Romane & Erzählungen
Nur eine Reitstunde - 2. Ebene

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"Ein und dieselbe Geschichte von 5 veschiedenen Ebenen aus erzählt"
Veröffentlicht am 15. Juli 2014, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Ein und dieselbe Geschichte von 5 veschiedenen Ebenen aus erzählt

Nur eine Reitstunde - 2. Ebene

NUR EINE REITSTUNDE

2.

Die andere hatte sich ein neues Pferd gekauft und wollte das Reitabzeichen machen.

Sie war froh, dass sie ihn dazu gebracht hatte, die andere wieder hinauszuwerfen. Diese Frau war ihr zutiefst unsympathisch und sie war entschieden zu gefährlich, um sie mit ihrem Freund allein zu lassen.

Es war vor ungefähr zwei Jahren

losgegangen. Er war stiller gewesen als sonst, besonnener. Er hatte aufgehört über seine Reitschülerinnen herzuziehen, sie zu beschimpfen, ihnen schlechte Charaktere anzudichten. Sie hatte eine Weile gebraucht, bis sie es ernst genommen hatte. Dann hatte sie die andere kennen gelernt. Es war eine normale Reitstunde gewesen und die andere war ganz furchtbar geritten. Er war seltsam nachsichtig mit ihr gewesen. Das hatte sie zum Nachdenken gebracht. Am Nachmittag hatte sie die Frau noch einmal gesehen. Sie war vor dem Schulpferd gestanden und hatte überlegt.

Am nächsten Tag hatte die Frau wieder

eine Reitstunde gehabt. Sie war völlig anders geritten, das Pferd war besser gegangen als sie es, außer bei ihrem Freund jemals erlebt hatte, und sie hatte Angst bekommen.

Bisher war es eine eher lose Beziehung gewesen. Sie wohnte ziemlich weit weg und war nur alle zwei, drei Wochen über das Wochenende zu Besuch gekommen. Genauso hatte er sie ab und zu daheim besucht. Jetzt bemühte sie sich, regelmäßiger zu kommen. Sich auf dem Hof mehr zu engagieren und mehr Einfluss zu bekommen. Er nahm es dankbar an.

Sie merkte schnell, dass er zu der Frau abweisender wurde, wenn sie netter zu

ihm war. Sie überschlug sich vor Umsicht, organisierte alles Mögliche für ihn und schenkte ihm ein Pferd. Sie wusste genau, dass sie ihm niemals von ihrer Angst und ihrer Eifersucht erzählen durfte, dass sie immer souverän und überlegen wirken musste, damit er Respekt vor ihr hatte.

Die kleinen Geschenke, die die andere ihm brachte, erfüllten sie mit Wut. Sie fing an, sich darüber lustig zu machen und alles zu analysieren, was die andere tat. Bald hatte sie ihn soweit, dass er nicht mehr mit ihr sprach. Er bekam Misstrauen und schränkte den Kontakt zu der Frau ein. Sie war nach außen immer noch souverän und überlegen,

innerlich fühlte sich aber schon minderwertig. Die andere gab nicht auf, änderte ihr Verhalten nicht und kam immer wieder.

An Weihnachten trafen sie die andere zufällig in einem Schnellimbiss. Sie grüßte und fragte, ob am Tisch Platz sei, bevor sie erkannte, wer da saß. Sie setzte sich und begann zu essen, ohne ein Wort zu verlieren.

Sie verhinderte mit äußerster Selbstbeherrschung einen Tobsuchtsanfall und beschloss, dass diese Frau verschwinden musste.

Zu Hause angekommen, machte sie ihrem Freund Vorwürfe, dass er sich von einer Reitschülerin so respektlos

behandeln ließ. Er warf die Frau raus und sie war zutiefst erleichtert. Dieses Problem war gelöst.

Im März kaufte die Frau ein Pferd, dass bei ihrem Freund zum Beritt stand. Sie hatte das Pferd öfter geritten und war begeistert gewesen. Dass das Pferd verkauft werden sollte, hatte sie erst erfahren, als die andere es schon gekauft hatte. Es war kalt und das Pferd konnte nicht gleich weggebracht werden. Sie nutzte die Zeit die ihr blieb, das Pferd kaputt zu machen. Die andere sollte nicht von ihrer oder der Arbeit ihres Freundes profitieren. Als die andere das Pferd abholte, war es völlig am Ende. Das gab ihr eine seltsame

Befriedigung und Erleichterung. Sie war sicher, dass das Problem endlich gelöst sei.

                                                                - 2 -

Im Juni tauchte die Frau plötzlich wieder auf. Ihre Tochter machte mit der Voltigiergruppe eine Prüfung und die Frau wollte sie dabei unterstützen. Sie wirkte einsam und verschreckt. Die Freundin versuchte zu verhindern, dass die Frau dabei irgendetwas Angenehmes

erleben konnte, wollte verhindern, dass sie etwas zu trinken und zu essen bekam. Sprach sie auf das Pferd an, in der Hoffnung etwas Negatives zu hören. Die Frau verschwand so schnell es irgend möglich war.

Er war sofort wieder völlig verändert gewesen und hatte sich geweigert, die Frau wieder hinaus zu werfen. Die Freundin fühlte die alte Wut in sich hoch kochen. Sie war entschlossen, der Frau den Todesstoß zu versetzen. Sie überredete ihren Freund ein Fest zu veranstalten. Die Voltigierkinder sollten Vorführungen machen, es sollte gegessen und gelacht werden und sie wollte ihren Platz auf dem Hof festigen,

indem sie das Fest durch ein Schauspiel mitgestaltete. Sie war sicher, dass die Frau wiederkommen würde, um ihrer Tochter zu zusehen. Die Gelegenheit wollte sie nutzen, um sie endgültig los zu werden. Das Schauspiel entwarf sie aus den Geschenken, die die Frau ihrem Freund gemacht hatte.

Die Frau verfolgte das Geschehen ruhig und selbstsicher. Sie machte Bilder von der Vorführung der Kinder und von dem Reitlehrer. Als alle Veranstaltungen zuende waren, ging sie nachhause.

Am nächsten Tag fanden sie am Tor des Hofes Kopien der Bilder.

Im November wollte der Reitlehrer auf seinem Hof das Reitabzeichen abnehmen

lassen. Die Frau  meldete sich an. Sie sollte an den Springstunden teilnehmen. Die Freundin triumphierte. Sie war sicher, dass das Pferd nicht ein einziges Hindernis überspringen würde. Dafür hatte sie gesorgt. Aber das Pferd liebte die Frau und vertraute ihr. Es sprang, ungelenk und zu hoch, aber es sprang. Der Reitlehrer fand es zu gefährlich, die Frau mit diesem Pferd springen zu lassen und wollte sie zu einem anderen Pferd überreden. Sie widersprach ihm. Da warf er sie wieder hinaus.

Sie lebt seitdem in Angst, dass die Frau wiederkommen könnte, oder dass eine andere Frau kommen könnte.

Sie versucht ihn zu überreden, dass er

den Hof aufgibt und zu ihr zieht, aber er ist seltsam traurig und zurückgezogen.

Sie hat ihn verloren.

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angie171921
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