Kurzgeschichte
Plätzchen korean style - Backen mit Enkel

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"Plätzchenbacken mit Enkel, Adventstradition lebt wieder auf, aber etwas anders"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2014, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich liebe Krimis,besonders die von Agatha Christie. Ihre Romane haben mich inspiriert. Ich weiß, dass ich meiner Meisterin nicht das Wasser reichen kann, aber ich versuche ihr gerecht zu werden.
Plätzchenbacken mit Enkel, Adventstradition lebt wieder auf, aber etwas anders

Plätzchen korean style - Backen mit Enkel

Plätzchen Korean Style,

oder die gute alte Weihnachtstradition

Wir waren total aufgeregt, unser ältester Sohn kommt diesmal zu Weihnachten mit seinen Söhnen zu Besuch. Er will, dass sie ein richtiges deutsches Weihnachtsfest kennenlernen mit allem was dazu gehört. Sie leben in London und ihre Mutter ist Koreanerin. Dadurch ist bei ihnen die Weihnachtstradition nicht sehr ausgeprägt. Unsere Enkel wünschten sich viel Schnee, das konnten wir ihnen nicht versprechen, aber Weihnachtstradition.

Mein Mann übernahm die Deko der Räume und ich wollte mit ihnen backen, Plätzchen schwebten mir vor. Die hatte ich immer mit meinen Söhnen gebacken, als sie noch klein waren. Seitdem habe ich allerdings auch nicht mehr gebacken.

In den Supermärkten gab es jetzt schon diverse Zutaten. Ich kaufte allesmögliche für die Topics der Plätzchen Schokostreusel, Liebesperlen und andere bunte Streusel. Im Keller suchte ich nach den alten Plätzchenformen und nach den anderen Backutensilien. Ich war Feuer und Flamme. Ich wollte ihnen zeigen, wie eine richtige Adventszeit in der Familie zelebriert wird. Das alte Plätzchenrezept

war mir jedoch nicht mehr geläufig, da ich es nur von unserer alten Oma mündlich überliefert bekommen hatte. Mit ihr ist leider auch das Rezept gegangen. Aber in der Zeit des Internets sollte das kein Problem mehr sein. Dort konnte man Rezepte für alles finden.

Ich war nun gut gerüstet und die Kids konnten kommen.

Schon am Flughafen jammerten sie, dass kein Schnee lag. Im Auto versuchte ich die Stimmung zu heben und erklärte ihnen, dass wir am nächsten Tag Plätzchen backen würden, wie es auch schon ihr Papa getan hatte. Sie schauten mich skeptisch an und Junior, als älterer

von beiden fragte: “Grandma,  why must we bake cookies? Are there no cookies in the German supermarkets, where we can buy some“? Bevor ich antworten konnte, erklärte ihnen mein Sohn, dass es eine “Old German Tradition” sei. Schweigend ging die Fahrt weiter und ich fragte mich immer mehr, ob die Idee wirklich so gut war.

Am nächsten Morgen wurde die Küche zur Weihnachtsbackstube. Das meine Freude größer war, als die der Kids verstand sich von alleine. Ich bereitete den Teig und hörte dazu die Nussknacker Suite, auch eine alte Tradition, zwar nur von mir, aber Tradition. Alle Männer der Familie

waren im Esszimmer versammelt. Sie saßen vor ihren Computern, wie immer, checkten ihre E-Mails und die Jungs skypten mit ihren Freunden in London. Ich beschloss diese Idylle zu stören und holte meine Enkel in die Küche. Dort band ich ihnen eine Schürze um und gab ihnen die Plätzchenformen. Sie waren noch zu verwirrt um zu protestieren. Als sie die leckeren Streusel, Marmeladen und das große Glas Nutella entdeckten  war ihre Neugier geweckt. Ich rollte den Teig aus und erklärte ihnen das weitere Vorgehen. Am Anfang war das Ausstechen noch zögerlich, aber dann legten sie richtig los. Ich holte noch mehr Bleche aus dem Keller. Als ich

wieder hoch kam, hörte ich aus der Küche schallendes Gelächter. Vorsichtig schaute ich in die Küche und traute meinen Augen nicht, mein Mann und mein Sohn hatten sich dazu gesellt. Sie liefen alle zur höchst Form auf. Die Formen wurden beiseitegelegt, sie griffen sich jeder ein Messer und kreierten Freihandfiguren. Die hatten zwar wenig mit Weihnachten zu tun, aber waren doch irgendwie künstlerisch wertvoll. Manche stellten sich als Selbstportraits heraus, andere sahen aus wie Roboter, doch die meisten konnten nicht eindeutig identifiziert werden. Sie waren in ihrem Tatendrang nicht mehr zu stoppen. Alle Marmeladen wurden

verarbeitet, es wurde gestreuselt und glasiert. Die gesamte Küche glich  einem riesen Plätzchen voll Marmeladen-, utellakleckse und mit verschiedenfarbigen Streuseln übersät.  Ich beschloss das Chaos zu verlassen, ging ins Wohnzimmer, setzte mich an den Kamin, startete erneut die Nussknacker Suite CD und schloss die Augen. Der Duft der Plätzchen strömte durch das ganze Haus und in der Küche wurden Weihnachtslieder gesungen. Da war sie wieder, meine gute alte Tradition, auch wenn auf den Plätzchen heute koreanische Schriftzeichen waren.  

FILENAME Backen /  DATE @ "dd.MM.yyyy" 11.12.2014 Seite  PAGE 2 von  NUMPAGES 2

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timei
Ich liebe Krimis,besonders die von Agatha Christie. Ihre Romane haben mich inspiriert. Ich weiß, dass ich meiner Meisterin nicht das Wasser reichen kann, aber ich versuche ihr gerecht zu werden.

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Tintenklecks ach, die Idee finde ich aber ausgesprochen hübsch. sich wandelnde Traditionen, wenn alle mit dem Herzen dabei sind.
Danke
sagt Tintenklecks
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