Sonstiges
Zum Wohle, liebes Leben

0
"Zum Wohle, liebes Leben"
Veröffentlicht am 20. November 2014, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Zum Wohle, liebes Leben

Zum Wohle, liebes Leben

Zum Wohle, liebes Leben Komisch war es schon, wenn ich am Rhein saß und dem Qualm der Kamine zusah. Er zog in eine Richtung, löste sich langsam auf und verschwand im blauen Nichts. Er erinnerte mich an mich selber, auf den Straßen meines Lebens. Auch ich hatte nichts hinterlassen, außer einem faden Beigeschmack von Versagen. Gerthie hatte mich verlassen, als ich meinen Job verlor. Sie nahm die Kinder mit und hinterließ mir den Geruch unserer Wohnung. Still war es

seitdem. Keiner lachte, keiner weinte. Und keiner lebte mehr in diesen Räumen. Ich wollte eigentlich renovieren, als Zeichen des Neuanfanges, aber ich hatte es nie geschafft. Zu schwer war die Resignation. Sie lag wie eine Jacke aus Blei auf meinen Schultern und schränkte meine Entscheidungen ein. “Das Leben muss weitergehen.” Ich hörte es von so vielen Menschen. Von Menschen mit glücklichen Familien und Vätern mit Einkommen. Es war leicht gute Rezepte zu verteilen, wenn man selber keinen Dreck essen musste. Aber sie meinten es gut. Alle meinten es immer nur

gut. Irgendwann fing ich an zu saufen. Es machte vieles leichter und ich träumte wieder in Farben. Morgens trank ich schon zwei, drei Jägermeister um meinen Level auf Betriebstemperatur zu bekommen. Dann über den Tag verteilt eine Flasche Wodka und wenn noch Kohle übrig blieb, vielleicht noch ein paar Flaschen Bier dazu. Ich trank alleine, nie mit anderen. Ich hatte Angst vor Resozialisierung. Das einzige was mir geblieben war, war mein Intellekt. Nicht sehr viel, aber ich hielt mich daran fest und redete mir ein, dass ich aufgrund meines Intellektes

etwas besseres sei als die anderen Trinker. So was wie ein schlauer Säufer. Wofür das auch immer gut sein sollte. Es war mir egal. Ich hatte keine Alternativen, die so gestaltet waren, dass die überhaupt einen einzigen Gedanken wert waren. Ich fing an wirre Gedichte zu schreiben. Sie handelten vom gescheiterten Leben, von willigen Frauen und von Sonne. Lebenswegdillemma Erbreche Leben auf kalten Asphalt und ertränke die Notwendigkeit des Atmens in einem Eimer aus zerbrochenen

Träumen. Lebenswegdilemma Vergehe mich an meinen Hoffnungen und töte ihre kleinen Funken im Delirium der Ignoranz. Sie waren alle gleich. Manchmal schrieb ich fünfzig Gedichte am Tag. Identische, geklonte Beschreibungen meiner eigenen Befindlichkeit. Ich versteckte mich hinter ihnen, wie hinter einer Wand aus Worten. Aber sie schützten nicht besonders gut. Der Gestank der Ignoranz wehte leicht und beständig durch sie hindurch. Ich konnte es riechen und fühlen. Es waren vielleicht noch ein, zwei Schritte und

dann war ich selber Geschichte. Eine schlechte, nicht zu Ende geschriebene Geschichte. Mehr nicht. Ich wusste sehr genau, dass ich ein paar Seiten einfügen musste, um das vorhersehbare Ende umzuschreiben, aber meine innere Antriebsfeder war gebrochen und das Uhrwerk meiner Energie stand still. Ich hatte keine Ideen mehr, außer das mich zerfressende Warten. Warten auf ein Wunder, ein Zeichen, oder eine Begegnung, die mich an den Haaren aus dem Sumpf meiner Unbeweglichkeit riss. Also trank ich auf das was kommen

würde. Auf all das, was ich nicht mehr verlieren würde und auf die Träume, die ich nicht mehr hatte. Zum Wohle, liebes Leben.

0

Hörbuch

Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

Leser-Statistik
12

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Rajymbek 
Das ist das Dilemma des Trinkers - die eigene Ausweglosigkiet. Gutbeschrieben, Michael.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Trinken ist keine Lösung......
Drogen sind keine Lösung....
Aber was ist eine Lösung wenn das Leben dich fickt?


Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

121548
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung