Kurzgeschichte
Das Experiment

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"Die Gier hat die Entwicklung im Griff"
Veröffentlicht am 06. September 2014, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Die Gier hat die Entwicklung im Griff

Das Experiment

Vorwort

Dies war ein Randbeitrag zum Forumsbattle 34

Mal etwas zum Reflektieren.


Gute Unterhaltung


[wegen aktueller, kritischer Fragestellung neu eingestellt. 18.02.2017]





Copyright: G.v.Tetzeli

Cover - Dank an Pixabay (CCO)

Montage: Monika Heisig


Pflichtworte:

(alle exakt so verwendet!)


Balken - chillend - feuerwehrrot - Fingernagel - forcieren - Fratzengeballer friemeln - heldisch - Hupatz - Kaugummi - Lausebengel - Lockenwickler - Remmidemmi - schraffieren - Sitzfleisch - tadellos - ungestüm - waidwund - windig wundersam



Das Experiment

Ich legte den Schalter um. Die Ionen-Kanone bündelte den Strahl auf die Apparatur, in der das Objekt fixiert war. Trotzdem mir hinter Sicherheitsglas aus Karbonit keine Gefahr drohte, überkam mich doch ein Frösteln. Wild kaute ich auf dem Kaugummi. Der Strahl wahr nicht blau, wie man es von optischen Lasern kennt, sondern feuerwehrrot. Ich wartete heldisch. Bevor der Impuls nicht abebbte, konnte ich nicht nachsehen. Inzwischen lenkte ich mich ab. Die Zahlen waren völlig ok und tadellos. Sie stimmten mit der Kladde und den Computerdaten überein. Diesmal musste es doch hin hauen!


Mein Vorgesetzter hatte sich eingefunden und stand nun hechelnd hinter mir. „Wie läuft’s?“ Vor lauter Verlegenheit kurbelte ich an meinem Haar, als ob ich Lockenwickler eindrehen wollte. „Ich weiß es wirklich nicht!“ „Dr. Blume, wir haben so viel Hoffnung in sie gesetzt! Und nun? Haben sie vielleicht zu wenig Sitzfleisch?“ Zu wenig Engagement? Was glauben sie, was ich den Aktionären erzählen soll?“

„Warten sie doch dieses eine Experiment noch ab. Sie wissen doch, so was lässt sich nicht auf Teufel komm raus forcieren.


Dieser geldgeile Vorstandssack will sich nur wichtig tun und es sich auf seiner Mahagonijacht chillend gut gehen lassen. Von meiner Arbeit hatte dieser Kerl doch keine Ahnung. Ich sah in ihm nur ein fettes Schwein, moralisch windig! Keinen Fingernagel von Verantwortung!

Der feuerrote Strahl verebbte. „Soll ich nachsehen“, fragte ich der Form halber. „Machen sie schon, Dr. Blume, aber friemeln sie nicht ewig rum, sondern bieten sie Ergebnisse!“ Ich zog mich vor der Schleuse um, danach saugte die Druckkammer die Luft keimfrei. Im Astronautengewand betrat ich das

Hochsicherheitslabor. Meist war es so, dass die Versuchsobjekte wie Hupatz stanken, aber die Atemfilter ersparten mir dieses. Ich schwenkte den Lauf der Ionenkanone über den Carbon verstärkten Balken, nur zur Sicherheit. Dann öffnete ich die große Kapsel.

Das Ergebnis lag vor mir.

Sein Gesicht glich einem einzigen Fratzengeballer. Die Haut war teilweise wie aufgesprengt. Riesige, ausgeleierte Augehöhlen beherbergten die Augäpfel, deren Iris knallweiß ausgeflockt war. Ich wollte nur ganz sacht die Haut schraffieren, aber sie blieb an dem dicken Handschuh wie Plastilin kleben. Was hatte Herr von Plesko für

ein Remmidemmi gemacht, um unter den ausgesuchten Probanten zu sein. Ich wand mich ab, weil ich sonst hätte kotzen müssen.

Mir kam in Erinnerung, wie ich mit ihm in den langwierigen Vorgesprächen oft lachen musste. Verschmitzt war er gewesen, wie ein kleiner Lausebengel.

Nun lagen seine erschütternden Überreste vor mir. Waidwund, wie ein aufgeplatzter Hirsch, quollen die Eingeweide hervor. Das Experiment war ein Fehlschlag!


Ich sah zu dem geldgeilen Vorgesetzten, der hinter dem Sicherheitsglas größer aussah, als

ihm zu stand. Ich lächelte durch das Plexiglas des Helms, hob eine Hand des Herrn von Plesko aus dem Behälter, die geradezu wundersam vollständig erhalten war. Dann ließ ich sie mit Hilfe meines Handschuhs gut sichtbar winken. Es klappte.

Der Vorstandsmanager ballte eine Siegerfaust. Ich sah, wie er aus dem Raum flitzte.

Das verantwortungslose Dreckschwein, das mich zu diesem Wahnsinn gezwungen hatte, würde den Journalisten ungestüm einen sensationellen, wissenschaftlichen Durchbruch verzapfen. Mal sehen, was der arme von Plesko dazu zu sagen hatte.

Ich schleppte mich nach draußen, war etwas verschwitzt, weil es im Anzug so anstrengend gewesen war.


Ich musste aus tiefster Seele weinen.


War es endlich geschafft?

War dem Wahnsinn ein Ende bereitet?

Wirklich?

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

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CHM3663 Eine absolut gruselige Geschichte zu einem absolut gruseligen Thema!
Da kriege ich wirklich Gänsehaut, weil ich mir vorstelle, wie nah Du an der Wahrheit dran bist und weil ich denke, wir wollen alle gar nicht wirklich wissen, was dieser Wahnsinn schon alles verbrochen hat...
Das hast Du super-toll geschrieben!
Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Da war ja das Frankensteinlabor ein Kindergarten dagegen. Mich gruselt es. IvB
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Dann scheint die Geschichte gelungen zu sein, wenn sie ein wenig Gänsehaut produziert hat.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Danke für die "Gruselkekse"
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Nicht so mein Geschmack - am Samstagvormittag ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
koollook Ein rasanter Randbeitrag. Eigentlich zu schade, um nur am Rand erwähnt zu werden. Die Wörter sind gut eingefriemelt und fallen nicht als Fremdkörper im Textkorpus auf.
Meiner Meinung nach ist diese Geschichte sogar einen Tick besser, als deine Hauptstory. Aber das ist nur meine Meinung.
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Eine ausgezeichnete Geschichte ... doch ich fürchte, wir stehen erst am Anfang dieses Wahnsinns ... Forschung kennt keine Grenzen, keine Skrupel und keine Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. Hat man jemals bedacht, welche Folgen die chemischen Zusätze in unserem Essen auf unsere Gesundheit haben? Oder andere Entwicklungen?

LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Bin zwar nicht so richtig dahinter gestiegen, was das eigentlich für ein Experiment war, aber gut geschrieben und die Vorgaben verarbeitet.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Dass mit Ionenbeschuss geforscht wird, steht außer Zweifel.
Aber bei dieser Geschichte ist es eigentlich egal, um welches Experiment es sich speziell handelt.
Ein Mensch stirbt jedenfalls elend als Versuchskaninchen!
Es geht um den amoralischen Umgang mit gefährlichen Experimenten, um Täuschung der Öffentlichkeit und schlussendlich um Habgier.
Vielen Dank fürs Lesen.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ich frage mich auch immer, warum sich Menschen über Menschen erheben wollen und warum sie "Gott" spielen müssen. Ich bin ja dafür, dass man Dingen auf den Grund geht, um sie besser zu verstehen, aber zu experimentieren und das zu verändern, was die Natur geschaffen hat, sollt der Mensch doch tunlichst lassen, so was finde ich einfach gernzdebil.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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