
Wie konnte alles so schrecklich schief gehen… Ich wünschte ich könnte sagen, ich weiß, das trotzdem noch alles gut werden wird. Ich wünschte es wirklich. Doch im Augenblick sehe ich wenn ich den Kopf hebe… Asche. Flammen, die eine ganze Stadt zu verzehren drohen. Geschürt durch unsere eigene Ignorant und würde mir der Gedanke nicht so bitter sein ich würde sagen, wir haben es verdient. Als sich unsere ältesten Prophezeiungen erfüllten, dachten wir da wirklich, es gäbe Hoffnung? Am Ende war auch dies
nur eine Lüge. Und nun Ich kann nicht einmal darauf hoffen mich lange zu halten, noch weniger hier wieder raus zu kommen, aber… ich werde tun was ich kann. Was vor uns liegt ist keine Schlacht mehr. Nur der Tod. Mit etwas Glück wird es eine Rettungsaktion. Aber eigentlich geht es jetzt nur noch um die Ehre. Jeder ist sterblich. Jeder ein Werkzeug. Und diese Worte wird niemand jemals lesen. Und wenn doch… Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich die Waffe gegen jene erheben muss, die ich schützen sollte. Aber wir alle müssen uns irgendwann unserem Schicksal
stellen.
- Halb verbrannte Notiz gefunden in den Straßen Helikes
Bildquelle :Uta Herbert / pixelio.de
Es war seltsam, wieder hier zu sein und die vertraute, trockene Luft zu atmen, die von der Wüste her in die Stadt getragen wurde. Vertraut und doch nach all der Zeit nicht mehr die Selbe. Helike hatte sich verändert, das konnte Zyle mit jedem weiteren Schritt spüren. Und der letzte Beweis, den er dafür brauchte, stand in Form einer Reihe von bewaffneten Paladinen vor ihnen. Wys hob eine Hand zum Gruß, als sie auf die Wächter der inneren Stadt zutrat. ,, Was gibt es neues in Helike ?“ , wollte der Archont wissen. Die Männer rührten
sich zwar nicht, aber Zyle konnte beinahe spüren, wie er und die anderen Prüfend gemustert wurden. ,, Archont Wys Carmine.“ , begann einer der Wächter zu sprechen. ,, Die Nachricht eurer sicheren Rückkehr eilt euch schon voraus. Ihr werdet schon von den anderen erwartet. Und eure Begleitung…“ ,, Sie werden mit mir kommen. Ich verbürge mich für sie.“ Der Soldat nickte und schlug sich einmal mit der Behandschuhten Faust vor die Brust. ,, Wie ihr wünscht. Und Willkommen daheim, Herr.“ Mit diesen Worten teilte sich die Linie aus Soldaten wie auf ein stummes Zeichen und die
Männer traten nach Links und Rechts zur Seite. Der Weg die Rampe hinauf war lang. Zyle hatte es schon früher gehasst, den Aufstieg mehrmals am Tag hinter sich bringen zu müssen. Selbst ein Mann im vollen Lauf hätte gut und gerne zehn Minuten gebraucht, um die Tore am oberen Ende zu erreichen. Und doch könnte er sich damit wohl noch glücklich Schätzen. Die wenigsten betraten die Marmorhallen so oft wie die Schwertmeister. Bildeten die Paladine nur die Leibwache und die Gelehrten nur den Bürokratischen Arm der Herrscher Helikes, so waren die Schwertmeister ihre direkteste Unterstützung. Was immer erledigt werden musste, wann
immer für einen Auftrag die normalen Ressourcen der Archonten nicht ausreichten, wurde die besten Kämpfer Laos ausgeschickt. Und er hatte sich einst einmal Stolz zu diesen gezählt. Mit etwas Glück würde er das ab heute auch wieder tun. ,,Ziemlich… unangenehme Gesellen.“ , bemerkte Erik, als sie eine zweite Reihe aus Wächtern passierten, die etwa auf halbem Weg die Treppe hinauf Aufstellung genommen hatte. ,, Man hält sich besser von ihnen fern.“ , erklärte Wys nur, stimmte ihm damit aber auch insgeheim zu. ,, Die Paladine sind nicht unbedingt für ihre Freundlichkeit bekannt. Respekt ja,
wenn man ihn sich verdient. Aber das war es auch schon.“ ,,Wieso ?“ ,, Im Rang stehen sie direkt unter den Schwertmeistern.“ , erklärte der Archont weiter. ,, Und damit haben sie genau bei der einen entscheidenden Prüfung versagt um sich diesen Titel zu verdienen.“ ,, Ihr unterzieht also alle eure Soldaten einer Prüfung um ihren Rang zu bestimmen ?“ ,, Nicht nur die Soldaten.“ , erwiderte Zyle. ,, Und nicht nur eine Prüfung. Es gibt über einhundert davon. Und man kann muss sie der Reihe nach absolvieren. Je nach dem, wie weit man
kommt, wird einem ein Platz zu gewiesen. Ob als Handwerker, Heiler , Kämpfer oder Gelehrter. Und innerhalb dieser Stände wird dann ermittelt, wer welche Aufgaben am besten Übernimmt. Wer sich Bewährt kann schnell in seiner jeweiligen Kaste aufsteigen. Wer sein Schicksal jedoch nicht akzeptiert wird eben auf dem Platz verbleiben, der ihm Zugewiesen wurde.“ ,, Ob aus einem Handwerker ein Schmied oder Schreiner, aus einem Soldaten ein Schütze oder Schwertkämpfer und ob aus einem Heiler ein bloßer Pfleger oder ein Feldarzt wird, steht jedem ganz nach eigener Neigung frei.“ , unterbrach Wys
ihn. ,, Man hängt also da fest, wo man versagt hat ?“ , fragte Jiy skeptisch. ,,Das klingt nicht wirklich nach einem gerechten System. Vielleicht verbessert sich derjenige im Laufe seines Lebens…“ ,, Theoretisch ist es erlaubt, die hundert Prüfungen nach Ablauf von 10 Jahren noch einmal von Vorne zu bestreiten. Aber die wenigsten machen davon gebrauch. Bis dahin haben sie sich meistens eingelebt. “ Kellvian wirkte nicht überzeugt. ,, Und wer bei allen Tests versagt ?“ ,, Das… passiert nur sehr selten. Zum Farmer reicht es für so gut wie jeden.“ , erklärte Wys. ,, Die Prüfungen werden
schwerer je höher der Rang ist, dem man durch das Bestehen zugeordnet werden würde.“ ,,Das beantwortet allerdings meine Frage nicht.“ ,,Nein, das tut es nicht. Wer es nicht schafft… wird fortgeschickt. Die wenigsten kehren je zurück.“ ,, Das heißt ihr schickt sie zum sterben in die Wildnis.“ , bemerkte Erik nur trocken. ,, Redet es nicht schön. Hundert Prüfungen also… Und wie viele davon muss man bestehen um zum Paladin zu werden? “ ,,Neunundneunzig.“ , antwortete der Archont ihm. ,,Die hundertste macht einen zum
Schwertmeister.“ Mittlerweile waren sie hoch genug über den Straßen der Stadt, das sie einen Blick über die Äußere Mauer werfen konnten. Auf einer Seite grenzte Helike direkt an den Meeresarm, der die Küste auf einer Seite in einem Horn ausliefen ließ. Noch immer brannten Feuer auf dem Wachturm, der die Halbinsel einnahm. Rings um den Rest der Stadt erstreckte sich endlos erscheinende Steppe, die nur hier und da durch grüne Erhebungen und einige Bauernhöfe und Farmen unterbrochen war. Zyle hatte das Gefühl, in der klaren Luft bis zu den Grenzen mehrere Tagesreisen weit im Osten sehen zu können. Und irgendwo weiter im
Süden wich die ausgezehrte Erde und das Steppengras den, erstarrten Wellen der Dünen. Die Wüste war ein Ort, an den sich nur die wenigsten wagten. Die meisten Siedlungen von Laos lagen an der Küste oder weit genug von den endlosen Sandfeldern entfernt. Die Tore zur inneren Stadt standen offen, als sie sich näherten. Die zwei dunklen Torflügel waren, so weit Zyle sich zurück erinnern konnte, noch nie geschlossen worden. Sand und Erde hatten sich vor dem hölzernen Portal angesammelt und vereinzelte Pflanzen bereits darin Halt gefunden. Vermutlich war es bereits schlicht nicht mehr möglich, den Durchgang ohne weiteres
zu versiegeln. Eiserne, mit Blattgold verzierte Bänder hielten die Holzbalken der Tore an ihrem Platz und über dem hohen Steinbogen, der das Torhaus nach oben abschloss, prangte ein in den gelben Stein gemeißeltes Rankenmuster. Wys wurde kaum langsamer, als sie schließlich ihren ersten Schritt in das eigentliche Zentrum Helikes setzten. Die Straßen hier oben waren befestigt und mit grauen Steinfließen gepflastert. Große Säulen aus weißem Gestein folgten dem Verlauf der Wege, als wären diese einmal Überdacht gewesen und links und Rechts der Straßen erhoben sich weitere Gebäude aus demselben, marmorartigen Material.
Sie passierten mehrere Hallen, deren Wände offen gehalten waren, so das sich die Hitze des Tages nicht unter den Dächern stauen konnten und solche, die scheinbar keinerlei Fenster aufwiesen. Alle Straßen, die die kleine Gruppe einschlug, verliefen in scheinbar genau ausgerichteten, rechten Winkeln. Entweder sie führten in einer graden Linie von Süden nach Norden oder von Westen nach Osten. Zyle kannte die Architektur der inneren Stadt und wusste, das sich dieses strenge Konzept erst im Mittelpunkt der Anlage veränderte. Alles bildete hier einen einzigen Komplex aus den Hallend er
Gelehrten, den Unterkünften der Schwertmeister, Rats und Schriftkammern, den Archiven und dem Sitz der Archonten fast im Zentrum der Stadt. Der graue Rundbau ragte ,am Nordende eines großen Platzes, deutlich sichtbar über die übrigen Bauten der inneren Stadt hinaus. Bunt gefärbtes Glas war in die Wände der einzelnen Stockwerke eingelassen und mehr als eines davon zeigte das Profil eines Helden von Laos. Schriftlehrer, die sich durch ihre Arbeit hervorgetan hatten, Archonten, deren Regierungszeit als besonders Erfolgreich galt und natürlich die Schwertmeister, denen wohl die meisten Abbilder zuzusprechen waren.
Die eigentliche Mitte der Stadt jedoch wurde durch einen großen Quarzsarg eingenommen, der erhöht auf einem Sockel aus Marmor stand. Die gepflasterten Wege verließen hier ihren gewohnten Weg und verliefen in mehreren, konzentrischen Kreisen um eine Ansammlung von Säulen herum, die den gesamten Platz mit dem Sarkophag einschlossen. Querverlaufende Linie aus Pflasterstein verbanden die einzelnen Kreisebenen miteinander und ergaben somit beinahe den Eindruck eines Spinnennetzes. Zyle konnte die fragenden Blicke der anderen sehen, als sie auf den Platz hinaus traten. Ohne es
wirklich zu merken, neigte er etwas den Kopf, als würde er den verfallenen Überresten in ihrem Gefängnis aus Quarz respektvoll zunicken. ,, Es ist lange her.“ , murmelte er. Zyle sah über den Platz hinweg zum grauen Steinbau im Norden. Die Knochen lagen nach wie vor genau so, wie der Gejarn sie in Erinnerung hatte. Auch wenn es mitten in der Nacht gewesen war, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Die ausgeblichenen Überreste von Stoffbahnen und Kleidung des Toten, waren teilweise zwischen die Knochen gesunken und verbargen so den Großteil des skelettierten Körpers, der einstmals den Namen Laos getragen
hatte. Wys hielt zum ersten Mal langsamer und blieb schließlich vor dem Kristall-Sarkophag stehen. Jetzt trennten sie vielleicht noch ein paar Schritte von ihrem Zusammentreffen mit den Archonten. War die Stadt am Fuß der Mauern belebt gewesen, so herrschte hier oben eine geradezu gespenstische Ruhe. Lediglich einige Paladine hielten Regungs-und wortlos an den Eingängen der Häuser Wache. Ansonsten hätte der gesamte Ort auch genau so gut verlassen sein können. Wys machte nach wie vor keine Anstalten, sie weiter zu führen. Jeder der Zufällig vorbei kam, hätte es vielleicht für Respekterweisung halten können.
Zyle jedoch sah den Ausdruck stumpfer Resignation, während dieser sich ein Blickduell mit den leeren Augenhöhlen lieferte. Als könnte er den Toten Lehrer so dazu zwingen, ihm irgendwelche Antworten zu geben. ,, Es bringt nichts, die Schriften zu hinterfragen.“ , murmelte er, so leise das nur Zyle ihn hören konnte. Der bittere Ton in seiner Stimme entging ihm dabei nicht. ,, Oder ?“ Offenbar hatte er gemerkt, das Zyle ihn ungewollt belauscht hatte. Der Gejarn wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Es schien mit seinen eigenen Zweifeln übereinzustimmen. Doch in seinen Augen machte es durchaus Sinn,
Laos zu hinterfragen. Jetzt schon… ,, Gehen wir weiter“ , erklärte der Archont im gewohnten Tonfall, als wäre nichts geschehen. Mit zwei großen Schritten war er an Zyle vorbei und dreht sich erst am anderen Ende des Platzes wieder zu ihm um. ,, Kommt ihr ? Ich würde die Geduld der Archonten nicht auf die Probe stellen wollen.“ Die anderen setzten sich wieder in Bewegung und folgten Wys auf den Turmbau zu. Nur Zyle blieb noch einen Moment stehen, wo er war. Hatte er gedacht, so zu Enden, als er seine letzte Prüfung zum Schwertmeister schließlich bestritt?
Nein… Die Prüfung der Schwertmeister fand auf dem Sarkophag-Platz statt. Ein Tag, an dem der sonst klare Himmel über Helike einmal Wolken verhangen war. Zyle konnte sich an den Geschmack von Regen in der Luft erinnern, als er auf den Platz hinaus trat. Alle einhundert Prüfungen bestanden aus körperlichen wie geistigen Tests. Mal galt es, sich im Kampf zu beweisen, mal gestellte Probleme zu lösen oder sein Talent beim erstellen von Plänen zu zeigen. Alles, was seinen Prüfern half, ihn einzuschätzen und ein Urteil über ihn zu Fällen. Der Weg des Schwerts war für
ihn schon früh abzusehen gewesen. Löste er die gestellten Denkaufgaben nicht immer zu voller Zufriedenheit, die militärischen Herausforderungen brachte er ohne größere Blessuren hinter sich. Die letzte Stufe der Leiter stellte in ihrem Aufbau dabei keine Ausnahme zum Rest. Nur bei dem, was auf dem Spiel stand. Heute würde sich entscheiden müsse, ob er den Platz als Schwertmeister oder Paladin verließ. Als jemand, der fast auf einer Stufe mit den Archonten stand und vielleicht eines Tages selbst in diesen Stand Berufen werden würde. Oder als jemand, den für immer der Makel des scharlachroten Umhangs brandmarkte. Als einer
derjenigen, die es fast geschafft hätten. Und dann versagt hatten… Für das einfache Volk lag keine Schande darin, aber ein Paladin würde für den Rest seines Lebens neidisch auf den einen Rang aufsehen, den er nicht erreichen konnte. Erniedrigung, die keine war, war noch schlimmer als echtes Versagen. Die letzte Prüfung bestand aus einem Duell. Nicht mit einem anderen Kandidaten. Nicht mit einem der Prüfer und Gelehrten, die die anderen neunundneunzig Schritte beurteilten. Sondern mit einem Mann , der sich bereits den Rang eines Schwertmeisters verdient hatte. Jeder, der die hundertste Prüfung auf sich nahm wusste, dass er
nur eine sehr geringe Chance hatte, seinen Gegner wirklich zu besiegen. Die Anwärter waren Jung und unerfahren, ihr Gegenüber einer der lebenden Legenden Helikes. Und für Zyle galt das besonders. Die, die es auf sich nehmen wollten, alle hundert Prüfungen über sich ergehen zu lassen, verbrachten oftmals drei Jahrzehnte damit sich Vorzubereiten. Er hingegen war mit grade einmal einundzwanzig Wintern vielleicht der Jüngste, der jemals so weit gekommen war. Und er würde nicht versagen. Es ging nicht darum, zu Gewinnen, sondern zu zeigen, das er das Potential hatte, eines Tages auf einer Stufe mit seinem ausgewählten Gegner zu stehen.
Zyle betrat den Platz nur mit einfacher, grauer Kleidung und einem Breitschwert in der Hand. Sein Gegner trug die gleiche Ausrüstung wie der Gejarn. Ein Mensch, vielleicht zehn Jahre älter als er selbst. Die braunen Haare hatte er im Nacken zusammengebunden, damit sie ihm nicht in die Augen fielen. Zyle erfuhr Jahre später, das der Mann bei einem Angriff auf die Grenze Cantons ums Leben kam. Obwohl bereits klar schien, wer gewinnen würde, musterte sein Gegner ihn einen Augenblick, um ihn einzuschätzen. ,, Zyle Carmine“ , begann der Schwertmeister. ,, Es wird euch noch einmal Angeboten, zurück zu treten und
den euch bereits zugehörigen Platz in unseren Reihen einzunehmen.“ ,, Nein.“ ,, Dann stellt euch, was euch erwartet.“ Mit diesen Worten war der formale Teil der Prüfung abgeschlossen und es blieb nur noch, die Waffen entscheiden zu lassen. Die Klingen waren zwar stumpf, aber ein mit Wucht geführter Schlag konnte nach wie vor schwere Blessuren zur Folge haben und Knochen brechen lassen. Zwar war es nicht zulässig, einen Gegner bei den Kämpfen absichtlich zu töten, aber ein versehentlicher Hieb auf den Schädel konnte nach wie vor einen der Kontrahenten das Leben kosten. Traditionell war es dem Prüfling
überlassen, den Kampf zu eröffnen. Zyle zögerte noch einen Moment, während sich seine Hand fester um den Schwertgriff schloss. Der erste Hieb war eine Gelegenheit und eine Herausforderung zu gleich. Machte er jetzt schon einen Fehler, war es aus. Zyle stürzte vor, die Klinge zum Schlag erhoben. Im selben Moment kam Leben in den Schwertmeister und der Gejarn stellte bestürzt fest, dass der Mann den Hieb offenbar vorhergesehen hatte. Rasch änderte er die Schlagrichtung der Waffe und hoffte, dadurch etwas zu erreichen. Stahl prallte auf Stahl. Zyle sprang zurück und versuchte es sofort erneut. Dieses mal trat sein Gegner mit
einer eleganten Bewegung zur Seite und ließ das eigene Schwert in den Rücken des Gejarn krachen. Zyle stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug hin. ,,Gebt ihr auf ?“ , wollte der Schwertmeister wissen, als er sich mühselig wieder aufrichtete. Der Hieb hatte nichts gebrochen, aber jede Bewegung schmerzte. ,,Nicht heute.“ , erklärte er, als er schließlich einen sicheren Stand wiederfand. Sein gegenüber nickte anerkennend. ,, Das ist genau der richtige Geist. Stahl ist kein bloßes Werkzeug, Junge. Vergiss das nicht. Dein Kopf muss genau so sehr damit umgehen können wie dein Herz.
„ Zyle nickte nur. Die Lektion von Laos, die schon jedem einfachen Soldaten eingebläut wurde. Deine Technik kann noch so gut sein, wenn du nicht hinter dem stehst, für das du kämpfst, wirst du verlieren. Und du kannst noch so sehr von dem Überzeugt sein, was du tust, ohne deine Waffe zu beherrschen, wirst du verlieren. Er brauchte beides, wenn er auch nur den Hauch einer Chance haben wollte. Nun denn…“ Der Schwertmeister ging ohne Vorwarnung auf ihn los, doch dieses Mal war Zyle besser vorbereitet. Er parierte den ersten Hieb und wich zurück um auch den zweiten Abzufangen.
Der Mann trieb ihn mit einer wilden folge von Schlägen über den Platz, aber bis jetzt konnte er sich noch behaupten. Trotzdem geriet er langsam aber sicher in Bedrängnis. Es war Verboten, den Kreis der Säulen während der Prüfung zu verlassen. Und offenbar hatte sein Gegner vor, ihn einfach aus dem Ring zu prügeln, wenn er nicht schnell die Oberhand gewann. Ihm blieb nur, zu improvisieren. Zyle warf sich zur Seite und rollte sich über die Schulter ab. Er konnte spüren, wie der Luftzug der Klinge ihn knapp verfehlte, dann schlug er auf dem Pflaster auf und sprang blitzschnell wieder auf die Füße. Der Schwertmeister seinerseits hatte es noch
nicht geschafft, sich ganz zu ihm herumzudrehen. Zyle nutzte die Lücke und griff den Mann nun seinerseits an. Entweder war der Schwertmeister schon erschöpft, oder er erwischte ihn einfach in einem ungünstigen Moment, aber der Mann wich zurück und konnte der Attacke nur mit Mühe entgehen. Einige wenige Herzschläge lang, hatte keiner von ihnen die Oberhand. Stahl traf auf Stahl oder lief ins leere, ohne das einer von ihnen etwas erreicht hätte. Sie befanden sich direkt am Rand der Säulen. Zyle hatte keine Zeit lange nachzudenken, aber wenn er dem Schwertmeister jetzt einen Tritt versetzte, würde dieser ohne Zweifel aus
dem Ring stolpern. Er hätte gewonnen... Und offenbar war das auch seinem Gegner plötzlich klar geworden, den er verstärkte seine Anstrengungen, den Gejarn wieder auf den Platz zurück zu treiben. Und doch wäre das noch ein Sieg, den er für sich Beanspruchen konnte? Die Regeln waren klar, Gewonnen wäre gewonnen… Wie blieb jedem selbst überlassen. Jetzt oder nie. Zyle wehrte einen weiteren Hieb ab… und Zyle trat einen Schritt zurück. Damit hatte der Schwertmeister plötzlich wieder mehr Luft und setzte rasch nach. Ein weiterer Hieb und dem Gejarn wurde das Schwert aus der Hand geschleudert. Das war
nicht, wie er gewinnen wollte. Ein Trick blieb ein Trick, ob die Regeln ihn zuließen oder nicht. Und doch für sich hatte er den Mann eben besiegt. Das reichte ihm. Ob er nun als Schwertmeister oder Paladin anerkannt wurde… Er würde immer wissen, dass dies nicht geschah, weil er versagt hatte. ,,Gebt ihr auf ?“ , wiederholte der Schwertmeister seine Frage von zuvor. Zyle nickte nur, schwer atmend. Sein Gegner ließ die Waffe sinken und setzte die Spitze des Schwerts auf dem Boden ab. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mannes. ,, In diesem Fall erkenne ich hiermit euren Anspruch auf den Titel eines
Schwertmeisters an. Von diesem Tag an, seid ihr den Archonten selbst als Schwert und Schild berufen.“ ,, Aber ich habe verloren…“ ,, Wir beide wissen, das der Sinn dieser Prüfung nicht der Sieg ist. Ihr habt heute noch eine dritte Lektion gelernt und das ist alles, was es braucht. Wenn ihr nicht mit dem Herzen hinter etwas steht… ist es manchmal besser zu verlieren, als damit zu Leben.“ ,, Das stammt aber nicht aus Laos Schriften…“ ,, Nein, das stammt von mir. Es ist lediglich die logische Folge der ersten beiden Lektionen. Dennoch hoffe ich, dass ihr diese hier nie wieder anwenden
müsst. Zweifel sind das Gift, das es unter den Schwertmeistern nicht geben kann.“
Zyle nickte erschöpft. Die Worte waren fern. Was wichtig war, war, das er es geschafft hatte. Bis Wys ihm ein halbes Jahr später folgte, war er der jüngste Schwertmeister, den Helike je gesehen hatte.
| abschuetze Das waren ja 10 Seiten mehr ;-) |
| EagleWriter Jap, wurde etwas länger alles als geplant^^ lg E:W |