Paranuss
Ein paar Bemerkungen über die Paranuss, die vielleicht nicht jeder kennt.
Eine aufmerksame Leserin hat zur wichtigen Ergänzung des Buches beigetragen: albatross99
Ich daher habe ich dieses Büchlein mit dieser wichtigen Ergänzung neu eingestellt (30.10.2019).
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: Der Paranussbaum
("aus Wikipedia entnommen")
Die Paranuss
Nüsse sind nahrhaft und gesund.
Sie sind Taillen feindlich, schmecken aber gut und senken den Cholesterinspiegel.
Man kennt im Allgemeinen die Erdnuss, die Walnuss, die Edelkastanie (Marone), die Eichel, die Haselnuss.
Besonders nahrhaft ist die Paranuss.
100g Paranüsse haben einen Brennwert von 2743 kJ. So ungefähr 7100 KJ braucht ein Mann von 70 Kg pro Tag.
250g Paranüsse gefuttert und die Sache hat sich für die nächsten 24 Stunden. Der Bedarf ist gedeckt.
(aus Wikipedia)
Frauen reichen 200g, also ein kleines Beutelchen aus dem Supermarkt.
Im Gegensatz zu anderen Nüssen bietet sie einen ungewöhnlich hohen Anteil von Mineralstoffen. (Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor, Selen und Zink). In
der Natur ist die Paranuss der höchste Produzent von Selen!
Allerdings sollte man im Falle radioaktiver Verstrahlung die Finger davon lassen. Es gibt keine Hülsenfrucht, die mehr radioaktives Material einlagert.
Aber fangen wir mal ganz von vorne an.
Der Begriff Paranuss ist aus dem portugisischen, bzw. dem brasilianisch angehauchten Sprachraum abgeleitet. Aus castanha do para wurde eben Paranuss. Die Stadt Para, im Mündungsgebiet des Amazonas gelegen, stand wohl Pate. Heute heißt diese Stadt Belem. Para wiederum ist
heute auch ein Bundesstaat Brasiliens.
Schon im 17. Jahrhundert schipperten die Holländer diese Nuss nach Europa.
Der Paranussbaum kommt nur in den Regenwäldern Südamerikas vor.
Wissenschaftlich beschrieben wurde er aber erst im Jahre 1808.
Sie lässt sich nicht intensiv züchten. Daher muss man noch heutzutage die Paranuss „wild“ im Urwald aufsammeln.
Der Baum wird bis zu 70 Meter hoch, gehört also zu den Urwald-Baumriesen mit sehr schönem, rötlichen Holz und er kann über 300 Jahre alt werden.
Im botanischen Sinne ist die Paranuss, auch Brasilnuss, Juvianuss genannt, gar keine
Nuss, denn sie ist der hartschalige Samen der Kapselfrucht.
Die Kapselfrucht ist ungefähr so groß, wie eine Kokosnuss und hat auch die Eigenschaft hart, wie Krupp Stahl zu sein.
(aus Wikipedia)
Die Samen keimen, wenn die Hartschale
verrottet. Nun wäre ein solch wertvoller Energielieferant im Urwald Verschwendung, wenn sich nicht jemand seiner annehmen würde. Und tatsächlich gibt es in Südamerika nur ein einziges Tier, das dabei als Safeknacker erfolgreich ist, nämlich das Aguti.
(aus Wikipedia)
Und wie bei den Safeknackern üblich, macht
sich das Aguti erst bei der Dämmerung an die Arbeit, weil es nachtaktiv ist. Diese Verwandten der Stachelschweine sind einerseits nicht sehr beliebt, weil sie gerne in Plantagen einfallen, andererseits mag man ihr Fleisch sehr gern, das überaus wohlschmeckend sein soll.
Wie der Safeknacker auch, versteckt es die Beute.
Im Gegensatz zu dem menschlichen Vertreter, vergisst es viele der versteckten Schätze und trägt so zur Verbreitung des Parabaums bei.
Deshalb sorgt das Aguti beim Vergraben der Vorräte, weil es dabei ungewollt optimale Bedingungen für den Baum schafft, für die Verbreitung..
Der "Schneidbrenner" des Aguti (Wikipedia)
Das Aguti sorgt also dafür, dass die Nussvorräte an der richtigen Stelle vergraben werden. Nicht zu nass, denn das bekommt der Nuss nicht, und auch nicht zu trocken. Wenn
es dann noch der Zufall will, dass genügend Sonnenlicht den Boden erreicht und vor allem das Aguti seinen Schatz vergessen hat, ja dann kann der nächste Urwaldriese heran wachsen.
Von den elf Arten der Agutis sind allein 5 Arten gefährdet. Das mexikanische Aguti ist sogar vom Aussterben bedroht.
Aber nicht nur das Aguti ist für die Verbreitung des Paranussbaums wichtig, sondern auch eine bestimmte Bienenart. Denn auch die Blüten des Paranussbaums wollen bestäubt werden. Und da hat sich eine spezielle Symbiose herausgebildet.
Es handelt sich um die Orchideenbienen der
Gattung bombus. (wissenschaftl. euglessini) Der Paranussbaum macht es ihnen nicht leicht. Um sich zwischen Haube und Blütenblättchen hindurch zu wursteln, muss man Kraft haben und auch an dem Nektar, wie die Kolibris, Geschmack finden. Während andere Bienenarten Pollen sammeln, lutscht die Orchideenbiene von vornherein am angebotenen Nektar. Nur sie ist in der Lage die Paranussbäume zu bestäuben. Die Pollen trägt sie quasi nur als Beiwerk mit sich.
Und auch sonst unterscheidet sich unser Bestäuber von anderen Bienen. Sie ist ein Einzelgänger und nistet ihre Nachkommen in andere Bienennester ein.
Und natürlich, wie sollte es anders sein, ist diese seltene Art gefährdet.
(Orchideenbiene, auch Prachtbiene - wikipedia)
Seit 12.07.2003 schlagen EU Vorschriften zu. Gegen die ganze Paranuss, also der Hülsenfrucht wurde praktisch ein Importverbot erlassen. Man hat festgestellt, dass in der
Schale Aflatoxin vorkommt. Der Anteil übersteigt die europäisch zugelassenen Wert um ein vielfaches.
Alle importierten Nüsse müssen gestestet und mit Herkunftszertifikat versehen werden. Das können sich die allermeisten südamerikanischen Anbieter nicht leisten. Der Handel mit ganzen Hülsenfrüchten ist daher stark zurück gegangen.
Na gut, Aflatoxin, ein Pilzgift, wirkt karzinogen und auch die Leber würde sich nicht freuen, aber wer würde bei der Paranusshülse denn von der steinharten Kapsel naschen wollen?
Auch das Aguti meidet beim Einbruch die Späne.
Die Nuss selbst hat ebenfalls einen äußerst
harten Mantel.
Und sogar manch ein haushaltsüblicher Nussknacker stößt unter Umständen, "beruflich" gesehen, an seine Grenzen.
Jedenfalls ist die Paranuss die fettreichste Nuss, die es gibt und den mandelähnlichen Geschmack kann man getrost genießen.
Ein außerordentlich wertvoller Genuss!