The Fight
Mein Name ist David und ich bin Soldat in der US Armee. Jetzt habe ich erfahren, dass ich in den Einsatz muss. Doch wie soll ich das bloß meinen Eltern und meiner schwangeren Freundin beibringen, wenn ich mindestens ein halbes Jahr nicht Zuhause, sondern in Afghanistan sein werde und jeden neuen Tag mein Leben an der vordersten Front riskieren muss? Ich weiß
nicht, ob sie diese Nachricht noch einmal verkraften können.
Es ist Sonntag Nachmittag bei Kaffee
und Kuchen. Ich bin mit meinen Gedanken ganz woanders, als mich meine Mutter Amanda fragt: "Junge was ist los mit Dir?" Ich erschrak, als sie mich fragte. Ich wusste, nun musst du es Ihnen sagen. Also holte ich tief Luft und schaute alle mit einem ernsten Blick an und sagte: "Ich muss an die Front." Alle wussten sofort, was ich meinte. Meine Freundin Sarah griff nach meiner Hand und meiner Mutter ist das Stück Kuchen im Hals stecken geblieben. Mein Vater Danny hat kein Wort mehr raus bekommen. Ich fuhr fort und sagte weiter:" Es ist ja nur für ein halbes Jahr." Meine Freundin fragte mich, nachdem sie verstanden hatte, was ich da
Grade gesagt habe, wann ich denn nach Afghanistan müsse und ich erwiderte: "In einem Monat." Meine Mutter und Freundin fingen bitterlich an zu weinen. Doch mein Vater Danny saß wie angewurzelt auf seinem Stuhl
am Kopfende des Tisches.
Es war ein großes Geheule und der gemütliche und harmonische Nachmittag war dahin. Nachdem sich alle ein wenig beruhigt haben und auch mein Vater wieder zu sich gekommen ist, haben Sarah und ich uns von meinen Eltern verabschiedet und sind wieder nach Hause gefahren. Diese Fahrt war von Stille geprägt, keiner von uns hat auch
nur Ansatzweiße den Versuch gestartet eine Unterhaltung zu beginnen. Jeder von uns war mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt.
Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich Zuhause angekommen waren, war es schon sehr spät und deshalb sind wir direkt nach dem Abendessen zu
Bett gegangen.
Die nächsten Wochen waren eigentlich sehr ruhig. In diesen Wochen waren wir mehrmals beim Ultraschall gewesen und haben gesagt bekommen, dass meine Freundin einen Jungen erwartet. Wir haben uns gefreut und haben meinen Auslandseinsatz so gut wie es nur ging
verdrängt. Wir haben angefangen uns Gedanken über den Namen zu machen, und haben uns für
Jeff entschieden. Außerdem haben wir alles notwendige für das Baby gekauft von der Kleidung bis hin zum Kinderwagen.
Doch so langsam musste ich anfangen meine Sachen zu packen. Nun waren es nur noch einige Tage bis zu meiner Abreise in einer mir relativ Vertrauten Umgebung. Doch meine Familie wird wieder Ängste ausstehen müssen, soviel stand fest. Außerdem war mir klar, dass ich leider nicht bei der Geburt meines Sohnes Jeff dabei sein konnte.
Dies zerbrach mir das Herz, doch ich
konnte nun nicht mehr zurück treten,
die Entscheidung stand fest, dass ich mit fliegen werde.
Der Tag der Abreise war da und alle waren sehr traurig, besonders hat mich beunruhigt, dass mein Vater einen Herzinfarkt erlitten hat und ich nicht zum Zeitpunkt der Abreise wusste, ob ich ihn noch einmal lebend wieder sehen würde.
Ich und meine Jungs verabschiedeten uns von unseren Familien und haben uns auf eine lange Reise begeben. Ich war so fertig mit den Nerven, doch ich musste nun einen klaren Kopf bewahren und für den Kampf gewappnet sein.
Als wir nach einem achtstündigen Flug und einer einstündigen Autofahrt endlich im Kundus, unserem Hauptlager ankamen, habe ich endlich begriffen, wo ich hier wieder gelandet bin.
Nun hieß es wieder Tage zählen und hoffen, dass ich jeden Tag wohlbehalten wieder zurück kehre. Nach und nach hat sich wieder Normalität in mein
Leben eingefunden und ich musste mich wohl oder übel mit meiner jetzigen
Situation abfinden.
In den ersten drei Monaten habe ich fast jede Woche einen Brief meiner Familie erhalten, indem immer ein Ultraschallbild drinnen war. Am
sechsundneunzigsten Tag in Afghanistan sind wir wie jeden Morgen mit drei gepanzerten Wagen raus gefahren und sind durch die kleinen Dörfer, um
nach dem Rechten zuschauen. Ich saß diesmal im letzten Wagen und habe die anderen von hinten abgesichert. Doch auf einmal gab es einen lauten
Knall und die Erde begann zu Beben. Wir bremsten stark ab, um nicht auch noch in diesen gewaltigen Feuerball zu gelangen. Wir sind sofort raus gesprungen und haben versucht unsere Kameraden aus dem ersten und zweiten Wagen zu retten. Doch bei Autos standen lichterloh in Flammen. Wir haben vergeblich versucht die Autos zu löschen, doch jede Hilfe
kam zu spät.
An diesem Tag habe ich sechs Kameraden verloren. Darüber bin ich heute noch nicht hinweg, dass ich nicht mehr helfen konnte. In dieser Situation
wurde mir noch einmal bewusst, wie gefährlich es doch eigentlich in solch einem Gebiet sein kann. Im Nachhinein, hat man festgestellt, dass es eine Mine gewesen ist, wo der erste und zweite Wagen drüber gefahren ist.
Am Ende des vierten Monats bekam ich wieder Post von meiner Familie. Diesmal mit einem Bild meines Sohnes Jeff, wie er im Arm meines Vaters lag. Ich war von meinen Gefühlen so sehr
überwältigt, dass ich anfing zu weinen und mich erst einmal hinsetzen musste. In dem beigelegtem Brief hat mir meine Freundin geschrieben, dass er drei Wochen zu früh das Licht der Welt erblickt hat, es ihm aber gut ginge. Nun freute ich mich natürlich noch viel mehr auf die Heimkehr, denn ich wollte meinen Sohn endlich in meinen Armen halten. Ich hatte dennoch Angst vordem nach Hause kommen, denn ich weiß nicht, ob ich so einfach um denken kann, zwischen Krieg und
Familie mit Frau und Kind.
Langsam endete mein Auslandseinsatz ohne weitere Vorkommnisse und wir
bereiteten uns langsam auf den Heimweg vor. Nach exakt hundertachtzig Tagen kam endlich unsere Boing der US Armee um uns nach Seattle fliegen zu können, wo uns unsere Familien schon erwarten würden. Wir alle waren voller Vorfreude doch mich machte immer noch der Gedanke verrückt, dass ich sechs Kameraden verloren habe und ich nicht weiß, wie ich damit in Zukunft umzugehen habe.
Dies wollte ich mir natürlich nicht eingestehen. Das macht man als Mann einfach nicht habe ich mir immer gesagt.
Als wir endlich in Seattle gelandet sind und wir aus dem Sicherheitsbereich raus gekommen sind, standen dort meine
Eltern, meine Freundin und mein kleiner Sohn Jeff. Ich war so überwältigt von dieser Begrüßung, dass ich wieder mal weinen musste. Wir sind direkt nach Hause gefahren und ich habe mich erst einmal hinlegen müssen, weil ich so müde gewesen bin.
In den ersten Wochen habe ich kein Auge mehr zubekommen und ich konnte
seid meiner Rückkehr nicht einmal mehr lachen oder weinen.
Meine Freundin sagte schon die ganze Zeit, seid dem ich wieder Zuhause bin ich habe mich verändert. Doch dies wollte ich mir nie eingestehen. Ich weiß auch nicht warum sie es immer wieder
sagte, aber irgendwie hatte sie schon Recht, denn ich habe überhaupt keine Nähe mehr zugelassen und wollte auch nicht mehr Teil dieses Familienlebens sein.
Ich habe zwar durch meinen Auslandsaufenthalt eine Menge Geld verdient, um genau zu sein 50.000$ doch ich habe mich immer mehr zurückgezogen
und nur noch für meinen Sohn funktioniert.
Nach knappen drei Monaten hat mich Sarah an den Pranger gestellt und gesagt: "Entweder du besuchst eine Therapie, um deine Erlebnisse zu
verarbeiten oder ich und Jeff werden zu meinen Eltern nach Vancouver
ziehen." Sie setzte mir die Pistole auf die Brust? Hat sie mir gedroht? Ich wusste jetzt gar nichts mehr. Ich wusste nur, es muss sich was ändern.
Also besuchte ich nach langem überlegen und vielen Streiten später die Selbsthilfegruppe der US Armee. Ich brauchte einige Zeit um mich auf diese Gespräche ein zu lassen. Doch nach vier Sitzungen habe auch ich mich langsam geöffnet und konnte meine Erlebnisse Stück für Stück verarbeiten.
So besserte sich auch nach und nach das Verhältnis zwischen mir und Sarah und wir konnten wieder gemeinsam lachen.
Nach weiteren drei Sitzungen in der Gruppe und zwei Einzel Gesprächen war ich, wie man so schon sagt wieder geheilt.
Und weil ich ihr so unendlich dankbar gewesen bin, dass sie mir die Augen geöffnet hat und mir damit gezeigt hat, dass ich ein Trauma habe, habe ich ihr am ersten Geburtstag unseres Sohnes einen Heiratsantrag gemacht. Und
sie sagte: "Ja ich will!"
Ein paar Wochen später haben wir im engsten Familienkreis geheiratet und ich habe meinen Job bei der US Armee an den Nagel gehangen. Denn ich möchte nicht, dass mich mein Sohn später an
meinem Grab besuchen muss und sich nicht an seinen Vater erinnern kann, weil er noch zu klein gewesen
ist um sich an mich zu erinnern.
Jetzt Arbeite ich für Boing in der Verwaltung und bearbeite Kundenwünsche, wie ihre Flugzeuge auszusehen haben. Ich denke, dass es besser für uns alle ist. So müssen sich meine Eltern und meine Frau keine Sorgen mehr machen, ob ihr Sohn/ Ehemann/ Vater heil nach Hause kommt.
Wir erwarten nun schon unser zweites Kind, es wird diesmal ein Mädchen und es ist unglaublich schön die
Schwangerschaft komplett mit erleben zu dürfen.