Geboren in der fliegenden Stadt, ist Kellvian lange mit einem Leben konfrontiert, das sich manch einer Wünschen würde. Doch als er sich eines Tages entscheidet, sein behütetes Leben als Sohn des Kaisers hinter sich zu lassen , beginnt für ihn eine Reise, von deren Ausgang plötzlich das Schicksal des ganzen Kaiserreichs abhängen könnte. Nichts ahnend, das bereits eine Macht in den Schatten lauert, die nur auf ihre Gelegenheit gewartet hatte, bricht Kellvian auf in eine Welt, die am Rand eines Bürgerkriegs
steht. Bildquelle : Jochen Pippir / pixelio.de
Es hatte eine Weile gedauert, alles zu erläutern. Nun jedoch musterte Zachary de Immerson seinen älteren Bruder mit einer Mischung aus Verwirrung und Unverständnis. ,,Kellvian, das ist… unglaublich. Verzeiht mir alles, was ich jemals böses über euch gedacht oder gesagt haben mag. Ihr bringt mir einen totgeglaubten Bruder wieder.“ Eden räusperte sich hörbar. ,,Schon gut, kein Problem, ich habe mich nur acht Jahre mit ihm
durchgeschlagen.“ ,,Und ich schätze… ich schulde euch deshalb genau so viel Dank, wie mir scheint. Ihr hat wirklich ein eigenes Schiff?“ ,,Nicht, das euch das etwas angehen würde.“ Edens stimme war tödlich ruhig, während sie sprach und ihre Augen bewegten sich keinen Augenblick von Walters Gesicht. ,,Eure Familie hätte mich fast dazu gebrauch an Boden zu kriechen wie ein Tier. Ich war halb tot und selbst das war euch egal.“ ,,Irgendwie habe ich immer gewusst, das zumindest ihr nicht einfach irgendwo im Schnee zusammengebrochen seit. Ihr habt schon… damals… ein wenig zu sehr
euren eigenen Kopf gehabt.“ Walter kratzte sich unsicher am Kopf. Offenbar hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte. ,,Und ich habe dafür gezahlt. Tut nicht so, als könnte ich das vergessen. Der einzige Grund, aus dem wir uns unterhalten“ , ermahnte Eden ihn mit warnendem Unterton. ,,Ist das wir uns hier und nicht irgendwo in der Wildnis begegnen.“ ,,Ich verstehe.“ Der junge Adelige trat offenbar eingeschüchtert ein paar Schritte zurück. ,,Es… Es ist lange her, Eden. Ich kann durchaus verstehen, dass ihr meiner Familie nicht verzeihen könnt... oder wollt. Aber… Zachary lebt.
Wisst ihr, wie lange ich mir Selbstvorwürfe gemacht habe, weil ich damals geflohen bin?“ Zum ersten Mal seit dem sie die Stadt betreten hatten, sagte der junge Zauberer selbst etwas. ,,Sie haben alle getötet.“ ,,Ich weiß. Ich… war danach dort. Ich habe nach dir gesucht, verdammt, nach irgendwas. Warum bist du nicht zurückgekommen?“ ,,Muss ich euch diese Frage wirklich selbst beantworten ?“ , fragte Eden, offenbar nach wie vor alles andere als bereit, freundlicher mit dem aufgelösten Adeligen umzuspringen. ,,Nein. Und ich glaube, ihr habt wohl jedes Recht dazu frei zu
sein.“ ,,Dazu brauche ich auch nicht erst euer Wort.“ ,,Könnten wir… das vielleicht später ausdiskutieren ?“ , wollte Syle wissen, bevor er sich an Kellvian wendete. ,,Ich fürchte… es gibt dringendere Probleme, Herr.“ ,,Was ist denn los ?“ Ihm war schon aufgefallen, dass mehr Leute hier waren, als eigentlich normal war. Sogar sehr viel mehr… Oh bitte nicht, dachte er nur. Alles, nur nicht sein schlimmster Alptraum. ,,Euer Vater ist Tod Kell.“ , sagte der Gejarn leise. ,,Wir haben die Nachricht selbst erst vor kurzen
bekommen.“ ,,Nein…“ Kellvian schüttelte den Kopf. ,,Das… Einfach Nein.“ ,,Kellvian ?“ Jiy sah ihn bestürzt an. ,,Was bedeutete das ?“ ,,Er fiel, als der Konflikt mit den Clans eskalierte.“ , fuhr Walter fort. ,,Der Hochgeneral selbst ist noch im Herzland um dafür… Rache zu nehmen, Herr.“ ,,Moment.“ Zyle sah zwischen den Anwesenden hin und her. ,,Wenn das bedeutet, was ich fürchte, dann…“ Syle nickte. ,,Kellvian Belfare. Ihr seit ab jetzt der Kaiser des Imperiums. Oder solltet es zumindest sein.“ ,,Was… soll das heißen ?“ ,,Tyrus.“ , meinte Walter nur. ,,Er hat
eine Versammlung aller Fürsten einberufen und spricht grade im Palast zu ihnen. Im Thronsaal um genau zu sein. Er behauptet, ihr würdet nicht zurückkehren, Herr und das ihr angeblich den Verstand verloren hättet.“ ,,Aber ihr glaubt ihm nicht ?“ ,,Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich glauben soll, Herr. Ihr seid einfach verschwunden, habt euch geweigert zurückzukehren und erst jetzt, grade jetzt, taucht ihr aus dem Nichts wieder auf? Nein. Ich glaube Tyrus nicht, das ihr Verrückt seid. Aber ihr seid unverantwortlich. Und dann taucht irh mit einem Haufen fremder hier auf?“ ,,Es war nicht grade so, das ich eine
große Wahl hatte Syle. Es gab… einige Dinge, die meine Rückkehr verzögert haben. Man hat mehrmals versucht mich umzubringen und ohne diese Fremden Syle wäre das auch gelungen.“ ,,Das heißt, wenn du das eine mal nicht mitzählst wo ich dich fast umgebracht hätte, oder du Zyle angegriffen hast oder…“ ,,Später. Jetzt muss ich mit Tyrus reden. Ich kann ja verstehen, dass er davon ausgeht, ich würde nicht mehr heimkommen, aber…“ Aber der alte Ordensmeister würde doch niemals so weit gehen, ihn derart in den Rücken zu fallen. Es sei denn natürlich… ,,Götter, was ist hier passiert, während ich weg
war?“ ,,Es… könnte durchaus sein, das das alles Teil des Plans ist.“ , meinte Eden düster. ,,Plan ?“ Cyrus, der sich weitestgehend aus allem herausgehalten hatte, sah auf. ,,Wovon redet ihr ?“ ,,Erinnert ihr euch noch, warum ich nach Lasanta wollte ?“ ,,Vance und… ihr sagtet jemand hätte euch Gold geboten damit ihr nach… oh.“ Erik schien ein Licht aufzugehen. ,,Das ist aber gar nicht nett, wenn es stimmt.“ ,,Entschuldigung, aber ich verstehe immer noch nicht ganz, was…“ Cyrus hielt inne, als die Puzzlesteine an ihren Platz fielen und er sich die Lücken selbst
erschließen konnte. ,,Ihr wollt doch nicht etwa sagen…“ ,,Der Mann, der mich bezahlt hat, damit ich in Lasanta nach euch Ausschau halte Kellvian, war Tyrus Lightsson. Ich habe es bis jetzt nicht erwähnt… ich meine, es schien unwichtig, wenn man bedenkt wer ihr seid. Natürlich wäre da jemand einflussreiches um eure Sicherheit besorgt. Aber… wenn das ein Abgekartetes Spiel ist…“ ,,Ihr wollt sagen, er setzt auf meine Rückkehr nur um mich dann als Verrückt hinzustellen und… was?“ Das machte keinen Sinn. Nach wie vor passten die Ereignisse nicht zusammen. Und wichtiger… ,,Tyrus ist ein Verbündeter
des Kaisers kein Opportunist. Und noch wichtiger ein Freund. Das… Ich muss mit ihm reden, jetzt. Es ist mir egal, wenn ich mitten in die Adelsversammlung Platze. Walter, Syle. Ich muss sofort zum Palast.“ ,,Wir kommen mit.“ , entschied Eden. ,,Natürlich kommen wir mit.“ , meinte Zyle beinahe gekränkt. ,,Das haben wir eben schon entschieden. Wir wussten alle, das es Ärger gibt. Nur nicht in welcher Form.“ ,,Gut dann…“ Cyrus hielt inne und sah sich einen Augenblick um. ,,Ähm… hat jemand Flemming gesehen ?“ Von dem Arzt war weit und breit keine Spur zu entdecken. Nur der kleine Strom Adelige,
der der abgerissenen Gesellschaft auf der Brücke keine große Beachtung schenkte. Wenn die wüssten, dachte Kellvian, aber der Gedanke konnte ihn kaum aufheitern. Tyrus ? Jiy sah sich ebenfalls um. ,,Er kann nicht weit sein, oder ?“ ,,Wir finden ihn später.“ , entschied Eden. Kellvian konnte nur nicken, während er in Richtung Stadtmitte sah, wo sich die Türme des Palastes ein Stück weit über alle übrigen Gebäude erhoben. Der Ort, den er nunmehr vor gut einem halben Jahr verlassen hatte. Doch wirklich glücklich darüber, wieder hier zu sein konnte er nicht sein. Der Kaiser… sein
Vater, korrigierte er sich selbst, Tod. Tyrus plante irgendetwas und war ihm offenbar nicht wohlgesonnen dabei… War es seltsam, das ihm letzteres viel mehr zu schaffen machte? Was ging nur in dieser Stadt vor sich? ,,Verdammt, wenn ich das wüsste.“ , flüsterte er halblaut zu sich selbst, als sich die kleine Gruppe auf den Weg durch die fliegende Stadt in Richtung der zentralen Insel machte. Der Thronsaal war brechend voll. Links und Rechts des Podests, auf dem sich der Thron Cantons erhob hatten sich über zweihundert wenn nicht mehr Menschen eingefunden, die im Licht der magischen
Kristalle alle genau gleich auszusehen schienen. Zumindest kam es Tyrus so vor. Blasse Gesichter, denen auch der Goldschmuck und die Seidengewänder nur wenig Glanz verleihen konnten. Aber im Augenblick musste er ein wenig auf die hier versammelten Adeligen setzen. Nach dem plötzlichen Tod des Kaisers und der eskalierenden Unruhen in den Herzlanden waren sie verängstigt und das musste er ausnutzen. Der Ordensoberste musste sich nur umsehen um zu wissen, das er Erfolg haben würde. Ein Wort und sie würden ihm folgen. Wie seltsam, überlegte er, dass das Chaos, das sie von Anfang an hatten verhindern wollen jetzt ihr bester Verbündeter werden
könnte. ,,Kaiser Konstantin Belfare ist Tod.“, begann er besah sich dabei deutlich die Gesichter der Leute, die ihm am nächsten standen. ,,Diese traurige Nachricht ist… einer der Gründe, aus denen ich euch heute hier zusammengerufen habe. Die zweite ist die, das der Konflikt, der seit über einem Jahr in den Herzlanden schwellte wohl endgültig zu einem Brand geworden ist. Ein Feuer, das als erstes unsern Kaiser… und meinen Freund eingefordert hat um sich zu nähren. Auch der verehrte Hochgeneral Dagian Einher konnte dem nicht ganz Einhalt gebieten und in diesem Augenblick kehren er und seine Truppen mit dem Körper des
Kaisers zurück. In dieser gefährlichen Zeit habe ich es mir natürlich persönlich zur Aufgabe gemacht, Ordnung und Sicherheit des Reiches zu gewährleisten. Das wird mir nicht gelingen.“ Er machte eine kurze Pause, in der nervöses Raunen und Gemurmel die Halle füllte. Einzelne Lichtbahnen fielen von denn weiter oben angebrachten Kristallen hinab und spiegelten sich auf dem Marmorboden und den Juwelen des verlassenen Throns wieder. Das Licht erweckte beinahe den Eindruck, das Deckengemälde des Abendhimmels, das den Saal schmückte sei echt. ,,Es wird mir nicht gelingen, da diesem
Land nun das wichtigste Fehlt. Ein Herrscher. Jemand, der bereit ist uns trotz der Gefahren, die vor uns liegen, trotz der Gefahren, die für ihn selbst in diesem aufziehenden Sturm bestehen werden…“ Zufrieden stellte Cyrus fest, wie einige übereifrige, die bereits vortreten wollten bei seinen Worten verschüchtert wieder in der Menge verschwanden. Es funktionierte. Die Schafe fraßen. ,,Denn so traurig es mich macht, neben unserem geliebten Kaiser scheint auch sein einziger Sohn und Erbe bisher spurlos verschollen. Noch dazu…“ Das Raunen und Murmeln in der Menge wurde plötzlich lauter, so das Tyrus
abbrechen musste. Was war jetzt los? Gesichter drehten sich in Richtung der großen Türen des Thronsaales, als diese ein Stück weit geöffnet wurden. Die Adeligen, die vor den Türen gestanden hatten traten langsam, wie auf ein stummes Zeichen zurück, während das Geflüster das im Thronsaal wiederhallte noch lauter wurde. Der gehauchte Name des Neuankömmlings erreichte Tyrus, bevor er ihn sah. ,,Kellvian.“ ,,Unmöglich, hieß er sei Tod.“ ,,Besser noch…“ ,,Taugenichts, wenn ihr mich fragt…“ ,,Was bedeutet das ?“ Die Stimmen waren so vielfältig, das der
Ordensoberste Mühe hatte, einzelne Worte herauszuhören, aber was er hörte reichte ihm, noch während sich die Menge vor ihm teilte. Also hatte er es tatsächlich geschafft. Tyrus fühlte eine Mischung aus Erleichterung und neuer Anspannung über sich rollen. Das machte alles komplizierter. Aber er war froh, dass der Junge lebte. Gleichgültig dem, was jetzt folgen musste. Er hatte zwar bereits gehört, dass der zweite Plan des Meisters nicht ganz so aufgegangen war, wie dieser das gedacht hatte, aber erst jetzt konnte er wohl wirklich sicher sein. Die letzten Adeligen traten Beiseite und gaben den Blick auf eine ganze Reihe von abgerissen wirkenden Gestalten frei,
Tyrus erkannte die Piratenkapitänin flüchtig wieder und wie es schien war auch ein Mann aus Laos dabei. Vielleicht sogar genau der Gejarn, den ihr Kontakt in Helike mit ihrem Auftrag nach Vara geschickt hatte. Es würde einer gewissen Ironie nicht entbehren und offenbar liebte das Schicksal Ironie. Aber… die einzige Person die ihn interessierte wurde von zwei Gardisten flankiert. Kellvian hatte sich verändert, seit er ihn vor so vielen Monaten auf seine Reise geschickt hatte. Die abgewetzte Reisekleidung und der dunkle Umhang, der ihm über die Schulter fiel, ließen ihn älter wirken als er war. Oder lag das an dem kaum wahrnehmbaren grauen
Schimmer in seinen Haaren? Nichts von beidem, entschied Tyrus für sich. Die ganze Haltung und das Auftreten des Mannes hatten sich verändert. Kaum wahrnehmbar, aber doch deutlich da. Und es machte ihm Angst. Kellvian war kein einfacher Junge mehr, der sich etwas zu viel erhoffte. ,,Hallo Tyrus.“ Kells Stimme war warm und herzlich, als er zu dem alternden Zauberer trat. ,,Ich hoffe ihr seit so freundlich mir meine Verspätung zu verzeihen.“ , meinte er an alle Anwesenden gerichtet. Der Ordensobere wusste nicht sofort, wie er darauf reagieren sollte. Götter, er kannte den Mann der vor ihm stand
praktisch nicht mehr. Das war Kell, Kellvian. Aber nicht mehr ganz. ,,Tatsächlich haben wir grade von euch gesprochen.“ , meine er. Es blieb ihm jetzt nur weitermachen. Junge, du wirst mich hierfür hassen, dachte er. Aber es war zum Besten von allen. Kellvian war nicht stark genug, für das was ihnen bevorstand. Selbst Konstantin war das nicht gewesen, wie es den Anschein hatte. Das der Kaiser in der Schlacht starb hatte sie gezwungen, ihre Pläne etwas zu beschleunigen. ,,Tatsächlich.“ Hatten Kells Augen grade die Farbe gewechselt? ,,Und über was genau…wolltet ihr sprechen ?“ ,,Oh, über euren Mord an Markus Cynric
, dem Patrizier von Vara.“
EagleWriter Das werdens dann wohl doch nicht mehr ganz ^^ lg E:W |