Kurzgeschichte
Meine Kollegen

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"Sie sind immer für eine Überraschung..."
Veröffentlicht am 07. August 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sie sind immer für eine Überraschung...

Meine Kollegen

Titel

Unser Chef wusste, das wir tranken. Sagte aber nichts. Denn niemand kam schwankend in die Firma. Keiner ließ sich beim Trinken erwischen. Und keiner betrank sich, während der Arbeit. In den vier Stunden, die wir an der frischen Luft verbringen durften, um Grünanlagen von Müll zu befreien, tranken wir jeder maximal drei Bier. Ausnahmen gab es natürlich auch. Ein, zwei tranken nichts. Der Eine seit Jahren nicht mehr und der andere hatte noch nie und wollte nie. - Natürlich tranken wir erst, wenn wir unsere Arbeit erledigt hatten. Das dauerte etwa eine

halbe Stunde. Selten länger. Meist kürzer, da nichts dalag. Wir waren ein gutes Team. Verstanden uns blendend. Wenn wir unser Revier vom Müll befreit hatten, riefen wir die anderen an und fragten, wie weit sie waren. Dann trafen wir uns in der Mitte. Was sollten wir sonst tun? Gut, oft gingen wir auch zu mir, da ich gleich in der Nähe unserer Firma wohnte. Was aber nicht heißt, das nur ich immer ausgab. Die anderen steuerten fleißig bei. Es glich sich stets aus. Wie gesagt, waren wir ein gutes Team. Meine Kollegen sahen mir an, das mir was zu schaffen macht. Sie hakten nach. Zu erst wollte ich nichts sagen. Doch

dann nahm ich all meinen Mut zusammen und erzählte ihnen von meiner Ex, an der ich noch hing und das wir niemanden hatten, der uns bei ihren Umzug half. Es wurde viel versprochen und nichts gehalten. Klar, war es mit ihre Schuld. Denn das, was sie Freunde nannte, waren keine Freunde. In der Not waren sie unerreichbar. Hatten was besseres zu tun. Aber wehe dem, sie war nicht da, wenn jemand gebraucht wurde...Sie wurde nur verarscht von denen. Wie sie es machte, weiß ich nicht. Aber sie geriet stets nur an so was. So, wie ich meist nur an Menschen gerate, die Trinken. Am darauffolgenden Tag geschah

folgendes: Zu meiner völligen Überraschung meldete unser Chef eine Sonderaktion an, bei der er uns alle brauchte. Es war etwas Außerplanmäßiges. Meine Kollegen schauten mich grinsend an. Ich hatte keine Ahnung was Phase war. Gemeinsam stiegen wir in den Betriebsbus. Inklusive unserer Werkzeuge. Bis dahin hatte ich wirklich keinen blassen Schimmer, was unser Chef mit uns vorhatte. Ich dachte, das wir irgendwohin fahren und grillen werden und dabei Bier trinken dürfen. Aber Fehlanzeige. Wäre auch zu schön gewesen. Unser Chef hielt vor dem Haus meiner

Ex. Ich stutzte. Als wir alle ausgestiegen waren, wurde ich endlich aufgeklärt. Doch als ich hörte, was sie vorhatten, wollte und konnte ich es nicht glauben. Das musste ein Traum sein, dachte ich. Doch es war kein Traum gewesen, sondern blanke Realität. Freudestrahlend rannte ich die Treppen hoch. Meine Kollegen hinter mir her. Ich klingelte bei ihr Sturm, obwohl ich einen Wohnungsschlüssel von ihr hatte. „Mutti! Anziehen. Wir sind da und bereit.“, rief ich. (Die Mutti ist die Ehefrau bei uns. Mama ist die, die uns geboren hatte.) Leicht begleitet lugte sie durch den

Türspalt. „Komm, mach. Zieh dich an. Oder willst alleine deine Möbel schleppen?“ Sie hätte auch eine Firma damit beauftragen können. Aber so viel Geld hatten wir beide nicht. Um es kurz zu machen; der Umzug ging flott voran. Jeder packte mit an. Ihre Familie ließ sich kurz blicken, doch ihr wurde nur die kalte Schulter gezeigt. Man hatte ihnen angesehen, das sie nicht wirklich geholfen hätten. Warum auch? Schließlich hatte meine Ex so viel für die getan. Auf ihre Brut aufgepasst, damit sie saufen gehen konnten. Ihre Bälger vom Kindergarten abgeholt, weil sie selber zu faul dazu waren. Bei ihren

Umzügen mit angepackt. Und noch vieles mehr. Schnell war der Umzug erledigt gewesen. Auf dem Rückweg zur Firma hielten wir noch kurz an einem Supermarkt. Ich kaufte zwei Kästen Bier, die wir dann gemeinsam, nach Feierabend, leerten. Ich sah ihr an, das sie mir dankbar war. Aber sie konnte es nicht sagen. Weder mir, noch meinen Kollegen. Sie schrieb es mir später per SMS.

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Superlehrling

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Kiimi Es kommt nicht darauf an, wie viele Freunde man hat. Sondern wie gut diese Freundschaften sind. Lieber weniger Freunde die immer für einen da sind und einem immer helfen.
Schön geschrieben.
Liebe Grüße,
Kimi
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