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Diesmal

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"Sie denkt an ihn. Er denkt an sie. Aber beide wollen nichts mehr miteinander zu tun ham wollen"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2014, 40 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Sie denkt an ihn. Er denkt an sie. Aber beide wollen nichts mehr miteinander zu tun ham wollen

Diesmal

Titel

Ist mir kalt. Früher stand ich unter der warmen Dusche und ließ ihn frieren. Ihn, meinen Ex, der mir jahrelang hinterher rannte. Mich liebte und versuchte, mich zurück zu gewinnen, nachdem ich ihn verlassen hatte. Warum ließ ich ihn eigentlich gehen? So schlecht war er nicht gewesen. Eigentlich ein Traum, von einem Mann. Vom Charakter her. Vor zwei Jahren lief er einer anderen in die Arme. Ich hatte ihn dazu gedrängt. Schließlich hatte ich ihm immer wieder gesagt, das er sich eine suchen soll. Irgendwann hatte er eine Frau gefunden

und lief mir nicht mehr hinterher. Machte mir nicht mehr den Hof. Keine kleinen Geschenke mehr und auch keine Hilfe mehr. Seit dem er mit ihr zusammen ist, habe ich ihn nicht wieder gesehen. Nun frage ich mich, ob es nicht ein Fehler war, ihn zu verlassen. Aller paar Wochen habe ich eine neue Beziehung. Liegt es an mir, das es keiner längere Zeit mit mir aushält? Ich muss mir eingestehen, das ich eifersüchtig bin. Auch wenn ich selbst gerade wieder in einer Beziehung bin, kann ich den Gedanken nicht ertragen, das er in den Armen einer anderen Frau liegt. Schon damals nicht, als ich es von ihm erfahren hatte und mit jemand

anderem zusammen war. Ein Kurzbeziehung, wie jede, die nach ihm kam. Langsam habe ich das Gefühl, das alle Kerle nur das eine wollen. Sobald sie es geschafft haben mich ins Bett zu kriegen, dauert es nicht lange und die Beziehung ist am Ende. In meiner nächsten Beziehung werde ich es nicht zulassen, mich so schnell flachlegen zu lassen. Ich möchte etwas Dauerhaftes. Jemanden, der mich so akzeptiert, wie ich bin. Mich so liebt, wie ich bin und nicht versucht, mich zu ändern. Aussehen ist nicht alles. Dennoch falle ich immer wieder darauf rein. Verliebe mich zu

oft. In letzter Zeit denke ich sehr oft an meinen Ex. Wenn wir gemeinsam duschen waren, seifte er mich zärtlich ein, wusch meine Haare, rasierte meine Beine. Wir verstanden uns ohne Worte. Es war eine Art Ritual. Erst aufwärmen, dann Shampoo, danach Spülung und während ich mein Gesicht wusch, seifte er mich ein. Zuerst meinen Rücken. Von da glitt er langsam nach unten und hielt sich auffällig lange an meinen Backen auf. Nach meinem Hintern wusch er meine Beine und Füße. Und dann kam er wieder nach oben, um meinen Oberkörper zu waschen. Mit meiner Brust hielt er sich verdammt lange auf.

Brachte meine Brustwarzen zum Stehen. Einfach nur so, weil es ihm Freude bereitete. Und wenn er damit fertig war, streichelte er sanft meinen dicken Bauch, glitt weiter hinab und wusch den Rest meines Körpers. Danach wusch ich ihn. Aber nicht so, wie er mich, sondern eher auf die Schnelle. Irgendwie vermisse ich seine zärtlichen Hände. Seine sanften Berührungen. Ich glaube, ich werde mit dem hier Schluss machen. Am besten heute noch. Ich liebe ihn nicht wirklich. Ja, er sieht gut aus. Aber er ist nicht so rücksichtsvoll, wie...Auch nicht so zärtlich. Er ist egoistisch. Denkt zuerst an sich und selten an mich. Sieht mich

nur als Sexobjekt. Jedenfalls kommt es mir so vor. Dafür bin ich mir aber zu Schade. Auch wenn es anders aussieht. Ich bin eine Frau und möchte als solche auch behandelt werden. Als Frau und nicht als Objekt männlicher Triebe. Gleich nach der Dusche werde ich ihn vor die Tür setzen. Und diesmal werde ich mich nicht dem nächstbesten an den Hals schmeißen. Diesmal...


Eigentlich sollte ich mich freuen. Ich habe das ganze warme Wasser für mich allein. Aber wer wäscht mir den Rücken? Außerdem ist es langweilig, so alleine unter der Dusche zu stehen. Sie will ja nicht mit drunter kommen. Ich bin

ja schon groß und kann mich alleine waschen. Können schon, aber wollen nicht. Zu zweit macht es doch viel mehr Spaß. Austausch von Zärtlichkeiten. Zeigen, das der Partner einem etwas bedeutet, indem man ihm von Dreck befreit. - Oh Gott, klang das jetzt gequirlt. Sie fehlt mir. Das gemeinsame Duschen, mit ihr, fehlt mir. So eine Schönheit, wie ich es mir eingeredet hatte, ist sie wahrlich nicht. Aber dennoch genoss ich stets den Anblick ihres nackten Körpers. Streichelte sie gern. Berührte sie gern. Schmiegte mich gern an sie. Sie war so kuschelig. Ihre zarten Finger verursachten bei mir stets eine

angenehme Gänsehaut. Ich fühlte mich wohl bei ihr. Trotz allem. Sie weiß selbst, wie sie ist. Tief in ihrem Inneren weiß sie, was sie falsch macht. Nur kann sie es nicht ändern. Kennt es nicht anders. Ihre Familie lebte es ja vor. Und tut es immer noch. Deshalb kann ich ihr nicht böse sein. Kann sie aber auch nicht vergessen. Wie gern täte ich es. Vor allem jetzt, wo ich endlich eine neue Beziehung habe. Wobei ich schon festgestellt habe, das dies nicht das Wahre ist. Wir sind zu unterschiedlich. Unsere Interessen sind zu verschieden. Auch habe ich nicht wirklich viele Gefühle für sie. Irgendwie ist sie mir ziemlich egal geworden. Dabei sind wir

erst ein paar Wochen zusammen. Nett ist sie ja. Aber wir passen einfach nicht zu einander. Daher werde ich es beenden. Am besten heute noch. Zuvor werde ich mich noch am ganzen Körper rasieren. Ihr Rasierer ist nun mal besser, als meiner. Er gleitet sanfter, als meiner. Das will ich noch ausnutzen. Danach werde ich gehen. Diesmal bin ich derjenige, der sagt, das Schluss ist.Wobei ich eigentlich noch eine Nacht mit ihr verbringen könnte. Heute wäre ja Sex angesagt. Auch etwas, was mir persönlich nicht gefällt. Ich mag es lieber spontan. Wenn ich Lust verspüre und Zeit, sowie Ort passen, dann... Aber sie legt den

Zeitpunkt lieber fest. Also ich habe es bis heute nicht geschafft, auf Befehl scharf und bereit zu sein. Es fühlt sich auch an, wie unangenehme Arbeit und nicht wie Spaß. Kinder will sie keine. Ich hätte schon gern welche. Am liebsten ein Pärchen. Ein Junge und ein Mädchen. Aber mit ihr kann ich es vergessen, weil sie keine Kinder mag. Zu ihr gehe ich aber nicht zurück. Das will ich nicht. Ganz egal, wie sehr sie mir im Moment fehlt. Aber eine Andere suchen, habe ich auch keine Lust drauf. Drei Beziehungen innerhalb von zwei Jahren. Für mich eine Leistung. Normalerweise war ich Minimum zwei Jahre allein, bevor sich eine fand, die es

mit mir probieren will. Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, die Zeitspanne so sehr zu kürzen. Aber sie alle hatten mich beizeiten wieder satt gehabt und mich in den Wind geschoben. Ihre Ausreden waren dürftig. Freunde wollte wir bleiben. Zu keiner habe ich Kontakt. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Teilnehmer nicht erreichbar. Einerseits will ich nicht schon wieder alleine sein. Sehe auch keine Hoffnung, mich bald wieder zu binden. Andererseits muss ich ehrlich zu ihr sein. Ihr gestehen, das es keine gemeinsame Zukunft gibt. Ehrlichkeit ist das Beste. Aber wie bringe ich es ihr bei? Wann ist der beste Zeitpunkt? Im

Moment wartet sie darauf, das ich mit duschen fertig werde. Das ich aus dem Bad komme und unter ihre decke krieche. Ich würde schon gern die Chance nutzen. Denn wer weiß wann ich das nächste mal mit einer Frau schlafen darf. Aber ist es fair, ihr gegenüber? Ich werde noch einmal mit ihr schlafen. Eine letzte Nacht bei ihr verbringen. Morgen früh werde ich ihr die Wahrheit sagen. Den „wir können Freunde bleiben“ Spruch werde ich nicht machen. Entweder bleiben wir in Kontakt, oder nicht. Ich werde ehrlich zu ihr sein und ihr direkt ins Gesicht sagen, das ich sie nicht liebe. Danach werde ich meine Sachen packen und

gehen. Leicht fällt es mir nicht. Weder mit diesen Gedanken mit ihr zu schlafen, noch ihr zu sagen, das es keinen Sinn mehr hat. Es wird uns beiden wehtun. Nicht nur ihr, oder mir. Aber ich muss es tun. Eine Premiere für mich. Zum ersten mal beende ich eine Beziehung. Blödes Gefühl. Da muss ich aber durch. Diesmal... Toll. Er ist immer noch bei mir. Ich habe ihm gesagt, das er gehen soll. Das ich keinen Bock mehr darauf habe. Warum war er nicht einfach gegangen? Stattdessen hatte er mich dazu gebracht mit ihm zu schlafen. Dabei hatte ich

absolut keine Lust darauf. Ich wollte das er geht und sich nie wieder bei mir meldet. Wollte vorerst alleine Leben. Nun liegt er in meinem Bett. Neben mir. Schnarcht. - Nee. Das lasse ich mir nicht mehr gefallen. Ich bin wer. Auch wenn mein Selbstbewusstsein sich meist im Keller versteckt. Jetzt ist es hochgekommen. Zeigt Stirn. Wo sind seine Sachen? Hier, hier und da. - So. Da du nicht freiwillig gehen willst, muss ich dich dazu zwingen. Gerade eben halte ich deinen Kram noch in meinen Händen. Einen Augenblick später stehe ich am Fenster und... Ich kann es nicht tun. Das wäre zu fies. Was ich aber tun werde, ist, meinen

Schlüssel wieder an mich zu nehmen. Sobald er morgen früh vor der Tür steht, gibt es kein zurück mehr. Wie konnte ich auch nur so blöd sein und ihm meinen Schlüssel überlassen? Das habe ich vorher doch auch nie getan. Irgendwas stimmt ganz gewaltig nicht mit mir. Morgen früh bist du hier verschwunden. Definitiv. Ich werde dich noch bis zur Wohnungstür begleiten, dir einen Abschiedskuss geben und das war es dann. Gut, sobald du auf Arbeit bist, werde ich dir deine Sachen vor die Tür stellen. Die darfst du dir dann nach Feierabend abholen kommen. Aber rein kommst du nicht. Nie

wieder. Oh Gott. Was mach ich nur? Ich bin so feige. Warum wecke ich ihn nicht jetzt und setzte ihn auf der Stelle vor die Tür? Was hindert mich daran? Ich glaube, ich trinke jetzt ein Diesel. Früher, als ich noch mit ihm zusammen war, habe ich nichts getrunken. Selten mal einen winzigen Schluck. Wenn es hochkam zwei Schlucke. Und wie sieht es derzeit aus? Ich trinke jeden Tag ein bis zwei Flaschen. Manchmal sogar noch mehr. Unbemerkt bin ich zum Alki mutiert. Dennoch werde ich nicht zu ihm zurückkehren. Ich werde nicht seine Beziehung kaputt machen. Das hat er

nicht verdient. Nicht schon wieder soll er meinetwegen leiden. Viel zu oft hatte er es schon getan. Und viel zu selten hatte ich ihm gezeigt, wie dankbar ich ihm eigentlich war. Für alles, was er für mich getan hatte. Kein anderer hatte jemals so viel für mich getan. War so sehr für mich da gewesen. Warum hatte ich ihn nur abgeschoben und mich auf andere eingelassen? Wieso kommt die Erkenntnis immer erst, wenn es zu spät ist? Morgen früh bist du Geschichte. Genieße dein letztes Frühstück bei mir. Den letzten Kuss von mir. Nichts gegen dich. Aber du bist nicht der Mann, mit dem ich alt werden möchte. Du passt

nicht zu mir. Bist nicht mehr der, der du anfangs warst. Ich liebe dich nicht mehr. Und wer weiß, ob ich dich jemals wirklich geliebt habe. Dein Äußeres hatte es mir angetan. Du hast einen wunderschönen Körper. Aber ansonsten... Ich will keine Beziehung mehr, die nur auf Sex basiert. Das habe ich oft genug gemacht. Es war schön, teilweise. Aber auf die Dauer Öde. Ich will noch was erleben, bevor ich zu alt dafür bin. Reisen. In meinem ganzen Leben war ich nur vier mal von hier weg. Das erste mal mit meinen Eltern. Der Ausflug war nicht besonders gewesen, aber ein paar schöne Momente gab es doch. Schön war der Urlaub mit ihm. Zwei ganze Wochen

im Ausland. Im Jahr darauf schenkte er mir einen Aufenthalt auf einem Bauernhof. Aber wegen meiner Allergie musste ich vorzeitig abreisen. Dennoch war es schön gewesen. Und dann war ich wieder mit ihm geflogen. Gleiches Land, anderer Ort. Eigentlich wollten wir dies wiederholen. Aber durch meine Dummheit... Zurückblickend muss ich feststellen, das ich ganz schön blöd war. Ihm zu oft die Schuld für irgendwas gab, obwohl es an mir lag. Immer wieder hatte er mich gefragt, was ich will und ich gab ihm keine Antwort. Naja, ich wusste damals selber nicht, was ich wollte.


Standard, so wie immer. Sie war nicht wirklich dabei gewesen. Sah nicht so aus, als hätte sie Lust dabei empfunden. Wahrscheinlich gehen bei ihr die Beine automatisch breit, weil es so in ihrem Terminkalender steht. So macht es mir keinen Spaß. Und wenn sie keine Lust hat, warum sagt sie dann nichts? Ich muss nicht unbedingt, nur weil es so ausgemacht war. Wäre nicht das erste mal gewesen, das eigentlich Beischlaf angesagt war und es dann doch nicht dazu kam. Und notfalls hätte ich noch zwei Hände, wenn ich es so nötig hätte. Das hatte mir damals so sehr an ihr gefallen. Meine geliebte Ex hatte hinterher nie ein Wort darüber verloren.

Wir hatten es miteinander getan und hinterher kein Wort darüber verloren. Ich wollte eh nicht wissen, das ich wieder zu schnell gewesen war. Das wusste ich selber. Es noch einmal von ihr hören, darauf konnte ich verzichten. Geändert hätte es eh nichts. So hatte sie es wenigstens schnell hinter sich und konnte ihre volle Aufmerksamkeit schleunigst wieder ihrem Rechner widmen, oder sie verschwand im Bad und machte den Rest selbst. Und ich? Entweder schlief ich kurz darauf ein, oder ich schmiegte meinen Körper an ihren, wenn sie sich hinterher ihrem Rechner zuwandte. Schlaflos liege ich neben ihr. Sie sieht

gut aus. Vor allem, wenn das Mondlicht sanft auf ihr Gesicht fällt. Aber ich liebe sie nicht. Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir nur eine einzige Frau ein, die ich innig geliebt habe. Eine launenhafte Frau, bei der ich nie wusste, woran ich war. Und obwohl sie war, wie sie war, liebte ich sie, wie keine je zuvor und danach. Irgendetwas hatte sie an sich, was mich an sie zog und nicht loslösen wollte. Warum muss ich gerade jetzt wieder an sie denken? Zwei Jahre ist es her, das ich eine andere Frau gefunden hatte. Mein Schritt aus dem ewigen Kreislauf. Genauso lange ist es her, das ich das letzte mal an sie gedacht habe. Warum

kam sie mir jetzt wieder in den Sinn? Wieso kann ich nicht diese Frau lieben, die gerade neben mir liegt und schläft? Schließlich ist sie wunderschön, intelligent und geht arbeiten. Dafür ist ihr Leben auch durchorganisiert. Alles muss vorneweg geplant werden. Selbst das Liebesspiel. Kein Platz für Spontanität. So möchte ich nicht leben. Morgen früh werde ich ihr sagen, das ich sie verlassen tu. Werde ihr die Wahrheit ins Gesicht sagen. Das ich so nicht weiter leben kann. Morgen früh, ganz bestimmt. Jetzt geht es ja nicht. Sie schläft. Aber morgen früh. Gleich nach dem Frühstück.

Diesmal... Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich habe einen leichten Schwips, von dem Diesel. Ganze drei Flaschen habe ich getrunken. Rekord für mich. In ein paar Minuten klingelt der Wecker. Dann wird er aufstehen. Wird sehen, das ich nicht neben ihn geschlafen habe und mich fragen, warum. Ich werde ihm sagen, das ich die ganze Nacht darüber nachgedacht habe, wie ich dir schonend beibringe, das es für uns keine gemeinsame Zukunft gibt. Das ich möchte, das du heute noch ausziehst. Meinen Schlüssel habe ich mir schon wieder genommen, während du

schliefst. Ich muss es schaffen ihm die Stirn zu bieten. Ihn aus meiner Wohnung und meinem Leben zu schmeißen. Eines Tages möchte ich Kinder haben. Aber nicht von ihm. Und bevor ich fünfunddreißig bin. So viel Zeit habe ich nicht mehr, bis dahin. Die Zeit rennt. Wenn ich die sechsunddreißig erreicht habe, will ich keine Kinder mehr zeugen. Das Risiko, das sie behindert zu Welt kommen, ist mir zu hoch. Wer weiß, ob der Typ bleibt, wenn er erfährt, das er mich geschwängert hat. Alleine mit einem behinderten Kind? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube nicht, das ich damit klarkommen

werde. Wenn ich Kinder habe, möchte ich für sie sorgen können. Ihnen alles geben, was sie benötigen. Liebe, Fürsorge, Aufmerksamkeit, Zeit. All das, was ich von meinen Eltern nicht bekommen hatte. Aber von meinem Ex. Auf ihn konnte ich zählen. Ihm war ich wichtig. Er stand stets zu mir und half mir, so gut er konnte. Und ich blöde Kuh gab ihm einen Arschtritt. So, wie er zu mir war, will ich zu meinen zukünftigen Kindern sein. Ob mit oder ohne Partner. Wie es aussieht, habe ich wohl Hunger. Dann werde ich mal Frühstück machen. Für mich und für ihn. Es soll ein sanfter Abschied werden. Vielleicht fällt ihm

dann die Trennung leichter. Hoffentlich. Und da klingel auch schon der Wecker. Fluchen. Stöhnen. Aufstehen. Ab ins Bad. So, wie jeden Morgen. In drei Minuten wird er wieder rauskommen und an mir rumspielen wollen. Nur bin ich diesmal schon vor ihm auf den Beinen. Nichts mit Sex am Morgen. Bin eh kein Freund von. Und das weiß er auch. Dennoch kann er es nicht lassen. Jedes mal drückt mir dermaßen die Blase und ich kann nicht aufs Klo. Und wenn ich dann endlich auf dem Klo bin, dauert es ewig, bis was rauskommt. Heute muss er darauf verzichten. Dafür bekommt er ein Frühstück. Kaffee und Toast. Seine Zigaretten habe ich ihm

auch schon griffbereit hingelegt. Wenn ich ihn mir jetzt so betrachte, wie er aus dem Bad rauskommt, frage ich mich, was ich an ihm fand. Wieso ich es so lange mit ihm ausgehalten habe. Mürrisch. Laut. Ob es nur daran liegt, das ich nicht mehr im Bett liege und er keinen Morgensex bekommt? - Nein. Eigentlich ist er jeden früh so. Kenne das gar nicht anders von ihm. Ich bin zwar auch kein Morgenmensch, aber wenigstens halte ich mich zurück. Geh keinen an. Lass meine Laune...Okay, damals habe ich es getan. Immer, wenn er mir Nahe kam. Er wollte mich nur mal kurz in die Arme nehmen. Einen Kuss geben. Mit mir kuscheln. Doch ich

habe ihn von mir gestoßen. Wollte meine Ruhe haben. An meinem Rechner spielen. Das war mir lieber und wichtiger. Mit meinen Freunden chatten, die am Ende dann doch nicht meine Freunde waren. So übel war er noch nie gelaunt. Ob es daran liegt, das er mich heute nicht bestieg? Wahrscheinlich. Es wird wohl nicht leicht werden, ihn vor die Tür zu setzen. Irgendwie habe ich auch den Mut dazu verloren. Gleich werde ich ihm meinen Schlüssel wiedergeben, wenn er nicht auf der Stelle geht. Ich spüre es. Oh Herr, lass es nicht zu, das ich wieder schwach werde. Nicht jetzt, wo ich mich und mein Leben ändern will. Bitte. Ich

werde mich ganz bestimmt zum Besseren ändern. Diesmal... Ich werde es niemals schaffen, eine Beziehung zu beenden. Obwohl ich es so sehr will, kann ich es nicht. Heute Morgen wollte ich es tun. Nun ist es Abend. Wir sitzen an einem Tisch, schauen uns in die Augen und essen gemeinsam zu Abend. Wieso kann ich sie nicht verlassen? Sie hat es verdient, jemand Besseren, als mich, an ihrer Seite zu haben. Sie ist liebenswürdig. Intelligent. Attraktiv. Ihr einziger Fehler ist, das sie nicht spontan ist. Alles ganz genau plant. Die Einnahme der Mahlzeiten. Den Sex. Das Ausgehen.

Wenn sie das alles ändern würde... Sie hat wunderschöne Augen. Dies ist ein Grund, warum es mir so schwer fällt, ihr zu sagen, das ich nicht mehr will. Was aber zum Teil gelogen ist, weil ich vor allem nicht alleine sein will. Und zu Ihr zurück, will ich garantiert nicht. Jahrelang rannte ich ihr hinterher. Irgendwann reicht es. Ich hatte sie geliebt und sie hat mich getreten. Dennoch... Nee, nicht diesmal... Ich hasse mich selbst. Warum habe ich ihn wieder reingelassen? Sein Sperma kommt mir wieder hoch. Irgendwie habe ich das Gefühl, das ich mich gleich übergeben muss. Ob es daran liegt, das

ich gar nicht mit ihm schlafen wollte. Und erst recht nicht sein Sperma schlucken? Warum habe ich es dennoch getan? Ich hasse mich selbst so sehr dafür. Wenn ich könnte, würde ich mir in meinen fetten Arsch beißen. Verdient hätte ich es. Gegen Ihn konnte ich mich wehren. Da habe ich es zu oft gemacht. Ein Wunder, das er nicht Impotent wurde, so oft, wie ich ihm mein Knie da rein getreten hatte. Natürlich war er da sauer geworden. Aber sein Zorn verrauchte schnell. Schon kurz darauf nahm er mich wieder in die Arme. Eigentlich hatte ich es wirklich gut bei ihm. Nach all dem, was ich ihm angetan habe...Er fehlt mir.

Und wie er mir fehlt. So viel hatte er für mich getan. Ging mit mir in die Schwimmhalle, obwohl er Wasser hasste. Nur meinetwegen. Damit ich nicht so alleine war. Und wenn mich die anderen verächtlich ansahen, nahm er mich in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich. Er hatte sich nie für mich geschämt. Ganz egal, wie ich herumlief. Und nun bin ich mit ihm zusammen. Außer Sex hat er nichts anderes mehr im Kopf. Die Leidenschaft ist raus. Bei uns beiden. Er ist nicht mehr wirklich dabei, wenn er mich besteigt. Von lieben kann ich ja nicht mehr reden. Liebe ist da nicht mehr im Spiel. Gewohnheit, das

passt eher. Und das nach so kurzer Zeit. Warum bleibt er noch bei mir? Ei seinem Aussehen, kann er fast jede haben. Wieso tut er mir nicht den Gefallen und verschwindet. Macht endlich Schluss? Die ganze zeit über war Er in meiner nähe geblieben. Ließ mich nicht allein. Gemeinsam zogen wir die Bahnen. Schwammen, aus Spaß, um die Wette. Keiner wollte den anderen verlieren lassen. Was für ein herrlicher Tag. Wiederholt haben wir das nie. Wann auch. Ich ließ es nicht dazu kommen. Nun bereue ich es. Ich spüre, wie eine schlaflose Nacht mir entgegenkommt. Die zweite, hintereinander. Oh Gott, bin ich hässlich.

Mein Bauch überdeckt alles. Und meine Brüste sind auch nicht mehr das, was sie einst waren. Ausgelutscht. Verbraucht. Was anderes fällt mir dazu nicht ein. Ich hasse mich selbst und mein Leben. Es war ein Fehler gewesen, Ihn zu verlassen. Alles, was nach ihm kam, war zwar besser im Bett, aber ansonsten...Spät kommt die Einsicht, aber nun ist sie da. Gab es noch andere Gründe, warum ich ihn verließ? Mal nachdenken. Zeit habe ich. Mein Typ schläft. Schnarcht, um genau zu sein. Weswegen habe ich Ihn damals verlassen? Scharf nachdenken. Nicht abschweifen.

Diesmal... Wann habe ich das letzte mal echte Tränen geweint? Ich glaube das war, als Sie mich verlassen hatte. Endgültig. Es tat so schier weh, als würde sie mir bei lebendigen Leib das Herz herausreißen. Ganz egal, wie viel Mühe ich mir gebe, ich schaffe es nicht, sie zu verlassen. Auch wenn ich sie nicht liebe, kann ich sie nicht von mir schieben. Zu groß ist die Angst vor dem allein sein. Lange Zeit war ich allein und brach dabei zusammen. Das will ich nicht noch einmal erleben. Aber mit ihr zusammenleben, will ich auch nicht. Nichts gegen sie. Aber...wenn sie nur ein

bisschen flexibler wäre. Spontaner. Muss denn immer alles Jahre voraus geplant werden? Hübsch ist sie. Keine Frage. Erfolgreich in ihrem Beruf, ist sie auch. Ansonsten ist sie langweilig. Es gab zwar mal eine Zeit, wo ich mir so was ähnliches gewünscht hatte, aber nun weiß ich, das es nicht mein Fall ist. Viel zu eintönig. Ich will nicht immer wissen, was als nächstes passiert. Wo bleibt da die Spannung? Jeden morgen weckt sie mich mit einen zärtlichen Kuss und einem Lächeln. Gut, das will ich nicht missen. Auch nicht den Kaffee danach. Aber was dann weiter geschieht. Das sollte dann unvorhergesehen

bleiben. Ich kann mich noch an einen Wintermorgen erinnern. Es war erst wie immer. Wir Kollegen trafen uns zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Haltestelle, um gemeinsam zur Arbeit zu fahren. An jenem Morgen fiel die Bahn plötzlich aus. Von einer Minute auf die andere blieb alles still. Was nun? Einer rief auf Arbeit an. Aber keiner ging ans Telefon. Halbe Stunde später rief unser Chef bei mir an und sagte, das wir alle wieder nach Hause fahren dürfen. Spontan machte einer den Vorschlag, in die Kneipe zu gehen. Alle waren einverstanden. Und so machten wir uns einen gemütlich Tag im Wirtshaus.

Ungeplant. Unvergesslich. Es war wahrlich ein wunderschöner Tag gewesen. Trotz der Minustemperaturen. Warum kann sie nicht so spontan sein? Wieso kann ich nicht einfach gehen? So viele Menschenleben alleine. Warum kann ich das nicht? Wahrscheinlich deswegen, weil ich es anders gewöhnt bin. Zu oft schlief jemand bei mir. Lebte eine Zeitlang bei mir. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. So sehr ich die Zeit mit ihr bereue, so sehr will ich sie auch nicht missen.

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shirley Naja, es ist eigentlich keine Kurzgeschichte, setze es doch bitte unter Sonstiges.
Es sind ja nur Gedanken, mehr nicht.
Persönlich kann ich nicht viel damit anfangen, doch das heißt ja nichts. Viel Glück weiter.
Shirley
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