Romane & Erzählungen
Nur eine Reitstunde - 3. Ebene

0
"Ein und diesselbe Geschichte von 5 Ebenen aus erzählt"
Veröffentlicht am 15. Juli 2014, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Spiber - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Was weißt Du über mich?
Ein und diesselbe Geschichte von 5 Ebenen aus erzählt

Nur eine Reitstunde - 3. Ebene

NUR EINE REITSTUNDE

3.

Sie hatte das Pferd gekauft und wollte das Reitabzeichen machen.

Er war froh, dass er sie wieder hinausgeworfen hatte. Es war zu gefährlich für sie, weil es eigentlich eine Liebesgeschichte war.

Sie war kurz vor Weihnachten im Licht seines Hallentors gestanden und wollte einen Gutschein über Reitstunden für ihre Tochter kaufen. Als sie sah, dass er

ein Pferd longierte, wollte sie sofort wieder gehen. Er hielt sie auf, um ein paar Worte mit ihr wechseln zu können, übergab das Pferd dem Stallknecht und bat sie in seine Küche. Sie wirkte, als wäre sie jeden Moment bereit, die Flucht zu ergreifen. Er sprach eine Weile mit ihr und war sofort verliebt.

Sie kam erst im Februar wieder, als es wärmer geworden war, und ihre Tochter bei den Reitstunden nicht mehr frieren musste. Sie tauchte dann auch ohne Grund öfter bei ihm auf und er freute sich jedes Mal, wenn er sie sah. Sie sprachen miteinander und lachten. Die Frau war sehr offen. Manchmal wirkte sie traurig. Er hatte gleich zu Beginn

zwei Kunstwerke zustande gebracht, die die Frau zeigten und wertete das als ein gutes Zeichen. Sie hatte ihm von ihren Göttern erzählt und er hatte versucht, sich auf ihre Gedankenwelt einzulassen. Es hatte ihm ein wenig Angst gemacht, aber er mochte sie sehr gern und war sicher, dass sie eine Frau fürs Leben sein konnte. Sie hatte angefangen, bei ihm Reitstunden zu nehmen und sie ritt gut, ein wenig unkonventionell, aber sie hatte einen guten Draht zu den Pferden und sie hatte eine schöne Art sich zu bewegen. Die Pferde mochten sie.

Sie hatte angefangen, ihm kleine Geschenke zu bringen. Bilder, Briefe und ähnliches. Sie versuchte damit zu

erklären, warum sie so scheu war und zurückgezogen. Sie erzählte von ihren Problemen und dem Mut, mit dem sie sich allem stellte und versuchte gesund zu werden.

Einmal hatte sie ihn besucht, als er sich mit Freunden zum Kaffee in seiner Küche getroffen hatte. Er hatte Angst gehabt, dass seine Freunde merken könnten, wie sehr er die Frau mochte und war ruppig zu ihr gewesen. Sie hatte es relativ cool verkraftet, hatte er gefunden.

Dann lernte seine Freundin sie kennen.

Ab diesem Tag fiel ihm vermehrt auf, dass es ihr schlecht ging, wenn sie bei ihm war. Oft hatte er das Gefühl, er

könnte sie weinen hören. Aber sie kam jede Woche mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu ihm und freute sich ihn zu sehen. Sie wurde langsam offener und benahm sich in seiner Nähe ungezwungener.

Einmal war sie aufgetaucht, als seine Freundin gerade nach Hause fuhr. Die Frau hatte ihn zur Rede gestellt und ihn gebeten, ihr zu helfen. Er hatte sich nicht von ihr lösen können, wie er es seiner Freundin versprochen hatte, hatte es einerseits genossen bleiben zu müssen und andererseits hatte sein Ego begonnen, sich gegen sie zu wehren.

Seine Freundin hatte angefangen über sie zu sprechen. Sie hatte die Geschenke

gefunden und machte sich über sie lustig. Sie analysierte die Briefe und Bilder und fing an ihm einzureden, dass die Frau schwer krank sei und gefährlich. Sie sagte, dass sie sich Sorgen um ihn machen würde und bat ihn vorsichtiger zu sein.

Daraufhin hörte er auf, mit der Frau zu sprechen.

Jetzt hatte er das Gefühl, dass sie litt. Sie sagte aber nichts und akzeptierte seine Zurückgezogenheit, so wie er ihre akzeptiert hatte. Er bekam am Rande mit, dass sie Probleme mit ihrem Pferd bekommen hatte und dass es bei ihr in der Arbeit schlecht lief. Er bekam ein schlechtes Gewissen und schränkte den

Kontakt zu ihr weiter ein. Seine Freundin

                                                      - 2 -

war ein große Hilfe in dieser Zeit, da sie ihn sehr unterstützte und ihm viele kleine Arbeiten abnahm, die ihn belasteten.

Kurz vor Weihnachten trafen sie die Frau zufällig in einem Schnellimbiss. Sie hatten schon gegessen, als die Frau mit

ihrer Tochter auftauchte und sich an ihren Tisch setzte, bevor sie richtig verstanden hatte, wer da saß. Sie hatte angeboten ein Gespräch zu führen, aber seine Freundin war offensichtlich überfordert gewesen. Deshalb hatte er zu einem schnellen Aufbruch gedrängt. Danach hatte die Freundin ihm schwere Vorwürfe gemacht und ihn überredet, die Frau rauszuwerfen. Sie sei zu labil, zu verstockt, nicht unterwürfig genug.

Er dachte an das Leid der Frau, an die vielen Tränen, die er abends sah, wenn er allein war und kam zu der Überzeugung, dass es so wohl das beste sei.

Er vermisste sie, als sie nicht mehr kam.

Ab und zu traf er sie zufällig unterwegs oder sah sie beim Einkaufen. Er ging ihr aus dem Weg. Als es wieder wärmer wurde, ging sie öfter an seinem Hof vorbei, sagte aber nie etwas. Sie wirkte sehr verletzt auf ihn und sehr einsam.

Im März hatte sie ein Pferd gekauft, das bei ihm stand. Er hatte versprochen, das Pferd so auszubilden, dass es für die Tochter des Besitzers geeignet sei. Es stellte sich heraus, dass das Pferd zu schwierig war und der Besitzer hatte sich entschlossen, es zu verkaufen. Seine Freundin hatte das Pferd öfter geritten. Sie war wütend als sie hörte, dass die Frau das Pferd bekommen würde. Die Frau wollte das Pferd gern in

seinem Stall stehen lassen, aber das Pferd wurde zunehmend immer schwieriger und er war froh, dass es bald weg sein würde. Das Pferd wurde krank und die Frau holte es ab.

Als die Voltigiergruppe auf seinem Hof eine Prüfung ablegte, sah er sie nach Langem wieder. Sie war mit einem tiefen Atemzug auf seinen Hof gekommen, hatte eine Schüssel abgestellt und war in die Halle gegangen, um den Kindern zuzusehen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er sie vermisst hatte, wie sehr sie ihm gefehlt hatte und wie sehr er sie mochte.

Seine Freundin erwartete, dass er sie gleich nach der Prüfung auffordern

würde, wieder zu gehen, aber er wollte, dass sie bei ihm blieb. Er war viel zu froh, dass sie wieder da war.

Ein paar Mal hatte er sie noch bei der Voltigierstunde ihrer Tochter gesehen, sie waren jedoch nie dazu gekommen, ein paar Worte zu wechseln. Es kam immer etwas dazwischen.

Zum Sommerfest, dass er dieses Jahr eigentlich nicht hatte feiern wollen, war sie wiedergekommen. Er versuchte ihr näher zu kommen, aber sie vermied den Kontakt. Sie machte aber Bilder von ihm und er ließ sich gern fotografieren. Am nächsten Tag wurden die Bilder an seinem Hoftor gefunden. Sie waren liebevoll bearbeitet und sein Herz hüpfte

vor Freude.

Einmal hörte er zufällig, dass sie mit dem Pferd gut zurecht kam und mit ihm auf Turnier gehen wollte. Er beschloss, auf seinem Hof das Reitabzeichen abzunehmen und hoffte, dass sie mit dem Pferd kommen würde. Sie meldete sich an und er lud sie zu einer Springstunde ein.

Kurz vor der Springstunde kam sie zu ihm und sagte ab. Es waren wieder Probleme aufgetaucht, sie konnte dann aber doch kommen. Er freute sich.

Als er sie reiten sah, wurde ihm bewusst, wie groß die Probleme waren, mit denen sie zu kämpfen hatte. Alles schien sich gegen die Frau verschworen

zu haben, sie sollte nicht bei ihm reiten, sie sollte nicht springen, sie sollte höchstens in seiner Halle sterben. Er erkannte, dass sie es nur ihren Göttern, ihrem Pferd und  ihren Freunden zu verdanken hatte, dass sie es geschafft hatte, wieder zu ihm zu kommen und bei ihm eine akzeptable Springstunde zu absolvieren. Er erkannte, dass sie tatsächlich ihr Leben riskierte, wenn sie zu ihm kam. Um.

- 3 -

sie zu schützen, brach er einen Streit

vom Zaun und warf sie wieder hinaus. Um sie nicht wieder ganz zu verlieren, bot er ihren Freunden einen Platz auf seinem Hof an.

Wenige Tage später fand er einen Brief von der Frau an seinem Hallentor. Sie beschuldigte seine Freundin, sie anzugreifen. Er brach den Kontakt völlig ab.

Er liebt sie noch immer, aber er hat Angst vor ihr.

Er liebt sie noch immer, aber er ist sich nicht sicher, ob seine Freundin nicht vielleicht doch recht hat.

Manchmal wünscht er sich, dass ihre Götter ihm helfen könnten, die Wahrheit zu finden.

0

Hörbuch

Über den Autor

angie171921
Was weißt Du über mich?

Leser-Statistik
0

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

115735
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung