Kurzgeschichte
Na, endlich fertig? - Beitrag zum Forumbattel 34

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"Tapetenwechsel"
Veröffentlicht am 03. September 2014, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt. Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen. Ich bin ...
Tapetenwechsel

Na, endlich fertig? - Beitrag zum Forumbattel 34

Forumbattel 34

Zum Thema: Endlich fertig, wurden folgende Wörter vorgegeben:


Balken - chillend feuerwehrrot - Fingernagel forcieren - Fratzengeballer friemeln - heldisch Hupatz - Kaugummi Lausebengel - Lockenwickler Remmidemmi - schraffieren Sitzfleisch - tadellos ungestüm - waidwund windig - wundersam

















Dirk hätte man als einen gemäßigten Lausebengel bezeichnen können, vor allem dann, wenn seine Freunde bei ihm zu Besuch waren und mit ihm gemeinsam, die Sau heraus ließen.

Das war weiter nichts Schlimmes, aber für seinen Vater war dieser Tatbestand schon erfüllt, wenn die Musik die Lautstärke erreicht hatte, dass er sie mit den "Füßen hören" konnte.

Es war für ihn nicht einfach, dem Remmidemmi, Einhalt zu gebieten, weil die Bengels vorgaben, ihn auf Grund der Lautstärke, nicht zu verstehen. Daher war eine diesbezügliche Diskussion auch

überflüssig - bis er einfach zum Rekorder ging und die Austaste betätigte – ab dann ging es auch leiser.

Aber Freunde waren an diesem Samstagnachmittag nicht angesagt, obwohl sich das angeboten hätte, weil seine Eltern zu einem Geburtstag eingeladen waren.

Chillend und Kaugummi kauend lag Dirk auf seinem Bett und überlegte sich, wie er die sturmfreie Bude, für sich, am besten nutzen konnte. Es wollte ihm aber nichts zufriedenstellendes einfallen und bis dahin waren es noch einige Stunden, als plötzlich sein Vater – der für sein

schlechtes Sitzfleisch bekannt war und immer etwas zu tun haben musste - das Zimmer betrat und meinte:“So mein Sohn, es ist soweit, wir können anfangen!"

Verständnislos schaute sein Sohn ihn an und fragte: „Und womit können wir anfangen?“

Sein Vater schnaufte: „Das ist wieder mal typisch! Wenn es um etwas Wichtiges geht, dann hörst Du einfach nicht zu. Gestern Abend haben wir beschlossen, dein Zimmer mal wieder auf Vordermann zu bringen, weil es nicht nur unansehnlich geworden ist, sondern ich

bilde mir ein, es stinkt auch. Kann es sein, dass dein Hamster zu einem Hupatz geworden ist, weil du seinen Käfig nicht oft genug reinigst?“ Schmollend meinte Dirk: „Ich dachte ja nicht, dass das heute sein sollte … und was ist denn überhaupt ein Hupatz? „Wenn ich dir das sage, dann hast Du es morgen schon wieder vergessen. Daher empfehle ich dir, einmal danach zu gogglen, das ist viel einprägsamer“, schmunzelte sein Vater. „So, nun lass uns beginnen. Die alte Tapete muss herunter und wenn dir deine Poster lieb sind, dann solltest Du sie vorher abnehmen.“ Dabei

fiel sein Blick wieder auf ein Poster, was ihm schon immer ein Dorn im Auge war - oder was dem noch näher kam; ein ausgewachsener Balken.

Dirk nahm zur Kenntnis, dass sein Vater ihm beim Abnehmen der Poster behilflich sein wollte. Nur erschien es ihm sehr

wundersam, dass er ausgerechnet an den Ecken des besagten Posters anfing zu friemeln und er konnte sich eines kleinen Aufschreis nicht erwehren, als sein Vater es in der Mitte durchriss.

Ob er das mit Absicht getan hatte, oder nicht, das ließ er offen. Aber er kam sich heldisch vor, dieses widerliche Poster zerrissen zu haben.

„Aber Papa! Protestierte Dirk, „das war eins meiner lieblings- Poster.“

Entschuldigend hob sein Vater beide Hände: „Tut mir leid mein Sohn, aber ich verstehe nicht, was Du daran so besonderes findest. Was soll es denn

überhaupt darstellen?“

Blitzartig erkannte Dirk seine Chance, sich für den Hupatz zu revanchieren und er sagte nur: „Fratzengeballer“. Seine Rechnung ging auf, in der Annahme, dass sein Vater damit nichts anfangen konnte und dieser fragte auch prompt: „Fratzengeballer? Das habe ich ja noch nie gehört, was heißt das denn genau?“

„Aber Papa, das sieht man doch und wenn dir das nicht genügt, was Du siehst, dann musst Du googlen. Das ist zudem auch viel einprägsamer, wie Du selbst gesagt hast."

Die Antwort war ganz schön pfiffig und windig, dachte der Vater insgeheim. Aber er amüsierte sich über die Schlagfertigkeit seines Sohnes und er erkannte sich selbst in ihm wieder.

Als er nun Anstalten machte, das Poster zu zerknüllen, stürzte sich Dirk ungestüm und wie ein waidwund geschossener Wolf auf ihn und meinte: „ Aber das kann ich doch wieder zusammen kleben“. „

Na gut“, meinte sein Vater gutmütig, „wenn Du dich davon nicht trennen kannst ...“


Von diesem Disput angelockt, steckte auch die Mutter den Kopf zur Tür herein. Sie war gerade dabei, sich für die Geburtstagsfeier zu stylen und ihre Frisur war alles Andere als tadellos. In ihren Haaren befanden sich Lockenwickler und auf den feuerwehrrot angepinselten Fingernägel war der Lack noch nicht getrocknet, weswegen sie ständig in der Luft herum fuchtelte, bis auch der letzte Fingernagel getrocknet war.

„Ich dachte wir wollten zum Geburtstag gehen“, meinte sie vorwurfsvoll an ihren Mann gerichtet.

Er beruhigte sie und versprach ihr, die

Arbeit so zu forcieren, damit er rechtzeitig fertig sei. "Und wenn nicht, so schlimm wäre das auch nicht," brummelte er vor sich hin und meinte weiter: "Andernfalls könnten wir auch morgen noch hingehen. Vielleicht könntest Du aber auch etwas mithelfen und die Tapete einkleistern!?"

„Das hättest Du mir auch vorher sagen können“, maulte sie etwas aufgebracht. „Dafür hätte ich mich nicht extra fein machen müssen."

"Ich konnte doch nicht wissen, wann Du damit anfängst", war die etwas spöttische Antwort.

Nach der kleinen Auseinandersetzung war Mann/Frau sich einig und es ging zügig voran. Ruckizucki war die alte Tapete von der Wand abgelöst.

Die Mutter, die ihrem Mann nicht zum ersten Mal beim Tapezieren zur Hand ging, hatte schon die Bahnen zurecht geschnitten und einige waren auch schon eingekleistert, während Dirk damit beschäftigt war, das ramponierte Poster zu renovieren. Nach ein paar Stunden schauten sich die beiden ihr Werk an und Ihr Sohn, der sich ins Wohnzimmer verkrümelt hatte, kam hinzu und fragte: „Na, endlich fertig?“

"Fix und fertig", antwortete sein Vater lächelnd, " und jetzt müssen wir nur noch googlen."

Aber da hatte die Mutter auch noch ein Wörtchen mitzureden: "Nun komm endlich, es wird höchste Zeit!", drängelte sie.

"Aber Schatzi, zuvor möchte ich nur noch schnell duschen und es wäre schön, wenn du mir den Rücken schraffieren ... eh, ich meine, massieren könntest."

"OH NEIN, DIESER MANN!!!" rief seine Frau empört, "eines Tages bringt er mich noch um".

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Über den Autor

pepe50
Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt.
Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen.
Ich bin mir dessen bewuust, dass ich die Mehrheit damit nicht begeistern kann. Aber auch in dem Falle ist mir Qualität lieber als Quantität.
Alle (annehmbaren) Kommentare sind ausdrücklich erwünscht und ich betrachte sie als Belohnung.

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abschuetze Habe gerade festgestellt, dass ich gar keinen Kommentar abgegeben habe ---- schäm--- aber bei der Gelegenheit konnte ich die anderen Kommentare gleich mitbetrachten. .... ähm, so'ne Hausfrau/Mutter muss glaube ich erst noch gebacken werden ;-) selbst, wenn sie noch nicht fertig aufgebrezelt war, wäre eine Renovierung in keinster Weise drin :))
Die Geschichte ist dir aber ganz gut gelungen und ich musste feststellen, die Kids verkrümeln sich und lassen die Alten werkeln. hab ich auch gerade durchgemacht :))
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Über das Nachreichen des Kommentars habe ich mich sehr gefreut, liebe Antje, aber scheinbar hast Du von dir auf andere geschlossen. Die Geschichte hat bewiesen, dass es solche Frauen gibt, die ihre Männer in allem unterstützen - egal was sie auch tun. :-))
Vielen Dank und LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Nein, nein, nein,so war das nicht gemeint. Mit Sicherheit gibt es Frauen, die ihre Männer in allem unterstützen. Wäre auch traurig , wenn nicht. Ich mache da auch keine Ausnahme. Aber du musst schon zugeben, dass all deine Kommentatoren berechtigte Zweifel angemeldet haben, ob die Renovierung zum rechten Zeitpunkt geschah und die "vorbildliche Hausfrau" so halb gestylt Feuer und Flamme wäre, wie du sie beschrieben hast :))
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Ich lach mich noch kapott, Antje. Sie war ja nicht Feuer und Flamme, denn sie hat ja gemault. Aber sie konnte ihrem "Herrn und Meister" einfach nicht widerstehen ... das muss Liebe gewesen sein. :-)))
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste 
Die vorbildliche Hausfrau vermisse ich bei mir daheim. Wenn sie aufgebrezelt ist und ich ihr vorschlagen würde nicht nur Tapeten abzureißen, sondern auch noch mit Kleister herum zu patschen, würde ich was zu hören kriegen! :-)
Lustig!
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Ja Günter, sie war ja noch nicht fertig aufgebretzelt und scheinbar hatte sie ziemlich früh damit begonnen. :-)
Erst das Zimmer aufpretzeln und dann sich selbst ... Timing ist das halbe Leben.
Ich vermute mal, den Kommentar hat deine bessere Hälfte wohl nicht gelesen, sonst macht sie dir kein Cover mehr. - grins - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Phil_Humor Tapetenwechsel - doch das Lieblings-Poster bleibt auf der Strecke. Kann der Sohn wenigstens die neue Tapete selber aussuchen? Vielleicht wäre eine abwaschbare Tapete besser - auch für den Hupatz?
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Danke Phil,
deine Fragezeichen zeigen, dass Du die Geschichte mit viel Engagement gelesen hast. Eine gute Idee, das mit der abwaschbaren Tapete und ich werde deinen Rat gerne weitergeben. :-)) - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eines verstehe ich aber nicht, die Eltern wollten doch zu der Einladung und dann arbeitet die Mutter fast fertig gestylt mit.
Interessante Geschichte und gekonnt die Worte eingebracht.
Viel Glück!
LG Schnief
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Vielen Dank Schniefi und das, was Du nicht verstehst, werde ich noch etwas konkretisieren. Wenn der Nachmittag um 12 Uhr beginnt und die Feier, meinetwegen, um 20 Uhr beginnt, da wäre das kein Problem ... bei einem arbeitswütigen Mann :-) - LG Fred
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