Einleitung
Geboren in der fliegenden Stadt, ist Kellvian lange mit einem Leben konfrontiert, das sich manch einer Wünschen würde. Doch als er sich eines Tages entscheidet, sein behütetes Leben als Sohn des Kaisers hinter sich zu lassen , beginnt für ihn eine Reise, von deren Ausgang plötzlich das Schicksal des ganzen Kaiserreichs abhängen könnte. Nichts ahnend, das bereits eine Macht in den Schatten lauert, die nur auf ihre Gelegenheit gewartet hatte, bricht Kellvian auf in eine Welt, die am Rand eines Bürgerkriegs
steht.
Bildquelle : Jochen Pippir / pixelio.de
Epilog
Ein Adler landete mit ausgebreiteten Schwingen in der Krone einer Eiche. Der Baum stand am Rand einer Klippe, die Steil zur See hin abfiel. Sonnenlicht fiel durch die Zweige hinab auf dem Waldboden, auf dem abgebrochene Äste und Trümmer lagen. Mehrere Baumriesen waren unter Schutt und Gebäudeteilen begraben worden, andere erhoben sich nun zwischen mehr oder weniger intakten Gebäuden und Ruinen. Den Vogel freilich störte das durcheinander wenig.
Vor dem Tier breitete sich das Meer der Westküste Cantons aus.
Glitzernd brachen sich die Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche. Wellen überspülten halb im Meer versunkene Gebäude und weitere Trümmer und Ruinen. In de Nähe des schmalen Strands ragte eine Statue aus dem nassen Sand und wurde zunehmend wieder von der Flut zurückgefordert. Die Aufmerksamkeit des Raubvogels wurde jedoch von etwas anderem in Anspruch genommen. Ein Stück den Strand entlang stieg eine Rauchwolke auf und offenbar hatten sich dort mehrere Menschen versammelt. Der Adler breitete die Schwingen aus und
flog auf die ferne Rauchsäule zu. Der Luftzug den seine Flügel erzeugten löste ein erstes rotgolden verfärbtes Blatt aus dem Kleid des Baumes und trug es mit sich. Ein Bote, das der Herbst endgültig Einzug hielt. Der Greifvogel kreiste derweil über der Feuerstelle, bevor er zum Sinkflug ansetzte und auf einer ausgestreckten Faust landete.
Eine kleine Gemeinschaft hatte sich am Strand eingefunden und stand um das Feuer herum. Gejarn, Menschen und einige wenige Gardisten, die den leeren Abschnitt der Küste bewachten. Ein großer Scheiterhaufen aus Holz brannte Lichterloh und nur noch schwer waren die Umrisse einer Gestalt auszumachen,
die in den Flammen verging.
,, Das alles hierfür ?“ , fragte Jiy, an den Mann gewandt, auf dessen Hand der Adler gelandet war.
Melchior starrte unsicher in die Flammen. Seine Augen waren weiße Kugeln und seine Sicht fort. Eine Erlösung, dachte er. Aber eine unsichere.
,,Ich fürchte es.“ , meinte er schließlich. ,, Ich war ein Narr. Selbst ich habe die ganze Zeit geglaubt, es ginge nur um den Thron. Hätte ich auch nur geahnt…“ Der Seher brach ab. Zyle, Eden, Cyrus und die anderen standen in einigem Abstand um den Scheiterhaufen herum.
Das Leuchten des Feuers spiegelte sich in Jiys Augen, während die Flammen
langsam Holz wie Körper zu Asche verzehrten. Ein kleiner Kristall ruhte auf der Brust der Gejarn und schien die Flammen ebenfalls einfangen zu wollen. In regelmäßigen Abständen schien der Stein kurz stärker aufzuleuchten und vertrieb dann die Reflektion des Feuers.
,,Ich weiß nicht einmal, wer dieser Mann eigentlich war Jiy…“ , sagte eine weitere Gestalt neben ihr. Einen Arm in einer Schlinge und ungesund bleich, aber am Leben.
,,Vielleicht gar nicht so verscheiden von dir, wie du immer Gedacht hast.“ , meinte Jiy
Kellvian lächelte versonnen, als er einen Arm um sie legte. ,, Mag sein.“ Die
Wellen in der Ferne brachen sich an den Überresten der fliegenden Stadt. Alles, das im Wasser gelandet war, war verloren. Aber einige der Stadtteile, die auf dem Land aufgeschlagen waren , waren überraschend weit intakt geblieben.
Für den Augenblick war alles unsicher. Über den Strand näherte sich eine weitere Person. Dagian Einher , Hochgeneral Cantons und in seine Begleitung eine Frau, die Kellvian nicht kannte. Die Kurzgehaltenen, rotblonde Haare waren jedoch unschwer zu verkennen. Soweit er wusste war sie hier mit den Truppen eingetroffen, die den General und den Körper von Konstantin
Belfare mit sich brachten.
,, Was habt ihr jetzt vor ?“ , wollte Dagian wissen.
,, Ich weiß es noch nicht.“ , gestand Kellvian. ,, Wir werden wohl einen Weg finden müssen, diesen Krieg zu beenden. Endgültig.“ Der neue Kaiser Cantons wendete sich von den Flammen ab. Noch immer galt er für die meisten Adeligen als verrückt. Eine weitere Unsicherheit. Aber er würde es irgendwie schaffen. Kellvian sah zu Jiy. Sie würden es irgendwie schaffen.
Dagian Einer sah ihnen nach, während das Feuer langsam zu Asche zerfiel. ,,Das hoffe ich für uns alle… Herr.“ , murmelte er, während er ans euer trat.,,
Das hoffe ich für uns alle“ Seine Hände bekamen einen kleinen runden Gegenstand in den Überresten zu fassen. Es war eine Kugel. ,, Wenn nicht…“ Seine Faust schloss sich um das rußgeschwärzte Projektil.