Romane & Erzählungen
Blutsbande

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"Etwas, das vor Jahrhunderten geschehen war, wird erneut aufgeworfen. Hoffnung, Liebe und Verrat"
Veröffentlicht am 04. Dezember 2014, 176 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Es geht weiter :) Soweit ist alles geschrieben, muss mir nur mal die Zeit nehmen und es abtippen und online stellen :) Danke für die, die mein Buch lesen und danke für die, denen es gefällt
Etwas, das vor Jahrhunderten geschehen war, wird erneut aufgeworfen. Hoffnung, Liebe und Verrat

Blutsbande

Dieses Buch ist für alle, die an mich glauben und mir Mut für meine Geschichten geben. Für Fin und Gabhan, die mir immer wieder Geschichten über Irland erzählen und mir immer wieder Mut machen, vor allem weil es zur Zeit nicht einfach für mich ist.

Zum anderen will ich meiner besten Freundin Jacky danken, dass sie mich so unterstützt und so sehr an mich glaubt.

Namensliste

Anbei noch eine Namensliste, damit keine allzu großen Probleme mit den Irischen Namen auftreten.


Ailbhe - [Al-wa] - weiß

Áinfean [AWN-fjann] - Sturm, Wut

Audra – [AW-dra] – edle Stärke Alana Ceara [KJA-ra] – feurig-rot Cíola [Kila] – anmutig, liebreizend Easnadh [AS-na] – musikalischer Klang Fia – dunkler Friede Glenna – Tal Ríona [Ri-a-na] – rein


Bean [BEN] - Geist; Fee

Ceallach [Kellach] – Krieg Cesan [Ke-san] – Speer

Cian [Ki-an] - alt Conall [Ko-nall] – groß und mächtig

Donnan [DOn-nan] - braun, Anführer

Finbar [Fin-bar] – hell; Kopf Gabhan [Ga-van] – weißer Falke

Prolog

Grafschaft Mayo, 1246 Es war alles ruhig, und doch wusste sie, dass er da war. Sie konnte ihn spüren, seine drohende Anwesenheit obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Der Wald war ruhig und zwischen den Bäumen blinkte hin und wieder die Sonne hindurch und legte ein magisches Licht auf den Waldboden. Als der Mann vor sie trat war sie nicht überrascht. Mit einer schnellen Bewegung schob sie ihre Tochter hinter sich und stellte sich dem Mann in den Weg. Sie wusste was er wollte und war

bereit ihr Leben dafür zu geben damit er es nicht bekam. „Hallo Ceallach.“ „Easnadh. Du weißt warum ich hier bin.“ Easnadh zuckte nicht mit der Wimper als Ceallach auf sie zutrat. Doch noch bevor er sie erreicht hatte, sprang ein Wolf aus dem Gebüsch rechts von Easnadh und griff Ceallach an, der zurückwich. „Auf Dauer brauchst du mehr als nur einen Wolf um mich von dem abzuhalten was ich begehre. Du hast nicht die geringste Chance.“ Dann war er verschwunden. Schnell eilte Easnadh mit ihrer Tochter nach Hause. Dort verriegelte sie die Tür und stärkte die Abwehrzauber.

Jeder hier in der Umgebung kannte Easnadh und jeder respektierte sie für das was sie war und was sie tat. Keiner nahm Anstoß daran, dass sie eine Hexe war, eine sehr mächtige darunter. Doch jeder hier fürchtete Ceallach und das nicht ohne Grund. Er war ein dunkler Zauberer und erfreute sich am Unheil und am Leid anderer. Er schreckte vor nichts zurück um zu seinem Ziel zu gelangen. Easnadh und Ceallach waren von je her verfeindet gewesen. Sie waren zu unterschiedlich Zudem begehrte Ceallach von je her was Easnadh hatte. Ihre Macht, ihre Liebe, ihre Töchter. Doch sie würde alles tun

um zu verhindern, dass er auch nur eins davon bekam. Doch auch sie wusste, dass ihre Zeit schon so gut wie um war. Sie musste handeln um ihren Töchtern ein sicheres Leben zu gewährleisten. Und wenn es das Letzte war, was sie in ihrem Leben tat. Easnadh drehte sich zu ihren Töchtern um, von der eine ihre roten Haare geerbt hatte und die andere die schwarzen Haare ihres Vaters besaß. Ceara sah genauso aus wie ihre Mutter. Sie besaß ihre roten Haare und ihre schönen grünen Augen. Zudem hatte sie schon jetzt, im zarten Alter von 15 Jahren, eine große Macht in sich und sie machte Fortschritte in der Zauberkunst. Easnadh

machte sich um sie keine Sorgen, sie könnte sich durchs Leben schlagen, doch ihre kleinere Schwester Cíola war noch nicht so weit um ohne ihre Leitung zu leben. Cíola war gerade erst acht Jahre alt geworden und noch nicht so stark in ihrer Macht wie ihre Schwester. „Ich möchte, dass ihr zu eurer Tante geht. Sie wohnt nicht weit von ihr aber weit genug weg damit ihr in Sicherheit seid. Meine Schwester wird sich gut um euch kümmern und eure Macht unterstützen.“ Ceara sah ihre Mutter traurig an. „Es ist wegen Ceallach, nicht wahr? Er war heute Mittag hier, doch ich habe ihn vertrieben, als ihr im Wald

wart.“ Easnadh seufzte traurig. Ihre Tochter war viel zu stark, ihre Zauberkraft zu mächtig, für ihr Alter. „Er will meine Macht und eure ebenfalls. Geht nach Ashfort Castle, dort wird meine Schwester auf euch warten und euch aufnehmen. Dort kann er nicht hingehen, das würde er nicht wagen. Ich werde nicht mehr lange leben, also werde ich meine letzte Kraft dafür verwenden, ihn aufzuhalten. Aber ihr, ihr werdet gehen und in Sicherheit aufwachsen. Ihr werdet mit eurer Macht wachsen.“ Sie strich Ceara über das Haar. Niemand durfte je erfahren wer ihr Vater war. Es würde fatale Auswirkungen haben. Sie

ließ die Kinder ihre Sachen zusammenpacken. Die Zeit eilte, nicht mehr lange und Ceallach würde hier erscheinen, das wusste Easnadh. Aber sie wusste auch, dass ihre Kinder hierher zurückkehren würden, wenn sie bereit dazu wären. Sie sah sich in ihrem kleinen Wald-Cottage um. Das Cottage hatte zwei Stockwerke. Unten waren die Küche und der Wohnraum untergebracht. Kleine Fenster ließen das spärliche Licht des Waldes hinein, an der Decke hing ein Kronleuchter. In den Regalen waren Dosen mit Kräutern und auch an der Decke hingen Kräuterbündel zum Trocken. Die Küche war aufgeräumt. Ihr Blick wanderte zum Wohnraum. Eine

kleine Feuerstelle war in die Wand eingelassen, die Wand darum war kreisförmig. Ein Sessel und eine ausgesessene Couch standen vor der Feuerstelle, über der ein großer Kessel hing. Sie wandte sich zur Treppe und stieg diese langsam hinauf. Oben war nur ein Raum, das Schlafzimmer. Es standen drei Betten dort, ein kleiner Schrank und eine kleine Kommode standen an der Wand. An der Decke hing ebenfalls wie unten in der Küche ein Kronleuchter. Vier kleine Fenster erhellten das Schlafzimmer. Cíola und Ceara sammelten ihre wichtigsten Sachen zusammen und steckten diese in ihre Reisetaschen.

Kaum waren sie fertig, eilten alle drei nach draußen. Ceara holte das Pferd aus dem Stall, der an das Cottage grenzte. Der Hengst tänzelte und Ceara tätschelte den Hals des Rappenhengstes. „Ganz ruhig, Cesan.“ Easnadh nickte Ceara zu und diese schwang sich auf den Hengst, dann zog sie Cíola hinter sich auf den Rücken des Pferdes. Diese umklammerte Ceara von hinten. „Reitet schnell wie der Wind, er darf euch nie in die Hände bekommen, besonders dich nicht Ceara.“ Mit diesen Worten drückte sie ihrer ältesten Tochter einen Brief in die Hand. „Öffne ihn

sobald du bereit dafür bist. Die Wahrheit ist hart, aber sie ist es wert für dich sie zu kennen. Geht jetzt, ich spüre Ceallach kommen.“ Ceara drückte Cesan ihre Fersen in die Flanken und der Hengst stieg, dann preschte er los, suchte sich den Weg durch die Bäume. Nicht weit hinter ihnen folgte der Wolf und über ihnen flog ein Falke. Ceara wusste, dass diese Tiere ihr den richtigen Weg weisen würden. Sie wartete auf ihn, wusste dass er kam. Sie spürte die eisige Kälte, die immer kam wenn auch er kam. Er hatte kein Herz, er kannte keine Gefühle, außer

Hass. Er trat durch die Bäume, in seiner wahren Gestalt. Als der Mensch der er war. Seine Haare waren schwarz, genauso wie seine Augen, seine Seele. Und Easnadh hieß ihn willkommen wie einen alten Geliebten. In ihrem Umhang hatte sie den verzauberten Dolch versteckt hielt. Sie musste warten, bis er ganz nah war, um ihm den Dolch in sein Herz zu stechen. Es müsste reichen um ihn zu töten. Zumindest dachte sie dies in dem Moment, in dem sie den Dolch mit aller Macht, die ihr noch blieb in sein Herz stieß. Beide fielen in sich zusammen, zerfielen zu Staub, doch der Staub Ceallachs regte sich, zu schwach

um wieder Mensch zu werden, aber dennoch am Leben. Jedoch bekam dies Easnadh nicht mehr mit, denn sie hatte alle Macht und ihr Leben in diesen Todesstoß gegeben und ihre Seele verließ nun die Waldlichtung um zu ihren Vorfahren zu gehen. Sie hatte ihre Macht und ihre Zauberkraft an ihre beiden Töchter übertragen, bevor diese gingen und ohne das diese es mitbekamen. Somit hatte sie ihr Macht weitergegeben und konnte sich sicher sein, dass diese auf ewig in ihren Nachfahren weiterleben würde. Als Ceara und Cíola in Ashfort Castle ankamen, wurden sie dort bereits

erwartet. Ihre Tante Audra, die Schwerster ihrer Mutter, wusste über ihr Kommen Bescheid und ließ sofort zwei Zimmer für sie herrichten, während sie die Kinder in die Wohnstube ans Feuer führte. Es war Herbst geworden und draußen wurde es schon sehr schnell kalt. Sie ließ den Kindern Tee bringen und schaute sie sich genauer an. An den Blicken der beiden sah sie, dass sie wussten was geschehen war und dass sie auch wussten, dass ihre Mutter gescheitert war. Audra hatte kupferfarbene Haare und blaue Augen. Ihr Gesicht war schmal und sie selber war nicht sonderlich groß gewachsen. Sie trug ein grünes

Kleid. Audra wandte sich an Ceara. „Ihr wisst Bescheid denke ich?“ Ceara nickte. „Ja, auf dem Ritt hier her spürten wir es. Ich denke nicht, dass wir euch allzu lange zur Last fallen werden. Nur bis Cíola etwas mehr gelernt hat, dann gehen wir wieder nach Hause, denn dort sind wir am stärksten. Wir müssen beenden was unsere Mutter begonnen hatte. Und wenn wir es nicht schaffen, dann werden es unsere Nachfahren schaffen.“ Audra sah sie an und dachte dass dies starke Worte für ein so junges Mädchen waren. Als Ceara alleine in ihrem Zimmer

weilte, öffnete sie den Brief, den ihre Mutter ihr gegeben hatte. Sie runzelte die Stirn, dann las sie die Worte noch einmal. Meine liebste Tochter Ceara, du bist es was er will, was er immer schon wollte. Denn du bist seine Tochter. Du bist die aus meinem Blut und seinem Blut. Du wirst mächtiger sein, als alle vor dir. Deine dich liebende Mutter Easnadh

Kapitel 1

Grafschaft Mayo 2014 Es war lange her seit er das letzte Mal hier war. Und doch freute er sich darauf, sein zu Hause wieder zu sehen. Nicht nur sein zu Hause lockte, sondern auch seine Freunde, seine Familie. Dennoch graute es ihm vor dem was ihm noch bevorstand. Die Auseinandersetzung, die ihn mit Fia erwartete, reizte gar nicht. Er wusste um ihr Temperament und um ihre Ansichten. Er runzelte die Stirn und wandte sich um. Neben ihm standen ein paar Freunde, die auf der Suche nach der roten Hexe waren. Der Grund für die

folgende Auseinandersetzung. Er wusste, sie hatte weiß Gott genug zu tun, genug um die Ohren seit dem frühen Tod ihrer Eltern. Und doch musste er seine drei Freunde zu ihr bringen. Sie waren den Weg aus Killala gekommen und er wusste, dass dies viel wert war, denn kaum einer kam in das kleine Dörfchen Cong. Kaum einer von diesem Blute, denn es ist das Blut der Hexe Easnadh, dass den Boden des Waldes tränkte. Jedoch wusste Fin, dass seine Freunde vom Blute Easnadhs abstammten. „Ist es noch weit, Fin? Du weißt, wir reisen nicht gerne, denn wir wissen nie wann und wo er uns

auflauert.“ „Meistens ist er bei uns im Wald, so wie auch Fia.“ Seine Freunde nickten und Fin ging über die grüne Wiese, die noch immer Taunass war, in Richtung Wald. Der Himmel war blau, doch weiße Wolken bedeckten einige Teile des Himmels und doch schien die Sonne klar und stark vom Himmel hinab. Er atmete die frische Luft ein und betrat den Wald. Kaum hatte er einen Schritt in den Wald gemacht, als auch schon ein Wolf auf ihn zugesprungen kam, ihn betrachtete und sich dann an seine Seite drängte. „Hast du mich vermisst, Faolan?“ Als seine Begleiter den Wald betraten

betrachtete Faolan sie vorsichtig, er fletschte drohend die Zähne, doch dann ging er langsam neben Fin her, zurück zu seiner Herrin. „Ist das ein echter Wolf, Fin?“, fragte Alana erstaunt und gleichzeitig ehrfürchtig. Fin nickte. „Das ist Faolan, Fia’s stetiger Begleiter. Ich denke er ist auf seinem morgendlichen Rundgang.“ In diesem Moment trat er tiefer in den Wald hinein und stand kurz darauf auf einer großen Lichtung. Im Schatten der Bäume stand ein Cottage und unweit davon ein kleiner Stall. Die Sonne schien auf die Lichtung und Fin blickte umher. Er stellte fest, dass sich kaum

etwas verändert hatte, seit er Fia verlassen hatte. „Ist das ihr Haus? Es sieht aus und steht genauso wie das in dem Easnadh damals lebte“, meinte Glenna vorsichtig. „Ja, es ist dasselbe Haus von damals. Nur ein wenig modernisiert.“ In diesem Moment ging die Türe auf und ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren trat hinaus. Sie erblickte Fin und rannte lachend auf ihn zu. „Fin, du bist zurück!“ Fin nahm sie in die Arme und schwang sie herum. „Ja, ich bin zurück, und ich habe Freunde von mir mitgebracht.“ Das Mädchen erblickte die drei

erwähnten Personen und zog eine Augenbraue hoch, dann wandte sie sich zu Fin und ihr Blick machte ihm klar was er schon wusste. Es würde einen Streit geben. „Ist sie das, Fin?“, fragte der junge Mann, der bisher noch gar nicht gesprochen hatte. Seine Haare waren dunkelbraun, fast schon schwarz und seine Augen glänzten in einem seltenen Goldton. „Nein, Conall. Das ist ihre kleine Schwester Ríona. In ihr fließt das gleiche Blut wie in Euch drei.“ Conall nickte und Fin wandte sich wieder Ríona zu. „Ist sie sehr schlecht gelaunt? Ich vermute sie wird mir hierfür

nicht dankbar sein.“ Ríona schüttelte den Kopf und seufzte. „Seit du weggegangen bist hat er sie sehr hart rangenommen, sie immer wieder angegriffen. Mental wie auch real.“ Fin wurde hellhörig. Doch dann marschierte er in das kleine Cottage. An der Feuerstelle stand Fia, ihre langen roten Haare reichten ihr bis zu den Hüften. Sie braute irgendwas in ihrem großen Kessel, doch sobald Fin eingetreten war drehte sie sich herum und musterte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Finbar O’Donnel. Du kommst spät

zurück.“ „Ja, und ich habe dir jemanden mitgebracht. Von Rìona’s Blut, aus dem Blute eurer Mutter…“ „Aber nicht aus meinem Blut! Wie kannst du vergessen, dass mit jeder Generation, die vergeht, diese Blutlinie erneuert wird? Eine von Easnadhs Blut und einer von Ceallachs Blut.“ „Man hat früh genug herausgefunden, dass dies unverhoffte Macht und Stärke bringt.“ Gerade wollte Fia ihn wütend anfunkeln, als Alana, Glenna und Conall eintraten. Dann zischte sie gedanklich zu Fin: „Sie werden niemals akzeptieren was ich bin, wer ich bin! Warum hast du sie

hergebracht?“ „Ich hatte keine Wahl, sie sind vom Blut und auch Ceallach hat das herausgefunden. Sie brauchen deine Hilfe, denn er greift sie regelmäßig an.“ „Was interessiert mich das? Er ist mein Feind, wenn er sie jedoch angreift ist er auch ihr Feind und sie sollten lieber schnell lernen, wie sie sich gegen ihn wehren, denn ich muss da ja auch alleine durch.“ Fin drehte sich um und nickte den dreien zu. „Fia, das sind Alana, Glenna und Conall.“ Es war ein kläglicher Versuch, sie dazu zu bringen mit ihnen zu reden, dennoch wusste er, dass sie immer nur gedanklich

kommunizierte, außer wenn sie wütend war. Er erinnerte sich an die Zeit, in der ihre Eltern von Ceallach umgebracht worden waren. Sein eigener Bruder hatte damals den Verrat begangen. Ríona durchbrach seine Gedanken indem sie ihre Schwester anstieß. „Du solltest nicht so unhöflich sein, Fia. Sie sind den Weg von Killala hier her gekommen nur um dich kennen zu lernen.“ „Dann können sie gleich wieder gehen“, erwiderte Fia gedanklich, so dass jeder im Raum es hören konnte. „Ich bin nicht vollends ihres Blutes, so wie es immer war und so wie es mit der ersten Tochter immer sein wird. In mir fließt das Blut

beider Seiten. Da ich weiß, dass andere das nie akzeptieren können, bitte ich sie, wieder zu gehen.“ Alana und Glenna sahen Fin an, dann rief Glenna: „Sie ist seines Blutes? Genauso wie du Fin? Warum hast du das nicht erwähnt? Das wird alles komplizierter machen. Wer sagt uns das wir ihr trauen können?“ „Glenna, sei still. Fin traut ihr und ich tue es auch.“ „Warum Conall?“ „Sie hat sich mir in meinen Träumen offenbart, mehr als einmal. Wenn Ceallach mich dort behelligt hat, dann hat sie ihn verscheucht. Ich traue ihr, auch wenn sie von seinem Blute

ist.“ „Mir hat sie sich auch offenbart, Glenna. Ebenfalls in Träumen. Sie hat die ganze Zeit über die des Blutes ihrer Mutter gewacht.“ Fin nickte und sah Fia an. „Auch wenn du mich jetzt wahrscheinlich hassen wirst Fia, aber es muss gesagt werden.“ Dann wandte er sich den anderen zu. „Ihre Macht und ihr Zauberkraft ist stärker als die von uns allen zusammen. In ihr fließt die Macht von Easnadh und Ceallach und diese Kräfte zusammen machen sie sehr stark. Er hat ihre Eltern schon früh getötet, weil er sie wollte, weil er sie auf seine Seite ziehen wollte. Doch Fia entkam. Sie versteckte sich und

als ich kam brauchte ich ganze zwei Wochen bis sie mir soweit vertraute, sodass sie sich mir offenbarte. Dass sie gegen Ceallach ist, gegen ihn kämpft, das zeigt allein schon ihre Stärke. Soweit ich weiß, versucht er es meistens indem er sie Mental angreift, doch sie hat einen Schutz, der sie davor bewahrt, dass er in ihre Gedanken eindringen kann.“ Fia sah in böse an. „Sie vertrauen mir eh nicht, warum versuchst du sie zu überzeugen Fin?“ „Du kannst ihnen helfen!“ „Sie wollen meine Hilfe nicht, zumindest nicht alle von Ihnen.“ „Ich kann euch reden hören!“, mischte

sich nun Glenna ein. „Wir können es auch gut ohne sie schaffen, uns von Ceallach zu befreien.“ Dann verschwand sie, Alana folgte ihr, nach einem kurzen Schulterzucken. Conall schaute sich um und seufzte. „Typisch meine Schwestern. Ich würde mich ja für sie entschuldigen aber ich weiß, dass es nichts ändern würde. Alana ist normalerweise nicht so und ich weiß das sie dir vertraut und dein Blut akzeptiert. Genauso wie ich, jedoch Glenna ist nicht so. Sie tickt da ganz anders. Jedoch wird sie früh genug erkennen, dass sie deine Hilfe braucht. Denn alleine können wir das gegen ihn nicht

schaffen.“ „Er will nicht euch, er will nur mich. Er greift nur euch an um mich zu treffen. Andere interessieren ihn nicht. Er tut ihnen nur weh um zu bekommen was er möchte. Im Moment bin ich das. Fin ... Bring sie weg. Ich muss langsam los.“ Fin nickte, nahm Conalls Arm und Ríonas Hand, dann waren sie weg. Er brachte beide zu seinem Cottage, das am Waldrand lag. Hinter dem Cottage lag ein kleiner See, der im Sonnenlicht glitzerte. Eine trügerische Ruhe lag auf dem Stückchen Land. Kam waren sie vor dem Haus gelandet, kamen auch Glenna und Alana hinzu.

„Wohin geht Fia? Und warum nimmt sie Ríona nicht mit?“, fragte Conall. „Sie muss zur Schule und Ríona ist zurzeit freigestellt, da es für sie zu gefährlich wäre alleine zu sein. Deswegen bat mich Fia Ríona mit zunehmen. Sie hat Angst, dass Ceallach sich an ihr vergreift.“ Alana zog die Augenbraue hoch. „Das würde er niemals Wagen, oder doch?“ Fin schüttelte traurig den Kopf. Er dachte an einen Tag vor zwölf Jahren. Damals hatte sein Bruder, sein älterer Bruder, ebenfalls gedacht, dass er niemals soweit gehen würde ein Kind anzugreifen. Doch wie sehr er sich

getäuscht hatte. Noch am selben Tage hatte Ceallach ihn aufgegriffen und in dazu gezwungen das Versteck von Fias Eltern preiszugeben. Seit dem war er verschwunden. Keiner wusste wo er war, doch Fin hatte eine Ahnung wo er sein könnte und es brach ihm das Herz. „Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Dort können wir bleiben bis Fia zurückkommt und eventuell gewillt ist euch wieder in ihr Cottage zu lassen. Ich gebe zu sie hatte extrem schlechte Laune heute.“ „Spricht sie niemals?“, fragte Alana. Ríona schüttelte den Kopf und Strich sich eine schwarze haarsträhne hinters Ohr. „Sie spricht nur selten. Dies ist ihre

Art zu kommunizieren. Das war es schon immer. Sie spricht nur wenn sie traurig oder wütend ist. Nur wenige der Menschen hier haben jemals ihre Stimme gehört. Auch wenn es vielen unheimlich ist wenn sie so spricht, es ist ein Teil von ihr, so wie ihre Macht.“ Fin legte einen Arm um sie. Er wusste, dass sie unter dem frühen Tod ihrer Eltern litt. Auch wenn Fia versuchte ihr die Mutter zu ersetzen, so war es nicht dasselbe. Fia war beim Tode ihrer Eltern erst sechs Jahre alt gewesen und Ríona war damals erst drei gewesen. Se war über die Ferien zu ihrer Tante und ihren Cousins und Cousinen gefahren und kam erst drei Wochen nach dem Tod ihrer

Eltern zurück. Dieses Erlebnis damals hatte nicht nur Fia geprägt. Er wusste, dass Fia seinen Bruder nicht hasste aber sie war sehr enttäuscht von ihm und das war wahrscheinlich schlimmer als ihr Hass. Sie setzten sich in seinem Wohnraum und erzählten von ihrem Leben in Killala. Keiner bemerkte die Kälte, die sich draußen ausbreitete und keiner bemerkte den Mann, der zur Tür herein schlich. Doch in diesem Moment spürte Fin ihn und sprang auf. Schnell schob er Ríona hinter sich und trat Ceallach entgegen. Conall stellte sich an Fins Seite. Doch Ceallach war schneller. Er feuerte schnell einige Zauber auf Fin ab

und dieser sank zu Boden. Ceallach trat an ihn heran und legte seinen Finger auf Fins Stirn. „Du bist meines Blutes, du wirst mir nicht länger verweigern was ich begehre.“ Ríona konnte den schwarzen Schatten sehen, der über Ceallachs Finger in Fins Stirn überging. Schnell handelte sie, denn sie spürte was er vorhatte. Ríona rief ihre Macht und schleuderte ihre ganze Wut und ihre ganze Angst Ceallach entgegen. Dieser verschwand und Fin blieb am Boden liegen. Blut hatte den Boden bespritzt, doch dieses Mal war es Ceallachs Blut gewesen. Glenna wollte zu Fin rennen, doch Conall hielt sie zurück. „Nein Glenna. Es

ist zu gefährlich. Wir wissen nicht was er getan hat.“ Ríona ging zu Fin, blickte auf ihn hinab und sah dann Glenna an. „Du liebst ihn, selbst wenn er von Ceallachs Blut ist. Wieso kannst du dann meiner Schwester nicht vertrauen?“ Dann nahm sie Conalls Arm und umarmte Fin. Zusammen flogen sie zurück ins Waldcottage. Ríona sah sich um und ein einziger Blick genügte ihr um zu sehen, dass ihre Schwester noch nicht zurückgekehrt war. „Conall, hilf mir ihn nach oben in das dritte Zimmer zu bringen!“ Dieser nickte und packte Fin mit aller Kraft und zusammen brachten sie ihn die

Treppe hinauf und legten ihn in ein Bett, das in diesem dritten Zimmer stand. Das Zimmer selbst war spärlich möbliert, doch auf dem Boden lag ein dicker blauer Teppich. Die Vorhänge, die das Fenster säumten waren geschlossen, sodass es dämmerig im Zimmer war. In der Zwischenzeit war Nachmittag geworden, ohne dass sie es mitbekommen hatten. Ríona sah sich beunruhigt um und auf Conalls fragenden Blick antwortete sie nur. „Sie müsste längst zurück sein, sie verspätet sich nie, sie ist immer pünktlich. Doch jetzt ist sie nicht da und das macht mich unruhig. Deine Familie kommt Conall. Ich schaue ob ich Kontakt zu Fia

aufnehmen kann.“ Conall nickte und Ríona holte ihr Handy hervor und tippte eine SMS für ihre Schwester, während Conall nach unten ging um seine Geschwister zu beruhigen. Er wusste, dass Glenna es ihm nicht verzeihen konnte, dass er Ríona unterstützt hatte. Sie war der Meinung, dass sie selbst Fin hätte helfen können. Nur einen Moment später hörte er Stimmen von oben und er war sich sicher, dass Fia angekommen war. „Was ist passiert, Ríona?“ „Wir haben ihn nicht kommen sehen und als er dann da war, hat Fin versucht mich zu beschützen, aber Ceallach war schneller und hat ihn verzaubert. Ich

denke er hat ihm ein Stück seiner Seele eingeflößt oder so. Er hat seinen Finger an Fins Stirn gehalten und irgendetwas Schwarzes ging von Ceallachs Finger in Fins Kopf. Ich konnte ihn nicht aufhalten, ich war geschockt, wie versteinert.“ Fia runzelte die Stirn, dann nahm sie die Hand ihrer kleinen Schwester und murmelte: „Beruhige dich deirfúr bheag. Nun geh hinunter zu den anderen und lass mich meine Arbeit hier machen.“ Ríona, die sofort ruhiger geworden war, machte sich sogleich auf den Weg hinunter zu den anderen. Vielleicht konnten sie und Conall verhindern, dass Glenna Fia an die Kehle gehen würde,

denn ihre Wut war bis in die Schlafzimmer zu spüren. Fia brauchte nicht lange, sie eilte in ihr Zimmer und schnappte sich schnell einige Fläschchen und Kräuter, dann eilte sie zu Fin zurück. Sie wusste, dass es eilte. Denn je länger Fin unter Ceallachs Hand war, desto wahrscheinlicher wurde es, dass dieser ihn gegen sie verwenden würde. Nun war er der zweiter im Blute, der Ceallach unterlegen war, doch dieses Mal war Fia stark und sie würde alles tun, was in ihrer Macht stand um Fin wieder Ceallachs Klauen zu entreißen, denn sie wusste Fin würde für sie dasselbe tun, wenn nicht sogar noch

mehr. Sie flößte ihm den Inhalt eines Fläschchens ein, der genau für einen solchen Fall erstellt worden war von ihr. Sie hatte geplant und hatte gedacht, dass sie diesen Trank früher oder später brauchen würde. Jedoch hatte sie nie gedacht, dass sie ihn für Fin brauchen würde. Er war ihr immer so stark erschienen, doch jetzt wurde ihr klar, dass er die Gefahr, die von Ceallach ausging, genauso unterschätzt hatte wie sein Bruder es vor zwölf Jahren tat. Sie wusste, dass alle die von Ceallachs Blut stammten einen gewissen Schutz gegen ihn hatten, denn er konnte sie nicht töten, niemals. Denn damit würde er sich

ins eigene Fleisch schneiden und sich selber verletzen, wenn nicht gar umbringen, und das war etwas was auch Ceallach wusste, deswegen setzte er alles daran, alle die seines Blutes waren, auf seine Seite zu ziehen. Fia wusste, dass alle ihre Vorfahren, die von Ceallachs und Easnadhs Blut waren, ihr Leben gelassen hatten im Kampf gegen Ceallach. Wenn auch nur um ihn zu schwächen, aber dennoch ließen sie ihr Leben. Auch ihr würde dieses Ende bevorstehen, das wusste sie. Jedoch hoffte sie auch jetzt noch, dass sie es ändern könnte, indem sie Ceallach einfach tötete. Er war jedoch stark, sehr stark. Und sie war noch nicht so

weit. Fia sagte gedanklich einige Bannsprüche auf, legte Heilsteine und Heilkraut aus und tat alles, was ihr möglich war, um Ceallach von Fin fernzuhalten. Als ihr nichts mehr zu tun übrig blieb, ging sie die Treppe hinunter in die Küche, sie hatte Hunger und sie fühlte sich ausgelaugt. Sofort sprang Ríona auf und holte ihr einen Teller Suppe, den sie wohl in der Zeit, in der sie oben beschäftigt gewesen war, für sie gekocht hatte. Ríona wusste wie sich Fia nach so etwas fühlte. Fia nahm die Gulaschsuppe dankend entgegen und fing an diese zu essen. Sie war sich der Blicke der Anwesenden

durchaus bewusst, doch hier galten ihre Regeln. Und erstmal musste sie wieder zu Kräften kommen, bevor sie sich einer neuen Auseinandersetzung widmen konnte. Sie leerte den Teller und stand auf um ihn in die Küche zu bringen. Als sie zurückkam sah Ríona sie gespannt an. „Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, um ihm zu helfen. Doch ohne dein schnelles Eingreifen und dein schnelles Handeln wäre das ganze vielleicht anders ausgegangen. Jetzt liegt es an Fin, wenn er stark genug ist, sich von Ceallach zu lösen, dann ist er über den Berg. Falls nicht, müssen wir anfangen uns Sorgen zu machen“,

erklärte sie gedanklich, sodass alle es hören konnten. Sie wandte sich Glenna zu. „Du hast kein Recht auf mich wütend zu sein. Keinerlei Recht, meine Liebe. Es ist besser wenn Fin hier ist, denn solange Ceallach von ihm Besitz ergriffen hat, wird er Fin nutzen um euch und auch Ríona zu schaden. Mir kann er nichts anhaben, denn ich bin von seinem Blute. Wenn er mich verletzt, verletzt er sich somit auch.“ Glenna starrte sie immer noch böse an, doch Fia wandte sich schon wieder ab. „Ríona, ich könnte einen starken Tee mit Whiskey gebrauchen. Es war nicht leicht, Ceallach von Fins Zimmer fern zu

halten. Doch selbst, wenn er nun in dieses Haus kommen würde, könnte er Fin nicht finden. Und ich bin ernsthaft überlegt ob ich ihn nicht hier her locken sollte. Ich habe gerade so richtig Lust auf eine Auseinandersetzung mit ihm. Dennoch denke ich, dass ich diese eher Mental mit ihm austragen werde. Glenna, Alana und Ríona, ihr geht nachher zurück in Fins Cottage und bleibt da über Nacht. Er wird da nicht noch einmal auftauchen.“ Ríona nickte und brachte Fia den Tee. Nicht viel später brachen Glenna, Alana und Ríona auf während Conall blieb und nachdenklich Fia beobachtete.

„Willst du heute noch zurückschlagen,

Fia?“ Fia schüttelte den Kopf. „Nein, nicht heute.“ Dann sah sie ihn an und hob fragend die Augenbraue. „Warum hast du deinen Schwestern nicht gesagt, dass du schon öfters hier warst?“ „Glenna würde mir dieses Wissen niemals verzeihen. Sie wird es selbst Fin nicht verzeihen, dass er solange über dich geschwiegen hat.“ „Ihr braucht meine Hilfe nicht.“ „Warum sagst du das, Fia?“ „Wenn ihr bei euch zu Hause bleibt, kann er euch nichts tun. Nur Mental, wenn überhaupt.“ Conall zog fragend die Augenbraue hoch und Fia strich sich ihre langen roten

Haare aus dem Gesicht. „Easnadh hat ihn an diesen Wald gebannt. Er kann ihn nicht verlassen.“ „Warum kämpfst du nicht gegen ihn? Es ist deine Aufgabe.“ „Erzähl mir nichts über meine Aufgaben, Conall McDywer. Ich weiß selber war meine Aufgaben sind. Nur meine Zeit ist noch nicht gekommen. Irgendwann werde ich gegen ihn kämpfen, jedoch noch nicht jetzt.“ Conall sah sie kopfschüttelnd an. Er wusste, er konnte mit ihr nicht darüber diskutieren. Sie würde niemals nachgeben. Fia sah ins Feuer, dann sagte sie zu ihm: „Halte dich von Fin fern, solange er hier

ist. Ceallach könnte ihn so beeinflussen, damit er dich angreift. Bei mir besteht diese Gefahr nicht.“ Nachdem Conall nickte, stand Fia auf und ging hinauf in Fins Zimmer. Dort setzte sie sich an sein Bett und betrachtete ihn. Sie würde ihm niemals sagen, womit Ceallach versuchte sie zu sich zu locken. Auch Fin würde sie niemals folgen, falls er Ceallach unterlegen war. Langsam nickte sie ein. Als sie die Augen wieder öffnete, fand sie sich im Wald wieder. Sofort wusste sie, dass es ein Traum war, dennoch verschloss sie ihren Geist nicht. Sie wollte sehen, wie weit er dieses Mal gehen würde. Neben

ihr saß Faolan und sah sie wachsam an. Auch er wusste, dass Ceallach gleich kommen würde. Die Bäume standen dicht beieinander, Nebel schwebte knöchelhoch über dem Boden, die Dunkelheit war undurchdringlich. Der Mond war von Wolken verdeckt. Fia spürte den weichen Waldboden unter ihren Füßen. Es war kalt, dennoch trug sie nur ein dünnes, grünes Sommerkleid. Ceallach trat aus dem Schatten der Bäume hervor. Ein großes, unheimliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er erhob die Hand, um über Fias Wange zu streichen, doch sie wich zurück. Seine schwarzen Augen richteten sich auf sie.

„Du bist die nächste, dann ist der Kreis vollendet. Komm zu mir, du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast.“ Fia erzittere, dann hob sie die Hände und sprach in Gedanken: „Ich rufe dich und deine Macht zur Hilfe Bridghet. Gib mir deine Kraft, zum Sieg über meinen Feind, der wandert seit Jahrhunderten, durch diesen Wald. Gib mir deine Kraft, so wie ich es erbitte, so soll es sein. Ich bin die eine und ich bin die deine.“ Fia begann hellblau zu leuchten, ihre grünen Augen leuchteten hellgrün auf, während ihre Macht durch sie hindurchfloss. Wind blies um sie herum, wehte durch ihr langes rotes Haar. Dann

prasselten Blitzschläge auf Ceallach hinab. Dieser verwandelte sich gleichzeitig in einen Bären und hieb mit der Klaue auf sie ein. Sie spürte den süßen Schmerz und das warme Blut, dann verschwand Ceallach. Sie unterbrach den Traum und öffnete die Augen. Sie sah sich um und fand sich zitternd in Fins Zimmer wieder. Ihr Kleid war über und über mit Blut bedeckt, mit ihrem eigenen Blut. Sie keuchte und zuckte zurück, als sie den Schmerz spürte. Fia bemerkte nicht, dass Fin in der Zwischenzeit aufgewacht war und sie geschockt beobachtete. Er knurrte wütend: „Ceallach, dieses Schwein.“

Fia zuckte erneut erschreckt zusammen und ihr rutschte ein Schrei aus der Kehle. Conall hatte den Schrei gehört und stürzte in das Zimmer. Er wollte geradewegs auf Fia zugehen, doch Fin packte mir eisernem Griff seinen Arm und schüttelte leicht den Kopf. Conall verstand. In Fins Cottage saß Ríona zitternd auf der Couch. Alana und Glenna starrten sie an, doch Ríona keuchte nur erschrocken: „Fia!

Doch bevor Ríona etwas tun konnte, erschien Conall bei Ihnen und hielt sie

auf. „Fin wird sich um sie kümmern, dennoch sollten wir zu ihr kommen.“ Zusammen flogen sie zu Fia und Fin.

Kapitel 2

Fin saß auf seinem Bett und murmelte beruhigend auf Fia ein. Langsam hörte Fia auf zu zittern und atmete wieder ruhiger, dann ging Fin langsam zu ihr, nahm sie in die Arme und trug sie zum Bett. Er fühlte das klebrige, warme Blut, das an Fia herunterlief, fühlte die Schwäche, die sich in ihr breit machte. Auf dem Bett setzte er sich mit ihr hin, fing vorsichtig an ihre Wunden zu heilen und beruhigte sie gedanklich. Ihr Kleid war über und über mit Blut bespritze, ihre Alabasterhaut war blass, ihre schönen hellgrünen Augen waren groß. Ihre Haut war kalt. Er strich ihr über die

langen Haare. Nur einen Moment später traten Conall, Glenna, Alana und Ríona in den Raum, sofort stürzte Ríona zu ihrer Schwester und nahm mit Tränen in den Augen ihre kalte Hand. „Fia? Was ist passiert?“

In diesem Moment wurde sich Fin der tiefen Bindung der beiden bewusst. Diese Bindung hatte auch mal zwischen ihm und seinem Bruder bestanden. Er wusste, dass Ríona gefühlt hatte, dass Ceallach Fia angegriffen hatte. „Er meinte nun würde nur noch ich fehlen, um den Kreis zu vollenden. Den Kreis der drei. Du, Gabhan und ich. Er ist überzeugt, dass er gewinnen wird,

dennoch ist er vorsichtig.“

Fin zog eine Augenbraue hoch, mit den Worten wurde ihm bestätigt, was er längst schon geahnt hatte. Er hatte sich schon seit dem Verschwinden seines Bruders überlegt wo dieser wohl stecken würde. Jedoch war er schon bald auf den Gedanken gekommen, dass Ceallach ihn wohl geschnappt hatte. Als dann Fia’s Eltern getötet wurden, war ihm so einiges klar. Jedoch wusste er auch, dass sein Bruder Ceallach nie etwas über Fia’s Eltern verraten hätte, wenn er eine Wahl gehabt hätte. Fia ergriff seine Hand und drückte sie sanft, auch sie wusste was er dachte. Ríona, Glenna, Alana und Conall sahen

die beiden jedoch nur verstört an. „Wieso drei? Und wer ist Gabhan?“, fragte Alana zögernd. „Gabhan ist Fin’s älterer Bruder. Er hat damals meine Eltern verraten, sodass Ceallach sie töten konnte. Seit dem ist er verschwunden. Jedoch war uns eigentlich von Anfang an klar, dass er nicht freiwillig gegangen ist. Jetzt haben wir die Bestätigung, dass Ceallach ihn gefangen hält.“

„Fin, du hast einen Bruder? Warum hast du nie von ihm erzählt?“ „Weil es nicht einfach ist an ihn zu denken, denn ich bekomme jedes Mal aufs Neue seinen Verrat vor Augen

geführt.“ „Seinen Verrat? Du meinst den Tod von Fia`s Eltern?“ Fin nickte. „Es war eine schwere Zeit. An dem Tage war Ríona bei ihrer Tante zu Besuch und bei dieser Tante bleiben Fia und Ríona dann ein paar Jahre, ehe Fia vor fünf Jahren hierher zurückkehrte. Fia hielt es nicht lange bei ihrer Tante aus. Sie braucht dieses Haus und diesen Wald wie die Luft zum Atmen.“ „Warte mal, eure Eltern hatten Geschwister?“ Fia zog eine Augenbraue hoch, doch Ríona antwortete schnell. „Ja, es ist ein Mythos, dass es immer nur die zwei

Schwestern gibt. Jedoch gibt es nur zwei, die aussehen wie die zwei von damals. Und nur zwei mit der Macht der beiden von damals. Wobei die erste, die immer von Ceallachs Blute ist, die ist, die ihr Leben gibt damit ihre Schwestern leben können. Dieses Mal ist Fia dran“, Ríona hatte Tränen in den Augen und sie sah hinab auf den Boden, „außer wenn sie einen Weg findet, wie sie ihn besiegen kann. Aber das hat bisher keine vor ihr geschafft. Und sie ist nicht bereit zu kämpfen, zumindest nicht für sich selbst. Sie kämpft nur wenn er mich oder andere, die ihr nahestehen angreift.“ Eine Träne rollte ihr über die Wange und

sie wollte sie gerade abwischen, als Conall mit seinem Finger über ihre Wange strich und die Träne wegwischte. „Wir werden verhindern, dass sie stirbt.“ Fia stand auf und ging nach draußen, als Conall ihr nachwollte, hielt Fin ihn auf und ging ihr selbst hinterher. In der Zwischenzeit war es Morgen geworden und die Sonne ging langsam zwischen den Bäumen auf. Goldenes Licht schien auf den Waldboden, als Fia wütend durch den Wald stampfte. Wie konnte Conall es wagen zu entscheiden ob sie sterben oder leben sollte? Sie wusste es ja selber noch nicht einmal. Wie sollte sie denn kämpfen, wenn sie nicht einmal wusste wie sie ihn besiegen

könnte. Bisher hatte keiner ihrer Vorfahren jemals eine Möglichkeit gefunden ihn zu töten. Sonst wäre dieser Fluch ja längst beendet. Sie hätte ihre Ruhe und müsste nicht ewig über Leben und Tod nachdenken. Ihr Weg führte sie direkt in das kleine Dorf Cong hinein, indem sie einen Laden hatte, wo sie Tränke, Seifen, Parfüme und anderes verkaufte, dass sie hin und wieder erstellte, wenn sie Zeit dazu hatte. Doch diese Zeit war neben der Schule, die sie besuchte sehr begrenzt. Sie hatte sehr viel zu tun und musste zudem auch noch ihre Schwester unterrichten. Sie öffnete die Ladentüre und sah sich

um. Der Laden war nur klein, doch er war geschmackvoll eingerichtet. Sie hatte den Laden von ihren Eltern geerbt. Viele der Leute im Dorf hatten den Kopf geschüttelt, als Fia den Laden übernahm und sie verstand auch voll und ganz warum. Keiner konnte ihr zutrauen, den Laden alleine zu führen im zarten Alter von gerade mal achtzehn Jahren. Sie atmete tief durch. Die Leute würden schon noch schauen wie sie das meisten würde. In den Regalen waren viele Dosen und Fläschchen und von der Decke hingen Kräuter zum Trocknen hinab. Im Schaufenster waren Kettchen und Amulette ausgelegt. Langsam wandte sie sich zu dem kleinen Büro

hinter dem Verkaufsraum zu. Sie wusste, dass Fin ihr gefolgt war, dennoch wusste sie auch, dass er sie niemals in ihrer Privatsphäre stören würde. So wie sie ihn kannte, würde er den ganzen Tag draußen herumlungern würde. Fia war klar, dass er nur auf sie aufpassen wollte, denn er wusste ganz genau, dass sie dumme Sachen tat wenn sie sich Aufregte. Und dass dann ihre Kraft am größten war. Der Tag verging schnell und im Laden waren viele Kunden. In das kleine Dörfchen Cong kamen viele Touristen, da es in der Nähe von Ashford Castle lag. Dorthin kamen viele Touristen, da es Ashford Castle nun als Hotel genutzt

wurde. Sie hatte heute recht guten Umsatz gemacht, sie konnte sich also nicht beschweren. Viele Menschen reizte der Gedanke an Magie und sie kamen gerne um Amulette, Kristalle oder Kerzen von einer Hexe zu kaufen, auch wenn sie nicht wirklich an das alles glaubten. Als Fia den Laden abschloss sah sie sich um. Sie konnte Fin nicht entdecken und das verwirrte sie. Die ganze Zeit über hatten sie sich gedanklich unterhalten aber vor etwa einer Stunde war die Unterhaltung abgebrochen. Jedoch wusste sie, dass er niemals gegangen wäre. Niemals. Sie ließ ihre Magie aus und versuchte

Fin oder gar Ceallach zu spüren und sofort spürte sie, dass beide vor kurzem hier gewesen waren. Sofort wurde ihr klar, dass Ceallach sich wohl Fins bemächtigt hatte. Schnell eilte sie in den Wald und sie bemerkte, dass Faolan sie bereits erwartet hatte. Er ging selten aus dem Wald heraus, denn er spürte, dass viele Menschen Angst vor ihm hatten. Sie streichelte seinen Kopf und blickte in seine klugen, braunen Augen. Dann betrat sie ihr Cottage. Schnell erkannte sie, dass Ríona, Alana und Glenna nicht mehr anwesend waren, jedoch wartete Conall auf sie. Sie ging schnell in die Küche, wo Conall saß, doch bevor er sprechen

konnte, hob Fia ihre Hand und unterbrach ihn somit.

„Er hat Fin. Du musst mir helfen. Jetzt ist der Mistkerl zu weit gegangen. Ich werde ihn zurückholen.“

„Wie willst du das machen?“ „Ich lenke ihn ab. In einem Traum. Dort kann ich ihn festhalten ohne, dass er es bemerkt. Und er bekommt nicht mit was um ihn herum passiert.“ „Aber wer soll Fin da rausholen?“ „Ich habe meine Mittel und Wege, glaub mir.“ „Wofür brauchst du mich, Fia?“ „Du musst mich aus dem Traum zurückholen, falls mir etwas passiert. Ich weiß nicht wie weit er gehen wird,

denn er wird immer unberechenbarer.“ „Was wenn er mich auch angreift?“ „Er wird dich nicht bemerken.“ Fia blickte hinaus hob ihre Hände und ihre Augen begannen hellgrün zu leuchten. Der Himmel draußen verdunkelte sich, Faolan rannte nach draußen und heulte laut. Aus dem Schatten der Bäume traten mehrere Wölfe, am Himmel erschienen viele Falken und das Pferd, das Fia hielt, verließ den Stall gesattelt. In dem Moment senkte Fia die Hände und rief: „Tut was ich euch befohlen habe. Bringt zurück was hier her gehört!“ Conall starrte sie nur an, doch Fia nahm einfach seine Hand. Sie zog eine

Augenbraue hoch und Conall nickte. Fia ließ sie in einen Traum gleiten. Sie standen im Wald, vor einem verlassenen Cottage. Als Conall sie ansah zuckte sie nur die Schultern. „Täuschung.“

Dann wandte sie einen Unsichtbarkeitszauber an Conall an. Sie musste auf jeden Fall für seine Sicherheit sorgen. Ihm durfte nichts passieren, denn sie wusste wirklich nicht, wie viel Kraft es sie kosten würde, Ceallach in einem Traum gefangen zu halten. Langsam ging Fia weiter und sie wusste, dass Conall ihr folgte. Sie sah sich um und rief dann: „Ich weiß, dass du hier

bist, Ceallach. Zeige dich!“ Ein knurren ertönte und Ceallach erschien in Bärengestalt. Fia hörte Conall entsetzt keuchen, doch sie ignorierte es. Vor ihren Augen verwandelte sich Ceallach in die scheußliche menschliche Kreatur, die er nun mal war. „Hast du dich entschieden, doch zu mir zu kommen, mein Kind?“ „Was würde mich denn bei dir erwarten?“ „Macht, alle Macht, die du dir nur erträumen kannst. Und deine Eltern. Zudem Fin und sein Bruder.“ Fia ließ sich nichts anmerken. „Ich bezweifele, dass du Tote wieder auferstehen lassen kannst, mein Lieber.

Dass meine Eltern tot sind, lässt sich nicht bezweifeln. Denn ich habe selbst gesehen wie du sie getötet hast. Ich denke kaum, dass du etwas besitzt was mich reizen könnte.“ Ceallach zog seine dunklen Augenbrauen zusammen. „Was willst du dann? Ich habe immer noch Macht, deinen Fin und dessen Bruder. Und bald habe ich auch noch deine Schwester.“ „Deine Macht reizt mich nicht, denn ich habe selbst eine sehr große Macht, eine Macht, die die deine durchaus übersteigt. Denn ich bin von deinem und von Easnadhs Blute.“ Ceallach zuckte zusammen. Und in diesem Moment spürte Fia, dass ihr Plan

aufgegangen war. Faolan schickte ihr eine gedankliche Nachricht. Jedoch spürte auch Ceallach eine Veränderung, er zischte. Fia lächelte. „Und nun hast du weder Fin noch Gabhan. Jetzt hast du gar nichts mehr, nur noch dich.“ Ceallach knurrte und sein Gesicht verdunkelte sich vor Wut. „Du kleine Schlampe, das alles war also nur ein Ablenkungsmanöver? Was hast du dir davon versprochen, mich zu besiegen? Oder etwas anderes? Du kannst mich nicht festhalten.“ Verzweifelt versuchte er den Traum zu verlassen, um aufzuhalten was gerade geschah, dennoch prallte er gegen eine

Wand. Nun lachte Fia leise. „So, ich habe also keine Macht dich hier in meinem Traum zu behalten?“ Ceallach drehte sich Wütend um und schleuderte Blitze auf Fia, diese hatte dies jedoch vorausgesehen und ein Schutzschild erstellt, gleichzeitig rief sie die Elemente an und um Ceallach begann ein Sturm zu heulen. Ein Wirbelsturm ergriff Ceallach und schleuderte ihn umher. Dann ließ Fia ihn fallen und Ceallach kam wieder auf die Beine. Schnell verwandelte er sich in einen Bären und ging auf Fia los, diese jedoch zückte ihre Athame. Ceallach sprang auf sie zu und damit direkt in die Athame hinein. Er jaulte auf vor Schmerz

und dunkles Blut floss aus seiner Wunde. In diesem Moment unterbrach Conall den Traum, denn ihm war bewusst geworden, dass es nun sehr gefährlich werden konnte für Fia. Sie fanden sich in der Küche ihres Cottages wieder und Fia sah sich verwirrt um.

„Bist du okay, Conall?“

„Klar, mir hat er nichts getan, ganz so wie du es gesagt hattest.“ Nur ein paar Minuten später ging die Cottagetür auf und Fin, Faolan und ein anderer Mann traten ein. Fia zuckte hoch, doch Fin nahm sie lange in den Arm. „Fia! Ich denke das hier habe ich dir zu

verdanken. Ich weiß, du willst meinen Dank nicht aber ich gebe ihn dir trotzdem. Und ja, das hier ist Gabhan. Mein Bruder.“ Gabhan starrte Fia und Fin an, dann murmelte er: „Du lebst noch! Und die ganze Zeit dachte ich, ich hätte deinen Tod zu verantworten, so wie den Tod deiner Eltern.“ Fia zitterte, doch Fin strich ihr über den Arm und flüsterte: „Ich kann verstehen wenn du ihn hasst.“

„Nein, ich hasse ihn nicht. In mir ist nur eine riesige Enttäuschung. Aber kein Hass.“

Fin nickte und seufzte. „Dir verdanken wir unser Leben und

unser Freiheit. Ich hatte nur einen Moment lang nicht aufgepasst und schon hatte er mich. Aber wie hast du ihn abgelenkt?“ Conall mischte sich ein. „Fia hat ihn in einem Traum gefangen gehalten.“ „Fia, du hast was? Keiner vor dir hat sowas je gekonnt. Er ist gekommen und gegangen wie er wollte.“

Fia nickte. „Einen Versuch war es wert. Ich wusste nicht ob es klappen würde.“

Fin starrte Fia an und seufzte. „Ich sagte ja immer, du bist ein Klassemädchen.“ Ríona kicherte und knuffte Fin in die Seite. „Fin, du weißt wie sehr sie es hasst, wenn du sie so nennst.“ Gabhan starrte Fia an, dann riss er sich

aus der Erstarrung. „Ich gehe mich jetzt mal im Dorf umhören, was die Leute sich so erzählen. Ich habe schließlich zwölf Jahre aufzuholen.“ Dann war er weg. Fia wandte sich um und stürmte nach oben. Fin war klar, dass sie Zeit brauchen würde. Zeit für sich und Zeit zum Nachdenken. Als Glenna Fin mit hochgezogener Augenbraue betrachtete meinte dieser nur: „Sie reagiert nur so, weil sie den Verrat damals persönlich genommen hat. Gabhan ist und bleibt ein Teil von ihr. Ich denke die beiden sind füreinander bestimmt, sie müssen es nur selbst noch

merken.“ Als Gabhan das kleine Dörfchen Cong erreichte, war er immer noch nicht wieder klar im Kopf. Fia nach zwölf Jahren wieder zu sehen hatte ihn sehr irritiert. Nach zwölf Jahren, in denen er dachte, dass sie tot wäre, so wie ihre Eltern. Er hatte sie nicht mehr sehen können, genauso wenig wie Fin. Es war für Ceallach unter diesen Umständen ein leichtes gewesen, ihn einzusperren und ihn festzuhalten. Fast hatte er ihn so weit gebracht, dass er freiwillig seine Macht abgegeben hätte. Gabhan runzelte die Stirn. Fia war eine Schönheit geworden. Gut, sie war schon

als kleines Kind eine Schönheit geworden, doch es freute ihn zu sehen, dass die Ereignisse der Vergangenheit, nicht ihre Naturelle Schönheit getrübt hatte. Ihre grünen Augen leuchteten wie eh und je, auch wenn sie heute ein wenig müde gewirkt hatten.

Fia war sehr erwachsen geworden, hatte reizende Kurven bekommen. Als er ihr in die Augen gesehen hatte, hatte es ihn wie ein Schlag in die Magengrube getroffen. Sie war die Frau, die er in seinem Leben brauchte. Er wusste es, jedoch würden sie jemals eine Chance haben, zusammen zu kommen? Selbst wenn sie ihm jemals verzeihen würde, es war ihr Schicksal zu sterben. Von je her

war es ihr Schicksal gewesen. Gabhan seufzte, er würde niemals zulassen, dass dieser Bastard Ceallach sie noch einmal anrührte. Als er den Kopf hob, merkte er, dass er im Dorf angekommen war. Wenn er irgendwas erfahren wollte, so ging er am besten in den Pub. Dort würden die Dorfbewohner zusammensitzen, sie wie an vielen anderen Tagen auch. Kaum hatte er die Türe geöffnet und war eingetreten, als alle Gespräche verstummten. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, doch nur eine Minute später stürzte eine mollige, kleine Frau mit hellbraunen Haaren und blauen Augen auf ihn zu. „Gabhan“, murmelte sie leise,

sodass nur er es hören konnte, und schloss ihn in eine kräftige Umarmung. Er atmete tief ihren Geruch ein und murmelte dann genauso leise: „Tante Meggie.“ Meggie trat einen Schritt zurück und betrachtete Gabhan von oben bis unten. „Zwölf Jahre, mein Junge“, schnalzte sie leicht aufgebracht. „Wie bist du entkommen?“ Ein bitterer Zug lag in ihrem Gesicht. Sachte strich Gabhan ihr über die Wange und sie lächelte leicht. Ihm war klar, wie sehr er seine Familie verletze hatte, mit seinem Verschwinden. Und wie sehr er Fia verletzt hatte. „Hat Fin dich

befreit?“ Gabhan schüttelte den Kopf. „Nein, Fia hat mich und Fin befreit. Dennoch werden wir erst dann frei sein, wenn Ceallach tot ist und wir von seinen Taten befreit sind, genauso wie sie auch.“ Bei der Erwähnung von Fia kam wieder ein bitterer Zug auf ihr sonst so hübsches Gesicht. „Sie hat sich ja extrem viel Zeit gelassen mit all dem.“ „Tante, sie war damals gerade mal sechs Jahre alt und hatte gerade erst ihre Eltern verloren. Außerdem konnte keiner von außerhalb sagen, dass Ceallach mich wirklich gefangen gehalten hatte“, brummte er und ließ sich

auf einen Barhocker sinken. Er hatte keine Lust auf so eine Diskussion mit seiner Tante. „Einen Whiskey bitte.“ Meggie nickte und füllte ihm ein Glas. Er war sehr schweigsam, schon immer gewesen, doch die zwölf Jahre der Gefangenschaft hatten ihn noch schweigsamer gemacht. Er hatte sich eine dunkle Kapuze über den Kopf gezogen und senkte den Kopf. Ihm war nicht nach Plaudern zumute. Die einzige Person, mit der er reden wollte, wollte nicht mit ihm reden. So lauschte er den Gesprächen, die wieder eingesetzt hatten und bemerkte sehr schnell, dass es größtenteils um Fia ging. „Es wird Zeit, dass etwas passiert. Sie

hat sich lange genug Zeit gelassen und Ceallach lässt sich immer häufiger hier blicken und belästigt die Dorfbewohner!“, brummte ein Mann verärgert. „Sie weigert sich, ihre Pflicht zu tun. Es war schon seit Easnadhs Zeit Pflicht der roten Hexe, das Dorf vor dem Bösen zu beschützen und Ceallach ist das Böse in Person. Zudem treibt sie sich sehr oft mit diesem Fin herum, wie so ein kleines Flittchen.“ Maggie mischte sich halbherzig ein. „Hört doch auf über sie zu reden. Ihr Leben ist nicht leicht und Fin ist wie ein Bruder für sie. Beide waren damals füreinander da, ohne Fin würde Fia nicht

mehr leben und es würde hier keine rote Hexe mehr geben.“ „Trotz allem wird es Zeit, dass sie ihre Pflicht gegenüber dem Dorf erfüllt. Sie tritt ihm ja nur entgegen wenn er ihre Schwester angreift aber sie selbst weigert sich gegen ihn zu kämpfen.“ Gabhan hatte genug gehört. Er trank seinen Whiskey in einem Zug aus, stellte das Glas auf den Tresen und machte seiner Tante klar, dass Fin für den Whiskey aufkommen würde. Dann wandte er sich mit geballten Fäusten um und blieb an dem Tisch stehen, an dem die Männer saßen stehen. Sein langes schwarzes Haar mit den goldenen Strähnen fiel ihm in die Stirn und lugte

unter der Kapuze heraus, sein Gesicht war grimmig. Er blickte in die Runde und alle starrten ihn an. Der Mann, der Fia ein Flittchen genannt hatte hauchte erschrocken: „Gabhan!“ Dieser richtete sich auf, seine Stimme war leise aber dennoch scharf wie eine Rasierklinge, als er sprach. „Überrascht mich wieder zu sehen, Paul? Ihr verlangt von einem achtzehnjährigen Mädchen, das sie sich für euch opfert, dass sie für euch stirbt, nur damit ihr Ruhe habt? Ihr würdet einen Todesfall in Kauf nehmen nur damit Ceallach nicht mehr hier vorbeischaut? Ihr wollt tatsächlich, dass sie ihre gerade mal fünfzehnjährige

Schwester allein zurücklässt? Dabei denke ich, dass Fia mehr gemacht hat, als ihr alle zusammen in eurem ganzen Leben. Dennoch wagt ihr es sie zu verurteilen und sie ein Flittchen zu schimpfen!“ Er schaute wütend, dann verharrten seine Augen kurz in der Luft, sein Ausdruck wurde abwesend, doch sofort war er wieder mit den Gedanken bei dem Gespräch. „Ich würde eher mal auf die eigene Frau schauen, die dich betrügt wo sie nur kann, bevor du ein Mädchen beschuldigst ein Flittchen zu sein.“ Dann wandte er sich um und schlenderte aus dem Pub. Dort blickte er direkt in wunderschöne blaue Augen. Diese blauen Augen gehörten zu einem

kleinen schwarzen Wolfswelpen. Gabhan betrachtete ihn nachdenklich, dann kniete er sich hin und hob den kleinen Wolf auf und sah sich um. Nicht weit von ihm sah er noch einen kleinen Wolf, einen weißen, dessen Augen genauso schön und blau waren wie die des schwarzen Wolfes. Er hob beide hoch und wärmte sie mit seinem Mantel. Er würde die beiden Fia bringen, sie würde wissen was zu tun war. Die Wolfwelpen schmiegten sich vertraulich an ihn während er zum Waldcottage zurücklief. Als er dort ankam, sah er Fia im Garten stehen, den sie selbst angelegt hatte. Gedanklich rief er sie zu sich. „Fia, komm mal her, ich brauche schnell mal

deine Hilfe.“ Fia wandte sich sofort um und eilte ihm entgegen und Gabhan hielt ihr die beiden Wolfswelpen hin. „Ich habe sie im Dorf gefunden, keine Mutter war da und ich habe auch sonst niemanden gespürt, da dachte ich mir, du könntest ihnen vielleicht helfen.“

Fia nickte und strich dem schwarzen Wolfswelpen über den Kopf. Als dieser sie mit seinen blauen Augen fixierte, war es als würde die Erde beben. Gabhan hatte sowas bereits schon mal gespürt, als sie noch Kinder waren und als sie Faolan gefunden hatte. Fia hatte eine magische Beziehung zu den Wölfen und diese beiden waren keine Ausnahme.

Fia pfiff kurz und nur eine Sekunde später kam Faolan angerannt. Sie blickte ihm in die Augen. „Faolan, bringe den beiden so viel bei, wie du nur kannst. Sie sind nun ein Teil der Familie. Ihre Namen sind Cian und Ailbhe.“ Dann ließ sie die beiden Welpen zu Boden und Faolan nahm sich ihrer an.

Kapitel 3

Grafschaft Mayo, 1247 Sie bleiben nicht lange bei ihrer Tante in Ashford Castle, Ceara hielt es nicht lange dort aus. Sie musste zurück in das kleine Waldcottage, in dem sie siebzehn Jahre mit ihrer Mutter alleine gelebt hatte. Dennoch wusste Ceara, dass Cíola noch Hilfe brauchte, jedoch wollte sie nicht ohne sie zurückkehren, deswegen entschloss sie sich, ein Jahr bei ihrer Tante und deren Familie in Ashford Castle zu bleiben. Es war ein langes, hartes Jahr. Es gab viele Rückschläge und Ceara konnte ihre Macht nur noch

schwer beherrschen, solange sie in Ashford Castle eingeengt war und selbst Cíola, die sonst sehr eifrig lernte, konnte oder wollte sich nicht konzentrieren. Ceara wusste, dass es nicht so weiter gehen konnte, sie lag oft nachts wach und überlegte, wie sie gehen konnte ohne ihre Tante allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. Sie wusste, dass weder ihre Tante, noch deren Familie wollten, dass sie und Cíola in das Waldcottage zurückkehrten. Sie hatten Angst, dass Cíola und sie dasselbe Schicksal erleiden würden, wie ihre Mutter Easnadh. Doch auch Ceara wusste, dass sie gegen ihren Feind Ceallach kämpfen

musste, damit ihre Schwester einmal in Ruhe leben konnte, damit sie eine Familie gründen und glücklich leben konnte. Ebenso wusste Ceara, dass wenn sie scheiterte, würde sie ihr Leben dabei lassen. Sie sattelte gerade Cesan und ihr Wolf strich ihr dabei um die Beine, als ihre Tante auftauchte. „Ceara, du willst doch nicht wirklich zurückgehen? Nach allem? Du bist allein und zu jung um auf deine Schwester aufzupassen.“ Ceara schüttelte traurig den Kopf. „Tante, ich habe keine Wahl. Ich bin euch allen sehr Dankbar, dass ihr uns aufgenommen habt nach dem Tode

unserer Mutter, aber ich muss an den Ort meiner Wurzeln zurückkehren. Ich brauche das Waldcottage um klar denken zu können. Und ich würde Cíola gerne hier lassen, jedoch weiß ich, dass sie das nicht will.“ „Kleines, ich wünschte du würdest anders entscheiden. Mir ist klar, dass Cíola mit dir gehen wird. Sie braucht dich, dennoch hoffe ich, dass du weißt, das ihr euch dadurch zur Zielscheibe für Ceallach macht.“ „Aintín, mach dir deswegen bitte keine Sorgen. Ich werde schon auf Cíola aufpassen oder bei dem Versuch, sie zu beschützen, sterben.“ Damit stieg sie auf Cesan, sie zog Cíola

auf das Pferd, die auf dem Hof wartete, dann galoppierten sie zum Tor hinaus. Ihre Tante Audra sah den beiden traurig hinterher. Es war ein schöner Spätsommertag, als Ceara und Cíola bei dem Waldcottage ankamen. Es sah noch genauso zauberhaft aus, wie vor einem Jahr, als sie es verlassen hatten. Die Bäume standen dicht aneinander und plötzlich gaben sie eine große Lichtung frei, auf der das Waldcottage stand. Ceara saß ab, bedeutete jedoch Cíola, dass sie sitzenbleiben sollte. Dann ging sie vorsichtig zum Cottage und öffnete die Türe. Alles war wie immer und sie spürte keinerlei Anwesenheit des Bösen,

also ging sie zu Cesan und ihrer Schwester Cíola zurück. „Niemand ist hier, deirfiúr bheag.“ Cíola sah sich ängstlich um und saß dann auch ab. „Bist du dir sicher? Ich habe Angst.“ Ceara strich ihrer kleinen Schwester über den Kopf. „Ich werde auf dich aufpassen, deirfiúr bheag.“ Zusammen brachten sie Cesan in den Stall und Ceara fragte sich, wer das frische Futter besorgt hatte und wer das Haus soweit instand gehalten hatte. Vielleicht waren es ja ein paar Frauen aus dem Dorf gewesen. Aber eigentlich konnten diese nichts von ihrer Rückkehr wissen. Selbst Ceara hatte bis zu dem

Zeitpunkt, an dem sie aufgebrochen war, nicht gewusst, dass sie Heimkehren würde. Keiner wusste davon, keiner konnte es gewusst haben. Ceara gab Cesan frisches Wasser, dann ging sie zusammen mit Cíola ins Haus. Auch dort war alles sauber und aufgeräumt. Gar nicht so, wie sie das Cottage verlassen hatten. Ceara seufzte und hob schnell die Schultern, als sie merkte, dass Cíola sie anstarrte. „Es ist komisch wieder zu Hause zu sein. So ganz ohne Mom.“ Sofort bekam Cíola Tränen in die Augen und Ceara strich ihr sanft über die Wange. „Das schaffen wir, keine Sorge meine

Kleine.“ Als Cíola schließlich eingeschlafen war, sie war wirklich müde gewesen von der Reise, erneuerte Ceara die Schutzzauber, die damals schon ihre Mutter auf das Cottage gelegt hatte. Die Zauber dienten dazu, dass Ceallach sie nicht aufspüren konnte. Vor allem Cíola nicht. Denn auch Ceara hatte sehr schnell bemerkt, dass Cíola ihr einziger Schwachpunkt war. Nun gut vielleicht nicht der einzige, aber der, der sie am meisten treffen würde. Jedoch war das auch etwas, was Ceallach wusste und er würde es sicherlich gegen sie einsetzen, wenn er nur die Gelegenheit dafür

bekäme.

Ceara ging zum Bach, der in der Nähe des Cottages floss und schöpfte frisches Wasser, als sie eine Bewegung wahrnahm. Dennoch fürchtete sie sich nicht, denn sie war nicht allein. Sie war niemals alleine. Sie blickte erst auf, als ihr Krug voll Wasser war und sie sich selbst das Gesicht gewaschen hatte. Wie sehr hatte sie diesen kühlen Bach vermisst, das beruhigende Plätschern. Sie blickte sich um und erstarrte. Ihr sonst so misstrauischer Wolf stand neben einem fremden jungen Mann. Seine schwarzen Haare fielen ihm bis auf die Schultern. Er hatte markante Gesichtszüge und sein Mund verzog sich

spöttisch als sein Blick auf Ceara fiel. Diese stand noch immer wie erstarrt da, als ihr Wolf sich zu ihr gesellte. Vom Himmel stiegen zwei dunkle Falken hinab und setzten sich auf einen Baum neben Ceara. Diese schluckte nervös, dass nahm sie all ihren Mut zusammen. „Du bist von Ceallachs Blut, was willst du von mir?“ Der Fremde musterte sie von oben bis unten, dann kam er näher. „Du bist zurückgekehrt? Du bist mutiger als viele im Dorf dachten.“ „Wer bist du?“, fragte Ceara und runzelte dabei die Stirn. „Entweder dein Freund oder dein Feind. Das ist etwas was du bestimmen musst

Ceara, erstgeborene Tochter der Easnadh.“ „Du bist von seinem Blut, wie könntest du da mein Freund sein?“ „Wir sind vom selben Blut, Ceara. Du kannst es nicht leugnen, ich spüre es.“ Ceara blickte sich hilfesuchend um. „Wie ist dein Name, Sohn des Ceallachs?“ „Nenn mich Bean. Und zu deiner Information. Ich habe meinem Vater den Rücken gewandt, doch wie steht es mit dir, kleine Halbschwester?“ „Ich denke das geht dich kaum etwas an. Ceallach hat meine Mutter getötet und er wird meine Schwester auch töten wenn ich ihm die Gelegenheit dazu geben

würde. Ich hasse ihn und ich werde mein Leben dafür geben, dass er entweder stirbt oder ich sterbe.“ „Du musst nicht sterben.“ „Entweder er oder ich!“ Mit diesen Worten hob sie den Krug auf und ging zum Cottage zurück. Sie bemerkte, dass Bean ihr folgte, doch es interessierte sie nicht. Wenn er einer von Ceallachs Spionen war, würde er das Cottage nicht sehen können.

Das war es, worauf sie hoffte, jedoch musste sie sehr schnell einsehen, dass sie vollkommen Falsch lag, denn Bean sah das Cottage, er folgte ihr hinein in die Küche.

Ceara ließ ihren Geist aus und lauschte

nach oben zu ihrer Schwester. Als sie erkannte, dass diese noch tief und fest schlief seufzte sie und setzte sich auf einen Küchenstuhl. „Was willst du Bean?“ Bean sah sie an und schaute sich dann in dem Cottage um. Dann runzelte er die Stirn und blickte wieder zu Ceara. „Ich habe das Haus in Schuss gehalten, hier aufgeräumt und im Stall für frisches Futter und frisches Wasser für das Pferd gesorgt. Ich habe gespürt, dass ihr zurückkommen werdet.“ „Woher?“ „Ich bin mit dir seelisch verbunden. Sobald du entschlossen hattest zu kommen, wusste ich

es.“ „Woher kommst du, Bean?“ „Aus dem Dorf. Meiner Familie gehört das Dorf oder besser gesagt große Teile des Dorfes.“ „Wer sind deine Eltern?“ „Meine Mutter ist die Hexe Áinfean und mein Vater ist ein Abkömmling von Ceallach, sein Name ist Donnan. Nein, sein Name war Donnan.“ „Ceallach hat ihn getötet oder?“ Bean nickte.

„Wieso bist du zurückgekommen?“ Ceara blickte Bean eine Weile an. „Wir waren bei unserer Tante, aber dort war unsere Macht gebrochen und wir konnten nicht lernen. Nicht so wie wir

sollten und ich sehnte mich wieder hier her zu kommen. Nun jetzt sind wir wieder da und ich werde versuchen meiner Schwester alles beizubringen, was ich weiß.“ „Du wirst sterben, oder?“ „Früher oder später ja, es gibt nur die eine Wahl. Entweder ich gewinne den Kampf gegen Ceallach oder Cíolas Nachfahren müssen es tun. Es ist die Aufgabe der roten Hexe gegen Ceallach zu kämpfen und dabei entweder zu gewinnen oder zu verlieren.“ In dem Cottage fühlten sich Ceara und Cíola wie befreit und sie lernten schnell. Beide verbrachten viel Zeit im

Wald, doch ins Dorf gingen sie nie. Bean, der sie oft besuchte brachte Lebensmittel mit, die sie nicht selbst anbauen konnten. Ceara wusste, es wäre besser wenn sie das Dorf mieden, da es viel Gerede geben würde und das wollte sie weder sich selbst noch Cíola antun. Ceara selbst zweifelte daran, dass sie einem Kampf gegen Ceallach bestehen konnte. Sie würde niemals die Macht und die Zauberkraft ihrer Mutter erlangen, dessen war sie sich ganz und gar bewusst, selbst Bean wusste das. Die Freundschaft der beiden wuchs mit jedem Tag, der verging und selbst Ceallach ließ sich weder blicken, noch sonst wie von sich hören. Fast konnten

Ceara und Cíola ihr Leben in vollen Zügen genießen und diese dunkle Seite in ihrem Leben vergessen, aber eben nur fast. Wie es doch immer so war, kam auch bei den beiden der Tag, an dem ihre Vergangenheit, ihr Feind, sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen sollte. Der Tag ließ zwar auf sich warten jedoch er kam. Und keiner der beiden war darauf vorbereitet, genauso wenig wie Bean. Ceara war gerade mit ihrem Wolf draußen im Wald unterwegs. Sie liebte diese einsamen Streifzüge durch den Wald. Da es Herbst geworden war fiel ihr erst nicht auf, das es kalt wurde. Sie war in Gedanken und achtete nicht sehr

auf ihre Umgebung, so dass sie, als sie aufblickte, in einem Teil des Waldes war, in dem sie noch nie zuvor gewesen war. Sie blickte sich um. In diesem Teil des Waldes war es kalt, die Bäume waren braun und nicht grün, wie in dem Teil des Waldes, in dem sie lebte. Der Boden war trocken und hart und sie bemerkte, dass der Himmel verhangen war und die Sonne nicht schien. Ebenso fiel ihr auf, dass aus der Richtung, aus der sie kam, dichter Nebel den Boden bedeckte. Sie legte die Hand auf den Wolf neben ihr und wartete. Wieder einmal schalt sie sich wegen ihrer Unachtsamkeit. Wenn sie diese Begegnung mit Ceallach nicht überlebte,

und sie wusste, dass dies ein Werk von Ceallach war, was würde dann aus ihrer Schwester Cíola werden? Sie war doch erst neun Jahre alt und noch lange nicht alt genug um alleine zu bleiben. Sie fluchte unterdrückt doch dann schrak sie auf. Sie war nicht mehr alleine. Langsam sah sie hoch und sie sah direkt in die Augen eines großen schwarzen Bären. „Hallo Ceallach, schön, dass du wieder fit genug bist um mir in irgendeiner Gestalt gegenüberzutreten. Es hat ja lange genug gedauert.“ Ceallach knurrte sie nur an und ging dann zum Angriff über. Er stürmte auf Ceara zu, jedoch griff in diesem Moment

auch ihr Wolf an. Der Wolf und der Bär verkeilten sich ineinander und kämpften wie wild. Sie verbissen sich ineinander und ihre Krallen schürften des jeweils anderen die Haut auf, Blut floss in Strömen und dann sank der Wolf in sich zusammen und rührte sich nicht mehr. Ceara erbleichte. Ihr Schutztier war getötet worden. Von Ceallach. Sie wich zurück und richtete ihren Blick auf Ceallach, der wiederrum seinen Blick auf Ceara gerichtet hatte. Sie wich noch weiter zurück und sie rief leise ihre Macht an. Doch Ceallach war schneller. Laut fluchte Ceara, da sie seine Kraft unterschätzt hatte, als sie auch schon seine Krallen auf ihrem

Rücken spürte. Sie spürte den süßen Schmerz, als die Krallen in ihre Haut und in ihr Fleisch eindrangen, spürte das Blut, das ihren Rücken hinablief, und doch, sie konnte sich nicht bewegen. Sie war wie versteinert. Gerade, als Ceallach ihre Kehle zerfetzen wollte, riss der Schrei eines Falken, sie aus ihrer Erstarrung. Sie riss sich los und warf sich zur Seite. In dem Moment stürzten zwei Falken vom Himmel hinab und attackierten Ceallach. Ceara fing sich wieder und rief ihre Macht an. Diese ließ sie mit geballter Wut auf Ceallach prallen. Sie legte all ihre Kraft, ihre Wut und ihr Angst in den Zauber, der nun Ceallach auf den Boden

zwang. Doch noch einmal unterschätzte sie seine Macht nicht, daher war sie nicht überrascht, als er seine letzte Kraft zusammennahm, aufstand und im Wald verschwand. Sobald er weg war, wurde es wieder wärmer. Cearas Beine knickten ein und vorsichtig kroch sie zu ihrem Wolf. Noch atmete er, aber Ceara erkannte schnell, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Er blutete aus mehreren Wunden. Schwach hob der Wolf seinen Kopf und leckte Ceara über die Wange, dann schloss er die Augen für immer. Langsam erhob sich Ceara, sie wusste ihre Falken würden ihr den Weg nach Hause weisen. Und sie würde die Wölfe

um ein neues Schutztier bitten müssen. Sie wusste, ihr Wolf hatte gut gekämpft und er hatte so, wie alle anderen Wölfe es tun würden, sein Leben für sie gegeben. Als sie die Lichtung erreichte, brach sie zusammen. Bean hatte sie kommen sehen und stürzte aus dem Cottage, als er sah, dass sie zusammenbrach. Schnell sah er das ganze Blut. Er erkannte, was Ceallach getan hatte. Er trug Ceara in das Cottage und legte sie in ihr Bett. Als Cíola in das Zimmer kam und das Blut sah, erbleichte sie. „Cíola, mach ihren Rücken frei. Ich muss versuchen, zu retten was noch zu

retten ist. Doch ich denke er hat einen Zauber genutzt, so wie bei mir.“ Cíola sah ihn erstaunt an, doch dann tat sie was er sagte und Bean fing an, Cearas Wunden zu heilen. Doch so wie er es vorhergesehen hatte, blieben dicke, hässliche Narben zurück. „Ist es das was du meintest, Bean?“ Bean nickte, dann öffnete er sein Hemd und zeigte auf seinen Rücken. „Das ist sein Markenzeichen. Damit will er uns mit jeder Minute unseres Lebens an ihn erinnern. Und glaub mir, es klappt sehr gut. Er versucht so, die die ihm gefährlich werden können, zu

kontrollieren.“

Kapitel 4

Grafschaft Mayo Fin und Gabhan stürzten in Fias Zimmer. Es waren seit damals einige Veränderungen vorgenommen worden, ebenso wurde das Cottage erweitert. Fia saß verschwitzt in ihrem Bett. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Panik. Ihr dünnes Nachthemd war voll Blut und Schweiß und dennoch war das Blut nur eine Illusion, wie Gabhan recht schnell feststellte. Sofort musste er an Ceallach denken. Es war seine Art mit diesen fiesen Mitteln zu kämpfen um Angst und Schrecken zu

verbreiten. Fin setzte sich auf das Bett und strich Fia beruhigend über das lange rote Haar. Seit dem letzten Angriff war einige Zeit vergangen. Fin und Gabhan waren durch Fias Schrei geweckt worden und nun erschienen auch Glenna, Alana, Conall und Ríona in dem Schlafzimmer. Es war mitten in der Nacht und demnach waren alle recht verschlafen. Fin sah Fia lange besorgt an doch diese schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen. Es war nur ein Albtraum.“ Fin wollte es darauf beruhen lassen denn er wusste sie würde es ihm erzählen wenn sie soweit war. Sie erzählte ihm

immer alles. Doch Gabhan war anders. Er spürte auf hunderte Meter Entfernung wenn etwas mit Ceallach zu tun hatte, denn dieser hatte ihn ja auch zwölf Jahre lang festgehalten gehabt. Er trat auf Fia zu und murmelte kurz: „Verzeih mir, Fia“, dann schob er ihr Nachthemd am Rücken hinauf. Fin wollte schon etwas sagen, als er stutzte. Stille trat ein, alle sahen die Narben, die Fias Rücken bedeckten. Keiner kannte deren Geschichte. In die Stille hinein hörte man nur Gabhans unterdrückter Fluch, dann hörte man ihn murmeln: „Dachte ich es mir doch.“ Alle sahen ihn erstaunt an. „Fia, seit wann?“, murmelte er leise. Er

sah all seine Träume zerbrechen. Wenn sie dieses Mal von Ceallach hatte, hatten sie beide niemals eine Zukunft zusammen. Selbst wenn sie den entscheidenden Kampf überleben würde. Fia senkte den Kopf. „Kurz nach dem ich zurück kam. Er verpasste mir das Mal so wie er es allen roten Hexen vor mir verpasst hat. Aus deiner Frage schließe ich, dass du der zweite Träger des Males bist.“ Gabhan nickte, während Fin, Alana, Glenna und Conall sich zum Aufbruch bereit machten. Sobald die vier das Haus verlassen hatten kehrte Stille ein.

Fia ließ sich wieder in ihre Kissen zurücksinken. Sie schloss die Augen und

Gabhan verließ das Zimmer. Er musste weg, weit weg. Wohin er ging wusste er nicht, bis er vor einer Haustüre stand. Sein Elternhaus. Zwölf Jahre war es her, seit er dieses Haus verließ und nie mehr zurückkehrte. Als er so nachdachte wurde ihm klar, dass er in Fia nie mehr als eine Schwester gesehen hat und auch nie mehr als eine Schwester in ihr sehen würde. Das was er vor ein paar Tagen meinte zu sehen, war ein Trugbild, hervorgerufen von Ceallach. Er schüttelte den Kopf und öffnete die Türe. Im Haus sah es noch genauso aus wie vor zwölf Jahren. Antike Möbel standen in jedem Raum, waren jedoch

abgedeckt mit großen weißen Tüchern. Von Fin wusste er, dass seine Eltern nur zwei Jahre nach seinem Fortgang gestorben waren. Es schien, als hätte seit dem niemand mehr dieses Haus bewohnt. Gabhan entschloss sich, hier einzuziehen, falls er bleiben würde. Er schlenderte durch das Haus und blieb an der Türe seines Zimmers stehen. Nichts war verändert worden, stellte er fest, als er die Türe öffnete. Als er sich umdrehte, stand er einem Mann gegenüber. Der Mann war groß gebaut, hatte kupferfarbene Haare und eine Narbe an seiner rechten Wange. Er hatte einen maßgeschneiderten Anzug an, seine

Haare reichten ihm bis zu den Schultern. Lange sahen sie sich an, dann fielen sie sich lachend in die Arme.

Als der fremde Mann zurücktrat schüttelte Gabhan fassungslos den Kopf. Auch der andere Mann schien es nicht fassen zu können. „Ich sah dich das Haus betreten aber ich konnte nicht glauben, dass du es wirklich bist.“ Gabhan runzelte die Stirn. „Ich weiß, ich bin noch nicht lange wieder hier. Aber soweit ich sehe bist du auch wieder hier Mac.“ Mac lächelte und klopfte Gabhan auf die Schulter. „Ja, ich bin dem Ruf der Familie gefolgt. Ich habe Jura studiert

und bin Anwalt geworden.“ Gabhan musste schmunzeln. „So wie jeder in deiner Familie, nicht wahr?“ Mac nickte. „Die sind mächtig stolz auf mich. Aber hey, Gabhan, ich bin echt froh, dass du wieder hier bist. Die letzten zwölf Jahre waren komisch ohne dich.“ „Kann ich mir durchaus vorstellen. Wir waren wie Brüder. Glaub mir, du hast mir auch gefehlt.“ Mac lachte. „Ich oder meine heißen Schwestern?“ „Ihr alle. Ich bin echt froh wieder hier zu sein. Fia braucht mich, sowie die anderen.“ Mac nickte. „Ich habe von dem Problem

gehört. Aber glaub mir, Fia hat meine Unterstützung, egal was die anderen aus dem Dorf sagen.“ „Danke.“ Mac sah sich um. „Willst du hier wieder einziehen?“ Gabhan zuckte mit den Schultern. „Hm, ich überlege es mir, aber sag mir, warum wohnt Fin nicht hier?“ Mac senkte den Blick. „Seit du fort bist, ist hier einiges schief gelaufen. Nach dem Tod deiner Eltern hat es Fin hier nicht mehr ausgehalten.“ Er ging im Zimmer herum. „Hör zu, ich will dir keinen Vorwurf machen, aber auch deine Eltern haben es nicht verkraftet, dass du einfach so spurlos verschwunden bist. Es

hat uns alle sehr getroffen. Deine Eltern, nein alle hier haben jeden Tag mit deiner Rückkehr gehofft.“ Gabhan seufzte. „Mir war nicht klar, was mein Verschwinden hier ausgelöst hat. Fin redet nicht darüber.“ „Lass ihm Zeit, ihn hat das ziemlich fertig gemacht.“ Gabhan nickte finster, dann hellte sich sein Blick wieder auf. „Aber hey, deartháir, wie findest du Fia?“ Mac grinste breit. „Ne Schönheit ist sie geworden. Wieso fragst du? Hast du ein Auge auf sie geworfen?“ Gabhan schüttelte den Kopf. „Denk nicht mal daran, selbst wenn ich wollte könnte ich nicht. Sie ist wie meine kleine

Schwester.“ „Aber nachgedacht hast du, nicht wahr?“ Gabhan nickte und seufzte tief. „Und jetzt erzähl mir mal, was nach meinem Verschwinden geschehen ist.“ Mac nickte nachdenklich und führte seine Wanderung durch das Zimmer fort. „Nachdem Fia zu ihrer Tante gebracht worden war, hat Ceallach hier für Panik im großen Rahmen gesorgt.“ „Wie meinst du das?“ „Kinder sind verschwunden und Tage später völlig verwirrt und ohne Gedächtnis zurückgekommen. Das ging fast ein Jahr lang so, bis er sich meine jüngste Schwester Claire schnappte“, Mac seufzte tief „sie kam nie wieder

zurück, zumindest nicht lebend.“ Gabhan starrte Mac an, fand aber keine Worte. Jedoch sprach Mac einfach weiter. „Selbst Ceallach weiß, dass wie Hexerblut in uns haben und da Fia nicht mehr da war, hat er sich andere gesucht. Was genau geschehen war, weiß keiner. Jedoch haben die Dorfbewohner ihre Kinder weggeschickt, als das mit Claire bekannt wurde. Selbst meine Eltern haben uns alle auf ein Internat in Galway geschickt. Sie wollten uns in Sicherheit wissen.“ Er war am Fenster stehen geblieben und starrte hinaus. „Du machst aber Fia keine Vorwürfe

deswegen oder? Sie war doch erst sechs Jahre alt, sie hätte es nie verhindern können.“ „Ich weiß! Aber glaub mir, nicht jeder denkt so wie ich. Es gibt hier genug, die ihr für alles Unglück die Schuld geben. Ich selbst habe seit dem nicht mehr mit ihr gesprochen.“ „Warum das denn? Ja ich habe mitbekommen, wie ein paar Menschen über sie reden. Selbst meine Tante hat sich denen angeschlossen.“ Mac drehte sich zu Gabhan um und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Die ganze Gemeinschaft hat sich seitdem verändert. Aber es stimmt mich froh, dass du wieder hier

bist.“ „Es sieht so aus, als wäre es Zeit dafür, etwas hier zu ändern.“ Mac blickte ihn nachdenklich an. „Aber was, und was führt dich in dieses Haus zurück?“ „Ein kleiner Streit mit Fia. Hm, es war nicht mal ein Streit.“ „Was denn dann?“ „Sie trägt das Mal, Ceallachs Mal.“ „Ich nehme mal an, so wie auch du?“ Gabhan nickte und hob ein paar weißte Tücher von den Möbeln. „Es wäre komisch gewesen, wenn er mir dieses Mal nicht gegeben hätte, denn dieses Mal hatten immer die rote Hexe und der älteste Sohn meiner

Familie.“ „Und weiter? Ich glaube das Ganze hat mit einem Versprechen zu tun, das Bean Ceara gegeben und gebrochen hatte, nicht wahr?“ Gabhan nickte. „Soweit ja. Jedoch ist mir in den paar Tagen, die ich schon hier bin, aufgefallen, dass Fia keinerlei Anzeichen macht, in den Kampf gegen Ceallach zu ziehen. Und wenn sie es tut, dann nur um ihre Schwester zu retten.“ „Dann sind die Gerüchte des Volkes durchaus gerechtfertigt.“ Mac machte eine Faust. Dabei kann sie nicht mal etwas dafür.“ Gabhan starrte Mac an. „Was können wir tun? Sie muss Ceallach besiegen und

dafür muss sie erstmal entscheiden ob sie kämpft oder nicht.“ „Ja ich weiß und wir dürfen uns keinen Kampf mehr mit ihm erlauben. Wir müssen ihm aus dem Weg gehen. Diese Entscheidung muss sie ganz für sich selbst treffen.“ Mac blickte nachdenklich, dann nickte er. „In der Zeit sollten wir Ríona von hier wegbringen, damit er ihr nichts tun kann.“ Gabhan nickte ebenfalls. „Ich spreche mit Fin darüber. Ich denke wir sollten mal Urlaub machen, vielleicht in England. Diese Entfernung kann er niemals überbrücken.“ „Ich werde hier bleiben, ich kann hier

nicht weg gehen. Hab hier einen Job zu erledigen.“ Als Gabhan das Haus schon lange verlassen hatte, stand Mac noch immer am Fenster und starrte hinaus. Würde er den Tod seiner Schwester jemals verkraften können? Er gab sich innerlich selbst die Schuld, da er sie nicht beschützt hatte, aber eigentlich wusste er, dass er es niemals hätte verhindern können. Er hatte Gabhan absichtlich verschwiegen, dass seine Schwester ihre Macht an Ceallach übergeben hatte, bevor sie starb. Er wandte sich ab und verließ das Haus seufzend. Es freute sich wirklich, dass

Gabhan noch lebte, aber er wusste sehr gut, dass dieses Wissen ihm noch mehr Probleme bereiten würde. Auf der Straße traf er seinen älteren Bruder Patrick. Dieser sah ihn erstaunt an. „War das gerade Gabhan? Heißt das, dass die Gerüchte wahr sind und er wirklich zurück ist?“ Mac zuckte mit den Schultern. „Hm.“ Patrick kannte die schweigsame Art seines Bruders und ließ es gut sein. Er wusste, wenn Mac reden wollte, würde er es tun. Zusammen gingen sie die Straße hinunter zu dem Haus ihrer Eltern. Ihre Familie war vor elf Jahren fast

auseinander gebrochen, nach dem Tod von Claire. Es war noch immer komisch, wenn alle zusammen versammelt waren. Keiner wusste so recht, über was zu reden und das Tabuthema war immer noch Claires Tod. Keiner sprach jemals darüber, zumindest nicht in der Familie. Mac blickte nachdenklich umher. „Was hältst du von den ganzen Geschehnissen zurzeit?“ Patrick zuckte die Schultern, dann betraten sie das Elternhaus. Fia und Ríona gingen zusammen durch den Wald, an Fias Seite trottete Faolan gemächlich dahin, die zwei Wolfbabys tollten durch den Wald, dennoch blieben

sie immer in Sichtweite. An den Blättern waren noch immer die Tautropfen sichtbar. „Wirst du kämpfen Fia? Ich kann nicht mit anhören, was die Leute im Dorf über dich sagen.“ Fia blickte Ríona an und dachte nach. „Kämpfen muss ich. Die Frage ist jedoch eher wann. Ich habe schon eine Idee wo, und wie aber ich brauche Zeit zur Vorbereitung.“ „Aber wo denn? Alle unsere Vorfahren haben bisher versucht ihn zu töten, aber keiner hat es geschafft und sie haben den ganzen Wald ausprobiert.“ „Nein Ríona, nicht den ganzen Wald. Erinnerst du dich an den kleine

Stückchen Wald, direkt hinter unserem Cottage?“ Ríona nickte und blickte Fia erwartungsvoll an. „Wieso gerade da? Mom hatte uns immer verboten dort hin zugehen.“ Fia nickte und lächelte leicht. „Ich war da, es ist der perfekte Ort. Du wirst bald wissen warum.“ Fia strich Ríona sanft über den Kopf.




Mac konnte nicht sagen, was ihn an diesem Morgen so früh aufgeweckt hatte. Er war gestern nach langer Zeit mal wieder nach Hause zurückgekehrt.

Falls es noch sein Zuhause war. Seit Jahren hatte er kaum noch Zeit hier verbracht. Mac seufzte und stand auf. Es war erst sechs Uhr und gestern Abend war er erst spät ins Bett gegangen, da seine älteren Brüder Marcus und Patrick seine Rückkehr feiern wollten, dennoch war er nun hellwach, also konnte er genauso gut aufstehen und einen Spaziergang im Wald machen. Um diese Zeit würde ihm sicherlich noch niemand über den Weg laufen und das war es, was er gerade brauchte. Ruhe und Einsamkeit. Der einzige, mit dem er rechnete, war Ceallach und dieser würde ihm heute, am Todestag seiner Schwester, gerade

recht kommen. Er zog sich an und trat hinaus. Schnell atmete er die frische Luft ein, die jetzt noch ganz kühl war. Sie Sonne ging gerade auf und der Himmel verfärbte sich orange und kündigte einen schönen Tag an, jedoch konnte in Irland das Wetter im fünf-Minuten-Takt wechseln. Es gibt ein Sprichwort in Irland. „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, dann warte fünf Minuten.“ Mac schlug den Weg zum Wald ein. Nachdem das mit seiner Schwester geschehen war, ging kaum noch jemand alleine in den Wald. Daher vermutete er, dass er dort alleine sein würde. Im Wald selbst lebte sonst nur Fia mit ihrer

Schwester Ríona. Jedoch bezweifelte er, einen von den beiden hier anzutreffen. Jedes Mal, wenn er hier war, ging er zu der Stelle an der seine Schwester damals gestorben war. Doch nun wollte er nicht an seine Schwester denken, denn jeder Gedanke an sie tat noch immer weh und machte die empfundene Schuld nicht leichter. Er sah sich im Wald um, nichts hatte sich verändert, seit seinem letzten Besuch vor fünf Jahren. Noch einmal ließ er den Blick schweifen und ging dann weiter. Je näher er dem Grabe seiner Schwester kam, desto lauter hörte er eine Stimme. Er fragte sich, wer wohl schon so früh unterwegs war. Er lauschte und erstaunt stellte er fest, dass

es sich wohl um ein Gespräch handelte, ohne, dass jemand eine Antwort gab. Langsam trat er näher und durch die Bäume hindurch, sah er zwei Frauen am Grabe seiner Schwester stehen. Die Ältere der beiden küsste die Jüngere gerade in dem Moment auf die Stirn. Sofort erkannte er Fia an ihrem langen, roten Haare, die in Zöpfe eingeflochten waren, die ihr jedoch sonst offen auf den Rücken fielen. Um die beiden herum tobten zwei kleine Wolfswelpen und ein großer Wolf saß ganz in der Nähe. Mac erkannte in der jüngeren Frau Fia´s kleine Schwester Ríona. Plötzlich wandte sich Fia zu ihm um und erblickte

ihn. Sie erbleichte und trat hastig einen Schritt zurück. Ríona drehte sich daraufhin ebenfalls um und blickte nun Mac an, der erstarrt war. Dann lächelte Ríona zögernd, löste sich von ihrer Schwester und ging zögernd zu Mac. Bei ihm angekommen ergriff sie seine Hand, die eiskalt war. „Mac, wie schön dich wieder zu sehen. Es ist schon eine Weile her, seit ich dich das letzte Mal sah. Wir haben dich alle vermisst.“ Mac schluckte, dann nickte er. Sein Blick jedoch war nach wie vor auf Fia gerichtet. Auch Ríona bemerkte dies, denn sie war für die Gefühlswellen der

Menschen in ihrer Umgebung sehr anfällig. Sie legte Mac eine Hand auf den Arm und schüttelte leicht den Kopf. Währenddessen fasste sich Fia langsam wieder, doch innerlich zittere sie vor Angst. Sie wusste, dass das damals geschehene ihre Schuld war. Jeden Tag rechnete sie mit Vorwürfen der Familie, mit der sie sich damals als Kind so gut verstanden hatte. Jedoch hatte noch keiner von ihnen darüber gesprochen. Und das Schweigen war schlimmer für sie, als alle Vorwürfe, die man ihr machen konnte. Das einzige was auf den Tod von Claire geschah, war, dass alle Kinder der Familie Cong verließen um auf ein Internat zu gehen. Auch das hatte

Fia sehr geschmerzt. Wäre sie damals hier geblieben, würde Claire noch leben. Das musste sie sich fast täglich im Dorf anhören, denn die Leute im Dorf hatten bei solch einem Thema niemals ein Blatt vor dem Mund, außer wenn einer von der Familie McFarley dabei war. Langsam trat Mac auf sie zu und bemerkte, dass Ríona ihn bittend ansah. Sie wusste um die Ängste ihrer Schwester. Das Mac damals einfach so gegangen war, ohne irgendeine Art von Abschied, ohne irgendein Wort, das hatte Fia den Boden unter den Füßen weggezogen. Ríona erkannte, dass Fia nicht gewillt war, jemals wieder einen Menschen so nah an sich heran zu lassen.

Und nun, zwölf Jahre nach dem Unglück, stand Mac plötzlich wieder vor ihr, ohne jegliche Art von Vorwarnung. Schweigend, wie der Rest seiner Familie. Er musterte sie und sie musterte ihn. Er war noch attraktiver geworden, als er es schon damals als Kind gewesen war. Groß und muskulös war er geworden. Fia fiel zudem auf, dass er einen gewaltigen Sexappeal besaß. Sie erschauderte. Mac musterte sie noch immer. Sie war eine schöne junge Frau geworden. Sie war schlank und besaß an den richtigen Stellen Kurven und Rundungen. Jedoch blickten ihre grünen Augen, di e er als Kind schon immer bewundert hatte,

sorgenvoll und traurig. Fia nickte leicht. „Du bist also zurück. Nach Jahren kommst du endlich mal wieder hier her“, ihre Stimme klang rau und brüchig, so als ob sie diese nicht oft benutzen würde. Sein Blick fiel auf Ríona, die ihre große Schwester erstaunt ansah. Sie sprach also wirklich nicht oft, das wurde Mac in diesem Moment klar. „Fia! Ich wusste nicht, dass du hier sein würdest. Gabhan meinte zwar, dass du zurück wärst aber ich konnte und wollte es ihm einfach nicht glauben. Ein Fehler wie ich sehe.“ Damit hatte er jedoch etwas Falsches gesagt, das bemerkte er sofort, denn

Fia`s Gesicht verfinsterte sich. Sie setzte eine verschlossene Miene auf. „Fia, er hat es nicht so gemeint. Die letzten Jahre haben euch beide verletzt, durch euer beider Weggang. Ihr geht beide unterschiedlich damit um. Redet jetzt darüber, ich nehme Faolan und gehe nach Hause.“ Ríona strich Fia eine Strähne aus dem Gesicht und Fia lächelte sanft. Dann drehte sich Ríona zu Mac um und flüsterte: „Tu ihr nicht weh, wenn du weiterleben willst.“ Dann war sie zwischen den Bäumen verschwunden und Mac erkannte, dass dieses Mädchen mehr wusste, als die meisten vermuteten. Sie war Gefährlich.

Nachdem Ríona zusammen mit den

Wölfen die Lichtung verlassen hatte, atmete Fia ein wenig auf. Wenn sie vor Mac schwach wurde, war das nicht so schlimm, wie wenn sie vor Ríona schwach wurde. Für sie musste sie stark bleiben, egal was kam. Ihr Blick fiel auf Mac, der sie eindringlich betrachtete. Sie spürte seine Anwesenheit mit jeder Faser ihres Körpers. „Sie weiß mehr, als gut für sie ist“, murmelte Mac vorsichtig. Fia nickte nur. „Es tut gut, dich nah zwölf Jahren wieder zu sehen. Du bist schön geworden.“ Fia schluckte, als sie sah, wie er sie anstarrte. Sie wich einen Schritt zurück. „W…was willst du, Mac?

Ich bin schon so lange Zeit wieder hier, aber ihr habt mir meinen Weggang nie verziehen.“ Mac hob erstaunt eine Augenbraue und trat auf sie zu. Bei ihr angekommen ergriff er ihre Arme. Er konnte spüren wie sie zitterte. „Hey, Fia, keiner aus meiner Familie hat dir jemals die Schuld an Claires Tod gegeben. Keiner von uns. Klar, die Leute im Dorf schon, aber die wissen weder das was wir wissen, noch fühlen wir das, was wir fühlen. Sie suchen immer einen Schuldigen und in diesem Fall war es am einfachsten, dir die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie haben Angst vor dir, vor uns, weil

wir anders sind.“ Fia zuckte zusammen bei seinen Berührungen und bei seinen Worten. „Meinen Eltern wurden klar, dass wir restlichen Kinder Ceallach herausgefordert hätten, wären wir geblieben und damit hätten sie mehr verloren als nur Claire. Aus diesem Grund schickten sie uns weg, denn auch sie wussten, dass wir ohne dich und deine vernünftige Sicht auf die Dinge, direkt in die Fänge von Ceallach gerannt wären.“ Fia blickte ihn mit großen Augen an. „Aber warum haben sie dann die ganze Zeit kein Wort zu mir gesagt?“ Mac seufzte und ließ ihre Arme los, da

sie aufgehört hatte zu zittern. Er strich ihr vorsichtig über ihre Wange, die kühl von der Morgenluft war. Ein leichter rosa Hauch überzog ihre blassen Wangen. „Sie hatten Angst, Fia. Sie hatten Angst, dass du ihnen nicht verzeihen würdest, dass sie uns weggeschickt hatten. Sie haben sich geschämt, da sie nur uns retten konnten, jedoch euch in keinerlei Weise helfen konnten.“ Mac stoppte und ihm wurde klar, dass er gerade das verstanden hatte, was er in den letzten zwölf Jahren seinen Eltern so verzweifelt vorgeworfen hatte. Nun verstand er deren Standpunkt.

Fia blickte ihn an, dann ging sie langsam vom Grab seiner Schwester weg.

Mac folgte ihr, beide dachten nach. Sie liefen gemeinsam durch den dichten Wald, gesagt wurde nichts. Beide genossen nur die Tatsache, dass sie sich soweit ausgesprochen hatten. Beide genossen die frühen Morgenstunden und die langsam wärmer werdende Sonne, die Schatten auf den weichen Waldboden warfen. In dem Moment fiel Mac auf, dass Fia keine Schuhe trug. Dazu trug sie ein schönes Jadegrünes Kleid, das ihre Kurven sehr umschmeichelte. Mac schluckte, Gabhan hatte Recht, aus ihr war durchaus eine Schönheit geworden in den letzten Jahren. Längst hatte Mac den Punkt überschritten bis wohin er den Wald

kannte und nun befand er sich auf ihm unbekannten Gebiet, doch Fia schien sich hier gut auszukennen, denn sie lief immer weiter ohne zu zögern. Sie schien genau zu wissen wohin sie wollte. Mac blickte hinauf zum Himmel und sah dort zwei Falken kreisen, doch darauf konnte er sich keinen Reim machen. Falken waren hier eher selten und er war sich sicher, dass diese beiden Exemplare nicht zu der Falknerei in der Nähe gehörten. Wie er zu dieser Annahme kam, wusste er jedoch nicht. Fia drehte sich lächelnd zu ihm um und er sah nun, dass sie an einer Treppe angekommen waren, die zwischen den Bäumen hinaufging und von Moos

überwachsen war. Fragend blickte Mac Fia an und diese lächelte nur. „Diesen Weg kennen nur wenige. Da die Leute im Dorf mich teilweise wirklich hassen, ist das mein einziger Weg um ungesehen aus dem Wald hinaus zu gelangen. Am liebsten würden die meisten mich hier für immer einsperren, nur damit die Ruhe haben vor Ceallach.“ Mac seufzte und strich Fia sanft über den Rücken. „Die Menschen können sehr grausam sein, wenn sie etwas nicht verstehen oder etwas nicht verstehen wollen.“ Fia nahm seine Hand und begann die Treppe hinaufzusteigen, doch in diesem Moment stürzten die Falken mit einem schrillen Schrei vom Himmel hinab und

Fia blieb sofort stehen und sah hinauf zum Ende der Treppe. Dort stand, mehr Schatten als Mensch, Ceallach. Seine Umrisse waren nur Schemenhaft zu erkennen und Fia erkannte schnell, dass er ihr nichts tun konnte, da er mehr Schatten war als das er lebendig war. Sie sah zu Mac und sah, wie dieser sich verspannte. Langsam legte sie beruhigend die Hand auf seinen Arm. Jedoch war es nicht ihre Begabung andere Menschen zu beruhigen. Mac blickte sie an doch Fia schüttelte nur den Kopf. „Es ist nicht real, nur eine Illusion. Er kann uns so nichts tun und wir können ihm nichts tun. Er macht das schon eine Weile, ich denke er will

mir Angst machen.“

Als Fia und Mac wieder zum Ende der Treppe blickten war Ceallach wieder verschwunden und die Falken saßen auf einem Ast in der Nähe. Mac zeigte auf die beiden Falken. „Die sind nicht von der Falknerei oder irre ich mich?“ Fia schüttelte den Kopf. „Nein, die habe ich selbst gezogen. Sie sind meine tierischen Beschützer, so wie Faolan, ein Abgesandter der Wölfe, die mich beschützen wo sie nur können.“ „Dann bist du wohl die Herrin der Tiere? Ich meine, du kannst mit ihren sozusagen reden?“ „Ja."

Macintosh überlegte, dann schaute er auf seine Uhr. Er zuckte die Schultern. „Ich sollte langsam zurück, sonst machen meine Brüder sich noch Sorgen, dass ich in der Nacht eventuell stillschweigend wieder abgereist bin.“ Fia blickte ihn lange an, kein Muskelregte sich, doch dann riss sie sich von seinem Anblick los und ging den Rest der Treppe hinauf. „Ich werde dich bis zum Reitstall begleiten, Mac. Ich versprach meiner Freundin Eliza, heute zu ihr zu kommen. Ab dort wirst du einen sicheren Weg bis zu eurem Haus haben. Bitte grüße zudem deine Familie von mir.“ Fia nickte ihm leicht zu und Mac wusste, dass er nicht

mehr von ihr bekommen würde, nicht jetzt. Fia war seit Jahren auf sich selbst gestellt, das wusste er. Sie hatte zwar noch Verwandte, doch die lebten in der Nähe von Dublin und wagten sich niemals in diesen Wald hier, Fia jedoch war an diesen Wald gebunden und fühlte sich unruhig und unwohl, wenn sie zu lange von dem Wald getrennt war. Darum war sie auch schon nach wenigen Monaten, nach dem Tod ihrer Eltern, zurückgekehrt. Mac wusste auch, dass seit dem Tode ihrer Eltern Fin für sie und ihre Schwerstern sorgte, doch war das ausreichend? Eher nicht, wenn man

bedachte, mit was für einer Feindseligkeit dessen eigene Familie Fia und ihre Schwester behandelten. Als wären diese Ausgestoßene oder gar wie das Böse selbst, selbst jetzt noch, nachdem Fia Gabhan zurückgebracht hatte. Gabhan hatte ihm all das erzählt, als er am vorigen Abend auf ihn getroffen war. Fia hatte keine einfache Jugend gehabt, das wurde ihm gerade bewusst, sie musste für sich selbst und für eine kleine Schwester sorgen, und er wusste, dies war nicht wirklich einfach für eine junge Dame, vor allem nicht, wenn das ganze Dorf sich gegen sie stellte und ihr das Leben schwer machte, wo sie nur konnte.

Aber ihm wurde auch klar, dass Fia selbst einiges dazu beitrug, das ihr Leben so anders war. Ja, sie benutzte keine Magie, wenn es nicht nötig war, aber ihre Weigerung mit den Menschen auf normale Art und Weise zu kommunizieren, erschwerte das ganze um einiges. Sie bemühte sich nicht wirklich darum, einen guten Eindruck zu hinterlassen und er wusste auch gut warum. Die Menschen, die etwas von ihr brauchten, kamen in den Laden oder in ihre Waldhütte, und auf die Dorfbewohner konnte sie sehr gut verzichten, denn durch die Besucher von Ashford Castle, kamen genug Kunden für

ihren kleinen, bescheidenen Laden. Nein, auf die Dorfbewohner war sie bestimmt nicht angewiesen. Jedoch sollte man zudem auch bemerken, dass nicht alle Bewohner von Cong ihr feindlich Gesinnt waren. Es gab einige, die stillschweigend zu ihr hielten und dann gab es wieder diese, die ihre Freundschaft genossen, so wie Eliza. Mac erinnerte sich schemenhaft an Eliza und er erinnerte sich auch daran, dass sein Bruder James einmal etwas mit ihr gehabt hatte. In seiner Familie wusste jeder über alles Bescheid, nur wenn es um ihn ging wurde geschwiegen, denn er war nicht wie die anderen, er zog sich eher in sich selbst zurück und sprach

nicht über das, was er tat oder tun wollte. Jeder in seiner Familie akzeptierte dies. Er dachte nach, durchforschte seine Gedanken nach dem winzigen Rest, was er noch von Eliza wusste. James hatte einmal erwähnt, dass sie in dem hiesigen Reitstall arbeitete, der ihrem Bruder gehörte, dessen Namen Mac aber auf die Schnelle nicht einfallen wollte. Er hatte gehört, dass der Reitstall, der zum Teil zu Ashford Castle gehörte, sehr gut ging. Vor allem durch die Gäste der alten Burg, zum anderen da es in der Umgebung einige reitbegeisterte junge Mädchen gab. Auch Mac und seine Geschwister konnten

reiten, das war so etwas wie eine Familientradition, die schon seit Jahrhunderten dazu gehörte und der jeder nachkam. Er hatte Eliza das letzte Mal gesehen, als sie gerade mal sechzehn Jahre alt gewesen war, also vor zwei Jahren. Damals hatte sie einen Aufenthalt in Galway gehabt, um ein paar Pferde für den Reitstall anzuschauen. Er erinnerte sich an sie, als junges, mittelgroßes und sehr schlankes Mädchen, das jedoch robuster war, als so mancher Junge. Sie hatte braunes Haar und blaue Augen. Da jedoch seine Erinnerungen an sie durchaus sehr schwammig waren, beschloss er, dass er den heutigen

Besuch im Reitstall etwas ausdehnen müsse, um wieder auf den neusten Stand zu kommen. Ebenfalls würde er in der Falknerei vorbeischauen, aber erst nach dem Frühstück. Er folgte Fia schweigsam den Rest der Treppe hinauf. Fia bemerkte, das Mac ziemlich in Gedanken vertieft war, deswegen störte sie ihn auch nicht. Durch Fin wusste sie, dass Mac nur noch selten herkam und dadurch musste er an viel denken wenn er dann einmal hier war. Dies gab ihr zudem die Möglichkeit selbst etwas nachzudenken. Jedoch zuckte sie auch nicht zusammen, als er seinen Arm auf ihre Schulter legte, sondern wandte sich

nur zu ihm um. „Ich weiß, dass sich Fin um euch gekümmert hat, nach dem Tode eurer Eltern. Sehr nett von ihm.“ Fia blickte ihn lange schweigend an, dann nickte sie. „Ja, jedoch war er nicht oft da. Er ist oft auf reisen gewesen, aber wir hatten alles was wir brauchten und ich bin ihm wahrscheinlich auf ewige Dankbarkeit verpflichtet für das, was er alles für mich und meine Schwester tat.“ „Ich bezweifle, dass er das will, Fia. Er hat es getan, weil ihr ihn brauchtet, nicht weil er deine Dankbarkeit wollte.“ „Ich weiß, trotzdem ist die Schuld nicht von der Hand zu weisen. Wäre ich

damals stärker gewesen, könnten meine und seine Eltern noch leben.“ „Hör auf dir Vorwürfe zu machen Fia. Das vergangene können wir nicht ändern.“ Fia blickte traurig und lief weiter den Weg entlang. Bald schon kamen sie zu einer Lichtung, auf der ein großer Reiterhof stand. Man konnte von ihrem Standpunkt aus den Stall, die Reithalle und einen Sandplatz einsehen. Mac blieb einen Moment stehen, um den wundervollen Blick in sich aufzunehmen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er diesen Ort in den letzten Jahren vermisst hatte. Und ihm wurde klar, dass er es sich erst jetzt

eingestehen konnte, nachdem er mit Fia gesprochen hatte, dem Mädchen, dem er schon damals als Kind, sein Herz verschenkt hatte. Mac schluckte. Erst nach einer Versöhnung mit ihr, wurde ihm wirklich klar, dass die ganzen letzten Jahre eine Leere in ihm gelebt hatte, die er immer verdrängt hatte und zudem auch nicht bewusst wahrnehmen wollte. Eine Leere, die nun nicht mehr existierte.

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Sunibabe
Es geht weiter :) Soweit ist alles geschrieben, muss mir nur mal die Zeit nehmen und es abtippen und online stellen :) Danke für die, die mein Buch lesen und danke für die, denen es gefällt

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Gillegan Hi Sunibabe,

ich muss mich Taipan anschließen. Ich finde die Idee toll und die Grundidee gut konzipiert. Mir geht aber auch alles viel zu schnell. Ich habe gar keine Zeit deine wundervolle Phantasie in meinem Kopf zu visualisieren. Zu wenig Details und zuviel Ereignisse in zu kurzer Zeit. ich kenne das Problem, schnell alles mitteilen zu wollen. So viele tolle Ideen die schnell vorankommen müssen. Ich muss mich auch immer bremsen und bin sicherlich noch immer zu schnell.
Vielleicht hilft es hier und da ein wenig mehr über die Protagonisten /Antagonisten zu erzählen. Sie zu beschreiben.
Wie gesagt ich finde die Welt die du schaffst super interessant. Ich sehe die Funken aus der zündkerze springen, sie schaffen es aber leider noch nicht ganz zu mir.
Mach bitte unbedingt weiter und lass dich von meinen Worten nicht entmutigen. Ich bin kein Profi und teile nur meine persönliche Meinung mit.
Liebe Grüße,Gillegan
Vor langer Zeit - Antworten
Taipan Heii :)
Ich fang erst Mal mit den guten Aspekten an:
Ich fand die Idee deiner Geschichte von Anfang an spannend. Die Vorstellung eines Hexers, der seit je her eine bestimmte Blutslinie verfolgt, ist klasse. Es ist noch nich viel und ich hoffe da kommen noch viele neue Ideen mit rein, aber es gefällt mir schon mal:)
Auch die Namen und Ortsbeschreibungen find ich sehr passend. Das fremdländische Feeling kommt da gut rüber und teils findet man sich wirklich in bisschen Fernweh wieder.
Außerdem gab es eine bestimmte Sequenz, in der eine Person Ceallach im Traum begnetete: War einer meiner Lieblingsstellen bisher:)
Abwechslungsreiche Wortwahl war vorhanden
Gibt jedoch auch Kritik:
Man merkt leider sehr, dass es erst ein Manuskript ist. Damit mein ich hauptsächlich den Schreibstil. Dieser wirkt oft ein wenig wie Kochanleitungen. Mir fehlte da mehr Emotion. Du schaffst es das Bild in des Lesers Kopf zu projizieren - jetzt musst du nur noch die Thematik persönlicher gestalten.
Auch die Dialoge leiden ziemlich. Diese wirken mehr wie "Mittel zum Zweck", in der Form, dass du versuchst Informationen durch sie herüber zu bringen. Leider wirkt das oft gekünstelt und erzwungen und nimmt Atmosphäre. Knapper schreiben und versuchen sich in die Situation besser hinein zu versetzen wäre mein Tipp :)
Man muss auch sagen, dass man ziemlich mit Charakteren überschüttet wird. Mir war anfangs nich klar, wer jetzt die Hauptpersonen waren, was es mir erschwert hat eine emotionale Bindung zu diesen herzustellen. Vielleicht Protagonisten näher beleuchten als andere.
Abschließend fällt mir auf, dass Ceallach und die anderen ziemlich oft in einen Kampf kommen, der zu absolut nichts führt. Sie treffen aufeinander, kämpfen, dann verschwindet er wieder. Die Gut-Gesinnten werden geheilt, sodass eigtl nichts wirlich passiert ist. Das nimmt den Respekt und die Furcht vor Ceallach. Mach den Kampf doch lieber zu einem Highlight, auf das man bangend warten muss und gestalte ihn dann lang und detailliert.
Leider ist das jetzt weniger gut als schlecht, die Story ist aber auch noch sehr jung. Wenn es mehr gäbe könnte ich auch weiteres Gutes finden. Ich freu mich trotz allem wieder Neues von dir zu lesen und warte drauf ^^
Liebe Grüße von mir :3
Vor langer Zeit - Antworten
Stefanremo Ich muss sagen was ich bisher gelesen habe finde ich gut, auch wenn ich die Namen teilweise ziiiemlich kompliziert finde :D

LG
Stefan
Vor langer Zeit - Antworten
Sunibabe Alte gälische Namen. Ich denke ich werde am Ende noch eine Liste mit den Namen und den Aussprachen machen. Aber schön das es dir gefällt.
Vor langer Zeit - Antworten
Stefanremo das wäre nett mit der Liste den ich befürchte das ich grundsätzlich sie falsch lese.
Vor langer Zeit - Antworten
Sunibabe Ich denke ich setzte mich heut oder morgen mal an die Liste je nachdem wie ich Zeit habe.
Vor langer Zeit - Antworten
Sunibabe Namensliste ist online und auch weiterer Text.
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