
Wie konnte alles so schrecklich schief gehen… Ich wünschte ich könnte sagen, ich weiß, das trotzdem noch alles gut werden wird. Ich wünschte es wirklich. Doch im Augenblick sehe ich wenn ich den Kopf hebe… Asche. Flammen, die eine ganze Stadt zu verzehren drohen. Geschürt durch unsere eigene Ignorant und würde mir der Gedanke nicht so bitter sein ich würde sagen, wir haben es verdient. Als sich unsere ältesten Prophezeiungen erfüllten, dachten wir da wirklich, es
gäbe Hoffnung? Am Ende war auch dies nur eine Lüge. Und nun Ich kann nicht einmal darauf hoffen mich lange zu halten, noch weniger hier wieder raus zu kommen, aber… ich werde tun was ich kann. Was vor uns liegt ist keine Schlacht mehr. Nur der Tod. Mit etwas Glück wird es eine Rettungsaktion. Aber eigentlich geht es jetzt nur noch um die Ehre. Jeder ist sterblich. Jeder ein Werkzeug. Und diese Worte wird niemand jemals lesen. Und wenn doch… Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich die Waffe gegen jene erheben muss, die ich schützen sollte. Aber wir alle müssen uns irgendwann unserem Schicksal
stellen.
- Halb verbrannte Notiz gefunden in den Straßen Helikes
Bildquelle :Uta Herbert / pixelio.de
Während die Tage vergingen, waren die meisten Adeligen bereits wieder in ihre angestammten Städte und Provinzen zurückgekehrt. Vara leerte sich zunehmend und wie Kellvian gehofft hatte, wurde es zunehmend ruhiger. Auch die Abgesandten er Gejarn, darunter Fenisin, waren mittlerweile abgereist. Nur einer blieb, und das machte den neuen Kaiser Cantons zunehmend stutzig. Andre de Immerson machte zwar Anstalten abzureißen, aber nach wie vor hatte er die Stadt nicht
verlassen. Kell war sich nicht sicher, aber vielleicht hatte der Mann irgendwie von seinen Plänen erfahren, ihn beobachten zu lassen. Ihm missfiel diese Heimtücke ja selber, aber wenn der Herr Silberstedts misstrauisch wurde, verschlimmerte das die Situation nur noch. Für den Augenblick jedoch, machte ihn noch etwas anderes Sorgen. ,, Sie ist einfach ziemlich… schweigsam geworden.“ ,, Wer ?“ Zyle begleitete ihn auf seinem Weg durch die Straßen der Stadt. Trotz Dagians Proteste hatte er eine Leibwache abgelehnt. Wer sollte ihnen hier etwas tun? Und selbst wenn… Er konnte
durchaus selbst auf sich aufpassen und den Mann, der Zyle in einem fairen Kampf besiegen konnte, dem musste er erst noch begegnen. ,,Jiy. Das Problem ist, ich weiß ja sogar wieso…“ Kell trug einen ganzen Stapel Briefe unter dem Arm. Nachrichten , vor allen an die Clans, die sich noch nicht wieder unter kaiserliche Ordnung gestellt hatten. Die, die Fenisin nicht überzeugte, überzeugte vielleicht ein Angebot des Kaisers. ,, Verzeiht Kellvian, aber ich bin nicht euer Berater was… das angeht. Und wenn ihr wisst, wo das Problem liegt, warum redet…“ Der Gejarn kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Sie hatten
einen der öffentlichen Plätze Varas erreicht. Ein großer Springbrunnen aus Marmor nahm die Mitte der Freifläche ein und aus den Fontänen lief Wasser über mehrere Vorsprünge in das Kanalsystem der Stadt. Über den Platz kam ihnen ein Mann entgegen, der einen leichten Kürass trug. In den Stahl war das Emblem Varas geprägt, der einzelne Stern. Offenbar eine der Stadtwachen, dachte Kell. ,, Herr Kellvian, Götter, endlich finde ich euch.“ Der Mann kam schnaufend zum stehen. Offenbar war er den ganzen Weg von den Stadttoren aus gerannt. ,, Hätte euch… schneller erreichen müssen.
Verzeiht.“ ,,Schon gut. Ihr rennt ja, als wären alle Horden des Südens hinter euch her.“ Der Wachmann japste nach wie vor und hatte sichtlich Mühe, wieder zu Atem zu kommen. ,,Ruhig, Mann, was ist den los ?“ , wollte Zyle wissen und legte dem Soldaten eine Hand auf die Schulter. ,, Verzeiht… Vor etwa einer Stunde ist ein Gejarn an die Stadttore gekommen.“ ,, Ein Gejarn ? Und was sollte er ? Ein Bote der Clans ? ich wollte ihnen grade selber einige Nachrichten zukommen lassen…“ ,,Nein… Herr, der Mann kommt anscheinend direkt aus Helike. Wir haben
ihn natürlich nicht rein gelassen. Vor allem weil er dem ersten Wachmann, der ihn aufhalten wollte das Handgelenk gebrochen hat. Offenbar sucht er nach jemanden Namens Zyle.“ Kellvian sah unruhig zu seinem Gefährten hinüber. ,, Freunde von euch ?“ ,, Das werden wir besser herausfinden.“ , erwiderte der Gejarn, aber die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte erwartet, erst nach seiner Rückkehr wieder mit seinem Volk in Kontakt zu kommen. Das hier aber… war äußerst ungewöhnlich. ,, Kommt. Wer immer das ist, es muss wichtig sein, wenn sie jemanden eine halbe Welt weit schicken nur um mir irgendetwas
mitzuteilen.“ Zur gleichen Zeit trat Jiy in den Garten des Patrizierhauses. Sie seufzte leicht, als sie sich in dem verwilderten Pavillon in der Mitte der Rosengärten niederließ. Mittlerweile war der Winter nur noch eine Erinnerung und die ersten Blütenknospen standen an den zunehmend grüner werdenden Blumen. Da ich aber nach wie vor niemand um die Pflanzungen kümmerte, wucherten die Ranken wild und schlangen sich um die gusseisernen Zäune des Grundstückst, genau wie um die Säulen, die das Dach des Pavillons trugen.
Jiy sah einen Moment über die Wege hinweg. Eigentlich hatte sie sich mit Eden treffen wollen. Die Kapitänin wurde langsam unruhig, wieder ans Meer zu kommen, jetzt wo das Eis selbst im Norden schmolz und die Windrufer wieder freigegeben hatte. Vor weniger als einer Woche hatte sie einen Brief ihrer Crew erhalten, die sich schon fragte, ob ihrer Anführerin nicht etwas Zugestoßen sei. Hoffentlich würde ein Gespräch sie beide etwas ablenken, dachte die Gejarn. Kellvian wollte warten. Das konnte sie verstehen, sagte sie sich. Nur hätte sie eine andere Antwort erwartet, oder? Es
änderte aber nichts. Geister sie liebte diesen Mann mindestens so sehr wie sie ihn einmal gehasst hatte. Nur ihr blieb zu viel Zeit zum nachdenken, dachte Jiy. So einfach es war, die leisen Zweifel auszublenden, sie kamen immer zurück. Wenn es wenigstens etwas zu tun gäbe… Stillsitzen, das war das eigentliche Problem. Während die Gejarn noch darüber nachdachte, bemerkte sie etwas Seltsames. Dagian tauchte auf einen der Sandpfade auf, die die Gärten durchzogen. Das war so weit wenig bemerkenswert. Der Hochgeneral war eigentlich immer irgendwo in der Nähe. Aber er war nicht alleine. Eine Gestalt in violett-schwarzer Kleidung und
silbergrauem Haar lief neben ihm her. Lord Andre… Was hatte der den hier zu suchen? Wie es aussah, waren die beiden Männer auf dem Weg, hierher. Und sie hatten sie noch nicht bemerkt. Jiy stand ohne einen Laut auf und wich hinter eine der niedrigen Rosenhecken zurück, die das Pavillon langsam zu überwuchern drohten. ,, Es ist vorbei Andre.“ , erklärte der General eben, als die beiden Gestalten unter das Dach traten. ,, Es gibt nichts mehr, das wir tun können, versteht das. Und ich werde nicht riskieren, das ihr..“ ,, Es ist nicht vorbei.“ , erklärte der Adelige scheinbar gelassen. ,, Wir müssen nur auf eine Gelegenheit
warten.“ Der General machte eine wegwerfende Handbewegung. ,, Bis sich eine findet, will ich euch hier aber nicht mehr sehen, verstehen wir uns ? Ihr bringt uns beide nur in Gefahr. Haltet euch zurück.“ Mit diesen Worten ließ Dagian den Adeligen alleine zurück und machte sich auf den Weg zurück zum Haus. Andre warf dem Mann einen säuerlichen Blick nach. ,, Und ihr solltet nicht vergessen, das euer Schicksal einmal in meinen Händen liegen wird.“ ,,Verzeiht, aber würdet ihr mir verrate, was ihr hier zu suchen habt ?“ Jiy war genau so geräuschlos wieder aufgetaucht, wie sie verschwunden war.
Das Dagian ausgerechnet mit dem Herrn von Silberstedt hier auftauchte, war allerdings höchst seltsam. Und noch wichtiger war, dass der Mann hier nichts verloren hatte, solange ihn niemand rief. Andre musterte die Gejarn mit fast genau so wütender Mine, wie er vorhin den General verabschiedet hatte. ,, Ich suche den Kaiser.“ , erklärte er nur kurz angebunden. ,, Und jetzt könntet ihr wieder verschwinden…“ ,,Nun Kellvian ist nicht hier.“ , erklärte Jiy. Sie wusste ja, dass der Mann schon Kell nicht leiden konnte. Und seine Abneigung gegen Gejarn war ihr mehr als bekannt. Eden hatte diese wohl mehr als einmal zu spüren bekommen. Trotzdem
überraschte die Unfreundlichkeit des Mannes sie. ,, Dann geht ihn gefälligst holen Flohfänger… Wozu seid ihr bitte sonst gut?“ Er wusste nicht wer sie war, dämmerte es Jiy. Sie war Andre bisher nie wirklich begegne. Sicher, sie hatte ihn während der Versammlung gesehen, doch bisher immer nur von weitem. ,, Mein Name ist Jiy… Lord Andre. Und ihr könnt gerne hier warten, bis Kell zurückkommt. Aber denkt nicht, das ich mir von euch mehr gefallen lasse, als Kellvian.“ ,, Also seid ihr seine Mätresse , ein Zeitvertreibt, oder was immer ihr sein
sollt… Ganz schön hochnäsig für eine Wilde, die besser bei ihrem Clan geblieben wäre. Kellvian mag einfach nur krank sein, aber glaubt nicht, das euch das recht gibt, mir irgendetwas zu Befehlen.“ Sie fühlte Wut in sich hochkochen. Ahnen, was war mit diesem Mann nur nicht in Ordnung? Sie war ihm grade erst begegnet und konnte jetzt schon die Abneigung nachvollziehen, die Eden und auch Kellvian wohl mittlerweile gegen den alternden Fürsten hatten. Die Gejarn schluckte ihren Zorn jedoch hinunter. Das half niemandem etwas und dem Lord eine Ohrfeige zu verpassen half auch nichts. Stattdessen wurde das Gefühl
ersetzt durch eines der Neugier. Jiy setzte sich auf eine der Bänke unter dem Pavillion. ,, Warum hasst ihr uns ?“ Der Lord sah auf und einen Moment glaubte Jiy, ihn hätte irgendetwas gebissen. Andre gab nicht sofort eine Antwort sondern senkte den Blick wieder. ,, Das ist eine… seltsame Frage. Weshalb wollt ihr das wissen?“ ,, Ich habe einmal den Fehler gemacht über jemanden zu urteilen ohne zu Wissen… warum er tat, was er getan hat. Es ist mir egal, was ihr von mir haltet oder Kellvian oder sonst jemanden, aber… ich will wissen, wieso.
Was haben wir euch getan?“ ,,Hassen ist zu wenig… Jiy, oder ?“ Andre schien nach wie vor zu zögern ihr überhaupt zu antworten. Eine seiner Hände ballte sich zur Faust. ,, Habt ihr eine Ahnung, was euer Volk und Kellvian mir genommen haben ? Ich gebe zu ich bin nie ein Freund der Gejarn gewesen, aber ihr habt es mir… einfach gemacht dieses Urteil noch zu verschärfen.“ Die Stimme des Adeligen zitterte jetzt leicht. ,, Ihr habt mir meinen Sohn gestohlen verflucht nochmal, ihr habt meine Frau getötet und auch wenn ich mich nie gut mit ihr verstanden habe… Und dann nehmt ihr mir noch meinen letzten lebenden Erben? Wofür, wodurch ist
Walter den gestorben, wenn nicht für und dank Kellvian? Könnt ihr mir verraten, wie ich etwas anderes tun könnte?“ Andre verstummte. ,, Nein.“ , gab Jiy zu. ,, Das kann ich nicht.“ Aus einer Sicht war sein Zorn wohl mehr als gerechtfertigt. ,,Ich hatte jedoch nicht erwartet… das jemand jemals nach meinen Motiven Fragen würde.“ , meinte der Lord nachdenklich. ,, Wohl schon gar nicht ihr…“ ,, Wir sind alle unterschiedlich, Lord Immerson. Ihr könnt nicht uns alle verurteilen, weil euch ein paar Unrecht getan haben.“ Und was Zachary anging,
so würde Jiy ihre Meinung für sich behalten. Der Mann war cholerisch, gemein und der Junge war definitiv besser aufgehoben, wo er jetzt war. ,, Und das glaube ich nicht.“ , erklärte Andre. ,, Ihr mögt euch für anders halten, aber wenn es darauf ankommt zeigt ihr doch alle euer Wahres Gesicht. Tiere, nicht besser als das.“ Seine Stimme verriet Jiy, das er seine eigenen Wort nicht ganz glaubte. ,, Ich verstehe.“ , antwortete sie jedoch. Dieser Mann würde seine Meinung nicht mehr ändern, dachte die Gejarn. Oder zumindest nicht so schnell. ,, Trotzdem möchte ich euch vielleicht danken. Das war… interessant.“ Andre
wendete sich schon halb zum gehen. ,, Glaubt jedoch nicht, das das heißt, dass ich Frieden mit Kellvian schließe. Nicht für eine Sekunde.“ ,, Was ist denn hier los ?“ , wollte eine Jiy vertraute Stimme wissen. Und auch Andre wirbelte zu dem Neuankömmling herum. Eden stand auf den Steinfließen des Unterstands und musterte den Adeligen mit einer Mischung aus misstrauen und dem mühsam unterdrücktem Wunsch, den Mann endgültig zu erledigen. ,,Gar nichts.“ , erklärte Andre und ihm war anzumerken, das er der Gejarn keinen Schritt über den Weg traute. Etwas, das wohl auf Gegenseitigkeit
beruhte. ,, Ich wollte grade gehen.“ Mit diesen Worten verschwand der Lord den Weg hinab in Richtung eines Gartentors. ,, Was wollte der hier ?“ , fragte die Kapitänin der Windrufer, nachdem der Mann außer Sichtweite war. ,, Offenbar hat er nach Kellvian gesucht. Aber…“ Sie zuckte mit den Schultern. Was er mit Dagian zu schaffen hatte blieb ihr ein Rätsel. Vielleicht war er dem General nur zufällig begegnet. Aber irgendwie glaubte sie nicht Recht daran. ,,Wirklich ? Ihr seht nämlich aus, als hätte euch jemand gesagt, die Sonne ginge nie wieder auf.“ , bemerkte Eden nur leicht
sarkastisch. ,, Das hat andere Gründe…" antwortete Jiy. ,,Kellvian ?“ ,,Kell richtig… oder ich denke schon.“ Es fiel ihr schwer, was sie eigentlich so belastete in Worte zu fassen. Es war nur teilweise, das Kellvian die Sache hinauszögerte. Aber auf eine Art waren Andres Worte mehr verletzt als alles andere. Ein Zeitvertreib… War sie wirklich nur das? Aus der Sicht von anderen vielleicht. Und das konnte ihr doch egal sein, dachte Jiy. Kellvian sah sie definitiv als mehr. Oder ? Und doch, wie er es selbst gesagt hatte, Kell hatte sich verändert. Er war Kälter geworden,
berechnender… Sie könnte keine Angst vor ihm haben, dachte Jiy. Aber Sorgen konnte sie sich machen. Mehr als das.
Eden lachte, brachte sich aber selber schnell wieder zum schweigen. ,,Ihr solltet grade wirklich euer Gesicht sehen. Was ist passiert?“
,,Gar nichts, das ist ja das Problem.“
| EagleWriter Bleibt zu hoffen, wie ?^^ lg E:W |
| abschuetze Ja ich weiß schon, Wys ist gekommen. Hieß der so, der Bruder von Zyle?^^ |
| EagleWriter Richtig. War jetzt aber nicht zu schwer^^ lg E:W |
| abschuetze nee nich wirklich^^ |
| EagleWriter Aber hoffentlich wieder unterhaltsamer ^^ |