Romane & Erzählungen
Mein Tagebuch

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"Mein Tagebuch"
Veröffentlicht am 29. April 2014, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Mein Tagebuch

Mein Tagebuch

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>>Aufstehen Samatha!<< , ruft sie und reißt mir die Decke von meinem Körper. Kurz danach ist auch schon das Rollo oben, und die Sonne brennt in meinem Gesicht. Ja, so weckt meine Mutter mich jeden morgen. >>Aufstehen mein Schatz, du bist spät dran.<< Ich gucke auf die Uhr, was?! Es ist schon 9 Uhr , ich muss mich beeilen damit ich noch rechtzeitig komme. Ich stehe auf, ziehe mich an und frühstücke. Eigentlich ein ganzer normaler Morgen? Nein, heute ist alles anders. Das Frühstück ist bei uns die einzige Mahlzeit am Tag an der die ganze Familie dabei ist. Am Mittag ist mein Vater bei der Arbeit, und am Abend isst sowieso jeder worauf er Lust hat. Daher reden wir morgens immer sehr viel, über die Pläne für den Tag, über die Arbeit, Schule und so weiter. Doch heute sind alle

still. >>Samantha?<< >>Ja?<< >>Reichst du mir mal bitte die Butter?<< >>Hier.<< >>Danke.<< Viel mehr wurde nicht geredet. Schließlich waren wir fertig, zogen unsere Schuhe an und verließen schweigend das Haus. Auch im Auto wurde die Stimmung nicht viel besser. Ihr fragt euch sicherlich wohin wir fahren? Nein, heute ist keine Schule, zumindest nicht für mich. Auch niemand aus meiner Familie hat Geburtstag, was nicht ansatzweise so wichtig wäre, ich meine ein Geburtstag wiederholt sich doch sowieso jedes Jahr. Nein, kein Tag wird so wichtig sein wie dieser, denn heute ist die Beerdigung meiner Besten Freundin Liz. Sie hat vor zwei Wochen Suizid begangen, keiner weiß warum. Klar, es gab Anzeichen. Sie hat sich immer mehr

zurückgezogen, und nicht mehr viel geredet. Auch ihre Noten in der Schule ließen zu wünschen übrig. Hätten wir es merken sollen? Hätte ich es merken sollen? Hätte ich ihr helfen können? Wollte sie damit Zeichen setzen? Vielleicht hat sie die ganze Zeit gehofft, dass es jemand merkt und ihr hilft, aber niemand hat es wahrgenommen. Was wäre wenn .. ? Diese Fragen gingen mir die ganze Zeit durch den Kopf. Vor der Kirche warteten schon eine Menge Leute. Familie, Freunde und Verwandte. Ich glaube mit den meisten hatte Liz gar nicht so viel zu tun gehabt, sie sind eher wegen ihrer Eltern gekommen. Ihre Eltern sind ziemlich bekannt in unserem Ort , sie haben schließlich ihr eigenes Geschäft. Daher hatten sie auch nicht immer viel Zeit für Liz gehabt, darüber war sie traurig, dass hatte sie mir schon öfter erzählt. Vielleicht trug dies auch zu den Gründen für ihren Selbstmord bei. Vielleicht

hätten sie es merken können, hatten aber zu wenig Zeit. Ich glaube jeder wirft sich die Schuld vor, aber ich denke wir haben alle ein kleines Stück dazu beigetragen. Wir alle hätten es merken können. >>Mein Beileid.<< >>Danke Herr Baker.<< Meine Eltern wechselten noch ein paar Worte mit den Angehörigen, danach gingen wir in die Kirche. Der Trauergottesdienst begann und es wurde still. Alle lauschten den Worten des Pfarrers, gelegentlich hörte man Liz Mutter schluchzen. Ich überlege , wie es auf meiner Beerdigung aussehen würde. Ob wohl auch so viele Leute kommen würden? Jedenfalls möchte ich nicht dass geweint wird. Ich will das meine Beerdigung ganz weiß ist, über Bilder wo ich Lächeln und mit Freunden bin. Die Menschen sollen sich an die Momente erinnern, an denen ich glücklich war, und sie sollen sich freuen an meinem Leben teil genommen zu haben.


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jana033

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