Kurzgeschichte
Alarmstufe Rot - Das Leben als Erinnerung

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"Alarmstufe Rot - Das Leben als Erinnerung"
Veröffentlicht am 05. September 2014, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Tatiana Navrotskaya - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Sarah, 18, Schweiz.
Alarmstufe Rot - Das Leben als Erinnerung

Alarmstufe Rot - Das Leben als Erinnerung

„Alarmstufe Rot.“ „Wie bitte?“ Mein Gegenüber fängt an, hysterisch zu lachen. Ich mag solch theatralische Leute, die das Leben auf irgendeine Weise positiv sehen und sich doch der Dunkelheit viel mehr bewusst sind als die normalen, die glauben, ihr Leben durch Statistiken und Sprüche in – und auswendig zu kennen. „Alarmstufe Rot. Es ist… es ist bloss eine Erinnerung.“ „Ich weiss.“ Nun schaut er mich fragend an, der junge, etwas unbeholfene Mann, der sich in lockerer Pose neben mich auf die Parkbank gesetzt hat.

„Sie waren damals noch ein kleiner Junge, acht Jahre alt. Jeden Tag nach der Schule besuchten Sie ihre beste Freundin, weil die Welt dort viel schöner war als bei Ihnen zu Hause, wo ihre Eltern nie etwas Gutes zu sagen hatten, falls sie überhaupt mal da waren, weil sie ja so viel arbeiten mussten…“ Das stechende Gefühl in meinem Herz breitet sich nun in meinem ganzen Körper aus und ich krümme mich leicht, weil mein Magen schmerzt. Zudem fühle ständig den verwunderten und zugleich beängstigten Blick meines Gegenübers auf mir, das auf weitere Worte meiner Seite wartet. So will ich ihm doch diesen

Wunsch erfüllen. Nein, ich will nicht, ich muss. Ich muss. „Eines Nachmittags spielten sie Fangen in ihrem kleinen Zimmer, und plötzlich stiessen Sie gegen ihre Heizung und zerstörten den Radiator, und wäre das nicht schon genug, knallten sie mit ihrem Ellenbogen gegen die Scheibe des Fensters obendran und machten auch noch dieses kaputt. Daraufhin begann Ihre Freundin zu weinen, und anstatt etwas zu sagen, liefen sie in die Küche, wo die Eltern der Freundin am Esstisch sassen und Zeitung lasen, und alles was sie sagten, war ein gleichgültiges „Alarmstufe Rot.“ Obwohl sich die Eltern sehr über diese

absurde Situation amüsierten und sich nicht allzu fest über den Schaden aufregten, bekamen sie eine Woche Hausverbot, wegen 'pädagogischen Massnahmen und solchen Sachen', wie sie es damals begründeten.“ Ich sehe ihm zu, wie er mit hochgezogenen Augenbrauen seine kleine Narbe am Ellenbogen betrachtet. Kleine Schweisstropfen glänzen auf seiner Stirn. Meine Arbeit ist getan. Langsam richte ich mich auf, nehme einen tiefen Zug der rauen, kalten Novemberluft und mache mich wieder auf meinen unbestimmten Weg, ohne noch einmal zurückzuschauen.

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nrvna
Sarah, 18, Schweiz.

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Kiimi Sehr schön zu lesen der Text. Der Schreibstil gefällt mir.
Liebe Grüße,
Kimi
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