Romane & Erzählungen
Nur eine Reitstunde - 5. Ebene

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"Ein und diesselbe Geschichte von 5 verschiedenen Ebenen aus erzählt"
Veröffentlicht am 15. Juli 2014, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Ein und diesselbe Geschichte von 5 verschiedenen Ebenen aus erzählt

Nur eine Reitstunde - 5. Ebene

NUR EINE REITSTUNDE

5.

Sie hatte das Pferd und sie wollte Turniere reiten.

Ich hatte beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Weissagung zu erfüllen und räumte alles aus dem Weg, was mich hätte aufhalten können. Der Untergang der Welt war vorbereitet und durch einige Gerechte verhindert worden. Jetzt musste der Reiter erscheinen.

Dass ich für diese Rolle eine Frau ausgewählt habe, war nicht ganz

zufällig. Mit den Männern ist nicht viel los in diesen Zeiten und ich fand keinen, der dem Anspruch gerecht hätte werden können. Die Frau war perfekt, irre genug, um den Weg zu gehen, klug genug, um alles zu lernen, was sie brauchte, frei genug, um sich auch in der Hölle bewegen zu können, und erleuchtet genug, um mich ungehindert verstehen zu können.

Ich machte ihr klar, dass es ein schwerer Weg sein würde und schickte sie durch alle Höllen, durch alle Qualen. Ich ließ sie jedes Leid erfahren, jeden Zweifel fühlen und prüfte sie auf allen Ebenen, auf alle Sünden.

Ich versprach ihr den Mann einer

anderen Frau und wartete, wie sie reagieren würde, ich gab ihr ein wunderbares Pferd und ließ zu, dass es kaputt gemacht wurde gleich zwei Mal.

Eine ganz große Hürde war sicher die Bescheidenheit der Frau. Sie wollte reiten, sie wollte auch gut reiten, sie wollte nie dafür bewundert werden oder damit in die Öffentlichkeit gehen. Im Gegenteil eine gewisse private Abgeschiedenheit war ihr viel lieber. Ich zwang sie aus ihrer Einsamkeit und warf sie in eine Vielfalt. Ich holte sie aus ihrer Einheit und machte eine Vielheit aus ihr.

Sie bestand die meisten Prüfungen auf Anhieb. Der Mann, den ich ihr

präsentiert hatte, war ein großes Problem für sie, weil sie ihn liebt. Dadurch hatte er Zugänge zu ihrer Seele, die jedem anderen verborgen blieben, und er hat sie erwartungsgemäß schamlos ausgenutzt und missbraucht. Das machte ihr Angst, nahm ihr die Sicherheit und schwächte ihr Vertauen in mich. Sie hat trotzdem zu mir gehalten und nach meinen Anweisungen gehandelt. Ich lehrte sie dafür alles aufzubauen, was sie brauchte.

Ich zerstückelte ihre Seele in tausend Einzelteile, verschenkte sie und beobachtete, wie sie damit fertig werden würde.

Sie war sehr clever, lieh sich von den

vielen Freunden eine neue Seele zusammen und fing an ihre alte zu suchen und wieder zu vereinigen. Sie hatte dabei sicher den Vorteil, dass sie viele Techniken schon kannte. Ich hatte mit fünf bis sieben Jahren gerechnet, bis sie diesen Teil der Prüfung abgeschlossen haben würde. Sie war nach zwei Jahren fertig und sie war selbstsicher genug, um für jeden verliehenen Teil Pfand zu verlangen. Genauso hat sie für jeden geliehenen Teil bezahlt, mit Fähigkeiten, mit Talenten, mit Glück. Als sie ihre Seele wieder beieinander hatte, war sie viel stärker, viel sicherer und viel reifer, als jemals zuvor.

Sie hatte natürlich mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Seele, die sie sich zusammengeliehen hatte, war in ihrem Job nicht besonders gut und konnte nicht recht mit Pferden umgehen. Sie meisterte auch das, indem sie solang suchte, bis sie eine Umgebung fand, die ihren Pferden bot, was sie brauchten zum Gesundsein, auch wenn sie nicht dazuhelfen konnte. In der Arbeit klinkte sie sich so geschickt aus, dass es keinem so richtig aufgefallen ist.

Ich gestehe, dass ich ihr etwas zu Hilfe kam, indem ich die Großwetterlage günstig gestaltete.

Sie war mittlerweile mein Favourit.

Ich habe natürlich nicht nur eine Frau ins Rennen geschickt, ich hoffe aber, dass sie gewinnt.

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Sie lässt sich also von der Konkurrenz nicht bremsen, sie hat sämtliche Höllen durchlebt, ihr Vertrauen wurde grob missbraucht, sie hat sich alles nehmen lassen, was irgendwie entbehrlich war und sie hat jede noch so schlimme

Verletzung locker ertragen.

Oft habe ich ihr versprochen, dass sie endlich bei der letzen Prüfung angelangt sei und jedes Mal habe ich sie weiter geschickt zur nächsten. Sie hätte ja auch nach jeder Prüfung aufhören

können, sie hat aber Ehrgeiz genug, um herausfinden zu wollen, wozu sie letztendlich fähig ist.

Besonders schlimm, war es nach der Springstunde. Sie hatte sämtliche bekannten Dämonen besiegt und war besonders am Ende, gegen die wirklich gefährlichen, souverän geritten. Sie war überzeugt gewesen, dass sie endlich ihr Limit erreicht hatte. Aber ich habe ihr klar gemacht, dass sie erst am Anfang

steht. Ich habe ihr Pferd nochmals völlig verunsichert und derangiert, ich habe ihr die Möglichkeit genommen, alles zu beenden, und ich habe sie wieder auf die Reise geschickt zu noch höheren Zielen.

Ich habe ihr einen Bruchteil der Kraft und der Macht gezeigt, die sie auf dem Höhepunkt ihrer Leistung haben wird. Mit dieser Prüfung hat sie den Mann überwunden und sich von seinem Einfluss befreit. Sie liebt ihn zwar noch immer, aber sie hat sich auch früher schon von der Liebe nicht aufhalten lassen.

Vielleicht ist er ja Mann genug, die Herausforderung anzunehmen und ihr zu

folgen. Wenn ja, dann wäre das doch tatsächlich mal ein Mann, mit dem doch noch etwas los ist.

Ich werde sie jetzt reiterlich fit machen und dann wird sie für mich in den Wettkampf ziehen und sie wird sie sammeln und zu mir zurückbringen, all diejenigen, die mich missachten, verleugnen und belächeln. All diejenigen, die meine Prüfungen als Beweis meiner Schwäche und meiner Abwesenheit werten. All diejenigen, die meinen den großen Wurf zu machen, wenn sie der schwarzen Seite meiner Schöpfung nachrennen und sie für ultimativ erklären.

All diejenigen, die mich für tot halten.

Und wenn sie alle wieder bei mir sind, dann werde ich mir überlegen, ob ich das Paradies wieder öffne, so wie es geweissagt wurde.

Eines ist sicher, die Frau wird ihre Wünsche erfüllt bekommen, aber welche es sind und wie ich sie erfülle, werde ich erst noch prüfen.

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angie171921
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