Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
Das Treffen würde wohl bei den Geisterbäumen stattfinden.
Kellvian wusste, dank Mhari, ungefähr, in welche Richtung er gehen musste. Und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, sie könnte ihm nur deshalb überhaupt davon erzählt haben. Die Älteste war mindestens so undurchsichtig wie Melchior. Bisher hatte er sich durch sie nur einmal bedroht Gefühlt und da hatten ihm ein dutzend Gejarn ihre Schwerter an die Kehle gehalten. Trotzdem tat er wohl gut daran, sie nicht zu unterschätzen. Das Gefühl, als wollte
ihn irgendetwas Warnen, wenn er ihr gegenüberstand, war nach wie vor Präsent. Allerdings warnte es sie nicht vor ihr, das wusste er irgendwie. Aber was löste es dann aus? Vielleicht eher, was sie war… Der Gedanke brachte ihn, trotz der warmen Nacht, zum frösteln. Er hatte mittlerweile die äußeren Ausläufer der Siedlung erreicht, die bereits mit dem Wald verschmolzen und trat grade über die Lichtgrenze der letzten Gebäude hinweg, in die Dunkelheit unter dem Blätterdach. Blieb die Frage, wie er den richtigen Ort finden sollte. So wie Mhari davon gesprochen hatte, würde er die Bäume
wohl erkennen, aber erst einmal musste er immer noch hinkommen. Trotz der späten Stunde war der Wald nicht völlig finster. In regelmäßigen Abständen brannten kleine, schwächliche, blaue Flammen an den Baumstämmen. Zuerst konnte Kellvian nicht erkennen, woher sie stammten, bei näherkommen, konnte er jedoch sehen, dass jemand eine scharfkantige Metallschale in die Baumrinde gerammt hatte. Harz floss in einem trägen, tröpfelnden Strom in die Schale und verbrannte dort. Langsam, um nicht über eine im Schatten verborgene Wurzel zu stolpern, folgte er dem Band aus Lichtern tiefer in die Wälder. Zweige zerbrachen unter
seinen Füßen. Der Klang war in der vollkommenen Stille, die ihn umgab, so laut wie ein Peitschenhieb. Und nach wie vor führte in die Leuchtende Spur weiter von der Siedlung weg. Die Hütten waren mittlerweile nicht einmal mehr als ferner Lichtschimmer zu erkennen, während die Stämme der Bäume hier noch dichter beieinander standen. Mittlerweile musste Kellvian die Lichter suchen und befürchtete schon, sie könnten erloschen sein, bevor er sein Ziel fand. Wenn sie überhaupt dorthin führten. Dann jedoch, so plötzlich, das er es erst bemerkte, als er schon im Kniehohen gras stand, lichteten sich die Wälder und gaben den Blick frei auf eine große Wiese. Im
Mondlicht schimmerten Tautropfen auf den sich im Wind wiegenden Halmen. In der Ferne konnte er weitere Lichter erkennen, welche die Stämme einer weiteren Baugruppe zum Leuchten brachte, die sich alleine im Zentrum der Lichtung befand. Allerdings waren sie anders, als alles, was er bisher gesehen hatte. Auf den ersten Blick schienen sie alle tot u sein. Nicht mehr als bloßes Holz ohne Blätter oder einen Hinweis auf Leben. Die Rinde war längst abgeschliffen worden und hatte nur vollkommen weiße, ausgebleichte Skelette zurück gelassen, die wie Hände zum Himmel aufragten. Trotzdem gab es kein Zeichen von Verfall, oder das einer
der Bäume, die in einem Halbkreis beisammen standen, überhaupt Verfaulte, wie es sich für totes Holz gehören würde. Im Gegenteil. In den Zweigen hatte jemand dutzende von Windspielen befestigt. Es gab Röhren aus Glas oder Metall, die bei jeder Briese aneinanderschlugen und die Umgebung mit glockenhellem Klang erfüllten. Dazu kam eine Unzahl an Amuletten und Talismanen. Glasanhänger in kunstvollen Formen und den verschiedensten Farben. Kell wurde etwas klar. Beim Näherkommen zog er das Amulett, das Mhari ihm gegeben hatte von der Kette an seinem Hals, an der auch nach wie vor das gesplitterte
Juwel hing. Wie er gehofft hatte, war er nicht alleine hier. Mehr als dreißig Gestalten saßen oder standen um die Geisterbäume verteilt, unterhielten sich gedämpft oder sahen auf die kleinere Lichtung zwischen den toten und trotzdem offenbar lebendigen, Stämmen hindurch. Als sie ihn erkannten, rief einer etwas über die Schulter, woraufhin Fenisin zaus den Schatten hervortrat. Der Älteste schien nicht überrascht ihn zu sehen. ,, Kellvian… Warum hatte ich das Gefühl, das ihr heute noch auftauchend würdet?“ ,, Vielleicht haben eure Ahnen euch etwas verraten.“ , antwortete er und
versuchte es nicht sarkastisch klingen zu lassen. Jetzt klang er schon wie Lucien. Aber auf seine Art, war er skeptisch. Fenisin jedoch hatte es wohl gemerkt und lachte. ,, Rituale… sind Rituale Ohne sie haben wir keine Identität mehr. Was immer ihr auch sonst davon halten mögt, das könnt ihr uns wohl zu gestehen.“ ,, Ihr zwingt niemanden dazu.“ Kell sah an dem Ältesten vorbei und sah zu den Geisterbäumen. ,, Es liegt also nicht an mir, darüber zu urteilen, würde ich es wollen.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Ältesten, während Kellvian einen Schritt auf den Hain zu
machte. ,, Ich sehe ich werde es nicht bereuen, euch vor der Adelsversammlung unterstützt zu haben.“ ,, Und doch habe ich für vieles, das ich heute weiß… teuer bezahlen müssen.“ Er suchte einen freien Ast und band, vorsichtig um das Holz ja nicht aus Versehen zu beschädigen, das Glasamulett darum. Selbst wenn Mhari ihm nichts über diesen Ort verraten hätte, allein die Atmosphäre verriet seine Bedeutung. Er fühlte sich so friedlich wie selten sonst. Und das lockerte ihm wohl die Zunge. ,, Man kann von einem leben ohne Prüfungen keine Erkenntnis erwarten.
Ich sehe, ihr scheut wenig davor zurück.“ Kellvian seufzte. ,, Wenn ich ehrlich bin, ich wünschte, ich müsste es nicht. Götter, ich beneide manchmal jeden, der diese Erfahrungen nicht machen muss. Und doch würde ich für mich persönlich nichts ungeschehen machen. Ich brauche die Hilfe der Clans, Fenisin und ich brauche sie bald. Ihr hattet eure Zeit. Werdet ihr mich noch einmal mit eurem Ältestenrat sprechen lassen?“ ,, Sie werden erst später kommen, wenn ihr darauf gehofft habt, sie hier abzufangen. Was wir hier tuen kann sich durchaus bis zum Morgengrauen
hinziehen.“ ,, Dann warte ich eben so lange.“ , erwiderte er. Fenisin brummte etwas und sah zwischen den Bäumen hindurch auf die andere Seite der Lichtung. Der Älteste verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schien über irgendetwas nachzudenken. ,, Ich frage mich ob…“ Er berührte das Amulett, das Kellvian in die Zweige gehängt hatte. Sein Blick bekam etwas Fernes. Kell fragte sich insgeheim, ob er vielleicht bereits Geisterwasser genommen hatte. Dann jedoch sah er wieder zu dem Menschen herüber. ,, Sagt mir, wenn ich euch einlade, heute
Teilzunehmen, würdet ihr es tun ?“ ,,Ja.“ Kellvian antwortete, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Die Antwort erschien richtig. Und er hatte nichts zu verlieren. ,, Dann hatte Mhari recht.“ , murmelte der Älteste. ,, Bitte ?“ ,, Nichts.“ Er winkte ab. ,, Ihr wisst, das es eine, wenn auch geringe, Chance gibt, das ihr sterben könntet ?“ Kellvian nickte. ,, Dann solltet ihr auch wissen das es, sobald ich den Kreis betretet, den die Geisterbäume beschreiben, für euch kein Zurück mehr gibt. Viele haben Angst. Und bis zu diesem Punkt gestatten wir es
jedem, frei dazu zu stehen. Dahinter, müsst ihr sie kontrollieren. Oder sie kontrolliert euch und wenn das geschieht… Sorgt dafür, dass es nicht dazu kommt. Seid ihr euch immer noch sicher?“ Statt einer Antwort trat er lediglich zwischen den ausgebleichten Hölzern hindurch. Die Entscheidung war schon gefallen, als er hierhergekommen war. Ob es ihm etwas brachte, wusste er nicht. Aber sein hier sein war eingefädelt worden. Jetzt musste er wissen, wieso. Fenisin folgte ihm in die tiefen Schatten unter den Zweigen. Obwohl diese keine Blätter hatten, blockten sie das
Mondlicht völlig aus. Kell schob es auf einen Zufall, der die Zweige fast genau überlagernd hatte wachsen lassen. Auf dem Boden hatte sich kein Gras gehalten. Es gab nur nackte, von hunderten Füßen festgestampfte Erde. ,,Setzen wir uns.“ , meinte der Älteste und hockte bereits zu Kellvians Füßen, als dieser sich langsam niederließ. Der alte Wolf musterte ihn aus gelblich schimmernden Augen. ,, Was passiert jetzt ?“ , fragte er. Fenisin hatte bereits eine flache Schale aus der Dunkelheit gezogen, in der eine klare Flüssigkeit schwappte. Kellvian erkannte den Geruch von Alkohol
wieder. Darin, mit dem Gemisch überzogen, ruhte ein scharf geschliffenes Messer. Die Klinge war mit silbernen Zierelementen beschlagen und der Griff war aus schlichtem, weißem Holz geschnitzt. Holz von der gleichen Farbe wie die sie nun auf allen Seiten umgebenden Bäume. Fenisin hielt ihm die Waffe mit dem Griff zuerst hin. Kellvian nahm sie mit einem mulmigen Gefühl entgegen. ,, Es braucht einen Tropfen eures Bluts. Genau wie das von jedem anderen, der euch heute folgen will.“ Kellvian verstand. Das Messer in der linken, streckte er die rechte Hand aus
und schnitt sich, bevor er noch zögern konnte, in die Handfläche. Blut tropfte zu Boden und schließlich fanden auch einige Tropfen ihren Weg in die klare Flüssigkeit in der Schale. Die Substanz wurde sofort tiefviolett… Kellvian merkte bereits, das ihm leicht schwindlig wurde. Das Messer war in Geistwasser getränkt gewesen. Vielleicht reichte die kleine Menge, die er mit dem Schnitt aufgenommen hatte schon, um zu wirken… Fenisin erhob sich derweil ,, Niemand wird euch begleiten, Kellvian. Dem müsst ihr euch alleine stellen. Wann immer ihr bereit seid… trinkt.“ Er deutete auf die Schüssel und
war dann auch schon in den Schatten verschwunden. Kellvian blieb alleine zurück. Kein Geräusch drang von außen in den Baumkreis. Obwohl draußen mindestens dreißig Gejarn warteten, hätte er scheinbar bereits in einer ganz eigenen Welt sein können. Langsam, um nichts zu verschütten, hob er die Schale an die Lippen und trank. Es schmeckte nach absolut nichts, was ihn erst überraschte. Dann stürzte er schließlich auch den Rest hinunter und wartete. Eine Weile geschah überhaupt nichts, außer, dass das leichte Schwindelgefühl blieb. Er begann schon sich zu fragen, ob, was immer Geisterwasser war, vielleicht nur
bei Gejarn wirkte. So etwas gab es durchaus. Bilsenkraut konnte auf manche Clans eine geradezu berauschende Wirkung entfalten, während es bei Menschen überhaupt nichts bewirkte. Dann jedoch traf es ihn, wie ein Hammerschlag. Die Welt verdrehte sich plötzlich in sich selbst, bis er nicht mehr wusste, wo überhaupt oben oder unten war. Dann zerriss das Gewebe der Wirklichkeit um ihn herum in einem grellen Lichtblitz. Kellvian verlor endgültig jede Orientierung und driftete ab in etwas, das Schlaf oder Tot sein mochte. Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Boden. Nur dass dieser nicht, wie er
erwartet hatte, aus Erde bestand. Er fühlte Stein, der Wärme abzustrahlen schien, als würde darunter ein Feuer brennen. Und irgendwie beinahe… weich… war. Kellvian setzte sich auf und ah sich um. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, noch wie er hierhergekommen sein mochte, aber er war nicht mehr im Wald. Im Gegenteil. Er stand in einem großen, von offenen Säulengängen umlaufenen Saal. Gewaltige Stützstreben ragten auf, bis sie sich in der milchigen Luft verloren. Über allem lag Nebel, der ein diffuses, kaum wahrnehmbares Licht abzugeben schien. Die Nebelschwaden trieben vor ihm auseinander, wenn er
sich bewegte und gaben den Blick frei auf einen aus Marmor und Gold gefertigten Boden, der seine Schritte abzufedern schien. Beinahe, als wäre der Stein gar nicht richtig da. In der Ferne konnte Kellvian sehen, das sich die gewaltige Säulenhalle scheinbar bis in die Unendlichkeit hinein zogen und im Nebel verschwanden. Und er war nicht alleine hier. Weitere, nur schemenhaft erkennbare, gestalten wanderten durch die Säle und unter den gewaltigen Bäumen, die hier und dort aus dem blanken Boden wuchsen. Die Wurzeln fügten sich so nahtlos in die Fugen zwischen den Steinfließen ein, das es kein Zufall sei konnte.
Götter, wo war er nur? Kellvian Schritt weiter durch die diffusen Hallen, ohne auch nur das Gefühl zu haben, überhaupt von der Stelle zu kommen. Der Nebel machte es schwierig Entfernungen abzuschätzen. Das hier fühlte sich, obwohl die Atmosphäre seltsam verträumt schien, viel zu wirklich an, um es schon als Halluzination abzustempeln. Aber was war es dann? Magie konnte es nicht sein. Gejarn beherrschten keine Zauberei. Zumindest hatte er das geglaubt, bis er Reina begegnet war. Aber die schien ein Einzelfall zu sein. Das hier war also entweder etwas völlig anderes, oder
seine eigene Gabe steuerte ihren Teil dazu bei, ohne das er es merkte.
Nu was sollte er hier? Er drehte sich einmal um sich selbst. In alle Richtungen erstreckten sich die endlosen Gänge und Hallen um ihn herum. Irgendwann musste das Geisterwasser wohl einfach aufhören zu wirken. Vielleicht brachte ihn das dann auch… zurück, was immer das in diesem Fall überhaupt bedeutete.
,, Ich glaube, wir müssen über einiges reden.“ , meinte da eine Stimme direkt neben ihm.
Terazuma Das klingt alles urinteressant! *hibbel* Ich weiß nicht, ob ich jetzt über das Ziel hinausschieße, aber es hätte schon etwas Cooles, wenn Kellvian seinen Urahn, Simon Belfare hier treffen würde, in der Halle der Ahnen oder wie immer das heißt wo er gerade sein mag. XDDD LG Tera |
EagleWriter Tut er ^^. lg E:W |
abschuetze also Dinger hat Kell ja drauf, bisschen unverantwortlich für den Fall, dass das schief geht^^ |
EagleWriter Es muss ja nicht alles danebengehen. Aber das meiste ^^. |
EagleWriter Es muss ja nicht alles daneben gehen^^.Aber das meiste. lg E:W |
abschuetze das hört sich nicht gut an^^ |