Kurzgeschichte
Wake Me Up

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"Warnung... keine leichte Kost."
Veröffentlicht am 27. April 2014, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Meine Gedichte sind Ausdruck von Gefühlen. Sie sollen kein Mitleid sammeln, denn das ist nicht der Sinn ihrer Existenz. Sie sind mein Ventil für aufgestaute Gefühle. Nicht mehr und nicht weniger. Viele dieser Gedichte schreibe ich auf Englisch, da Englisch in meinen Augen eine Sprache ist, die einige Dinge deutlich intensiver beschreiben kann als Deutsch.
Warnung... keine leichte Kost.

Wake Me Up

Das Boot fuhr langsam. Sie sah sich um. Die anderen Frauen um sie herum waren kein Bisschen so schmächtig wie sie selbst. Ruby überlegte, warum sie hier war. Sie konnte sich nur erinnern, dass einige Männer sie in diese Boote gebracht hatten und sie nun keinen Ausweg mehr hatte. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hingebracht wurde, doch eine unbestimmte Angst ergriff sie.

Sie fuhren auf eine Insel zu. Lagerfeuer, Fackeln und gröhlende Stimmen zeugten von deren Bewohnern. Als sie eine Ahnung befiel, wurde ihr langsam übel. Sie wollte nur weg.

Das Boot legte am Steg an und sie wurden an Land gescheucht. Kaum hatte

Ruby den halben Steg überquert, konnte sie das unmissverständliche Spektakel an den Lagerfeuern sehen. Wo sie auch hin sah, eine einzige Orgie. Sie waren nur hergebracht worden, um von Horden von Männern benutzt zu werden. Sie wollte nicht. Die Augen entsetzt aufgerissen begann sie zu zittern und wich einige Schritte zurück. Ihr Gehirn arbeitete nicht mehr. Sie wollte nicht. Das war der einzige klare Gedanke. Ein Schrank von einem Mann kam auf sie zu, als sie sich nicht von der Stelle rührte und nur zitternd da stand.

„Beweg dich!“

Ruby zitterte immer heftiger und Tränen traten aus ihren Augen. „Ich will nicht.“

Hauchte sie und ihre Beine gaben nach und knickten zitternd ein.

„Los, beweg dich, steh auf!“

„Ich will nicht! Bitte!“ Sie begann rückhaltlos zu schluchzen und klammerte sich zusammengekauert an den Boden. Der Unbekannte lachte sie aus als sie ihn weiter anflehte, sie gehen zu lassen.

„B-b-b-bitte, lass mich gehen“ äffte er sie höhnisch nach. Er packte sie am Kragen und zog sie ein Stück hoch. Sie musste ihm ins Gesicht sehen.

„Is uns scheiß egal was du willst, Schlampe.“ Er grinste ihr spöttisch ins Gesicht, sein fauler Mundgeruch ließ sie fast würgen. Seine Augen blitzen auf und

er holte mit der Faust aus.

Ruby zuckte zusammen. Schon wieder so ein Traum. Sie fühlte mal wieder, wie ihr übel war, doch sie würde sich nicht übergeben. Diese Befreiung von Ekel, den sie empfand, gewährte ihr ihr Körper nie. Ihr Puls raste. Ihre Augen schossen hin und her und suchten die Schatten um sie herum ab, obwohl sie genau wusste, dass dort keine Gefahr lauerte. Schließlich versuchte sie sich zu beruhigen, setzte sich auf und schlang sich die Decke um den Körper. Es war drei Uhr morgens. Sie fühlte sich müde, aber sie wollte nicht weiter schlafen. Sie wusste, der Traum würde nur weiter gehen, wie ihre Träume es

immer taten. Seufzend zwang sie sich, aufzustehen. Und wieder, wie immer, befiel sie die Frage, warum sie so träumte.

Ruby suchte. Sie suchte nach dem Grund für ihre Träume. Sie wusste nicht genau wonach sie suchte, nur, dass sie eine Erinnerungslücke in ihrer Kindheit hatte, bei der sie starten wollte. Ihre Eltern wussten nichts relevantes, erzählten ihr von ihrer damaligen besten Freundin, bei der sie sehr viel Zeit verbracht hatte. Sie konnte sich noch daran erinnern, als sie diese Freundin, Helena, das erste Mal besucht hatte. Sie hatte sie gemocht. Doch alle

Erinnerungen waren sehr verschwommen. Sie hatte Helena schon lang als Freundin verloren und war seit dem nicht mehr in der Nähe ihres Hauses gewesen. Doch nun, auf der Suche nach den verlorenen Erinnerungen, schlenderte sie wieder am alt bekannten Grundstück vorbei. Die Garage des Hauses gab ihr ein mulmiges Gefühl, das sie nicht richtig einordnen konnte. Ruby wusste, irgendetwas war dort, was sie verdrängt hatte. Helenas Vater hatte die Garage immer besonders gehütet, aber es standen keine Autos darin, soweit sie sich erinnern konnte.

Helenas Vater war ein liebevoller Ehemann und Elternteil gewesen, doch

Ruby hatte ihn immer als sehr einschüchternd empfunden. Irgendetwas an ihm wollte ihr nicht mehr ins Gedächtnis zurückkommen.

Ruby hatte Helena schon ewig, und mindestens genauso lange deren Eltern, nicht mehr getroffen. Sie brannte auch nicht gerade darauf, ihnen wieder zu begegnen. Doch sie wusste genau, sie musste in diese Garage kommen.

In der Nacht kam sie wieder. Sie verschaffte sich durch das kleine, mit Stoff verhängte Fenster mühsam Zutritt zur Garage und kletterte über die unzähligen Pappkartons, die sich dort stapelten. Angst ergriff sie, als sie das Innere der Garage musterte. Eine Ecke

kam ihr besonders vertraut vor. Sie ging langsam darauf zu, wurde ständig konfrontiert von unzusammenhängenden verschwommenen Szenen und Bildern in ihrem Kopf und unverständlichen Sätzen, die in dieser Garage gesprochen worden waren. Sie schüttelte ihren Kopf im vergeblichen Versuch, wieder Klarheit zu bekommen. Sie öffnete die Kartons in der Ecke. Zeitschriften, Zeitungen, alte Schreibtischlampen, kistenweise Plunder. Die letzte Kiste der Ecke war schließlich, wonach sie gesucht hatte. Videobänder, eine Kamera, zugehöriges Stativ Ihre Hände zitterten und ihr wurde aus unerfindlichen Gründen übel, als sie die

Videokassetten in ihre Tasche stopfte. Sie wusste genau, das war, wonach sie gesucht hatte, auch wenn sich ihr Gedächtnis noch immer stur weigerte, die Erinnerungen preiszugeben.

Ruby räumte wieder alles zurück an seinen Platz und verließ mit pochendem Herzen das Grundstück.

Zuhause angekommen spielte sie die erste der Kassetten ab, die nur mit Nummern bezeichnet waren. Nach den ersten paar Minuten brachen die Erinnerungen über sie herein und ließen sie würgend und keuchend ins Badezimmer stürzen. Die Bilder einer sechsjährigen Ruby, die wie erstarrt nicht wusste, was geschah, als sie einen

für sie viel zu großen Penis in den Mund nehmen sollte, waren zu viel. Sie übergab sich, ohne etwas im Magen zu haben.

Alles in ihrer Umgebung umklammernd, die Augen erfolglos gegen die Bilder zupressend, wimmernd und heulend wollte sie nurnoch aus diesem Alptraum aufwachen. Es war doch ein Traum Das konnte nicht wahr sein sie wollte aufwachen, war sich sicher, es se ein Traum.

Verzweifelt, immernoch würgend hörte sie wie Helenas Vater sie im noch laufenden Video lobte, hörte die Sätze, die sie verdrängt hatte, nur zu deutlich. „Wach auf“ war ihr einziger Gedanke.

Sie taumelte aus dem Badezimmer, sah auf die Uhr. 8:15 Uhr. Das sagte ihr gar nichts. Sie sah den Brieföffner auf dem Nachttisch. Zitternd griff sie danach und drehte die Spitze zu sich selbst als sie ausholte. „Wach auf“

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DarkestLight
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