Nur Schein
Noch lässt die Morgenkühle schauern,
die diese Nacht hier hinterlassen.
Doch lange kann es ja nicht dauern,
bis lichte Strahlen alles fassen.
Der Tau liegt klar auf Blüten, Halmen,
und feuchtet tröpfchenzart, was lebt.
Aus Baum und Büschen tönen Psalmen
des Lebens, das da blüht und bebt.
Da klimmt ein Strahl auf Berges Rücken,
sein Leuchten lässt die Erde glänzen.
In seinem Lichte, voll Entzücken,
schwebt's flügelleicht bei Hochzeitstänzen.
Ganz zarte Töne sind zu hören,
nur, was Natur uns sagen will.
Doch wenn sie Menschenlaute stören,
wird all das Schöne plötzlich still.
Der Zauber weicht von der Idylle,
Traum wird von Wirklichkeit entstellt.
Realität zerstört die Stille,
den Schein der schönen, heilen Welt.
© Barbara Kopf