte sie ein Dorf sehen. Es war üppig und hatte nichts Besonderes an sich. Die Häuser waren hässlig und die Mauer nur aus Not gebaut. Die Menschen konnte man einfach nicht mit den Elfen vergleichen! Der Wind zerrte an ihre weißen Haare. Sie leuchteten neben Schnee silbernd.

Die Zügel hielt sie fest in der Hand. Langsam bewegte sie sich auf das Dorf zu. In dem Dorf herrschte wildes Treiben. Überall priesen Verkäufer ihre Waren an, Kinder spielten laut auf dem Hof, Hunde bellten die Fremde an und mal sah sie ein Ehepaar streiten. Ein alter Herr kauerte an einer Hauswand und nuschelte leise vor sich hin. Sie stieg vom Pferd und bückte sich vor ihm. »Alter Mann, könntet ihr mir eine Minute schenken?«Der Mann blickte sie mit großen schwarzen Augen an. Er nickte unmerklich kurz auf. »Habt Ihr vielleicht irgendwo etwas seltsames erblickt?

Etwas wie ein schwarzes Loch in der Luft?«der Mann blickte sie mit leeren Augen an. »Seid Ihr-seid Ihr ein Kind der Elfen? Kann ich euch vertrauen?«er blickte in Nandalees Gesicht.»Gewiss, Sil'riel selbst hat mich hierher geschickt. Ich solle das Loch wieder zu nähen.« Der Alte starrte sie an, als würde er eine Herzattacke erleiden. Dann nickte er heftig. »Das Fjordland! Das Fjordland! Es sei überflutet und ein Loch spuckt Wasser. Kein Leben soll es mehr im Fjordland geben!«dann schrie er und hob schützend die Arme vor sein Gesicht.»Aber die Dämonen...! Sie kommen!!« Der Greis zitterte und wimmerte. Sie beschloss, es dabei zu

lassen und fasste die Zügel und lief über den Marktplatz. Die Einwohner schenkten ihr keine Beachtung und taten ihre Arbeit. Das Fjordland. Sie hatte noch nie davon gehört. Aber wenn es war ist, dass dort ein Loch in der Luft ist, dass Wasser speiht, dann ist es das Portal, welches sie im Wasser sah. Sie müsste nur nordwestlich reiten und wäre morgen schon da! Sie schritt aus dem Tor und orientierte sich an der Sonne. Morgen würde sie einen Schritt weiter sein! Sie blickte noch einmal zum Dorf zurück und lief los.

III

 

Wer sich selbst nicht erkennt, wird blind in die Welt gesetzt. _________________________________ Seit einer Stunde ritt Nandalee auf ihrer weißen Stute Richtung Nord-Westen. Die Landschaft hat sich seit der Abreise nicht verändert: graue Wiesen, grauer Himmel. Nur einzelne Bäume standen in der Gegend. Nandalees Stute schnaubte und stampfte auf. Irgendetwas ist komisch! Sie stieg vom Pferd und band es an einen nahe gelegenen Baum. Sie schritt in die kleine Ansammlung von Bäumen und

stierte angestrengt durch die Gegend. Da! Sie hielt den Atem an. Ein Schatten tauchte für einen Lidschlag circa 5 Schritt vor ihr auf! Sie wartete noch einen Moment und als sich nichts regte, schritt sie auf die Stelle zu, wo Nandalee den Schatten sah. Nicht! Keine Spur, kein Geruch. Rein gar nichts! Das Kreischen ihrer Stute erregte ihre Aufmerksamkeit. Als sie an dem Baum ankam, sah sie wie ein weißer Schemen den Horizont entgegen galoppierte. »Verdammt nochmal! Bei allen Geistern, wieso geschieht das jetzt?!«sie stampfte mit dem Fuß auf. Sie war so nah dran! Und jetzt trennte sie einen halben Tagesmarsch bist zum Fjordland.

Seufzend zupfte sie an ihren Mantel und lief los. Sie orientierte sich an der Sonne und atmete ein. [Währenddessen in Albenmark] »Was?!«,rief Sil'riel durch den Saal. Sie erhob sich vom Thron. Eine Haarsträhne fiel aus ihrem Zopf in die Stirn. Man merkte ihre Anspannung.»In ihrem Haus ist niemand. Und von Luthién fehlt jede Spur. Ich schicke die Wa-« »Still!«unterbrach sie ihren Offizier. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Erst öffnen sich Tore, dann sah sie im Traum Luthién und dann verschwand Nandalee! Sie wusste, sie hätte sie an Ort und

Stelle töten sollen als sie die Chance hatte! Dieses Mischblut! Diese verschmutzte Elfe! Sie sie nicht finden! Sie darf ihn nicht finden! Sie wird Sil'riels Plan zu nichte machen! Die Königin ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie atmete aus und beruhigte sich. Dann setzte sie sich wieder und erhob ihre Stimme: »Schickt die Jagd durch das Tor. Sucht und tötet. Keine Gefangenen. Alle töten!«schrie sie. Offizier Yvan verbeugte sich und schritt davon. Die Königin blickte aus der gläsernen Kuppel. »Oh ihr Alben! Was verlangt ihr noch?« Yvan stürmte in die Kaserne. Keiner

nahm von ihm Notiz. Alle aßen und lauschten der Musik. »Elfen!«durchdrang Yvans Stimme die Musik. Alle starrten ihn gebannt an. »Ich bringe einen Befehl der Königin. Sie wünscht einen Toten. Keine Gefangenen. Sie verlangt unsere Hemden mit Blut zu verschmieren!«alle schwiegen. »Sie weiss, welches Risiko dies ist. Wenn wir gehen könnte nicht nur des Feindes Blut an uns kleben. Männer«fuhr er fort»macht euch bereit zur Elfenjagd!«schrie er. Ein Brüllen drang jedem aus der Kehle. Sie waren bereit. Bereit zu sterben. Als Nandalee den Rand der Wälder sah,

ging sie erschöpft in die Knie. Endlich! Sie hatte etwas länger als einen halben Tag gebraucht, aber sie war da! Sie fand einen Pfad, der in den Wald hinein führte. Jetzt musste sie nur noch das Tor finden! Die Wälder waren grau und nass. Überall surrten dicke Insekten. Von Wild keine Spur. Sümpfe und Moore durchzogen die Wälder, die Nandalee weiträumig umging. Die Sonne ging unter und färbte den ohnehin schon dunklen Wald schwarz. Leben erweckte den Wald. Grillen surrten, eine Eule krächzte und Schlamm blubberte. Nandalee stieg auf einen Baum und band sich mit einem Strick fest. Kurz nachdem sie ihre Augen Schloss, fiel sie in

Trance. Das letzte Geräusch was sie vernahm war ein Rascheln in einem Strauch. Nandalee schlug ihre Augen auf. Sie schaute in die großen Augen von Chipuk, der sorgfältig ihr Gesicht sauber leckte. Nandalee musste grinsen und erreichte dem Fuchshörnchen über das Fell. Chipuk stieß einen wohlwollenden Ton von sich und rollte sich auf ihren Schoß zusammen. Nandalee döste noch etwas und fing die Wärme der Sonne auf. Als die Sonne schräg am Himmel stand, kletterte sie vom Baum und schulterte alles behutsam. Sie lief mal neben und mal auf dem Pfad, wenn er begehbar war.

Erst jetzt fielen Nandalee die Wolfsspuren auf. Fast winzig erscheinende Pfoten abdrücke im Gegensatz zu den Schneetigern. Ihre Pfoten sind größer als ihr eigener Kopf! Ein Knurren ließ Nandalee aus den Gedanken fahren. Hastig zog sie ihr Schwert und stellte sich in Kampfstellung. Ein erneutes Knurren hallt zu ihren Ohren. Sie drehte ihr Schwert und lockerte ihre Schultern. Als Chipuk aus der Kapuze lugte, stand sie kurz davor, sich selbst eine Ohrfeige zu geben. Sie hat das Grummeln ihres Magens als feindliches Knurren interpretiert! Wenn das so weiter geht, kann sie bald keine Gefahren mehr

wahrnehmen! Nandalee schaute sich um. In dieser Einöde etwas Essbares zu finden wird schwierig werden!

IV

Ein Schritt ist mehr als nur der Anfang eines Gangs, Ein Schritt ist der Anfang eines Lebens! __________________________________ Nach langem Suchen fand Nandalee essbare Beeren und Wurzeln, die sie über Feuer kochte. Die Sonne war schon unter gegangen, also beschloss sie sich ein Nachtlager zu suchen. Chipuk und Nandalee saßen unter einer niedrigen Tanne und vor ihr im Matsch fluchte ihr Feuer. Nandalee tastete mit ihrem Dolch nach der Wurzel. Die Wurzel war gar und Nandalee freute sich darüber. Sie gab zu,

dass sie nicht der Freund von harten Wurzeln und massen an bitteren Beeren war, aber wenigstens hatten sie etwas zu Essen! Sie biss von der heißen Knolle ab und starrte in den Nachthimmel. Chipuk amüsierte sich an den Beeren und Würmern, die er an der Oberfläche hat rum kriechen sehen. Hier sehen die Sterne fast so aus wie in Albenmark. Nur spiegelverkehrt!, dachte sich Nandalee. Sie erkannte jedes Sternenbild: der Taure, die Jungfrau, der Zentaur. Alle! Chipuk war schon wieder eingeschlafen auf ihren Schoß. Vielleicht könnte sie sich an die Menschenwelt gewöhnen, dachte sie und schloss ihre

Augen. Xas'hir trampelte aufgeregt. Er spürte Zauber! Elfischen Zauber! Seine kleinen Hufen gruben sich in den Schlamm. Nur ganz schwach spürte er es, aber er war in der Nähe! »Endlich!«flüsterte der verirrte Faun. Er ist beim Tauchen durch den See in diese Welt gelangt und irrt seit Wochen durch den Wald und sucht einen Weg nach Hause. Der Regen seit seiner Ankunft hat den Boden unnatürlich aufgeweicht. Ein Wunder, dass die Bäume noch stehen!, dachte Xas'hir. Er wusste, dass in diesen Wald etwas nicht stimmte. Alle Tiere sind geflohen

oder verendet. Aber jeden Tag entdeckte er frische Wolfspuren. Der Faun versuchte so gut wie möglich sich vor den Wildhunden zu verstecken und bisher hatte er immer Glück gehabt. In der Ferne sag er etwas aufblitzen. Er hielt den Atem für einige Sekunden an. »Feuer!«nuschelte Xas'hir. Seine Augen weiteten sich und seine Beine flitzten zum Licht. Endlich! Endlich hatte er eine Chance! Nandalee öffnete die Augen. Sie hat etwas rascheln gehört! Ein Tropfen fiel ihr auf die Nase. »Regen?«fragte sie Chipuk, der verschlafen seine Augen öffnete. Nein, kein Regen! Da war etwas!

Vor ihr im Gestrüpp! Sie tat als würde sie schlafen, dann hätte sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite! Sie legte die Hand auf das Schwert neben ihr. Kalt schmiegte sich der Griff in ihre Hand. Ein leises Platschen kündigte den Gegner an. Er war vielleicht nur noch wenige Schritt von Nandalee entfernt. Jetzt!, dachte sie und sprang auf. Ihr Schwert schnellte vor. Verdutzt starrte die Elfe auf ihr Gegenüber. Ein Faun? »E-Es tut m-mir leid...«flüsterte er. Sie ließ ihre Waffe sinken und starrte ihn grimmig an.»Wer bist du?«ihre Stimme klang heiser. »I-Ich bin«er räusperte sich.»Ich bin Xas'hir. Ich bin durch einen

Zufall hier her gelangt. Ich wollte Euch nicht erschrecken, verzeiht!«Xas'hir verbeugte sich. Nandalee zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin Nandalee. Nett dich kennenzulernen. Da hast du Glück gehabt, dass ich dir nicht gleich den Kopf abgehackt habe.«sie legte ihr Schwert zurück auf den Boden und setzte sich auf das selbstgemachte Moosbett. Sie deutete auf den Platz neben ihr und der Faun setzte sich neben sie. Er war noch relativ jung, vielleicht 17. Seine Hörner waren noch nicht ganz ausgereift und sein Oberkörper hatte noch etwas kindliches. Er war überall mit Dreck und Lehm verkrustet. Wie lange er wohl schon hier rumgeisterte?, fragte sie sich.

Chipuk kroch müde auf Nandalees Schoß. Dass sie aufspringt, hätte das Fuchshörnchen nicht erwartet. Zum Glück konnte er recht zeitig den Sturz abfedern. Als sie ihre Hand auf ihn legt, durchflutete sofort Wärme seinen Körper. Sie hat so ein gutes Herz, dachte der Kleine und schlief ein. »Nandalee, sag mal: wie bist DU eigentlich hierher gekommen?«fragte Xas'hir und blickte abwesend ins Feuer.»Ich hab das Tor gefunden, durch das du verschwandest. Luthién hat mich hierher geschickt. Jetzt bin ich hier. Ich spüre keinen unterschied mehr zu Wärme und Kälte. Ich bin leer...«antwortete die Elfe.»Wohin wirst du gehen ?« »Ich weiß

es nicht Xas'hir, ich weiß es nicht.« Kalte Sonnenstrahlen weckten Nandalee aus ihrem Schlaf. Chipuk war schon lange auf und suchte eifrig nach Käfern. Xas'hir lag nicht auf seinen Platz. Wo war er? »Xas'hir? XAS'HIR!!!« sie drehte sich in alle Richtungen. »Xas???« »Ja?«der Faun kam mit einigen Beeren und Wurzeln aus dem Dickicht. Nandalee atmete erleichtert aus. Xas'hir legte die Fundstücke auf das Moosbett und pustete in das glimmende Holz. Nach einiger Zeit flimmerte ein Feuer auf. Der Faun hob die Hände vor dem wärmenden Feuer. Dann steckte er die Wurzeln an

einen Stock und steckte die Stöcke über das Feuer in den Boden. Ein leises Knistern kam von der Feuerstelle. Nandalee setzte sich neben Xas'hir und nahm dankend eine Beere, die er ihr anbot. Sie schmeckten süßlich und im Gegensatz zu denen sie sie letztens gefunden hatte. Ihr schmeckten die Beeren sogar sehr gut. Er hob einen Stock aus der Erde und reichte ihn der Elfe. Vorsichtig biss sie ab. Es schmeckte würzig und süß zugleich. Es brannte auf ihrer Zunge, aber es wärmte sie.

V

 

Leben sei dem gewährt, der weiß was sterben heißt. __________________________________ Nandalee und Xas'hir waren schon seit einer halben Stunde unterwegs. Die Sonne war kühl und der Boden wurde immer matschiger. Die zwei Albenkinder waren in Richtung Berge. Vielleicht fänden sie dort ein Dorf. »Nandalee?« der Faun blieb stehen. Fragend schaute sie ihn an. »Ja?« »Ich habe noch nie eine

Elfe wie dich kennengelernt. Du bist anders. Anders als Sil'riel und die anderen Hof Elfen...«verlegen schaute der Faun weg. Was meint er?, fragte sich Nandalee. Xas'hir lief eilig weiter. »Vielleicht schaffen wir es heute noch zum Bergkamm.«nuschelte er ohne sie anzuschauen. Nandalee ging ihm zügig hinterher. Sie blickte auf die Bergkette. Er hatte Recht: sie könnten es bis Sonnenaufgang dorthin schaffen! Sie wurde aus den Gedanken gerissen als sie Nässe in ihrem Schuh spürte. Sie stand knöcheltief im Schlamm. Seufzend hob sie die Beine aus dem schmatzendem Dreck. Ihre Schuhe waren komplett nass und kalt. Wenn sie bald keine trockenen

Schuhe hat, läuft sie Gefahr krank zu werden. Das kann sie sich nicht leisten! Als sie auf etwas härterem Boden stand, begann sie ihre Schuhe auf zu schnüren. Sorgfältig stellte sie die Schuhe hin und lief barfuß weiter. Der kalte Schlamm fühlte sich unter den nackten Sohlen wunderbar an. Wären da keine Steine, Wurzeln und Ähnliches im Dreck. Als junge Elfe war sie immer ohne Schuhe durch den Wald gelaufen. Aber das hier war anders. Es war kein Sommertag mit frischem Wind. Und keine Vögel zwitscherten. Hier war gar nichts. Nur toter Wald. Kein Hauch von

Magie. Erschöpft standen Nandalee und Xas'hir vor der Bergkette. Sie hatten es geschafft! »Xas'hir! Sieh dort!« die Elfe deutete mit dem Finger in den Horizont. Doch sosehr er sich auch bemühte; er fand einfach nichts! Nandalees Augen strahlten. Sie sah Lichter etwa 2 Tagesmärsche entfernt. Es musste eine Stadt sein! Freudig tanzte sie auf und ab. Sie haben den richtigen Weg eingeschlagen. Immer dachte sie, sie würden verkehrt laufen, aber ihr Gefühl brachte sie hinaus! Sie zog die kühle Luft ein. Herrlich! Hier roch es nach Gestein und leichter Gicht. Der modrige

Geruch entkam aus ihrer Nase. Sie ließ sich auf das nasse Gras fallen und legte die Arme hinter dem Kopf. »Die Menschenwelt ist scheußlich!«fluchte der Faun.»Aber der Himmel ist derselbe.«flüsterte Nandalee. Sie erkannte jedes Sternenbild. Luthién hatte sie ihr gelehrt. Luthién. Nandalees Hand umhüllte den Armandin, den sie um den Hals trug. Er leuchtete schwach in ihrer Hand und versprühte eine wohlwollende Wärme. Für einen kurzen Moment Schloss sie die Augen und war schon eingeschlafen. [Währenddessen in Albenmark]

Als die Sonne in den Bergen lag, machte sich die Elfenjagd bereit. Zwei Bogenschützen und drei Klingen begleiteten Yvan. Ihre Rösser schnaubten nervös. Alles war bereit. Alles war bereit einen Elfenkopf vor dem Thron zu schmeißen. Langsam stiegen die Elfen auf ihre Pferde. Gefährlich klirrten ihre Waffen aus Stahl und Holz. Jeder wusste bereits von der Gefahr in der anderen Welt, doch sie ließen sich keine Angst anmerken. Ein Krieger darf keine Angst haben! Als die Königin schließlich ankam, setzte sich Yvan auf seine Stute.

Anmutig schritt die Königin auf ihn zu. Ihr blauschimmerndes Kleid glänzte im letzten Sonnenlicht. Ihre Krone schmückte ihren Kopf. Eine Kette hing ihr in die Stirn. Die Haare waren zu einem Flechtdutt gesteckt. Sie sah wunderschön aus. Aber tief im Inneren der Elfe lauerte eine Macht. Sie ist die mächtigste Elfe in Alvemere, die erste noch lebende Tochter der Alben. Keiner würde es wagen sich mit ihr anzulegen. Törichte Nandalee!, dachte Yvan. Der einzige ihrer Familie der was taugt war ihr Bruder! Alle waren gierig nach Freiheit und ein Leben ohne nach dem Ziel zu suchen. Wie naiv!

»Ritter!«sagte die Königin. Alle nahmen die Zügel in die Hand.»Mögen die Alben euch auf eurem Weg begleiten!« Die Elfen gaben ihren Pferden die Sporen und ritten los. Vor ihnen rauchte aus dem Nichts ein Tor ins Schwarze auf. Keiner ritt langsamer, nein, alle preschten auf die Leere zu! Noch ein Atemzug und dann ritt der Letzte hindurch. Für einen Augenblick wurde alles schwarz. Kaltes Licht strahlte ihnen ins Gesicht. Dunkle Tannwälder bedeckten das Land vor ihnen. Unter ihnen knirschte der Schnee. Überall um sie herum waren Berge und Wälder. Und Schnee. Die

Wildnis war endlos. Wo sollten sie anfangen? Yvan hatte eine Idee! »Eldariel!« Ein junger Elf mit Schwert ritt zu Yvan.»Ja, Großmeister?« »Nutze deinen Suchzauber und suche nach der nächstgelegenen Magiequelle.« der hellblonde Elf nickte und begann sich zu konzentrieren. Seine hellblauen Augen durchstreiften die Landschaft und blieb an etwas hängen. »Nord-westlich spüre ich was. Es ist kaum wahrnehmbar, aber da ist etwas!« Yvan nickte und nahm dir Zügel in die Hand. Jetzt gab es kein zurück mehr. Lauf kleine Elfe, lauf ruhig!, dachte er und grinste fies. Keiner kann ihm entkommen. Selbst eine Albe nicht!

VI

Selbst die schönste Blume kann welken. __________________________________


»Nandalee! Wach schnell auf!«zischte Xas'hir. Gähnend richtete sie sich auf. Der Faun blickte gebannt in den Wald.»Da ist was!«flüsterte er. Chipuk machte fauchend einen Buckel und blickte in dieselbe Richtung. Langsam stand Nandalee auf und schnappte sich ihren Bogen. Sie setzte einen Pfeil auf die Sehne und zielte ins Schwarze. Ihre Augen fokussierten sich auf einen kleinen Lichtpunkt im Gestrüpp. Sie zog

den Pfeil bis zu ihrem Ohr und schoss. Ein lautes Quicken tönte auf und sofort hechtete ein Eber auf sie zu. Aber was für ein Eber! Mindestens doppelt so groß wie sie selbst und bestückt mit weiß blitzenden Hauern! »Lauf!« schrie sie und rannte los. Chipuk hatte sich wieder in ihrer Kapuze versteckt. Nandalee steckte den Bogen über die Schulter und zog sicherheitshalber ihr Schwert. Das konnten sie vergessen, der Eber wird sie einholen! Dann blieb sie stehen und hievte ihr Schwert in einem Halbkreis um sich herum und erwischte das Auge des Untiers. Sauber glitt die Waffe durch das Auge und kam auf der anderen Seite wieder raus. Der Eber quietschte laut auf

und rannte weiter. Er drehte und rannte wieder auf Nandalee zu. Wie kann das möglich sein?, fragte sie sich. Aber sie hatte keine Zeit zum Nachdenken und zog ihren unterarm langen Dolch und versuchte auf ihn einzustechen. Der Eber rammte sie. Sie merkte den Druck in ihrer Magengrube und krümmte sich vor Schmerz. Ihr Atem ging stoßweise. Ein zweiter Ruck ließ sie die Luft anhalten. Ihre Hand glitt zum Schwert und hielt es fest. Der Eber schüttelte sich und Nandalee flog von seinem Gesicht. Sie stürzte hart auf Stein und machte sich auf den Endschlag bereit. Bilder flimmerten vor ihrem inneren Auge. Das war das letzte was sie sehen

würde. Nach einigen Sekunden öffnete sie ihre Augen und traute ihnen nicht. Statt dem tötenden Schlag des Ebers, kippte der Eber seitwärts um und blieb liegen. Vor Nandalee lag das Schwert. Aus den Augen des Ebers quoll dreckiges Blut, dass sein Fleisch von den Knochen nagte. Beißender Gestank lag in der Luft. Xas'hir hatte Chipuk im Arm und starrte mit geschockten Augen auf die Szenerie. Nandalee stand auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. Überall an ihrer Kleidung hing Blut. Ob es ihres war oder nicht konnte sie nicht entziffern. Sie ließ das Schwert wieder in die

Lederscheide gleiten und nahm den Bogen ab. Er hatte ihr gefährlich ins Fleisch geschnitten. Eine tiefe Schnittwunde gähnte an ihrem Hals. Sie schloss die Augen und legte ihre Hand auf die Wunde. Sie spürte kaum einen Schmerz. Xas'hir blickte gebannt wie sich die Wunde schloss. Sie warf den zerbrochenen Bogen zum Eber, welcher nur noch ein halbes Skelett war, und lief weiter. Langsam folgte ihr der Faun. Chipuk sprang auf seinen Stammplatz und leckte das Blut von ihrem Hals. Xas'hir hatte sowas noch nie in seinen Leben gesehen: eine Elfe gegen einen Dämon! Dieses Tier konnte keine Geburt der Alben sein, es musste ein Kind der

Schatten sein! Er fühlte sich schlecht. Er hätte Nandalee helfen sollen... An ihrem ganzen Körper klebte Blut. Und es war IHR Blut. Das wusste er. Aber sie ist mächtig!, dachte er. Sie hatte eine tödliche Wunde geheilt. Einfach so! Vielleicht war das die Macht der Elfen. Sie waren bekannt dafür, zaubern zu können. Xas'hir schüttelte den Kopf. Unglaublich., dachte er. [Währenddessen auf dem Gipfel des Idrath-Gebirge] Ihre Füße hinterließen im Schnee keine Spuren. Das war normal. Sie war schließlich rundum von Magie umgeben.

Immer wieder starrte sie in die Eiszapfen. Von hier aus konnte sie ihre Kinder beobachten. Sie seufzte.»Ach, Lindual. Wieso ist dein Schicksal so ungenießbar?«sie berührte den Eiszapfen, der sofort schmolz. Sie ließ sich auf den Eisthron nieder. Wieso ging alles schief? Sie hatte alles so gut durchdacht! Das Stampfen von Raikâ ließ sie hochfahren. Ihre Hand glitt über das weiche Fell des Bergtigers. Seelenruhig lächelte sie den Tiger an. Sofort legte er sich neben ihr. Der Anblick dieser Kreaturen war mächtig. Das weiße Haar wehte im Wind. Ihre Mintgrünen Augen durchkämmten den Schneesturm. Königlich saß sie auf ihrem Eisthron und neben ihr kauerte ein

mächtiger Bergtiger in weiß mit eisblauen Streifen. Adenêya. Es war schon spät als Nandalee in sich zusammensackte. Sie hatte wohl einige Rippen gebrochen. Nachdem sie ihr Bewusstsein verlor, versuchte der Faun sie auf dem Rücken zu tragen. Erstaunlicherweise war sie viel leichter als geplant, aber dennoch musste er viel Pause machen. Als er schließlich eine Hütte entdeckte, freute er sich insgeheim, sie endlich runterlassen zu können. Leise klopfte er an die Tür. Er hörte

Flüche und Schreie. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Graue Augen lugten durch die Öffnung. »Jaaa?«sagte er lang gezogen.»Verzeiht, meine Gefährtin ist verletzt und wir suchen einen Ort um die Nacht zu überstehen.«Der Mann grinste und deutete mit dem Finger auf die Elfe.»Hübsch die Kleine.«kicherte er und öffnete die Tür ganz. Er zeigte ihm das Strohbett in einer Ecke. »Leg sie dort hin. Ich werde sie gleich untersuchen.«lachte der Alte. Xas'hir sah sich um. Überall hingen Glücksbringer und etliche Kräuter. In der Mitte des Raums standen drei Kerzen in Dreiecksform und mitten drin ein Kohlkopf. Es roch nach verbranntem

Holz und heißer Luft. Der Alte kam zurück und stellte eine in den Augen brennende Flüssigkeit in einer Schale hin. Dann bückte er sich und fing an, Xas'hirs Beine anzufassen. Empört schritt der Faun zurück. »Man trifft selten Faun in dieser Gegend. Isst man euch in Alvemere?« der Faun hielt den Atem an. Was sagt er da? Lachend wandte er sich an Nandalee. Er verband ihre Wunden an Arm und Fuss. Als er sich die gebrochene Rippe ansehen wollte, stockte er. Fragend sah Xas'hir ihn an.»Nein, das darf ich nicht! Sie ist eine junge Dame und ich bin ein alter kratziger Mann!«»Was meinst du?«fragte der Faun etwas panisch.»Ich muss

eigentlich ihr Oberteil ausziehen!« Der Alte kicherte. Es war kein gieriges Kichern, eher ein fröhliches. Dann sah er Chipuk an. »Na, wer bist denn du?«der Mann hielt ihm seine Hand entgegen. Schnell verschwand Chipuk wieder. »Wir müssen die Götter bitten, damit sie voll ständig geheilt werden kann!« sagte er und stand auf. Er schnappte sich seinen Bogen und verließ die Hütte. Komisch der Alte!, dachte Xas'hir.

VII

 

Wenn wir das Licht brachten, dann brachtet ihr die Schatten. __________________________________ Ein silberhaariger junger Mann lag vor ihren Füßen. Er bettelte um Gnade um ein Mädchen, welches blutend am Boden lag. Er tat ihr leid und wollte Gnade walten. Doch ihr Körper tat was anderes. Sie schüttelte den Kopf. Er entschuldigte sich und nahm das elfische Wort »tsû tánviål« in den Mund. Es klang so dreckig und falsch in seinem Mund. Plötzlich knallte es. In seinem Gesicht

hing ihre Hand. Aber anstatt sich zu wehren, blickte er in die Richtung in die der Aufprall den Kopf riss und starrte ungläubig die Person daneben an. Das Bild verriss. Neue Szene. Der junge hielt in seiner Hand ein Herz. Es war SEIN Herz. Geschockt blickte sie auf ihn herab. In seinem Herz glänzte ein schwarzer Dorn. Der Junge schrie. Neues Bild. Ein kleiner schwarzhaariger Junge sitzt im Wald in einer Bärenhöhle. Er weinte. Dann sah sie schwarze Wölfe. Sie hechteten auf ihn zu! Einer der Wölfe setzte zum Sprung an und... Adenêya riss die Augen auf. Verwirrt blickte sie sich um. Der Bergtiger kauerte neben dem Thron und stieß ein

fragendes Knurren aus. Sie legte ihre Hand auf Raikâs Schnauze. Sofort legte der Tiger den Kopf wieder auf die Vorderpfoten. Benommen stand Adenêya auf und blickte in ihre Eiskristalle. Alles schien normal zu sein. Plötzlich wurde jeder Kristall für einen Augenblick schwarz. Erschrocken drehte sie sich und schaute auf den Nächstbesten. Sie erblickte das weiß-blonde Mädchen. Sie lag auf einem einfachen Strohbett und ihr Atem ging flach. Schützend hob sie die Hand um den Kristall.»tsû tánviål.«sprach sie. Es bedeutet »Befreie sie.«. Das Mädchen riss kurz ihre Augen auf und ihr Brustkorb hob sich ruckartig, als würde sie seit langem wieder atmen.

Lächelnd wandte sich Schönheit ab. Sie schritt zum Abgrund und blickte hinab und hob beschwörend ihre Arme. Dann lachte sie der Sonne entgegen. Funkelnd der Schnee fiel auf ihre Nase. Was für eine Macht! [Währenddessen bei der Elfenjagd] Sie waren ein gutes Stück voran gekommen. Ihre Pferde ritten mit dem Wind und der Magiequelle kamen sie immer näher. Bald!, dachte Yvan. Er freute sich insgeheim über den Auftrag. Lange durfte er keinen mehr töten. Und eine Elfe durfte er noch nie töten. Wird

sicher spaßig!, lachte er in sich hinein. »Eldariel!«der Elf ritt neben Yvans Seite. »Nur noch einen fünf Tagesmärsche. Wir sind nah dran!«zufrieden blickte er zum Horizont. Nah dran, wiederholte er in seinem Inneren. Eldariel ließ sich ein kleines Stück zurückfallen. »Willst du sie wirklich umbringen?«flüsterte ein sehr junger Elf neben Eldariel. »Nadem.«sagte er daraufhin. Der Elf namens Nadem ritt neben ihn. Fragend schaute er Eldariel an. Dieser nickte »Für meinen Vater.«fügte er hinzu. Nadem schüttelte den Kopf. Er kannte ihn nicht, aber von seinem Vorhaben hatte jeder bewusst. Er

wollte Nandalees Blut auf seiner Klinge. Nicht nur wegen der Königen, nein, auch um seines Vaters Willen. »Du verstehst es nicht, du bist zu jung.«Nadem schaute ihn entgeistert an. Zu jung? Er war vielleicht 50 Jahre jünger, mehr auch nicht! Eldariel gab seiner Stute die Sporen, doch Nadem ließ sich nicht abschütteln. »Es ist eine Ehre!«schrie Eldariel gegen den Wind. »Ehre? Was ist das für eine Ehre ein Mädchen zu töten, mit dem man aufwächst!«fuhr Nadem ihn an. »Es ist eine Elfe! Eine einfache Elfe! Du kennst sie nicht und du kennst mich nicht, also misch dich nicht in mein Leben ein!«konterte Eldariel. Verdutzt ließ Nadem seinen Hengst langsamer

laufen. »Es ist deine Elfe, Eldariel«flüsterte der junge Elf. Eldariel war wieder vorne bei Yvan angekommen. Sie sprachen kein Wort miteinander bis die Sonne tief unten lag. »Wir sollten hier Rast machen. Die Pferde sind erschöpft.«Eldariel drehte sich um und wiederholte Yvans Worte noch einmal laut. Sie stiegen von den Pferden und banden sie an den Bäumen fest. Einige suchten Holz zusammen, einer baute einen kleinen Unterschlupf und die Bogenschützen gingen jagen. Nach etwa. Einer Stunde kamen die zwei mit einem Kaninchen zurück. »Das einzige was gelebt hat in diesem Wald.«sagte Finya ohne jemand

Bestimmtes anzuschauen. Sie schmiss das Tote Vieh vor Ulandhil, welche sofort begann das Tier aufzuschneiden und die Gedärme entfernte. Wortlos setzten sich die zwei Bogenschützen ans Feuer. Sie aßen ihr Kaninchen und wollten sich ebenfalls zur Ruh legen. Abwechselnd wurde wache gehalten. Am nächsten Morgen ritten sie weiter. Dies wiederholte sich fast jede Nacht. Als Finya und Dylan diesmal ohne Beute wieder heimkehrten, herrschte eine Unruhe im Wald. Zwar gab es hier kein einziges Lebewesen, dennoch war hier etwas Ungewöhnliches. Immer wieder sahen sie Schatten durch das Geäst streifen. Erst hielten sie es für Geäst,

dass im Mondlicht vom Wind umher geworfen wurde, doch als ein leises Knurren aus einer Richtung erschien, wurden sie nervös. Das Feuer war schon lange herunter gebrannt als sie angegriffen wurden. Dylan hatte Wache gehalten. Als er eine Gestalt auf sich zugehen sah, zog er seinen Bogen an und sprach:»Du hast keine Chance! Bleib zurück oder du kannst deine Vorfahren in der Hölle besuchen!«durch den Ruf wachten alle auf und schauten verwirrt auf die angeschossene Kreatur. Sie machte keine Anstalten stehen zu bleiben und lief geradewegs auf Dylan zu! Er hatte keine Zeit um einen neuen Pfeil aufzulegen. Als er dachte, es sei um ihn

geschehen, hörte er ein lautes Knacken und das Stahl von Yvans Schwert glitt genauso geräuschvoll wie es eindrang auch wieder hinaus. Dankend sah er den Gruppenführer an, dieser jedoch würdigte ihn keines Blickes und rannte auf die nächste Kreatur zu. Sie sahen aus wie Wölfe, waren aber viel kräftiger gebaut. Yvan erschlug den nächsten Wolf und den Nächsten. Die Gefährten mussten kaum einen Finger rühren. Dylan wollte gerade seine Waffe wieder zurückstecken als er Schreie wahrnahm. Er drehte sich um und sah wie ein Wolf den Arm von Finya im Maul hatte. Sie schrie von Schmerz gepeinigt und versuchte sich loszumachen. Doch es

gelang ihr nicht. »Finya!« der Wolf drehte ruckartig den Kopf in Dylans Richtung und riss Finyas Arm raus. Sie schrie laut und aus ihrer offenen Schulter quoll dunkles Blut. Sie sackte in sich zusammen und starrte hilflos in den Himmel. Dylan setzte einen Pfeil auf und traf den Wolf direkt zwischen den Augen. Der Wolf kippte seitlich um und rührte sich nicht. Gerade als er einen neuen Pfeil nachsetzte, hörte er ein fürchterliches Krachen von Knochen. Wie benebelt starrte er auf die Stelle, wo Finyas Kopf vorher noch lag. Eine Suppe aus Blut und Knochen bahnte sich einen Weg in die Erde. Auf ihrem Kopf stand der Huf eines gewaltigen Ebers. Laut

grunzte er auf. Alle blickten auf das Ungetüm. Die Wölfe konnten sie schlagen. Kaum einer war verletzt nur Ulandhil hatte eine blutende Bisswunde am Bein. Dylan zog den Pfeil bis zu seinen Ohren. Das laute Quietschen des Pfeiles,der die Luft durchbohrt, wurde gefolgt von einem Ohrenbetäubendem Quieken des Ebers. Quer aus seiner Stirn ragte der Pfeil. Der Eber schabte auf dem Boden und rann auf Dylan zu. Der Elf wusste sich nicht anders zu helfen und hechtete in Richtung der Anderen. Sie lockerten ihre Schultern und machten sich auf einen gewaltigen Schlag bereit. Dylan blieb stehen und zog einen Pfeil nach. Einen könnte er noch schießen bis

ihn der Eber rammte. Doch so weit kam es nicht. Während des Galopps stürzte der Eber vornüber. Als das Tier still da lag, quoll schwarzes Blut aus seiner Wunde. Seine Haut verätzte und weiß leuchtende Knochen traten hervor. Yvan warf den Pfeil weg. Yvan musste den Pfeil aus der Stirn des Ebers gezogen haben. Unglaublich! Sie schauten sich im Lager um. Alles war zerstört. Selbst von den Pferden war nichts mehr übrig. An manchen Stellen kahl gefressen wie der Eber. Es roch ekelhaft nach verbranntem Fleisch und Verwesung. Ulandhil verband gerade ihr Bein. Nadem nickte verkohlte Holzscheitel durch die Gegend. Aber

keiner schaute zu Finya. Selbst Dylan nicht. Und er liebte sie.

VIII

 

Wenn das Blut schwarz wird und der Himmel grau, dann haben wir verloren. __________________________________


Langsam öffnete Nandalee ihre Augen. Sie wusste nicht ob sie tot war oder nicht. Sie versuchte sich aufzurichten, doch die Schmerzen waren zu groß. Stöhnend fiel sie wieder auf das

Strohbett und schloss nochmal für einen Moment ihre Augen. Doch wieder einschlafen konnte sie nicht. Sie war voller Energie und wäre am liebsten schon weiter gezogen. Plötzlich erklangen laute Schreie und Flüche. Sie sprang ruckartig auf. Doch zu schnell für ihren Körper! Kurz knickte sie ein, stand aber bald wieder auf etwas sicherem Fuß. Langsam schritt sie zur Geräuschequelle und sah Xas'hir auf dem Boden sitzen. Als er sie erblickte, winkte er freudig sie zu sich. Sie setzte sich lächelnd zu ihn und erblickte nun denjenigen, der diese Geräusche tat. »Das tut er jeden Tag bestimmt zweimal. Ein Wunder, dass du das nicht gehört hast!« gab Xas'hir

gequält von sich. Verwundert beobachtete sie den Alten, der auf eine Zwiebel einredet. Er ging im Kreis um sie herum und fuchtelte wild mit den Armen herum. Nandalee schüttelte den Kopf. »Bekloppt!«Xas'hir musste lächeln. Er hatte einen Elfen noch nie so etwas sagen gehört. Sie achteten stehts darauf, was sie sagen. »Er denkt, sein Gemüse ist von Geistern befallen und isst sie nicht bevor er sie exorziert hat.« erklärte der Faun spöttisch und musste sich das Lachen verkneifen. »Xas, sag mal: wo ist Chipuk?« Die Elfe drehte sich so gut es ging nach links und rechts. Nirgendswo fand sie das kleine Fuchshörnchen. Wo könnte er sein? Sie

holte Luft und rief laut seinen Namen. Erschreckt hielt der alte Mann bei seiner Arbeit inne und schaute sie fragend an. Sie hörte ein leises Kratzen und da kam schon Chipuk aus einem Hohlraum in der Wand auf sie zu getapst. Er sprang auf ihre Schulter und leckte sie froh Seelig ab. Nandalee musste lachen und alle taten es ihr nach. Es waren schon zwei Stunden vergangen, als die beiden sich zur Abreise fertig machten. Der Alte, der sich als Dendemon vorstellte, erklärte ihnen den Weg zur nächsten Stadt. Sie hieß Ferreror und anscheinend sind die Überlebenden des Fjordstreifens dorthin geflüchtet. Dendemon packte ihnen etwas

zu Essen und eine volle Trinkflasche ein. Außerdem bekamen sie von ihm eine warme Decke und einen langen Umhang. Nandalee bekam Dendemons Bogen.»Du wirst ihn mehr brauchen als ich!«waren die letzten Worte bevor er die Tür hinter sich schloss. Vor ihnen lag ein offener Wald. Zwischen den Bäumen waren mindestens fünf Meter Abstand. Sie waren mächtig und gigantisch. Fast wie jene, die in Alvmer stehen. Xas'hir erzählte wie er die drei Tage mit Dendemon verbrachte und wie verrückt der Alte doch sei. Aber immerhin hat er ihr das Leben gerettet! Er würde was bei ihr gut haben! Es war schon später Nachmittag als

Nandalee Stimmen vernahm. Die beiden Albenkinder verschanzten sich in einer Höhle und warteten auf ihren 'Gast'. Als dieser schließlich im Sichtfeld war, war es jedoch kein Gast, sondern Gäste! Und nicht irgendwelche, nein, Nandalee kannte jedes einzelne Gesicht! Überrascht sprang sie aus ihrem Versteck. Sie hörte den Faun empört auf schnauben. »Ulandhil! Dylan! Nadem! ELDARIEL!« sie lief auf die Elfen zu und blieb vor ihnen stehen. Alle freuten sich anscheinend die Elfe gefunden zu haben. »Nandalee.«Eldariel stieg von seinem Pferd und lief schnellen Schrittes auf die silberhaarige Elfe zu und nahm sie in den Arm. Sie erwiderte die

Umarmung. Für einen Moment schien alles perfekt. Fast. Ein Räuspern erklang und ließ die zwei verlegen auseinander gehen. »Hallo, kleine Nandalee.« begrüßte der mürrische Elf Nandalee. »Yvan! Was machst du denn hier? Oder besser gesagt, was macht ihr hier?«schaute Nandalee in die Runde. »Wir sind auf Befehl der Königin hier. Sie macht sich große Sorgen um zwei ihrer Kinder. Sie schickte uns, um dich zu geleiten.« und um dich so schnell wie möglich zu erlegen., fügte er noch in Gedanken hinzu. Nandalee lächelte in die Runde. Der Faun war inzwischen ängstlich neben sie getreten und versteckte sich vor den

bohrenden Blicken des Anführers. Die sieben Albenkinder saßen an einem Feuer und brieten das Fleisch, welches Dendemon Nandalee und Xas'hir mitgab. Es war saftiges Wildbret und gerade so groß, dass jeder etwas davon haben konnte. Nachdem sie sich gestärkt hatten, besprachen sie noch die Bewachung und schliefen. Als Nandalee ihre Augen aufschlug, stand sie auf einem riesigen Plateau. Es war staubig und trocken. Nur einzeln wuchs ein Busch aus der kantigen Erde. Der Himmel war klar Blau und die Sonne stand hoch. Auf dem Plateau war nichts.

Nichts außer ein riesiges Drachenskelett. Plötzlich färbte sich der Himmel schwarz und aus dem Skelett wurde wieder lebendiges Fleisch. Nandalee hörte um sich herum laute Schreie. Zwei riesige Armeen standen sich gegenüber. Die einen leuchteten aus der Dunkelheit grell Weiß und die andere Seite hatte noch ein tieferes Schwarz als alles um sie herum. Binnen eines Augenschlags lagen um Nandalee herum Tote. Schwarz und Weiß teilten sich die riesige Leinwand und ließen den Boden wie Mosaik erscheinen. Genau vor ihr lag der Drache. Das Fleisch zerfressen wie von Säure. Seine Zähne strahlten gelb. Seine Augen so schwarz wie die Höhlen in denen sie

lagen. Alles war tot. Außer sie. Ihre Hände fingen an zu kribbeln. Als sie auf sie herab blickte, stockte ihr der Atem: ihre Hände wurden schwarz. So schwarz wie die Schatten. In ihrem Kopf schienen Tausend Stimmen zu schreien. »Gradient«»Gradient«ertönte es in allen Stimmfarben und allen Lautstärken. Sie hob ihre Hände vor ihrem Gesicht. Inzwischen war ihr halber Körper schwarz. Ihre Augen zitterten fast so wie ihre Hände. »Gradient«flüsterte sie und der Boden unter ihre Füßen verschwand.

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Hörbuch

Über den Autor

Elfengott
Seid gegrüßt!

Ich bin Elfengott, wahrlich kein Gott, aber vielleicht eine Elfe. Die meisten Kreaturen nennen mich Noroelle. Ich schreibe für mein Leben gern Legenden und Geschichten über fantastische Abenteuer auf mein Pergament. In meiner primitiven Behausung lebe ich schon seid gewiss 1000 Jahren. Einzig ausgestattet mit Barinsteinen, Feder und Pergament, meinem Albenstein und meinem Drachenfreund Grishnack verführe ich die Menschenkinder in eine Welt, die keiner wagt zu kennen.

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EagleWriter So weit ich es bisher gelesen habe ( Seite 19) , definitiv packende Geschichte ^^
lg
E:W
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Elfengott Vielen dank und schön, dass es dir gefällt :)
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