Nachdem sie grade der Sklaverei entkommen ist und dabei unfreiwillig den jüngsten Spross einer mächtigen Adelsfamilie entführt hat, findet sich Eden nach einigen Wirren in der Crew des grausamen und berüchtigten Piratenkapitäns Vance Livsey wieder.
Dieser besitzt den Schlüssel zu einem unvorstellbaren Schatz. Eine unberührte Stadt des legendären alten Volkes, die sich auf einer Insel weit draußen im unerforschten Weltmeer befinden soll. Mit dem Erlös der gefundenen Artefakte, könnte Eden sich selbst freikaufen.
Doch sie sind nicht die einzigen, die von der Insel wissen. Der mächtig Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer Cantons, ist ihnen dicht auf den Fersen. Coverbild : Wolfgang Pfensig / pixelio.de
„Ich kann es spüren.“, meinte Zachary verträumt. „Als ob das gesamte Meer strahlen würde. Es muss hier sein.“ Vance sah skeptisch drein und Eden verstand sofort wieso. Um sie herum gab es nach wie vor nichts, als eine endlose Wasserfläche. Und ganz in der Ferne im Westen, die Silhouette einer Küste. Hohe Felsklippen, die sich den alten Berichten zufolge, bis in den Himmel erstreckten, wenn man näher kam. Bisher war es noch niemanden gelungen, einen Blick darüber
zu werfen, geschweige denn überhaupt einen Ankerplatz vor der Nebelküste zu finden. Und die, denen es vielleicht gelungen war, waren mitsamt ihren Schiffen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Und damit blieb das Land dahinter ein Mysterium. Der Kapitän hatte Anweisung erteilt, sich so weit wie möglich davon fern zu halten und Eden teilte Vance Bedenken. Sie waren nicht hier um den zweiten Kontinent zu erreichen. Sie waren hier um eine Insel zu finden. Eine, die sich erstaunlich hartnäckig verbarg. Es war früher Morgen und schwere Nebelbahnen trieben über das Wasser. Aber von Land war nichts zu sehen….
„Bist Du Dir sicher? Vielleicht kommt das, was Du wahrnimmst, von der Küste?“ Der junge Zauberer schüttelte den Kopf. „Dort ist auch… etwas, Eden, aber es ist nicht dasselbe wie hier draußen. Wenn ich die Augen verbunden hätte, ich würde sagen, wir stehen direkt darauf.“ „Und Ihr könntet Euch nicht irren?“ , fragte Vance. „Wir sind grade erst in das Gebiet gelangt, das ich durchsuchen will.“ „Es kann natürlich einen anderen Grund dafür geben.“, gab Zachary zu. „Aber was ist es dann, was hier liegt?“ „Keine Ahnung.“, erwiderte der Kapitän nun seinerseits. „Aber wenn
niemand es weiß, schlage ich vor, dass wir unsre Zeit nicht damit verschwenden. Wir haben nicht viel Zeit. Eigentlich sollten wir uns sofort auf den Weg runter nach Süden machen.“ Eden hörte nur noch mit einem halben Ohr zu. Um sie herum gab es nur die offene See… aber wenn Zachary etwas spürte, dann glaubte sie ihm das auch. Die Frage war nur, was konnte es sein, wenn nicht die Insel, die sie suchten? Und warum sahen sie dann nichts? Das ergab keinen Sinn. Es sei denn, sie wären eben nicht am richtigen Ort. Die Passage…. „17 und 21, die ferne Küste, abseits des Mauls des Drachens bot der Fels die
Zuflucht. So ließen wir den Morgendämmerung hinter uns, zu retten was zu retten ist.“ „Ich kenne den Text mittlerweile auswendig. , murmelte Vance. „Was meint Ihr, bringt uns das?“ „17 und 21.“, meinte Eden nur. Sie glaubte es verstanden zu haben. Die Insel solle hier sein. Sie war es aber nicht. Nicht im Augenblick… es war ein verrückter Gedanke, aber dem alten Volk wohl zuzutrauen. „Was meint ihr damit?“ Der Kapitän sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. „Wir waren uns einig, dass es eine Bedeutung im Bezug auf das hat, was uns
in der Stadt erwarte, oder?“ Zacharys Augen leuchteten. Er schien es auch begriffen zu haben, dachte Eden. „Vance… die Inschrift war für das alte Volk gedacht, für Leute, die nach diesem Ort suchen würde. Was ist, wenn diese erste Zeile genau dafür gedacht war? Ein ganz klarer, simpler Hinweis, ohne jede Metapher oder ein Rätsel….“ Eden nickte. „Den wievielten Tag des Monats haben wir heute?“ „Den Siebzehnten. Aber….“ „Das alte Volk muss die Insel versteckt haben oder… irgendetwas muss sein, aber wenn meine Vermutung richtig liegt, dann kann sie nur an zwei Tagen
im Monat gefunden werden.“ Vance kratzte sich am Bart. „Am Siebzehnten und am Einundzwanzigsten. Das macht durchaus Sinn. Würde zu den alten Magiern passen. Nur… sollte die Insel dann nicht trotzdem genau vor uns liegen?“ „Natürlich, wir verwenden ja auch unseren Kalender. Das alte Volk hatte seinen Eigenen.“, meinte Eden grinsend. „Habt Ihr die Tabellenbücher noch?“ Vance lachte. „Mädchen… Ihr habt was im Kopf. Wenn das stimmt, erhöh ich Euren Anteil auf den fünfzehnten Teil.“ Der Kapitän lief los und hätte dabei beinahe einen Matrosen umgerannt.
„Morgen schwimmen wir alle in Gold.“, meinte er nach wie vor grinsend bevor er in seiner Kabine verschwand und mit einem in schwarzes Leder gebundenen Buch zurückkam. Rasch blätterte er die Seiten durch, bis er zwischen den Zahlen gefunden hatte, was er suchte. „Mondkalender und Sternentabellen… ich werd nie verstehen, wieso das alte Volk sich ausgerechnet danach richten musste. Also gut, wie es aussieht ist der 17te dann… morgen. Der Kapitän schlug das Buch zu. Zachary lächelte zufrieden. „Ich habe doch gesagt, hier ist etwas.“, meinte er.
Bevor Eden ihm noch zustimmen konnte, schreckte sie jedoch ein Ruf aus dem Krähennest auf. „Fremdes Schiff in Sicht!“ Vance seufzte. „Das wäre auch zu schön gewesen. Jede Wette, dass das das Kaiserreich ist, das uns einen Besuch abstatten will.“ Er zog ein Fernrohr aus seiner Manteltasche und richtete es auf den Horizont. „Und?“, wollte Eden wissen. „Der Kerl da oben muss Wunderaugen haben.“, meinte er schließlich. „Seht selbst.“ Er gab das Fernrohr an die Gejarn weiter. Diese folgte dem Beispiel des Kapitäns. Zuerst sah sie nur die Wellen, doch dann entdeckte sie
schließlich einen einzigen Mast, der über das Wasser hinausragte. Mit einer einzigen Flagge daran. „Das Kaiserreich, Ihr lagt richtig, und noch Schlimmer, es segelt unter Ordensflagge. Sie sind aber noch ziemlich weit weg….“ Vance nickte. „Vor morgen holen die uns nicht mehr ein, aber wenn wir dann tatsächlich die Insel finden, wird das ein Wettrennen zwischen uns… und denen da.“ „Wenn sie uns nicht vorher angreifen.“, gab Eden zu bedenken. „Der Orden braucht nur einen einzigen Magier, um uns in die Knie zu zwingen.“ „Wir lassen heute Nacht alle Lichter
gelöscht, dann entdecken sie uns nicht. Hoffen wir, dass wir die Stadt bei Morgengrauen finden, sonst sind wir ihnen wirklich auf offener See ausgeliefert. Dann müssen wir hoffen, dass der Wind günstig steht.“ Der Morgen kündigte sich mit einem schwachen Schimmer am Horizont an. Eden war, wie allen anderen schon lange auf den Beinen und wartete. Darauf, das etwas geschah… oder der Orden sie entdeckte. Das Schiff war als kleiner Lichtpunkt gegen den langsam heller werdenden Horizont zu erkennen. Noch
eine halbe Stunde vielleicht und man musste die Windrufer einfach entdecken. Die Sorgen der Gejarn wurden jedoch plötzlich unwichtig, als ein leichter Ruck durch das Schiff ging. Kreisförmige Wellen stiegen von einem Punkt irgendwo zwischen ihnen und dem Schiff des Kaiserreichs auf. Erst kaum wahrnehmbar, dann stark genug, das die Windrufer sich in regelmäßigem Abstand auf die Seite legte. Alle rannten sofort zum Heck und starrten aufs Wasser hinaus. „Sieht so aus… als würdet Ihr Recht behalten.“, meinte Vance und brach damit die gespenstische Stille. Eden war unfähig zu antworten. Unter
der Wasseroberfläche bewegte sich etwas. Ein Schatten, so groß, das er einen Moment das Wasser unter dem Schiff verdunkelte. Was sie sah erschreckte sie. Es könnten Algen sein, sagte sie sich. Algen… oder etwas, das sie etwas zu deutlich an Flügel erinnerte. Dann tauchte etwas aus dem Wasser auf. Ein einziger Felsen, nicht viel größer als eine Person. Doch es hörte dort nicht auf. Rasch wuchs der einzelne Gesteinsbrocken immer weiter in die Höhe, wurde zu einem Riff, dann einer Klippe und schließlich immer deutlicher zu einem Berg. Die Matrosen konnten, genau wie Eden nur in endlosem Staunen
zusehen, als vor ihnen eine ganze Landschaft aus dem Wasser auftauchte. Umgeben von einer leicht schimmernden Kuppel. Magie, dachte Eden nur. Magie und… noch etwas anderes. Wie der Rücken eines Wals tauchte die Insel vor ihnen aus dem Ozean auf und gewann immer rascher an Umfang. Grüne Wälder, offene Ebenen und schroffe Felsklippen stiegen scheinbar unbeeinflusst vom Salzwasser empor. Eden jedoch hatte den Blick längst nicht mehr auf ihr Ziel gerichtet. Sie suchte das Wasser darunter ab. Kurz meinte sie, etwas unter der Oberfläche glühen zu sehen… Feuer. Aber es konnte kein Feuer unter Wasser geben. Nicht
einmal die Magie des alten Volkes könnte so etwas bewerkstelligen. Aber entweder waren es Flammen… oder ein einziges, glühendes Auge. Sie schauderte. Ein großes Auge. Geister, als ob etwas auftauchte um Atem zu holen… sie blinzelte und das Glühen war verschwunden. Vielleicht hatten ihre Sinne ihr einen Streich gespielt oder es war schlicht Teil des Zaubers, der die Insel an die Oberfläche brachte. Mittlerweile versperrte ihnen das Land die Sicht auf das Schiff des Kaiserreichs. Vance sollte wohl Recht behalten. Es würde ein Rennen werden. Wer als erstes dort war, sich das meiste in die Taschen steckte und dann
verschwand. Mittlerweile war das Wachstum der Insel wohl beendet. Mit den hohen, mit Bäumen bewachsenen Klippen und dem einen, zentralen Berg, der vorhin als erstes aufgetaucht war, erinnerte ihre Form ein wenig an einen Spitzhut. Zumindest, war das der einzige Vergleich, der Eden einfallen wollte. „Also dann, Vance. Wie es aussieht, schuldet Ihr mir jetzt den fünfzehnten Teil, von allem was wir finden.“ „Und ich habe vor, mich daran zu halten, Mädchen.“, lachte der Kapitän. „Los Leute, steht da nicht rum wie angewurzelt, wir müssen nach wie vor einen Platz zum Anlegen finden.“
Die Mannschaft begab sich sofort wieder auf Posten, während Vance die Klippen nach einer günstigen Stelle zum Anlegen absuchte. Schließlich fanden sie, was sie gesucht hatten. Eine schmale Bucht zwischen den hoch aufragenden Felswänden. Die Windrufer nahm wieder Fahrt auf und musste sich dabei gegen die vom Auftauchen der Insel erzeugte Strömung, stemmen. Schließlich jedoch, kam das Land immer näher. Eden besah sich die Küste einen Moment, doch durch die Klippen konnte man nichts erkennen. Nur am Strand, der ihr Ziel darstellte, war etwas. Eden hatte die schwarzen Steine erst für simples Geröll gehalten, aber aus der Nähe wurde klar, dass sie
Formen bildeten. Überreste, dachte sie nur. Klare Spuren von Besiedelung, die aber so lange zurück liegen musste, dass nur die Grundmauern von den einstmaligen Bauwerken übrig geblieben waren. Ruinen… aber vom Strand aus führte eine mit Moos bewachsene Mole aus weißem Stein, hinaus ins Meer. Anders, als die anderen Gebäude des alten Hafens, hatte der Pier den Zahn der Zeit erstaunlich gut überstanden. Der Marmor war zwar grün von Algen und Unkraut, aber kaum durch die Gezeiten angetastet. Sie waren am richtigen Ort, dachte Eden. Das mussten die ersten Überreste der letzten Zuflucht des alten Volkes sein….
Vance brachte das Schiff auf einen Kurs parallel zu den verfallenen Hafenanlagen und noch bevor die Windrufer richtig vor Anker lag, kletterten die ersten von Bord. Edens Füße setzten am Strand auf und sie sah sich langsam um. Die Grundmauern der Gebäude vor ihnen waren halb im Sand versunken und kleinere Pflanzen hatten in den Fugen zwischen den Steinen halt gefunden. Weiter von der Küste weg, blockierte grüne Vegetation ihren Weg. Palmen und weiter im Landesinneren Laubbäume, die sich bis zum Berg in der Inselmitte zogen.
Sie mussten die ersten Lebewesen sein, die diesen Ort seit Jahrtausenden betraten. Vorausgesetzt, das das Kaiserreich nicht vor ihnen angelegt hatte. Eden, Vance, Zachary und die restliche Crew verteilten sich über den Strand. Ein paar Vögel stiegen aus den nahegelegenen Wäldern auf… ansonsten blieb es beinahe totenstill. Vance hatte derweil wieder sein Fernglas herausgeholt und es auf die fernen Berggipfel gerichtet. „Leute… wir sind definitiv richtig.“, meinte er breit grinsend. „An den Felshängen sind Gebäude. Könnte eine ganze Stadt sein.“ „Ihr meint Ruinen?“ , fragte Zachary.
„Nein, so wie es aussieht, ist die ganze Anlage noch völlig intakt.“, antwortete Vance. „Sieht aus, als hätte das alte Volk sich wirklich dort am Berghang niedergelassen. Und da gehen wir auch hin. Vorwärts Leute, jeder darf behalten, was er sich in die Taschen stopfen kann.“ Das ließ sich die Crew nicht zweimal sagen und die ersten marschierten sofort los. Vance lachte. Und Eden stimmte ein, ohne zu wissen warum. Sie waren am Ziel, was immer das bedeuten mochte. Bevor sie jedoch auch nur den Waldrand erreichten, wurde der Boden unter ihren Füßen von einem schweren Schlag erschüttert. Die gesamte Insel
zitterte plötzlich.
„Erdbeben.“, rief Vance über das Tosen hinweg. Einige Bäume knickten um wie Streichhölzer und der Sand der Küste rutschte teilweise ab.
Sah so aus, als wäre das Kaiserreich nicht die einzige Gefahr, die ihnen hier drohte.
EagleWriter ^^ Mal sehen ob der Ort noch einen Namen bekommt für den Moment hat er noch keinen. lg E:W |
abschuetze So, so also doch ein Wächter? Was haste dir denn da ausgedacht? Ich warte auf Kapiel 29 ! :)) PS: Keine Einleitung? ... und deine Überschrift hat mich echt in die Irre geführt, bis ich begriffen habe, was du meinst. Kapitel 28 Titel: 17 und 21 ^^ |
EagleWriter Ich bin mir ziemlich sicher ich hatte eine gemacht ^^. Und Spoiler jetzt mal nichts,auch wenn ich schon ein paar Hinweise gegeben habe. lg E:W |
abschuetze siehste, so gehts einem, wenn andere Fragen stellen und Vermutungen anstellen hi hi hi Aber ich hab damit ja kein Problem, ich weiß ja, im nächsten Kapitel... |