Nachdem sie grade der Sklaverei entkommen ist und dabei unfreiwillig den jüngsten Spross einer mächtigen Adelsfamilie entführt hat, findet sich Eden nach einigen Wirren in der Crew des grausamen und berüchtigten Piratenkapitäns Vance Livsey wieder. Dieser besitzt den Schlüssel zu einem unvorstellbaren Schatz. Eine unberührte Stadt des legendären alten Volkes, die sich auf einer Insel weit draußen im unerforschten Weltmeer befinden soll. Mit dem Erlös der gefundenen Artefakte, könnte Eden sich selbst freikaufen.
Doch sie sind nicht die einzigen, die von der Insel wissen. Der mächtig Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer Cantons, ist ihnen dicht auf den Fersen.
Coverbild : Wolfgang Pfensig / pixelio.de
Sie konnten sich nirgendwo verstecken, wie Eden klar wurde. Die Ruinen waren zu weit weg, um sie sicher erreichen zu können und der Säulengarten bot praktisch keinen Schutz. Aber es wäre besser als nichts, dachte die Gejarn und wies Lucien an, sich ebenfalls hinter eine der schweren Granitsäulen zu ducken. Der kaiserliche Agent hatte die Armbrust aufs Handgelenk gestützt und spannte einen Bolzen auf die Sehne. Die Schritte waren
jetzt nicht mehr zu überhören. Beide hielten den Atem an, als mehrere Gestalten aus der Ruinenstadt auftauchten. Eden konnte spüren, wie ihr das Blut in den Ohren rauschte. Wenn es das Kaiserreich war, würde sie Lucien einfach bewusstlos schlagen. Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass der Mann sie nicht verriet. Offenbar erriet der Agent ihre Gedanken jedoch und schüttelte langsam den Kopf, bevor er in Richtung der Armbrust in seinen Händen nickte. Das war eindeutig. Er wäre in jedem Fall schneller als sie. Und musste nicht erst in Reichweite kommen. Eden atmete jedoch erleichtert auf, als sie erkannte,
wer sich ihnen näherte. „Vance. Zachary. Geister ich hatte schon geglaubt ich sehe euch nie wieder.“ Sie tauchte aus ihrem Versteck auf und der Kapitän blinzelte einen Moment, als glaubte er ein Phantom zu sehen. „Eden, verflucht ich dachte auch, wir hätten Euch verloren. Der Rest Eurer Gruppe hat uns gefunden und…“ er verstummte einen Augenblick, als Lucien ebenfalls auftauchte. „Was macht der den hier?“ „Guten Abend, Käpt’n.“ ,rief der Kaiserliche Spion nur vergnügt. „Der Abend ist grade alles andere als gut geworden…“, murmelte Vance,
während hinter ihm ein gutes Dutzend Matrosen auftauchten. Zusammen mit Zachary. „Das Imperium ist hier.“ ,erklärte Vance. „Ach wirklich?“, fragte Lucien. „Was glaubt Ihr, wie ich hierher komme?“ Der Kapitän zog das Schwert. „Eden können wir den Kerl da einfach erledigen und machen, das wir weiterkommen?“ Die Gejarn antwortete nicht sofort, sondern ließ die beiden Menschen einfach stehen, wo sie waren. Stattdessen ging sie zu Zachary. „Alles in Ordnung ?“ „Wir… haben etwas gehört, aber sonst nichts. Aber Eden… diese Insel.“
„Was ist damit?“ „Ich weiß es noch nicht. Nur irgendetwas ist nicht in Ordnung mit diesem Ort.“ „Ich werte Euer Schweigen mal als Nein.“ Vance schob enttäuscht das Schwert zurück an seinen Platz am Gürtel. „Also was hat der hier zu suchen?“ „Nun eigentlich bin ich hier, um euch zu warnen.“,erklärte der kaiserliche Agent. „Vor den Wächtern… aber mit denen hat Eden ja schon Bekanntschaft gemacht.“ „Und das, soll ich Euch jetzt einfach so glauben?“ „Ich bin nicht derjenige, der dachte,
es sei eine gute Idee, nie die ganze Schriftrolle übersetzen zu lassen.“ Vance schüttelte nur den Kopf. „Soll er halt mitkommen. Aber… versucht irgendetwas Dummes und es ist Euer letzter Fehler.“ Lucien nahm die Hände über den Kopf. „Keine Sorge. Wir sind auf der gleichen Seite.“ „Irgendwie beruhigt mich das überhaupt nicht.“ ,knurrte Vance. „Los, sehen wir zu, dass wir vor Einbruch der Nacht noch etwas Boden gut machen.“ Der Weg durch die Ruinenstadt war bedrückend. Der Ort war weitläufiger,
als Eden vermutet hatte. Wie viele des alten Volkes mussten einst hier gelebt haben? Tausende? Oder gar mehr? Und wie musste diese Stadt zu ihrer Glanzzeit ausgesehen haben. Die fliegende Stadt, der Sitz des Kaiserpalastes war heute das letzte Stück der alten Welt, das noch erhalten war. Und auch wenn sie die Hauptstadt des Imperiums nur aus Geschichten kannte, so reichten diese doch aus, um Eden schaudern zu lassen. Die Vorstellung, dass es einst eine Unzahl solcher Orte gegeben haben könnte…. Die kleine Gruppe folgte einer der verfallenen Straßen, die in grader Linie auf die Berge zuführten.
Irgendwann ließen sie das Stadtgebiet schließlich hinter sich und der Weg begann zu verblassen. Eine grasbewachsene Ebene nahm das Land um den Berg ein und verbarg die Pflastersteine halb unter sich. „Was glaubt ihr ist dort oben?“ , wollte Eden einmal wissen, als Vance anhielt um die Gipfel erneut mit dem Fernglas abzusuchen. „Keine Ahnung. Weitere Gebäude, so viel ist klar. Aber größer als die die wir bis her passiert haben. Sieht so aus, als liefe eine Treppe um den gesamten Berg herauf. Seht selbst.“ Der Kapitän reichte das Glas an die Gejarn weiter, die es wieder auf die
Felswände richtete. Vance hatte Recht. In den Stein geschlagene Stufen wandten sich in endlos erscheinenden Spiralen um den Sockel des Bergs und verschwanden an einer großen Felskante, auf der weitere Bauwerke in die Höhe ragten. Die Entfernung war zu groß, um Details auszumachen, aber was immer dort oben war… es war groß. Als das Licht der Abendsonne die Granithänge, über ihnen in rot glühendes Licht tauchte, trafen sie schließlich auf etwas Bemerkenswertes. Die Berghänge waren nicht mehr weit entfernt und Eden konnte bereits den Beginn des Aufgangs in der Ferne erspähen. Säulen aus dunklem Stein markierten den Beginn
der uralten Treppe. Zwischen ihnen und dieser jedoch erstreckte sich, soweit die Gejarn sehen konnte, ein gewaltiges Rosenfeld. In alle Richtungen standen die Pflanzen so dicht, das sie dem Gras praktisch keine Chance mehr ließen. Als wäre das nicht seltsam genug, schimmerten alle Blumen bläulich, in den letzten Sonnenstrahlen. Geister, das Feld musste einmal um den kompletten Berg herum gehen, dachte sie. Lucien, Vance und Zachary kamen neben ihr zum stehen. „Der Weg endet hier.“,bemerkte Vance, der den Pflanzen nur wenig Aufmerksamkeit schenkte. Sein Blick blieb an den fernen Bauwerken auf dem
Berggipfel haften. Eden konnte ihn verstehen. Mehr als das. Er hatte Jahre in diese Expedition investiert und jetzt waren sie so nahe daran zu finden, was sie suchten. Was immer das dann auch sein mochte. „Das ist… irgendwie schön.“, meinte Lucien, während er über das Blumenmeer hinweg sah. Der Agent hob einen Fuße und wollte weitergehen, wurde aber von Zachary zurück gehalten. „Was immer Ihr tut… tretet auf keinen Fall, auf eine der Rosen. Berührt nicht einmal die Blätter, versteht Ihr mich?“ Zachary klang derart todernst, dass Eden überhaupt nicht wagte ihn zu hinterfragen. Den anderen ging es nicht
anders. Immerhin war der junge Magier genau deshalb hier. Um sie vor eventuellen Fallen zu warnen. „Ich weiß, dass ich diese Frage bereuen werde, aber… was passiert, wenn ich auf eine drauftrete?“ , wollte Lucien wissen. „Ihr sterbt.“ ,antwortete der Zauberer ohne zu zögern. „Beruhigend.“ „Also, wir gehen einer nach dem anderen?“, fragte Eden. „Und mit großem Abstand.“,fügte Vance hinzu, bevor er seine Leute herbeiwinkte. Der Kapitän ging selber als erstes hinüber. Einen Fuß vor dem anderen
setzend, um zwischen den Rosen ja nichts zu berühren, setzte er sich in Bewegung. Eden folgte mit Zachary, dem sie einschärfte, sich bei ihr zu halten. Wenn der Junge stolperte, könnte sie ihn vielleicht noch auffangen. Lucien folgte mit dem Rest von Vances Mannschaft, die es durch den Wald geschafft hatte. Gut ein Dutzend Männer waren irgendwo unter dem Blätterdach zurück geblieben. Oder vielleicht hatten sie sich auch auf die Windrufer zurückgezogen, beruhigte Eden sich selbst. Sie konnte sich später darüber Gedanken machen. Nicht während sie noch mitten im Feld stand. Erleichtert
stellte sie fest, dass die Rosen weiter auseinanderstanden, je mehr Boden sie gut machten. Wie hatte das alte Volk das nur bewerkstelligt? Oder hatten sie den Berggipfel auch vor sich selber abschirmen wollen? Wenn ja, dann waren die Rosen hier eine Art von Burggraben. Und einen Burggraben zog man um eine Festung. Das hieß, das da am Berghang, war vielleicht tatsächlich ihre wichtigste Zuflucht auf dieser Insel gewesen. Vance hatte sie bereits ein gutes Stück hinter sich gelassen. Der Kapitän der Windrufer ging zielsicher und fand die freien Stellen zwischen den Pflanzen scheinbar im Schlaf. Eden erlaubte sich, etwas schneller zu
laufen, jetzt wo die blauen Rosen ziemlich weit auseinanderstanden, dass sie sicher zwischen sie treten konnte. Die Gejarn setzte einen weiteren Fuß zwischen die Blumen und dreht sich zu den anderen um. Zachary hielt gut mit. Und Lucien und die anderen ebenfalls. Es war zu schaffen. Dann jedoch nahm sie eine Bewegung auf der Ebene war. Zuerst waren es nur verschwommene Schatten, die aus dem Grasland auftauchten, doch dann konnte sie deutlich die Uniformen erkennen. Kaiserliche Gardisten. „Wir bekommen Besuch.“ Die anderen hatten es offenbar auch bemerkt und beschleunigten ihre
Schritte. Aber noch hatten sie das Meer aus Blumen, grade einmal zur Hälfte, durchquert. So schnell sie auch waren, die Soldaten des Ordens würden sie vorher einholen. „Hier draußen sitzen wir auf dem Präsentierteller.“,rief Lucien. „Wenn wir nicht sofort hier wegkommen…“ er brachte den Satz nicht zu Ende, denn in diesem Moment hallten bereits die ersten Schüsse über das Feld. „Da sind sie, schaltet sie aus.“ Eden warf einen Blick zurück und erkannte eine in türkisfarbene Gewänder gekleidete Gestalt, die die Soldaten zur Eile antrieb. Ein Magier… das hatte grade noch gefehlt. Eden packte Zachary
und wies ihn an, vor ihr zu gehen. Auf die Art wäre der Junge vor einer verirrten Kugel geschützt. Sie rannte jetzt, nur noch darauf achtend, bloß keine der Rosen zu berühren und nicht mehr darauf, wo die anderen waren. Die Gardisten konnten nicht mehr weit vom Beginn des Felds entfernt sein, dachte Eden, als ihr erneut ein Projektil dicht am Kopf vorbeiflog. Zum Glück waren die Flinten des Kaiserreichs auf die Entfernung nicht sehr zielgenau. Endlich kam das Ende des Felds in Sicht. Die Pflanzen standen hier so weit auseinander, dass sie keine Angst mehr haben musste, aus Versehen auf eine zu
treten. Vance wartete bereits dort und winkte sie weiter. „Kommt schon Leute, schlag da keine Wurzeln. Die Gardisten sehen nicht so aus, als wollten sie nur plaudern.“ Zachary hatte den Kapitän so gut wie erreicht und Eden gestattete es sich, etwas langsamer zu werden und sich über das Feld umzusehen. Sie zählte gut zwei Dutzend Gardisten, die in Formation über die Grasebene vorrückten. Eines musste man den Soldaten des Kaiserreichs lassen. Disziplin hatten sie. Lucien und der Rest der Crew hatten es ebenfalls aus dem dichtesten Teil des Rosenmeeres geschafft und schlossen jetzt rasch zu ihnen auf.
Auf der anderen Seite der Barriere aus, im Wind wogenden Pflanzen, hatten die kaiserlichen Truppen jetzt den Rand des Feldes erreicht. Ohne, das einer der Gardisten langsamer wurde. Eden hielt inne. Die würden doch wohl nicht einfach blind in die Rosen hinein marschieren? „Alle stehen bleiben.“ Der Zauberer, der sie begleitete winkte mit dem Armen, um die Gardisten auf sich aufmerksam zu machen. Die Soldaten blieben sofort stehen und sahen sich verwirrt nach dem Ordensmagier um. „Keiner einen Schritt weiter, das ist…“ Der Zauberer erstarrte, als einer der Männer einen letzten stolpernden
Schritt nach vorne machte. Eine der Rosen zerbrach unter seinen Füßen und fiel in sich zusammen. „Alle zurück, sofort.“ Die Warnung des Hexers kam zu spät und das wusste er wohl selber. Trotzdem wichen die übrigen Gardisten ein Stück weit von dem Mann zurück, der die Blume zerstört hatte. Blütenstaub stieg unter seinen Stiefeln auf und glitzerte einen Moment blau im Sonnenlicht. Der Soldat packte sich plötzlich an die Kehle, als würde er keine Luft mehr bekommen. Dunkle Ränder bildeten sich unter seinen Augen und seine Haut bekam einen aschfahlen Ton. Er stolperte zurück und gab einen
erstickten Laut von sich, der wohl ein Hilfeschrei sein sollte. Irgendetwas bewegte sich unter der Haut des Soldaten, dann brach er tot in sich zusammen, als sich ein Strauß blauer Rosen einen Weg durch seinen Körper schuf und ihn praktisch in Stücke riss. Die Gardisten wichen entsetzt vor ihrem gefallenen Kameraden zurück, der nun lediglich als Nahrung für die Pflanzen diente. Blut lief aus seinen Wunden und die Rosen schienen es geradezu aufzusaugen. Das Blau der Blütenblätter wurde langsam dunkler, bis es einen satten Rotton annahm. Geister, die Blumen tranken tatsächlich Blut…
Eden sah zu dem Zauberer herüber, der lediglich ratlos das Feld betrachtete und zu Rätseln schien, wie sie herüber gekommen waren. Hoffentlich würde ihnen das eine Weile zu denken geben, dachte Eden. „Weiter, die werden da nicht ewig herum stehen.“,erinnerte Vance sie und deutete in Richtung der Treppe. Der Aufgang zum Berggipfel war nicht mehr fern…. „Was für ein grausames Ende.“,meinte Lucien kopfschüttelnd. „Wer erschafft so etwas?“ „Jemand, der einen guten Grund hat, etwas zu verstecken, hoffe ich.“,erklärte der
Kapitän.
EagleWriter Wenn dann auf dem Berggipfel, oder ? Aber hey, vielleicht kommt auch Reinhold Messner zu Besuch.^^ lg E:W |
abschuetze Uff, irre Rosen. Zum Glück hat's die richtigen erwischt. ich warte auf die nächste Falle.:)) |
EagleWriter Jetzt heißt es erstmal... klettern ^^ lg E:W |
abschuetze Egal, so lange keine Fallen lauern...^^ |
EagleWriter Mal sehen ;-) lg E:W |