Kurzgeschichte
Das Leiden der Zeit

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"Das Leiden der Zeit"
Veröffentlicht am 04. November 2008, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Das Leiden der Zeit

Das Leiden der Zeit

Das Leiden der Zeit



„Die Zeit, diese Gottverdammte Zeit, sie macht mich krank, ich komme einfach nicht dagegen an.“ Der Mann auf der Bank schaute zum wiederholten male auf seine Uhr. Er ist betrübt darüber wie ihn diese zwei kleinen Zeiger langsam in den Wahnsinn treiben, wie etwas scheinbar so Banales ihm die Lebensfreude raubt. Es ist nicht nur das es ihn ein bisschen betrübt das mit der Zeit, nein es nagt mit penetranter Grausamkeit an seinem Inneren Selbst. Es frisst so lange weiter bis auch der letzte Funken menschlicher Rationalität aus ihm gewichen ist. Wie er da so hilflos und verloren auf seiner Bank sitzt, kommt ein kleiner Junge mit einem lieben Gesicht fröhlich pfeifend an ihm vorbei. Der Junge grüßt freundlich und möchte seines Weges weiterziehen, da springt der Mann auf, hält dem Jungen seine Uhr unter die Nase und schreit ihn an „siehst du nicht die Zeiger wie sie uns fertig machen, siehst du nicht wie das unaufhaltsame Elend der Zeit voranschreitet. Wir haben keine Chance, wir haben einfach keine Chance.“ Der Mann bricht weinend in sich zusammen und fällt haltlos auf seine Knie. Er blickt den Jungen mit leeren aber fragenden verweinten Augen an „wie kannst du nur lächeln und fröhlich sein wenn uns der Druck der Zeit zermalmt.“ Der Junge schaut den Mann verwundert an, zeigt irgendwie Mitleid und Betroffenheit und tritt ihm dann mit voller Wucht ins Gesicht. Der Tritt zertrümmert ihm sein Gesicht. Schmerzdurchflutet und Blutüberströmt wimmert er leise „dieser arme liebe Junge wie kann er nicht den Schmerz der Zeit spüren , wie kann er sich der Grausamkeit des unaufhaltsamen bloß entziehen, dieser liebe arme Junge.“ Der Mann macht sich eine Zigarette an und setzt sich wieder auf die Bank. Ihm fällt plötzlich auf, dass seine Kleidung voller Blut und Dreck ist. „Wo kommt das bloß her, wie kann ich voller Blut sein. Auch mein Gesicht schmerzt wie Sau, wie kann das nur sein?“ Plötzlich durchfährt ihn ein Herzzereissender Gedanke, „es kommt alles nur durch die Zeit, ja die verfluchte Zeit ist Schuld, sie ist die Wurzel allen Übels. Leer und ohne Hoffnung schaut er wieder auf die Zeiger seiner Uhr. Er merkt dass sie stehen geblieben ist, die Zeiger bewegen sich nicht mehr. Grenzenlose Euphorie durchströmt seinen Körper. Losgelöst von seinem Leid springt er auf und rennt hinter dem fröhlichen lieben Jungen her, der sein Sohn war.

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tabakikirsch

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