Kurzgeschichte
John - Eine kleine Wahrnehmungsstörung meiner selbst

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"John - Eine kleine Wahrnehmungsstörung meiner selbst"
Veröffentlicht am 07. Dezember 2014, 56 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich bin nur der, der er es erlebt und aufschreibt...
John - Eine kleine Wahrnehmungsstörung meiner selbst

John - Eine kleine Wahrnehmungsstörung meiner selbst

T O M   K R I S P E R

J O H N

R E Q U I E M   F O R   A   D R E A M

K U R Z G E S C H I C H T E

© 2014


„Was würdest du alles über dich ergehen lassen um am Ende belohnt zu werden...?“


JOHN

REQUIEM FOR A DREAM

TOM KRISPER 2014

Eine kleine Wahrnehmungsstörung...

Für John...


„Warum sind wir...?
Es ist das allgemeine Schicksal...
Warum scheint es denn so ausserordentlich...?
Scheint? Es scheint gar nichts...
Es sind bloss die langen schwarzen Tage im Leben die wir dahinfrusten...
Oder die Gewohnheitsmässige

Trauer...?
Noch das geringste Zischen erkünstelter Seufzer, nicht das immer tränende Auge, noch das niedergeschlagene Gesicht, noch irgendein anderes äusserliches Zeichen der Traurigkeit...
Diese Dinge scheinen in der Tat, denn es sind Handlungen, die man durch Kunst nachmachen kann - aber was ich innerlich Fühle, ist über allen Ausdruck - jenes sind nur die Kleider und Verzierungen des Schmerzens...“


(W. Shakespeare)


„Narzissen. Immer wieder Narzissen. Narzissen sind gelb. Was hat gelb damit zu tun. Nichts. Aber warum dann Narzissen? Es ist zum verrückt werden. Es ist alles andere als Frühling. Narzissen blühen im Frühling. Dennoch Narzissen. Egal. Was wollte ich eigentlich?

Ach ja. Aussteigen. Ich steige aus. Ich bin nicht der einzige der aussteigt. Es steigen noch mehr aus. Immer wieder steigen sie aus. Mal hier. Mal dort. Zu jeder Zeit. Immer an Bahnhöfen. Man steigt aus. Oder man steigt ein. Ich bin ausgestiegen. Ob ich wieder einsteige? Nein. Die Fahrt ist zu Ende. Für Heute. Morgen vielleicht. Wer weiss. Wohin das

ich gehe? Nach Hause.“

Dies ist die Geschichte von John. Einem jungen Mann den ich seit der Geburt begleite. John ist anders als wir Menschen. John ist einfach John.
Er führt stetig Monologe mit sich, wenn er sie nicht gerade aufschreibt. Wie soll ich John beschreiben. John ist intelligent, sehr sogar. Jedoch verabscheute er jede Schule und jede Weiterbildung. Das System war nicht in seinem Interesse. Er dachte über die Grenzen des Möglichen hinaus und distanzierte sich so immer mehr der Gesellschaft. Ungewollt. Die Menschen fingen an ihn zu meiden. Er sprach über

Dinge die nicht Zeitgemäss waren. Er sprach von Morgen und Übermorgen, von der Zukunft, die jeder so gestalten kann und möchte wie ein jeder möchte. Doch niemand scheint es wirklich zu wollen. Er sieht in den Menschen eine traurige Last und doch liebt er sie alle. Er der, der einst ein Lachen hatte, war nur noch ein Verrückter und all den anderen monotonen Robotern der Gesellschaft. Er war anders. Er hatte doch eigentlich nur ein Ziel. Ein Wunsch. Dieser Wunsch machte ihn zu einem verrückten. Er glaubte an etwas, das niemand nachempfinden konnte. Er glaubte an etwas, das ihn am Leben erhielt. Aber warum und wozu? Er

erforschte die tiefsten Abgründe des Lebens um zu verstehen was er eigentlich wollte. Er stellte sich auf und in den Weg des Menschen um ihnen ihr Spiegelbild vor Augen zu halten. Er erschuf neue Welten, neue Wege, neues Glück und erschuf sogar Liebe wo vorher keine war. Er begleitete Menschen auf einen neuen Weg und liess sie dann alleine weiter gehen. Niemand fragte jemals warum dass das John machte. Niemand. Warum auch. Es schien auch nicht für jeden ersichtlich. Es gab Zeiten oder Momente wo sich Menschen plötzlich die Frage stellten, warum er sich immer selbst opferte um anderen ein bessere Leben zu

ermöglichen. Es kam aber immer dieselbe Antwort: „Am Ende, wirst du dafür belohnt.“ Und er grinste immer dabei. Doch dieses Grinsen verriet eigentlich immer, dass es nicht die Antwort war, die er eigentlich zu geben wollte. Er wollte nicht darüber reden. Nie wollte er darüber reden. Er sprach aber immer davon. Nur merkte es niemand. Er sprach immer davon warum er es tat, aber keiner hörte ihm zu. Keiner Verstand seine versteckten Zeichen in seinen Geschichten die er erzählte, keiner verstand die Zeichen in seinen Kunstwerken. Keiner hinterfragte jemals den Sinn, das Warum und Wieso. Und wenn, dann bekam derjenige

sowieso nicht die richtige Antwort. John war schon immer eigenartig. Ich ging mit ihm in den Kindergarten und zur Schule. Sagen wir mal so, ich begleite John schon sein ganzes Leben lang. John war anders. Er sah die Dinge mit anderen Augen. Er sprach über Dinge, die damals zu der Zeit nicht angebracht waren, er interessierte sich für Dinge die zu der Zeit einfach nicht für einen Schüler seines Alters angebracht waren. Wenn ich ihn beobachtete, schien es mir, das er sich auf einer anderen Ebene als wir anderen befand. Er war oftmals gar nicht da. Obschon er im Unterricht sass, war er dennoch nicht da. Es schien als ob er träumte. Was er wohl träumte

damals? John träumte viel. Er sprach nie mit jemanden über seine Träume. Ich wusste zwar das er es zuhause versuchte, doch nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekam. Es waren ja schliesslich nur Träume. Aber ich merkte immer, dass ihn die Träume beschäftigten. Er schien mir ein verlorener Junge auf einem bestimmten Weg. Es schien mir auch, dass er wusste was er tat, aber es nicht begriff das er das Wissen hatte. Er suchte nach einer Antwort. Er wusste aber die Frage darauf noch nicht. John wusste das er etwas zu lernen hatte, aber er wusste nicht was. Im Kindergarten war John ziemlich ein verspielter und freudiger

Junge. Einen Tag auf den anderen war er anders. Er hatte Angst vor etwas. Er zeigte Furcht und Beklommenheit. Sein Blick war anders. Seine Art zu spielen war nicht mehr dieselbe. Sein Blick war Starr. Leer zugleich. Dinge geschahen bei John die niemand erahnen konnte. Er stand vor einer Entscheidung. Eine Entscheidung für den Rest des Lebens. Eine innere Entscheidung. Eine Entscheidung die auf den Einflüssen seiner Träume basierten. Die Träume die John als Kind hatte schienen sehr prägnant gewesen zu sein. Er sah in seinen Träumen Dinge, die er nicht kannte. Er sah Gestalten, er ertrank immer wieder in seinen Träumen. Er sah

die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zugleich. Bei John zuhause artete alles aus. Seine Mutter liess sich von Johns Vater trennen, obschon es nicht Johns Vater war, zugleich erkrankte sein jüngerer Bruder an Krebs, Johns Grossvater starb, die Familie fiel auseinander. Bilder der Harmonie und Glückseeligkeit wurden in Johns Gehirn mit schwarzer Farbe für immer übermalt. Über all die Jahre in der Schule wollte John nur ein bisschen Aufmerksamkeit. Er hatte zwar Freunde, aber keine Freunde die ihn verstanden oder die ihm wirklich zugehört hätten. Dafür schrieb er seine Gedanken immer und immer wieder auf. Niemand durfte

seine Gedanken die er auf Papier schrieb zu Gesicht bekommen. Nicht das er sich dafür schämte, aber es würde niemand verstehen.

Für John war es immer am einfachsten wenn er sich schriftlich auf Papier ausdrücken konnte. Wenn er sich mit jemanden unterhielt, bemerkte John schnell, dass seine Wortwahl dem gegenüber zu hoch waren. John sprach anders als die anderen in der Schule. Er machte sich früh über Dinge Gedanken, die in seinem Alter eigentlich noch gar nicht angebracht waren. Er las Bücher die seinem Alter nicht entsprachen. Er war auf der Suche, auf der verzweifelten Suche nach etwas. Er war oft alleine als

Kind. Die ganze familiäre Situation liess es nicht zu, das John die Zeit bekam die ihm eigentlich zugestand. Aber er, er nahm sich einfach seine Zeit für sich und las, studierte, dachte nach, beschäftigte sich mit sich selbst und suchte stets nach seiner Frage auf die er eine Antwort möchte. Er wusste das er die Antwort suchte, aber er suchte zugleich die Frage dazu. Er war gern gesehen. Man mochte ihn. Er fiel auch nicht negativ auf. Er richtete sich sein Leben so ein, dass niemand jemals auf die Idee kommen würde zu fragen was in seinem Kopf abging. Aber warum schien es mir dann immer, dass er eigentlich versuchte eine bestimmte

Aufmerksamkeit zu erlangen, dass man ihn eben fragen würde. Mir schien es damals noch nicht ganz klar was John damit bezwecken wollte. Einerseits wollte er das es niemand merkt und zugleich sandte er Signale aus und hinterlegte Zeichen damit man es merken sollte. Aber niemand merkte es. Warum und wozu dann das, wenn es eh niemand merkte. Gab es einen Schlüssel dazu? Überall waren Hinweise und zugleich waren es Kunstwerke oder Texte die nicht wirklich darauf hinwiesen. Aber wenn ich heute für mich 1 und 1 zusammenzähle, war John einer der klügsten Köpfe an der Schule. Er wollte nämlich etwas ganz

bestimmtes. Selbst während der Ausbildungszeit. Er was anders. Immer war er anders. Er fiel auf. Und zugleich doch nicht. Er hatte immer viele Leute um sich. Leute die ihm zuhörten, die ihm zusahen und Leute die ihn einfach mochten. Er hatte immer für alle ein offenes Ohr, die passenden Worte oder die verrücktesten Gedanken. Es war faszinierend John zuzuhören. Er sprach von fernen Welten, der Zeit die es nicht gibt, über Liebe wie zu Shakespeares Zeiten, über Träume und Wünsche, über die eine Liebe im Leben. Er konnte stundenlang über etwas philosophieren was ihn begeisterte. Er hatte die verrücktesten Ideen. Manchmal schien

mir beinahe, dass John in einer Fantasiewelt leben würde. So viel Farbe und so viel Tiefe konnte ein normaler Mensch gar nicht beschreiben. Er sprach über seine Zukunft und gestaltete die Geschichte so, dass alle immer Ehrfurcht davor hatten und den eigentlichen Sinn dahinter nicht verstehen konnten. Er sprach direkt mit den Menschen. Er schrieb auch immer direkt auf Papier was ihn beschäftigte, aber niemand konnte den Sinn dahinter entschlüsseln. Er sprach immer in Rätseln. Aber niemand bemerkte die Rätsel. Niemand. Irgendetwas schien mir bei der ganzen Sache immer mehr suspekt. Niemand konnte es verstehen

was er eigentlich sagen wollte und doch zugleich versuchte er es so offensichtlich zu machen, dass man es zu verstehen hätte. John hatte einen ganz bestimmten Plan in seinem Leben. Er kannte ihn zwar bestens, aber es schien mir, dass er ihn noch nicht ganz verstanden hatte. John wollte etwas. Etwas ganz bestimmtes. Er wartete auf etwas ganz bestimmtes. Aber er suchte auf die falsche Art und Weise schien mir. Selbst dies hatte schlussendlich seinen Grund. All das was John in seinem Leben tat, tat er nur aus einem bestimmten Grund; um dorthin zu gelangen wo er hin wollte. An sein Ziel. Doch was war sein Ziel? Was war es?

Ich kann euch nur sagen; ich weiss es heute. Ich weiss was John wollte. Der Preis dafür war hoch. Der Preis ist noch heute sehr hoch.

John machte sich seit seiner Geburt auf den Weg.

Da war er nun; John. Am Anfang seines Weges.

Geboren unehelich. Damals eine Katastrophe. Die Geschichte seines Seins ein Jammer. Die Verluste in seinem Leben unbeschreiblich. Die Emotionen und Eindrücke tragisch.

Was muss ein Mensch alles ertragen um nur an sein Ziel im Leben zu gelangen. Muss ein Mensch das alles ertragen? Ist es notwendig einen solchen Menschen

einfach alleine auf den Weg zu setzen? Ohne Unterstützung, ohne die mütterliche Liebe, ohne Zuneigung und ohne Halt? Es war notwendig. All dies führte zu seinem Ziel.

Ich merke, ihr, die, die das Lesen, haben das Gefühl den Menschen zu kennen von dem ich hier schreibe. Seit ihr euch wirklich sicher? Wenn ihr meint... Ich schreibe nicht von dem John der ihr auf der Strasse seht, den ihr hört, riecht, fühlt, bemerkt... Ich rede von dem Menschen hinter dem Menschen. Ich bin der erste der es wagt, hinter die Fassaden dieses Menschen blicken zu lassen. Wenn ihr denkt, ihr wisst bereits alles von diesem Menschen, dann habt

ihr euch gewaltig geirrt! Das ihr schon immer das Gefühl hattet, da ist noch was anderes hinter diesem Menschen, dann hattet ihr recht, da ist noch viel mehr...

Habt ihr euch nie gefragt; warum tat oder tut dies John? Wieso lässt er dinge zu, von denen man weiss; nicht John! Aber John tut es. Wenn ich John jedes Jahr einmal gefragt hätte; warum tust du dies John? Hätte ich immer dieselbe Antwort bekommen: Aus Liebe!

Wenn ich jedoch die Geschichten seines Lebens betrachte die ihn ziemlich geprägt hatten, stellt sich bei mir die Frage; was war da Liebe? Gnadenlos aufgeopfert hatte er sich und liess sich immer wieder emotional ausbeuten.

Immer und immer wieder! Wie kann ein Mensch so was aus Liebe über sich ergehen lassen? Was war der Grund von John das er all das immer wieder über sich ergehen liess und hinnahm. Die Aussage; „Am Ende wirst du dafür belohnt“ hing mir schon langsam zum Halse raus. Was war dann das Ende? Welches Ende? Ende des Lebens? Ende der Welt? Was willst du uns mitteilen John? Was ist dein persönlicher Plan hinter all deinen Taten? Kein Mensch ist in der Lage so viel Leid und Emotionen einfach so wegzustecken ohne selbst dabei über zu schnappen. Keine Laster, keine Krankheiten und noch immer Visionen im Kopf und ein Lächeln das

man nicht einordnen kann. Kein Mensch erträgt so viel und steht noch immer! Was bist du John? Wer bist du John? Was willst du John? Das was du bis heute gelebt hast, waren nicht deine Träume. Deine Träume blieben stets unerfüllt. Du hast deine Träume weggeräumt um anderen den Weg zu ebnen. Du hast dich erniedrigen lassen. Du hast verzichtet anderen zuliebe. Du hast eingesteckt und zurückgesteckt. Und heute, heute bist du sogar dankbar für all das. Warum John? Warum kannst du heute immer noch lächeln? Obschon es niemand sieht... Ja John lächelt und niemand merkts. John hat die Menschen früh verstanden, ihr Denken, ihr Reden

und ihr Handeln. John konnte sich schon immer viel merken. Oftmals schien es mir, John würde alles fotografisch in seinem Gehirn abspeichern, er konnte sich immer gut an alles erinnern. Beinahe unheimlich. Er konnte sich an Worte wie an Bilder erinnern, sowie auch an Töne. Er hatte eine andere Auffassungsgabe. Ausgeprägt. Die Leute schienen mir immer, dass sie John meiden, als sie ihm aus dem Weg gehen würden, auch er hatte das Gefühl und fühlte sich nicht verstanden. Es war nicht, dass die Leute ihn mieden. Sie hatten Angst vor ihm. Sie hatten einfach nur Angst vor ihm. Er hatte eine Art, die überlegen schien und doch begab er sich

immer auf dasselbe Niveau wie sein Gegenüber, dies nutzte er zu seinem Vorteil die Leute so manipulieren zu können, dass sie ihn nicht weiter über seine Gedanken fragen konnten. Er konnte reden. Er konnte so reden, dass die Leute meistens kein Kontra geben konnten. Aufgrund seiner linguistischen Fähigkeit, konnte er die Menschen so manipulieren, dass sie nie merkten, dass er ihnen das gab was sie wollten und er dafür auf sich verzichtete denn es war ja schlussendlich; Aus Liebe! Ich verstand John nicht. Bewusst auf seine Bedürfnisse verzichten? Und das nicht einmal weil er musste. Es hielt ihm niemand eine Pistole an den Kopf und

verlangte dies. Niemand verlangte dies. Er tat es einfach. Es war ihm bewusst was er tat. Er kannte jeweils sogar die Konsequenzen dafür. Aber er tat es. Immer und immer wieder: aus Liebe.

John hatte schon immer eine eigenartige Vorstellung von Liebe. Er war schon als Kind der Überzeugung, das es „Die Eine“ für ihn gibt. Wenn ich mir all die vergangenen Beziehungen Johns betrachte, frage ich mich ob er auf der verzweifelten Suche war... Nein, war er irgendwie doch nicht. Zwar war es eine Verzweiflung, aber nicht die der Suche. Sondern der, der Geduld. Er hatte noch nicht gelernt Geduld zu üben. Aber auch das war nicht der springende Punkt. Er

wusste immer was er tat und kannte auch den verlauf der jeweiligen Geschichte. Er erzählte mir immer wie die Beziehung ausgehen würde. Eigentlich wusste er immer, dass es nicht die Beziehung war die er sich wünschte. Wenn er es doch schon zum Anbeginn wusste, wieso liess er sich dann darauf ein? Ich verstand ihn nicht, und doch konnte er mir es jedesmal so verkaufen, dass ich es ihm geglaubt habe das er glücklich und zufrieden ist und das dies sein Grund und Sinn habe. Und dennoch tat er es aus und mit Liebe. Auch wenn er wusste, dass die Beziehungen nie halten werden, er liebte sie trotzdem. Er liebte sie nicht nur, er

zeigte ihnen auch wieder zurück auf ihren Weg. Ja, John verlies immer seinen Weg um andere auf ihren zurück zu bringen. Und er tat es aus und mit Liebe. Er war für viele immer ein Engel. Er konnte die Menschen in ihren Herzen berühren, sanft und wohlwollend mit Worten. John ist ein gutmütiger Mensch, zu gutmütig in Augen vieler anderer Menschen. Viele haben schon bemerkt, dass er die Bedürfnisse anderer über seine stellt. Aber niemand kümmert sich wirklich darum, denn er tut es ja mit und aus Liebe. Wieso sollte man da noch nachfragen? Ist doch herrlich wenn jemand alles aus Liebe tut.

Ich weiss jedoch, dass dies nicht immer

so war. Respektive, er hatte es erst vor noch nicht langer Zeit gelernt zu verstehen warum das er all dies tat. Es gab eine Zeit, in der sich John als Opfer fühlte. Ausgenutzt, verletzt. Er hätte doch nur geliebt und alle hätten auf ihm rumgetrampelt. John verlor sich. Er fühlte sich nicht mehr wichtig. Er hatte immer mehr Angst vor dem Leben und versuchte etwas zu sein was er nicht war. Er begann jeden Morgen eine Maske aufzusetzen, strahlte und redete. John hatte einiges angefangen zu verstehen. Er las wieder Bücher die ihn verstehen liessen und wandte dieses Wissen gezielt an. Es funktionierte. Er hatte sich wieder gefunden. Jedenfalls

schien es mir so. Er wirkte frisch, aufgestellt, munter und hatte wieder Freude am Leben. Er hatte keine Beziehung. Wirklich. Erstaunlich war immer zu sehen wenn John eine Beziehung hatte. Er war nicht mehr derselbe. Er verlor den Glanz in seinen Augen, den Glanz seiner Wünsche. Wieder einmal zurückgestellt. Für andere. Aus Liebe. Wie immer.
Ich fragte mich; was willst du John? Auf was wartest du John? Irgendetwas...

Dann eines Tages, fünf Sekunden reichten aus. John hatte einen Blick, einen Blick den ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Es war eine Momentaufnahme von John. 5 Sekunden.

Mein Wissen über John hatte sich in den fünf Sekunden schlagartig geändert. Jetzt wusste ich was mit John los war. Und ich denke, er auch. Alles schien plötzlich klar. Sein ganzes Leben lief mir vor meinem inneren Auge ab und begriff...

Es gab mal jemanden in Johns Leben, der zu ihm sagte; du bist wie ein abgestürzter Engel, der verzweifelt wieder fliegen lernen will, jedoch seine Flügel nicht mehr zu gebrauchen weiss, sie noch nicht gefunden hat...

Ja John war auf der verzweifelten Suche nach seinen Flügel. John suchte seine Flügel. Fliegen könnte er nämlich, wenn er seine Flügel hätte... Ich verstehe jetzt!

Alle Menschen dachten, dass John auf der Suche nach dem Wissen wäre wie man fliegen könnte. Alle dachten, dass er wieder fliegen lernen möchte. Leute wacht auf, John kann fliegen! Es fehlen nur die Flügel...

Ach John, du warst und bist uns immer einen Gedankensprung voraus. Denn eigentlich hast du es immer gewusst und gesagt hast du es uns auch immer. Nur haben wir dir nie zugehört. Denn für uns dumme Menschen sind Träume eben nur Träume. Aber für dich, für dich sind deine Träume die andere Seite. Du hast Zugang zu einem Ort der uns noch verborgen ist. Einerseits möchtest du uns alle mit zu diesem Ort nehmen, aber

du weisst, wir sind noch nicht bereit dazu. Für dich sind wir schon dort, wir sind es auch, nur wissen wir es nicht, wir können uns nicht daran erinnern so wie du John. Du nickst und lächelst.

Alle Bilder die du gemalt hast, sei es auch nur in deinem Kopf, ergeben mir nun einen Sinn. All das was dir die Menschen sagen was du bist, was du kannst, was du weisst, all das ergibt nun auch Sinn.

Du hast immer einen Weg im Leben gesucht. Gefunden hast du nur andere Wege wo du andere Menschen gebracht hast und sie hast gehen lassen. Du bist nie einem Weg gefolgt. Du hast stets anderen den Weg aufgezeigt, aber nie

mitgegangen. Du stehst immer an einer Kreuzung im Leben. Du gibst den Menschen immer die Richtung vor die sie gehen sollen. Mit Freude. Mit Glück. Mit Liebe. Du bist immer zurückgeblieben? Warum John? Du hast dich auf Geschichten eingelassen bei denen du wusstest, dass sie dir die letzte Kraft rauben würden. Aber du hast es getan. Du hast Menschen aus ihrer dunklen Welt zurück ins Licht geholt und hast dabei immer ein Stück von dir selbst zurückgelassen. Das war der Deal den du mit dir selbst hattest. Wofür John?

Vögel fliegen vorbei. Sie fliegen. Sie haben Flügel. Was ist ein Vogel ohne

Flügel. Kein Vogel. Aber was dann. Was macht einen Vogel aus? Was macht ihn Komplett? Seine Flügel! Was geben die Flügel dem Vogel? Sicherheit und Halt, Schutz und Geborgenheit...

Ohne Flügel wird das nichts mit fliegen John... Ein Engel ohne Flügel ist kein Engel. Ich habs verstanden John. Alles was du in deinem Leben wolltest war das was du immer gegeben hast: Liebe. Du hast es immer gewusst, immer. Wer Schläge austeilt, wird eines Tages schlimmer Schläge einstecken wer bedingungslose Liebe und Zeit austeilt, wird eines Tages mit den Flügeln belohnt!

Aber eben John... Auch du bist zu einem

Teil Mensch und von der Gesellschaft geblendet gewesen um das eigentliche zu erblicken. Zu sehr geprägt des erlebten, zu sehr fixiert auf dein Ziel, zu sehr abgelenkt und selbst zu spät bemerkt. Die Zeit zu verstehen war für dich noch nicht da, aber du hast verstanden, das die Zeit gekommen war um zu lernen. Für das du diese Lektion richtig lernen konntest, musstest du nochmals einen emotionalen Leidensweg erleben. Du musstest den Verlust deiner Grossmutter erleben und durchleben. Du wurdest dazu eingeladen. Deine Grossmutter hatte sich aufgeopfert, ein letztes mal, damit du John lernst. Damit du deine Flügel zurückbekommst. Aber,

eben, auch du nur zum Teil Mensch, deine Grossmutter hoffte so sehr, dass du das, was du stets sagtest verstanden hättest. Aber du hast es nicht. Du wurdest sogar in den Arm genommen und getröstet. Und was war deine Reaktion? Was waren deine Gedanken danach? Du hast von einer anderen Ebene gesprochen... Viel zu spät hast du es begriffen. Du warst emotional zu sehr geprägt, dass du es wahr nehmen konntest, trotzdem nahmst du es intensiv wahr und konntest mit der Situation nicht umgehen. Aber das wäre der Moment gewesen das du hättest begreifen sollen. Du stiegst zurück in deine Hölle, du stiegst hinab in dein

tiefstes Unterbewusstsein und suchtest nach Antworten. Antworten die dir immer wieder auf dem Silbertablett präsentiert worden wären, du hast es nicht gemerkt. Ich muss gestehen, auch ich habe es nicht gemerkt. Ich war zu sehr darauf konzentriert was in deinem Kopf abging als mich darauf zu konzentrieren was um dich herum passierte. Ich sehe dich noch an der Beerdigung deiner Grossmutter. Du standst einfach dort. Regungslos. Emotionslos. Du konntest das alles nicht einordnen. Dir wurde gekündigt in deinem Job für den du alles gemacht hast. Die Welt hatte sich gegen dich verschworen. So kam es dir vor. Du

hattest keine Ahnung mehr was du von der Zukunft wolltest. In dir brach eine Welt zusammen. Nichts und niemand da der dich hielt, der dich in den Arm nahm, der dich beschützte, niemand der deine Hand ergriff. Niemand war da der dich tröstete, niemand... Ach John.

Es war im März. März halt. John betrachtete den März immer als schlechtes Omen. Aber das ganze einmal umzudrehen, war ihm nie bewusst. Warum auch? Es war der Monat in dem er stets Verluste hinnehmen musste. Warum sollte im März etwas neues entstehen. Dies widersprach seinem Prinzip. Selbst schuld John. Aber bekanntlich lernt man auf seinem Weg

des Lebens.

Nach einem emotionalen Tiefflug fasste sich John auch wieder. Jedoch begleiteten ihn Träume. Träume die seinen ganzen Tag dominieren konnten. Immer und immer wieder traf er auf Menschen die ihm versuchten Geduld beizubringen. Er traf in seinen Träumen auf besondere Menschen. Seit seine Grossmutter gestorben war, versuchte irgendetwas zu John durchzudringen. Vermehrt waren Dalmatiner anzutreffen, diese Hunde lösten etwas besonderes bei John aus. Auch bei gewissen Fahrzeugen zuckte John zusammen. Er schwieg immer darüber. Warum auch immer. Ich kenne John gut, nein sogar sehr gut. Er

wird seinen Grund haben warum er darüber schweigt. Da ich ihn seit der Geburt kenne, ist mir kein Grund bekannt was ein Dalmatiner und gewisse Fahrzeuge bei ihm auslösen könnte. Es gibt in seinem engen Freundeskreis niemand der einen Dalmatiner hat oder einmal gehabt hätte. Niemand in seinem Umfeld fährt oder fuhr diese Fahrzeuge. Da war etwas seit dem Tod seiner Grossmutter das ihn beschäftigt. Da er nie darüber sprach und sprechen wird, werde ich selbst auch nie erfahren. Ausser John hätte seine Flügel zum fliegen gefunden. Spätestens dann werde auch es wissen oder erfahren. Aber solange er seine Flügel nicht hat, wird

das immer in einem Tresor aus purem Stahl in seinen tiefsten Gedanken verschlossen bleiben. Was auch immer es ist. Es ist der Schlüssel zu seiner letzten Tür. Manchmal habe ich das Gefühl, er lässt den Schlüssel mit Absicht dort. Ich werde das Gefühl nicht los, das er ihn für immer dort liegen lassen wird. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der den Inhalt dieses Tresores kennt. Nicht einmal ich. Ja nicht einmal ich. Wie gesagt, ich bin nicht John. Ich möchte John nicht drängen, denn je mehr man ihn darauf drängt, umso tiefer vergräbt er die Truhe. Immer tiefer. Würde ich darüber nicht schreiben, wüsste niemand davon.

Aber eigentlich wissen es alle, das da etwas bei John ist, was Fragen offen lässt. Das ist John. John wartet. Aber ist es richtig zu warten? Ich weiss es nicht. Nur John weiss es. Nur er.

John ist ein sonderbarer und introvertierter Zeitgenosse. Dennoch scheint er für die Menschen als sehr extrovertiert, aber das, das ist nur das was ihr zu sehen habt. Was in ihm drinnen vorgeht, das will er für sich behalten und zugleich jedem mitteilen. Nur kann er nicht. Weil er es so will!

Ich weiss das mich nun viele für verrückt halten, aber ich schreibe hier über John. Ihr denkt ich verarsche euch und gehe so gekonnt meiner selbst euch

aus dem Weg. Das stimmt! Aber es soll jeder so betrachten wie er möchte. Weiss jemand was Befreiung heisst? Selbsterkenntnis? Sich reflektieren? Das ist der beste Weg für mich, mich selbst zu reflektieren, indem ich über mich selbst schreibe und mich dabei so betrachte, wie jemanden den ich mein Leben lang kenne. Genau das tue ich gerade hier. Ich betrachte mich selbst aus einer anderen Perspektive um Antworten zu finden. Antworten die ich eigentlich schon längst erkannt habe, aber sie nicht wirklich verstanden habe. Es kann sein das jetzt einige viele Fragen an John haben. Ich kann es mir gut vorstellen. Aber John redet mit

niemandem. Nicht einmal mit mir. Alles das was ich hier über John schreibe, ist meine Wahrnehmung. Die Wahrnehmung meiner selbst wenn ich in den Spiegel schaue. Hat euer Spiegelbild schon einmal mit euch geredet? Wenn ja seit ihr verrückt. Mit mir hat mein Spiegelbild noch nie gesprochen, denn wenn es spricht, dann bewegt es die Lippen aufgrund dessen was ich sage. Eigentlich ziemlich logisch. Bei mir scheint vieles nicht logisch, daher habt ihr was Falsches erwartet. Man sollte nie das offensichtliche erwarten, meistens ist es das Unerwartete. John ist das was ich sehe wenn ich in den Spiegel blicke. Meine Wahrnehmung.

Daher, wenn ihr Fragen an John selbst habt, dann werdet ihr keine Antwort bekommen. Auch ich werde die Fragen an John nicht beantworten können. Ich kann nur Theorien aufstellen, was bei John vorgehen könnte. Mehr nicht. Ich bin nur der, der es schreibt. Würde John mir Fragen beantworten, hätte ich sie ihm schon längst gestellt. Aber wenn es euch hilft; wenn ihr Antworten sucht, dann sucht sie nicht im Hier und Jetzt. Alle meine Wahrnehmungen meiner selbst lassen zu etlichen Spekulationen offen, aber keine kann behauptet werden, dass es so ist wie es scheint. John ist nicht von hier. Ihr könnt John finden, an jenem Ort hinter den Grenzen

eurer Vorstellungskraft, hinter den Grenzen des Möglichen, dahinter. Vielleicht wisst ihr wo ich meine. Sucht in euren Träumen nach ihm. Werdet euch bewusst was ihr träumt und ihr werdet ihn finden. Und dann könnt ihr ihn alles Fragen was ihr schon immer über ihn wissen wolltet. Wieso das ihr ihn finden müsst, es tut mir leid, aber erst wenn ihr euer Verstand und euer Geist geöffnet habt, erst dann werdet ihr es verstehen. John hat euch Menschen schon lange gefunden, nur ihr habt ihn einfach noch nicht gefunden. Es ist an euch ihn finden zu wollen oder nicht. Es klingt verrückt, ist es aber nicht. Hinter den Grenzen ist nun mal alles Möglich.

Ich bin der, der alles erlebt...

John hat schon viele Menschen an seiner Kreuzung vorbeirennen sehen. Alle rennen Illusionen hinter her und denken sie jagen ihren Wünschen und Träumen hinterher, anstatt einfach mal inne zu halten und zu überlegen was ein jeder eigentlich wirklich will und was eigentlich wirklich um einen herum geschieht. Anstatt Menschen hinterher zu trauern die nicht mehr unter uns weilen, sollte man die Menschen schätzen die noch da sind und mit ihnen Zeit verbringen bevor man auch denen wieder hinterher trauert zuwenig Zeit gehabt zu

haben...
Und jeder wird jetzt nicken und sagen oder denken; ja du hast recht, man sollte sich für die wichtigen Dinge im Leben mehr Zeit nehmen. Jaja, der liebe „man“. Würde es nicht heissen: ICH sollte mir für die wichtigen Dinge mehr Zeit nehmen? Alle habens gesagt und keiner hats getan...

Und John, John wird immer an der Kreuzung unter dem Wegweiser stehen und euch den Weg zeigen.

Wieso muss man einen Weg gehen, wenn man doch auch zu zweit auf einer Bank unter einem Baum sitzen kann...?

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