Er kam sich vor, wie der letzte Dreck. Alles hatte er gegeben. Wollte seine Familie nicht aufgeben. Klammerte sich fest. Sie war ihm heilig. Er liebte seine Frau abgöttisch. Und seine Kinder waren für ihn ein Segen Gottes. Es scherte ihn nicht, was andere dachten. Wollte nichts davon hören, was seine Frau hinter seinem Rücken trieb. Wie oft und mit wem. Wann und wo. Gab seine heile Familienwelt nicht her. Obwohl sie ihm immer wieder wehtat. Herablassend zu ihm war. Wollte er keine andere Frau haben. Sie war die Mutter seiner Kinder und die Frau, die er
über alles liebte. Anhimmelte. Vergötterte. Deshalb erfüllte er ihr jeden Wunsch. Tat er alles für sie. Bediente sie von vorn bis hinten. Opferte sich immer wieder für sie auf. Log für sie. Nahm sie stets in Schutz. Übersah ihre negative Seite. Wollte sie nicht sehen. Nichts davon wissen. Tag für Tag kümmerte er sich um alles. Die Kinder. Den Haushalt. Seine Frau. Sie brauchte nichts zu machen, wozu sie keine Lust hatte. Im Nachhinein wurde ihm bewusst, das er ein Riesenidiot war. Das er sich zu viel hat gefallen lassen von ihr. Er hätte sich wehren sollen. Zeigen sollen, wer der Mann im Haus ist. Das er nicht weniger wert war, als
sie. Warum hatte er es nicht getan? Weil er sie zu sehr liebte. Er war ihr Sklave. Sie befahl, er sprang. Stand sogar mitten in der Nacht auf und bereitete ihr ein Mahl zu, wenn sie Hunger hatte. Auch, als sie schon getrennt lebten. Sie rief an, er zog sich an und rannte zu ihr. In ihre Wohnung konnte er jederzeit rein. Hatte ja einen Schlüssel. Weil er sich weiterhin um die Kinder, ihren Haushalt und sie selbst kümmerte, als wären sie noch zusammen. Vernachlässigte dabei seinen Haushalt.Die Frau kostete enorme Kraft. Sie hatte ihm mehr geschadet, als gutgetan. Es gab schöne Tage. Aber die konnte er an einer Hand abzählen.
Meistens war sie mit anderen zusammen. Verbrachte mit anderen den Tag. Mit Personen, die sie angeblich nicht leiden konnte und mit denen sie nichts zu tun haben wollte. Die Kinder nahm sie stets mit. Aus Bosheit? Warum durfte er sie nie haben? Wieso mussten seine Kinder immer mit ihr mit? Oft hatte er gesehen, das sie nicht mitwollten. Das die Mutter sie dazu zwang, mit ihr zu gehen. Und er stand da. Sah tatenlos zu, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Er wollte den Kindern nicht wehtun und er wollte Streit mit der Mutter vermeiden. Letzteres war sinnlos. Immer wieder stritten sie sich. So sehr er sich auch bemühte, keinen Streit aufkommen zu
lassen. Irgendwas fand sie immer. Und jedes mal schob sie ihm die Schuld in die Schuhe, obwohl er gar nichts dafür konnte. Nie wollte sie etwas einsehen. Stets hörte sie nur auf andere. Nie auf ihn. Das fatale daran war, das sie immer auf die gleichen Personen hörte. Diejenigen, die sie schon so oft belogen haben, das man mit zählen gar nicht mehr hinterher kommt. Dennoch hatte er stets zu ihr gehalten. Sie immer wieder aufgefangen. Selbst dann noch, als sie sich von ihm getrennt und mit jemand anderen eine neue Beziehung angefangen hatte. Seiner Meinung nach, um ihn zu vergessen. Denn der Typ war das blanke Gegenteil von dem, was ihr
gefiel. Er musste gut im Bett gewesen sein, denn sie blieb eine Weile mit ihm zusammen, obwohl es ihr in der Beziehung gar nicht gut ging. Ihre schlechte Launeließ sie dann an ihm aus. Sie schlug ihn, ging ihn an und er ließ es geschehen. Wehte sich nicht. Ihre Beziehungen hielten nie lange. Was wahrscheinlich daran lag, das sie gleich in der ersten Nacht breitbeinig auf dem Rücken lag. Als sie zusammen waren, hatte er nach etwa zwei Wochen angefragt, ob sie mit ihm schlafen will. Im Nachhinein fragte er sich, ob sie schon eher mit ihm geschlafen hätte. Aber damals war sie noch schamhaft gewesen. Nicht so offen. Obwohl; sie
war diejenige gewesen, die sich am schnellsten ausgezogen hatte. Damals, als sie das erste mal in die Wanne stiegen. Vielleicht war er altmodisch eingestellt. Aber für ihn begann eine Beziehung, mit Aussicht auf Zukunft, langsam. Nicht gleich mit Sex. Erstmal näher kennenlernen. Sich befühlen. Feststellen, ob man zusammen passt, oder nicht. Wenn man sofort ins Bett steigt, ist es nur ein One-Night-Stand nach dem anderen. Das Beziehungsaus ist vorprogrammiert. Er hatte mal so was gehabt. Einmal und nie wieder. Aber das war nicht sein Ding. Seit dem er sie hatte, war er ein Familienmensch. Wollte
Frau und Kinder haben. Für sie da sein. Darin bestand sein Lebenszweck. Des öfteren hatte er das Gefühl gehabt, das sie wieder zu ihm zurückkam. Doch nach ein paar schönen Tagen, hatte sie wieder einen Grund gefunden auf ihn stinkig zu sein und flüchtete in eine neue Beziehung, die sofort mit Sex begann. Okay, so weiß man gleich, ob er im Bett was taugt, oder nicht. Ist ja wichtig. Wichtiger als Ehrlichkeit und Treue. Lieber Lügen aufgetischt bekommen, als schlechten Sex zu haben. Obwohl sie diesmal auch gleich wieder im Bett landete, schien es, als wäre dies das komplette aus seiner Ehe. Das er
keine einzige Chance mehr hat, sie zurückzugewinnen. Er hatte alles gegeben. Um sie gekämpft und verloren. Der Anblick brach ihm wieder das Herz. Die Frau, die er von Herzen liebte, an der Seite eines anderen. Warum störte es ihm? Wieso tat es ihm so weh? Sie hatte ihm doch nur Schmerz bereitet. Dank ihr und ihren Lügen, waren seine Kinder in einem Kinderheim untergebracht. Und es sah nicht so aus, als hätte er auch nur einen Hauch Chance, sie zu bekommen. Obwohl er sehr an ihnen hing. Sie wurde beglückwünscht, zu ihrer neuen Beziehung. Und er? Niemanden interessierte es, wie mies es ihm ging. Wie weh es ihm tat, sie ganz zu
verlieren. Keine Chance zu sehen, sie wieder sein nennen zu können. All die Energie und das Geld, welches er in sie gesteckt hatte, fehlte ihm nun, um neu anfangen zu können. Er war am Boden zerstört. Sah kein Lichtblick. Keinen Ausweg, aus dieser Situation. Er hatte sein Herz an ihr verloren gehabt. Sein Herz wollte sie nicht loslassen. Es wollte lieber leiden, als sie gehen zu lassen. Dummes Herz. Es war gut zu wissen, das sich einige Personen Gedanken um seine Kinder machten. Aber noch schöner wäre es gewesen, wenn jemand daran gedacht hätte, das er auch litt. Das die Schmerzen für ihn unerträglich waren.
Seine Tränen wurden übersehen. Nicht beachtet. Dabei war er derjenige gewesen, der sich Mühe gab. Sie wollte nur noch das Eine. Nichts anderes mehr. Dennoch hielten alle zu ihr. Sie konnte eben gut lügen.
Einsam und allein saß er auf einer Parkbank. Wusste nicht weiter. Sah keinen Lichtblick. War am Ende seiner Kraft. Seine Hand glitt in seine Jackentasche. Befühlte eine Packung Tabletten.