Humor & Satire
Die bekloppte Ehefrau

0
"Die bekloppte Ehefrau"
Veröffentlicht am 13. September 2014, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ein alter Prof. Dr. der Theologie, musste einst für zwei Monate sein Patenkind, ein kleines Mädchen, beherbergen. Jeden Abend setzte er sich an das Bett des Kindes und las aus einem Buch vor. Düster und spannend waren die Geschichten, doch zum Leidwesen des Kindes, begann er täglich eine andere, ohne die vorherige zu beenden. So angenehm dem Mädchen auch die Tage gestaltet wurden ... so konnte es doch kaum die Abende erwarten. Brav lernte es, ...
Die bekloppte Ehefrau

Die bekloppte Ehefrau





Alexander Büttelberger

(seines Zeichens Heimhandwerker),

sehr zum Kummer seiner Hanne,

denn sie weiß von ihrem Manne,

dass er, (statt was zu vollenden)

mit zwei linkisch linken Händen

alles was er mal behandelt

ruckizuck in Schrott verwandelt.

Doch grad heut' kommt sie ins Wanken,

spielt sie doch mit dem Gedanken,

sich das Stübchen zu erhellen.

Männe muss den Baum drum fällen,

der sich breit macht vor dem Fenster,

sie verscheucht die Angstgespenster

und hat bald das Bild besiegt,

dass das Haus in Trümmern liegt.

"Alexander! Hol' das Beilchen!

Ich mach' Frühstück dir derweilchen!

Und sie mahnt den holden Gatten:

"NUR den Baum, denn er wirft Schatten,

hack mir ja nicht ins Gemäuer,

denn Verputzer die sind teuer!"

Alexander Büttelberger

glaubt ja, er sei Heimhandwerker,

nimmt das Beil, saust  in den Garten,

'Heute wird auch nichts entarten',

nimmt er sich ganz eisern vor,

Hannes Mahnung noch im Ohr,

misst den Baum mit Kennerblicken,

sieht ihn schon in Brennholzstücken.

Und des Mannes Daumen gleitet

übers Eisen, ob es schneidet.

JA, es schneidet und zwar kräftig,

denn der Daumen blutet mächtig.

"Autsch!", brüllt unser Handwerksmeister,

"Himmel, Arsch und Scheibenkleister!"

Ach, das Wehleid ist sein Laster,

und er sehnt sich nach 'nem Pflaster

doch sein Stolz erringt den Sieg,

er erklärt der Axt den Krieg.

"Leiden sollst du Mörderklinge,

wenn ich dich nun kraftvoll schwinge!"

Und er schwingt die Axt mit Macht ...

Leider hat er nicht bedacht:


Holz kann schwellen, Holz kann schrumpfen

und so tut's 'nen Schlag ('nen dumpfen),

locker war der Stiel vom Beile

drum die Klinge springt mit Eile

an den Baum und flugs zurück

ritzt des Rasers Hals ein Stück.

Drauf spritzt eine Blutfontaine

aus der angeritzten Vene

und es läuft auf sein Geschrei

Gattin Hanne flink herbei.

Alexander Büttelberger

liegt und spielt perfekt den Sterber.



"Huch!" ruft Hanne ganz entsetzt

als sie nach Verbandszeug hetzt.

Und mit heftig zittrig Händen

stillt das Blut sie mit Verbänden

wickelt noch und noch 'ne Rolle,

dass der Strom versiegen solle,

drauf geht sie telefonieren:

"Doktor, schnell, es tut pressieren!"

Steht dann an der Tür getreulich,

(Alexander wird grad bläulich)

dass der Arzt sie besser findet

(Alexander sich arg windet)

schon ertönt Sirenenklingen

(Alex hört die Englein singen).

Als der Doktor helfen will,

liegt der Büttelberger still.





Er fühlt den Puls und hebt die Lider,

dann dreht er sich zur Hanne wieder

und sagt dem Weib ganz unumwunden:

"Pardon, den hamm se FALSCH verbunden!"

>

0

Hörbuch

Über den Autor

Fabiana
Ein alter Prof. Dr. der Theologie, musste einst für zwei Monate sein Patenkind, ein kleines Mädchen, beherbergen. Jeden Abend setzte er sich an das Bett des Kindes und las aus einem Buch vor. Düster und spannend waren die Geschichten, doch zum Leidwesen des Kindes, begann er täglich eine andere, ohne die vorherige zu beenden.
So angenehm dem Mädchen auch die Tage gestaltet wurden ... so konnte es doch kaum die Abende erwarten. Brav lernte es, die Tischgebete vor den Mahlzeiten fehlerfrei aufzusagen, denn ohne Artigkeit und Fleiß, hätte sich der gütige, aber auch strenge Betreuer, nicht zum Vorlesen bewegen lassen.
Die Tage flogen dahin und die Seiten, die noch zu lesen waren, wurden weniger und weniger. Man schrieb das Jahr 1965, eine Zeit, in welcher Kinder nicht ungefragt redeten und nervige Bettelei nicht geduldet wurde. Deshalb schluckte der kleine Gast auch tapfer die Tränen hinunter, nachdem der alte Herr am letzten Abend die letzte Geschichte unterbrach, das Buch zuklappte und sich erhob. Doch er ging nicht wie sonst, direkt aus dem Zimmer, sondern stand am Bett und lächelte das Mädchen an. "Du kommst in einigen Monaten zur Schule. Lerne fleißig Lesen. Wenn du es kannst, dann lerne die alte Schrift. Komm zu mir, wenn du sie beherrschst und ich schenke dir dieses Buch. Nur so wirst du jemals erfahren, wie all diese Geschichten ausgehen."

Nach dem Ende des ersten Schul-Halbjahres, war das Kind in der Lage, dem Patenonkel aus einem alten Buch fehlerfrei vorzulesen. Als es mit der Mutter auf dem Heimweg in der Straßenbahn saß, hielt es seinen Schatz ganz fest. Ein kleines, aber dickes, rot eingebundenes Buch von Wilhem Hauff. Und darin waren alle Geschichten aus "Die Karawane" und "Das Wirtshaus im Spessart".
Die Liebe zu Gott zu finden, dafür haben zwei Monate nicht gereicht.
Für die Liebe zum Lesen, reichte der Anfang einer ersten Geschichte.

Herzliche Grüße an alle, Fabiana

Leser-Statistik
22

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
avewien Ein Genuss! Abgesehen vom Thema und der Verarbeitung...der Rhythmus ist fantastisch zu lesen!!

LG
Andreas
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Also, gelinde gesagt: Ich bin begeistert! Warum? Zum einen zeigt dieses Gedicht ein handwerkliches Verständnis, das hierorts selten anzutreffen ist. Zum Zweiten funkeln wunderbare kleine Diamanten zwischen all den makellosen Perlen ("misst den Baum mit Kennerblicken, sieht ihn schon in Brennholzstücken"), und last but not least wird am Ende eine wirklich bitterböse Pointe serviert. Chapeau, liebe Fabiana, das ist ganz großes Kino!

Dok
Vor langer Zeit - Antworten
Fabiana Danke, Dok, da ich mich davon überzeugen konnte, wie perfekt du die Dichtkunst beherrschst, betrachte ich deine Worte als wunderbares Kompliment. Sonnige Grüße und auf ein Wiederlesen, Fabiana ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Amarillo Eine spannendes Handwerkergedicht, hab ich gerne gelesen.
Lieber Gruss, Felicitas
Vor langer Zeit - Antworten
Fabiana Herzlichen Dank, Amarillo. ;-))
Und natürlich einen lieben Gruß in deine Richtung, Fabiana
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Das war ja ein Lesespaß! Gut gemacht!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Fabiana Herzlichen Dank, Kara und fröhliche Grüße, Fabiana. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Aber echt bekloppt :)
Hat Freude gemacht zu lesen ... so schön locker
LG Ella
Vor langer Zeit - Antworten
Fabiana Herzlichen Dank, liebe Ella, denn dein Kommentar macht wiederum mir Freude. ;-)
Sonnige Grüße, Fabiana
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

118374
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung