Wissenschaft
Diane

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"Wenn Steine auf Wanderschaft gehen"
Veröffentlicht am 26. Oktober 2014, 10 Seiten
Kategorie Wissenschaft
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Wenn Steine auf Wanderschaft gehen

Diane

Vorwort

Wissenschaftler haben einem Stein einen Namen gegeben. Diane. Ihre Steinschwester wurde die dicke Karen getauft. Beide Steine geben seit Jahrzehnten Räsel auf. Sie wandern nämlich, wie von Zauberhand. Und es gibt noch eine Reihe anderer Brüder und Schwestern in dieser ebenen Wüste.

Wie ist dieser Zauber möglich?



Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: wikipedia

Montage: Monika Heisig

Diane

Um das Rätsel der wandernden Steine selbst anzuschauen, müssen sie sich in das berühmte Death Valley nach Amerika begeben.

Vor ungefähr einhundert Jahren schon haben Naturkundler dieses merkwürdige Phänomen entdeckt, nämlich Schleifspuren von Steinen, die nicht erklärbar waren. Wer rollt denn in einer Wüste Steine umher? Gerade, in Schlangenlinien und das auf einer absolut flachen Ebene?

Sogar der Oskar-prämierte Disney Naturfilm „Die Wüste lebt“, erwähnt diese rätselhaft

wandernden Steine. Das Wüstengebiet in 1120 Meter Höhe über dem Meer, in dem die Zauberei statt findet, bekam inzwischen einen richtig klangvollen Namen: Racetrack Playa.

Natürlich ist es eine Touristenattraktion, obwohl es dort tagsüber gnadenlos heiß ist. Entstanden ist diese Ebene durch das Austrocknen eines Sees zwischen den beiden Bergketten Cottonwood Range und Last Chance Range. Wissenschaftler haben einzelnen Steinen Namen gegeben. Die dicke Karen zum Beispiel, das Steinmädchen mit 320 Kilogram, kommt nur

sehr langsam vorwärts. Diane dagegen ist eine wahre Sprinterin.

In einem einzigen Monat hat sie ganze 880 Meter zurück gelegt. Bleibt immer noch das Rätsel, wer denn nun der Urheber dieser Wanderschaft ist, denn noch niemals ist es jemanden gelungen direkt zu beobachten, wie die Steine sich in Bewegung setzen.

Der Erklärungsversuche gab es viele. Natürlich durften Außerirdische nicht fehlen. Sie haben angeblich Spaß dabei, heimlich mit Gravitationsstrahlen oder ähnlichem an den Steinchen herum zu spielen.

Es gab aber auch andere, vernünftigere

Erklärungsversuche. Nachts windet es nämlich dort ordentlich. Kann der Wind der Verursacher sein? Physiker nahmen ihre Rechner zu Hilfe und kamen zu folgendem Schluss. Erst eine Windgeschwindigkeit von 800 km/h würde Diane dermaßen antreiben können. Solche Windgeschwindigkeiten weisen nicht einmal Tornados auf (noch nicht!). Auffallend ist jedenfalls, dass die Steine sich in der Regenperiode stärker bewegen, als zu Trockenzeiten.

Dazu wurden GPS Daten der einzelnen Steine ausgewertet.


Und es führte zu einer neuen Theorie.

In der Regenzeit würden Bakterien im

Lehmboden quasi einen Schmierfilm bilden, aber leider erklärt das noch lange nicht, warum sich die schwergewichtige Karen bewegt. Selbst einen Stein, der auf Schmierseife liegt, muss jemand anschieben und dazu reicht der Luftstrom dort einfach nicht aus.


An weiteren Ideen mangelte es nicht. Erdbeben, Magnetismus, unterirdische Wasserströme, eine erhöhte Schwerkraft wurden ins Spiel gebracht. Half alles nichts.

Es blieb ein Rätsel. Vielleicht waren es doch Tiere? Aber wenn, wer schabt sich an einem 320 Kilo Brocken, den er dadurch in Bewegung bringt? Sogar eine Promotionsarbeit schloss wörtlich:

"Das Ergebnis ist faszinierend. Es gibt keines."


Nun scheint das Rätsel gelöst.

Es handelt sich um winzige Eisschollen.


In der kalten, feuchten Nacht bildet sich eine ganz dünne Eisdecke. Sobald die Sonne heraus kommt, bricht diese Decke in Schollen auf, bis diese dann auch schmelzen. Das reicht aber, um Steine in Bewegung zu setzen. Legt man diesen Ansatz zugrunde, dann lässt sich alles erklären.

Auf diesen Eisschollen genügt ein relativ leichter Wind, um das Wettrennen zu eröffnen.

Die geraden, wie die kurvigen Spuren stimmen mit dieser Theorie hervorragend überein. Auch die Geschwindigkeit kommt hin. Außerdem sind die Steine doch nicht so schnell in ihrer Bewegung, wie ursprünglich angenommen. Von Januar 2013 bis Anfang Februar 2013 legte der Steinweltrekordler 224 Meter zurück.

Eine ganz einfache physikalische Eigenschaft von Wasser ist also die Lösung, nämlich Eis. Schade um die Außerirdischen.

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Über den Autor

welpenweste
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Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

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CHM3663 Du hast die Lösung dieses faszinierenden Rätsels wunderbar erklärt und es vorher so richtig spannend gemacht - toll!
So unterhaltsam lernt ganz sicher jeder gern dazu!
Und nun sitze ich hier und träume mich zurück an meinen unvergeßlichen Tag im traumhaft schönen, verzaubert erscheinenden Death Valley...
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
AnneEulia Sehr schöne entschlüsselt,
denn wer hätte je gedacht
das Wasser diese Macht...;-)
LG Ann-Kris
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Hatte schon einmal davon gehört, bin aber um des rätsels Lösung genau so erstaunt, wie viele andere. Danke, Günter.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
phoebe2210 Na, die Wissenschaft war ja - bisher - nicht so mein Ding! Aber "deine" wandernden Steine haben mich richtig fasziniert! Sachen gibt's, die gibt's gar nicht! - Sehr interessant geschrieben, gar nicht trocken, wie Wissenschaft normalerweise ist.

LG, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Diane"
Mich dünkt hingegen, die Klamotten rodelten eher durch die Wüste....
Wenn ich mal den Zeitraum von 31 Tagen nehme,
dann sind das rund 744 Stunden,
bei einem zurückgelegten Weg von 224 Metern
entspricht das etwa einer Geschwindigkeit von 0,301 Meter pro Stunde...
Also ungefähr eine Lineallänge in der Stunde...
Mann, da kann man ja beinahe zuschauen,
wie die Luzie abgeht... grinst*
Nein, davon hatte ich bislang davon noch nix gehört.
Weiß aber, dass ein permanenter mechanischer Druck auf eine Eisfläche,
selbige an der Oberfläche zum Schmelzen bringt
und die Hangabtriebskraft ihr übriges tut und den "Drückeberger" somit zum Gleiten anregt...
Eiskunstläufer und die NHL profitieren übrigens von dem wässrigen Gleitfilm auf dem Eis.... grinst*
Interessant ist's jedoch alle Male...
LG Louis :-)))


Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wow, was Du so alles weißt. Noch nie von solchen Steinen gehört.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Caliope Was gelernt, danke!!
LG
Cali
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
So wie ich dich schätze, lieber Teilstudienbruder,
immer Spitze im Fachbereich... :-)))
Glatten Favo
Geoeraticus
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Geht runter, wie Öl!!!
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Och Manno,
ich hätt' es lieber mystisch gehabt. ;o)
Ein interessanter Text, mein Lieber
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
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