Romane & Erzählungen
Unbeschützte Kinder - 4. Kapitel

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"Geschcihten von der anderen Seite der Gesellschaft"
Veröffentlicht am 11. Juli 2014, 28 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

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Geschcihten von der anderen Seite der Gesellschaft

Unbeschützte Kinder - 4. Kapitel

4. Kapitel

Vielleicht glaubt ihr jetzt, dass so was schon mal passieren kann. Man lebt schließlich unter Menschen und da werden Fehler gemacht. Überall...

In meinem Leben läuft es aber immer so.

Erst wenn sich jemand findet, der mich beschützt, fängt es an, anders zu laufen.

Und je älter ich werde, um so schwieriger findet sich jemand, der mich beschützen möchte.

Man geht schließlich davon aus, dass eine augenscheinlich erwachsene Frau

sich selbst beschützen kann, oder?

Braucht ihre Beweise? Dann kann ich Euch ja mal die Geschichte von meinem Hof erzählen.

Ich habe jetzt seit über 20 Jahren Pferde.

Pferde sind toll.

Pferde wissen sofort, wie es mir geht, und es ist ihnen egal.

Und Pferde beschützen ihre Freunde mein Wallach hat schon mal einen Bagger angegriffen, um mich zu beschützen.

Deshalb funktioniert mein Reitlehrerjob auch so gut. Ich kann mit den Pferden

klären, was abgehen soll. Da bin ich auf der richtigen Seite der Gesellschaft.

Leider sind, wo Pferde sind, auch immer Normalos und was für welche!

Vor ein paar Jahren bin ich wiedermal an ein paar Normalos gescheitert und war gezwungen mir mit meinen Pferden eine eigene Bleibe zu suchen.

Ich wollte das nie.

Ich weiß schließlich, dass ich allein bin und allein bleiben muss, weil ich selten jemanden finde, der konstant auf meiner Seite der Gesellschaft bleiben kann. Und mit den anderen halte ich es nicht lange aus oder sie mit mir.

Und ich weiß, wie viel Arbeit so ein eigener Hof macht.

Aber was soll´s, es war, wie es war.  Ich brauchte einen eigenen Hof.

Den habe ich auch gefunden und dann ging das Drama los.

Noch ehe ich richtig eingezogen war, stand mein Vermieter schon brüllend in meinem Wohnzimmer.

Und das, obwohl ER sich nicht an den abgeschlossenen Vertrag gehalten hat.

Auf meiner Seite der Gesellschaft hält man sich an Verträge, auch an mündliche. Da braucht man keine Justiz.

Auf seiner Seite der Gesellschaft gilt nur, was man vor Gericht beweisen kann.

Was er mir versprochen hat, kann ich vor Gericht nicht zweifelsfrei belegen, es gilt also nicht.

Hmh, so ist das dann wohl!

Und was man nicht durchsetzen kann, gilt auch nicht. z. B. Rechte, die man als Besitzer eines Grundstücks hat.

Mein Vermieter, ein ganz typischer Normalo, findet nämlich es sei sein Recht auf meinem Grundstück ein und aus zu gehen, wie er es für richtig hält.

So hat er einmal in meinem Paddock, das ist der Bereich, in dem sich meine Pferde aufhalten, ein Gerüst aufgestellt, ohne mir Bescheid zu sagen, ohne das Gerüst abzusichern und ohne erkennbares Verständnis für meine Aufregung, als ich es bemerkt habe.

Und er hält es eh für absolut rechtens, ohne Vorankündigung durch den Bereich meiner Pferde zu trampeln, obwohl ich ihn schriftlich darauf hingewiesen habe, dass ich das nicht dulden kann, aus versicherungstechnischen und persönlichen Gründen.

Für ihn ist es normal zwischen meinen

Pferden rum zuarbeiten und eigenmächtig meinen Strom zu nehmen und mich dann zu beleidigen, wenn ich ihn auffordere, das Gelände zu verlassen.

Ich habe ja schließlich nichts zu sagen oder mich zu wehren oder irgendwelche Rechte.

Das erinnert mich doch wieder an etwas ach ja, mein Vater...

Und da bin ich wieder bei der Polizei und den Problemen mit dem Unbeschützt sein und meinem fehlenden Vertrauen in eine Justiz, die von Normalos bedient wird.

Das ist so mit der Gerichtsbarkeit.

Vor kurzem habe ich etwas in der Zeitung gelesen. Ein Vater hat seine drei Kinder aus dem Fenster geworfen.

Er hatte wohl Stress mit seiner Frau.

Warum er deshalb die Kinder aus dem Fenster werfen muss, ist mir zwar schleierhaft, aber er wird schon gewusst haben, warum.

Kurz danach stand in der Zeitung, dass der Mann dafür, dass er seine 2- jährige Tochter aus dem Fenster geworfen hat, weniger bestraft wird, wie dafür, dass er seine älteren Kinder aus dem Fenster geworfen hat.

Weil dem  2- jährigen Kind das Verständnis für die Tat fehlt und es sie nicht herausgefordert haben kann.

Also auf meiner Seite der Gesellschaft klingt das etwas seltsam.

Ja, ist denn ein 2- jähriges Kind an der Seele weniger verletzt wie ein älteres Kind, das aus dem Fenster geworfen wird?

Muss man nicht ein 2- jähriges Kind mehr beschützen, als ein älteres Kind das natürlich eigentlich auch beschützt werden müsste?

Das war einer von den Tagen, an denen ich mir immer dazu gratuliere, dass ich

meinen Vater nicht angezeigt habe.

Womöglich wäre er weniger bestraft worden, weil ich erst 3 war, als er angefangen hat. Denn damals konnte ich ja das Unrecht dieser Tat nicht begreifen.

Und später hätte man ihm vielleicht mildernde Umstände zugestanden, weil ich ja nach 7 Jahren Missbrauch immer noch nicht davongelaufen bin. Da war ich nämlich schon 10.

Außerdem kann ich ja nicht beweisen, dass das alles wirklich statt gefunden hat. Ich habe ja nichts außer Erinnerungen, die nur mir gehören,

Gefühlen, die nur ich fühlen kann und Ängste, die nur ich auszustehen habe.

Und das ein Kind durch fehlenden Schutz an der Seele verletzt wird, ist nicht zu beweisen.

Und eine verletzte Seele ist vor der Justiz ja auch kein Beweis.

Und die Probleme, die sich aus einer verletzten Seele ergeben, sind ja Privatsache.

Ich habe ihn nicht angezeigt, weil ich es nicht ertragen hätte, von offizieller Stelle zu hören zu bekommen, dass meine Verletzungen und meine Probleme, meine Einsamkeit und meine

Einschränkungen mit einer bestimmten Anzahl von Monaten oder Jahren abgeglichen werden können.

Er hätte nach dieser Zeit nicht mehr belangt werden können.

Ich muss ein Leben lang damit klarkommen.

Aber Gott- sei- Dank wird es ja nicht so lang dauern. Der Stress wird es schon um ein paar Jahre verkürzen, das Leben.

Genau - der Hof...

Ich hatte einen Pachtvertrag für 5 Jahre bekommen und ein Versprechen für lebenslang.

Das ich nicht beweisen kann.

Und jetzt kommt meine Mutter ins Spiel.

Meine Mutter hat sicher viele Fehler gemacht, auch viele vermeidbare.

Aber einen Fehler hat meine Mutter nicht gemacht.

Nämlich mir die Schuld an dem Missbrauch zu geben.

Und sie war, sobald sie sich mit dem Ganzen abgefunden hatte, diejenige, die immer versucht hat, etwas wieder gut zu machen.

Und wenn es nur den Küchenboden putzen war oder eine Kuchen backen oder eine Einladung zum Frühstück.

Und sie hat danach bis an ihr Lebensende

versucht, mich zu beschützen.

Das war echter Balsam für meine geschundene Seele.

Aber dann ist sie ziemlich schnell und überraschend gestorben.

Und der Schutz, den sie mir als erwachsener Frau gegeben hat, ist weggefallen.

Das ist etwas, womit man in meinem Alter rechnen muss.

Womit ich nicht gerechnet habe, waren die Nachwirkungen, die die Schutzlosigkeit nach sich gezogen haben.

Irgendein Normalo hat dann nnämlich

meinem Vermieter erzählt, dass meine Mutter immer meine Miete bezahlt hat und ich den Hof jetzt nicht mehr halten könnte.

Was ihn dazu veranlasst hat, die gerade abgelaufenen 5 Jahre vorsorglich als Gelegenheit zu nutzen, um den Pachtvertrag zu kündigen.

Ich weiß nicht, wo der Normalo seine Informationen herbekommt. Von der Wahrheit jedenfalls nicht.

Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, haben sich dann noch ein paar andere Normalos eingeklinkt und ganz schnell lief  dann Land auf Land ab, das Gerücht, ich sei pleite und könnte meine

Rechnungen nicht begleichen.

Ein Zustand, mit dem ich natürlich auch keine neuen Hof für uns finden kann.

Ich bin ja erst drauf gekommen, als mehrere Angebote sich überraschend zerschlagen haben, ohne nachvollziehbare Gründe.

Da habe ich angefangen nachzuforschen und auf meiner Seite der Gesellschaft erfährt man die Wahrheit, auch wenn man sie nicht beweisen kann.

Ich weiß jetzt also, wer, wann, was, zu wem gesagt hat.

Und beweisen brauche ich es nicht, denn hier gibt es keine Justiz und an die auf der anderen Seite kann ich mich

nicht wenden. Denn ich bin eine unbeschütztes Kind.

Da war der Besitzer einer benachbarten Reitanlage, dem ich Hallennutzungsgebühr schulde 65 Euro.

Die schulde ich ihm, weil er mich in der Halle angebrüllt hat. Angeblich räumte ich nie meinen Mist weg, wenn ich in der Halle war.

Dabei war ich so ziemlich die einzige, die ihren Mist immer weg geräumt hat. Ich will nämlich keinen Ärger haben.

Aber die Mitreiterinnen finden es besser, mir den Mist unterzujubeln, als ihm die Wahrheit zu sagen und den Anschiss selbst zu kassieren.

Das Problem ist nur, dass ich bei aggressiven, rum brüllenden Männern immer Angst und in Folge dessen Stress und viel zu viel Adrenalin bekomme.

Da passiert es dann schon mal, das ich auch brülle.

Das Ende vom Lied war, dass ich ihm erklärt habe, ich würde seinen Hof nie wieder betreten und wenn er Geld von mir wollte, müsste er schon zu mir kommen. Hat er nicht gemacht.

Dafür hat er angefangen überall zu erzählen, ich könnte meine Hallenbenutzungsgebühr nicht bezahlen.

Der Vater der Freundin des Sohnes des

Reitanlagenbesitzers... hat die Geschichte wohl auch gehört.

Und als er dann mitbekommen hat, dass ich dabei bin eine Hof in der Nachbarschaft zu pachten, hat er sich bemüßigt gefühlt, die Leute vor mir und meiner Zahlungsunfähigkeit zu warnen.

Das hat die Leute dazu bewogen, den Hof schnell jemand anderem zu verpachten und mir das erst im nach hinein mitzuteilen.

Den anderen Hof der in der näheren Umgebung zu pachten gewesen wäre, habe ich unter sehr ähnlichen Umständen wieder verloren. Nur dass es diesmal Verwandtschaft war, die

„gepetzt“ hat und ich mir noch Vorträge über finanzielle Sicherheit anhören musste, ohne konkrete Angabe von nachvollziehbaren Gründen.

So läuft das also hier, auf meiner Seite der Gesellschaft.

Und wehren könnte ich mich nur, wenn ich zu Polizei gehe und Anzeige erstatte, womit ich mich aber wieder in die Verantwortlichkeit anderer begebe und voraussichtlich ein ebenfalls unangenehmes Erlebnis zu befürchten habe.

Und weshalb sollte die Justiz mich

beschützen wollen, wo es doch nicht einmal meine Eltern mehr tun.

Das Problem ist, dass es auf meiner Seite der Gesellschaft auch keine Höfe gibt, auf denen man mit ein paar Pferden leben könnte.

Ich weiß also nicht, wohin mit uns. Aber ich halte Euch auf dem Laufenden, wenn ich was finde.

Ich war ja trotz allem noch einmal wirklich kurz davor, was zu finden.

Da waren Freunde von mir, die so eine kleinen Hof besitzen und mir angeboten

haben.

Den Hof hätte ich kaufen müssen, weil er seit vielen Jahren vermietet war und sie nicht kündigen konnten.

Das war für mich kein Problem, denn etwas eigenes kann schließlich nicht gekündigt werden.

Und Geld habe ich ja, auch wenn das offensichtlich nur auf meiner Seite der Gesellschaft so ist.

Aber kaum habe ich mich für den Hof interessiert und die Mieter mit meiner Geschichte zum Kündigen gebracht, haben meine Freunde sich in gewöhnliche Normalos verwandelt und wollten den Hof  m e i s t b i e t e n d

 verkaufen.

Und ichch war schon total erleichtert gewesen, weil ich in der naiven Annahme war, ich könnte ihn ja jetzt pachten, falls das Geld nicht reichen sollte und wo die Mieter doch gekündigt hatten.

Aber dann erklären mir meine Freunde, dass sie es zwar toll finden, dass sie dank meiner auf die Idee gekommen sind den Hof zu verkaufen, aber gar kein Interesse daran haben, mir etwas Gutes zu tun, obwohl das ja eigentlich die Grundidee war.

Gnädigerweise würden sie noch warten, bis ich mit der Bank geklärt hätte, ob ich

den Hof meistbietend kaufen kann, aber wenn nicht, wird das Ding eben an einen anderen verkauft.

Ich konnte einen Auftritt meinerseits knapp verhindern, habe meine wiedermal aufsteigende Panik in einem 7,5 km- Spazierlauf bekämpft und das Adrenalin in der nächsten Woche nach und nach weg gearbeitet. Wobei ich ganz klar sagen muss, mein Stresspegel war nach dieser Mitteilung erheblich erhöht.

Keine sichere Bleibe zu haben mit seiner Familie ist für mich nämlich echt stressig.

Ist das bei Euch auch so?

Unbeschützte Kinder bleiben halt ein Leben lang unbeschützt.

Da machen Freunde auch keine Ausnahme draus.

Ich denke mal, so langsam wird Euch mein Dilemma verständlich.

Es sind ja immer dieselben Probleme, über die ich stolpere.

Und ich bin dem Geschehen gegenüber immer in derselben Ohnmacht.

Wie eine Dreijährige.

Wie ein unbeschütztes Kind.

Und es hilft überhaupt nichts, dass ich schon über 50 bin.

Dass ich ein mündiger Mensch mit

Würde und mit Rechten bin.

Weil auf eurer Seite der Gesellschaft das irgendwie nicht gilt.

Weil ich ein unbeschütztes Kind bin.

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angie171921
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