Kurzgeschichte
RIP, mein Schatz

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"RIP, mein Schatz"
Veröffentlicht am 03. Juli 2014, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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RIP, mein Schatz

RIP, mein Schatz

Titel

Jahre später stehe ich hier an ihrem Grab. Wer hätte gedacht, das es mir so Nahe geht. Vor Jahren hatten wir uns getrennt. Hatte ich sie einfach in Stich gelassen. Ich konnte nicht mehr. Sie wollte sich nicht helfen lassen. Erfand immer wieder neue Ausreden, warum sie nicht zum Arzt ging. Damals hatte ich sie geliebt. Unendlich geliebt. Leider hatte sie nie um unsere Liebe gekämpft. Ich stand alleine da. Als dann noch unsere Kinder genommen wurden,... Eine Weile habe ich noch um sie gekämpft. Für sie und unsere Kinder. Dachte, das sie und ich neu anfangen

könnten und hinterher unsere Kinder wiederkriegen würden. Aber da hatte ich falsch gedacht. Ich machte mich nur kaputt. Es ist traurig zu sehen, das niemand weiteres gekommen ist. Anscheinend hatte sie es geschafft, wirklich jeden zu vergraulen. Ich bin auch nur da, weil es ihr letzter Wille war, das ich mich um ihre Beerdigung kümmere. Vor Jahren hatten wir ein Schriftstück aufgesetzt, wo es drin steht. Sie hatte es nie weggeworfen. Auch hatte sie nie die Scheidung eingereicht, wie sie es eigentlich immer wollte. War wohl doch noch Liebe im Spiel. Nie wieder habe ich jemanden gefunden,

mit der ich mich wortlos verstehe. Ich glaube auch nicht daran, das ich jemals wieder eine Frau finden werde, bei der ich das Gefühl habe, das sie die Richtige für mich ist. Bei ihr war es so gewesen. Tief in meinem Inneren spürte ich, das wir zusammen gehörten. Deshalb auch mein langer Kampf um sie. Und deswegen hatte ich sie auch damals geheiratet, obwohl ich wusste, das so viele gegen uns waren. Wie viele Versprechen hatte sie gebrochen, im Laufe ihres Lebens. Aber ein Versprechen hat sie ja dann doch irgendwie gehalten. Wir blieben die ganze Zeit verheiratet. Es ist mir egal, wie die Rechtslage aussieht. Ich

persönlich fühlte mich immer verheiratet. Was wohl auch der Grund dafür war, das ich nie eine andere Frau fand. Wenigstens wurde ich im Berufsleben erfolgreicher. Ich kriege zwar nicht so viel, das ich im Luxus leben kann. Aber mehr, als zu der Zeit, wo ich noch mit ihr zusammen war. Unsere Ehe wurde auf eine harte Probe gestellt und wir beide haben kläglich versagt. Es ist ja nicht nur deine Schuld gewesen. Ich wollte dir helfen und konnte es nicht. Wusste nicht wie. Und ganz egal, was ich tat, es war falsch. Ging daneben. Am Ende war ich das Arschloch. Dabei dachte ich nur an dich. Du warst die Liebe meines Lebens.

Leider vernachlässigte ich dabei unsere Kinder. Wir haben sie eindeutig zu früh bekommen. Zuerst hätten wir an uns arbeiten sollen. Ich weiß, es kommt zu spät. Tut mir leid. Trotz allem, was war und wie es kam, glaube ich, das ich dich wieder heiraten würde, wenn ich die Chance bekäme, mein Leben noch einmal zu leben. Jetzt wüsste ich, was auf mich zukäme und könnte es vielleicht ändern. Zum Positiven hin. All die Jahre zuvor darauf hinsparen mit dir abzuhauen. Ganz weit weg, wo keiner da ist, den wir kennen und der uns in unser Leben redet. Nur wir zwei. Aber leider nur ein Traum. Verstehe mich nicht falsch. Aber ich bin

froh, das du endlich tot bist. Ich weiß, was du als Kind erleiden musstest. Dies zog dich durch deine Jugend und dein Erwachsensein. Schon erschreckend, was unser liebender Herr alles zulässt. Ich, an seiner Stelle, würde solche Menschen auf der Stelle eliminieren. Wie kann man sich nur an Kindern ergötzen? Wie du vielleicht sehen kannst, kam es so, wie du es gesagt hattest. Niemand trauert um dich. Mit Ausnahme von mir. Aber an mich hast du nur selten gedacht. Meist hast du mich ausgeblendet. Oder mich in die selbe Ecke gestellt, wie all die anderen. Es war nicht leicht mit dir. Nur meine endlose Liebe half mir, dich

immer wieder aufzufangen. Es tut mir leid, wie alles kam. Ich habe versucht Kontakt zu unseren Kindern aufzunehmen. - Vergiss es – Keine Chance. - Frag mich nicht warum. Alle weigern sich, mir zu sagen, wo unsere Kinder sind. Ich frage mich warum? Wir haben reichlich Fehler gemacht, aber … Naja, vielleicht suchen sie den Kontakt zu uns, wenn sie volljährig sind. Ich würde sie gern wiedersehen. Sehen, wie es ihnen geht. Erfahren, was aus ihnen geworden ist. Es sind unsere Kinder. Wir haben sie aus Liebe zueinander gezeugt. Wollten beide haben. Ich werde dann mal wieder gehen. Es fängt an zu regnen und ich kann es mir

nicht leisten krank zu werden. Wenn ich krank werde, kann es passieren, das ich gekündigt werde. Die Bedingungen sind knallhart. Aber wenigsten habe ich einen Job. Ruhe in Frieden, mein Schatz.

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