Kurzgeschichte
Letzte Worte

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"Sein letzter Wunsch wurde ihm erfüllt, denn seine Kinder kamen zu ihm"
Veröffentlicht am 01. Dezember 2014, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sein letzter Wunsch wurde ihm erfüllt, denn seine Kinder kamen zu ihm

Letzte Worte

Titel

Meine Kinder. Danke, das ihr gekommen seid. Ich weiß, ich war nicht wirklich ein guter Vater zu euch. Es tut mir aufrichtig leid, das ich nicht der war, der ich gern gewesen wäre und den ihr verdient habt. Aber ihr müsst auch wissen, das es nicht allein meine Schuld gewesen war. Ich habe euch hergebeten, um euch zu berichten, wie es wirklich war. Viele Geschichten machten die Runde und tun es immer noch. Aber nichts stimmt wirklich. Hier und da sind ein paar Körnchen Wahrheit drin versteckt. So winzig, das man sie kaum erkennen

kann. In ein paar Stunden – vielleicht auch Tagen – bin ich nicht mehr. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr es mich freut. Fast so sehr, wie euch jetzt bei mir zu haben. Ihr habt mir sehr gefehlt. Kein Tag verging, an dem ich nicht mindestens einmal an euch gedacht habe. Oft habe ich mich gefragt, wie es gewesen wäre, wenn alles anders gewesen wäre. Eure Mutter, ich, das Umfeld, die Menschen... Alleine eurer Mutter die Schuld dafür geben, wie sie war, wäre ungerecht, ihr gegenüber. Meckern, saufen, schlagen, vögeln. Versprechen machen, aber nicht halten. So waren ihre Eltern. Warum sie dennoch an ihnen hing, weiß nur der

Himmel. Einerseits war sie froh, als sie endlich da raus konnte. Aber als sie dann von da weg war, zog es sie immer und immer wieder zurück. Jeden Tag. Früh habe ich erkannt, das etwas mit ihr nicht stimmt. Das war ein Grund, warum ich es so lange mit ihr aushielt und war ich ihr so vieles verzieh. So viel für sie tat. Sie bekam ja kaum was alleine gebacken. Wie oft hatte sie zu mir gesagt, das sie es alleine schaffen will und ich musste dann ran, weil sie es nicht geschafft hat. Das sie krank war, sah kein anderer oder wollte kein anderer sehen. Bis auf ein, zwei. Aber die wollten mir nicht helfen, weil eure Mutter nicht wollte, das ich ihr

helfe. Sie sah auch nur selten ein, das sie Hilfe brauchte. Damals, als ich zum ersten mal Vater wurde, dachte ich, es wird alles anders. Sie wird nicht mehr ständig abhauen, sondern bei mir bleiben. Wir würden eine Familie werden. Doch dieser Traum hielt nur wenige Wochen. Von einem Tag auf dem anderen...Sie sagte mir kein Wort. Nahm dich einfach mit und verschwand. Ich wusste nicht, wo ihr wart. Konnte es mir nur denken. Und während sie mit dir bei ihrer Mutter war, verfiel ich dem Alkohol. Ich war einsam und ihr treu. Als ich zum zweiten mal Vater wurde, dachte ich abermals, jetzt wird es besser.

Wir werden eine richtige Familie. Aber Fehlanzeige. Obendrein gab sie mein zweites Kind immer wieder weg. Ihre allerbeste Freundin wollte ihn haben und... Oh Gott, wie ich sie hasse. Das verlogene Aas. Das dies wahrscheinlich der Grund war, warum er so sehr an seiner Mutter hing...Ich meine, vielleicht hatte er Angst, das er seine Mutter nie wieder sehen wird? So oft, wie sie ihn weggegeben hatte, über Nacht. Ich war dagegen gewesen. Aber auf mich hatte niemand gehört. Meine Meinung wollte nie jemand hören. Wenn ich anfing die Wahrheit zu sagen, wurde ich sofort unterbrochen. Die Lügen, von der Schlampe, wurde alles geglaubt.

Ganz egal, wie eindeutig es war, das sie log... Oh, tut mir leid. Ich habe mich gerade wieder hineingesteigert. Tut mir wirklich leid. Auch wenn so viele Jahre vergangen sind, kann ich es einfach nicht vergessen. Jedes mal musste ich den Mist ausbaden, den sie sich eingebrockt hatte. Wisst ihr, wie viele „Freunde“ sie hatte? Aller paar Minuten schrieb sie mit irgendjemand. Und ich war so blöd und zahlte dafür, damit ich sie erreichen konnte und damit sie sich bei mir melden konnte, wenn sie mich brauchte. Ich habe sie geliebt. Und ich liebe sie immer noch. Gott allein weiß, wie oft sie

mich allein gelassen, belogen und hintergangen hat. Dennoch war ich immer für sie da gewesen. Habe sie immer wieder aufgefangen, wenn sie fiel. Ich war übrigens der einzige, der sie auffing. Kein anderer tat es. Entweder sahen sie es nicht oder wollten es nicht sehen. Oder sie war allen scheißegal. Dadurch, das ich sie immer wieder auffing und alles für sie tat, mich um ihre Gesundheit sorgte, nach Hilfe für sie suchte, vernachlässigte ich euch. Ich bitte euch, passt auf euch auf. Achtete auf euer Umfeld. Schaut genau, wer wirklich euer Freund ist und wer nicht. Glaubt nicht jeden Scheiß, den

man euch erzählt. Ich habe euch nicht freiwillig aufgegeben. Weder euch, noch eure Mutter. Es waren unser Umfeld und gewisse Damen gewesen, die uns auseinander gebracht haben. Ihre Freunde und die staatliche Familienhilfe. Selbst keine Kinder haben, aber alles besser wissen. Nicht kapieren, das jedes Kind anders ist. Mir für alles die Schuld geben, obwohl ich nichts mit euch zu tun haben durfte. Auf mich herumhacken, aber mir nicht zuhören.... Tut mir leid. Ich bin nicht mehr ganz bei Sinnen. Deswegen weiß ich auch nicht mehr, was ich schon alles gesagt habe. Wahrscheinlich vergaß ich auch die

Hälfte. Egal. Ich möchte nur, das ihr wisst, das ich nicht das Arschloch bin, wie so viele behaupten. Wenige Menschen kennen die Wahrheit. Die Meisten glauben die Lügen. Filtert die Wahrheit heraus. Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was ich euch in den letzten Minuten erzählt habe, weiß ich doch eins, das es die Wahrheit war. Ich liebe euch beide und hätte gern mehr Zeit mit euch verbracht. Leider war es mir nicht vergönnt. Habe ich mir zu viele Gedanken um eure Mutter gemacht. Verzeiht mir, wenn ihr könnt und macht es besser, als wir. Ich bin stolz auf euch...

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