Wie konnte alles so schrecklich schief gehen… Ich wünschte ich könnte sagen, ich weiß, das trotzdem noch alles gut werden wird. Ich wünschte es wirklich. Doch im Augenblick sehe ich wenn ich den Kopf hebe… Asche. Flammen, die eine ganze Stadt zu verzehren drohen. Geschürt durch unsere eigene Ignorant und würde mir der Gedanke nicht so bitter sein ich würde sagen, wir haben es verdient. Als sich unsere ältesten Prophezeiungen erfüllten, dachten wir da wirklich, es gäbe Hoffnung? Am Ende war auch dies
nur eine Lüge. Und nun Ich kann nicht einmal darauf hoffen mich lange zu halten, noch weniger hier wieder raus zu kommen, aber… ich werde tun was ich kann. Was vor uns liegt ist keine Schlacht mehr. Nur der Tod. Mit etwas Glück wird es eine Rettungsaktion. Aber eigentlich geht es jetzt nur noch um die Ehre. Jeder ist sterblich. Jeder ein Werkzeug. Und diese Worte wird niemand jemals lesen. Und wenn doch… Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich die Waffe gegen jene erheben muss, die ich schützen sollte. Aber wir alle müssen uns irgendwann unserem Schicksal
stellen.
- Halb verbrannte Notiz gefunden in den Straßen Helikes
Bildquelle :Uta Herbert / pixelio.de
Als Zyle mit Abran die Stadttore erreichte, warteten die anderen dort schon auf ihn. Er hatte den Abgesandten der Whaid bei seiner Unterkunft getroffen um sich dann mit ihm gemeinsam auf den Weg zu machen. Die ganze Zeit über hatte der Mann kaum etwas gesagt und Zyle hatte seine Halbherzigen Versuche, ein Gespräch zu beginnen, bald unterbunden. Auf der einen Seite war Abran offenbar ohnehin nicht der Gesprächigste, auf der anderen… Er war ein Schwertmeister und ob nun Ausgestoßen oder nicht, der
Whaid konnte ihm bestenfalls mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Eden, Jiy und Kellvian wirkten so Niedergeschlagen, wie er es erwartet hätte. Nur Erik war scheinbar bester Laune. Der Mann trug seinen typischen, blauen Gehrock, hatte sich aber offenbar bereits darauf vorbereitet, eine längere Zeit in der Sonne zu verbringen. Ein Breikrempiger Hut, der schon bessere tage gesehen hatte, bedeckte seine grau melierten Haare. ,, Ich habe euren Brief bekommen.“ , begann Zyle. ,, Es hätte nicht schlechter laufen können, oder ?“ ,,Ich fürchte es.“ , antwortete Kellvian. ,, Aber noch geben wir uns nicht
geschlagen.“ Er sah zu Abran, der schweigend hinter Zyle herlief. ,, Ihr werdet uns also zu den Whaid bringen ?“ ,,Ich kann nur nicht garantieren, das man euch willkommen heißt.“ ,, Das sind wir mittlerweile gewohnt, falls es euch entgangen sein sollte.“ , gab Eden bissig zurück. Die Gejarn schien dem Abgesandten so wenig zu trauen, wie dieser ihr. Allerdings traute Abran auch niemanden, dachte Zyle. ,, Können wir aufbrechen ?“ Der Mann nickte nur. ,, Je früher, desto besser. Wir werden mindestens zwei Tage brauchen, bis wir meine Leute erreichen. Und ob sie euch dann
anhören, liegt an ihnen. Nicht an mir.“ Zwei Tage… Das bedeutete, selbst wenn sie sofort ihre Antworten bekamen, etwas, das keineswegs selbstverständlich schien, wären sie frühestens in vier Tagen zurück. Eher fünf. Vielleicht konnten sie etwas Zeit durch Eile gut machen, aber Zyle wusste nur zu gut, das zwei Tage für die gewaltigen Wüsten des Südens keine Entfernung waren. Immer wieder hatten Wagemutige versucht, sie komplett zu durchqueren, waren aber nach Wochen und Monaten ohne Erfolg zurückgekehrt oder nie wieder gesehen worden. ,, Dann los.“ , meinte Kellvian., als er seinen Rucksack schulterte. ,, Ihr
zuerst…“ Abran gab ein unfreundliches Brummen von sich und setzte sich in Bewegung. Erneut zogen sie durch das mit Gräsern bewachsene Land um Helike, bis die Umgebung langsam trockener zu werden begann. Zuerst wurden aus den Gräsern gelbfleckige, stachlige Pflanzen, die zunehmend seltener wurden und schließlich nur den nackten Erdboden zurück ließen. Dann wurde dieser zunehmend steiniger, bis er endgültig in endlosen Sand überging. Das Geschick und die Geschwindigkeit mit dem der Whaid die Dünen hinauf und über den felsigen Untergrund setzte, ließ Zyles Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr
noch kleiner werden. Zwei Tage für den geübten Wüstenläufer hießen zwei ein halb oder sogar drei für sie, wenn sie nicht mithielten. Er würde rechtzeitig wieder in Helike sein, dachte Zyle. Aber es würde knapp werden. Als die Sonne am höher stieg, begann der Sand unter ihren Füßen zu brennen und die Luft zu flirren. Und so sehr zumindest Zyle versuchte, mit Abran mitzuhalten, schließlich musste er sich eingestehen, das es nichts brachte, wenn er sich hier draußen Verausgabte. Es würde sie nur noch langsamer machen. Und selbst der Whaid bremste seine Schritte etwas, damit die anderen wieder zu ihm aufschließen konnten. Zumindest
lief er ihnen nicht einfach davon, dachte der Gejarn. Etwas, das er durchaus für Möglich gehalten hätte. Stattdessen jedoch passte er seine Laufgeschwindigkeit zunehmend an ihre an, so das Zyle ihn schließlich einholte. ,, Langsam.“ , brummte der Mann nur. ,, Wenn ihr mir überhitzt und umfallt, schleife ich euch nicht den Rest des Weges mit.“ Er griff an seinen Gürtel und hielt dem Schwertmeister einen vollen Wasserbeutel hin. ,,Danke.“, murmelte Zyle nur betreten, weil im mittlerweile selber klar war, wie recht Abran hatte. Er nahm einen tiefen Schluck, bevor er das Gefäß zurück
reichte. Abran lachte etwas in sich hinein. Offenbar besserte seine düstere Laune sich, jetzt, wo sie Helike immer weiter hinter sich ließen und Zyle fragte sich langsam, ob er sich nicht einfach etwas in dem Mann getäuscht hatte. ,,Ihr Stadtbewohner seid schon ein lustiger Anblick, wenn ihr versucht hier draußen zu Überleben. Es gibt einen Grund, aus dem uns die Archonten nie erwischt haben und der ist nicht, dass ihr uns Gnade erweisen würdet. Jede eurer Armeen, die ihr in unsere Wüste entsendet, haben wir ausgetrocknet und dezimiert zurück gesandt. Wenn wir sie noch einmal gehen ließen. Im Sand
ruhen mehr eurer Krieger als von unseren. Und wir werden hier draußen bestattet. “ , führte er aus und Zyle entging der leichte Spott in seiner Stimme nicht. Er setzte sich wieder in Bewegung. Mittlerweile hatte die Sonne ihren Zenit überschritten und begann sich langsam wieder Richtung Horizont zu senken. Doch noch immer flimmerte die Luft um sie herum, als befände sich ein riesiger See immer grade außer Reichweite. Mittlerweile mussten sie bereits ein gutes Stück weiter als die Minen sein. Weiter, als sich die meisten in die lebensfeindliche Einöde hinaus wagten. Kellvian schleppte sich bereits nur noch voran, genau wie Jiy und Eden.
Erik schien zwar noch nicht so erschöpft, aber sein Übermut war auch lange der Hitze zum Opfer gefallen. Abran jedoch ließ keine Zweifel daran aufkommen, das er das zur Verfügung stehende Tageslicht nutzen wollte und machte keine Anstalten, eine Rast zuzulassen. Zyle hätte ohnehin dagegen protestiert. Er suchte den Horizont nach einem Zeichen dafür ab, das sie in irgendeiner weise vorangekommen waren, sah aber nichts. Oder doch ? Er konnte sich irren, aber ragten da nicht Bäume aus dem Sand? Die verschwommene, beinahe dickflüssig wirkende Luft, verhinderte, dass er mehr erkannte. Aber es war ganz klar keine
bloße Luftspiegelung oder ein Streich seiner Augen. Es war da. Und Abran schien es ebenfalls zu bemerken, denn er wurde abermals langsamer. ,, Was ist das ?“ , wollte Erik wissen und überzeugte Zyle endgültig davon, das er sich nicht irrte. ,,Ich dachte, wir würden darum herum kommen.“ , murmelte der Whaid mehr zu sich selbst. ,, Dieser Ort ist eigentlich nicht für Außenstehende bestimmt. Aber wir werden wohl hindurch müssen. Das ist jetzt der kürzeste Weg. Ich bitte euch nur, eure Finger bei euch zu behalten.“ ,, Wir stehlen euch schon nichts.“ , meinte Jiy nur , sah dabei aber zu Eden.
Die Gejarn zuckte nur mit den Schultern. ,,Ich bin nicht an Bäumen interessiert. Selbst wenn sie im Sand wachsen.“ ,,Bäume…“ Abran sah sie verwirrt an. ,, Dann tut weiter so, als sei es das. Bäume.“ Mehr würde er offenbar nicht mehr dazu sagen, denn er lief bereits weiter und überließ es den anderen, ihm zu Folgen. Schon, als sie näher kamen, merkte Zyle bereits, wie sehr sie sich getäuscht hatten. Die Umrisse, die aus dem Sand ragten, erinnerten tatsächlich vage an Bäume. Aber nur Aufgrund ihrer Größe. Von Sand und Zeit blank poliert, ragten Knochen aus dem Sand. Rippenbögen, so groß wie ein kleines Haus, Beinknochen so hoch wie er
selbst…. Und skelettierte Schwingen, die man als Zelt hätte verwenden können. Das Gebeinfeld zog sich scheinbar Meilenweit. Zwischen halb zerfallenen oder im Sand versunkenen Überresten ragten auch immer wieder erstaunlich Intakte Skelette auf. In allen Größen, angefangen von geflügelten Kreaturen, so groß wie Pferde, bis hin zu Giganten, deren Gewicht die Knochen in den Boden gedrückt hatte. Zyle trat fasziniert zwischen die Skelette. Eigentlich hätte dieser Ort etwas Abstoßendes abstrahlen müssen, dachte er. Aber es wirkte erstaunlich friedlich… Man konnte sich hier beinahe sicher fühlen.
Die anderen sahen sich ebenfalls ungläubig um. Erik trat auf einen Schädel zu, der leicht als kleiner Berg durchgegangen werde. Die leeren Augenhöhlen über der langgezogenen Schnauze, waren groß genug, das man darin hätte sitzen können… Der Arzt betastete einen der Zähne, leicht so groß wie er selbst, die aus dem Kiefer der Kreatur ragten. ,,Der muss ja Uralt sein.“ , meinte er mit leuchtenden Augen. ,, Das ist… das… Kellvian ! Könnt ihr das glauben ?“ ,,Ihr habt uns zu einem Drachenfriedhof geführt.“ , meinte dieser grade an Abran gerichtet, der das Knochenfeld nur
stumm musterte. ,,Nicht irgendeinem Drachenfriedhof.“ , bemerkte Erik. ,, Ich meine… wir wussten immer, das es einen Ort wie diesen geben muss. Es gibt in Canton einige davon, aber… die sind winzig im Vergleich hierzu. Ein paar dutzend Tote Drachen. Das hier müssen hunderte sein. Und noch mehr, die schon im Sand verschwunden sind. Generationen, ganze Familien liegen hier.“ ,, Das ist richtig.“ , bemerkte Abran. ,, Und ihr werdet hier nichts anrühren.“ ,,Keine Sorge“ , beschwichtigte Jiy ihn. ,, Ich wüsste auch nicht, was ich mit Knochen anfangen sollte.“ , bemerkte
Eden ,, Warum sollten wir auch ?“ , fügte Zyle hinzu. ,, Weil der Sanguis-Orden seit Jahren nach diesem Ort sucht.“ , platzte Erik heraus. ,, Habt ihr eine Ahnung, was die Magier dafür geben würden, einen Tag an diesem Ort arbeiten zu können ?“ ,, Was will der Orden mit alten Kochen ?“ , fragte Eden. ,, Ich zeige es euch…“ Erik sah sich im Sand um, bis er einen kleinen Flügelknochen entdeckte und vorsichtig an sich nahm. ,, Ihr erlaubt ?“ Er sah in Richtung Abran. Dieser nickte. Erik nahm den Knochen zwischen beide Hände und schlug mit aller Kraft auf
sein ausgestrecktes Bein. Der Knochen splitterte praktisch sofort, doch was darunter zum Vorschein kam, war kein Mark oder vertrockneter Staub. Im inneren glitzerten blau-weiße Kristalle, fast wie bei einer Geode. Zyle betrachtete die seltsame Begebenheit, genau wie alle anderen. ,, Die Knochen sind im inneren kristallin.“ , führte Erik aus. ,, Und sie sind eines der Ausgangsmaterialien für die künstlichen Speichersteine, die der Orden herstellt. Im Gegensatz zu denen des alten Volkes, verbrauchen die sich, die Zauberer müssen also ständig für Nachschub sorgen. Und in Canton gibt es keine Drachen mehr… Sie brauchen zwar
nicht viel, aber auch die Drachenfriedhöfe, die wir kennen geben nicht mehr viel her.“ ,, Ihr schändet vermutlich auch die Überreste der Ahnen.“, bemerkte Abran nur kopfschüttelnd. ,, Ich bin selten einer Meinung mit den Archonten, aber wenn eure Zauberer so etwas tun, können Laos und seine Leute sie von mir aus alle umbringen.“ Zyle überging die unverhohlene Drohung und suchte schnell ein unverfänglicheres Thema. ,, Ich hätte nie Gedacht, das die so groß werden.“ Er sah hinauf zu dem Schädel des Drachen, vor dem Erik angehalten hatte. ,, Im Gegensatz zu den meiste anderen
Lebewesen, hören Drachen nie wirklich auf zu wachsen, soweit ich weiß. Das heißt, je älter sie werden, desto größer sind sie auch.“ ,, Nur aus reinem Interesse.“ , begann Eden. ,, Wie alt müsste ein Drache genau werden, damit man ihn mit einer Insel verwechseln kann ?“ Erik sah sie einen Moment an, als hätte er einen Geist gesehen. ,, Nebelküste ?“ , fragte er nur. ,, Genau da.“ , antwortete die Gejarn. ,, Ich hoffe wirklich, ihr hattet einen sehr , sehr guten Grund dafür.“ ,,Ist ein Haufen Gold Grund genug ?“ Der Gesichtsausdruck des Arztes verdüsterte sich Zusehens. Offenbar
lautete die Antwort Nein. ,, Können wir weiter ?“ , fragte Abran , der langsam ungeduldig zu werden schien. ,, Es ist noch ein Stück. Und falls ihr nicht hier übernachten möchtet, schlage ich vor, das wir das Tageslicht nutzen, das uns bleibt um diesen Ort zu verlassen.“ Zyle nickte. Zwar war hier alles tot, aber er konnte sich schöneres Vorstellen, als zwischen turmhohen Knochenbergen schlafen zu müssen. Und die Zeit lief ihm ohnehin davon. ,,Gehen wir.“ , erklärte er und setzte sich wieder in Bewegung. Über das Knochenfeld langsam immer weiter Richtung Süden. Jetzt, wo es langsam
dunkel wurde, ließ auch die ewige Hitze etwas nach und sie kamen schneller voran. Als die Sonne grade den Horizont berührte, hatte die kleine Gruppe schließlich das Ende des Friedhofs erreicht. Im Schutz einer kleinen Sanddüne errichteten sie schließlich ihr Nachtlager. Feuerholz gab es weit und breit keines, so dass sie ihre Zelte im Sternenlicht aufbauen mussten. Aber Zyle störte es nicht. Es war eine Weile her, das er eine Nacht unter freiem Himmel verbracht hatte. Und grade hier draußen, wo nicht einmal das Licht einzelner Öllaternen die Sterne überstrahlte, konnte man beinahe meinen, die Zeit stehe still. Als er
schließlich einschlief, waren seine Träume zum ersten Mal seit langem nicht unruhig und von düsteren Vorahnungen getrübt.
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