Kurzgeschichte
Wir sind nicht getrennt

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"Wir sind nicht getrennt"
Veröffentlicht am 29. August 2014, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Wir sind nicht getrennt

Wir sind nicht getrennt

wir sind nicht getrennt

Es war ja klar. Sie macht sich einen Bunten und ich stehe da und mache ihre Wohnung, damit sie nicht so viel dafür bezahlen muss. Die Kaution sieht keiner. Dafür hatte sie zu sehr die Wohnung vernachlässigt. Wenn ich nicht ab und zu bei ihr aufgeräumt hätte, wäre der zustand noch katastrophaler gewesen. Ihre Hausbewohner hatten sie schon einmal angezeigt, weil es aus ihrer Wohnung stank. Das war, als wir uns ein paar Wochen nicht gesehen hatten. Sie hatte mich herablassend behandelt, ich rastete aus, einen Tag später war sie mit jemanden zusammen. Nicht das erste

mal. Laut ihrer Aussage, sind wir seit Jahren getrennt. Betont sie immer wieder. Aber ich glaube nicht daran. Erstens wurde bei uns reingeredet, zweitens schaut sie eifersüchtig, wenn mich Damen ansprechen, drittens reagiert sie eifersüchtig, wenn ich ihr erzähle, das ich ein Date habe, obwohl sie ganz genau weiß, das ich in der Beziehung lüge. Ich durfte nicht nackt auf der Leiter stehen, weil mich die Leute gegenüber sehen können. Aber sie darf mit jedem Typen ins Bett hüpfen. Ich darf nichts sagen, wenn sie von einer Beziehung in die nächste springt. Muss es zulassen, da es ihr Leben ist und wir

getrennt sind. Aber wieso reichte sie immer noch nicht die Scheidung ein, wenn sie sie unbedingt will? Laut Schreiben vom Finanzamt, sind wir weit davon entfernt, getrennt zu sein, auch wenn wir nicht mehr in einer Wohnung leben. - Da fällt mir ein, in einem merkwürdigen Ton, wies sie mich öfter darauf hin, das ich mal in jener Wohnung mit gewohnt habe. Was das zu bedeuten hat? Ist doch kein Grund, das ich die ganze Arbeit mache? Seit Jahren lebte sie alleine in der Wohnung. Vor einem knappen halben Jahr bekam sie Bescheid, das sie da raus muss. Aber was hatte sie getan, außer nach Typen zu suchen und neue Beziehungen

anzufangen? Bevor wir uns trennten hatte sie außerdem behauptet, das sie eine ganze Weile keine neue Beziehung anfangen will, wenn es zwischen uns einmal aus sein sollte. Wieder einmal hatte sie sich selbst widersprochen. Ich weiß auch nicht, warum ich nicht von der Frau loskomme. So besonders ist sie nicht. Unförmig, um ehrlich zu sein. Naiv. Verlogen. Und seit geraumer Zeit verf...Schade, das sie so geworden ist. Im Grunde ist sie eine ganz liebe Person. Sie zieht es nur immer zu den falschen Leuten. Reißt sich für die falschen Freunde den Arsch auf und tritt jene,... Mir wurde oft gesagt, das ich loslassen

muss. Aber keiner wollte mir sagen, wie das geht. Wahrscheinlich weil sie es selber nicht wissen. Oder es ihnen nicht anders geht und sie es aber nicht zugeben wollen. Natürlich weiß ich, das es mir ohne sie besser gehen würde. Aber ich weiß auch, das ich der Einzigste bin, den sie hat. Auf den sie zählen kann. Der ehrlich zu ihr ist und in ihrem Sinne handelt. Kurz gesagt; ich bin dumm. Ja, ich gebe es zu, das ich dumm bin. Aber es ist der einzigste Fehler, aus dem ich nie lerne. Sie kann ja nichts dafür, das sie ist, wie sie ist. Schon mit sechs Jahren hatte sie ihren ersten Alkohol getrunken. Ungefähr im gleichen Alter wurde sie

bestiegen, um es mal verharmlost auszudrücken. Und es war nicht bei dem einen Mal geblieben. Noch zwei weitere Male wurde sie missbraucht. Keiner hatte ihr geholfen. Sie hatte ihre Eltern angezeigt, aber nichts geschah. Und nun habe ich das Problem. Ich würde ihr gern helfen, aber sie will nicht mehr. Hat aufgegeben. Ich weiß nicht, wo sie steckt. So viele Krankheiten, wie sie hat. Aufpassen kann sie auch nicht. Rasen tut sie mit ihrem Rad, als würde sie in Flammen stehen. Ich warte auf den Tag, an dem sie einem richtigen Unfall zum Opfer wird. Vielleicht liegt sie auch wieder auf dem Rücken. Oder sie ist wieder für

ihre verlogene Freundin einkaufe, weil Jene zu faul dazu ist. Wie oft hatte sie meinen Liebling verarscht, angelogen und was weiß ich. - Sie war übrigens eine von den Personen, die für die Trennung gesorgt hat – Immer wieder geht sie zu ihr hin, als wäre nichts gewesen. Und bei mir? Ich sage ihr offen und ehrlich meine Meinung. Manchmal auch etwas lauter, weil sie mir nicht zuhören will, und sie wird auf lange Zeit stinkig. Redet kein Wort mehr mit mir. Will mich nicht mehr sehen. Ich bin sowieso die Ausnahme. Nach unserer „Trennung“ war ich oft bei ihr, um ihr zu helfen, mit Haushalt und Kinder. Und ganz egal, wie fertig ich

war, sie schickte mich nach Hause. Andere Kerle durften bei ihr übernachten. In Ihrem Bett. Sogar Bier trinken. In Ihrem Schlafzimmer. Und natürlich Beischlaf haben. Deswegen waren sie auch bei ihr. Ich durfte weder Bier trinken noch bei ihr schlafen. Und dennoch stehe ich hier und mache ihre Wohnung. Kratze fleißig Tapete ab. Ganz allein. Wenn ich so darüber nachdenke, was ich alles für sie getan habe und wie sie sich bei anderen dafür bedankt hatte, greife ich mir selbst an den Kopf, warum ich immer noch so viel für sie mache. Was würde das Finanzamt sagen, wenn sie erfuhren, das wir nur getrennt schliefen,

aber ansonsten...Schließlich putzte und kochte ich für sie und kümmerte mich um ihre Finanzen. Machte für sie Überweisungen, rief auf Ämtern an und klärte so einiges für sie. Selbst als sie eine Dame vom Gericht hatte, tat ich noch einiges für sie machen, was dann eigentlich die Aufgabe der Gerichtstante war. Im Grunde hätten wir sie gleich wieder feuern können, das sie sich nur ums Geld kümerte, aber nicht um den allerwichtigsten Punkt: die Gesundheit, meiner Angebeteten. Denn das war viel wichtiger gewesen. Und so oft, wie sie bei ihr gewesen war, hätte sie mitbekommen müssen, das meine Göttin einen Seelenklempner brauchte, der ihr

gesamtes Leben aufwühlte. Denn wenn sie geistig in Ordnung gebracht worden wäre, würden die kleinen Wehwechen, die sie öfters hat und hatte, auch verschwinden. Wie oft war sie krank gewesen und ich habe sie gesund gepflegt, anstatt links liegen zu lassen. Zugegeben, ich habe mich stets zu sehr um sie gesorgt. Als wäre sie aus hauchdünnem Porzellan. Aber ich konnte nicht anders und kann es immer noch nicht. Das ist mein Leben. Es dreht sich um eine Frau, die nur das Thema Nummer eins im Kopf hat. Aus ihren Fehlern nicht lernt. Die sich auf die falschen Leute einlässt. Den Arsch für diejenigen

aufreißt, die es ganz und gar nicht verdient haben. In die Ärsche trat, von denen sie geliebt wird. Sich stets bei anderen bedankt und nicht bei dem Vollidiot, der hier steht und die Tapete von der Wand kratzt. Auch wenn sie behauptet, das ich immer nur Sex will, so ist es erstens umgedreht, da sie von Bett zu Bett hüpft, während ich ihr treu bin, und zweitens würde mir ein liebes Wort, eine nette Geste, kuscheln, miteinander ausgehen oder ein Kuss von ihr reichen. Das heiß aber nicht, das ich den Beischlaf verweigern würde, wenn sie ihn mir anböte. Auch wenn so viele schon in ihr waren...Ich glaube, mir wird schlecht. Den Beischlaf soll sie

doch lieber mit anderen haben, denen es nichts ausmacht, das hunderttausende Fingerabdrücke ihren Körper übersäen. Wobei ich gestehen muss, das ich daran nie denke, wenn ich sie sehe. Wenn sie vor mir steht, sehe ich eine wunderschöne junge Frau, die mich glücklich macht. Nur in ihrer Abwesenheit ist mir bewusst, was sie wirklich ist. Mein Untergang.

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Superlehrling

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Kiimi Man kann sehr schön mit dem Jungen oder Mann mitfühlen. Vielleicht erkennt die Angebetete ja irgendwann mal was er alles für sie tut. Und das sie ihn eigentlich brauch. Vielleicht wird das Kämpfen des Mannes ja doch irgendwann belohnt.
Eine richtig tolle Geschichte.
Liebe Grüße,
Kimi
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Carina Wow, ich bin beeindruckt. Herbe Worte die Stimmung und Gefühle sehr gut rüber bringen. Klasse.
Gruß Carina
Vor langer Zeit - Antworten
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