Kurzgeschichte
Kurzgeschichten - Vol. 1

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"...ein kleiner erster Test"
Veröffentlicht am 23. August 2014, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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...ein kleiner erster Test

Kurzgeschichten - Vol. 1

Eintauchen

"Meine Güte - der Hund!" Und noch im selben Augenblick setzte er sich und verwob mit dem Pinsel die Fäden aus Tinte geschickt zu einem Halsband und einer daran befestigten Hundeleine, welche er an der nebenstehenden Laterne festknotete. "Aber Papa..." Der kleine Lockenkopf wuselte ungeduldig hinter dem Zeichentisch auf und ab, hielt alle paar Tappsen inne, drehte sich zum Tisch und trommelte mit kleinen Fingern auf das Holz. "Papaaaa! Menno, du hast das aber versprochen, jawohl!" - "Miri, jetzt ist es aber genug! Der Papa

muss arbeiten! Geh und spiel ein wenig mit dem Hund, ja?" - "Aber...was denn für ein Hund, Papa? Wir haben doch keinen Hund!" Unter dem Lockenkopf tauchten plötzlich zwei skeptisch schauende blaue Augen auf, die alle Mühe hatten, über die Tischkante zu schauen. Und als er sie sah, war es ihm, als würde er aus einem sehr realen Tagtraum gerissen werden: er erblickte den Pinsel in seiner Hand und den süßen Retriever-Welpen an der Laterne angebunden auf dem Stück Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag. "Na, also, sag mal Miri, wie siehst du denn aus?" brummte er leicht verdutzt die blauen Augen an, zu deren

beider Seiten jeweils eine kleine Hand mit fünf schwarz verschmierten Fingern an der Tischkante Halt suchte. "Na ich hab auch mitgeholfen beim Malen, Papa, hast du doch gesagt ich darf, und versprochen hast du's auch, ganz ehrlich!" Allmählich kehrten auch die restlichen Erinnerungen der vergangenen Sekunden wieder zu ihm zurück. Ein langer schwarzer Streifen zog sich quer über den Tisch und bildete am vorderen Rand eine kleine Beule, die in immer langsamer werdendem Takt zu einem langgezogenen Tropfen wurde, kurz bevor jener nach einem stillen Fall mit zartem “Blubb!” auf seinem rechten

Schuh zerplatzte. Der gelbe Pantoffel ließ mittlerweile kaum noch etwas von seiner einst leuchtenden Farbe unter den schwarzen Sprenkeln durchscheinen. Und während er noch auf seinen Schuh starrte, spürte er das kleine Tintenfass in seiner linken Hand, welches er noch im letzten Moment zu fassen bekommen hatte, während der Welpe mit neugierigem Blick dem kleinen Rinnsal folgte.
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