Science Fiction
Sie hatten keine Chance! - Aber wer hält sich schon mit solchen Kleinigkeiten auf? (II)

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"Den Knights of Fate eilt der Ruf voraus, weder Tod noch Teufel zu fürchten. Bis Maoui Syrias kam ..."
Veröffentlicht am 01. November 2014, 126 Seiten
Kategorie Science Fiction
© Umschlag Bildmaterial: JohanSwanepoel - Fotolia.com
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Über den Autor:

Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb: 'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'
Den Knights of Fate eilt der Ruf voraus, weder Tod noch Teufel zu fürchten. Bis Maoui Syrias kam ...

Sie hatten keine Chance! - Aber wer hält sich schon mit solchen Kleinigkeiten auf? (II)

KAPITEL 2 - Es ist wirklich nicht leicht, ein Rekrut zu seiN!

Wie ein unzureichend ausgerüsteter, aber zutiefst motivierter Bergsteiger am Fuße des Mount Everest, so stand Maoui Syrias vor dem, was allgemein als der NODUS bekannt war, dem basisinternen Informationszentrum des USFOD. Sie war inzwischen zu der Erkenntnis gelangt, dass an diesem Ort der Wahnsinn Methode hatte. Mit mindestens fünf Meter Deckenhöhe, verschlang der informelle Moloch über 200 Quadratmeter Wand, an der vor allem ein mannshoher Bildschirm am nördlichen Ende der Anlage als Erstes

ins Auge stach, der in Endlosschleife Merlins Tagesmotto in allen nur erdenklichen Sprachen abspielte. Heute lautete es 'Eure Pflicht ist die Ehre'. Auch Merlin hatte wohl seine schlechten Tage. Die restliche Wand war von verschiedensten Monitoren überzogen, in denen in rudimentärer Omnilingua - der in der Föderation am meisten verbreiteten Sprache - Informationen jeglicher Art bereitgestellt wurden. Sie konnte beim Näherkommen Nachrichten aus allen Ecken des bekannten Universums, unzählige Terminkalender, religiöse Ankündigungen und sogar vereinzelte Geburtstagswünsche

ausmachen, alles jedoch ohne irgendeine ersichtliche Logik oder System. Zwischen den Bildschirmen wucherten des weiteren ein Meer an vorsintflutlichen Pinnwänden und überbordenden Anschlagbrettern, die schon fast organisch - in der Art von wucherndem Efeu - sogar einige Monitore fast komplett verdeckten; als wäre das Ganze mit der Zeit aus sich heraus gewachsen, ohne jemals zurechtgestutzt oder aufgeräumt worden zu sein. Es schien sich dabei sogar um echtes Papier zu handeln. Wo zur Hölle war so was noch üblich? Maoui hielt kurz inne. Sehr wahrscheinlich war das die Art der

Knights, sich am Dschungel da draußen zu rächen. Es würde zu ihnen passen, wenn sie jeden Baum, der gefällt wurde, zu einer Handvoll Notizblättern verarbeiteten, die sie dann hier im Nodus vergeudeten… Ja, so gab es wenigstens Sinn - obwohl es dennoch vorsintflutlich war. Oder doch nicht ganz… Vor der Wand angelangt, konnte sie jetzt eine Unmenge an interaktiven 3D-Projektionen und sensitiven Hologrammen ausmachen, die von den unzähligen Anwesenden rege benutzt wurden. Die Frau schöpfte wieder Hoffnung. Vielleicht stimmte es wirklich, was der

Knight behauptet hatte, dass man hier auf jede Frage eine Antwort finden konnte. Aber wo sollte sie bloß anfangen? Unschlüssig blickte sich Maoui um und versuchte, sich zu orientieren oder zumindest einen Anhaltspunkt zu finden, von dem aus eine Suche sinnvoll erschien. Doch es war einfach keine Unterteilung der Wand in irgendwelche Gebiete oder Themen auszumachen. Und auch keine der 3D-Projektionen oder der Hologramme reagierte auf irgendeine ihrer Berührungen… Existierte denn hier überhaupt eine Ordnung? War vielleicht alles bloß zufällig

angeordnet? Wieso waren dann alle Anwesenden hier so zielstrebig unterwegs und wussten scheinbar genau, wohin sie gehen mussten, um zu erfahren, was sie suchten? Was wussten sie, das ihr entging? Hatte sie vielleicht irgendwo eine Gebrauchsanweisung oder Wegführung für diesen Ort übersehen? Vielleicht konnte sie jemanden fragen… Maoui sah sich um. Die Mehrzahl der Anwesenden bestand aus Basis-Personal und einigen Rekruten oder Kadetten. Sie verzog die Mundwinkel zu einer

Grimasse. Das war ihr schon zuvor aufgefallen; dass sowohl diejenigen, die wegen der Eignungstests hier waren, wie auch diejenigen die vor dem Abschluss ihrer Ausbildung standen und morgen mit der Überlebenswoche beginnen würden, dieselbe Uniform trugen. Das Einzige, was die beiden voneinander unterschied, war die unübersehbare Inschrift auf der linken Brusttasche und ihre Abzeichen, die Auskunft gaben, zu welcher Abteilung und welcher Einheit sie gehörten. So lange sie also nicht deren Abzeichen sehen konnte… Ihr Blick glitt schließlich an ihrer

maßgeschneiderten, olivgrünen Uniform hinunter. Eigentlich hätte sie nie gedacht, dass sie so schnell nachgeben und in einen solchen Fetzen hüpfen würde - vor allem einen, der sogar fett mit ‚Rekrut' beschriftet war. Aber noch weniger, einmal darüber glücklich zu sein, konform zu sein. Sie hatte bisher jeglicher Konfrontation oder Diskussion wegen Uniformen nie gescheut und es in einigen Einheiten sogar so weit gebracht, dass für sie speziell der Uniformzwang nicht galt. Obwohl meistens ein Kurzaufenthalt im Knast dazwischen gelegen hatte. Aber

hier... Sie starrte ins Leere... Der Grund, weshalb sie überhaupt an diesen unseligen Ort gekommen war, war der, dass sie in der Kantine einen Rekruten über eine offizielle Begrüßungsansprache und einige noch zu machende Anmeldungen sprechen gehört hatte, von denen sie bisher noch keine Ahnung hatte. Nicht einmal L'Yrrahy hatte davon gewusst, obwohl es ziemlich wichtig geklungen hatte. Na ja, dafür hatte sie vom Alien die Wegbeschreibung hierher erhalten. Irgendwie kam ihr L'Yrrahy immer

gelegener… Leider hatte sie zu spät reagiert, und die in der Kantine verbliebenen Knights hatten auch nichts Besseres gewusst, als sie hierher zu schicken. Zu Merlins Nodus, von dem sie behaupteten, dass hier alle ihre Fragen beantwortet werden würden. Sie horchte in das sie umgebende Chaos hinein und nickte bestimmt. Das kam wohl dabei heraus, wenn man eine selbstbewusste, künstliche Intelligenz Merlin taufte… Vielleicht sollte sie einfach einen anderen Rekruten um Hilfe bitten? Die Rothaarige drehte sich mehrfach um, konnte dabei aber keine weiteren

Rekruten ausmachen, nur Kadetten. Maoui seufzte resigniert. Das war wohl zu erwarten gewesen und hatte bei dieser komplett unübersichtlichen Menge an Leuten sicherlich nichts zu bedeuten… Obwohl es sie schon etwas beunruhigte. Nun ja, es war ja auch nicht ihre Art, schon so früh das Handtuch zu werfen. Sie würde dieses Rätsel schon knacken. Irgendein System musste es einfach geben. Denn auch die Knights of Fate waren nichts anderes als militärische Quadratschädel. Und ohne System, Ordnung und Rang ging höchstwahrscheinlich auch für sie die Welt unter. Sie sah es vielleicht im Moment einfach

nur nicht. Oder hatte bloß das Konzept noch nicht ganz kapiert. Wie auch immer… Die Frau seufzte und machte sich daran, den Nodus abzugrasen. Suchend ließ sie jetzt ihren Blick wandern und arbeitete sich dem Chaos entlang vor, von Bildschirm zu Bildschirm, dazu die Texte an den Pinnwänden und Anschlagbrettern überfliegend. Beunruhigend war es schon, dass sie dabei auf unzählige Überlebenstipps für die einzelnen Eignungstests stieß. Vor allem diejenigen für den Thermosphärensprung und den Orientierungslauf wollten nicht abreißen. Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken

hinab, als sie über eine Top Ten-Liste der dämlichsten Todesarten während der Eignungstests stolperte. Wer zum Teufel deaktivierte für eine bessere Sicht den Hitzeschild des Sichtschutzes seines Helmes während des Eintritts in die Atmosphäre? Dann erregte eine kleine, unauffällige Notiz über ein ökologisches Desaster auf einer peripheren Wohnkolonie ihre Aufmerksamkeit. Der Frau stockte der Atem. Die Amidajalas waren ausgestorben? Maoui war, als erstarrte sie in der Zeit, während alles um sie herum im Zeitraffer ablief. Sie war absolut fassungslos. Eine nicht näher definierbare Seuche

hatte den Heimatplaneten der Amidajalas heimgesucht und binnen einiger Monate die ganze Population eliminiert… Unversehens wurde sie von längst vergessen geglaubten Erinnerungen übermannt. An einen furchtbaren Absturz auf einen damals noch unbekannten Planeten mit der Kennung 265XE und den unerträglichen Schmerzen eines mehrfachen Beckenbruches, vier geborstener Rippen und eines zertrümmerten Schulterblattes. Dabei hatte sie sogar noch Glück, verglichen mit ihrem Flügelmann Leoncour und dem Bordschützen Tackels Hyata. Denn die einzige fassbare Erinnerung, die sie von

den Augenblicken nach der Bruchlandung noch besaß, war das Bild Tackels, der als menschliche Fackel auf einen subtropischen Dschungel zu torkelte. Die Frau kniff die Augen zusammen und blieb leicht zitternd stehen. Wehmut erfüllte sie wie physischer Schmerz. Der nächste Erinnerungsfetzen galt dann bereits einer dieser sonderbar riechenden, schwarzpelzigen Kreaturen von der Größe eines kleinen Hundes; wie es sie mit winzigen, rotglühenden Punktaugen interessiert studierte und auf ihrem nackten Oberkörper herumturnte. Amidajalas mochten wohl nach einem Gemisch von Thymian und Schwefel stinken, dämliche Sitten haben und

kleine hässliche Affen sein, aber was das Heilen und ihre ausnahmslose Freundlichkeit betraf, waren sie wahrlich Meister ihres Faches. Noch nie war sie so spurlos von solch erheblichen Verletzungen genesen… Vor allem, als ihr später ihr Truppenarzt erklärt hatte, dass sie den Absturz eigentlich nicht hätte überleben können. Derart massive Brüche waren in der Regel tödlich. Ausgestorben... Kopfschüttelnd las sie die Nachricht wieder und immer wieder. Währenddessen fuhr sie sich nachdenklich mit der Hand über die Hüfte. Nichts erinnerte mehr an die

Verletzungen; alles war schon seit Jahrzehnten verheilt. Kurz verirrte sich dabei auch ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie sich an die verzweifelten Versuche erinnerte, auf Teufel komm raus mit diesen Waldgeistern kommunizieren zu wollen. Hauptsächlich, als Tackels deswegen eine speziell für ihn zugerichtete Eidechse serviert bekam, die er zwar auch prompt verspeiste, von der er aber die nächsten drei Tage fürwahr einen gewaltigen Dünnschiss bekam. Oder wie sie über Wochen hinweg in speziell für sie konstruierten Gestellen festgezurrt gehätschelt und gepflegt worden waren, um dann bei einer

riesigen Feier des Stammes ihre ersten, selbstständigen Schritte nach dem Absturz tun zu dürfen. Selten hatte sie sich so geborgen gefühlt, wie damals auf 265XE. Nun blieben wirklich einzig noch Erinnerungen... Was hätte sie dafür gegeben, dieses Holo noch zu besitzen, das die Überlebenden des Absturzes, den kompletten Amidajala-Stamm und ihre Rettungsmannschaft zeigte. Sie, Lobo, Angel, Czinth Drokslain, Mawly, Tackels Hyata, Leoncour McKinsel… Unbewusst sprach sie die Namen laut aus - und auf einem Monitor in der Nähe erschien das Portrait

Leoncours! Ganz kurz erhellte sich ihr Gesicht vor Freude. „NEIN!" Und wich blankem Entsetzen. Einige Personen stieben bei ihrem Aufschrei förmlich von ihr weg - andere würdigten sie einzig eines entrüsteten Blickes. Maoui nahm das nicht einmal mehr bewusst war, während sie wie versteinert stehen blieb. Eine Welt brach für sie zusammen, und in ihrer Brust erwachte ein stechender Schmerz. Leoncour war vor knapp einem Jahr in einer nichtssagenden Grenzgarnison

wegen Diebstahl, Einbruch in eine militärische Hochsicherheitsanlage und mehrfacher schwerer Körperverletzung, sowie Fahnenflucht hingerichtet worden? Ihr Puls raste. Wie lange war sie in dem Höllenloch von einem Gefängnis vermodert? Wieso hatte ihr niemand Bescheid gesagt? Und ihre Gedanken überschlugen sich. Verdammt… Leoncour war doch ihr Flügelmann gewesen, der Beste den sie je gekannt hatte. Sie hatten sich wirklich geliebt, waren das ideale Fliegerpaar gewesen… Eine Liebe für die Ewigkeit - auch wenn er manchmal wirklich eigenwillige Ansichten vertreten

hatte. Dennoch hatten sie sich geschworen, gemeinsam durch Himmel und Hölle zu gehen, keine Gefangenen zu machen und wenn der Moment dann endlich gekommen wäre, auch gemeinsam ins Gras zu beißen… Eine unbeschreibliche Wut erfüllte jetzt die Frau, als sie all die verlorenen und vergeudeten Jahren und die Sinnlosigkeit ihres bisherigen Lebens realisierte. Alptraumhafte und blutige Kriege hatten ihr Kindheit und Jugend geraubt. Nie hatte sie erfahren, wer ihre Mutter war. Und damals war es einzig die Sehnsucht nach ruhigeren, friedlicheren Zeiten gewesen, die sie am Leben erhalten

hatte. Doch als es endlich so weit gewesen war... Wieso musste alles in ihrem Leben als Katastrophe enden? Einen Moment lang fühlte sie das Herz bis zum Hals pochen und konnte die Tränen kaum zurückhalten. Inzwischen spürte sie den stechenden Schmerz in ihrer Brust in jeder Faser ihres Körpers… „Du verdammter, gottverfluchter Bastard! Du und deine hirnverbrannten Einfälle… du hast einfach nie gewusst, wann genug war. Wenn ich nicht jedes Mal..." Ihr versagte die Stimme, während

augenblicklich Totenstille um sie herum eintrat und unzählige Leute sie irritiert anstarrten. Dann ließ Maoui müde die Schultern hängen. Zaghaft wischte sie sich einige Tränen aus dem Gesicht, als sich ihre Empfindungen klärten und bitterer Resignation wichen. Sie waren damals noch jung gewesen, hatten noch Sehnsüchte und Illusionen gehabt… Schließlich seufzte sie schwer, trat andächtig einen Schritt vor und legte ihre Hand auf Leoncours Bild. Dabei hauchte sie ihm einen traurigen Abschiedskuss entgegen. „Adieu, lieber

Freund…" Ein weiterer Traum, den ich zu Grabe trage, dachte sie verbittert, als sie fröstelnd die Arme verschränkte. Plötzlich war ihr kalt - war eine unendliche Leere in ihr. Es war, als gäbe es all die geschäftigen Personen um sie herum nicht, als gäbe es hier überhaupt kein Leben mehr. Nur sie. Ganz alleine und verlassen… Vielleicht… Vielleicht ging sie später zu L'Yrrahy und sprach mit ihr. Vielleicht sollte sie ihr die Geschichten über Leoncour und die Amidajalas erzählen. Vielleicht… würde L'Yrrahy ihretwillen

sogar so tun, als höre sie zu. Sie fühlte sich mies. Und Maoui hatte völlig vergessen, weswegen sie hierhergekommen war.

- II -

„Ich kann sie im Feuer sehen, das in euren Augen lodert! Diese einzigartige Sehnsucht im Herzen, die euch hierher getrieben hat!" Die dröhnende Stimme war von der greifbaren Dringlichkeit erfüllt, jedem Anwesenden bewusst werden zu lassen, dass hier und jetzt Geschichte geschrieben wurde. „Doch fühlt ihr euch... seid ihr überhaupt bereit; ein Knight of Fate zu werden? Fragt euch, geht in euch!" Als wäre es der heilige Tempel einer verschworenen Bruderschaft und nicht die Frachthalle einer Militärbasis, verharrten alle anwesenden Zuhörer

ehrfürchtig. Dabei nickten vereinzelte Rekruten selbstsicher, während die meisten entschlossen nach vorne blickten. „Dann werdet ihr erkennen, dass ihr es nicht seid..." ein protestierendes Raunen ging durch die Menge, „noch nicht!" gefolgt von einem zustimmenden Gemurmel. „Aber sicherlich würdig, euch dieser Aufgabe zu stellen!" Rauschender Applaus brandete auf. L'Yrrahy tpa Srayt verfolgte die flammende Rede Unlivar ‚Souldestroyer' Marrows nur mit halbem Ohr. Was war denn so speziell daran, ein Knight werden zu wollen? Wuchsen

einem da vielleicht Kiemen? Gab es denn wirklich Leute, die so etwas freiwillig auf sich nahmen? Na ja, vielleicht wegen der Mounts... dafür konnte sie sogar irgendwie Verständnis aufbringen. Aber selbst wenn mann die Ausbildung schaffte und ein Knight wurde, bedeutete das ja nicht, dass man automatisch den Sturmtruppen zugewiesen wurde - obwohl sie sich in einem taktischen Trupp, der für die Wartung der Mounts zuständig war, sicherlich wohl gefüllt hätte. Wie ein Raubtier - was nun mal der Natur der Katirraner entsprach - seine Wohnhöhle, so hatte sich das Alien in der Zwischenzeit eine Nische ihrer

Räumlichkeiten ihren Bedürfnissen entsprechend eingerichtet. Und wie es sich wohl für ein Raubtier gehörte, lagen auch hier die Überreste und Kadaver erlegter Beute herum… So zum Beispiel zu ihrer Linken - auf der zu einer Werkbank umgebauten Kommode – ein ausgeweideter Serviceroboter. Aus den daraus gewonnenen Teilen hatte sie zwar vorgehabt, einen portablen Grav-Kompensator zu bauen, hatte aber damit wieder aufgehört, als ein paar dringend benötigte Komponenten nirgends aufzutreiben waren. Einstweilen beschäftigte sie sich mit der Wiederinstandsetzung und

Umprogrammierung eines ihrer unzähligen Reserve-Credchips. Und um sich bei dieser Tätigkeit ein wenig abzulenken, hatte sie zwei rechteckige Bildfolien vor sich in den Raum gehängt. Diese hauchdünnen Bildschirmmatten trug sie stets wie Taschentücher zusammengefaltet mit sich herum und besaß sie schon seit Ewigkeiten. Wohl deswegen sahen sie inzwischen auch ziemlich zerschlissen aus, lieferten aber immer noch ein einwandfreies Bild. In einer von ihnen verfolgte sie gerade Souldestroyers Willkommensansprache, die zeitgleich über alle Kanäle der Basis ausgestrahlt wurde, während sie mit der anderen über eine ungesicherte

Subroutine in einem der unendlichen Unterverzeichnisse Merlins eingeloggt war. Hier war es ihr auch schlussendlich gelungen, Zugang zu den statistischen Tabellen der Personaldateien der auf Styx stationierten Knights zu erhalten. Im Moment gönnte sie sich das Vergnügen, darin herumzuwühlen. Derweil wurde auf dem ersten Bildschirm die ergriffen lauschende Menge aus vielfachen Perspektiven gezeigt, bis das Bild über ihre Köpfe zu der Gestalt des hochgewachsenen Mannes in Majorsuniform zoomte, dessen ganze Körperhaltung eindrücklich die Wichtigkeit des Moments unterstrich. Zumindest für

ihn. Es schien wirklich, als wären sie aus allen Ecken des militarisierten Universums gekommen, um sich mit Feuereifer der Aufgabe zu stellen, die Eignungstests zu bestehen und zur Ausbildung zugelassen zu werden - wohl von der brennenden Sehnsucht erfüllt, schließlich zur absoluten Elite gehören zu dürfen. L'Yrrahy wandte sich ab. Vielleicht war das eine zivilisationsbedingte Erkrankung, ähnlich wie Syphilis? Irgendwie erinnerten sie die eng zusammenstehenden Rekruten an eine Herde erwartungsvoller Kapyris-Schafe kurz vor dem

Scheren. Ihr Schwanz zeichnete Spiralen in den Raum. Es war nun mal so, dass sie größere Versammlungen hasste und schon fast phobisch darauf reagierte. Deswegen blieb ihr nichts anderes übrig - im Gegensatz zu Maoui - als in ihren Räumlichkeiten zu bleiben, um Unlivars Rede zu verfolgen. Sie wechselte über eine projizierte Tastatur innerhalb der Personaldateien auf ein anderes Verzeichnis. Zwei kleinere Holodisplays öffneten sich, jeweils zur Linken und zur Rechten der Bildfolie, in denen eine ausführliche Bilddokumentation zum jeweiligen

Thema sowie die dazugehörigen Unterverzeichnisse und Sicherheitscodierungen angezeigt wurden. L'Yrrahy musste schmunzeln. Es war schon interessant, was für ein erlesenes Völkchen sich hier auf Styx eingenistet hatte... Sie ließ die Listen nach Spezies sortieren. Es überraschte sie nicht, dass über 97% aller Knights Hominiden waren, ‚Menschen' also, wie sich die direkten Abkömmlinge des Homo sapiens sapiens spacialis zu nennen pflegten. Aber dafür fielen die Xenoformen und Exoten umso erlesener aus. Sogar einige Halbriesen

oder Alpha-Menschen, wie das Militär diese in den Gen-Laboren Xiutzins kreierten Lebewesen zu nennen pflegte, waren darunter - eine weitere hominide Art, erschaffen aus der fundamentalen Bestrebung, mit ihr diejenigen Welten erneut zu kolonialisieren und somit faktisch zurückzuerobern, die während des Ausklingens der galaktischen Primärkriege noch Serenjitas beheimatet hatten. Von ihrer einmaligen psionischen Immunität bis zu ihren holographischen, multiplen DNS-Helixen - die bei allfälligen Klon- oder Entschlüsselungsversuchen instabil wurden und zerfielen - waren sie die Fusion all jenes während unsäglichen

Kriegsgräuel zusammengetragenen Wissens, das einzig und alleine der Ausrottung der Serenjita dienen sollte. L'Yrrahy fragte sich augenblicklich ob ein Halbriese überhaupt einen Mount nötig hatte. Denn Alpha-Menschen waren - inklusive der Fortpflanzung - zwar ziemlich genaue Kopien des Homo sapiens sapiens spacialis, jedoch in einem anderen, viel größeren Maßstab. Was auf dem momentanen Bild des Holodisplays sehr gut zu erkennen war, auf dem der Alpha Pandora 'Leviathan' Starhawk der Kompanie RBR seine in Grundstellung stehenden Teamkameraden um mindestens zweieinhalb Meter

überragte. Es befanden sich auch unzählige semiintelligente Roboter, Androiden und Synthetozoiden auf Styx. Letztere unterschieden sich von den Übrigen dadurch, dass sie sich erfolgreich sexuell fortpflanzen konnten. Das Alien nickte verstehend. Eigentlich war es nicht unlogisch für eine künstliche Lebensform, in diese von Merlin geführte Basis zu kommen. Mit einer solchen KI gab es hier einen Ansprechpartner in ausreichend hoher Position, der sie nicht nur verstand, sondern ebenso ihre hart erkämpften Rechte wahren, wie ihre Fähigkeiten maximal nutzen

konnte. Dann pfiff die Katirranerin vor Verwunderung. Es befanden sich sogar Zerenkainer unter den Knights. Vier davon… Vier Mitglieder der seltensten Spezies aller bekannten Galaxien. Denn diese Geschöpfe waren nur in einer unwirklichen Biosphäre verflüssigter Gase überlebensfähig, in der minimal eine 90fache Schwerkraft herrschte. An terranische Dermochelyidaes erinnernd, sollten sie eine derart abstrakte Denkweise gewohnt sein, dass wohl nur eine KI in der Lage war, mit ihnen zu kommunizieren. L'Yrrahy hatte einmal von einem ihrer Lehrmeister gehört, dass

Zerenkainer einen räumlichen Wahrnehmungssinn besaßen, mit dem sie innerhalb eines Sonnensystems punktgenau ein einzelnes Lebewesen anhand seiner elektromagnetischen Signatur orten konnten. Wie die wohl zu den Knights gekommen waren? Nachdenklich überflog sie den Rest. Doch das, wonach sie Ausschau hielt, fehlte… Es gab wirklich keine Mutanten auf Styx. Sie hatte zwar nie etwas Gutes über diesen Forschungszweig des Militärs gehört, sich aber einige dieser Vernichtungsmaschinen gut bei dem USFOD vorstellen

können... Na ja, war irgendwie doch logisch, dass auch die Knights nichts mit soziopathischen Massenmördern anfangen konnten. In Lotusposition vor dem sezierten Credchip sitzend, waren ihre Finger gerade mit der Neukalibrierung einer Speichermatrix beschäftigt, als auf dem linken Display ein todernst dreinblickender Unlivar eine strategische Pause einlegte, gefolgt von zustimmendem Gemurmel. Gleichzeitig war die rechte Projektionsmatte dazu übergegangen, die Portraits und dazugehörigen Curriculae der einzelnen Knights

anzuzeigen. L'Yrrahy fragte sich, ob die Stimme des Majors in Natura echt so beeindruckend klang, oder ob er jetzt bei seiner Rede ein wenig nachhalf. „Kiay!" rief sie plötzlich überrascht und unterbrach abrupt sowohl diesen Gedankengang als auch die Suchroutine des Programms. "Die vorherige Person bitte erneut anzeigen!" Die rechte Anzeige wechselte zum Bild eines schlaksigen jungen Menschenmannes zurück. Bei dessen Anblick schnurrte L'Yrrahy tpa Srayt zufrieden und klopfte mit den Fingern auf die Matte. ‚Es ist gut, dich

hier zu wissen, Scrapper', murmelte sie. „Von dieser Person zusammen mit allen dazugehörigen Informationen bitte eine komplette Kopie auf meinen Datenträger machen!" Zugleich beklagte auf der ersten Projektionsmatte Souldestroyer all die heldenhaften Männer und Frauen, die seit der Gründung der Knights of Fate heroisch im Kampf gefallen waren. Und während die Kameras über betroffene und bestürzte Gesichter schwangen, musste ihm L'Yrrahy zugestehen, das ohne die Knights und den hohen Preis den diese gezahlt hatten, die galaktischen Primärkriege wohl noch länger gedauert, wenn nicht sogar anders

ausgegangen wären. Eine beklemmende Vorstellung. Aber zum Glück war dieser schreckliche Alptraum seit knapp sieben Jahren endgültig vorbei. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich; denn geschickt hatte Unlivar seinen Zuhörern verschwiegen, dass die letzten drei dieser ‚Helden' vor zwei Jahren durch bloßes Ungeschick während Wartungsarbeiten in einem angrenzenden Hangar umgekommen waren… Aber noch etwas anderes fiel ihr bei den weitläufigen Kamerafahrten auf. Wo war Maoui? Die weibliche Personifizierung des Begriffes ‚Rüpel' war nirgends unter den

Anwesenden auszumachen… L'Yrrahy zog mit dem Schwanz eine weitere projizierte Tastatur unter Unlivars kantigem Antlitz aus der Bildfolie hervor, tippte einige Befehle ein und spaltete damit die Ansprache in zwölf verschiedene Kameraperspektiven. Dann ließ sie alle Aufzeichnungen nochmals mit vielfacher Geschwindigkeit rückwärts laufen, gekoppelt an eine Personensuchroutine. Doch sie erzielte keinen einzigen Treffer. Unschlüssig stellte L'Yrrahy das ursprüngliche Bild wieder her. Souldestroyer wirkte nun wie einer, der gerade jemandem sein absolutes Traumhaus für den vernachlässigbaren

Preis seiner Seele verkauft hatte. Wo steckte diese Frau schon wieder? Suchte sie vielleicht wieder mal Ärger, um ihrem Ruf gerecht zu werden? Erneut griff die Katirranerin zur Tastatur. Unter dem kräftig gestikulierenden Major öffnete sich diesmal ein einzelnes Fenster, in dem ein Teil des Nodus zu sehen war. Dieses Mal musste sie bloß eine Handvoll Überwachungsprotokolle durchgehen, bis sie bei einer der Kameras von der Personensuchroutine ein positives Signal erhielt. Dann zoomte die Kamera eine athletische Frau heran, die irgendwie verlassen zwischen

unzähligen Kadetten stand. Da war sie! Andächtig trat Maoui auf dem Bild gerade einen Schritt vor, legte ihre Hand auf einen Bildschirm und hauchte diesem so etwas wie einen Kuss entgegen. Als L'Yrrahy ihr Gesicht dabei sah, zerriss es ihr förmlich das Herz. Denn wie jeder Katirraner war auch sie empathisch begabt und in der Lage, Emotionen und Stimmungen körperlich wahrzunehmen, faktisch nachzuempfinden. Gemütsbewegungen waren für L'Yrrahy so ersichtlich wie für andere Leute Farben. Und gerade deswegen erfüllte sie das Antlitz Maouis mit unsäglichem

Schmerz. Denn diese Frau, die wie eine Dampfwalze in ihr Leben eingebrochen war und der sie ohne Bedenken zutraute mit bloßen Händen einem Mount den Arm abreißen zu können, wirkte plötzlich so einsam und verletzlich… Irgendwie musste all dieses energische und aggressive Auftreten letzten Endes reiner Selbstschutz sein, denn L'Yrrahy empfand diese erdrückende Einsamkeit als körperlichen Schmerz und las in den Augen der Rothaarigen die Geschichte einer Odyssee, die noch längst nicht zu Ende war. Erstmalig beschlich sie das Gefühl, dass dieses Trampeltier von einer Menschenfrau vielleicht alle Hilfe

benötigen würde, die sie bekommen konnte… Im gleichen Moment war die Rede zu Ende, und damit erlosch das Bild Unlivars. L'Yrrahy hatte plötzlich ein ungutes Gefühl… Sie löste sich nun endgültig von Maoui, die inzwischen wie betäubt an der Infowand des Nodus entlang ging und begann kurzerhand alle Sicherheitsspeicher für die Archivierung der Rede zu durchforsten. Dazu musste sie zwar kurzzeitig zwei Abfrage-Routinen austricksen, aber schließlich gelangte sie an die Aufzeichnung einer Kamera, die nahe am Rednerpult

geschwebt hatte. In der Meinung, trotz des stürmischen Beifalls zusätzlich etwas Vertrautes vernommen zu haben, ließ das Alien die Aufzeichnung kurz vor dem Ende der Sendung nochmals ablaufen. Das Bild zeigte Major Unlivar Marrow wie er gerade die Bühne verließ. Dabei fasste er sich ans Ohr, als empfange er eine Nachricht. "Die Rekruten Maoui Syrias und diese Xenoform sind also nicht erschienen. Dachte ich's mir doch, dass sich diese Primadonnen zu fein sind, sich mit normalen Rekruten abzugeben. Soll mir nur recht sein. Ich will sie in 15 Minuten in meinem

Office!" Rasch montierte L'Yrrahy ihren Reserve-Credchip zusammen und schaltete dann mit einem kurzen Hochfrequenzpfiff die Schwerkraft herunter und alle Gerätschaften aus. Noch während sie in ihre Rekruten-Uniform schlüpfte, faltete sie bereits die Bildfolien zusammen, verstaute diese und verließ dann hastig die Räumlichkeiten.

- III -

Verloren irrte Maoui Syrias an der Wand des Nodus entlang und hatte komplett die Orientierung verloren. All die Monitore, Pinnwände und Anschlagbretter wirkten im Moment überdimensioniert riesig und mit fast unlesbarer Schrift chiffriert. Und das wenige, was sie davon entschlüsseln konnte, waren solch bizarre und phantasievolle Akronyme wie HTTM, LOKK-em, aber auch NONO oder SANTA. Hie und da stieß sie aber auch über verständlichere Texte wie 'Übergeordnete Meldungen', 'Turnierergebnisse', 'Todesfälle der

letzten 3 Tage' oder 'Razurs Rezept der Woche'. Es war absolut chaotisch, was an diesem Ort an Informationen umgewälzt und in jeder nur denkbaren Art und Weise der Kommunikation unzähliger Kreaturen aus allen Extremen des Universums dargeboten wurde. Kaum vorstellbar, dass sich hier überhaupt jemand zurechtfinden konnte… Verunsichert sah sich die athletische Frau bei diesem Gedanken um. Niemand - außer allen anderen. Ihr Blick wanderte nun über die unzähligen Kadetten, von denen es hier wie von Fliegen auf einem Kadaver wimmelte, und ebenso trieben sich mehr

als genügend Mitglieder des Wartungspersonals herum. Niemand schien Probleme zu haben. Dann lag es wohl wieder einmal an ihr… Ernüchtert blieb Maoui stehen und ließ resigniert den Kopf hängen. Dabei spürte sie ein unangenehmes Déjà-vu. Nichts änderte sich, alles blieb sich gleich. Seit vor knapp sieben Jahren die Blutfresser endlich ausgerottet worden waren und ihre Talente und Fähigkeiten nicht mehr gebraucht wurden, war das Leben förmlich an ihr vorbei gerast. Und wenn sie geglaubt hatte, endlich eine Chance zu haben, dann war es ihr einfach nie gelungen, Schritt zu halten und sie zu

nutzen… Praktisch war die jetzige Situation symptomatisch für ihr ganzes Leben. In Augenblicken wie diesen sehnte sie sich unbewusst danach, dass der Krieg nie geendet hätte - obwohl sie genau wusste, wie falsch das war. „Maoui, reiß dich zusammen, Selbstmitleid hat dich noch nie vor einem Kampf bewahrt. Und wenn du nicht aufpasst, schnappst du hier gleich über…", murmelte sie schließlich. Es wurde wohl endlich Zeit, über ihren Schatten zu springen und jemanden um Hilfe zu bitten. Sie sah hoch. Und hielt abrupt

inne. War das nicht ihr Name? Sie trat unsicher vor eine Anschlagtafel mit der Überschrift: 'Für übergeordnete Meldungen der Prioritätenkategorie 000'. Und mit der Intensität einer Zwergmaus, die gerade in den weit aufgerissenen Schlund einer Königspython starrt, blieb ihr Blick an einer Hardcopy-Ankündigung hängen. Mit einem hörbar trockenen Schlucken fuhr sie mit dem Finger über den Text des karmesinroten Merkblattes und hielt sowohl bei ihren Namen als auch bei dem der Katirranerin kurz an. Seltsam, es war noch Platz für einen

Dritten. Doch das kümmerte sie kaum… Denn vor allem der Inhalt der Ankündigung war äußerst beunruhigend. Wieso zur Hölle konnte sie nicht teleportieren, wie sonst so manches andere Vieh da draußen? Oder fliegen… Was hätte sie für ein Paar Flügel gegeben. Irgendetwas, das sie augenblicklich von hier weg brachte. Denn das harmlos wirkende Merkblatt war eine nüchterne Bekanntmachung, die klipp und klar besagte, dass die Knights direkte Konkurrenz bekamen. Von einer neu gegründeten Einsatztruppe… War das wirklich ernst

gemeint? Die Mitglieder dieser speziellen Einheit sollten von Anfang an den gleichen Ausbildungsweg wie die normalen Knights bestreiten. Aber sie würden darüber hinaus noch eine Spezialausbildung genießen, die sie nicht nur den Knights ebenbürtig, sondern in manchen Belangen sogar überlegen machen sollte. Das war ernst gemeint! Die Frau riskierte einen scheuen Blick in die Runde. Sie sollten es mit den Knights of Fate aufnehmen können? Ein Kräftemessen mit diesen Chaoten? Im

Nahkampf? Sie war keine schlechte Kämpferin, und der Katirranerin traute sie auch einige sehenswürdige Tricks zu. Aber auf offenem Feld? Wenn sie das Spektakel von vorhin im Trainingsraum und das schon fast legendäre Leistungsvermögen dieser Truppe bedachte, wurde ihr bereits schwindlig. Ihr Blick blieb zufällig an einer alten, hochgewachsenen Frau mit faltigem Gesicht, silberblondem Haar und strahlenden, bernsteinfarbenen Augen hängen. „Ihr werdet mit ihnen den Boden aufwischen!", sagte diese mit glasklarer

Stimme. Maoui lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab, und sie musste unwillkürlich wieder zum Merkblatt blicken. Das war noch da… Aber dafür war die alte Frau spurlos in der Menge verschwunden. Und blieb es auch, obwohl sie angestrengt nach ihr Ausschau hielt. War diese alte Frau überhaupt echt gewesen? Oder war sie nur Einbildung…? Toll, jetzt sah sie auch schon Gespenster. War sie vielleicht schon übergeschnappt? Aber irgendwie behagte ihr, was sie zu hören geglaubt hatte… Nachdenklich las sie den Zettel weiter.

Darauf wurde außerdem noch bekannt gegeben, dass irgendwo im nördlichen Sektor der USFOD-Anlage ein kleiner Komplex speziell für ihre Einheit errichtet wurde. Ein zukünftiges Wohnquartier. Maoui stutzte. Man errichtete ihnen ein Wohnquartier? Welcher Vollidiot rechnete fest damit, dass sie die Eignungstests bestehen würden? Sie hätte den Irren gerne kennen gelernt... Wenn das wirklich der Fall war, dann war sie sich sicher, dass sie persönlich für die Baukosten gerade stehen mussten. Oder handelte es sich dabei bloß um ein

paar abrissreife Baracken, ohne Strom und Wasser, noch nicht einmal mit einer eigenen Latrine? Inmitten des Styx'schen Killerdschungels? Nun, nach dem was sie bisher erlebt hatte, traute sie dem Militär jede Schandtat zu... Dann fiel ihr eine weitere Besonderheit auf: Skrysjks 'Silence' Tzehskjaal. Das war nun also der Name ihres furchterregenden Spießes, dieser unheimlichen und mysteriösen Gestalt, die Warlock Darkstar eine solche Heidenangst eingejagt hatte. Sie kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Noch nie

gehört... Wohl eine Lokallegende. Doch derart zusammenhanglos klang der Namen nicht so bedrohlich, wie ihn Warlock beschworen hatte - obwohl er einige phonetische Fallstricke besaß. Und das der Übername 'Silence' lautete, empfand sie eher als rätselhaft denn als bedrohlich. Aber interessieren würde es sie schon, wie dieser Skrysch... zu seinem Übernamen gekommen war. Vielleicht war das Wesen stumm? Obwohl… Einen stummen Ausbilder konnte sich Maoui irgendwie nicht vorstellen… Es konnte aber auch sein, dass er seine Stimme nicht einsetzen

durfte. Vielleicht ein Alien, für das die Sprache nicht notwendig war? Oder war es gar ein Telepath? Vielleicht jemand, der seine Gegner zum 'Verstummen' bringen konnte? Lange grübelte sie noch über die mögliche Herkunft dieses geheimnisvollen Kürzels, das Warlock dermaßen imponiert hatte, kam aber trotzdem auf keine zufriedenstellende Lösung. Missmutig musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie schon fast unbewusst mit dem Gedanken spielte, in diesem Fall L'Yrrahy um Rat zu fragen. Wieso musste sie eigentlich immer zu

diesem kleinen Unding rennen? Es war doch auch bloß ein Alien. Und sie war bisher immer gut damit gefahren, einen großen Bogen um jeden Xeno zu machen. Bisher... Kurz entschlossen schnappte sie sich das Merkblatt, faltete es zusammen und packte es ein. Wer weiß, der Kleinen traute sie es echt zu, hierauf eine Antwort zu finden. „Ist Ihnen denn nicht bekannt, dass das absichtliche Entfernen öffentlicher Bekanntmachungen nur mit offizieller Erlaubnis möglich ist?" Verunsichert fuhr Maoui Syrias zum Ursprung der nasalen Stimme herum - und sah sich einem Droischier

gegenüber. Kurz kam Ekel auf. Tackels hatte mal behauptet, dass Droischier aussahen wie eine missglückte Kreuzung zwischen einer Nacktschnecke und einem missmutigen Faltenhund. Damals hatte sie sich noch lange gefragt, ob diese Behauptung nicht beleidigend oder schlicht übertrieben gewesen wäre, doch hier und jetzt wurde sie eines Besseren belehrt. Sie war absolut zutreffend. Unwillkürlich musste sie den USFOD-Leute ihre Bewunderung aussprechen, wie es ihnen gelungen war, dieses Unding in eine Uniform zu packen, auch wenn es für sie mit oder ohne Uniform eindeutig unter die Kategorie 'hässlicher

als erlaubt' fiel… Leider galten Droischier für größere Organisationen als unentbehrlich, da ihre angeborenen Rechentalente legendär waren. Es hieß, dass dieses Volk dazu noch ein derart ausgeprägtes holografisches Gedächtnis besaß, dass ein einzelner von ihnen die kompletten Blaupausen mit sämtlichen technischen Angaben einer Raumbasis memorieren konnte. Wohl deswegen gab es im ganzen Universum keine Verwaltung, der nicht zumindest ein Droischier angehörte. Natürlich durften sie in diesem Fall bei dem USFOD nicht fehlen. Und sie wollte wirklich nicht wissen, wie viele von

diesen uniformierten Nacktschnecken sich noch unter den Knights tummelten. Neugierig zuckten indes die Teleskopaugen des gedrungenen, knapp eineinhalb Meter hohen Droischiers auf sie zu. Sie wich instinktiv zurück. „Ich kenne Sie von irgendwoher, Rekrut! Wer sind sie?" Dem Rangabzeichen nach handelte es sich bei diesem sogar um einen Furier. Nun ja, einem ziemlich ungewohnten zwar; aber Maoui wollte nicht schon am ersten Tag diese gewisse Beziehung mit der Obrigkeit ins Leben rufen, die meistens in der wahrhaft interessanten Besichtigung der örtlichen Haftzellen

endete. Deswegen ging sie in Habachtstellung und salutierte. „Rekrut Maoui Syrias, Sir!" Das Alien mit dem formlosen, fahlgrauen Kopf, der bloß eine Fortsetzung des Halses war, wechselte zu einem ungehaltenen Ton. „Rekrut, hat man Ihnen denn nicht beigebracht, genauer Auskunft zu geben? Welchem Trupp gehören Sie an, und was für einen reellen Rang besitzen Sie?" Rang? Einen Augenblick lang war die Frau sichtlich verwirrt. Sie war bisher der Meinung gewesen, dass ihre Einstufung als Rekrut schon ihren Rang definieren

würde. Aber in diesem Fall? Gab es auch ranghöhere Rekruten? Aber vor allem... welchem Trupp gehörte sie denn überhaupt an? Syrias lächelte verkniffen. „Äh... keinem..." „Was? Wollen Sie mich vielleicht auf den Arm nehmen? Was suchen Sie denn überhaupt hier? Oder… aha… ich verstehe! Sie halten sich wohl für witzig und mir überlegen… Wir gehören wohl zu der Gattung Rekruten, die nicht lange bleiben und gerne Unfug treiben." Inzwischen läuteten bei Maoui bereits die Alarmglocken. Wie sah wohl die Arrestzelle bei den Knights aus? Sie erwischte sich bei dem Gedanken

daran, ob die Graffitis entfernt oder belassen worden waren, während sie verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, die Situation noch retten zu können. „Rekrut… ich warte!" „Sir, ich...„ Ihr fiel schließlich nichts anderes ein, als das Merkblatt wieder hervorzukramen, aufzuklappen und vor die Teleskopaugen zu halten. „Ja, natürlich, Sie sind Rekrut Maoui Syrias, Aspirantin für den Posten der neu gegründeten Einsatztruppe!" Maoui blickte gen Himmel und dachte sich ihren Teil zu den legendären Gedächtnisleistungen der Droischier. „Ist

was?" „Äh… Nein Sir, da war bloß was Interessantes an der Decke!" „Wirklich? Nun, Rekrut, aber wieso sind Sie bei der offiziellen Willkommensansprache Unlivars an die Knights-Aspiranten nicht anwesend?" „Nun Sir, weil ich nicht einmal wusste, dass etwas Derartiges stattfinden würde. Ich habe es zu spät erfahren und wollte mich hier informieren, wo und wann es stattfindet. Es wurde mir diesbezüglich nichts mitgeteilt!" „Haben Sie denn nicht die Merkblätter studiert, die in ihrem Zimmer auslagen?" Einen Moment lang zauderte Maoui. Wusste die Kleine vielleicht doch etwas

davon, hatte L'Yrrahy sie vielleicht belogen? Sie zögerte, entschied sich aber dann, diese Frage ein anderes Mal zu klären. Das Alien hatte nämlich nicht gerade Anstalten gemacht, das Zimmer verlassen zu wollen. Und die Katirranerin hatte entweder ihre Gesichtsmimik verdammt gut unter Kontrolle, war empathisch begabt oder wirklich überrascht gewesen, davon zu hören. „Nein Sir, wir haben bei unserer Ankunft keinerlei Merkblätter vorgefunden!" Der Droischier schien kurz zu überlegen, dann zogen sich seine Augen in einem Anflug pantomimischer Nachdenklichkeit zurück. „Wären Sie nicht ein offiziell

anerkannter und selektionierter Rekrut, ich würde Ihre Aussage sofort anzweifeln. Aber so bleibt mir nichts Anderes, als - trotz Ihrer Taten - ihren Worten Glauben schenken zu müssen!" Hatte schon jemals jemand versucht, einen Knoten in das Augenpaar zu machen? Maoui versuchte, zumindest dankbar zu wirken. „Wenn Sie nachher im zwölften Untergeschoss bei der Dokumentenverwaltung oder im Besucherfoyer, Gebäudekomplex D, vorbeigehen, sollten Sie unentgeltlich dementsprechende Broschüren erhalten. Und lernen Sie bitte die Hausordnung

sofort auswendig. Sie sollten solche Handlungen wie die vorhin mit dem Merkblatt in Zukunft bitte unterlassen!" Die rothaarige Frau nickte leer. "Es trifft sich übrigens gut für Sie, dass ich Ihnen hier begegnet bin. Da Sie ja bei der Willkommensansprache nicht anwesend waren, wird unser Bataillonskommandant sicherlich persönlich mit Ihnen und ihrer Teamgefährtin sprechen wollen, bevor Sie in alles eingewiesen werden. Also nehme ich an, dass er Sie in einigen Augenblicken über das Interkom-System ausrufen lassen wird. Es schadet hierbei wohl kaum, wenn ich Ihnen sage, dass er Pünktlichkeit über alles schätzt. Also

lassen Sie ihn nicht warten!" Mit diesen Worten verabschiedete sich das vierbeinige Wesen. Maoui ihrerseits war bei der Nennung des Dienstgrades Unlivars sichtlich zusammengezuckt, bevor sie realisierte, dass sie eigentlich noch nichts Schwerwiegendes verbrochen hatte. Das hoffte sie zumindest… Denn der Big Boss der Knights wollte sie sehen. Unbewusst nahm sie Haltung an. Aber wo befand sich das Büro des Bataillonskommandanten? Sie sah auf, fixierte kurz den Nodus und fuhr dann hilfesuchend herum, bis sie den Droischier fand, der auf einen

Fahrstuhl wartete. Sie rannte zu ihm. „Entschuldigen Sie bitte, Furier, aber wie ich bereits erwähnte, hatte ich keine Unterlagen erhalten, deswegen kenne ich mich hier auch überhaupt nicht aus. Könnten Sie mir bitte den Weg zu Major Unlivar Büros weisen?" Das Alien blickte sie nun unschlüssig an und wies dann mürrisch auf eine kleine, in der Wand eingelagerte Konsole unter einem wirklich nicht zu übersehendem Knight-Signet. „Langsam beginne ich Ihnen sogar zu glauben. An diesem Terminal können Sie nämlich jegliche Frage über unsere Einheit oder den USFOD-Komplex beantwortet

bekommen. Aber nennen Sie mich bitte Kchaisch." Er machte eine große Pause, bis der Lift kam. „Wenn Sie jedoch wollen, können Sie mir folgen, denn ich bin auch zum Bataillonskommandanten unterwegs!" Dabei wies das Alien auf eine Dokumentenmappe, die er bei sich trug, während er den Fahrstuhl betrat. Maoui huschte nach. Einen Moment lang standen beide stumm und abwesend nebeneinander, bis Syrias etwas in den Sinn kam. „Entschuldigen Sie mich bitte erneut, Furier Kchaisch, aber haben Sie schon jemals etwas über einen Ausbilder namens 'Silence'

gehört?" „Ja, wieso?" Unschlüssig blickte das Alien die Frau an. Diese wand sich einen Moment lang verlegen hin und her, bis sie erneut zu fragen wagte. „Was hat er den Großartiges getan… dass ihm hier alle so viel Respekt zollen?" „Eigentlich nichts. Ist es ihnen denn nicht bekannt?" Maouis Stimme hatte inzwischen einen gewissen Unterton wachsender Ungeduld, der jedoch an dem Droischier abprallte wie Regen an einem offenen Schirm. „Was hat denn dieser Silence so Besonderes an sich, dass man ihn derart

fürchtet?" „Das wissen Sie nicht?" Für einen kurzen Augenblick loderte in ihren Augen ein mörderischer Funke. Dann hatte sie sich wieder im Griff. „Würde ich sonst fragen?" Der Droischier versenkte hierauf die Protuberanz, die man wohl Kopf nennen konnte, derart im Rumpf, dass dicke Falten um den Hals entstanden, und zog dann auch die Augen ein. Scheinbar drückte damit ein Droischier aus, dass er dachte. Für Maoui sah es aber aus, als wäre die Nacktschnecke vor ihr von einem Kampfpanzer überfahren worden. „Nun, ich habe von Silence nichts mehr gehört, seit sie uns vor

knapp vier Jahren verließ!" „Sie?" „War das Ihnen nicht bekannt?" Maoui biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe und war knapp davor, zu explodieren, als Kchaisch überraschenderweise fortfuhr. „Vor allem ihr Abgang spukt uns allen noch immer in den Köpfen herum!" Syrias nickte zu dem Alien hinunter. 'Bei dir gilt das wohl wortwörtlich!', dachte sie dabei. „Nun, Silence tat damals nicht viel." Maoui atmete erleichtert auf, und der Droischier legte los. „Sie war praktisch der erfolgreichste, aber auch strengste Ausbilder, den die Knights jemals

gekannt haben. Silence gilt übrigens auch als eines der Gründungsmitglieder der Knights. Und ich glaube kaum, dass es jemand Ehrgeizigeren gibt als sie. Aber sie war auch, wohl zum Leidwesen ihrer Kollegen und Vorgesetzten, äußerst verschlossen und eigenbrötlerisch. Ihr Privatleben war in dem Maße ein Geheimnis, wie sie als Ausbilderin erfolgreich war. Ja, das war sie…." Das Alien schien kurz in Erinnerungen zu schwelgen. „Aber da ihre 'Zöglinge', wie sie sie nannte, stets die Besten in jeglicher Disziplin waren, gewährte man ihr hier auf der Basis schon fast Narrenfreiheit. Haben Sie schon mal was von den Crushers gehört? Sie hat sie

ausgebildet!" Kchaisch legte nun so etwas wie eine Pause ein, während der Maoui fürchtete, dass er nicht weitermachen würde. „Doch sie hatte wohl auch Feinde oder zumindest Neider..." Die Augen schossen förmlich hervor und die Frau trat instinktiv zwei Schritte zurück. „Wissen Sie, einige unserer abschließenden Überlebenswochen finden knapp ein halbes Standard-Jahr vor einem Megathlon-Großanlass statt. Ist Ihnen der Begriff Überlebenswoche überhaupt bekannt?" Syrias nickte interessiert. „Meistens nutzen die Einheiten, welche

die Überlebenswoche positiv abgeschlossen haben, die folgenden sechs Monate, um sich körperlich und seelisch auf die sportliche Herausforderung eines Megathlons vorzubereiten. Nun, vor vier Jahren wollte dies wohl Silence mit ihren Zöglingen auch tun. Da ihre Crushers das vorhergehende Megathlon in den meisten Disziplinen gewonnen hatten, rechnete sie sich wahrscheinlich erneut gute Chancen auf eine Spitzenposition aus…" Plötzlich wirkte Kchaisch bedrückt, und Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. „Doch dieses Mal waren alle Zöglinge Silences höchstwahrscheinlich bestochen, damit es ihre Einheit nicht

einmal bis in die Megathlon-Vorausscheidungsrunden schaffe. Und da vor allem die Schlusswertung der Überlebenswoche für die Teilnahme an einem Megathlon-Großanlass ausschlaggebend ist, schien ihnen dies wohl der einfachste Weg... damit war aber eine Konfrontation zwischen Silence und ihren Zöglingen während der Überlebenswoche unausweichlich." Erstmals schien es als versuche der Droischier jetzt, eine treffendere Formulierung zu finden, als wolle er das zuvor Gesagte relativieren. „Ich muss hier und jetzt aber erwähnen, dass es weder konkrete Fakten noch Beweise, geschweige denn Zeugenaussagen…

außer der von Silence selbst… zu dem gibt, was damals wirklich geschah… und ich glaube nicht, dass die Wahrheit jemals ans Licht kommen wird." Das Geschöpf kratzte sich mit dem hinteren rechten Bein ausgiebig am Kopf und murmelte dabei: „Es wird wahrscheinlich auch für alle Zeiten ein Rätsel bleiben!" Dann wandte es sich wieder der rothaarigen Frau zu, die die zwei Schritte Abstand immer noch eisern einhielt. „Was belegt und Tatsache ist: Irgendwann im Verlauf des dritten Tages brach jegliche Kommunikation mit Silence und ihrer Einheit ab. Nur

Stunden danach erreichte die USFOD-Einsatzzentrale ein Notruf, dem sofort ein Rettungstrupp entgegen geschickt wurde. Doch dieser wie auch alle folgenden Suchmannschaften fanden auch nach wochenlangem Suchen keine einzige Spur der gesamten Einheit. Die neun Knights waren und blieben bis zum heutigen Tage verschollen. Als wären sie vom Erdboden verschluckt worden!" „Und was ist mit Silence?" fragte Maoui, von einer unbehaglichen Faszination erfüllt. „Nun, nach ihrer eidesstattliche Aussage begann alles mit einem heftigen Streit zwischen ihr und Leutnant Stevens ‚Steelowl' Roos dem Anführer des

Trupps, weil dieser gegen ihren ausdrücklichen Willen die ganze Übung abbrechen und zurückkehren wollte. Die Auseinandersetzung eskalierte scheinbar so weit, dass am Morgen jenes dritten Tages die neun Kadetten unisono Silence im Stich ließen, um sich auf eigene Faust zum Basislager zurück zu kämpfen. Leider lässt sich das weder beweisen noch widerlegen. Das ist alles, was wir mit Sicherheit über diesen schicksalhaften Tag wissen. Silence behauptete bei einer späteren Anhörung, dass sie ihre Leute wohl zum Weitermachen hätte überreden können, wenn sie sie überhaupt gefunden hätte." Der Droischier legte eine kurze,

nachdenkliche Pause ein. „Der Notruf wurde übrigens von Silence selbst abgesetzt. Und er besagte wirklich nichts Anderes, als dass ihr Trupp ‚verschollen' und mit höchster Wahrscheinlichkeit in Gefahr geraten war. Nach Abschluss aller Beweisaufnahmen erhielt die verlorengegangene Einheit übrigens nicht den Status 'nach Abbruch des Manövers verschollen', sondern, wohl Silences Verdienste wegen, ein 'während des Manövers verschollen', was schließlich auch so protokolliert wurde." „Ah…" atmete Syrias erleichtert auf, „und ich hatte schon gedacht, sie hätte jemanden

umgebracht!" Kchaisch schien nun so etwas wie ein zynisches Lächeln aufzusetzen. „Wir Knights haben übrigens unsere ganz eigene Meinung von dem, was an jenem Tag geschah!" „Ja?" „Es ist doch zumindest seltsam, dass Silence nach jenem Ereignis in eine selbstgewählte Verbannung ging, obwohl sie sich nie zuvor hatte unterkriegen lassen, einmal sogar behauptete, dass es die Begriffe ‚Niederlage' und ‚Aufgeben' in ihrem Vokabular nicht gäbe, und scheinbar nur euretwegen zurückkehrt!" Der Droischier drehte sich zur Türe um, während er weitersprach. „Hier sind alle

davon überzeugt, dass Silence einfach zu stolz war, als dass sie eine wirkliche Niederlage, in welcher Form auch immer, hätte akzeptieren können…" Während des Redens kippten die Teleskopaugen nach hinten zu Maoui über, die wieder rasch auf zwei Schritte Abstand ging. „Was meinen Sie, Kadett Maoui Syrias - hätte jemand wie unsere Silence es überhaupt verkraftet, wenn dieses Mal ihre geliebten Zöglinge es nicht nur nicht bis zum Megathlon geschafft, sondern nicht einmal die Überlebenswoche abgeschlossen hätten? Ich schätze, es war wohl die Absicht desjenigen, der ihre Leute bestach, Silence einmal eine

wirkliche Niederlage erleben zu lassen. Aber hätte sie das überhaupt ertragen? Vielleicht hatten sie die unzähligen Jahren als Ausbilderin, fern jeglicher Kampfaktion, faul gemacht, hatten die Crushers mit ihren Triumphen und dem steten Aufenthalt im Rampenlicht ihr Selbstwertgefühl ins Unermessliche gesteigert." Das Alien legte eine kurze Pause ein, und Maoui schluckte trocken. „Wie auch immer, diese Insubordination wäre ein sehr dunkler Flecken in ihrer ansonsten tadellosen Karriere gewesen!" Eine bedeutungsvolle Pause folgte. „Hier bei den Knights herrscht wohl deswegen die Überzeugung, dass Silence diesem

persönlichen Affront auf ihre ganz persönliche Art und Weise begegnete. Denn an jenem berüchtigten dritten Tag nahm sie zwar die Suche nach ihren Zöglingen auf; aber nicht, um sie zum Weitermachen zu überreden, sondern um das Problem auf ihre ganz persönliche Art und Weise definitiv zu beseitigen." Die Fahrstuhltür fuhr auf und der Droischier trat in den weiten, hell beleuchteten Flur hinaus. Unsicher folgte ihm Maoui Syrias und wagte kaum zu fragen. „Wie?" „Sie fraß sie!"

- IV -

Bataillonskommandant Unlivar war groß. Um einiges größer, als die Frauen erwartet hatten. Für Maoui - die schon immer ihre ganz persönliche Weltanschauung pflegte - war er zwar eher eine zwei Meter fünfzehn hohe Bohnenstange in schnittiger Uniform, der man ein schwarzes Toupet aufgesetzt hatte; doch so lächerlich sie ihn sich auch vorzustellen vermochte, blieb seine Stimme dennoch ein bedrohlicher Bariton, in dem ein eisiger Unterton mitschwang. „So so… war also den zwei Damen meine Willkommensansprache

wohl nicht kurzweilig genug? Obwohl es doch eindeutig mehr als eine Empfehlung war, dieser beizuwohnen! Nicht dass es meinem Ego ge..." „Sir?" Das ungleiche Paar, das dort in Habachtstellung vor Unlivar 'Souldestroyer' Marrows wie in den Boden gerammt stand, konnte in seinen Augen nicht unterschiedlicher sein. Einerseits ein eins achtzig großes Weibsbild mit rubinrotem Haar, melancholischem Blick und der Präsenz eines Tigers. „Ja, Kadett Maoui Syrias?" Anderseits ein einen Meter dreizehn hohes Kind von grazilem, fast schon

zerbrechlich anmutendem Wuchs, das beim Armdrücken jedem menschlichen Knight den Arm abgerissen hätte. Im Halblicht seines Büros glühten ihre viridiangrünen Augen bedrohlich. „Wir sind nicht informiert worden, Sir!" Da standen sie nun, über den zentralen Sicherheitskanal mit höchster Priorität angekündigt; ein Feuermelder und ein Katzenmädchen. Von seinen Vorgesetzten auserwählt, um die zukünftige Herausforderung der Knights of Fate zu sein. Doch Major Unlivar schaffte es einfach nicht, sich eine positive oder zumindest neutrale Meinung zu den zwei Frauen zu

bilden. Denn dieses lächerliche Paar war weder eine Herausforderung, noch konnte man es ernst nehmen. Das Ganze war schlicht und ergreifend eine Beleidigung für jede intelligente Kreatur innerhalb der VFS. Wer war bloß in der Lage, eine solche Idiotie zu ersinnen? Manchmal fragte er sich wirklich ob die Mär, dass zu viel Lametta dumm machte, doch wahr war. „Billige Entschuldigung! Passt doch genau zu meinem Bild von euch. Ihr habt es also nicht einmal für nötig erachtet, die Empfehlungen, die für euch auslagen, zu lesen! Was glaubt ihr

denn..." „Sir?" Und dann noch dieser unmöglich lange, behaarte Schwanz. Unwillkürlich kam ihm der Vergleich mit der Schönen und dem Biest aus dem gleichnamigen Märchen in den Sinn. Aber wer von den beiden war das Biest? „Ja, Kadett Lyrahy?" „Da lag nichts aus, als ich am gestrigen Tag das Zimmer bezog. Und selbst als meine Kameradin ankam, erhielten wir keine weiterführenden Informationen. Nicht einmal unser Servicedroide besaß irgendwelche Daten darüber!" Wieso sah Merlin nicht, dass die beiden hier so falsch waren wie Sonntagsjäger

unter Elite-Snipern? „Und das soll ich Ihnen so ohne Weiteres glauben?" „Ja, Sir!", konterte das Alien trocken, senkte damit die Raumtemperatur fühlbar um einige Grade und fing sich einen frostigen Blick Souldestroyers und ein überraschtes, aber nichtsdestotrotz anerkennendes Nicken Maouis ein. Doch L'Yrrahy ließ sich nicht beirren, denn weder Unlivars Zynismus noch sein selbstherrliches Gehabe imponierten ihr. Im Gegensatz zu ihrer Kameradin spürte sie deutlich seine Emotionen, die ihnen gegenüber keineswegs so eindeutig ausfielen, wie es nach außen hin schien, und die nicht gerade schmeichelhaft

waren. Dass sie der Major überhaupt mit ausgeschaltetem ESP-Eindämmungsfeld empfangen hatte, zeugte entweder von blinder Naivität ihnen gegenüber oder einer absoluten Ahnungslosigkeit, was Katirraner betraf. Wenn L'Yrrahy dabei Reaktion und Gefühle des Majors bedachte, traf wohl nur eine Antwort zu... und sie wollte auf keinen Fall dabei sein, wenn er die Wahrheit herausfand. Momentan konzentrierte sie sich jedoch auf die Tatsache, dass er ihre Version klar in Betracht zog und nicht schon von Anfang an verwarf. In diesem Punkt konnte sie vollständig ihren Wahrnehmungen

vertrauen. Was ihr dabei jedoch komplett entging, war die menschliche Interaktion über die simple Gefühlswelt hinaus. Denn sowohl die Nuancen von Mimik und militärischer Körpersprache wie auch die sprachlichen Finessen von all jenem, was über eindeutige Worte hinausging, waren für sie seit jeher ein Buch mit sieben Siegeln. Die Katirranerin hatte es schon vor Jahren aufgegeben, aus den sozialen Maskeraden der Menschen sowie deren Spiel mit Andeutungen und Unausgesprochenem schlau werden zu wollen. Sie war jedoch auch nie gewillt gewesen,

sich wirklich darauf einzulassen. Vielleicht war dies auch der Grund, weswegen sie in sozialen Belangen - unter Menschen - stets Schiffbruch erlitten hatte. Aber es lag nun mal in ihrer Natur, sich selbst treu zu bleiben… mochten die anderen entscheiden, ob sie ihr entgegen kommen oder sie meiden wollten. Unlivars Stimme hatte diesmal die Schärfe einer Rasierklinge. „Kadett Lyrahy, Sie behaupten hier und jetzt also, dass uns - den Knights - ein Fehler unterlaufen ist?" „Ja, Sir!" Die rothaarige Frau neben ihr zuckte sichtlich zusammen, während diesem

Affront ein kurzes Blickduell folgte, das aber an der schlichten Tatsache scheiterte, dass L'Yrrahy den Sinn davon nicht begriff. Maoui fühlte erstmals in ihrem Leben so etwas wie Bewunderung gegenüber einer nichtmenschlichen Lebensform. Major Unlivar dagegen kapitulierte. Einerseits hatten diese zwei Weibsbilder sichtlich keine Ahnung, wo sie sich befanden und wem sie gegenüberstanden. Anderseits bestand absolut keine Notwendigkeit für ihn, sich wie auch immer vor Untergebenen zu rechtfertigen. Aber vor allem beschlich ihn immer mehr das ungute Gefühl, dass L'Yrrahy

vielleicht sogar Recht haben könnte. Während die Katirranerin nun von ihr unbemerkt bei Maoui in der Gunst hochschoss, konzentrierte sich Unlivar unschlüssig auf die Holoprojektion der persönlichen Datenfiles der zwei Rekrutinnen vor sich. „Mag vielleicht sein, meine Damen… denn schließlich sind wir auch nur Menschen... wollen wir das deswegen mal so unkommentiert im Raum stehen lassen." Eine unangenehm lange Pause folgte. „Sie sollten in diesem Fall am Hauptschalter im Besucherfoyer, Gebäudekomplex D wie Damokles - die mehrstöckige Halle mit der Kuppel - alle notwendigen Informationen

erhalten." Nachdenklich verharrte er kurz, um dann herausfordernd aufzusehen. „Und dort könnt ihr euch auch sogleich für die bevorstehenden Kurse und Eignungstests der Prüfwoche eintragen, falls das euch auch entgangen sein sollte..." er sah L'Yrrahy durchringend an, "oder diese Informationen auf mysteriöse Art und Weise auch nicht zu euch gelangt sind!" Der Bataillonskommandant spannte den Rücken durch. „Bei uns wird, wie ihr schon wissen solltet, für jeden einzelnen Aspiranten ein einmaliges Anforderungsprofil erarbeitet, dessen Minimalziele dringend erfüllt werden müssen, um überhaupt in die engere

Auswahl für einen Ausbildungsplatz zu kommen. Ihr wisst in diesem Zusammenhang wohl auch, dass Merlin absolut unbestechlich und gnadenlos ist, was die Eignungstests betrifft. Nun, im Foyer könnt ihr alle Details dazu sowie auch eure ganz persönlichen Anforderungsprofile in Erfahrung bringen. Und solltet ihr sonst noch schlaue Fragen haben", interessiert blickten ihn die zwei Frauen an, „ist dort auch die richtige Stelle dafür. Verstanden?" „Ja, Sir!", kam die Antwort unisono. Unlivar Marrows räusperte sich nun kurz und schien wieder in seinem Element zu sein. "Nun. meine Damen… und was

diese heiß begehrten Ausbildungsplätze betrifft… es ist mir absolut egal, wie es euch gelungen ist, alle Hürden zu nehmen, um mit meinen Leuten gleichgestellt zu werden. Vergesst aber hier und jetzt sofort, was immer euch eure Weihnachtsbäume an Vergünstigungen und Freipässen versprochen haben!" Er fixierte Maoui. „Hier bei den Knights of Fate müsst ihr saubere, nachprüfbare Ergebnisse erbringen; ansonsten seid ihr schneller Geschichte, als ein Knight zum Salutieren braucht. Und es spielt absolut keine Rolle, wie gut ihr bei den Vorausscheidungen wart oder ob ihr die

Aufnahmeprüfungen mit Auszeichnung bestanden habt," Maoui und L'Yrrahy tauschten einen unruhigen Blick aus, "ihr werdet zwar deswegen einige der Eignungstests überspringen können, aber schlussendlich wird es sich schon zeigen, wie gut ihr wirklich seid!" Der Major holte tief Luft. „Wer ein Knight werden will, der muss von Anfang an alles geben! Auch wenn das heißen sollte, dass ihr euch schon nach dem ersten Test die Eingeweide auskotzt. Und das gilt erst recht für jemanden, der antritt, um uns Konkurrenz zu machen. Falls nicht, sieht's nicht gerade rosig für euch aus!" Eine kurze Pause folgte, um dem

Gesagten Gewicht zu verleihen. „Und Folgendes noch! Ich weiß zwar nicht, wie Euren Mäzenen das Meisterstück gelungen ist, 'Silence' als Ausbilderin zu gewinnen; aber auch das wird keinen Einfluss auf das Ergebnis haben... na ja, vielleicht doch, falls sie mit euch verfährt, wie sie es mit ihrer letzten Einheit tat. Etwas dagegen einzuwenden hätte ich eigentlich gar nicht!" Während Korpskommandant Unlivar darauf ein schauerliches Lachen vernehmen lies, bemerkte Maoui aus den Augenwinkeln, wie L'Yrrahy fragend zu ihr hoch sah. Sie wusste es

nicht? „Sir?" Keine Reaktion. "Sir, ich bitte um die Erlaubnis, sprechen zu dü..." "Nicht jetzt, Rekrut Maoui!" "Aber Sir, ich woll..." "Möchten Sie vielleicht schon jetzt mit unserer Haftabteilung Bekanntschaft machen?" "Nein, Sir!" Während die Frau erstarrte und ein gefährliches Funkeln ihre Augen erfüllte, war sie sich zumindest gewiss, wen sie auf diesem Planeten bereits jetzt nicht mochte. "Nun, ich werde mich wohl oder übel an

die euch eingeräumten Sondervollmachten halten müssen. Aber glaubt ja nicht, dass ihr euch deswegen auf einem Sonntagsspaziergang befindet. Ich werde euch erst recht keinen Augenblick aus den Augen lassen!" Er atmete tief durch. „Denn ihr beide seid mir bereits jetzt schon ein Dorn im Auge… und falls ihr jetzt der Meinung seid, ich hätte vergessen, euch hier auf Styx zu begrüßen, geschweige denn willkommen zu heißen, irrt ihr ebenfalls. Dies geschah aus voller Absicht! Meine Gunst muss man sich zuerst einmal verdienen! Und abschließend noch etwas…" "Ja,

Sir?" "Wer von euch zwei mit meinen Männern fickt, ist totes Fleisch. Verstanden!? Und nun abtreten!" Beide Frauen salutierten und waren höchst erleichtert, dass sie gehen durften. Zornig schaltete der Korpskommandant die Holoprojektionen der Datenfiles der zwei Rekrutinnen aus. "Ist das denn zu glauben? Diese zwei Nullnummern sollen besser als meine Knights sein? Welchem hirnlosen Idioten da oben ist wohl diese einzigartige Scheiße eingefallen? Haben wir denn nicht schon genug Probleme?" "Welche Gefahr droht denn dieses Mal

unseren Knights?" Unlivar fuhr herum. "Katra, haben sie gehorcht?" "Zwangsläufig…", sprach das anthropomorphe Pantherweibchen, als sie ihre auffälligen, großen Katzenohren zuerst in Richtung des Kommandanten schwenkte und dann mit einer eindeutigen Drohgebärde weit zurück legte, während sie in der Türschwelle zu Unlivars Büro stehen blieb. "Lassen sie es gut sein, Adjutant, und entschuldigen Sie bitte die unpassende Andeutung. Die Frage war nur rhetorischer Natur. Haben Sie diese zwei Rekruten überhaupt gesehen? Das war die vom obersten Stab überraschend

kurzfristig angekündigte Konkurrenz für die Knights." Katra ‚Claw' Slyice blickte den Gang hinunter. "Und wieso sollten sie eine Gefahr für uns darstellen?", fragte sie mit samtweicher Stimme. "Vielleicht ist ‚Gefahr' der falsche Ausdruck... dennoch bin ich der Meinung, dass das ganze Projekt eine Ohrfeige für die Knights ist. Wer ist nur auf diese einzigartige Idee gekommen, für diese ‚zukünftige Herausforderung' der Knights zwei absolute Rohrkrepierer auszuwählen? Mag sein, dass sie wirklich die theoretischen Tests bestanden haben und eine davon sogar in den Primärkriegen gekämpft hat, aber..."

Er schüttelte den Kopf. "Nachdem es klar war, dass ihre Unterlagen unvollständig waren, weil das Oberkommando wie gewohnt wieder einmal völligen Pfusch abgeliefert hat, habe ich mich mal bei meinen alten Kumpels schlau gemacht..." Er aktivierte nun mehrere Datenfiles, die als animierte Textseiten auf Kopfhöhe um sein Pult herum sichtbar wurden. "Für was halten die Weihnachtsbäume da oben eigentlich die Knights? Für ein Rehabilitierungszentrum für gescheiterte Existenzen? Aber vor allem, was soll das ganze Geschwafel von Konkurrenz und Erweiterung für die Knights? Ist das wirklich ernst gemeint oder bloß das

Ergebnis einer idiotischen Wette? Glauben die überhaupt ihren eigenen Müll?" Er hielt kurz inne, um nach Luft zu schnappen. „Die Leistungen mögen wohl die Anforderungen der Auswahlkriterien erfüllen, aber wieso ein solches Tamtam? Ein Haufen Sonderregelungen nur wegen dieser zwei schrägen Vögel. Außer das Kommando würde sie durch die Eignungstests drücken wollen und möchte sicherstellen, dass sie durchkommen... vielleicht, weil sie sich erhoffen, dass diese Exemplare die Knights endlich diskreditieren könnten! Oder hier findet wieder einmal eine

dieser gigantischen Arschkriechereien statt, die wohl bei den Lamettasüchtigen Gang und Gäbe sind. Wetten, dass es sich um eine reine Prestige-Angelegenheit handelt, diese zwei Madams auf Teufel komm raus bei den Knights zu platzieren? Das würde wohl erklären, wieso es sich um solche Prachtexemplare handelt…" Er aktivierte zwischen den Datenfiles ein Curriculum vitae. „Schauen sie sich doch nur schon einmal diese Maoui an. Wahrhaftig eine wandelnde Katastrophe! Die Liste ihrer unzähligen Verweise wegen Insubordination und Befehlsverweigerung ist riesig! Darüber

hinaus haben es meine Vorgesetzten wohlweislich verschwiegen, dass es genau diese Frau war, die vor sechs Jahren auf Zagon den Stützpunkt für Flugunterstützung ausradiert hat!" Katras Neugierde war geweckt. "Sie war das? Seltsam. Ich dachte immer, dass es sich dabei um einen der wenigen noch lebenden Helden der galaktischen Primärkriege handelte, was auch der Grund war - da sie damals noch viele Sympathisanten hatte - dass sie ziemlich glimpflich mit einer einfachen Haftstrafe davonkam!" "Eine Heldin, die? Da muss sie wohl noch ein ziemlich junges Küken mit viel Glück gewesen sein… aber auch wenn sie

so was mal war: Tatsache bleibt, dass sie ein ernsthaftes Problem mit Autoritäten hat!" Er aktivierte ein weiteres Curriculum vitae. Oder sehen Sie sich doch diese Katich... Katisch...," der Major musste kurz die Holoprojektion konsultieren, "diese Katirranerin mal an. Sie entspricht in kaum etwas den USFOD-Einstellungsnormen. Darüber hinaus wird sie allgemein als asozial und eigensinnig beschrieben und besitzt keinerlei brauchbare Referenzen, die ihre Anwesenheit hier begründen würden. Und als Adoptivtochter einer bedeutenden menschlichen Botschafterin

ist sie zwar zu unzähligen Studienabschlüssen und Titeln gekommen, hat aber noch nie ein komplettes Kampftraining absolviert!" Unlivar schüttelte verständnislos den Kopf. „Und so was trauen sie sich, zu den Knights zu schicken? Darüber hinaus soll sie ihre Teleportationsfähigkeiten nur unvollständig beherrschen, obwohl dies das Normalste ihrer Rasse und auch der Hauptgrund ist, weshalb die VFS diese Exoten überhaupt rekrutieren…" Schon fast theatralisch trat er einen Schritt zurück und zeigte mit den offenen Handflächen auf die zwei Datenfiles mit den VFS-Laufbahnen. „Sie schicken uns einen asozialen Krüppel und eine totale

Versagerin! Wer hat denen ins Hirn geschissen? Egal, was der Stab behaupten mag: Außer heißer Luft ist da absolut nichts..." "Ich denke, irgendjemand wird schon einen Grund gehabt haben. Und wenn sie so schlecht sind, wird sich das Problem doch von selbst lösen, oder?" Major Unlivar lief förmlich rot an. "Und an diese Nullnummern haben wir das momentane Prestigeobjekt, den neuen Hauptbau, verloren!" Kurz wandte sich die Pantherfrau ab, damit das eindeutige Vibrieren ihrer Barthaare ihre Belustigung nicht verriet. ‚Aha, von da her weht der Wind!' dachte sie, als sie mit einer schnurrenden und

versöhnlichen Stimme antwortete: "Nun ja, so schlimm wird es ja trotzdem nicht sein. Merlin wird schon dafür sorgen, dass sie dorthin kommen, wohin sie gehören! Aber Sie überraschen mich jetzt doch ein wenig. Gerade unser allgemein geschätzter und krisenerprobter Souldestroyer sollte doch daran gewöhnt sein, dass es regelmäßig irgendwelche Querulanten hierher verschlägt. Und keiner hat es je geschafft! Na ja, Eldarer sind ein Fall für sich. Obwohl, wenn wir schon von Überraschen sprechen..." Mit der Verspieltheit einer Raubkatze fuhr sie sich über das glänzende Fell ihres

Schwanzes. „Nennen Sie es vielleicht weibliche Intuition oder animalischen Instinkt; aber die zwei sind mir irgendwie sympathisch..." Sie zwinkerte ihm auf ihre ganz eigene Art und Weise zu, als sie ihm die von ihr persönlich ausgewerteten Protokolldateien aller Ausbilder und ein Käse-Kiwi-Sandwich auf das Pult legte. "Und schließlich gilt ja noch diese universelle Regel, die da lautet: Hütet Euch vor Frauen mit Schwänzen. Aber vor allem unterschätzt sie nie!"

--ENDE KAPITEL 2

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Hörbuch

Über den Autor

Lobezno
Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb:

'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'

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