Kurzgeschichte
Im Zug nach Heidelberg - Eine wahre Begebenheit

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"Ein nächtlicher Traum bekam am nächsten Tag eine unerwartete Bedeutung"
Veröffentlicht am 29. Juni 2014, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin 56 Jahre alt und habe mich vor 28 Jahren unter dramatischen Umständen zum christlichen Glauben bekehrt. Was mein Schreiben angeht würde ich mich als einen autobiographischen Geschichtenerzähler bezeichnen.
Ein nächtlicher Traum bekam am nächsten Tag eine unerwartete Bedeutung

Im Zug nach Heidelberg - Eine wahre Begebenheit

Während meiner Bibelschulzeit (in Erzhausen/Hessen) in den Jahren 1988/89 war ich einmal auf „Heimaturlaub“ in Düsseldorf. In der Nacht vor meiner Rückreise hatte ich einen Traum. Ich sah mich einen Gottesdienstraum betreten und auf einmal begann ich ganz laut zu singen: „Ich hab` mein Herz in Heidelberg verloren!“ Ich wachte auf und wunderte mich Klarheit und Inhalt des Traumes. Das war kein üblicher Traum. Ich schlief dann wieder ein und dachte am nächsten Morgen auch nicht groß darüber nach. Ich besuchte einen Gottesdienst und

fuhr dann am Nachmittag mit einem Regionalzug Richtung Bibelschule. Als ich in Koblenz ausstieg um in den Anschlusszug zu wechseln, hatte ich das entsprechende Gleis vergessen. So ging ich zu der nächst gelegenen Anzeigetafel und fragte, da die Zeit drängte, ein junges Pärchen: "Entschuldigung, der Zug nach Darmstadt. Auf welchem Gleis fährt der ab?“ Der junge Mann schaute kurz auf den Fahrplan und sagte nur: „Von Gleis 1!“ Ich hechtete die Treppe hoch und stieg in den schon bereit stehenden Zug. In

einem Großraumabteil fand ich einen Platz und lehnte mich dort entspannt zurück. Der Zug fuhr los und ich döste ein.



Als ich nach einiger Zeit wieder aufwachte, wunderte ich mich über das hohe Tempo des Zuges. So schnell fuhren Regionalzüge in der Regel nicht. Ich schaute aus dem Fenster, aber wegen der Dunkelheit war dort nichts zu erkennen. Als der Zug die nächsten zehn Minuten nicht hielt, wurde ich endgültig stutzig. Irgendetwas stimmte nicht. Plötzlich

sah ich auf einem anderen Sitz ein Zugprospekt liegen. Ich nahm es an mich und schlug es auf. Schnell kam die Erkenntnis: Ich saß im ICE nach Basel. Nächste Station Mannheim, dann Heidelberg! "Heidelberg!" Ich war in den falschen Zug gestiegen! Oder doch in den "Richtigen"? Denn schlagartig war mir mein Traum aus der Nacht wieder eingefallen! Einen Moment lang überlegte ich, ob ich in Mannheim aussteigen und umkehren sollte. Dann entschied mich dann aber doch anders! Jetzt wollte ich es auch wissen, ob und was an der Sache "dran" war. Das ich

ohne ein gültiges Ticket im Zug saß, nahm ich dafür "billigend" in Kauf. Ich hatte eh kein Geld dabei und war nicht absichtlich in den falschen Zug gestiegen. Tatsächlich hatte ich Glück und es kam kein Kontrolleur bis Heidelberg. Als ich dort den Zug verließ, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was mich hier erwarten würde. Und vor allen Dingen, wie ich an Geld für eine Rückfahrkarte bekommen sollte. Aber das war jetzt auch egal. Ich schaute mich erst einmal suchend im Bahnhof um. Am oberen Ende eines Bahnsteigabgangs sah ich einen jungen

Mann mit einer Reisetasche stehen. Und auf einmal hatte ich den "inneren Eindruck: Der ist es! Wegen dem bin ich hier! Ich wurde innerlich ganz aufgeregt. Wie sollte ich es bloß anstellen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich stellte mich etwas abseits und begann zu beten. Nach einigen Momenten kam mir auf einmal das Wort "Selbstmord" in den Sinn. Bestürzt hielt ich inne. Hatte der Mann etwa vor sich umzubringen. Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und ging zu ihm hinüber. "Hallo", sprach ihn an. "Darf ich dir mal eine Frage stellen?" Er blickte mich erstaunt

an und sagte dann: "Nur zu! Worum geht`s?" Ich holte tief Luft und fragte dann: "Kann es sein, dass du dich umbringen willst?" Erneut der erstaunte Blick, dann brach er in ein seltsames Lachen aus. "Ich bin doch nicht bescheuert. Mein Bruder hat sich vor einiger Zeit umgebracht.... Ich bin Elitekämpfer in einer kanadischen Einheit. Da haben sich in den letzten zwei Monaten fünf Leute umgebracht, wegen der Härte der Ausbildung! Nee, das würde ich bestimmt nicht tun!" "Volltreffer", dachte ich, und fragte nach. Und der junge Mann begann zu

erzählen. Irgendwann erhielt ich Gelegenheit, dem jungen Mann etwas über meinen Glauben an Jesus zu erzählen. Er hörte zu ohne sonderlich beeindruckt zu sein. Aber dies war mir im Prinzip auch egal. Ich hatte meine "Mission" erfüllt und vielleicht würde er ja sich zu einem späteren Zeitpunkt an unsere Begegnung und meine Worte wieder erinnern. Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, überlegte ich, ob ich, wenn ich nun schon einmal in Heidelberg war, vielleicht noch in die Stadt hineingehen sollte. Letztlich nahm ich dann doch Abstand davon. Es war

schon gegen 23 Uhr und der Tag begann auf der Bibelschule früh. Außerdem hatte ich ja, wie schon erwähnt, keinen Pfennig Geld bei mir. Heute denke ich, dass ich damals die Nacht hätte ruhig durchmachen und mir Heidelberg anschauen sollen. "Pflichtgefühl" hin oder her! So stieg ich in den nächsten Regionalzug, in der Hoffnung, dass kein Kontrolleur kommen würde. Was dann erstaunlicherweise tatsächlich erneut nicht geschah. Als ich gegen Mitternacht an der Bibelschule ankam, machte ich mir ein

wenig Sorgen. Normalerweise war um 22 Uhr Bettruhe. Aber ich hatte Glück. Im Aufenthaltsraum brannte noch Licht. Ich klopfte an die Scheibe und wenig später öffnete mir ein Mitstudent. "Wo kommst du denn so spät her?", fragte er mich. "Direkt aus dem schönen Heidelberg," antwortete ich. "Leider habe ich aber nicht viel davon gesehen. Aber das ist eine längere Geschichte." Ich nickte ihm noch kurz zu und begab mich dann auf mein Zimmer.

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mauerblume
Ich bin 56 Jahre alt und habe mich vor 28 Jahren unter dramatischen Umständen zum christlichen Glauben bekehrt. Was mein Schreiben angeht würde ich mich als einen autobiographischen Geschichtenerzähler bezeichnen.

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Gast Heinrich von Bünau erweist sich zu unendlich wiederholtem Male als ein maßlos dümmliches Schreib-Talent, das sich einmal die Freiheit gestatten sollte, die Jauche und den Abschaum seiner in schwachsinnigster Weise erstunkenen und erlogenen Texte in Klagenfurt vorzutragen.
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Evadrossel Autobiographischer Geschichtenerzähler ist eine treffende Bezeichnung. Schlicht aber anschlaulich der Stil, der Inhalt zeugt von tiefem Glauben ohne aufdringlich zu sein. Gefällt mir gut.
Gruß Evadrossel
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenScorpion Kann man gar nicht richtig glauben, dass das eine wahre Begebenheit war.
Danke, dass ich es lesen durfte,
Lg.
Frozen*Scorpion
Vor langer Zeit - Antworten
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