Kaum einer weiß, wo das Land liegt, von dem es keine Wiederkehr gibt. Doch es ist eine alte Geschichte aus dem Dorf Heiwanomura, dem Dorf des Friedens. Jeder Bewohner dieses Dorfes kennt die Geschichte vom Land der tausend Qualen, welches von ihnen nur Kunō genannt wird. In der Geschichte heißt es, dass alle Einwohner Heiwanomuras, welche die Gesetze des Dorfes nicht befolgen, vom Dämonen Gōmon geholt werden, um ihre
Taten bis in alle Ewigkeit zu büßen. Diese Geschichte hat dazu geführt, dass die Leute dort immer ein ruhiges und gesetzbewusstes Leben führen. Ein junger Mann dort jedoch, hält diese Volkssage nur für ein Ammenmärchen, welches den Einwohnern Angst einjagen soll. Der Name dieses Mannes ist Hikachi Okamura und er lebt seit sieben Jahren in Heiwanomura und kennt die Geschichte von Kunō. Er hat die Geschichte studiert und sucht seit knapp drei Jahren nach Beweisen oder Hinterlegungen, die diese Geschichte hinterlegen… jedoch ohne Erfolg. Hikachi hat sich sogar mit den Ältesten
unterhalten wollen, um mehr herauszufinden, doch diese haben ihn nurschief angeschaut und ihn als neugierigen Ungläubigen betitelt. Hikachi tat alles, um seine Nachforschungen voranzutreiben, doch keiner konnte oder wollte ihm weiterhelfen. Trotz seiner Recherchen fand er keine Beweise dafür, dass Kunō wirklich existiert. Eines Tages ging er zum Tempel und wollte mit dem Priester des Dorfes sprechen, doch auf halbem Weg dorthin, hörte er ein leises Flüstern aus einem der Häuser im Dorf. Hikachi konnte nicht
wirklich verstehen, was die Leute darin besprachen, also ging er näher andas Grundstück heran und schaute sich um, ob ihn auch niemand beobachtete. Dann versteckte er sich unter dem Fenstersims und schielte mit seinen kleinen Augen, auf der eine große, schwarze Brille hing in das Fenster und schaute zu einer etwas molligeren, älteren Dame, die sich mit einem etwas kräftigeren Mann über etwas scheinbar Wichtigem unterhielten: „…Ist ja nicht wahr, so ein kleiner Junge?“ hörte Hikachi den Mann flüstern. „Ja, er soll letzte Nacht von Gōmon geholt worden sein. Seine Mutter hat sich seitdem in ihrem Zimmer eingeschlossen und redet
mit niemandem“, antwortete die Frau. Der Mann schüttelte den Kopf und sagtedann: „Naja, aber du weißt doch, wie es heißt: Gōmon holt sich die Leute, die sich nicht an die Gesetze halten und Shinichi war nicht gerade ein Engelskind.“ Hikachi wollte noch mehr hören und stütze seine Hände am Fensterbrett ab und hob den Kopf etwas mehr in Richtung Himmel, doch gerade als er hörte, dass der Junge die Hühner vom Bauernhof mit Steinen bewarf, kam er mit seiner Hand gegen einen Blumentopf und stieß diesen um. Mit einer blitzschnellen Bewegung senkte er den Kopf und verschwand unter dem Fenstersims. Die alte Dame schaute kurz
rüber und bemerkte den umgefallenen Kübel und schlenderte zurHaustür, um nachzuschauen, was geschehen war. Hikachi hockte nur da und hoffte, die Frau würde ihn nicht bemerken, doch genau in dem Augenblick stand sie auch schon mit verschränkten Armen vor ihm und schaute ihn empört an und fragte: „Was machen Sie hier, Herr Okamura?“ Hikachi schaute zur Dame herauf und antwortete: „Hallo, Frau Oyamata. Schönes Wetter heute, oder?“ Ihm wurde auf der Stelle klar, wie bescheuert das von ihm war und erhob sich vom Boden: „Es tut mir leid, Frau Oyamata. Ich habe Sie beide da drinnen sprechen gehört und wollte wissen,
worüber.“ Er kniete sich hin, um derDame um Vergebung zu bitten, doch diese sagte nur: „Entschuldigen Sie sich nicht bei mir, sondern bei Gōmon, er entscheidet über Ihr Schicksal.“ Sofort senkte Hikachi den Kopf und sagte: „Es tut mir leid, erhabener Gōmon, Herr von Kunō“, doch dies sagte er mit einem Grinsen im Gesicht, welches Frau Oyamata nicht verborgen blieb und schimpfte: „Finden Sie das etwa witzig? Ein kleiner Junge wurde heute Nacht geholt. Wie können Sie es wagen, Gōmon so respektlos gegenüberzutreten?“ Mit diesen Worten verschwand die Frau voller Wut wieder im Haus und schloss die Tür mit einem
gewaltigen Knall. Hikachi belächelte sichselbst und ging weiter Richtung Tempel, als er noch mit einer lachhaften Bemerkung sagte: „Gōmon… haha.“
Nach etwa zehn Minuten Fußweg erreichte Hikachi endlich den Tempel und stieg langsam die Stufen empor. Oben angekommen, stand der Priester mit einem Ausdruck der Empörung an den Tempelsäulen und rief: „Hikachi, ich habe dich erwartet. Ich habe Gerüchte gehört, dass du nicht an Gōmon und dem Land der tausend Qualen glaubst.“ Hikachi stand am Treppenabsatz und antwortete: „Ich glaube nur an das, was ich sehe und es gibt keine Beweise für die Existenz von Gōmon oder Kunō. Es sei denn, Sie können mir welche liefern.“ Der Priester runzelte die Stirn
und sagte leise: „Ich kenne dich jetzt, seit du in Heiwanomura angekommen bist und die Geschichte von Kunō existiert schon seit sehr lange Zeit. Ich kann dir Gōmon zwar nicht vorstellen, aber ich kann dir etwas zeigen, wenn du willst.“ Hikachi war verwundert. Er versucht, seit drei Jahren etwas raus zu finden, doch niemand wollte ihm etwas sagen und jetzt war da ein alter Mann, der ihm alles zeigen wollte? Hikachi war stutzig, doch er antwortete: „Zeigen Sie es mir.“ Der Priester wandte sich dem Eingang des Tempels zu und sagte nur: „Folge mir.“ Dann gingen sie beide in den
Tempel. Hikachi war noch nie im Tempel gewesen und musterte die Wände und Säulen gründlich. Überall waren komische Linien und Muster, doch er dachte, es wäre wohl normal, bis der Priester sagte: „Diese Muster, die du hier siehst, sind keine einfachen Malereien oder Verzierungen, sondern die Schrift des Reiches von Gōmon, dem Herrn von Kunō.“ Hikachi nickte einmal kurz und ging weiter. Als die beiden eine riesige Halle betraten, blieb Hikachi die Luft weg und seine Augen weiteten sich. Einen kurzen
Moment später fing er an zu zittern und blieb stehen. Vor den beiden stand eine riesige Statue, die komplett aus Kupfer bestand und für Hikachi sowohl atemberaubend, als auch furcht einflößend war. Der Priester drehte sich zu Hikachi und begann zu erzählen: „Das, mein Sohn, ist Gōmon, der Herrscher von Kunō. Er lebt seit drei Jahrhunderten auf der Insel ohne Wiederkehr und holt sich alle zehn Jahre Bewohner aus Heiwanomura, die sich als würdig erweisen, für ihn zu kämpfen.“ Hikachi unterbrach den alten Mann und fragte: „Was für ein Kampf?“ Der Priester antwortete: „Der ewige Kampf zwischen Gōmon und seinem
Zwillingsbruder Aibu. Dieser Kampf währt nun seit mehr als 300 Jahren und seitdem existiert auch die Religion des Gōmonismus.“ Als der Priester seine Rede beendete, fragte Hikachi: „Was genau hat es mit dem Gōmonismus auf sich? Was sind die Richtlinien dieses Glaubens?“ Der Priester senkte langsam den Kopf und atmete tief durch, dann erhob er diesen wieder und stellte Hikachi eine Gegenfrage: „Weißt du, was das Wort bedeutet?“ Hikachi antwortete: „Ja, das Wort bedeutet…“ Hikachi hielt inne und schaute auf die riesige Statue, in dessen Hand er eine riesige Peitsche sah und fuhr fort: „Das Wort steht für Folter.“ Der Priester sah
Hikachi an und antwortete: „Ja, mein Sohn… Folter. Kunō ist kein Paradies oder die Hölle. Das Land der tausend Qualen ist eine riesige Folterkammer in Form einer Insel, auf der unser Gott seine Macht jedem demonstriert, der gegen seine Methoden oder seinem Glauben sprechen.“ Hikachi dachte an das Gespräch zwischen Frau Oyamata und dem älteren Herrn und schrie: „EIN KIND IST VERSCHWUNDEN UND SIE SAGEN, GŌMON HAT IHN GEHOLT!!?“ Der alte Mann hob seine Hand und wies Hikachi an, ruhig zu bleiben: „Es ist so, ob du es glaubst oder nicht. Aibu ist auf dem Weg hierher, um uns alle zu töten.“ Hikachi unterbrach den Priester und
sagte mit angewiderter Stimme: „Ich werde euch allen beweisen, dass dieser “Gott“ nur in euren Köpfen existiert!“ Dann trat er zur Statue heran und spuckte auf seine kupferfarbenen Füße und verlies den Raum. Er hörte aus der Ferne noch die Stimme des alten Mannes: „Du hast ein Heiligtum beschmutzt, dafür wirst du der Nächste sein!“ Hikachi ging weiter und wiederholte für sich die Worte und sagte nur: „Du mich auch.“