Chia
Tochtli war ein junger, hochgewachsener, sehniger Mann, der so um 1470 lebte. Ein wahrer Superathlet und uns natürlich unbekannt, denn er war Azteke und die Azteken waren tolle Baumeister, mit der Schrift aber haperte es.
Zur Übermittlung von Nachrichten bedienten sie sich Schnüren. Die Verknotung dieser Schnüre ist das Geheimnis. Da die spanischen Eroberer diese Schnüre für verblödetes Brimborium hielten, wurden die meisten verbrannt, bzw. vernichtet. Das macht die Enträtselung des Schnur-Codes fast unmöglich. Sie ist bis heute nur in kleinen Bereichen gelungen.
Unser Tochtli war stolz auf seine Namensgebung. In der Sprache der Azteken bedeutet Tochtli nämlich Hase.
Tochtli gehörte zu dem besonderen und hochgeschätzten Berufsstandes des „Läufers“. Um die Kommunikation im Riesenreich der Azteken zu gewährleisten, wurden diese Läufer eingesetzt. Sie genossen großen Ruhm, da sie die Schnüre überbrachten, die wichtige Informationen beinhalteten. Die Strecken, die sie in kürzester Zeit bewältigten, muten abnorm an. Über 450 Kilometer, praktisch an einem Stück, waren keine Seltenheit. Man bedenke, dass es buchstäblich über Stock und Stein ging und auch enorme Höhenzüge zu
bewältigen waren.
Noch heute gibt es Tarahumara (Läufer) des Stammes der Uto-Azteken, die innerhalb von 72 Stunden eine 560 km lange Rennstrecke absolvieren. Dabei hilft natürlich nur Doping, um die Ermüdungserscheinungen zu überwinden.
Dazu nehmen die Tarahumara einen Strychnin ähnlichen Brei ein, der aus einer Kakteenwurzel gewonnen wird.
Kommen wir auf Tochtli zurück. Es macht natürlich einen Unterschied, ob man nur an einem Rennen teilnimmt, einmal jährlich, oder ob täglich Höchstleistung abverlangt wird. Es gilt als gesichert, dass die Azteken diese Wirkung der Kakteenwurzel gekannt haben
und auch anwendeten, aber Tochtli hatte noch Anderes im „Gepäck“, nämlich Chia.
Die unwegsamen und einsamen Nachrichtenpfade erforderten die Mitnahme von Nahrung. Diese sollte allerdings nicht zu schwer sein. Die Lösung war Chia. Das Wort ist aus der Nahuatl-Sprache abgeleitet und bedeutet übersetzt einfach „Stärke“.
Bei uns sind diese kleinen Samen noch recht unbekannt, aber sie gelten als wahre Nährstoffbomben. Sie sind ein Produkt der Chia-Pflanze aus der Familie der Lippenblütler, die auch schon die alten Maya kannten. Als Laie würde man sagen, dass es sich um eine Salbei-Art handelt.
Tochtli brauchte nur einen Teelöffel, um den gesamten Bedarf für 24 Stunden abzudecken, selbst unter höchster Belastung!
Auch konnte Tochtli einen Göttertrank mitnehmen, Téjate genannt. Nur die Läufer und die Adeligen durften davon kosten. Der Téjate, eine Art weißer Brei wird aus Nüssen, Kakao-Bohnen und Asche hergestellt. Die Adeligen hatten wohl eher aus anderen Gründen das Privileg, weil nämlich Téjate als wahres Super- Aphrodisiakum bekannt war. Es wirkt als Neurotransmitter und unterstützt den Stoffwechsel.
Nun endlich zu Chia.
Sie ist anderen Nährpflanzen zum Teil haushoch überlegen.
Im Vergleich zur gleichen Menge, enthält Chia doppelt so viel Eiweiß. Der Calcium Gehalt übertrifft den von Milch um das fünffache! Außerdem wird noch Bor mitgeliefert, das die Calciumaufnahme unterstützt. Chia enthält drei mal so viel Eisen, wie Spinat. Die Heidelbeere, absolutes Highlight hinsichtlich Antioxydanzien, bleibt auf der Strecke. Chia übertrifft auch sie um das dreifache!
Die Begeisterung nimmt kein Ende.
Chia Samen lässt sich problemslos bis zu 5 Jahre lagern, ohne dass irgendein Verlust feststellbar wäre. Aufgeweicht ist es ein Gesundheitsrenner für den Wasserhaushalt des Körpers.
Hier muss ich einschränken, dass
aufgeweichter Chia einfach ein ekelhaft aussehender Schleimbrei ist, aber na ja.
Auch für Diabetiker ist dieser Samen begehrenswert, weil es den Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst.
Außerdem räumt Chia den Magen und den Verdauungstrakt auf. Sobald Chia aufgeweicht wird, nehmen die Samen die Flüssigkeit wie ein Schwamm auf und vergrößern sich um das 12 fache! Natürlich enthält Chia auch entsprechende Ballaststoffe. Chia ist also rundherum zu empfehlen.
Es ist also ein einmaliges Nahrungsmittel, noch dazu Gluten frei, im Gegensatz zu
Getreide. Es besitzt ein tolles Verhältnis von Omega3 und Omega6 Fettsäuren. Kein anderer Samen kann damit aufwarten!
Ach, es mutet geradezu fantastisch an!
Für Schwangere ein toller Tip, da es den gesunden Gewebeaufbau unterstützt.
Als Heilmittel für alles, bewährte sich Chia bereits bei Wundheilung, Gelenkschmerzen, Diabetes, weil es sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, Gewichtsreduktion, Reizdarmsyndrom, Zöliakie, Schilddrüsenerkrankungen, Senkung des Cholesterinspiegels und Sodbrennen.
Sie müssen heutzutage weder ein Läufer, noch ein Adeliger sein.
Sie bekommen Chia im Internet und auch in
Reformhäusern.
Im Supermarkt habe ich Chia noch nicht entdeckt, das wird aber wohl so kommen.
Ebenfalls kursieren bereits leckere Rezepte, welche die Verwendung von Chia beinhalten, weil es einen angenehmen, milden Geschmack hat. Sie können es wie Leinsamen verwenden.
Auch das Chiaöl wird wie Rapsöl in der Küche verwendet.
Da es durch den hohen Anteil an Antioxydanzien ein vergilben verhindert, wird es in der mexikanischen Lackmalerei gerne als Firnis verwendet. Ein prima Schutz für Leinwand, Töpferfarben und Holzanstriche.
Chia wird natürlich in Mexiko und Südamerika
angebaut, aber auch in anderen Ländern. Es müssen eben warme bis heiße Regionen sein.
Nur Staunässe verträgt die Pflanze überhaupt nicht. Inzwischen baut man Chia auch in Australien und China an.
Die Aussaht erfolgt im Frühjahr und im September blüht Chia herrlich.
Es gibt natürlich den lukrativen Markt hinsichtlich Ergänzungsmitteln. Da werden angeblich Kerne gepresst und unglaubliche Ergebnisse erzielt.
Das alles können sie durch ein einfaches,unbehandeltes Naturprodukt erhalten, nämlich Chia
(aus span. wikipedia)
Im November wird der Samen geerntet.
Trotzdem, mit Tochtli hätte ich nicht tauschen mögen! Ich bin als Langläufer einfach nicht
geeignet.