Kurzgeschichte
Jetzt rede endlich!

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"Einen Vorfall auf der Klassenfahrt, viele Gerüchte und Yui wird ausgegrenz, doch dann kommt Akio!"
Veröffentlicht am 07. Juni 2014, 56 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Was soll man über sich schreiben? Ich bin eine leidenschaftliche Hobbyautorin, die ein großes Herz hat und den Blick auf Kleinigkeiten richten möchte. Mit meinen Kurzgeschichten möchte ich gezielt Themen ansprechen, aber auch Raum für die Kreativität des Lesers lassen.
Einen Vorfall auf der Klassenfahrt, viele Gerüchte und Yui wird ausgegrenz, doch dann kommt Akio!

Jetzt rede endlich!

Jetzt rede endlich!


Der Lehrer kam freudestrahlend die Tür herein. "Endlich sind die Ferien vorbei! Freut ihr euch nicht auch?", sagte er und ein lautes Stöhnen ging durch die Klasse. Gelangweilt schaute Yui aus dem Fenster und schenkte dem Geschehen

keine Beachtung. Auch dann nicht, als ein neuer Schüler in die Klasse kam und sich vorstellte.

„Hey, ich soll mich neben dich setzen…“, sagte eine Stimme neben ihr. Yui schaute ihn entgeistert an und dachte: na toll, kann der sich nicht woanders hinsetzen? 

„Ich bin Akio.“, sagte er und reichte ihr seine Hand. Warum sollte sie freundlich zu ihm sein, es würde sowieso wie bei den Anderen ablaufen.

Jetzt ist er nett, dann wird er den Gerüchten Glauben schenken und sie ignorieren, wie die anderen auch. 

Also schaute sie wieder aus dem Fenster, ohne ihn weiter zu beachten.

Es dauerte zwei Wochen bis der Unterricht halbwegs normal ablief. 

Alles nur Wiederholungen und Yui hätte alles im Schlaf beantworten können. 

Sie war nicht hochbegabt und hatte trotzdem nur Einser im

Zeugnis. Viel zu tun hatte sie nicht, also lernte sie. 

Das konnte sie echt gut, was für dem Verhältnis zu ihren Mitschülern nicht förderlich war. Neidisch auf ihren Noten, nannte man sie 'Streberin' oder 'Lehrers Liebling'. 

Durch den Extra-Unterricht am Nachmittag hieß es, dass sie auch eine Affäre mit einem Lehrer hätte, doch Yui ließ sich nicht auf das Gerede ein. Sollen sie doch glauben was sie wollen, dachte sie bei sich

und ließ die Lästermäuler jedes Mal stehen.

 

Nach dem Unterricht fand sie einen Zettel in ihrem Fach. 

Sie hatte wieder Nachmittagsunterricht und das auch noch heute. 

Das muss wohl dringend sein, dachte sie und verbrachte die Pause auf den fast leeren Schulhof. Die meisten Schüler waren schon gegangen. 

Nur noch die, die Nachhilfe bekamen waren anwesend.

Es klingelte und die Pause war vorbei. Also zurück zum Klassenraum. Da stand auch schon jemand. Es war der Neue, doch sein Name wollte Yui nicht einfallen.

„Hey, hast du auch Nachhilfe?“, fragte er mit einem verblüfften Unterton. „Sozusagen...“, antwortete sie knapp und schob den Klassenzimmerschlüssel in das Schloss. 

Mit einem Klicken ließ sich die Tür öffnen. „Dann lass uns

mal anfangen!“, schlug sie vor und betrat den Raum. 

Verwirrt folgte er ihr und setzte sich neben sie an den Tisch. 

„Schüler-Helfen-Schüler-Projekt...“, erklärte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck deutete. „Wo du bist weiß ich. Sag mir doch, wo du Schwierigkeiten hast.“, forderte sie ihn auf, doch er schaute sie nur an. 

„Ähm… Also... nur zum Mitschreiben…“, sagte er

schließlich, „...du gibst mir Nachhilfe?“ 

„Das sagte ich doch.“, antwortete sie trocken, 

„Also? Wo hängt es?“ “Machst du das öfters?“, hinterfragte er und sie lehnte sich genervt gegen ihre Stuhllehne. „Wir sind nicht hier, damit du mich ausfragen kannst.“, erwiderte Yui, 

„Du sollst dich in Mathe verbessern und so kommen wir nicht weiter…“ Widerstrebend gab er nach

und zeigte ihr bei welchen Aufgaben er Schwierigkeiten hatte.

Nach zwei Stunden klingelte die Glocke erneut. Schulschluss! „Aber jetzt kann ich dich fragen!“, 

sagte er breit grinsend. 

Yui seufzte, „Du lässt nicht locker oder?“ Er lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor seine Brust. „Ne, ich werde dich so lange nerven bis du mir erzählst, was ich wissen

will und das Schuljahr ist laaaaang!“, erklärte er und strahlte sie an. 

Mittlerweile war ihr auch sein Name eingefallen. 

Akio, wie Fack you! 

Ja, so konnte sie sich den Namen merken. „Also gut. Ja, ich mache das öfters!“, 

sagte sie und stand auf um zu gehen. 

Er hingegen blieb stur sitzen. „Und die Beziehung mit dem Lehrer? Wer ist es denn?“ „Glaub du nur was du willst.

Ich gehe jetzt nach Hause!“, erwiderte Yui genervt und ging zur Tür. „Du gehst nicht! Du darfst mich hier nicht alleine lassen. Du musst den Raum abschließen und solange ich hier sitze, 

kannst du das nicht. 

Da musst du mich schon raustragen.“ Punkt für ihn, dachte sie und verfluchte ihn dafür. Was wollte er denn von ihr? Das Getue der anderen reichte ihr schon. 

Finster schaute sie ihn an und

er schob neben sich den Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte. „Wir müssen das Gebäude verlassen, bevor sie die Haupttür schließen!“, erklärte sie in der Hoffnung, dass er nachgab. 

„Du hast ja einen Generalschlüssel, den hab ich an deinem Schlüsselbund gesehen.“ 

Noch ein Punkt für ihn. 

Völlig genervt setzte sie sich neben ihn, aber würdigte ihm keines Blickes. 

„Ist an den Gerüchten über dich, irgendetwas Wahres dran?“ „Warum willst du das wissen?“, sagte Yui fast flüsternd, 

„Es interessiert Niemand. Also, ist das doch egal. 

Denk was du willst.“ 

„Es ist mir aber nicht egal. 

Ich gehe zu den Leuten hin und frage sie, ob es stimmt was geredet wird. Bis jetzt hab ich die Erfahrung gemacht, dass meist Andere die Scheiße verzapft haben!“,

langsam wurde er wütend. Das ganze Gerede schien sie sehr zu belasten, 

aber dann sollte man den Mund öffnen. Vor allem wenn jemand die Wahrheit wissen wollte. Akio beugte sich vor um ihr besser ins Gesicht sehen zu können, doch sie wich ihm aus. Abrupt stand er auf und schulterte seinen Rucksack. Mit den Worten „Dann halt nicht!“ verließ er den Klassenraum.

 

Draußen regnete es im Strömen und Yui war froh, einen Schirm dabei zu haben. Mit den Gedanken bei diesem Akio, folgte sie den Bürgersteig. Warum will er das alles wissen, es ändert doch eh nichts, dachte sie.

„Argh, scheiße!“, hörte sie vor sich jemand fluchen. 

Da ist er schon wieder, dachte sie, als sie den durchnässten Akio erkannte. Er trat gegen die Hausmauer und ärgerte sich offensichtlich. 

Vielleicht über sie? Sie blieb stehen. „Hey, was ist los?“, fragte Yui zögernd. 

„Nichts! Kannst weiter gehen!“, antwortete er patzig. „Gut!“, erwiderte sie, ging ein paar Schritte und blieb dennoch stehen. 

„Kein Schlüssel?“, riet sie und wandte sich ihm zu. „Komm mit... Ich wohne nicht weit von hier.“, sagte sie ohne auf seine Reaktion zu warten, „Du kannst hier nicht die ganze Zeit im Regen stehen

und warten bis deine Eltern kommen.“ „Doch kann ich!“, schoss es förmlich aus seinem Mund, aber er musste sich eigestehen, dass sie Recht hatte. Seufzend machte er einen Schritt auf sie zu. 

Yui gab sich selbst einen Ruck und ging zu ihm, damit er unter ihrem Schirm war. „Viel nützt es zwar nicht mehr, aber so ist es doch besser.“, kaum hatte sie dies ausgesprochen, mussten beide lächeln.

 

Bei ihr Zuhause angekommen, gab sie ihm trockene Kleidung von ihrem Bruder. 

Während Akio sich im Bad umzog, bereitete Yui das Essen zu. In etwas zu großer Kleidung kam er zu ihr in die Küche. „Magst du mit essen? Kenji hat sich Spagetti gewünscht, die liebt er.“, sagte sie und schaute zu ihm rüber, „Naja, passen ist was anderes. Kenji ist eindeutig kräftiger gebaut.“

„Hauptsache trocken und ja gerne, wenn ihr genug habt...“, antwortete er. 

„Ne, du musst zugucken!“, scherzte sie.

Ein lautes Poltern drang aus dem Flur. „Schuhe aus!“, 

rief Yui lediglich und ein knappes „JAP!“ kam als Antwort zurück. Kurz drauf stürmte ein hochgewachsener junger Mann in die Küche und rannte fast Akio über den Haufen. Akio schätzte ihn älter als Yui, aber trotzdem wirkte

er wie ein Kind im falschen Körper. „Kenji, das ist Akio. Wenn du ihn schon umrennst, sag wenigstes Hallo!“, 

sagte Yui und mit einem breiten Grinsen strahlt ihr Bruder den Fremden an. „Hallo!“

Gemeinsam aßen sie die Spagetti mit Yuis selbst kreierter Soße, während Kenji aufgeregt erzählte, was er in der Werkstatt erlebt hatte und das er sich auf den heutigen Spaziergang freute, den er mit

seiner Assistenz geplant hatte. Eine Stunde später war er auch schon unterwegs.

Erst saßen die Beiden schweigen nebeneinander am Küchentisch. „Kaffee?“, unterbrach Yui fragend die Stille. „Ja, soll ich dir helfen?“ „Nein, das geht schon.“ Schweigen… „Wie alt?“ „Wer?“ „Dein Bruder…“ „32…“ „Was hat er?“ „Nichts… oder eher, das weiß Keiner so genau. Er ist, wie er ist.“ Sie reichte Akio eine

Tasse Kaffee und setzte sich wieder neben ihn. Schweigen…

„Davon wird nichts in der Schule erzählt...“, sagte er schließlich. „Ja, ich weiß… Tut mir leid!“ „Was? Das über dich geredet wird?“, fragte er verwundert. Sie schüttelt verneinend ihren Kopf. 

„Nein, wie ich dich in der Schule behandelt habe.“ 

Er winkte ab, „Ach, dass hätte ich bestimmt auch so gemacht. Außerdem kennen

wir uns ja eigentlich nicht und da ist man sowieso vorsichtiger. Zumindest in deiner Situation.“ 

„Meiner Situation?“, wiederholte sie fragend. 

„Ei ja, wenn Jeder in der Schule diesen Mist erzählt. Das du für 10 Euro mit Shima, unseren Klassensprecher, 

ins Bett gesprungen bist, halte ich für Schwachsinn. 

Ich vermute mal, dass du ihm einen Korb gegeben hast und er rächt sich jetzt dafür, 

oder nicht?“ 

Yui senkte ihren Blick. 

„Nicht ganz...“, flüsterte sie und hielt sich an der Kaffeetasse fest, als könnte sie damit verhindern, dass sie umkippte.

Akio schaute sie fragend an und sie erklärte weiter: 

„Auf der Klassenfahrt… er hat schon Tage vorher, an mir rumgegraben… irgendwann... hab ich dann doch nachgegeben und kam mit ihm zusammen… dann auf der

Klassenfahrt… wir haben alle ein weinig gefeiert… ein paar konnten irgendwo Alkohol besorgen… ich hab zwei Bier getrunken und wollte dann gehen… Shima wollte mich ins Zimmer bringen, 

dann wollte er noch kurz mit rein kommen…“ 

Sie nahm einen Schluck Kaffee und fuhr fort, 

„Er küsste mich… streichelte mich… aber er wollte mehr… ich sagte Nein, aber… es ist irgendwie passiert… zum

Schluss legte er mir 10 Euro hin, sagte mir, dass ich gut war und verschwand einfach…“ 

„Der hat doch nicht…“, 

sagte Akio entsetzt. 

„Das ist nicht alles… 

Am nächsten Tag habe ich erfahren, dass es eine Wette war, ob er es schafft mich für das Geld ins Bett zu bekommen. Wie es passiert ist interessiert Niemand. 

Damit fing alles an und wurde immer schlimmer…“ 

„Hast du es den Lehrern gesagt?“ 

Yui lachte, „Warum sollte ich? Sie tun ja noch nicht mal etwas gegen diese Sprüche.“ Akio schaute sie betroffen an, offensichtlich wusste er nicht, was er darauf sagen sollte.

Sein Handy klingelte und er ging sofort dran, während Yui sich wieder ihrem Kaffee zuwandte. „Aber ich hab keinen Schlüssel… Wie? 

Mein Problem…? 

Weißt du, du bist echt…“,

ohne den Satz zu beenden, legte er auf und knallte das Handy auf den Tisch. 

„Dieser Mistkerl…“, sagte er wütend, „Der muss echt zum Psycho. Legt Jede flach, 

die er kriegen kann und 

ich bin ihm egal… 

Toller Vater!“ 

Mitfühlend schaute sie ihn an, „Kommt dein Dad nicht nach Hause?“ „Tzz! Ne, dem ist alles scheiß egal!“, sagte er, stand auf und ging zum Küchenfenster. 

„Es regnet immer noch…“, stellte er mit einer traurig klingenden Stimme fest. 

Yui hatte das Bedürfnis zu ihm zu gehen und ihm tröstend die Hand auf die Schulter zu legen, aber sie blieb sitzen und starrte in die halbleere Tasse.

„Ich bin wieder daahaa!“, 

rief eine Frauenstimme und eine Tür fiel ins Schloss. 

Eine ältere Frau kam geschäftig in die Küche und blieb ruckartig stehen. 

„Oh Besuch!“, sagte sie erstaunt und schaute Yui fragend an. 

Stürmt dann förmlich auf den Gast zu und schüttelte ihm die Hand. „Ich bin Yuis Mutter Bara. Yui hat noch nie Freunde aus der Schule mitgebracht. Wie heißt du eigentlich? Müsst ihr lernen, oder ein Projekt zusammen machen, oder…“ 

„Mama…“, unterbrach Yui ihre Mutter, die sich wieder total peinlich verhielt, 

„Wenn du ihn weiter so überfällst, dann kommt er nie wieder…“ Bara strahlte nur über das ganze Gesicht und man konnte ahnen, 

was sie dachte. 

„Ähm, ich bin Akio.“, ergriff er das Wort, „Ich bin neu her gezogen und habe meinen Schlüssel vergessen. Yui war so freundlich und hat mich eingeladen bis mein Vater kommt.“ Bara nickte freudig und schüttelte immer noch seine Hand. „Er wird heute

Nacht hier bleiben. 

Sein Vater musste die Nachtschicht seines Kollegen übernehmen.“, sagte Yui und Akios Gesicht wurde bleich. Hatte sie gerade wegen ihm ihre Mutter angelogen?

Bara ließ abrupt die Hand des Jungen frei und schaute ihn skeptisch an. 

„Was ist mit deiner Mutter?“, sagte sie und Yui hätte sie erwürgen können. 

Wie konnte ihre Mutter so unsensibel sein? 

Im Grunde ist doch klar, 

dass sie sich getrennt haben, oder sie gestoben ist, 

dachte sie. „Sie ist vor einem halben Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“, sagte er monoton und Bara sah ihn schuldbewusst an. 

„Mein Beileid…“, sagte sie leise, „Kenji wird sich sicher freuen, wenn du bei uns übernachtest.“

„PYCHAMA-PARTY!!!“, 

rief Kenji, als er zusammen

mit seiner Schwester und Akio im Wohnzimmer saß. 

„Aber nur in euren Zimmern!“, rief Bara aus der Küche. 

Noch bevor Yui etwas sagen konnte, war ihr Bruder mit den Worten „Ich ziehe mich um!“ in seinem Zimmer verschwunden. 

„So schnell hat er sich noch nie bettfertig gemacht.“, merkte Yui an. „Macht ihm die Freude. 

Er scheint Akio zu mögen.“, erwiderte Bara, die in der

Wohnzimmertür stand. Seufzend schaute Yui zu Akio, der darauf ratlos mit den Schultern zucke. 

„Ich habe nichts dagegen…“, sagte er.

Kurz darauf saßen sie zu dritt in Yuis Zimmer und auf Kenjis Befehl hin, gab es Kekse und Milch. Zu Yuis Bedauern mussten sie auch noch Flaschendrehen spielen. 

Sie wünschte sich, Akio hätte abgelehnt, doch er hatte nichts dagegen irgendein

Spiel zu machen.

„Küss Akio!“, forderte Kenji, als die Flasche auf Yui zeigte. Warum hatte sie nur Pflicht gewählt, dachte sie, er schaut definitiv zu viel Fernsehen. Sie schaute Akio an, der sich sichtlich nervös auf die Lippe biss. „Kenji, das willst du doch gar nicht sehen...“, versuchte Yui auf ihren Bruder einzureden, doch er ließ nicht locker, „Doch! 

Das will ich! Du hast Pflicht gesagt und jetzt musst du tun,

was ich sage!“ Mit einem breiten Grinsen strahlte er seine Schwester an. 

„Er gibt eh keine Ruhe.“, sagte Akio, der nicht Unrecht hatte. Yuis Herz raste und sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. 

Als sie ihn schüchtern ansah, wurde es auch nicht besser, eher schlimmer. 

Ihre Hände wurden kalt und feucht zugleich, als sie ein Stück zu Akio rutschte.

Er sah sie erwartungsvoll an.

Zugern hätte sie jetzt gewusst, was er dachte. Ihr kam es so vor, dass sich auch seine Wangen leicht rosa gefärbt hatten. Sie beugte sich rüber. Küsste ihn schnell auf die Wange, ohne ihn auf eine andere Art zu berühren. 

Doch kaum hatte sie sich wieder von ihm zurückgezogen, hörte sie schon Kenjis Empörung, „Was war das denn? Da küss ich ja meine Mama besser! Nochmal! Aber diesmal

richtig!“ „Kenji, jetzt ist aber gut…“, erwiderte Yui. 

„Da hat er Recht!“, platzte es aus Akios Mund, 

„Oh, das wollt…“ 

„Akio, fall mir doch nicht in den Rücken!“, unterbrach sie ihn und er schaute sie unschuldig an. 

„Los nochmal!“, forderte Kenji und Yui gab nach. 

Entweder sie hörte sich das ständige Gejammer von ihrem Bruder an, oder sie brachte es hinter sich. Nicht die Augen

schließen, dachte sie und hatte das Gefühl, das man im ganzen Raum ihr Herz klopfen hörte. Nicht die Augen schließen, wiederholte sie innerlich und beugte sich erneut zu Akio.

Er kam ihr entgegen, 

womit sie nicht gerechnet hatte. Wie automatisch schlossen sich ihre Augen, als sich ihre Lippen berührten. Sie waren warm und weich. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ein leichtes

Parfüm trug. Sie mochte keine künstlichen Düfte, aber seiner war irgendwie angenehm. Unbewusst lehnte sie sich mehr zu ihm. Plötzlich sie spürte seine Hand auf ihrer, mit der sie sich am Boden abstützte.

Abrupt löste Yui sich von ihm und rutschte weg. 

Wieso hatte sie das getan? Wie lange sie sich geküsst hatten wusste sie nicht. 

Kenji grinste zufrieden und Akio schaute sie nur hilflos

an. Sie musste raus! 

„Ich muss ins Bad!“, sagte sie und verließ fluchtartig ihr Zimmer…

Es war schon spät und Yui Eltern waren bereits schlafen gegangen, als Yui aus dem Wohnzimmerfenster schaute. Noch immer regnete es in Strömen, sonst wäre sie wahrscheinlich eine Runde spazieren gegangen. 

Warum machte er sie so nervös? Sie kannten sich doch gar nicht richtig. 

Das ist wie im Film, dachte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Innerhalb eines Tages hatte er ihre halbe Geschichte erfahren, 

sie geküsst und sie im Schlafanzug gesehen, 

dass war echt filmreif!

„Kenji ist auf dem Boden eingeschlafen.“, hörte sie Akios Stimme hinter sich, 

aber sie blieb wie angewurzelt stehen. 

Sie spürte, wie er näher kam und hinter ihr stehen blieb.

„Es tut mir Leid…“, sagte Yui. „Was meinst du?“ 

„Das mit dem Kuss… 

Er schaut zu viel Fern…“, antwortete sie und er kam näher. Jetzt stand er direkt hinter ihr und ließ ihr Herz bis zum Hals schlagen. 

„Mir tut es nicht leid...“, flüsterte er und wollte seine Arme um ihren Bauch legen, doch sie wich ihm aus. 

„Bitte lass das, ich kann nicht… nicht nochmal!“, erklärte Yui und flüchtete in

die Küche.

Nach einer Weile folgte er ihr und fand sie mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Tisch sitzen. “Damit kannst du heute Nacht bestimmt nicht schlafen...“, vermutete er. 

Sie schaute zu ihm auf. 

„Das ist egal, den brauche ich jetzt. Ich werde heute sowieso nicht schlafen können...“, erwiderte sie und beobachtete ihn, wie er sich neben sie setzte. „Dieser Shima hat dir ziemlich zugesetzt…“, 

sagte er und Yui wandte ihren Blick ab. 

„Ist das verwunderlich?“ „Mmmh… Nein… aber das wird ein Ende haben… 

das verspreche ich dir…“

 

Aufgeregt drückte Yui die Türklinke des Lehrerzimmers herunter. Man hatte sie schon erwartet. An einem Tisch saßen Akio, 

ihr Klassenlehrer Herr Genda, eine Polizeibeamtin und eine Sozialpädagogin, die sie in

den Fluren öfters gesehen hatte. „Yui, da bist du ja. 

Setz dich doch bitte!“, 

sagte ihr Lehrer. 

Sie kam seiner Aufforderung nach und setzte sich neben Akio. Zu ihrer Verwunderung hatte er ein blaues Auge und eine aufgeplatzten Lippe. „Was ist denn passiert?“, wollte sie wissen und die Pädagogin ergriff das Wort: „Erst mal möchte ich mich vorstellen. Ich bin Frau Senoo und bin Sozialpädagogin an

dieser Schule, falls du mich noch nicht gesehen hast.“ 

Yui nickte und war sich unsicher, was das alles sollte. „Akio hat sich mit Shima wegen dir geprügelt. 

Kannst du dir vorstellen warum?“, fuhr die Frau fort. „Nein, nicht dass ich wüsste...“, antwortete sie, aber konnte es ahnen. 

„Akio hat mir… ich meine, 

uns anvertraut, was auf deiner Klassenfahrt passiert ist. Kannst du mir irgendetwas

darüber erzählen?“, 

sprach sie weiter und musterte das Mädchen. 

Yui schaute zu Akio, warum hatte er das getan? Das bringt doch nur wieder Ärger, 

dachte sie und schaute wieder zu der Pädagogin. 

Sie war sich unsicher, was sie antworten sollte. 

„Das ist schon lange her und…“, sagte sie, aber wurde von Akio unterbrochen, 

„Man! Jetzt mach den Mund auf! Du kannst ihn doch nicht

damit durchkommen lassen!“ „Akio, bitte warte draußen!“, griff Herr Genda ein. 

Yui wusste, dass Akio Recht hatte und senkte betroffen den Kopf.

Während Akio vor dem Lehrerzimmer wartete, überwand Yui sich und erzählte die ganze Geschichte. Nachdem sie fertig war und alle Fragen dazu beantwortet hatte, 

wollte sie wissen: „Wie geht es jetzt weiter? Was passiert

mit ihm?“ „Wir werden jetzt erst mal deine Mitschüler befragen und den ganzen Sachverhalt prüfen. 

Er wird wahrscheinlich einen Schulverweis bekommen und wenn du möchtest, kannst du ihn anzeigen.“, erklärte Frau Senoo, „Und das Mobbing werden wir auch unterbinden.“ 

„Ähm, wir haben bald Prüfung und ich möchte mit dem ganzen abschließen. Verweisen Sie Shima nicht

von der Schule…“, bat Yui, weil sie sich sonst schuldig fühlen würde. 

„Das habe ich leider nicht zu entscheiden, aber ich werde deinen Wunsch weiter geben.“, sagte sie und stand auf. „Ich werde dich die nächsten Wochen aufsuchen, um zu hören wie es mit deinen Mitschülern läuft. 

Du kannst aber auch jederzeit zu mir kommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“, bot sie an,

während die Polizistin mit Yuis Lehrer den Raum verließen, „Ansonsten rate ich dir, halte den Jungen da draußen fest. Er scheint dich echt zu mögen!“, fügte sie hinzu und folgte den anderen.

„Alles klar?“, fragte Akio besorgt, während er sich gegen den Türrahmen lehnte. Ja, jetzt schon, dachte sie und während sie zu ihm geht, machte ihr Herz einen Sprung…


Danke


Ich möchte mich bei Pascal Norrland bedanken, weil er mich stets bei meinen Schreiben unterstützt und mir das Titelbild gezeichnet hat.


Vielen Dank auch an meinen Freunden und treuen Lesern!

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Hörbuch

Über den Autor

Jashina
Was soll man über sich schreiben?
Ich bin eine leidenschaftliche Hobbyautorin, die ein großes Herz hat und den Blick auf Kleinigkeiten richten möchte. Mit meinen Kurzgeschichten möchte ich gezielt Themen ansprechen, aber auch Raum für die Kreativität des Lesers lassen.

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petjula007 
Eine sehr gut geschriebene Geschichte, welche einen sehr interessanten Hintergrund hat. Ein Mensch ist immer schnell verurteilt auf Grund von irendwelchen Redereien. Jeder gibt seinen Senf dazu, ohne genaue Einzelheiten zu kennen. Schnell kann ein falsches Bild entstehen und wenn besagter Mensch auch noch aus falschem Schamgefühl schweigt, ist das Ganze schwer zu reparieren.
Gefällt mir gut, deine Geschichte.

Liebe Grüße
petjula007
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Jetzt rede endlich"
interessant geschriebene Geschichte,
mich nachdenklich stimmt...
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Jashina Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. :)
Mein Ziel ist es bestimmte Themen aufzugreifen und den Leser zum Nachdenken anzuregen, aber auch zu berühren. Schön zu lesen, dass ich es auch umsetzen kann. :)
Vor langer Zeit - Antworten
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