Romane & Erzählungen
Unbeschützte Kinder 1. Kapitel - Geschichten von der anderen Seite der Gesellschaft

0
"Unbeschützte Kinder 1. Kapitel - Geschichten von der anderen Seite der Gesellschaft"
Veröffentlicht am 09. Juli 2014, 18 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Was weißt Du über mich?
Unbeschützte Kinder 1. Kapitel - Geschichten von der anderen Seite der Gesellschaft

Unbeschützte Kinder 1. Kapitel - Geschichten von der anderen Seite der Gesellschaft

Unbeschützte Kinder

oder

Geschichten von der anderen Seite der Gesellschaft

begonnen am 27.06.2014

von

Franziska Neufert

1. Kapitel

Ich lebe jetzt schon seit fast 50 Jahren hier und ich weiß nicht, wie lang ich noch durchhalten kann. Denn das Leben hier ist extrem anstrengend, Stress gebeutelt und ein wenig einsam.

Man sollte es nicht glauben, dass im Jahr 2014 mitten in Europa in

Deutschland eine Wildnis wie diese existiert, fern ab jeder Kultiviertheit, Demokratie und fernab jedem Recht.

Solang ich auf meiner Seite der Gesellschaft bleibe, ist alles gut. Ich fühle mich wohl, ich bin mit meinem Leben zufrieden, ich kann sogar so etwas wie Glück empfinden.

Aber wehe ich gehe auf die andere Seite, oder die andere Seite kommt zu mir...

Ich bin ein unbeschütztes Kind.

Meinen Eltern war anders wichtiger, als mich zu schützen.

Meinem Vater war die Erfüllung seiner sexuellen Notstände wichtiger, meiner

Mutter ihre Ruhe und Bequemlichkeit. Was vielleicht auch zu den Notständen geführt hat?

Trotzdem hätte er andere Wege finden können, sich zu befriedigen. Und er hätte es müssen!

Aber er war eine hoffnungsloser Feigling und er war faul.

Naja, man muss auch noch dazusagen, dass es in den 60iger Jahren auch noch nicht so einfach war, als Alleinerziehende mit 4 Kindern durchzukommen. Meine Mutter hatte schon ihre Gründe mich nicht zu schützen, aber falsch war es trotzdem.

Sie hätte es bestimmt gekonnt.

An dem Missbrauch habe ich lang rum gekaut. Es ist eine Scheißarbeit sich durch all die abgefuckten Gefühle, die da für ein Kind dazugehören, durchzuwühlen.

Wenn der Alte auch  nur einen pfutzi kleinen Teil davon erleben hätte müssen, hätte er mich zu

100 % sicher nicht angefasst. Das könnt ihr glauben.

Und dann war ich durch den ganzen Scheiß durch, will mein Leben leben und was stelle ich fest?

Ich bin auf der anderen Seite der

Gesellschaft gelandet.

Darauf hat mich keiner vorbereitet.

Das hat keiner von diesen dämlichen Psychologen raus gelassen. Obwohl, heute bin ich fast der Ansicht, sie wissen es gar nicht.

Das Problem ist nicht der Missbrauch.

Wenn man die ganzen Gefühle mal durch hat, hat man auch die Freiheit zu sagen, will ich oder will ich nicht.

Ich will es nicht.

Ein Problem ist ganz sicher die Angst.

Die kommt wie ein Orkan und nimmt einem die Freiheit zu entscheiden.

Ehe man sich versieht, steckt man in

einem Wirbel von automatischen Verhaltensweisen und ist nur noch am Rudern und am Luft schnappen und im Kampf ums Ãœberleben.

Und erst wenn ich es geschafft habe, aus diesem Strudel herauszukommen, kann ich wieder zu meiner Autonomität zurückkehren, meine Struktur wiederfinden, mich erholen.

Sowas macht das Leben echt anstrengend.

Vor allem, weil die Auslöser für die Angst immer im Verantwortungsbereich von den anderen liegen. Meistens Normalos, die sich ihrer Macht nicht bewusst sind oder sie verleugnen.

Das Hauptproblem sind die Normalos.

Ihr müsst Euch meine Seite der Gesellschaft ungefähr so vorstellen, wie die magische Welt von Harry Potter in der Welt der Muggle.

Die Muggles sind in meinem Fall die Normalos.

Nur in meinem Fall ist es so, dass sie erheblichen Einfluss haben auf meine Seite der Gesellschaft und sie haben keine Ahnung davon oder wenn sie es ahnen, wollen sie es lieber nicht wissen, oder es ist ihnen egal, oder  sie leben hier ihre masochistischen Züge aus.

Und dann tun sie so, als ob sie das alles

nichts anginge.

Wer sollte mich schon davor schützen?

Meine Eltern?

Die Gesellschaft? Wohl kaum, das sind schließlich die Normalos.

Und ich schwöre Euch, das macht echt Angst.

Da war zum Beispiel dieser Mann.

Ich habe ihn kennengelernt, kurz nach dem ich mit der Therapie durch war und noch geglaubt habe, jeder hätte ein Recht auf ein normales Leben.

Ich musste natürlich erst noch raus

finden, was ein normales Leben für mich ist.

Und wie man das so als Kind gelernt hat Versuch und Irrtum...

Habe ich Euch schon erzählt, dass ich drei war, als mein Vater zu feige und/oder zu faul war sich an erwachsene Frauen ran zumachen?

Na, auf jeden Fall hatte ich ab dem Moment soviel Stress, dass ich mich praktisch nicht mehr weiterentwickeln konnte.

Ich bin sozusagen auf manchen Ebenen immer noch 3. Ziemlich ausgebufft, durch fast 50 Jahre Übung mit einem großen  Erfahrungsschatz ausgestattet

und clever im Umgang mit den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben. Aber eben doch nur 3, obwohl vielleicht habe ich es im Laufe der Jahrzehnte und durch vereinzelte Helfer auch geschafft schon 6 oder 7 zu werden.

Ich wollte also versuchen, ob verlieben für mich machbar ist.

Ich habe dem Mann gesagt, dass ich mich in Ihn verlieben werde, ich habe ihm gesagt, dass ich einen sexuellen Missbrauch erlebt habe und dann hatte ich das erste Erlebnis mit den zwei Seiten der Gesellschaft.

MIR war klar, dass ich das Verlieben

zwar hinkriegen kann, dass das mit einer Partnerschaft aber eher bis völlig unwahrscheinlich ist.

Ich hatte die Lage völlig realistisch eingeschätzt.

Ich habe nie damit gerechnet, das es zu einer Partnerschaft kommen könnte, so sehr ich es auch gehofft habe.

Es war einfach zu schwer. Und dann die Angst.

Und ich bin auch heute noch froh, dass ich das mit dem Verlieben so total hinbekommen habe. Das ehrt mich schließlich, oder?

Ich meine, wenn man es nach x Jahren sexuellem Missbrauch, sexueller und

sonstiger Gewalt und völliger Ausgeliefertheit schafft, sich voll und ganz in einen Mann zu verlieben, ist das doch eine reife Leistung.

Das sollte doch gewürdigt und geschätzt werden. ODER?

Aber was passiert? Die andere Seite der Gesellschaft schlägt zu...

Der Mann hatte Angst vor mir.

Ich meine, stellt Euch das mal vor. Das ist ein 190cm- Mann, der Angst davor hat, dass er sich gegen eine 7 jährige nicht wehren kann.

Liegt vielleicht da dran,  dass ich auf seiner Seite der Gesellschaft 40 war.

Aber ehrlich, wer baggert auf der einen Seite Frauen an und hat dann Angst davor, dass sie drauf reagieren. Das ist doch auch komisch.

Er hat mir Hausverbot erteilt, weil ich es gewagt habe, Gefühle für ihn zu entwickeln.

Habe ich ihm das VORHER mitgeteilt, oder was?

Der kann doch nicht erwarten, dass ich seiner Einladung zum Flirten folge und gleichzeitig unbeteiligt bleibe.

Ich bin zwar erst 7, aber auch in dem Alter kann man etwas nur tun oder nicht tun.

Und wie kommt der überhaupt dazu

andere Frauen zum Flirten einzuladen, wenn er so unglaublich glücklich ist mit seiner Freundin. Da stimmt doch was nicht.

Ich bin ihm nie zu nahe getreten, wie hätte ich auch können? In dem Punkt bin ich so geprägt von Angst, dass ein Ansehen schon eine unglaubliche Mutprobe ist.

Ich habe nie seine Integrität verletzt.

Ich habe ihm nur , und da hat er mich echt geärgert, gezeigt, dass ich es könnte.

Alles was ich erwartet habe, war, dass

er sich anständig benimmt. Was er mir auch versprochen hatte.

Statt dessen hetzt er mir seine Freundin an den Hals, ohne ihr zu sagen, dass von mir keine Gefahr ausgeht, weil ich extrem beschädigt bin. Weil ich gar nicht damit rechne, dass mehr als eine Verliebtheit zu einem Unerreichbaren draus wird. Weil ich 7 bin und welcher erwachsene Mann fühlt sich schon  e h rl i c h  hingezogen zu einer 7- jährigen.

Nicht mal die Kinderficker tun das. Denn sonst würden sie uns ja auch noch toll finden, wenn wir erwachsen geworden sind.

0

Hörbuch

Über den Autor

angie171921
Was weißt Du über mich?

Leser-Statistik
6

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

115327
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung