Graue, ledrige Schwingen zischten durch die Luft und teilten die Wolken, die Schuppen glänzten türkis, wenn das Sonnenlicht darauf fiel und der Dornen besetzte Schweif wirkte stark genug, mit einem Schlag ein ganzes Dorf dem Erdboden gleich zu machen.
Doch Lilith hatte nichts dergleichen im Sinn, als sie sich trotz ihrer gewaltigen Größe elegant dem Boden näherte, um zur Landung anzusetzen.
Der Boden erzitterte einen Moment unter der Last, als ihr riesigen Beine den Boden berührten und ihre Schwingen sinken ließ.
Vor den Toren von Ashaan hatten sich viele Menschen versammelt, darunter jede Menge begeisterte Kinder. Auch, wenn man in einer Welt lebte, in der die Magie alltäglich war, einen echten Drachen bekam man dennoch äußerst selten zu Gesicht.
Doch nun, wo Lilith vor ihnen stand, wichen die meisten erschrocken zurück, blickten voller Ehrfurcht auf ihre imposante Gestalt.
Natürlich würde sie Ashaan so nicht betreten können, geschweige denn die Magierin finden, für die sie hier war.
Der rote Stein, der in ein Lederhalsband eingearbeitet war, welches sie um den Hals trug begann, aufzuleuchten. Kurz
darauf erleuchtete auch der Drachenkörper, und sie wurde kleiner, veränderte die Form, bis schließlich anstatt des Ungetüms ein junges Mädchen vor ihnen stand.
Ihr kurzes, gelocktes Haar glänzte in demselben Türkis wie auch ihre Schuppen es getan hatten, ihr kindlicher Körper war in ein edles, in rosa gehaltenes Kleid gehüllt das einer Prinzessin würdig war. Und doch sah sie mit dem aufgeregt strahlenden Gesicht nicht älter aus als 16 Jahre.
Langsam bewegte sie sich nun auf die Menschenmenge zu, einen langen Stab in ihrer linken Hand, an dessen Ende ein Edelstein pragte.
Die Menschen wichen immernoch zurück, denn auch wenn sie nun die Gestalt eines kleinen Mädchens hatte, so wussten noch immer alle hier auf dem Platz, was sie wirklich war.
"Ich suche Aurorae, die Magierin. Kann mir einer sagen, wo ich sie finde?"
"Tze... es muss ein Verbrechen sein, in dieser Stadt anständiges Met zu servieren.", sprach Aurorae finster und drehte den Krug in ihrer Hand. Leise Musik wurde in der Taverne gespielt, nur wenig Licht fiel durch die gedämmten Fenster und der Rauch von Zigarren hing in der Luft.
Es war noch garnicht lange her, da hatte
sie gemütlich in ihrer Bibliothek gesessen. Szcenari, der kleine, blaue Schmetterling, der nie von ihrer Seite wich war um ihr Gesicht geflattert. Windgeister nahmen oft die Gestalt an, die der Seele des Magiers am meisten entsprach. Als sie ihn beschworen hatte, war sie gerade einmal 9 Jahre alt gewesen. Das Buch mit der Formel dazu hatte sie von Maximilian stibitzt, ihrem Lehrmeister und gleichzeitig ihrem Ziehvater.
Doch energisches Klopfen an der Tür hatte die angenehme Stille unterbrochen. Mit Neidern hatte sie immer zu kämpfen gehabt, aber diesmal war es ernst. Man hatte sie offiziell angeklagt.
"Jetzt hab dich doch nicht so, meine Hübsche!", ein fremder Mann, den die blonde Magierin noch nie zuvor in dieser Taverne gesehen hatte, legte seinen Arm um sie. Doch sie reagierte nicht, übte sich in Selbstbeherrschung.
"Ein Wunder, dass ich so ein niedliches Ding wie dich hier noch nie gesehen hab.", er kam ihrem Gesicht ganz nahe, die Übelkeit stieg in ihr hoch.
"Wenn du nicht sofort mit deinem stinkenden Atem von mir verschwindest, setz ich dich unter Feuer.", drohte sie nun doch zischend. Um ihre Worte zu unterstreichen, hob sie eine Hand. Kurz darauf züngelte eine kleine Flamme aus ihrer Handinnenfläche, die allerdings
gleich wieder verschwand. Allein das zeigte, wie mächtig die junge Frau bereits war.
Für Menschen war es nämlich unglaublich schwierig, Magie ohne ein Medium zu verwenden. Einen Stab oder ein Amulett, irgendetwas, das als Gefäß diente. Auroraes Gefäß aber war ihr eigener Körper.
Der Mann wich erschrocken zurück, die Blonde führte nur den Krug an ihre Lippen, als wäre nie etwas dergleichen geschehen.
Nachdem er endlich geleert war, ließ sie ihren Blick durch die Kneipe schweifen, und obwohl ihre Sicht etwas durch die Rauchschwaden getrübt war, erkannte
sie etwas, dass überhaupt nicht in dieses Ambiente zu passen schien. Oder besser Jemanden.
Ein Mädchen stand in der Tür, auf den ersten Blick deutlich zu jung für diese Umgebung. Aber das war nicht mal das auffälligste an ihr. Nein, das war definitiv ihre Haarfarbe.
Helles, leuchtendes Türkis. Ihre Haut war blass, wirkte rein wie die einer Porzellan Puppe und stand im Kontrast zu der ungewöhnlichen Frisur und auch zu ihren eisblauen Augen. Ihr Blick ruhte interessiert auf dem Mädchen, auch wenn sie hier eigentlich auf einen Drachen warten sollte.
Lilith hatte den Hinweis bekommen, die Magierin würde sich in einer bekannten Taverne aufhalten, aber jetzt, wo sie hier war wäre sie am liebsten auf der Stelle wieder umgekehrt. Die Luft hier war stickig und breitete sich in ihren Lungen aus. Für einen Drachen, der die meiste Zeit seines Lebens im Gebirge von Al'Gaar zugebracht hatte, die frische, reine Bergluft dort geatmet hatte, war diese hier das reinste Gift.
Sie musste schnell diese Magierin finden, und dann nichts wie raus hier!
Als erstes schritt sie auf den Tresen zu, hinter dem der Wirt gerade Gläser putzte und sich mit einer rundlichen, stark geschminkten Frau unterhielt.
Er würde doch wohl wissen, wer in seinem Lokal ein und aus ginge!
Sehr weit kam sie aber nicht, da schob sich der fleischige Körper eines großen Mannes in ihren Weg. Unsicher hob sie den Kopf, er blickte auf sie nieder.
Sein alkoholisierter Atem sorgte dafür, dass sie einen Schritt zurück tat und ihre Hand vor den Mund hielt. Es war unhöflich, ja, aber der Zigarettenrauch und miefige Gestand hier drin hatten ihr bereits den größten Teil ihrer Selbstbeherrschung abverlangt.
Ihr größtes Problem war im Moment aber nicht sein Mundgeruch, sondern die Tatsache, dass eine Gefahr von ihm auszugehen schien, welcher Natur auch
immer. Und sie selbst hatte absolut keine Verteidigungsmöglichkeiten.
Drachen hatten sie auf weiße Magie spezialisiert. Sie diente lediglich der Heilung, dem Schutz oder der Unterstützung. Zum Angriff taugte sie nichts und war momentan auch sonst ziemlich nutzlos, wenn sie diesen Kerl nicht noch stärker machen wollte, als er war.
Also war ihr nächster Gedanke Diplomatie. Sollte dieser Mann einen Funken Anstand besitzen, würde er eine Drachenprinzessin ja wohl nicht anrühren, oder?
Lilith holte also tief Luft, öffnete den Mund und hoffte bloß, dass ihre Stimme
nicht genauso zitterte wie ihre Knie.
Soweit kam es aber garnicht, denn da flog ein geleerter Krug haarscharf den beiden vorbei und zerschlug an der Wand hinter ihnen. Vor Schreck weitete das Mädchen die Augen, der bullige Kerl drehte sich nur verwirrt um.
"Lass die Kleine in Ruhe, Cain!", hallte eine Frauenstimme durch den ganzen Raum. Lilith schielte nun an ihm vorbei und erblickte eine blonde, junge Frau, die etwas weiter hinten im Lokal an einem runden Tisch saß.
"Eine Bekannte von dir, Aurorae?", lallte er als Antwort. Bei dem Namen horchte Lilith auf. Die Frau schien einen Moment zu überlegen.
"Sie ist mein Gast.", meinte sie schließlich, und der Kerl gab klein bei, machte den Weg endlich frei.
Lilith huschte zügig an ihm vorbei, bevor er es sich anders überlegen würde, und lief eiligen Schrittes auf den Tisch ihrer Retterin zu.
"Vielen Dank.", brachte sie hervor, als sie ankam.
Aurorae hob nur den Kopf und musterte sie desinteressiert. Das mit dem Gast war nur eine Notlüge gewesen, hoffentlich erwartete dieses Kind hier jetzt nicht wirklich, dass sie ihr einen ausgab. Auch wenn sie nicht wirklich so aussah, als könnte sie Alkohol überhaupt
vertragen, ohne aus den Latschen zu kippen.
"Macht nichts.", antwortete sie deswegen, wandte den Blick wieder ab und hoffte, die Göre würde verstehen, dass das auch schon alles war.
Aurorae war nicht auf Smalltalk oder neue Freundschaften aus. Sie wartete einfach nur auf diesen verdammten Drachen. Wo blieb der nur?
"Ihr seid also Aurorae? Mein Name ist Lilith.", sprach das fremde Mädchen schon wieder. Aurorae seufzte nur kaum merklich. Da hatte sie sich ja jetzt ein tolles Anhängsel angelacht. Das passierte also, wenn man einmal jemandem helfen wollte.
Das Mädchen machte einen Knicks, was sie noch viel absurder wirken ließ.
"Lilith Vasila, die dritte in der Thronfolge von Al'Gaal. Ich bin hier, um mit euch den Schuldigen für die Zerstörung unseres Tempels zu finden."
Aurorae horchte auf. Dieses kleine, unscheinbare Ding war der Drache, auf den sie warten sollte? Ihr Blick wanderte ungläubig an ihr hinab.
"Drachen hab ich mir immer ganz anders vorgestellt."
"Mein ältester Bruder wäre mit Sicherheit eine bessere Wahl für diese Reise gewesen, aber er ist im Moment unentbehrlich. Mein anderer Bruder ist schwer erkrankt, es ist unklar, ob er
durchkommt. Deswegen wurde ich geschickt.", erklärte sie. Aurorae unterdrückte ein Stöhnen. Die dritte Wahl also, ja?
"Wir werden als erstes den Markt besuchen. Wir brauchen Proviant und eine Karte. Ich würde sagen, dass wir als erstes zu den Überresten eures Tempels reisen, um Hinweise zu finden."
Und außerdem beschloss sie, auch einen Söldner anzuheuern. Denn nur mit diesem kleinen Ding an ihren Haxen würden sie allein sicher nicht lang unbeschadet bleiben.
Als sie endlich das stickige Lokal verließen, sog Lilith gierig die frische Luft ein. Ganz so klar wie bei ihr zuhause war sie nicht, aber immernoch besser als da drin. Den Markt zu finden war nicht besonders schwer, er lag meist zentriert, so auch in diesem Dorf. Sie mussten lediglich den Menschenmassen folgen, die ihre morgendlichen Einkäufe tätigen wollten. Doch als die blauen Augen Liliths das erste Mal die Stände sahen, war es um sie geschehen. Natürlich, denn das Mädchen hatte Al’Gaar bisher nur selten
verlassen. Nicht wie ihr Bruder Cylian, der viele Jahre in der Menschenwelt herumgereist war. Und dieser Markt war ein regelrechtes Erlebnis für sie. Ungehalten lief sie von einem Stand zum nächsten, achtete nicht darauf, ob Aurorae ihr hinterher kam oder nicht. Die Blonde schien sichtlich genervt von dem ihr zu sein, trottete ihr aber dennoch hinterher. Sie beobachtete, wie Liliths Augen leuchteten, als sie einen Stand mit kleinen Broschen entdeckt. Aurorae könnte auch hier rum hüpfen, einen Stand nach dem anderen bewundern und sich den glitzernden Schmuck, mit dem manche Händler
warben lachend um den Hals hängen. Aber sie würde dabei niemals so niedlich, so liebenswert wie dieses Mädchen aussehen. Und das kotzte sie an. Lucrey Evans hatte derweil ganz andere Probleme. Er fuhr sich mit der Hand durch den Nacken, in dem die Mittagssonne brannte. „Steh auf, fauler Sack.“, mit diesen Worten trat er einem alten Mann leicht, aber bestimmend in die Seite. Dieser grummelte nur etwas unverständliches, drehte sich auf den zusammen gelegten Leinen, die als Bett dienten um und setzte sein lautstarkes Mittagsschläfchen
fort. Lucrey seufzte, die geleerte Glasflasche und der Alkoholgestank, der von dem Mann ausging verrieten den Grund für seinen festen Schlaf. Weiterkommen schien hier zwecklos, deswegen ließ er den Blick durch die feuchte, dunkle Gasse wandern. Ein Mann und eine Frau in zerlumpten Kleidern lehnten an der Wand und unterhielten sich, auf dem Boden lag ein Mädchen und schlief, nicht viel älter als 14. Das hier war jetzt sein Leben, seine Familie. Aber allem Anschein nach hatte niemand Lust, mit ihm das Essen für heute Abend zusammen zu gaunern, also müsste er wohl allein losziehen.
Er zurrte sich noch einmal sein dunkles, zerlumptes Stirnband zurecht und machte sich auf den Weg zum Markt. Dabei hielt er sich verdeckt in den Menschenmengen, um nicht zu schnell von den Stadtwachen entdeckt zu werden. Auch in dieser Stadt war Lucrey schon lang kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sie würden wohl bald weiterziehen müssen. Auf dem Marktplatz angekommen führte ihn dann direkt sein erster Weg zu einem Obsthändler. Er kannte den Mann, wusste, dass dieser immer gern feilschte und als Lucrey den Stand erreichte, war
er wie immer in eines seiner hitzigen Verkaufsgespräche verwickelt. Im Vorbeigehen schnappte der Dieb sich also einen Apfel und biss herzhaft hinein. Das Leben auf der Straße war garnicht so schlimm, wenn man wusste, wo man was her bekam. Nun ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, um Ausschau nach einem potenziellen Opfer zu halten, da huschte ein türkisener Haarschopf an ihm vorbei. Verwundert folgte er dem fremden Mädchen mit dem Blick. Sowas! So eine seltsame Haarfarbe hatte er noch nie gesehen, zumindest nicht bei Menschen. Aber ihre Kleidung, der ganze Schmuck, den sie trug, dass ließ vermuten, dass sie
eine Menge Geld bei sich hatte. Und sie schien auch nicht so, als würde sie in ihrem Freudentaumel etwas mitbekommen. Lilith war inzwischen an einem Stand mit angeblich spirituellen Gegenständen angekommen, und deckte sich mit augenscheinlich drittklassigen Schutzamuletten ein, ehe ihre Augen etwas anderes sahen. „Wahnsinn…!“, entkam es ihren Lippen. Ein großes Schild mit der Aufschrift ‚Drachenorakel‘ pragte über einem der Warentische. Drachenorakel waren etwas unheimlich seltenes. Bei ihr Zuhause gab es einst Drachen, die in die Zukunft sehen konnten. Dafür benutzten sie
Gegenstände wie Spiegel oder Glaskugeln. Heutzutage sind diese Relikte bekannt als Drachenorakel. Menschen können damit nichts anfangen und benutzen sie meist als exotische Hausdekoration. Aber wenn ein echter Drache so etwas in die Finger bekommt, dann könnte er wirklich das wahrsagen wieder erlernen. Gerade wollte sie darauf zu laufen, da packten sie zwei Hände unter ihren Armen und hoben sie kurzerhand vom Boden, sodass ihre Füße frei in der Luft hingen. Es schien, als wäre ihr menschlicher Körper etwas zu klein geraten. „Und Stop!“, setzte Aurorae ihrem
Shoppingwahn mit fester Stimme ein Ende. „Lass mich runter! Du hast doch keine Ahnung, wie wertvoll und selten diese Dinger sind!“, protestierte das Drachenmädchen und strampelte mit den Füßen. „Wir sind nicht zum Vergnügen hier! Wir brauchen Proviant und eine aktuelle Karte!“, konterte Aurorae dagegen, und schließlich gab Lilith ihren Wiederstand auf, indem sie die Schultern sinken ließ und aufhörte zu strampeln. Im Gegenzug bekam sie dafür von der Blonden den Boden unter den Füßen zurück. Aber Aurorae hatte gelernt, griff deswegen nach dem Arm des Mädchens
und führte sie an der Hand, wie ein kleines Kind. Denn im Moment benahm sie sich auf wie eines. Lilith wollte ihr gerade folgen, da kullerte etwas gegen ihre Füße. „Nanu?“, fragte sie, senkte den Blick und sah auf einen angebissen Apfel. Sofort bückte sie sich danach und hob ihn auf, Aurorae war stehen geblieben und beobachtete das Schauspiel. „Was machst du da?“, fragte sie streng. „Der ist mir vor die Füße gerollt.“, erklärte Lilith und sah sich dann um, auf der Suche nach dem Ursprung. Und sie erblickte einen jungen Mann, der Rotbraunes, zerwuscheltes Haar trug, darüber ein ausgeblichenes Stirnband und
zerlumpte Kleidung. Das auffällige an ihm war, dass er mit offenem Mund in die Richtung der beiden Mädchen starrte, als hätte er einen Geist gesehen. „Aura?“, fragte der Mann nun, woraufhin Aurorae den Blick hob und ihre beiden Blicke sich trafen. Lilith sah nur verwundert zwischen den beiden hin und her. „Kennst du den?“, fragte sie nun, die Blonde antwortete nur mit einem „Tze!“, wandte den Kopf ab und an der Art, wie sie Lilith weiterzog bemerkte das Drachenmädchen, dass sie noch verstimmter sein musste als geradeeben schon. Einen letzten Blick war Lilith dem Mann
noch über die Schulter zu, der ihnen weiter hinterher starrte, dann wurde sie von Aurorae um die nächste Ecke gezogen. „Wir kaufen jetzt das Trockenfleisch und die Karte, und dann ziehen wir los! Bis Übermorgen will ich in Woera sein!“, zischte sie, ihre Stimme klang bedrohlich. Lilith schluckte, während sie ihr hinterher stolperte. Es war wohl nicht gerade die klügste Entscheidung, aber als sie von Aurorae an einem Stand vorbeigezogen wurde, der spirituelle Masken verkaufte, konnte Lilith nicht anders, als nach einer der Masken zu greifen. Aurorae bekam das allerdings nicht mit,
zog die Türkishaarige weiter und das vom Lied war, dass Lilith den Stand an der Maske zu Boden riss. Der nicht sehr stabile Holztisch zerfiel in seine Einzelteile, während das Leinendach sich seinen Weg zum Boden bahnte. Unzählige der Masken gingen zu Bruch, lediglich die, die Lilith in der Hand hielt war noch ganz geblieben. Fassungslos starrten beide auf den Trümmerhaufen. „Du liebes bisschen…“, war alles, Lilith dazu zu sagen hatte. Die Besitzerin begann sogleich, eine Schimpftirade auf sie niederprasseln zu lassen, die Aurorae galt, obwohl diese an der Sache
unschuldig war. „Ich hoffe, ihr könnt dafür aufkommen!“, rief die Frau erbost. Dummerweise aber hatte Lilith das gesamte Geld, das sie von zuhause mitbekommen hatte bereits für irgendwelchen Krimskrams auf dem Markt ausgegeben. Hilfesuchend wandte sie sich an Aurorae, die schien zu verstehen und ihr Blick verfinsterte sich. Stöhnend griff sie in den kleinen Beutel, den sie um die Hüfte trug und reichte der Frau ein paar Goldmünzen, um endlich abhauen zu können, doch die schien noch immer nicht besänftigt. „Und was ist mit den Schäden?“, keifte sie weiter.
Lucrey war von dem Geschrei der Marktfrau angelockt worden, und als er um die Ecke kam, sah er wieder Aurorae und das ungewöhnliche Mädchen. Aber auf sie achtete er garnicht, als er an ihr vorbei ging und direkt auf die Magierin zuschritt. „Aura! Warum bist du abgehauen? Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier finde!“, sein Gesicht schien sichtlich erfreut. Das von Aurorae allerdings überhaupt nicht. „Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst.“, war alles, was sie zu sagen hatte, ehe sie beide Arme hob und sich einen Moment konzentrierte. Kurz darauf
stand der Warentisch wieder genauso da wie vorher, als hätte man die Zeit zurückgedreht. Lucrey blieb der Mund offen stehen, und auch Lilith schien mehr als begeistert über diesen Zaubertrick. „Komm jetzt!“, das war an Lilith gerichtet, die schnell die Maske in ihrem Beutel verschwinden ließ und zu ihr aufholte. Aber auch Lucrey folgte ihnen, anscheinend wollte er sich nicht so leicht abwimmeln lassen. „Jetzt bleib doch stehen! Bist du etwa immernoch sauer wegen dieser Sache von damals?“ „Denk ja nicht, das wäre aus der Welt geschafft, nur weil du dich einfach
verzogen hast.“, war ihre Antwort, aber ihre Stimme klang etwas geschwächter als grade. Magie, die die Zeit von Gegenständen umdrehen konnte war eine von den alten, verschollen geglaubten Magien. Die überlieferten Texte von Maximilian hatten nicht ausgereicht, um sie sich komplett und fehlerfrei anzueignen, weswegen dieser Zauber Aurorae eine Menge Kraft gekostet hatte. Die Umrisse der Menschen vor ihr verschwammen, und eine Hand wanderte an ihre Stirn. Sie stöhnte leise. „Ist alles in Ordnung?“, kam Lilith besorgte Stimme von hinten. Aber Aurorae reagierte nicht, stattdessen spürte sie, wie ihr Körper langsam vorn
über fiel. Aber sie konnte nichts dagegen tun.
Mit großen Augen beobachtete Lilith panisch, wie Aurorae langsam nach nach vorn kippte. Was sollte sie machen? Die Blonde war gut einen Kopf größer als sie selbst! Würde sie versuchen, sie aufzufangen, dann würde sie am Ende nur beide zu Boden fallen. Schnell schwang sie ihren Stab, woraufhin der Edelstein zu leuchten begann und hastige Worte auf einer fremden Sprache ihren Mund verließen. Mit diesem Bannspruch würde sie sich wenigstens nicht schwer verletzen, wenn sie aufschlug! Aber der Aufprall kam garnicht, denn
Lucrey war blitzschnell an ihre Seite geeilt und fing Aurorae locker mit einem Arm auf, ehe er verwundert zu Lilith blickte. „Was soll das Gefasel?“, fragte er, woraufhin die Türkishaarige peinlich berührt etwas rot anlief und sofort innehielt. Er hatte sie ganz leicht aufgefangen, und sie hielt sich hier mit Ellenlangen Formeln auf. Und genauso leicht hob er Aurorae nun auch auf seine Arme. Sie selbst bekam davon garnicht viel mit. „Isst du eigentlich genug?“, fragte er, und zugegeben war das nicht die erste Frage, die man jemandem stellte, den man seit 10 Jahren das erste Mal wieder
traf. Es sei denn, man war dessen Mutter. Aber die Blonde fühlte sich in seinen Armen federleicht an. Aurorae versuchte derweil, einen klaren Gedanken zu fassen, doch sein Geruch breitete sich in ihren Lungen aus. Sein vertrauter Geruch. Auch seine Wärme umschloss sie mehr als deutlich. Sie wollte das nicht! Sie wollte nicht an Tage aus ihrer Kindheit erinnert werden! An Tage, an denen er noch an ihrer Seite gewesen war! Sie spürte etwas Hartes unter sich, als Lucrey sie auf einer Holzbank ablegte. Lilith stieß besorgt dazu, aber Aurorae öffnete ihre Augen noch immer nicht. „Jetzt sag schon, was machst du hier?
Und wer ist die da?“, er nickte in Liliths Richtung. Nun öffnete die Blonde doch die Augen, setzte sich schwach auf, hielt sich aber noch immer den Kopf. „Ihr Name ist Lilith, und sie wurde mir von meinem Auftraggeber in Obhut gestellt.“, war ihre recht knapp ausgeführte Antwort. Seine Wärme um sie herum war verschwunden. Freude und Missmut darüber kämpften um den Platz in ihrer Gefühlswelt. „Das ist aber auch schon alles, was du wissen musst. Lilith und ich werden jetzt weiterziehen. Danke fürs Auffangen.“, es klang weder nett, noch als wäre das Dankeschön ernst gemeint. Was allerdings ernst gemeint war, war die
Tatsache, dass er hier bleiben sollte. Sie hatte damals mit ihm abgeschlossen, sie wollte nicht, dass alles wieder hochkam. Aber das wäre unweigerlich der Fall, wenn er sie begleiten würde. Lucrey aber schien das anders zu sehen. „Ich werd mitkommen. Ob du willst oder nicht.“, sagte er, während er sich von der Bank erhob. Aurorae tat es ihm gleich, auch wenn sie im ersten Moment wieder taumelte. „Hau einfach zurück in das Loch ab, in das du dich vor 10 Jahren verkrochen hast und lass mich in Ruhe!“, zischte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte, und die Bitterkeit in ihrer Stimme war nicht schwer heraus zu hören.
Darauf sagte er nichts mehr, aber er drehte sich auch nicht um. Ihr Blick aber legte sich nun auf Lilith, die die ganze Zeit stumm dabei gestanden hatte. „Los, wir besorgen jetzt diese verdammte Karte! Danach gehen wir zur Gilde, ich will einen Söldner anheuern, damit ich nicht ständig auf dich aufpassen muss! Und keinen Schnickschnack mehr, sonst hack ich dir die Finger ab!“, natürlich war diese Drohung nicht ernst gemeint. Sollte sie es wirklich wagen, der Prinzessin der Drachen die Finger abzuhacken, könnte sie ihre Begnadigung vergessen. Aber bei Lilith schien sie trotzdem zu
sitzen, denn als sie den Weg zur Gilde antraten, behielt sie ihre Hände bei sich. Ihr Blick aber wanderte nach hinten zu Lucrey, der ihnen, wie er gesagt hatte, hinterher stiefelte. Lilith fragte sich, was die beiden wohl miteinander zu schaffen hatten. Sie kannten sich, so viel war klar. Auch wenn Aurorae nicht besonders begeistert von dem Wiedersehen zu sein schien, ganz im Vergleich zu dem Stirnbandträger. Lilith selbst war eigentlich ganz froh, wenn er mitkommen würde. In ihrer wahren Gestalt konnte sie sich gegen normale Gegner durchsetzen, allein schon der Größe wegen. Aber als
Mensch war sie schwach. Nicht mal ihre Beine trugen sie wirklich fest, da sie nicht ans Laufen gewöhnt war. Je mehr männliche Begleiter also, desto besser. Aurorae schien davon aber nichts wissen zu wollen. Sie kamen recht schnell an ein großes Haus. Drinnen roch es nach Alkohol, genauso wie in der Taverne. Es war dunkel, und tiefes Männerlachen drang an ihr Ohr. „Ich will da nicht rein.“, murmelte Lilith. Aurorae drehte sich nicht mal zu ihr um. „Stell dich nicht so an!“, gerade wollten die beiden eintreten, da versperrte ihnen eine silberne Klinge den Weg. Aurorae
und Lilith blickten überrascht auf, während Lucrey nicht nichteinmal mitbekommen zu haben schien, dass die Mädchen stehen geblieben waren und fast in sie hinein gelaufen wäre. „He, was ist denn?“, fragte er, und erst jetzt sah auch der Klinge. Und natürlich auch den Mann, dem er gehörte. Noch so ein Vogel. Der Mann war sehr groß gewachsen, sogar größer als Lucrey. Seine längeren Haare glänzten silberweiß, und auch er trug ein Stirnband. Allerdings ein rotes, mit Goldmünzen verziertes. In demselben Goldton erstrahlen auch seine Augen, was wirklich ungewöhnlich war. Zusammen mit der braungebrannten,
glatten Haut, den Muskeln und dem Gewand, welches den Größten Teil seiner Brust frei legte, sah er enorm exotisch aus. Auch Lilith stand der Mund offen, während Aurorae ihn lediglich skeptisch musterte. „Du kommst aus Zerestria, den Wüstenlanden.“, stellte sie fest. „Bardhê.“, antwortete er darauf, und seine Stimme klang genauso tief und bedrohlich, wie er auch aussah. „Was willst du?“ „Dort drinnen werdet ihr niemanden finden, der euch helfen kann.“, sprach er so leise, dass Lilith hinter den beiden den Hals recken musste, um etwas zu verstehen. Vergebens,
allerdings. Aurorae verengte die Augen. „Wie viel?“, fragte sie. „Gar nichts.“, sein Blick ruhte auf der Magierin, jetzt senkte er ihn allerdings. Für einen kurzen Moment flackerte etwas in seinen Augen auf. „Wir haben dasselbe Ziel.“ Überrascht weitete Aurorae die Augen. Ihr Auftrag war eigentlich streng geheim. Es galt, absolut keine Aufmerksamkeit zu erregen. Würde rauskommen, dass die Drachen die Menschen verdächtigten, ihren Tempel angegriffen zu haben, würde eine Panik ausbrechen. Denn schließlich könnten die Drachen in
diesem Fall den seit Jahrhunderten herrschenden Waffenstillstand beenden und einen Krieg beginnen. Die Folgen wären fatal. Woher wusste also dieser Kerl davon? Aurorae beschloss, sich fürs erste dumm zu stellen. „Ach, tatsächlich?“ „Ich weiß, wer es war.“ „Wer was war?“, der Mann beugte sich vor, bis sein Kopf ganz nah neben dem der Blonden war. „Ich weiß, wer den Tempel der Drachen zerstört hat.“, flüsterte er. Langsam schnallte Aurorae und sah fassungslos zu dem Mann. Er war derjenige, der sein Wort für sie eingelegt hat! Der, der den
Wachen versichert hat, er kenne den wahren Verbrecher, woraufhin sie losgeschickt wurde, um ihn zu stellen! Aber warum hatten die Wachen ihm dann nicht auch so viel Glauben geschenkt, dass sie den Übeltäter bereits selbst gefangen genommen hatten? Irgendwas an dieser Sache war verdammt faul. Der Mann richtete sich wieder auf. „Ich warte in einer Stunde am Südtor. Solltet ihr nicht kommen, werde ich ohne euch losziehen.“, sprach er, steckte sein Schwert wieder weg und drehte sich ohne ein weiteres Wort wieder um, verschwand um die nächste Ecke. Aurorae sah ihm noch einen Moment hinterher. Lucrey und Lilith hinter sich
hatte sie schon lange vergessen.
Fürs erste beschloss sie, mit ihm mit zu gehen. Er könnte Anhaltspunkte haben, die sie schneller weiterbrachten und wenn es stimmte, was er sagte, dann hätten sie diesen Fall schneller gelöst als gedacht. Und das war alles, was sie wollte.
Die Drohung Auroraes schien tatsächlich etwas genutzt zu haben, denn Lilith behielt ihre Finger bei sich, während sie auf dem Markt die letzten Besorgungen tätigten. Noch mehr unglückliche Zwischenfälle an diesem Tag hätte sie auch wohl kaum ausgehalten. Sie warf einen Blick über ihre Schulter auf Lucrey, der ihnen immernoch folgte. Ein leises Seufzen entkam ihren Lippen. Er würde also tatsächlich mitkommen. Ihre Gedanken glitten ab, zu glücklicheren Zeiten. Damals waren die beiden unzertrennlich gewesen, hatten alles gemeinsam getan. Genaugenommen
waren sie der Schrecken des Dorfes, weil auch ziemlich viel Unfug Kopf hatten. Wenn sie sich gestritten hatten, was ziemlich oft vorkam, dann hatte er meist ein paar Stunden später vor ihrer Tür gestanden. Verdreckt und mit aufgeschürften Knien, aber übers ganze Gesicht grinsend. Immer hatte er ihr zur Versöhnung einen Apfel von dem großen Baum auf dem Hof seiner Eltern gepflückt. Aber dieses eine Mal war er nicht zurückgekommen… „Bist du sicher, dass man das essen kann? Das sieht nicht gesund aus.“, Liliths Stimme holte Aurorae in die Realität zurück, und sie besah sich das
Mädchen, dass gerade die Trockenpflaumen inspizierte. Genervt nahm sie sie ihr ab und ließ sie in ihrem eigenen Beutel verschwinden. „Natürlich kann man die essen!“, antwortete sie darauf und richtete dann den Blick in den Himmel. Es war wohl langsam Zeit, aufzubrechen. Als sie am Südtor ankamen, stand dort tatsächlich der Mann von vorhin. Seine kühlen Augen ruhten auf der Gruppe, ehe ein Flügelschlagen seine Aufmerksamkeit erregte. Ein überraschter Ausdruck legte sich auf Auroraes Gesicht, als Sczenari das Gesicht des fremden Umflog. Das war zumindest ein Zeichen, dass er wohl nichts Böses im Schilde führte. Eine
kleine Erleichterung. Dennoch ließ sie sich nicht beirren und schritt auf ihn zu, woraufhin Sczenari auf ihrer Schulter landete. „Wir reisen über Woera und Ylase, an der Küste entlang zum zerstörten Drachentempel, um erste Nachforschungen anzustellen.“, erklärte sie, der Mann nickte lediglich. Liliths Augen aber weiteten sich begeistert. „Über die Küste? Wir gehen ans Meer?“, fragte sie aufgeregt. Der Schwertkämpfer schenkte ihr keine Beachtung sondern schritt einfach los, Aurorae verdrehte lediglich die Augen. „Ja, wir gehen ans Meer. Aber ich will dort keine Tage bleiben. Wir gehen nur
dran vorbei.“, erklärte sie und nahm den Weg ebenfalls auf. Das schien den Enthusiasmus Lilith allerdings nicht wirklich einzudämmen. Fröhlich schritt sie los, Lucrey bildete derweil das Rücklicht der Gruppe. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt ließ er seinen Blick über die Landschaft wandern, pfiff dabei leise vor sich hin. Der Wald, durch den sie gingen, schien friedlich. Vögel zwitscherten und ein angenehm frischer Geruch hing in der Luft. Lilith holte nun mit ein paar Schritten zu Auroae auf. „Wer ist das? Was hat er gerade zu dir gesagt?“, wollte sie nun in gedämpfter
Stimme wissen. Immerhin hatte sie an der Gilde nicht viel von ihrem Gespräch mitbekommen. Sofort wanderte die Hand der Blonden auf ihren Nasenrücken, den sie seufzend massierte. „Steht auf meiner Stirn Auskunft oder sowas? Er ist ein Ritter und er wird uns begleiten, das wars.“, antwortete sie. Lilith sah sie noch einen Moment an, dann drehte sie den Kopf mit einem „Hm.“ wieder nach vorn und ließ ihren Blick auf dem Rücken des Fremden ruhen. „He, Aura! Meinst du nicht, du könntest mir langsam Mal erzählen, worum es hier überhaupt geht?“, rief Lucrey von
hinten. Aurorae biss die Zähne zusammen und warf einen erbosten Blick nach hinten. „Ich muss dir überhaupt nichts erzählen! Ich hab dich nicht gebeten, mitzukommen, also dreh dich einfach um und geh zurück in die Stadt!“, rief sie. Darauf kam keine Antwort mehr, also sah sie wieder nach vorn. Der einzige, der den ganzen Weg über still war, war der mysteriöse Mann, der nicht sehr gesprächig zu sein schien. Erst, als ein Rascheln im Busch neben ihnen ertönte, wandte er den Kopf. Auch die anderen drei drehten sich in die Richtung des Geräusches, ehe ein schneeweißer Wolf heraus schritt.
Lilith erschrak sofort, stolperte nach hinten und fiel auf ihren Hinter. Lucrey und Aura aber blieben ruhig, denn der Wolf schien nicht aggressiv. Anstatt sie anzugreifen, gesellte er sich seelenruhig neben den Mann ganz vorn, der gleich seine Hand in dem Fell des Tieres vergrub. „Kyrafa, hast du uns endlich auch gefunden?“, fragte er, und seine Stimme klang sanfter als zuvor. Lilith beobachtete das Ganze mit großen Augen, ehe sie von jemandem am Arm gegriffen und wieder auf die Beine gestellt wurde. Als sie den Blick hob, sah sie in die blauen Augen von Lucrey.
„Du solltest aufpassen, wo du hintrittst. Sonst machst du dir noch dein hübsches Kleid schmutzig.“, stellte er amüsiert fest, ging dann aber einfach weiter. Aurorae wandte nur den Blick ab. In all den Jahren damals hatte er ihr nie aufgeholfen. Niemals. Vielleicht weil sie nicht so hübsch und so niedlich wie dieses Prinzesschen war. Weil sie nicht aussah, als würde sie Hilfe brauchen. Wieso? Wieso hatte er sie niemals wie ein Mädchen behandelt? Sie biss die Zähne zusammen und schweigend setzten alle den Weg fort. Nach einer ganzen Weile stöhnte Lilith,
stützte sich mit ihrem gesamten Körpergewicht auf den Stab. Das Laufen war sie wirklich nicht gewöhnt, vor allem nicht auf so schwachen, menschlichen Beinen. Wie sehr sie sich jetzt nach ihrer wahren Gestalt sehnte! Mit einem Mal blieb der Mann vor ihnen stehen. „Wir rasten hier!“, stellte er fest. Aurorae hob den Kopf und sah, dass die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, weswegen sie seine Worte lediglich mit einem Nicken bedachte. Lilith ließ sich stöhnend an Ort und Stelle auf den Boden fallen und streckte die Beine von sich. Lucrey lehnte sich an einen Baum, während Aurorae sich
auffällig weit von ihm weg nieder ließ. Der Weißhaarige seufzte leise. Er hatte bereits gemerkt, dass die Beiden ziemliche Streithähne waren. Das würde die Reise nicht gerade einfacher machen. Außerdem brauchten sie Feuerholz für die Nacht. Alleine konnte er nicht genug tragen, also musste er jemanden mitnehmen. Er war sich nicht sicher, ob er Lucrey und Aurorae allein lassen konnte, ohne dass sie sich die Köpfe einschlagen würden. Andererseits bestünde dann die Chance, dass sie sich aussprachen und vertrugen, was die Reise um einiges einfacher Gestalten würde. Dann müsste er mit Lilith gehen. Sein
Blick ruhte einen Moment auf ihr. Er hatte keine Lust, mit einem kleinen Kind durch die Nacht zu stiefeln, aber was blieb ihm anderes übrig. Als sich ihre Blicke trafen, bedeutete er ihr mit einem Kopfnicken, ihm in den Wald zu folgen und ging selbst vor, Kyrafa an seiner Seite.
EagleWriter Schon mal sehr interessant. Alles so weit Lebhaft beschrieben. Und ein nicht ganz so aufgebrauchtes Konzept ^^ Bin gespannt wies weitergeht lg E:W |