Gedichte
Drachenleib

Drachenleib

Unter stählern Schuppenkleid, verborgen unter Mantel aus Erz und Stein, versteckt vor neugierigen Blicken, brodelt, heiß und glühend, pulsierend in den Adern, fließt es durch den dicken Leib, lebendig und wild, Magma, tief, wo niemand es sieht. Zorn und Wut, durch Zähne und Klauen spricht, durch die Schuppen sich frisst, glüht weiß und grell, tritt aus der Brust heraus, trieft und tropft, vom güldenen Leib. Wie glühende Gier, aus dem Schlunde heraus. Unerbittliche Klauen, gegossen in des Teufels Schmiede, dem Höllenfeuer entsprungen, deren heißen Wiege, durch brennende Luft schneidet, Wunden die Klaffen und nie wieder schließen. Lederne Haut über Muskeln und Knochen sich

spannt, Schwingen, beflügeln den eisernen Leib, durch die Lüfte ihn trägt, die Vögel dort fängt, vom Himmel sie holt, von oben her lacht, von oben her grölt.

Zwischen reißenden Fängen, zwischen schneidenden Zähnen, gespaltene Zunge sich Spott und Hohn herbei spricht. Wo die Tropfen der heißen Wut, ruhen und geräuschvoll zischen. Der pechschwarze Qualm aus den Nüstern quillt. Augen, die Tore, die Pforten, der Schlüssel zum Verlies des Fliegenmannes. Scharf und drohend, wie die Fänge des Seinen, brennen sie und fressen sie, jeden der blickt in sie, den bestrafen sie. Dornen und Stacheln, besetzen den schweren Leib, schmücken ihn fein, piksen doch sehr, kitzeln, vielleicht, durchbrechen jeden Fels, jeden Stein, zerbersten sie. Tausende Farben, Muster sich kräuseln, über die

Schuppen sich spannen, edle Gravuren, feine Furchen, erzählen alte Geschichten, werfen vergangene Schatten, in die Gegenwart hier, so vielfältig wie das Feuer, bunt und schön, wo Vernichtung es bringt.

© Schattenpuppe 2014