Fantasy & Horror
Schattenwurzeln

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"Schattenwurzeln"
Veröffentlicht am 11. September 2014, 66 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Es gibt viele Gründe für das Schreiben, zum Einen möchte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen, zum Anderen mit meinen Geschichten etwas bewirken. Vielfach sind es nur Gedankenspiele, die einfach nur auf Papier gebracht werden müssen. Der Wahrheit Funke entfacht ein Feuer. veritas.
Schattenwurzeln

Schattenwurzeln

Prolog

Irgendwo auf dem Meere Imdrasul, 2523. Sonnenzyklus, Spätherbst


Die Planken der Meerestrotz knarrten unter dem Gewicht der Ware und der anrollenden Brandung. Schwere gepanzerte Stiefel polterten über das schwankende Deck und versuchten das Gleichgewicht zu halten - was bei dem hohen Wellengang keineswegs einfach war.  Tiefe Stimmen brüllten Befehle über Deck, die nur von den Umstehenden vernommen wurden, denn der Wind riss die Stimmfetzen auseinander und wehte sie in den dichter werdenden Nebel.

“Wir fahren direkt in eine Waschküche, wir sollten wenden!” Ertönte eine raue Stimme vom Bug her. Dort lehnte ein Zwerg an der schwankende Reling dessen Kettenhemd und Helm vollständig mit kleinen Dunsttröpfchen übersät war. Sein Bart war schwarz und fiel in stattlichen Zöpfen auf seine breite Brust - es musste Tage gedauert haben die metallenen Zierspangen  ins widerspenstige Gesichtshaar einzubinden. Das schwarze Haar hing nass aus dem Helm hervor und klebten auf der wettergegerbten Stirn.

“Solange Zagrom der Meerestrotz wohl gesonnen ist kann uns nichts geschehen.” - antwortete zuversichtlich ein kleiner, dicker Zwerg der in teure braune

Gewänder gehüllt war und einen dreieckförmigen Hut trug . “Vertrau mir Gondrabur, Zagrom ist mit uns” er klopfte mit einem beringten Finger auf die Planke und schaute geradeaus, direkt in die graue Nebelbank die sich unaufhörlich näher schob. Aber ich kann dich verstehen mein Freund, wenn dieser Nebel nicht aufhört müssen wir umkehren oder uns einen anderen Weg nachhause suchen.

Die braunen Augen des dicken Zwerges wurden stumpf und wanderten zurück in die Vergangenheit. Sie, die Zwerge der V. hatten es geschafft. Sie hatten das große Meer von Imdrasul überquert, dass was Menschen und Elben nicht

bewerkstelligen konnten hatten sie vollbracht. Wir sind eben doch besser als die Spitzohren. Der Zwerg musste grinsen. Die neuen Lande die sie, nach Mondzyklen entdeckt hatten waren voll morbider Schönheit gewesen. Schwarze Klippen mit toten Bäumen übersät, grüne Moore in denen es brodelte und blubberte und graue Steinsteppe soweit das Auge reichte. Sie hatten Städte von Fern gesehen die von unbeschreiblicher Eleganz und Größe waren, doch etwas derart düsteres und bedrohliches ausstrahlten das die Zwergen sie mieden. Ihre Mauern - so erinnerte sich der dicke Zwerg - sahen aus als bestünden sie aus Knochen oder sehr hellem Gestein, ihr

Schimmern übertraf alles was ihre Augen je erblickt hatten.

“Bandalor, was ist mit dir?” Hörte er Gondrabur besorgt fragen, Bandalor schüttelte nach vorne gewandt den Kopf. “Es ist nichts, ich dachte nur gerade an unsere Reise.” er lehnte seinen Bauch an die Reling und schaute auf die Galionsfigur, die eine dralle Zwergin mit Bierhumpen darstellte. Sie war mit Goldintarsien und Silberzierrat verschönert worden und bildete das Prunkstück der Meerestrotz.

“ Ja unsere Reise…” Grummelte Gondrabur und kaute auf einer seiner Bartsträhnen herum, während seine Füße versuchten dem hohen Wellengang

auszugleichen.

“Weißt du Käptn, ich habe noch nie eine solch sinnlose Reise unternommen. Wir verloren 3 Schiffe für nichts und wieder nichts.” Er wandte sein wettergegerbtes Gesicht Bandalor zu und sah ihm in die Augen. Dieser erwiderte den traurigen Blick und wollte gerade etwas antworteten als eine gewaltige Woge über Deck spülte und sie von den kurzen Beinen riss. Bandalor rutschte übers beplankte Deck und prallte mit dem Kopf gegen die hölzerne Reling, er ergriff ein Seil und hielt sich daran fest. “Verdammter Orkendreck ! Dieses verfluchte Wetter wird uns noch den Tod bringen.” Hörte er Gondraburs

ungehaltene Stimme.

Er hat recht, wir müssen eine wind- und Seegeschützte Bucht finden, sonst holt uns noch das Meer ins feuchte Grab.

Er sah um sich und entdeckte zahlreiche Zwerge die triefend und keuchend aufstanden um sich an Seile oder Masten zu klammern.

Bandalor spürte wie er am Arm gepackt und nach oben gezogen wurde. Neben  ihm stand ein triefnasser Gondrabur der ihn eindringlich musterte. “Also Käptn, ankern oder Schutz suchen, hier kommen wir nicht weit.” Er zeigte in die Nebelwand die immer dichter wurde. “Das Eine könnte für uns zyklenlange Suche bedeuten, das Andere den sicheren

Tod oder unsere Rettung.” Er strich sich über seinen nassen Bart und wrang sich das salzige Seewasser raus.

Bandalors Augen glitten über sein Schiff, seine Matrosen und die endlose Nebelbank. Sollen wir es wagen?

“Steuer hart Backbord!” Schrie er augenblicklich Befehle sodass sein weißer, gelockter Bart bebte. Sein Gesicht wurde entschlossen und seine braunen Augen strahlten ein Feuer aus, das aus der tiefsten Schmiede Zagroms zu stammen schien. Entweder jetzt oder nie!

Bandalor strich sich  die weißen Haare nach hinten sodass sie in feuchten Strähnen in seinen Nacken hingen. Die

Matrosen rannten von einer Seite des schweren Holzschiffes zur nächsten, befestigten Leinen neu, refften die Segel und vertäuten die Waren die lose umher lag. Jetzt nur nicht Schwäche zeigen, ich muss ein gutes Vorbild für die Mannschaft sein. Sagte Bandalor zu sich selbst und packte tatkräftig mit an. Auch Gondrabur half mit, warf jedoch immer wieder neugierige Blicke auf Bandalor, er wollte wissen was der alte Kapitän vor hatte.

Die Zeit verging, und die Meerestrotz wendete sich stockend in die vorgegebene Richtung. Das Seewasser spritzte hoch über die Reling und benässte die schaffenden Zwerge, die mit

neuem Eifer an ihre Sache gingen. Todesfurcht und Angst vor dem Ungewissen. Erahnte Bandalor den Grund ihrer neuerlichen Schaffenskraft.

Er als Kapitän hatte die Verantwortung über die Mannschaft und sein Schiff. Sollte ihnen etwas geschehen würde sein Name in Schimpf und Schande ausgesprochen werden.

“An die Ruder !” Ertönte die Stimme seines Adjutanten, Gondrabur winkte dem Kapitän zur Bestätigung.  Die schwitzenden und von Gischt überzogenen Zwerge eilten zu den Ruderbänken die im Bauch des Schiffes lagen. Diese waren an beiden Seiten mit elf Sitzbänken für je zwei Personen

bestückt. Die Ruder waren aus dem härtesten doch leichtestem Stahl gefertigt den die Zwerge aller Stämme kannten, dies ermöglichte eine gleitende doch kräftige Geschwindigkeit des Bootes.

Bandalor hörte die Trommel aus dem niedrigen Schiffsbauch dröhnen - welche die Ruderer anspornen sollte - und empfand Mitleid mit den ohnehin schon erschöpften Zwergen. Er ging die glitschigen - von Seewasser durchnässten - Stufen hinab und blieb neben dem Trommler stehen.

Bandalor schaute in die verschwitzten und angestrengten Zwergengesichter die ihn mit leichter, doch unübersehbarer

Missgunst musterten. Wenn ich nicht aufpasse kann die Missgunst zu Hass umschlagen, ich kann es ihnen nicht verdenken.

Er musste etwas tun, er musste ihnen zeigen das er zu ihnen gehörte und genauso mithalf ihr Leben zu retten wie seine Matrosen. Er schritt zwischen den Ruderbänken hindurch und klopfte einem besonders erschöpft aussehenden Zwerg auf die Schulter um ihn abzulösen. Dieser sah ihn erstaunt an, doch machte ihm bereitwillig Platz.  

Bandalor setzte sich auf die abgewetzte Holzbank und ergriff das nach Metall und Schweiß riechende Stahlruder. Er brauchte nicht lange um in den Rhythmus

zu kommen und ihn zu halten.

Leder knirschte, Zwerge keuchten und fluchten - doch sie gaben nicht auf, langsam bewegte sich die Meerestrotz vorwärts schräg gegen die anrollende hohe Dünung. Die Arme des alten Kapitäns fingen an zu zittern und zu schmerzen, aber er hielt stand.  Bandalor verfiel in einen merkwürdigen monotonen Zustand, indem er nichts mehr spürte und nur noch seine kurzen kräftigen Arme bewegte. “Käptn, du solltest aufhören schau deine Hände ! Warte ich löse dich ab.” Bandalor schrak zusammen,  drehte sich um und sah seinen Adjutanten . Gondraburs Augen waren auf die Hände des Kapitäns

gerichtet, dieser erstarrte und schaute auf seine blutigen und von Blasen übersäten Handflächen. Das Stahlruder hatte sich rot gefärbt und der metallisch riechende Lebenssaft rann an dem Metall herab.

“Einverstanden, ich übernehme dann das Ruder.” Die beiden Zwerge wechselten die Plätze. “Aber dafür sagst du mir bei der nächsten Ablösung was du vor hast.“ Bandalor schaute seinem Adjutanten erneut in die stechenden doch freundlichen braunen Augen und nickte, er  wischte sich die Hände an seinen teuren Gewändern ab - wo sie rote Schlieren hinterließen - und ging zurück zur hölzernen Leiter. Der Kapitän musste

sich nicht umdrehen um zu wissen das ihn seine Matrosen mit Blicken verfolgten, diesmal nicht mit Missgunst sondern mit Achtung. Bandalor musste erneut grinsen.

Ich gehöre eben doch nicht mit meinen vierhundertdreiundfünfzig Zyklen zum alten, brüchigen Eisen.

Er stieg die Stufen hinauf und bekam sofort einen Schwall Meerwasser in den Nacken. Bandalor grummelte und nahm seinen Hut vom Rücken, den er dort mit einem Band befestigt hatte, und setzte ihn auf sein ergrautes Haupt. Der dreikantige Lederhut mit der breiten Schlappe sollte verhindern dass das Regenwasser in seinen Rücken lief. Aber

vor solch riesigen Meerwogen bewahrte dieser natürlich nicht.

Der Kapitän der Meerestrotz lauschte in den tosenden Sturm. Vernahm jedoch alle Geräusche gedämpft, das Knarren der Planken, keuchen der Matrosen und das Tosen des Windes - der Nebel legte sich wie eine schwere weiße Wolldecke auf das Schiff und seine Mannschaft.

Bandalor ging über das schwankende Deck, hin zum hoch gelagerten Bereich wo sich das Steuerrad befand.  Plötzlich hörte er ein hohes, zu schrilles Geräusch das er bis jetzt noch nie auf einem Schiff vernommen hatte, es war ein stilles und weinerliches Jammern. Bandalor blieb mit schwankenden Beinen auf dem Deck

stehen und lauschte erneut.

Jetzt vernahm er es genau, es war ein Schreien. Was kann das sein, oder sind das Meeresgeister die mich narren wollen. Zagrom schütze mich.

Er folgte dem Geräusch das ihn zu einem Stapel Hanfseile führte, der in mehrfachen Windungen zu einem hohen Turm gebunden worden war. Bandalor warf sich seinen langen Bart mit Schwung auf den Rücken - sodass sich dieser nirgends verhakte - und hob langsam das Bündel Seile an.

Darunter kam ein geflochtener, schwarzer Korb hervor. Bandalor packte den Korb mit einer Hand und zog ihn unter dem Stapel Seile hervor. Er spürte

an seinen Finger eine seltsame Art von Stoff, eher wie Haare denn Wolle. Als er den Korb vollständig hervorgezogen hatte sprang er mit einem Geräusch des Ekels nach oben. Bandalor hatte richtig gedacht, der Korb bestand aus langen, schwarzen Haaren die ineinander verwoben und geflochten waren und einen kleinen mit einer Decke ausgepolsterten Korb bildeten. Einer seiner Matrosen der gerade Wache schob schaute fragend zu ihm, aber Bandalor winkte rasch ab. Ihn trieb die Neugier, stammte das gehörte Geräusch etwa aus diesem Korb oder hatten ihn seine windgepeinigten Ohren einen Streich gespielt. Der Kapitän der Meerestrotz

fasste sich ein Herz und schlug die samtene Decke zurück. Bandalor blickte in ein hübsches und makelloses Säuglingsgesicht, die Haut war weiß und zart, die Lippen und der Schädel sehr schmal… edel. Auf dem kleinen Köpfchen waren schwarze Haare zu sehen, das Kind drehte seinen Kopf und zeigte ihm somit die kaum merklichen Spitzen seiner rosanen Ohren. Das Geschehen um ihn herum verlor an Bedeutung, seine Gedanken überschlugen sich.

“Ein Elbenbalg…” Entfuhr es ihm laut. Das Elbenkind schlug die Augen auf und Bandalor erstarrte, die Augen des Kindes waren verschwunden. Wo einst vielleicht

zwei wunderschöne Augen hätten sein müssen, gähnten nun schwarze unergründliche Löcher in dem Kindskopf.  Das arme kleine Ding. Wer hat dir das angetan?

Mitleid für den Säugling überdeckten die Fragen und Sorgen in Bandalors Geist.

Er starte nur auf die leeren Augenhöhlen.

“Käptn, was hast du da?” Hörte er die Stimme Gondraburs neben sich, der abgelöst worden war. Seine schwielige Hand griff nach dem Korb ausstreckte.

“Sieh selbst, und sage mir was du davon hälst.” Gondrabur nahm den Korb in die Hand und hätte ihn beinahe fallen lassen als eine Woge das Schiff anhob. Der schwarzbärtige Zwerg schlug grob die

Decke zurück und sog pfeifend die Luft zwischen den Zähnen ein.

Seine Augen stierten wie gebannt auf den Korb, er hob die gepanzerten Arme und wollte ihn in das wogende Meer werfen, aber Bandalor fiel in den Arm. “Was tust du da, du Narr?!” Er schaute Gondrabur ins runzelige Gesicht wo sich blanke Angst widerspiegelte. Die Augen seines Adjutanten waren weit aufgerissen, das Gesicht hatte eine bleiche Farbe angenommen - was durch den schwarzen Bart noch mehr hervorgehoben wurde.

Der dicke Kapitän versuchte den stahlharten Griff Gondraburs vom Korb zu lösen was ihn aber nicht gelang. “Gib mir den Korb Gondrabur.” Bandalor

wollte aus irgendeinem Grund nicht das dem Kind etwas geschah, Elb hin oder her. Ihre Völker verband eine ewig währende Feindschaft, die meist zu Gefechten und zu Gemetzeln untereinander geführt hatte. Aber dafür konnte schon gar nichts dieses arme Geschöpf. Vielleicht lässt sich mit diesem Kind so eine Art Frieden zwischen uns und den Spitzohren herstellen, ist das ein Zeichen Zagroms - der ein Zeitalter des Friedens zwischen unseren Völkern wünscht?

“Um was mit dem Kind zutun ?” Die brüchige und raue Stimme seines Adjutanten unterbrach Bandalor in seinen Gedankengängen.

“Um es in meine Kabine zu nehmen und es zu versorgen.” Was ist mit ihm nur los? So ängstlich und energisch hatte er den harten, mutigen doch stets loyalen Zwerg noch nie erlebt. Selbst bei den stärksten Stürmen hatte er die Ruhe bewahrt und jetzt das, nur wegen einem Elbenkind.  

“Käptn wenn du das Kind an dich nimmst sind wir alle, die sich auf der Meerestrotz befinden dem Untergang geweiht. Dieses Kind bringt Unglück, ich kenne Legenden….”

“Legenden Gondrabur ? Seid wann interessierst du dich für Legenden. Dies ist nur ein  Elbenkind.” Bandalor wunderte sich immer mehr über ihn.

“KAPITÄN, vertrau mir, das Kind bringt Unglück. Ich bin schon seid zweihundert Zyklen Seemann und ich weiß über solche Bälger bescheid. Sie bringen uns den Tod!”

“Im Gegensatz zu dir Gondrabur Schnellhand vertraue ich auf meinen Verstand und nicht auf irgendwelche erfundenen Zeugnisse vergangener Tage. Ich sage das Kind kommt zu mir ! “ Bandalor verlor allmählich die Beherrschung, sein stattlicher Bart bebte, so einen Ungehorsam hatte er noch nie erlebt.

Doch Gondrabur zeigte keinerlei Angst vor ihm, er war drauf und dran Korb und Kind den wogenden Fluten zu übergeben.

Der Kapitän sah das sich in dem Gesicht seines Freundes und Vertrauten neben der Furcht, noch der Trotz hinzugesellt hatte. Ja die Starköpfigkeit seines Volkes war berühmt und vor allem bei diplomatischen Aufgaben sehr hinderlich. Wenn erst ein Zwerg in diesen Zustand verfiel gab er seine Meinung nie auf, er beharrte solange darauf bis sein Widersacher aufgab oder er diesen mit Gewalt dazu brachte. Bandalor selbst sah keinen Ausweg mehr, zum Einen er durfte solch aufmüpfiges Verhalten nicht dulden, zum Anderen wollte er das dem Kind nichts geschah.

“Matrosen, nehmt Gondrabur fest. Aber passt auf das dem Korb nichts geschieht,

der Inhalt ist wertvoll!” Der Kapitän trat einen Schritt zurück. Er wollte auf keinen Fall in ein Gerangel mit seiner Mannschaft verwickelt werden. Gondrabur sah Bandalor wütend an, aber er wehrte sich nicht als zwei der Wachmatrosen ankamen und seine Hände mit vier Lederbändern auf den Rücken verschnürten. “ Sperrt ihn in seine Kabine und verriegelt diese mit einem Balken.” Befahl er.

Bandalor wollte nicht das sein Freund wie ein Meuterer in den Schiffsbauch gesperrt wurde, diese Schmach wollte er ihm nicht antun. Es tut mir leid alter Freund. Aber du hättest auf meinen Befehl hören sollen.

Der dicke Kapitän schob einen seiner teuren Lederstiefel neben den Korb des Kindes, weil dieser wegen des harten Wellegngs zu kippen drohte. “Ihr werdet das alle bereuen, ihr hättet auf mich hören sollen. Dieses Balg bringt Unglück so glaubt mir doch ihr Narren !” Schrie Gondrabur außer sich während die Matrosen ihn unter Deck schoben. Bandalor atmete auf als sein Adjutant verschwunden war. Er nahm den Korb an sich und ging in seine Kajüte.

Dort angekommen entzündete er die Messing Lampen, welche stark schwankte und stellte den Korb auf sein kleines aber stabiles Bett. In dem Schein des grün-glimmenden Mooses entzündete er

sich seine Pfeife und betrachtete paffend das Elbenkind. Er überließ es seiner Mannschaft den richtigen Kurs zu halten, der Wind war mittlerweile etwas abgeflaut - was ihn nicht unbedingt an Bord zwang.

Was hat es nur mit dir auf sich, dass ein gestandener Seemann dich fürchtet?

Als hätte das Kind ihn vernommen schlug es erneut die schwarzen, unergründlichen Augenlöcher auf und wandte Bandalor den Kopf zu. Dieser beugte sein runzeliges altes Zwergengesicht über den Korb, sodass sein Bart dem Kind an der Nase kitzelte. Dieses griff prompt danach und nahm die weißen Haare in den Mund. Der Kapitän

musste lächeln, niemals könnte er diesem zarten Geschöpf etwas antun. Egal welche Bedenken seine Mannschaft hatte. Bandalor nahm den Säugling aus dem unheimlichen Haarkorb und legte es auf seine mit Daunenfedern gepolsterte Decke. Er zog die Mooslampe näher an sich heran und untersuchte den Korb genauer. Er nahm die seidene Decke, drehte und wendete sie. Sah aber außer einem fremden Zeichen nichts auf dem Stück weichem Stoff. Das Zeichen war mit Silberwolle sorgfältig hineingeworben worden und schmeichelte sich in Bandalors Gemüt, es hatte etwas verspieltes doch elegantes an sich. Wenn mir das Kind schon keinen

geschäftlichen Vorteil einbringen sollte, dann aber vielleicht der schmucke Korb hier.

Er stülpte den Korb um und schüttelte auf Verdacht hin. Etwas fiel auf seine Matratze und blieb neben dem Kopf des Säuglings liegen. Es war ein dunkelblauer, fast schwarzer Stein in den etwas mit viel Akribie eingetrieben worden war. Bandalor schaute genauer hin und erkannte unterschiedliche Schriftzeichen die dem auf der Decke ähnelten. Er strich mit einer Fingerkuppe darüber und versuchte sie zu entziffern, aber ihm gelang es nicht. Für ihn ergab sich nur das Wort “Aiisolon “ das er den Runen entnahm, die ihn an die Seinigen erinnerten.

“Aiisolon…” - Bandalor Gedanken kreisten sich um dieses eine Wort, doch ihn kam es nicht in den Sinn was es bedeuten mochte . Das Kind griff nach dem Stein und begann daran zu lutschen, sein Speichel troff an den glatten Seiten herab und benetzte Bandalors Decke darunter. Du kleiner Schlawiner. Der alte Zwerg musterte weiterhin das elbische Kind.

“Aiisolon !” - Jetzt begriff er wozu dieser Stein dienen sollte, Aiisolon war der Name des Kindes - diese Erkenntnis ließ das Schiff erschüttern. Der Kapitän plumpste ungelenk auf seinen Hintern.

“Diese verdammten….” Weiter kam er nicht, denn  seine Ohren vernahmen das

Krachen von berstendem Holz und die Schreie seiner Matrosen. Jemand kam in seine Kajüte gestürzt. Der Zwerg hielt sich am Türpfosten fest und rang nach Atem. “Kapitän, wir werden angegriffen !”

Bandalor war vollkommen überrascht, seine Gedanken überschlugen sich. Wer sollte es wagen, und warum?

Der Kapitän der Meerestrotz hievte sich mithilfe seines Matrosen auf die Beine und schaute auf sein Bett wo froh und munter das Kind lag und am Stein lutschte. Wegen ihm…

Der alte Zwerg schubste den Matrosen zur Seite und rannte aufs Deck um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der

Hauptmast samt Segel war abgebrochen und hatte Feuer gefangen, seine Matrosen versuchten das Schlimmste zu verhindern indem sie die brennenden Teile abschlugen und ins Meer warfen. “Was zum Teufel !” Seine alten aber scharfen Augen erspähten im Nebel einen Schiffsschemen der sich ihnen näherte. “An die Waffen !” Schrie er außer sich vor Wut, sein weißer Bart bebte.

Seine Matrosen rüsteten sich mit Lederpanzer und kleinen Handbeilen - die sie vorher noch zum Zerschlagen des Mastes benötigt hatten -. Bandalor blickte stolz auf seine erprobte Mannschaft, einige seiner Männer waren von den besten Kriegern seines Stammes

für den Seekampf ausgebildet worden.  Sie standen ruhig und harrten dem Kommenden. Der Kapitän erfasste einen schnellen Gedanken und rannte zur Kajüte seines eingesperrten Adjutanten, dies war nicht die Zeit für Streitgespräche. Er nahm den schweren Eichenholzbalken von der Tür und öffnete diese. Gondrabur Schnellhand saß auf seiner Koje und schaute ihn nervös an, er hatte auch die Geräusche des Schiffes vernommen. “Komm!” - Sagte Bandalor und winkte seinen Freund nach draußen um ihm ein Handbeil zu überreichen. Gondrabur schaute ihm wieder fest in die Augen und legte ihm seine Pranke auf die Schulter und

drückte einmal kräftig. Bandalor nickte und tat es ihm gleich, er konnte seinem alten Weggefährten nicht böse sein.

“Und nun gilt es Feinde zu spalten.” Rief Gondrabur und reihte sich in die Linie der Matrosen ein. Der Kapitän musste grinsen, so kannte er seinen Freund - verwegen und immer kampfbereit -.

Der Schiffsschemen kam näher, die tapfere Mannschaft hörte das Knarren der Planken und wartete. “Ganz gleich was passieren mag” erhob der Kapitän die Stimme, “wir sind Zwerge des V Stammes und trotzen  jedweder Gefahr!”  - Seine Arme hoben sich.

“ZAGROM!”  Ertönte sein Schrei und die Mannschaft viel mit ein.

Gischttröpfchen bildeten sich an den Bärten und Lederharnischen. Das Schiff war nah genug heran, die Planken berührten sich fast.

Worauf warten sie. Bandalor hielt nach der feindlichen Mannschaft Ausschau.

Jemand musste doch das Segel entzündet haben.

Ein schlechtes Gefühl meldete sich, er wollte gerade das Wort erheben als es einen lauten Knall gab.

Hitzewellen rollten über ihn hinweg, es brannte wie flüssiges Feuer. Vor Bandalors Augen tanzten rote und gelbe Wirbel voll metallener Schönheit mit der Hitze von Sonnen. Sein Bart fing Feuer und seine Haut warf Blasen, er hörte

Schreie, gequälte Schreie die sich dem Todeskampf ergaben. Der Kapitän sah in dem Inferno die Schatten seiner Matrosen die umher taumelten und die Arme um sich warfen bevor sie rauchend und qualmend am Boden liegen blieben. Seine Nase roch verbranntes Leder, Haut und Haare. Nein.

Seine aufgeplatzten Lippen öffneten sich zu einem animalischen Schrei bevor er vorwärts taumelte und über die Reling stürzte. Er fiel nicht lange, aber er spürte das sich sein Magen zusammen zog. Alsbald tauchte er in die eisigen Fluten des großen Meeres ein. Die Kälte verschlug ihm den Atem, er öffnete den Mund und eisiges Wasser ergoss sich in

seinen Schlund….


 

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Kapitel 2

Festung Drachentod, 3124. Sonnenzyklus, Frühling

Wellenrauschen, Krächzen, Knallen, Scharren … was war das? Ein Schrei?

Sein geschundener Geist erwachte aus seiner trägen Dämmerung. Seine Augen öffneten sich langsam unter den weißen Brauen und versuchten die Umgebung zu erfassen.

Er brauchte einige Augenblicke um zu begreifen, dass er in seinem kunstvoll ausgestatteten Schlafgemach lag, wo es keine haushohen Wellen gab, welche sich auf ihn stürzten, sondern nur weite blaue

Vorhänge welche sein Bett umhüllten.

Seine Gedanken kreisten um das Geschehene, welches etliche Zyklen zurücklag, er sah erneut die verbrannten Zwerge vor seinen Augen und schmeckte erneut das Salzwasser. Verdammt. Er stieg grummelnd aus seinem Bett und schlüpfte in seine weichen Pantoffeln.

Sein langer weisser Bart schleifte auf den sauber polierten Steindielen und er wuschelte verschlafen durch sein weites Haupthaar.

Er stiess die schweren Steinläden auf, die nicht den kleinsten Laut von den Angeln gaben und Blickte auf die weite See.

Beziehungsweise dahin wo die See hätte

sein sollen. Von seinem steinernen Zuhause in den Amarithbergen, hätte er sie eigentlich sehen müssen. Denn die Klippen unter seinem, aus dem Stein gehauenen Balkon, ragten genau in die Irmindulsee hinab.

Doch er blickte in tiefste Nacht hinaus, selbst seine Zwergenaugen, welche jedwede Dunkelheit durchdringen konnten, schauten nicht mehr als einhundert Fuß hinab.

Bis sein schlaftrunkenes Hirn durch den frischen Seewind begriff, dass es noch Nacht war, vergingen einige Augenblicke.

Wieso bin ich erwacht? Grummelte er und schüttelte den Schlaf ab. DAS

GERÄUSCH.

Plötzlich war der alte Zwerg hellwach. Er rannte so schnell seine kurzen Beine ihn trugen, zu dem Stuhl neben seinem Bett. Er warf sich das Lederhemd mit den gesteppten Kettenringen über, ein altes Andenken an die Kriege mit den Efritischen Seeräubern, und nahm sein langes Enterbeil zur Hand.

Put,put,put. Flüsterte er in Gedanken und musste grinsen. Seine Zähne waren unter dem gebauschten Bart kaum zu erkennen.

Jetzt war er doch froh, dass er sich von seinem Neffen hat überreden lassen diese neumodischen Augengläser zu kaufen. Seine Sehkraft war nun doch nicht mehr die Beste.

Leuchtmoos glomm an den steinernen Wänden hinter dickem Butzenglas und verströmte einen rostroten Schein, welcher das schmiedeeiserne Geländer beleuchtete.

Er schlich, so vorsichtig wie ein Zwerg nur schleichen konnte, die Treppe hinab.

Als er im unteren Bereich seiner großen Behausung ankam schaute er sich, mit dem Beil im Anschlag, langsam im Raum um.

Seine braunen Augen huschten über die bronzenen Deckenleuchter, über die großen Steinschränke voll alter Bücher und Karten. Dieser Schatten... Seine Augen erspähten eine Dunkelheit welche unwirklich im Raum wirkte. Das Licht

schien sie zu fürchten.

Falls seine Erinnerungen ihn nicht täuschten, was sie in diesen Jahren sehr oft taten, stand dort sein alter Sessel aus Broband.

"Tassilur n'or Bandalor?" Bandalor erschrak ob dieser klaren, aber gefährlich klingenden Stimme die aus dem Schatten zukommen schien.

"Sprich deutlich !" Knurrte er und senkte kampfbereit seinen Kopf sodass einzelne Strähnen ihm in die Stirn fielen.

Die Stimme lachte arrogant.

Eine schlanke, schwarze Gestalt erhob sich aus dem dunklen Nebel, der wie Tinte von ihr abperlte.

Bandalor sah in ein schmales männliches

Gesicht, welches mit langen schwarzen Haar umrahmt war,  die Spitzen zweier Ohren hervorlugten.

Doch das gefährlich aussehende Schwert mit der gezahnten Seite, in der Hand des Einbrechers vereinnahmte die Aufmerksamkeit des Zwergs.

Die dunkle Gestalt kam näher und lächelte arrogant, seine weissen Zähne glänzten.

Er hob seine rot behandschuhte Hand vor Augen.

Was macht er da. Bandalor wollte die Chance nutzen den Angreifer niederzuringen solange dieser blind vor ihm stand.

Doch bevor sein Hirn den Befehl an

seine Glieder weitergeben konnte, nahm der Fremde die Hand wieder hinab.

Der alte Zwerg wurde bleich. "Nein das darf nicht sein, NEIN!" Schrie er und rannte auf den, in dunkles Leder eingehüllten, Fremden zu.

Schwarz. Bandalor schwang sein Beil geschickt von schräg oben. Doch der Einbrecher vollführte eine elegante Drehung.

"Verfluchtes Spitzohr!" Sein Beil ging ins Leere und der Schwung beförderte ihn kopfüber in ein Bücherregal. Dutzende staubbedeckte Papyri und Folianten landeten aufm ihm. Er musste husten.

Hastig wühlte sich der alte Zwerg aus

dem nach Papier stinkenden Haufen und sprang auf.

Das Spitzohr stand nur wenige Schritte von ihm entfernt und beobachtete ihn. Das Lächeln schien wie eingefroren auf seinem bleichen Gesicht.

Erneut rannte Bandalor auf ihn zu, diesmal mit einem wilden Feuer in den Augen. Mit dir nehme ich es auf langes Elend.

Er täuschte einen wilden Schlag, auf die leicht gepanzerte Hüfte des dunklen Elben an, dieser reagierte wie gedacht. Er dreht sich auf dem Absatz nach rechts, doch dieses mal, war das lange Enterbeil über ihm.

Der alte Zwerg drosch zu, das scharfe

Zwergenmetall bohrte sich mit einem lauten Knirschen in die lederne Schulterpanzerung. Kleine schwarze Blutströpfchen, rannen Perlen gleich über das glatte Leder und tropften zu Boden.

Der Elb brüllte auf. Schwarze Linien zuckten von seinen dunklen  Augenlöcher über das gesamte Gesicht, als würde es zerspringen.

"Hab ich dir etwa dein dreistes Lächeln weggewischt, Spitzohr!" Bandalor grinste hämisch, als er den Elb so sah.

Dieser bewegte kaum merklich die Lippen, und plötzlich spürte Bandalor ein unangenehmes Ziehen in seiner linken Brust. Er sank auf die Knie.

"Was...?" Stammelte er, eine nie gekannte Furcht ergriff Besitz von ihm.

Der düstere Krieger kam langsam auf den zusammengekauert sitzenden Zwerg zu. Sein Schwert lag locker in seinem rechten Handschuh, die gezahnte Seite leuchtete rot im Schein der Lampen.

Wie Blut. Dachte der alte Zwerg. Seine Furcht steigerte sich. Er wusste, was nun kommen würde.

"Onkel!" Eine junge männliche Stimme ertönte aus dem Vorraum, und ein großer, schlanker Jüngling trat in das abgedunkelte Wohnzimmer.

"Onkel?" Seine Augen konnte die Dunkelheit nicht durchdringen welche sich im Raum breitmachte, obwohl der

Morgen schon anbrach.

Er hörte etwas keuchen, er bewegte sich vorsichtig auf seinen schwarzen, hohen Lederstiefeln um den großen Esstisch rum, welcher den Großteil des Raumes einnahm.

Plötzlich spürte er das er angestarrt wurde. Ein Blick durchdrang ihn. Mark und Bein schienen durchscheinend.

"Vendras!" Hörte er die Stimme seines zwergischen Onkels, und darauf einen lauten Knall.

Bandalor nutzte die Gunst der Stunde und rammte dem finstren Angreifer seinen Kopf in die Magengrube. Der Elb krümmte sich und wollte ausweichen. Doch sofort war Bandalor auf ihm und

schlug, barhändig auf ihn ein. Durch diese verdammte Dunkelheit hatte er seine Axt eingebüßt.

Der Kopf des Angreifers flog von einer Seite zur Nächsten, er versuchte die Lippen zu bewegen um neue Furcht zu erwecken. Doch Bandalors schwielige and zertrümmerte ihm den Kiefer.

"Vergiss es Elblein, ich schlag dich windelweich!"

Vendras hörte mehrmaliges lautes Klatschen und blickte sich um als erwache er aus einem düstren Traum. Die Dunkelheit im Raum legte sich. Nun erkannte er was vor sich ging. Sein Onkel saß rittlings auf einem unbekannten Krieger welcher durch eine

große Wucht auf den Tisch geschleudert worden war. Die kleinen Fäuste seines Onkels flogen nur so umher.

Plötzlich zog der Angreifer einen Dolch aus seinem Stiefel. Vendras Lippen öffneten sich zu einem Schrei. Doch bevor ein Laut über seine Lippen kam, stach der Krieger zu. Der Dolch drang tief in die Seite seines Ziehonkels.

"Nein!" Er sah seinen Onkel auf dem Krieger zusammensinken, bis dieser ihn mit dem Knie runter stieß, dumpf landete der schwere Körper des Zwerges auf dem steinernen Boden.

Die Augen des Jünglings füllten sich mit Tränen, er sah alles nur noch durch einen wässrigen Schleier.

Er fühlte ein heißes Ziehen in seinem Gesicht und einen gewaltigen, ohnmächtigen Zorn in ihm aufwallen.

Ohne nachzudenken stürmte er über verstreute Papyri auf den taumelnden Angreifer zu, welcher sich soeben zu sammeln versuchte. Er hob im vorbeirennen das Beil seines Onkels auf. Der Angreifer sah ihn nahen, doch wirkte eher erstaunt als verängstigt.

Das Blut rann an seinem edlen Gesicht und an der Panzerung hinab. Schwarzer und roter Lebenssaft bildeten unwirkliche Muster auf dem glatten Leder.

Der Elb hob sein langes gezacktes Schwert und hob es am ausgestreckten

Arm in Vendras Richtung.

"Karason Aiisolon, no maidur !" Vendras hörte nicht auf die Worte, der schwarze Schleier hatte sich auch auf seine Ohren, wie feuchte Watte gelegt.

Er vollführte einen unbeholfenen Schlag gegen die linke Seite des Mörders. Doch dieser parierte sie mit einem Schwenk seines Schwertes. Vendras wollte erneut zuschlagen, doch der Elb packte sein Handgelenk und sah ihn mit schwarzen, undurchdringlichen Löchern an.

Der Jüngling, rang nach Atem. Doch bevor er seine Gedanken ordnen konnte, knackte es laut. Und ein heisser Schmerz flutete von seinem Handgelenk bis in den Ellenbogen. Er schlug mit dem heiß

stechenden Arm ungeschickt nach dem Angreifer, doch dort wo er eben noch stand, gähnte schwarze Leere.

Schatten breitete sich im Raum aus und Vendras dämmerte in dieselbe schwarze Kraft hinein. Doch in Gedanken hörte er dieses eine Wort... Aiisolon.

Er dämmerte dahin, seine Gedanken flogen in weite Ferne, Sterne blinkten auf. Die Seele flog über ihre Heimat hinweg. Sie sah den großen Hafen von Schwarzfurt, welcher von den düsteren Klippen des Amaryth Gebirges umgeben war, die einen Natürlichen Schutz vor Angreifern und Witterung boten.

Lauter Schiffe unterschiedlicher Größe

dümpelten im Schein der aufgehenden Sonne. Die Seele wusste, dass von diesem gewaltigen Hafen unzählige Güter ihres Stammes, in alle Welt verschifft wurden.

Die lichte Materie schwebte weiter über Berge und Schluchten, welche mehr oder weniger bekannte Namen trugen, Doch all diese rauen Klippen waren ihre Heimat.

Heimat...

Die Seele spürte einen gewaltigen Sog, welcher ihre Freiheit beschnitt. Sie spürte das sie zu ihrem Ursprung zurückkehren musste,

In wilder Abfolge wischte die Landschaft unter ihr vorüber, sie sah eine gewaltige

Festung die größer und immer größer wurde.

Noch nicht...

"Junge erwache endlich!" Rief eine besorgte weibliche Stimme.

Eine raue Hand schlug ihm auf die Wange.

Nach Luft schnappend, wie ein Ertrinkender, öffnete Vendras Mund und Augen. Er spürte wie ihm jemand über die schwarzen, langen Haare strich und ihn wiegte.

"Alles wird gut, Junge, Tante Goris ist ja da."

Sein Atem beruhigte sich allmählich und seine stahlblauen Augen drohten nicht

mehr zu zerspringen. Er spürte das sein rechter Arm vom Gelenk an Taub war und dumpf pochte. Seine Gedanken überschlugen sich.

"Onkel !" Er sprang auf und warf beinahe die kleine, rundliche Zwergin um welche ihn noch immer im Arm hielt.

Er schleppte sich mit großer Anstrengung zu der Stelle, an der er Bandalor wusste. Seine Muskeln zitterten von der Anstrengung und er drohte hinzufallen. Schnell sprang die braunhaarige Zwergin ihm zur Seite und legte den Arm um ihn.

Onkel.

Vendras starrte auf den großen dunkelroten Blutfleck auf dem mit Ornamenten verzierten Boden. Einzelne

Bilder waren mit dem Lebenssaft seines Onkels gefüllt.

Goris folgte seinem Blick mit einem besorgten Augenaufschlag. " Bandalor hat viel Blut verloren, doch er lebt. Die besten Heiler unseres Clans kümmern sich um ihn. Es wurden Nachrichten an die Besten unseres Stammes gesandt. Mach dir keine Sorgen Junge. Der Kapitän ist hart im Nehmen. Auch wenn er schon etliche Zyklen auf dem Buckel hat." Sie bat Zagrom darum das Vendras ihr nicht ins Gesicht sah, denn große Zweifel standen darin geschrieben.

Doch Vendras starrte wie gebannt auf die große Lache.

"Komm Junge, du musst dich ausruhen."

Goris zog ihm leicht am gesungen Arm. Und der junge Mann ließ sich geleiten.

Seine zwergische Tante führte ihn in seine, von schwarzem Schiefer umhüllte Kammer.

Er wusste das Goris nicht seine richtige Tante und auch Bandalor nicht sein richtiger Onkel waren.

Doch seid er Denken konnte waren sie für ihn da gewesen und hatten ihn vor Anfeindungen durch Andere seines Clans geschützt. Er war anders, als die die ihn umgaben, doch das war wohl eines der vielen Lose die ein Elb unter Zwergen teilen musste.

Er ließ sich schwer auf sein Bett fallen und seine Gedanken wanderten zu den

vergangenen Stunden. Wielange war er ohnmächtig gewesen.

"Habt ihr ihn ?" Stammelte er und musste die Zähne arg zusammenbeißen, denn Goris hantierte an seinem geschundenen Arm rum.

Goldnes Sonnenlicht fiel auf ihr rundliches Gesicht und ließ ihren Flaum glühen.

Sie schüttelte bloß den Kopf, Vendras wurde schlecht vor Angst.

"Ich weiß es nicht, ich kam soeben erst zurück und wunderte mich weshalb die Tür offen stand. Ich schrie wie von Sinnen als ich meinen lieben Freund blutüberströmt dort liegen sah." Ihre Stimme zitterte doch sie riss sich

zusammen, es ziemte sich nicht für eine Zwergin Schwäche zu zeigen.

"Ich rannte so schnell ich konnte zum nächsten Vorposten der Garde. Sie schlug sofort Alarm." Vendras kannte das tiefe Dröhnen des Hornes welches durch jeden Gang und durch jede Kammer Drang.

"Sie trugen Bandalor in seine Kammer und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Gumdrur ist bei ihm."

Gumdrur, es wunderte ihn das sich der Obermagister der Heilkunst um seinen Onkel kümmerte. Er war eigentlich nur für das Wohl des Clanoberhaupts zuständig.

Goris hatte sich mit ihren Worten

verraten, es stand schlecht um seinen Onkel.

"Es ist gebrochen und muss geschient werden." Ihre Worte rissen ihn aus den Gedanken und er schaute auf seinen geschwollenen Arm.

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Über den Autor

veritas

Es gibt viele Gründe für das Schreiben, zum Einen möchte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen, zum Anderen mit meinen Geschichten etwas bewirken.
Vielfach sind es nur Gedankenspiele, die einfach nur auf Papier gebracht werden müssen.

Der Wahrheit Funke entfacht ein Feuer.
veritas.

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abschuetze Einfach nur ....klasse geschrieben und macht mehr alsLust auf's Weiterlesen.

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
EvErUnKnOw Man kann sich sehr gut hinein versetzen. Eagle writer zu.
Lg
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Macht definitiv Gespannt auf den Fortgang. Einwandfrei und sehr Eindrucksvoll und bildhaft Geschrieben
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
veritas Vielen Dank !
Vor langer Zeit - Antworten
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