Romane & Erzählungen
Ein Tag, der alles verändert - ein Schubs ins Neue

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"Das junge Mädchen lebt schon ihr ganzes Leben im Waisenhaus und wartet auf eine nette Familie."
Veröffentlicht am 21. Dezember 2014, 44 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Hey mein Name ist Viktoria und ich bin 17 Jahre alt. Zur Zeit gehe ich noch zur Schule. Mein größter Wunsch ist es Literatur zu studieren! Ich schreibe schon lange Geschichten. Bis jetzt habe ich sie nur für mich geschrieben. Jetzt traue ich mich das erste Mal damit in die Öffentlichkeit. Ich hoffe sie gefallen euch. :)
Das junge Mädchen lebt schon ihr ganzes Leben im Waisenhaus und wartet auf eine nette Familie.

Ein Tag, der alles verändert - ein Schubs ins Neue

Prolog

Alles passiert aus einem bestimmten Grund. Du stehst vor einer Kreuzung und entscheidest dich nach rechts zu gehen, dort stößt du gegen eine Person, die sich als dein Seelenverwandter rausstellt. Endlich hast du dein Glück gefunden, doch was wenn du nach links gegangen wärst? Du wärst unvorsichtig über eine rote Ampel gerannt um ein Taxi zu erwischen und bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nur durch kleine Entscheidungen, wie rechts oder links kann sich dein ganzes Leben verändern. Klingt vielleicht ein bisschen unglaubwürdig, aber denk darüber nach

und du wirst feststellen, dass ich gar nicht so falsch liege.


Manchmal war nur nicht klar, welchen Grund ein Geschehen hatte. Ich fragte mich Tag für Tag wieso meine Eltern bei einem Autounfall gestorben waren und ich überlebt hatte. Ich war drei Jahre alt gewesen und hatte wie durch ein Wunder überlebt. Jetzt wünschte ich mir, dass es anders gewesen wäre. Mein ganzes Leben wohnte ich in einem Kinderheim. Die Zeit vertrieb ich mir mit lesen, zeichnen oder schreiben. Wenn man 14 Jahre hier gewohnt hatte, war es irgendwann ziemlich eintönig. Jeden Morgen wurde

man von den Rufen einer strengen Nonne geweckt, wenn man nicht aufstanden bist, gab es Strafen. Dann ging man müde frühstücken, wenn man nichts gegessen hatte, gab es Strafen. Nach dem Gebet ging man in den Unterricht, wenn man nichts aufpasste oder die Hausaufgaben vergessen hatte, gab es Strafen. Wenn man seine Aufgaben nicht ordentlich gemacht hatte, gab es Strafen. Wie ich sagte, ziemlich eintönig. Man fühlte sich ungeliebt, unerwünscht und vor allem alleine. Lautes spielen, reden oder rumtoben war verboten. Ich war es gewohnt und konnte damit umgehen. Die ganz jungen Kinder konnten dies leider nicht und weinten immer unnachgiebig.

Nur nachts kamen mir oft Tränen und ich weinte mich in den Schlaf. Alle Kinder hatten schreckliche Angst vor den Strafen der Nonnen. Hier herrschte immer angespannte Stimmung und man fragte sich wer als nächstes weinen würde. Viele Kinder bekamen zum Glück eine freundliche Familie und entkamen der Hölle, die sich Kindheit im Heim nannte. Die Übrigen zitterten jeden Tag. Mich ließen die Nonnen seit 12 Jahren in Ruhe. Mit fünf Jahren war ich von einer jungen Familie adoptiert worden. Das Paar konnte keine Kinder bekommen und entschied sich dafür Kinder, die niemanden hatten zu sich zu holen. Ich erinnerte mich kaum an sie. Ich kannte

nur die Geschichten, die mir erzählt wurden. Eines Nachts war ein Feuer entstanden in dem das junge Paar gestorben war. Ich hatte in ihrem Bett geschlafen, da ich einen Albtraum hatte. Ich hatte überlebt, wieder einmal wie durch ein Wunder. Nachts wachte ich manchmal schweißgebadet auf und roch den Rauch, hörte die erstickenden Schreie der Frau. Seitdem hatte mich niemand mehr gewollt. Überall wo ich war, passierte schlimmes. So sagten es die Nonnen immer. Ich sei eine Ausgeburt des Teufels. Anfangs hatten mich diese Worte traurig gemacht, als ich älter wurde hatte ich angefangen Worte in irgendeiner Sprache vor mich

hin zu murmel, so als würde ich die Nonnen verfluchen wollen. In solchen Momenten rannten diese immer um ihr Leben und ich hatte einen Grund lauthals zu lachen. Man sollte sich den einzigen Spaß den man hier hatte ja nicht entgehen lassen.

Ein schubs ins neue

An einem trüben, regnerischen Donnerstag saß ich also alleine im modrigen, alten Gartenhaus und laß mein Lieblingsbuch zum gefühlten 1000-mal durch. Hier bekam man, wenn man Glück hatte, nur an Weihnachten ein neues Buch. Völlig vertieft in die Zeilen merkte ich nicht, wie die Tür aufgerissen wurde. Erst ein aufgeregtes Quietschen erweckte meine Aufmerksamkeit. Anne stand freudig auf und ab hüpfend im Türrahmen. >>Eine Familie ist da und möchte dich mitnehmen!<<,schrie sie ein wenig außer

Puste. Langsam ließ ich mein Buch sinken und starrte sie ungläubig an. Hektisch wedelte sie mit den Händen, bis ich endlich aufstand und ihr folgte. Mein Buch versteckte ich unter meiner Jacke, damit es nicht nass wurde. So rannten wir schnell ins Haus. Begrüßt wurden wir von einem aufgesetzten Lächeln der Hausoberin. Dieser Anblick ist äußerst selten und schmiss mich ein wenig aus der Bahn. Als ich an ihr vorbeiblickte sah ich sie. Meine neue Familie, bestehend aus einer hochgewachsenen Frau und ihrem Mann, der sie um einen halben Kopf überragte. Beide lächelten mir aufmunternd zu. Die

Oberin schubste mich sanft in ihre Richtung und ich stolperte fast. Böse blickte ich ihr entgegen und schritt die letzen wenigen Meter unsicher auf sie zu. Solange hatte ich mit niemanden außerhalb des Heimes geredet, dass mir die Worte im Hals stecken blieben. Ich lächelte nur schüchtern. Fragen schossen mir durch den Kopf. Wollte ich das? Passiert dasselbe wie beim letzen Mal? Lange hatte ich nicht zum Nachdenken, denn ich wurde sofort nach oben geschickt um meine Sachen zu holen. Viel hatte ich nicht. Im großen Schlafraum angekommen, blickte ich ein letzes Mal auf die vielen aneinander gereihten Stockbetten griff nach meinem

Teddy, den ich von meinen Eltern zur Geburt bekommen hatte und packte all meine Bücher ein. Entschlossen nicht loszuheulen, ging ich wieder runter. Tränen stiegen mir trotzdem in die Augen, wieso war mir unklar. Ich hasste dieses Haus und die Nonnen darin! Freunde hatte ich keine, denn ich hatte nie jemanden an mich rangelassen. Ich wollte das schaffen. Ein neues Leben und all das hinter mir lassen. Als ich im dunkelblauen Auto saß, wanderte mein Blick zu dem alten Haus. An den Fenstern standen fast alle Kinder des Heimes und winkten mir traurig zu. Dieser Anblick brannte sich in mein Gehirn und verfolgte mich lange Zeit in

meinen Träumen. Die Fahrt war lang und es wurde geschwiegen. Die Beiden wussten nicht recht wie sie mit mir umgehen sollten. Nach einer Ewigkeit drehte sich die Frau zu mir um. Mit ruhiger Stimme sagte sie mir, dass ihr Name Maria war und ihr Mann hieß James. Ich könne sie nennen wie es mir lieber wäre. Mama und Papa schoss es mir durch den Kopf, doch diesen Gedanken ließ ich schnell wieder fallen. Meine Eltern ließen sich nicht ersetzen. Ich nickte langsam und blickte wieder aus dem Fenster. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Maria besorgt zu James sah. Unter der Fahrt war ich eingeschlafen

und ein sanftes Rütteln, gefolgt von meinem Namen weckte mich. >>Emma? Emma wir sind in deinem neuen Zuhause angekommen.<<,flüsterte eine liebliche Stimme. Ich riss ängstlich die Augen auf und tatsächlich vor mir stand eine rothaarige Frau mit dunkelbraunen Augen und lächelte mich an. Das war kein Traum gewesen? Ich war endlich aus der Hölle raus? Vor lauter Freude schmiss ich mich um ihren Hals und hielt sie so fest ich konnte. Maria erwiderte die Umarmung genauso fest. In ihren Armen fühlte ich mich so geborgen wie nie. Unsicher ließ ich sie wieder los und stieg aus. Wir waren in einer Art Vorstadt. Alle Gärten

waren penibel sauber und die Häuser waren richtig weiß, nicht wie das Heim, welches eher eiergelb war. Der rasen hatte ein saftiges Grün, wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Es roch nach Rosenbüschen. Als ich mich umdrehte, sah ich mein neues Zuhause. Es war genauso weiß wie die Häuser links und rechts davon. Vorsichtig öffnete ich das weiße Gartentor, welches zu meiner Überraschung nicht Quietschte, und ging über den gepflasterten Steinweg zur Veranda. Die zwei Stufen nahm ich auf einmal und stand dann vor der dunkelgrünen Haustür. Durch das viereckige Fenster in der Tür, konnte ich ins Innere des

Hauses blicken. Ich sah einen hellen Gang, von dem aus mehrere Türen in andere Zimmer führten. Ich hatte den Türgriff schon in der Hand, als mir der Gedanke kam um Erlaubnis zu bitten. Mein Blick schweifte zu Maria und James, die mir zulächelten und nickten. Freudig drückte ich die Klinke hinunter und ging hinein. Der Boden war aus hellem Holz und passte perfekt zu dem Pastelltürkis an der Wand. Mein Herz klopfte wie wild als ich drei fremde Kinder im Wohnzimmer sah. Zum Glück hatten sie mich noch nicht gesehen und ich drehte mich um. Dabei stieß ich gegen James der mich sanft ins Wohnzimmer

schob. >>Kinder das ist Emma, sie wohnt jetzt hier mit uns. Seid bitte nett zu ihr, verstanden?<<,informierte er seine Kinder. Ich spürte wie ich rot wurde. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen, denn damit konnte ich nicht umgehen. Doch es war zu spät, die Kinder kamen alle auf mich zu und sahen mich an, als sei ich ihr neues Spielzeug. >>Emma das ist David er ist 18 Jahre alt und geht mit dir auf die gleiche Schule.<<,sagte er und zeigte dabei auf den einzigen Jungen. Er war fast so groß wie sein Vater und hatte seine braunen Haare geerbt, seine Augen jedoch erinnerten

mich an Maria, denn sie waren genauso dunkel und warm. David streckte mir seine Hand entgegen, die ich vorsichtig in meine nahm. Mein Händedruck war lasch und schüchtern. Als nächstes stellte James mir die achtjährigen Zwillinge Stella und Luna vor, die rote lockige Haare und strahlend blaue Augen hatten. Maria rettete mich aus meiner misslichen Lage und führte mich in den ersten Stock in mein neues Zimmer. Ich räumte meine Bücher ordentlich in mein Bücherregal und durchstöberte dann meine restlichen Schränke. Im Kleiderschrank waren lauter neue Sachen, die mir wie angegossen passten. Sofort zog ich mir einen kuscheligen

Wollpulli und eine saubere Jeans an. Dann ging meine Suche weiter. Ich fand einen Zeichenblock, Stifte und sogar einen Laptop. Mit den vielen neuen Sachen war ich ziemlich überfordert. Ich freute mich allein schon über mein erstes eigenes Zimmer. Lächelnd ließ ich mich auf mein Bett fallen. Später am Abend lockte mich ein köstlicher Geruch runter in die Küche. Mein Magen war leer, denn ich hatte heute noch nichts gegessen. Maria stand an der Theke und schnitt Gemüse ordentlich in kleine Würfel. >>Kann ich helfen?<<,flüsterte ich vorsichtig. Anscheinend nicht vorsichtig genug,

denn Maria schreckte zusammen und ließ einen kleinen Schrei aus. Als sie mich entdeckte griff sie sich ans Herz und lachte über ihre eigene Dummheit. James kam in den Raum geeilt und fragte seine Frau ob alles in Ordnung sei. Sie hingegen winkte lächelnd ab.

Die neue welt

Die nächsten Tage vergingen ziemlich schnell. Ich verbrachte sie lesend in meinem Zimmer, doch eines Tages wurde meine Tür geöffnet und David kam hinein. Er schloss sie leise hinter sich und saß sich neben mich auf mein Bett. Fragend blickte ich von meinem Buch auf und wartete bis er etwas sagte. >>Hey Ems hast du vielleicht Lust mit mir raus zu gehen? Ich könnte dir die Stadt ein wenig zeigen.<< >>Das ist wirklich nett von dir, aber ich weiß nicht.<< >>Komm das wird bestimmt lustig.<<, drängelte er

mich. Unsicher blickte ich auf mein Buch und dann wieder auf ihn. >>Willst du mir etwa sagen ich bin langweiliger als ein Buch?<<, fragte er mit gespielten Entsetzen und griff sich dramatisch an die Brust. Bei dem Anblick musste ich Lachen. >>Ich akzeptiere kein nein. Also in fünf Minuten unten, sonst komme ich und hole dich.<<, witzelte er und war kurz darauf verschwunden. Ich rang mit mir selbst. Vier Minuten später sprang ich auf zog mir eine helle Jeans und ein schwarzes Top an, eilte zum Spiegel und versuchte meine rotbraune Lockenmähne zu zähmen.

Jedoch wurde es nur noch schlimmer. Ich band sie zu einem Pferdeschwanz hoch und trappelte die Stufen runter. Im Flur erwartete David mich schon frech grinsend und tippte auf seine Uhr. Ich streckte ihm die Zunge raus und band schmunzelnd meine Schuhe zu. Maria nötigte uns Wasser und Brötchen mitzunehmen. Die frische Luft und das viele Lachen tat mir gut. >>Also Emma erzähl mal etwas über dich.<< >>Was willst du wissen?<<, fragte ich mit klopfenden Herzen. Ich hasste es, wenn mich Leute nach meiner Vergangenheit fragten. >>Na

alles.<< >>Ich heiße Emma und bin 17 Jahre alt. Das ist alles.<<, erwiderte ich knapp. Er nickte langsam, hörte aber auf und biss genüsslich in sein Brot. Mir war eben der Appetit vergangen und ich steckte es wieder in die Plastiktüte. Mit ein paar tiefen Atemzügen hatte ich meinen Puls wieder im Griff. David zeigte mir den Skaterpark, den Stadtplatz und meine neue Schule, an welcher wir uns auf eine Bank setzen und ein paar Jungs beim Basketball spielen zusahen. Schweigend griff ich nach meinem Wasser und nahm einen tiefen Schluck. >>Dave!<<, begrüßte einer der Jungs

David. Er kam mit großen Schritten auf uns zu. Unterm gehen zog er sein durchgeschwitztes Shirt aus. Es kam ein durchtrainierter Körper zum Vorschein. Mein Mund wurde auf einmal wieder staubtrocken und ich trank weiter. Bei uns angekommen saß er sich im Schneidersitz vor uns ins Gras. >>Hey Ben, was geht?<< >>Nicht viel, aber wie ich sehe läuft bei dir umso mehr.<<, sagte er mit dem Blick auf mich gerichtet. David prustete laut los und ich senkte meine Flasche, während ich ihn verwirrt ansah. >>Nein. Nein. Das ist meine

Adoptivschwester.<<, brachte er unterm Lachen heraus. Völlig überfordert mir der Situation streckte ich Ben meine Hand hin. Er grinste mir entgegen und schüttelte meine Hand mit einem festen Händedruck. >>Ich bin Ben.<< >>Emma.<< Es stellte sich heraus, dass es sich um den besten Freund von David handelte. Wir saßen noch bis zur Dämmerung auf der Bank und redeten. Bessergesagt redeten die Anderen und ich hörte zu. Die friedliche Vorstadt verwandelte sich in der Dunkelheit zum Albtraum. Es gab nur wenig Straßenbeleuchtung und aus

jeder dunklen Ecke kamen furchterregende Geräusche. In diesem Moment schwor ich mir immer bevor es dunkel wäre, daheim zu sein. Beim Abendessen wurden die normalen Gespräche geführt. James erzählte immer von seinem Arbeitstag, obwohl mir unklar war was genau er arbeitete. Zum Nachfragen war ich noch zu schüchtern. Sonst hieße es vielleicht ich würde ihm nie zuhören. Diese Blamasche wollte ich mir ersparen. Zum Ende hin ermahnte Maria uns heute früh schlafen zu gehen, denn die Schule ging wieder los. Bei ihren Worten bildete sich ein Kloß in meinem Hals, daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte mich so an die Ruhe

gewöhnt, dass ich das Datum vergessen hatte. Die Ferien neigten sich viel zu schnell dem Ende. Diese Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich wachte immer wieder auf, da mich meine Albträume wieder einmal verfolgten. Er lief immer wieder gleich ab. Im Radio lief Living on a Prayer von Bon Jovi, seit meinen Träumen konnte ich dieses Lied nicht mehr hören. Es löste in mir tiefe Wut und Trauer aus. Eine Frau kicherte herzhaft und ein Mann stimmte nach einiger Zeit ein. Die Frau drehte sich zu mir um und strich über meine Wange. Dann passierte der schlimmste Teil. Ein Knall war zu hören, das Auto prallte gegen etwas und ich wurde mit voller

Wucht nach vorne gerissen. Die Frau, die eben noch gelacht hatte, hing leblos in ihrem Sitz. Blut kam aus ihrer Nase. Dann war ein spitzer Schrei zu hören und ich wachte auf. Jedesmal. Am Morgen des ersten Schultages rannte Luna, gefolgt von Stella quietschend in mein Zimmer und sprangen gnadenlos auf mir herum, als wäre ich ein Traumpolin. >>Los Emma aufstehen!<<, schrien sie immer wieder im Chor. Es hatte keinen Sinn liegenzubleiben und so zu tun, als würde man sie nicht hören. Ergeben öffnete ich die Augen und blickte zwei blauen Augenpaaren entgegen. Ich scheuchte sie aus dem

Raum und zog mich um. Maria hatte mir am Abend davor geholfen gute Sachen herauszulegen. Im Bad band ich meine Haare zusammen und putzte mir die Zähne. Kurz bevor ich die Treppen herunterrannte fiel mir ein, dass ich mein Handy vergessen hatte. Maria und James hatten mich vor ein paar Tagen zur Seite genommen und es mir geschenkt. Ich war so perplex gewesen, dass ich nicht wusste wie ich reagieren sollte. Ich hatte es kleinlaut entgegen genommen und hatte mich bedankt. Sie hatten mich gebeten es immer dabei zu haben, dass wenn etwas passieren würde, ich mich melden könnte. David hatte mir dann erklärt wie man dieses Ding

benutze, genau wie er es mit dem Laptop gemacht hatte. Jedoch hatte ich ihn noch nie eingeschalten, da ich fürchtete ich würde ihn kaputt machen. Zum Frühstück gab es frischgepressten Orangensaft und Toast. Wegen meiner Nervosität bekam ich nicht viel runter, was Maria nicht sehr gefiel. Nur ungern ließ sie mich gehen, doch sie schaffte es nicht mich zum Essen zu motivieren. Erschlagen gab sie auf und schickte uns unsere Rucksäcke holen. David hatte seinen Führerschein schon, deswegen fuhren wir beide selber zur Schule, während die Zwillinge von Maria gefahren wurden. Mir war es recht so, denn ihre aufmunternde Worte, dass

schon alles gut gehen würde, machten mich noch nervöser. Ungeduldig knetete ich meine Hände aneinander und schwieg. David schien hingegen völlig locker und sang lauthals die Lieder aus dem Radio. Für meinen Geschmack dauerte die Autofahrt viel zu kurz. Die Sache wurde nicht leichter, als mir David erklärte, dass er mich nicht zum Sekretariat begleiten könne. Mein Puls raste als ich durch die große Doppeltür ins Innere des Schulgebäudes ging. Der Boden war aus hellblauen Fließen und ein ewig langer Gang, mit blauen Schließfächern an den Wänden, führte laut dem Schild zur Cafeteria. Schnell schritt ich den Gang entlang bis zur Tür.

Ein Schild wies mich nach links und ich befand mich schneller an meinem Ziel, als ich anfangs gedacht hatte. Es war ein kleines Büro. An den Wänden hingen lauter Auszeichnungen und Fotos der Schule. Unsicher trat ich an Theke vor, dahinter saß eine kleine, rundliche Frau in einem roten Blazer und lächelte mir entgegen. Ich erwiderte es kurz, bevor ich ihr erklärte, dass ich die neue Schülerin sei. Anscheinend wusste sie sofort wer ich war, denn sie sprang auf und eilte in das Nebenzimmer. Sie kam mit einem älteren Herrn im Anzug zurück. >>Guten Morgen Mrs. Hoskins soll ich sie gleich in die Klasse bringen?<<,

fragte er mit rauer Stimme. Ohne darüber nachzudenken, nickte ich. Die Sekretärin drückte mir einen ganzen Stapel Papiere in die Hand, bevor sie sich wieder setze und mir einen schönen Schultag wünschte. Mit zittrigen Knien folgte ich meinem Direktor durch die jetzt leeren Gänge. Der Unterricht hatte vor ein paar Minuten begonnen. Ein verschlafener Junge eilte durch den Eingang ins Gebäude und blieb wie angewurzelt stehen, als er den Direktor erblickte. Er murmelte eine Entschuldigung und schlurfte weiter. >>Mr. Johnson wenn ich sie noch einmal auf dem Gang nach Unterrichtsbeginn sehe, reden wir in meinem Büro.<<,

herrschte er ihn an. Alle Farben glitten aus seinem Gesicht, genauso wie aus meinen. Hier gab es also auch Strafen. Mir wurde flau im Magen. Doch als der Schüler außer Sicht war, fing der Mann an zu lachen. >>Nur wegen solchen Sätzen wollte ich Direktor werden.<<, sprach er mehr zu sich selbst, als zu mir. Sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen, welches mir wieder ein bisschen Mut schenkte. Der verschwand wieder ganz schnell, als der Direktor vor einem Raum stehenblieb und an der Tür klopfte. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er selbstsicher ein. Mit einer Handbewegung forderte er

mich auf, es ihm gleichzutun. Ergeben ging ich ins Zimmer und spürte über dreißig Augenpaare auf mir. Ich zwang mich nicht in die Menschenmenge zu schauen und blickte dafür die junge Lehrerin an. Nach der kurzen, aber peinlichen, Rede des Direktors, dass ich die neue Schülerin sei und die Anderen mir alles zeigen sollten, schickte mich die Lehrerin auf den letzen freien Platz. Zu meinem Glück war er in der letzen Reihe. >>Ich bin Mrs. Magda, wenn etwas sein sollte Emma, dann sagen Sie es bitte, okay?<< >>Okay.<<, brachte ich hervor. Mrs. Magda drehte sich zur Tafel um

und fuhr ihren Unterricht fort. Die ganze Stunde starrte ich nur auf die Tafel und auf meinen Block. Ich versuchte die neugierigen Blicke um mich herum auszublenden, so gut es ging zumindest.

das neue ich

Die nächsten Wochen vergingen ziemlich schnell. Ich gewöhnte mich schnell an mein neues Leben. Es fiel mir immer leichter mit fremden Leuten zu reden. Maria brachte mir das Kochen und Nähen bei. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben Freunde gefunden. Ihre Namen waren Cassie und Nick. Sie brachten mir bei, wie man ein ganz normales Leben führte, ohne jeden Tag von der Angst verfolgt zu werden. Es verging fast kein Tag, an dem ich nicht gelacht hatte. Ich fühlte mich so frei, doch etwas fehlte. Ich machte Dinge, von denen ich früher nur träumen konnte. Ich lebte ein Leben

völlig ohne Strafen und Kontrolle. Heute entführten mich meine neue Familie, Cassie und Nick. Die ganze Autofahrt stellte ich ihnen Fragen, um zu erraten wohin wir fuhren. Sie sagten jedoch nichts. Sogar die Zwillinge hielten dicht, was mich mehr als verwunderte, denn sonst sprudelten ihnen die Wörter nur so aus ihren Mündern. Das Auto kam langsam zum Stillstand. Aufgeregt blickte ich aus dem Fenster. Der Ort war mir unbekannt. Schweigend stiegen wir aus dem Auto. Es war kalt und ich zog meine Jacke enger um mich. >>Um nicht die ganze Überraschung zu verderben, verbinden wir dir jetzt die Augen.<<, sagte James mit einem Anflug

von Anspannung in der Stimme. Ohne viel Gegenwehr ließ ich es zu. Ich hörte den Kies unter unseren Schritten krachen und wurde mit jedem zurückgelegten Meter nervöser. Keiner sagte ein Wort. Ein beunruhigender Gedanke schlich mir durch den Kopf. Lassen sie mich hier alleine stehen? Aber das würden sie doch nicht. Die Stille war richtig bedrückend. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als wir stehen blieben. Vorsichtig wurde mir die Augenbinde abgenommen. Ich stand vor einem Grabstein, was mich verwunderte. Doch bei genauerem Hinsehen, erkannte ich wessen Grabstein es war. Ich hatte Maria vor einiger Zeit erzählt, dass ich

das Grab meiner Eltern noch nie gesehen hatte. Sie konnte es kaum glauben. Jetzt stand ich davor. Amelie und Tom Smith 12.04.2000 Ruhen sie in Frieden und schütze sie der heilige Vater Endlich konnte ich Abschied nehmen und ein neues Leben anfangen. Ich vermisse sie jeden Tag, aber ich weiß sie passen immer auf mich auf. Mama, Papa? Ich liebe euch.

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Hörbuch

Über den Autor

oFarrell
Hey mein Name ist Viktoria und ich bin 17 Jahre alt. Zur Zeit gehe ich noch zur Schule. Mein größter Wunsch ist es Literatur zu studieren! Ich schreibe schon lange Geschichten. Bis jetzt habe ich sie nur für mich geschrieben. Jetzt traue ich mich das erste Mal damit in die Öffentlichkeit. Ich hoffe sie gefallen euch. :)

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Sophia ...leider haben Kinderheime keinen guten Ruf...und wer so aufwachsen muss ist sicher nicht zu beneiden...wie schön, wenn sich dann aber Adoptiveltern finden, die sich elternlosen Kinder annehmen, ihnen so eine gute Zukunft ermöglichen...eine Geschichte mit einem guten Ende, die mich berührt...alles Liebe und Gute Sonja Sophia
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LilaLilime Ich mag deine Geschichte, jedoch gibt es sehr viele kleine Fehlerchen, die mich stocken ließen. Und ein kleiner Fehler, den viele machen ist die Verwechslung von Mrs.(verheiratet) und Ms./Miss (nicht verheiratet) Emma hieße also Ms. Hoskins, statt Mrs.
Manche Worte und Phrasen sind meiner Meinung nach etwas unglücklich gewählt z.B. "der Kies KRACHTE unter meinen Füßen" oder "alle Farben glitten aus meinem Gesicht."
Dennoch eine wirklich tolle Story. Viel Glück beim Battle!

LG Andrea
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oFarrell Danke für deine ehrliche Meinung :) ich werde in Zukunft darauf achten
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Sealord Berührende Geschichte, toll geschrieben!
LG Uwe
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oFarrell Danke :)
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