Kurzgeschichte
Ihr seid Schuld an unsrem Tod

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"Ich wollte ihr helfen, aber es wurde mir verboten "
Veröffentlicht am 29. Juni 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Kudryashka - Fotolia.com
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Ich wollte ihr helfen, aber es wurde mir verboten

Ihr seid Schuld an unsrem Tod

Titel

Seht sie euch an. Es ist eure Schuld. Euer aller Schuld. Ihr habt mir alle verboten ihr zu helfen. Nun ist sie tot. Sie hat sich ein letztes mal vögeln lassen und hinterher die Arme aufgeritzt. Zusätzlich hat sie sich noch gewürgt. Seht genau hin. Ihr alle seid Schuld daran. Mir habt ihr verboten ihr zu helfen, weil sie sich nicht helfen lassen wollte. Wie froh ich bin, das die Kinder nicht mehr bei ihr leben. Sonst hättet ihr vier Tote auf dem Gewissen. Ja, vier. Sie, die beiden Kinder und mich. Ich habe alle kämpfe verloren. Erst habt

ihr mir die Frau genommen, die ich über alles liebe und dann noch meine Kinder. Anstatt die Augen und Ohren einfach mal aufzumachen, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, habt ihr dafür gesorgt, das sie sich von mir trennt. Habt ihr dafür gesorgt, das meine Kinder ins Heim kommen. Nun sind sie in Pflegefamilien. Jeder in einer anderen. Das musste ja sein.Es reichte euch nicht aus uns zu trennen, ihr musstet unbedingt auch noch unsere Kinder trennen. Kommt ihr noch klar? Ich weiß, denken tut weh, deshalb lasst ihr es bleiben. Hauptsache euch geht’s gut. Ich weiß, wie es meinen Kindern geht,

auch wenn ich sie nicht sehen darf. Denen geht es genau so, wie mir. Eines Tages werden sie uns folgen. Und der Tag ist sehr nah. Wundert euch nicht, wenn sie eines Tages nicht mehr aufwachen. Sie wissen, wohin sie gehören. ZU UNS. Ihren Eltern. Wo ward ihr, als mein Schatz missbraucht wurde? Wo ward ihr, als ihre Geschwister missbraucht wurden. Was habt ihr unternommen, damit die anderen verschont bleiben? NICHTS! Niemand war da. Keiner hat ihnen geholfen. Denen habt ihr die Kinder gelassen. Uns habt ihr sie weggenommen. Ihr seid einfach nur das Letzte. Haltet weiterhin eure Augen und

Ohren verschlossen. Zerstört noch mehr Familien. Mir ist es egal, weil ich meiner Frau folgen werde. Meine Liebe zu ihr ist größer, als alles andere. Weit größer, als das Universum. Viel größer, als eure Dummheit. Ihr alle seid Schuld, das sie tot ist, das ich ihr nun folge. Ich hasse euch so sehr. Ich habe versucht ein guter Mensch zu sein. Ehrlich zu sein. Aber je mehr ich mich bemühte, dies zu werden, desto öfter wurde ich in den Arsch getreten. Das trieb mich in den Wahnsinn und in den bodenlosen Sumpf des Alkohols. Wenn Gott so ist, wie es in der Bibel steht, wird er mich und meine Liebsten bei sich aufnehmen. Mir verzeihen, das

ich mich umbrachte. Ich lasse mich überraschen, wie er wirklich ist und ob es ihn wirklich gibt. Aber schlimmer, als es hier ist, kann es nicht werden. Selbst in der Hölle nicht. Fickt euch alle. Ich lege mich zu meiner Frau, die ihr auf dem Gewissen habt, und werde mich nicht mehr von ihr trennen und nicht mehr trennen lassen. Wie einst Quasimodo und Esmeralda. Ich werde euch nicht verfluchen, oder euch sonst was wünschen. Das ist nicht meine Art. Macht einfach was ihr wollt. Tut mir nur einen Gefallen, denkt vorher nach, bevor ihr was sagt und macht. Wiederholt nicht eure Fehler. Ich werde nun gehen. In die Ewigkeit.

Hoffentlich werde ich sie noch einmal wiedersehen. Und hoffentlich werden meine Kinder uns bald folgen, damit wir endlich eine Familie sein können.

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MerleSchreiber Ja, gut geschrieben. Wenn auch der Inhalt von Selbstmitleid nur so trieft. Familien werden selten von außen zerstört. Für das eigene Scheitern die Verantwortung zu übernehmen, ist sicherlich eine große Herausforderung, aber halt auch die Basis dafür, aus dem Strudel wieder herauszukommen. Der Wunsch, dass die Kinder den Eltern möglichst bald in den Tod folgen sollten, ist ein Ausdruck dafür, dass es nicht um ihr Wohl geht, sondern dass sie als Besitzobjekte angesehen werden... Ja, viel könnte man hier noch dazu schreiben, aber ich lasse es lieber. Denn die in diesem Buch ausgebreitete Denkweise macht mich einfach nur traurig!!!
Grüße von Merle
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW Eine beklemmende und fröstelnd machende Geschichte - aber sehr, sehr gut geschrieben.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
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