Fantasy & Horror
Drachenherz - Kapitel 2.1

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"Drachenherz - Kapitel 2.1"
Veröffentlicht am 16. April 2014, 68 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Whealangel
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich zeichne sehr gerne und habe ein Comic welches schon seit 4 Jahren im Gange ist und ich habe schon immer geschrieben, habe es aber nie geschafft weiter als 20 Seiten zu schreiben :P Trotzallem werde ich mit "Drachenherz" diesmal eine Ausnahme machen ;) Viel Spaß dabei!
Drachenherz - Kapitel 2.1

Drachenherz - Kapitel 2.1

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Maaria lief hinter ihr und hob den zu langen Schleier ihres Kleides auf, damit er nicht schmutzig und unrein wurde. Ezra versuchte so gerade wie möglich zu stehen und sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen, was ihr jedoch nicht sehr gut gelang. Als sie um eine Ecke bogen sah sie zum ersten Mal eine weitere Prinzessin die in einem violetten Kleid und dem traditionellen Zopf vor einem Tor stand und sich mit einem Diener des Hauses unterhielt. Ihre Anspannung vergrößerte sich immer mehr je näher sie sich der jungen Frau näherte. Sie hatte sehr dunkles Haar und

fast schwarze Augen, die streng auf ihren Diener blickten. Ezra konnte erahnen das sie aus Urten stamme, dem Land am Meer. Dort hatten sehr viele einen dunklen Hautton und schwarze Haare und waren oft ein Fischervolk. Ihre Flagge hatte einen blauen Schwertfisch mit einem grünen Meer und war bekannt für starke und muskulöse Bürger, ein Volk was sie und ihre Familie als ungezogen und simpel bezeichneten. Die Frau bemerkte Ezra und schaute ihre Rivalin mit zusammengekniffenen Augen an. Sie konnte spüren wie ihre dunklen Augen jeden Zentimeter ihres Körpers und Gesichtes musterte und als sie sich mit einem siegessicheren Grinsen

umdrehte, konnte Ezra ihre aufkommende Wut nicht verbergen. Doch bevor sie etwas sagen konnte schritt die Prinzessin aus Urten in das Tor hinein aus dem viele Gespräche und Musik zu hören waren. Der königliche Speisesaal. Sie atmete noch einmal tief durch und begann sich gezielt auf das Tor zuzubewegen. Maaria ließ kurz bevor sie eintrafen, ihren Saum los um sich mit den zwei Wachmännern zu unterhalten die an den Seiten des Tores standen. Große Männer mit starren Blicken und einer robusten grünen Uniform blickten die zwei Mädchen an und Ezra erkannte keine Gnade in ihnen. „Lady Roken, Tochter von Lord und

Lady Roken aus dem Haus Jifin.“, Maarias Gesichtsausdruck war sicher und gefasst, aber Ezra konnte erkennen das sie genauso aufgeregt war wie sie selbst. „Sie ist hier um für den Thron und den Prinzen zu werben.“ Einer der Soldaten blickte die junge Prinzessin mit einem kühlen Blick an und wandte sich danach wieder an Maaria „In Ordnung treten sie ein. Magd sie wissen wo ihre Plätze sind?“, die überraschend hohe Stimme des Soldaten lockerte etwas Ezras Anspannung. „Ja natürlich, Trim hat mir Bescheid gegeben.“ „Viel Spaß beim königlichen Festmahl.“ „Vielen Dank. Kommen sie Mylady!“,

Maaria drehte sich zu ihr um und deutete ihr an ihr in den riesigen Speisesaal zu folgen. Ezra verneigte sich knapp vor den Soldaten um sich bei ihnen zu bedanken, sie brauchte nicht etwas zu ihnen zu sagen. Sie traten hinein und sie kam vor lauter Staunen nicht mehr raus, es standen drei sehr lange goldene Tische im Saal und ebenso wie die Wand und der Tisch, war das Besteck aus reinem Gold. Auf jedem Platz gab es mindestens fünf Messer und fünf Gabeln, für jedes Getränk gab es ein bestimmtes Glas und die Teller variierten in jeden Formen und Größen. Obst und kleine Kuchen waren ordentlich auf dem Tisch verteilt und jede drei Sitze stand

ein weißer Kerzenständer, der den Glanz des Goldes verstärkte. An der Wand reihten sich unendlich viele Diener die alle darauf warteten eingesetzt zu werden, während sich die Besucher hinten im Raum befanden wo es eine große Tanzfläche gab auf der sich auch eine Musikgruppe befand und ein beruhigendes traditionelles Stück spielte. Die eindrucksvollen Kleider verschlugen ihr die Sprache, denn es glänzten alle in verschiedenen Farben und Trachten. Am Ende des Raumes gab es eine Erhöhung auf der ein weiterer langer Tisch stand und in der Mitte befand sich ein großer prunkvoller Thron, der Kaiserthron. Daneben waren ebenso große Throne auf

dem die Königin und der Prinz Platz nehmen würden, und wenn sie Glück hatte sie bald auch. Ihre Begeisterung wurde von einer Frau gestört die an ihr vorbei schritt. Eine weitere Prinzessin aus dem Land der Berge, sie hatte das rote Kleid an welches Ezra so hasste. Ihre blonden Haare waren in einem langen Pferdeschwanz gebunden und viele gelbe Federn schmückten ihre Frisur. Sie legte wohl nicht so viel wert auf traditionelle Bräuche. Die Frau hatte eine große klumpige Nase und einen schmalen Mund der, so wie ihrer rot war und die grünen herausstehenden Augen schauten mit großem Interesse in den Saal. Für eine Frau war sie sehr groß

und breit gebaut, man könnte meinen das sie mal ein Mann gewesen wäre. Aber sie wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und wandte sich Maaria zu, die gerade wieder von einem kurzen Gespräch mit dem schlaksigen Diener zurückkam. „Wenn sie möchten geleite ich sie zu ihrem Platz, die Zeremonie wird bald anfangen.“ „Ja, das ist eine gute Idee. Neben wem sitze ich denn? Mein Vater konnte ja nicht mitkommen und jetzt habe ich niemanden an den ich mich wenden kann.“, Ezra bereute es nicht das ihr Vater sie nicht begleiten wollte. Höchstwahrscheinlich schlug er grade mit einer seiner Nutten die Zeit tot.

„Wenn ich mich nicht irre sitzen sie gleich neben Lady Syhian, sie ist die Frau dort drüben.“, sie zeigte auf die männliche Frau mit dem roten Kleid und Ezra war erleichtert das sie nicht neben der Prinzessin aus Urten sitzen musste. Sie glaubte eine gute Gesprächspartnerin mit Lady Syhian gefunden zu haben, sie schien nett zu sein. „Okay, führe mich zu meinem Platz.“. Die Dienerin nickte und versuchte möglichst geschickt zwischen den vielen Leuten einen Weg zu finden zu dem Platz zu kommen. Die vielen Geräusche drangen an Ezras Ohren, doch sie konnte die Gesprächsfetzen nicht zusammensetzen.

Sie hatten es geschafft an den langen Tisch zu kommen, der rechts neben dem königlichen Platz war. Maaria schob den schweren Stuhl nach hinten um ihr die Möglichkeit zu geben sich hinzusetzten. „Bitteschön Mylady. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?“, sie schaute über die Schulter auf ihre Bedienstete. „ Nein, du kannst gehen. Danke.“ Mit einem Lächeln und einer Verbeugung entfernte sich das Mädchen und war schon in der bunten Menge verschwunden. Ezra strich ihren Saum glatt und faltete ihre feuchten Hände auf ihrem Schoß. Die Anspannung benebelte ihre Sinne und die Angst vor einer Erniedrigung ließ die Zeit langsamer

erscheinen. Sie erblickte Maaria die an einem Dienertisch saß, der am anderen Ende des Raumes platziert war. Sie schien sich auch nicht sehr wohl zu fühlen und blickte mit ihren großen blauen Augen die verschiedenen Paare an, die zu der orientalischen Musik aus dem Osten tanzten. Bis jetzt war niemand der königlichen Familie eingetroffen und die Prinzessinnen bereiteten sich in ihrem Inneren darauf vor, dem Prinzen gegenüber zu stehen. Ezras Blick wanderte zu ihren Tischgenossinnen, die sich mit ihren zugewiesenen Dienern unterhielten, oder wie gebannt auf die vor ihnen stehenden Kuchen starrten. Ihre Banknachbarin hatte sie aus den

Augen verloren. Vielleicht unterhielt sie sich mit einem adeligen Paar um sich beliebter zu machen. Als sie sich gerade wieder ihren Saum zurecht streichen wollte, bemerkte sie eine Bewegung in ihrem linken Blickfeld. Das violette Kleid wurde von zwei Dienern festgehalten, bis sich die Prinzessin richtig hingesetzt hatte. Mit einer abfälligen Handbewegung ließ sie die beiden Männer verschwinden. Der Ausdruck der Frau aus Urten war wie der einer aufmerksamen Raubkatze. Ihre Blicke trafen sich und Wut stieg wieder in ihr auf. „Ezra Roken, wenn ich mich nicht irre?“, der selbstgefällige Unterton ärgerte sie. „Ja, Lady Roken. Und sie

sind?“ „Lady Murjen aus Urten, dem wunderschönen Land des Wassers.“ „Ahja, habe ich mir schon gedacht das sie aus dem Fischervolk Urten stammen.“, das ironische Lächeln was ihr über die Lippen huschte zeigte Lady Murjen, dass Ezra ihre Herausforderung angenommen hatte. „Und sie möchten für den Prinzen werben?“ „Ja, deshalb bin ich hier.“ „Hm, na dann. Ich wünsche ihnen viel Glück, das werden sie ja sicherlich brauchen.“ Ezras Brust krampfte sich zusammen. Sie konnte diese Frau nicht ausstehen.

„Das wünsche ich ihnen auch.“ Zu ihrem Glück wandte sie sich ab und fing mit einer nahestehenden Magd zu reden an. Sie schien etwas über die Lautstärke der Musik zu sagen, woraufhin die Magd sich entschuldigte und ihr versuchte zu erklären das sie nichts dagegen machen könne. Ezras aufkommender Hass wurde durch ein rotes Kleid gestört und sie blickte auf. Die herausstehenden grünen Augen schauten sie freundlich an. „Guten Abend, Lady Roken. Ich bin wohl ihre Sitznachbarin!“, mit einer nicht überraschend tiefen Stimme setzte sich die Frau aus Freven neben sie. Aus

dieser Nähe konnte sie den dick aufgetragenen Puder auf ihrem Gesicht erkennen, der ihre vielen Unreinheiten verdecken sollte. „Es freut mich sie kennenzulernen, Lady Syhian.“, sie versuchte freundlich zu wirken. Wenigstens eine sollte sie mögen. „Die Freude liegt ganz bei mir! Und, sind sie schon aufgeregt? Ich muss gestehen das ich es schon etwas bin, obwohl es nicht meine erste Werbung ist.“ „Wirklich? Hm.“ „Das scheint sie wohl wirklich nicht sehr aus der Fassung zu bringen, ich bin beeindruckt!“ „Müssen sie nicht sein.“ Lady Syhian richtete sich auf „Und

haben sie schon gehört das die Kandidaten aus dem Ritterschlag kommen sollen? Das wird bestimmt spannend!“ Ezras Anspannung vergrößerte sich und ihr Herz begann zu rasen. „Wie bitte? Die Ritter kommen hier hin?“, die Frau schien überrascht über ihr spontanes Interesse zu sein. „Ja, so habe ich es zumindest gehört. Alle Kandidaten die am Ritterschlag teilnehmen werden, sind hier in das Königshaus eingeladen um die Eröffnung zu machen.“ Sie konnte es kaum fassen, sie durfte endlich einmal die Helden sehen und mit ihnen Kontakte knüpfen. Vielleicht lernte sie jemanden kennen und musste nicht den

tyrannischen Prinzen heiraten. „ Sie scheinen wohl sehr an den Kriegern interessiert zu sein, kann es sein das sie einen von ihnen kennen?“ Lady Syhians neugieriges Gesicht ließ sie kindlicher wirken als sie aussah. „ Nein, leider nicht. Aber ich wollte schon immer einen von ihnen kennenlernen.“ „Ach wirklich? Dann haben sie ja Glück gehabt, da sie hierher kommen. Ich hoffe nur dass das was ich gehört habe wirklich war ist, haha!“, das große Gebiss der Prinzessin blitzte auf und Ezra konnte ihre Freude kaum zurückhalten. „ Ich hoffe. Das wäre wirklich toll!“ Das pochende Herz und die Hoffnung auf

neues Wissen über die Drachen nahmen ihr die Furcht vor der bevorstehenden Aufgabe. Die beiden Frauen sahen sich noch einen Moment lächelnd an und drehten sich dann wieder nach vorne, als sie die plötzlich eintretende Stille wahrnahmen. Die tanzende Menge hatte sich aufgelöst und nun saßen alle auf ihre vorgesehenen Plätzen. Die Diener eilten zusammen um sich vor dem großen Tor in eine Reihe zu stellen und die kommenden Gäste zu ehren. Alle Blicke waren auf die in einem Marschtempo eintretenden Männer gerichtet. Lady Syhian hatte recht gehabt, was sie auch mit einem Zwinker in Ezras Richtung andeutete. Die Krieger waren die

Eröffnung für das königliche Mahl. Ihre Aufregung war kaum auszuhalten, sie wäre am liebsten sofort zu ihnen gerannt, doch das erlaubte ihr momentaner Status nicht. Mit zusammengepressten Lippen saß sie auf ihrem Stuhl und betrachtete die im glänzenden weiß gekleideten Ritter, die langsam aber mit sicheren Schritten in den Raum traten. Jeder von ihnen trug einen langen Umhang auf dem jedes Zeichen aller Völker aus Levenia versehen war. Zuerst Makrat. Fünf Männer mit breiten Schultern und dichten Bärten traten ein. Ihre Schwerter hielten sie vor sich, wie Statuen und stellten sich auf die linke

Seite der Tanzfläche. Danach kamen die Ritter mit der Flagge aus Urten auf ihrem Rücken. Ezra schielte zu Lady Murjen, die mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen ihre Untertanen begutachtete. Sie hatten alle einen dunklen Hautton und vertraten ihr Volk perfekt. Die fünf in blau gekleideten Männer stellten sich neben die weißen Makratäer. Es folgten Freven, Mirion, Saolin, Irimen und Hyranda, das Land der Wälder. Es war mysteriös und viele wollten nichts mit dem dunklen Land zu tun haben. Es behaupteten einige, dass die Hyander mit den Drachen in Verbindung standen und ihnen bei dem Krieg mit ihren Fähigkeiten in Alchemie und Magie

weiterhalfen. Doch das ist nie mit festen Beweisen belegt worden und war daher nur noch ein weiteres ungelöstes Geheimnis des Volkes aus Hyranda. Sie hatte die Prinzessin aus dem Reich auch noch nicht erblickt, doch viel Zeit hatte sie dafür auch nicht, denn nun schritten die edlen Männer aus Jifin herein. Die rote Flagge mit dem stolzen Adler, der mit seinen ausgebreiteten Flügel Stärke ausstrahlte wehte im leichten Wind der Schritte der Ritter. Sie betrachtete die hellhäutigen Gestalten mit den Gewändern ihres Volkes. Vier waren schon auf dem Weg zur linken Seite des Raumes, als der letzte auch hinzukam. Ezra spürte plötzlich eine starke Präsenz

in den Raum fließen. Die schmale Figur trat mit leichten Schritten in den Speisesaal und strahlte eine besondere, unbeschreibliche Aura aus. Sie konnte sehen wie jeder wie gebannt auf den jungen Mann sah, der die große königliche Flagge in seiner Hand trug. Doch die Blicke der Adeligen brachten ihn nicht aus der Ruhe. Sein Gesicht war schmal und zart und die flinken braunen Augen konzentrierten sich auf seinen Auftritt. Er hatte streng zurückgelegte blonde Haare, die man zu einem traditionellen Kriegerzopf gebunden hatte. Seine schwere Rüstung ließ ihn noch zierlicher wirken und die langen Finger umklammerten sein am Gürtel

hängendes Schwert. Es sah aus als könnte er jeden unerwartet Angriff gekonnt abwehren und einen tödlichen Schlag ausführen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er hatte etwas Besonderes an sich was sie aber nicht hätte benennen können. Am linken Flügel angekommen stellte er sich neben seine großen Kameraden und blickte immer noch starr nach vorne. Die Aufmerksamkeit der Leute im Saal wandte sich nun dem mit Ankündigung hereintretenden König zu, der mit seiner Gemahlin unter dem Arm sehr langsam und mit einer geraden Haltung eintrat. Sein langes gelbes Gewand mit den vielen Verzierungen strich über den

Boden und die Krone auf seinem weißem Kopf strahlte im Licht. Seine vielen Falten zeigten sein wahres Alter und die Narben die seinen Hals zierten, verdeutlichten die harten Zeiten die er durchlebt hatte. Die Königin lächelte schwach und ihre ebenfalls grauen Haare waren zu einem großen Kron- ähnlichen Zopf gebunden worden, der ihre schlanke Figur betonte. Das blaue Kleid war im Gegensatz zu ihrem Ehegatten sehr schlicht und ging nur bis zum Boden. Die Gäste standen auf und verneigten sich sofort vor ihren König. Ezra jedoch konnte ihre Augen nicht von dem jungen Mann aus ihrem eigenen Reich Jifin abwenden. Sie versuchte

immer noch verzweifelt zu deuten was an ihm anders war. Seine bernsteinfarbenen Augen bewegten sich und ihre Blicke trafen sich. Hitze stieg ihr ins Gesicht und sie versteifte. Doch er ließ sich von ihrem Unbehagen nicht davon abbringen ihr weiterhin direkt in die Seele zu schauen. Das Gelb vermischte sich mit dem Braun und das Schimmern zog sie vollkommen in seinen Bann. So etwas hatte sie schon einmal gesehen, doch bevor sie noch weiter nachdenken konnte, wurde sie durch einen lauten Ausruf gestört. „Der ehrenwerte Prinz Ion!“, der Diener klappte seine Papyrusrolle zusammen und schritt beiseite. Das interessierte

Murmeln der Frauen und Männer begleitete die selbstsicheren Schritte des Thronfolgers. Ezra spürte eine Aura die nicht wie bei dem jungen Jifiner war, aber eine dunkle, mächtige, unterdrückende Aura die ihr die Kehle zuschnürte. Die breite Gestalt trat in den Raum und das graue Gewand betonte noch mehr die Muskeln die sich unter ihm befanden. Mit einem langen roten Umhang und einem breiten, schweren Schwert an der Hüfte näherte er sich in der Menge. Der Prinz wirkte jünger als dreißig, doch in seinen dunklen Augen spiegelte sich eine geheimnisvolle und undurchdringbare Kälte wieder, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken

laufen ließ. Sein dichtes dunkles Haar war nach hinten gelegt worden und der Bart der sich von seinem Haaransatz über seine gesamte untere Gesichtshälfte erstreckte, verlieh ihm eine noch mehr einschüchternde Selbstsicherheit. Sie konnte die Macht die er ausstrahlte fast ergreifen und war sich nun nicht mehr so sicher auf seiner Seite sein zu wollen. Lady Syhian erging es wohl genauso, denn sie sah Ezra mit einem verwirrten Blick an, worauf sie nur das Gleiche erwidern konnte. Beide wandten sich wieder dem Prinzen zu. Er hatte nun den Platz neben seinem Vater erreicht und mit einem vergnügten Lächeln faltete er seine großen Hände zusammen. Ein

weiterer Diener eilte in die Mitte der Tanzfläche und begann zu sprechen „Die königliche Majestät, die ehrenwerte Königin und der Thronfolge Prinz Ion!“, ein bestimmtes Klatschen füllte den Raum und der kleine Mann fuhr fort „Die Auswahl der Prinzessin und Gemahlin des Thronfolgers wird heute entschieden. Bei diesem Festmahl haben die ehrenwerten Majestäten geladen, um sich bei der Wahl der Gemahlin sicher zu sein. Die geehrten Prinzessinnen der verschiedenen Länder werden gebeten gleich vorzutreten und sich vorzustellen. Der Prinz wird einige von ihnen Aussuchen und die nächsten Tage mit ihnen verbringen. Am Ende wird die

Entscheidung feststehen und die geehrte Prinzessin wird mit dem Thronfolgen, Prinzen Ion verlobt werden.“ Ein Raunen lief durch den Raum und Ezra wurde immer mulmiger zumute. Sie musste gleich nach vorne gehen und konnte sich nur in dieser einen Geste als ehrwürdig erweisen die Gemahlin des Prinzen zu werden. „Lady Shiem, aus dem Land der Weiden Mirion!“, die Blicke der Leute suchten die erste Kandidatin und als diese mit unsicheren Schritten aus der Menge kam, beugte sich auch der Prinz nach vorne. Das Mädchen war vielleicht fünfzehn Jahre alt und trotz ihres rosafarbenen Kleides konnte man erkennen wie dünn sie

darunter war. Mit unbehaglichen Bewegungen verbeugte sie sich hastig vor der Königsfamilie und Ezra sah wie sie mit ihren Tränen kämpfte. Nach einer langen Begutachtung des Prinzen stolperte sie wieder zu ihrem Platz zurück. Ion lehnte sich wieder zurück und seine heitere Zufriedenheit die er durch die Unsicherheit des Mädchens bekommen hatte, machte sie wütend. „Lady Fahin, Land am Rande Saolin!“ Die Frau mit dem langen braunen Zopf und dem grünen Kleid trat nach vorne. Mit einer perfekten Verbeugung zog sie die Aufmerksamkeit auf sich. Auch der Prinz hatte wesentliches Interesse an der blauäugigen Prinzessin. Er betrachtete

jeden Zentimeter ihres Körpers und in seinen dunklen Augen konnte Ezra die obszönen Gedanken förmlich ablesen. Es widerte sie an, dass sie vielleicht auch so angeschaut werden würde. Über Lady Fahins Mund huschte ein Lächeln als sie sich wieder auf ihren Platz begab und bemerkte wie der Lord ihr hinterher blickte. Er lehnte sich mit einem zufriedenem Gesicht in seinen großen Thron zurück. „Lady Syhian, Land der Berge Freven!“, ihr Herz setzte kurz aus und Ezra sah zu der angespannten Frau neben ihr, deren Augen noch weiter herausstanden als zuvor. „Dann wollen wir mal.“, sie wusste nicht ob sie nun mit ihr gesprochen hatte oder ob sie sich

nur beruhigen wollte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und schritt nach vorne. Das rote Kleid betonte ihre breiten Schultern und ihren großen Rücken, den sie nun versuchte so gerade wie Möglich zu halten. Mit einem freundlichem Lächeln verbeugte sie sich tief und die aufmerksamen Augen des Prinzen folgten ihren Bewegungen. Sie hatte sich wohl lange darauf vorbereitet, denn alles war in eine präzise Abfolge eingeordnet. Die Verbeugung, das Lächeln und der Gang zu ihrem Platz. Nach ihr folgten die Prinzessinnen aus Irimen, Hyranda, Makrat und Urten. Ezra konnte kaum auf ihrem Stuhl sitzen bleiben, denn nun war sie dran bei dem Lord Eindruck zu

schinden. Die Konkurrenz war stark und vor allem die Ladys aus Saolin, Hyranda und Urten hatten bei Ion gute Chancen. Die Ungeduld ließ sie verrückt werden, doch der erlösende Ausruf kam ihr zu Hilfe „Lady Roken, Land der Sonne Jifin!“, die Hitze schnellte ihr in den Kopf und die vielen durchdringenden Blicke der Leute ließen sie gleichzeitig erschaudern. Sie erhob sich von ihrem Platz und mit zitternden Händen ging sie um den langen goldenen Tisch herum. Prinz Ion beugte sich nach vorne, doch sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht genau deuten. Angestrengt versuchte sie seinem Blick standzuhalten und um ihre Aufregung zu verstecken, hielt sie den

langen Saum des weißen Kleides in ihren Händen. Sie fühlte sich schwer und träge und jeder Schritt schmerzte in ihren Beinen. Sie war in der Mitte angekommen und der Thron erschien noch höher und unantastbarer als zuvor. „Guten Abend, Lady Roken.“, Lord Ions dunkle und durch dringliche Stimme ließ sie erschaudern. Sie verbeugte sich und der Boden unter ihr verschmolz nun zu einer braunen Masse. „Guten Abend, Mylord. Es ist mir eine Ehre.“ „Ganz meinerseits. Sie haben übrigens ein sehr schönes Kleid an. Weiß ist die Farbe der Unschuld und der Reinheit.“ „Ja, weiß ist eine sehr schöne

Farbe...“ „Das finde ich auch. Wieso sind sie heute hier bei der Werbung?“ Der sarkastische Unterton ließ sie immer unsicherer werden. „Ich würde sie gerne als Gemahlin beglücken.“ „Und wieso möchten sie das, Lady Roken?“ „Ich finde sie sehr...interessant.“ Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. „Interessant? Was für eine spannende Ausdrucksweise sie gewählt haben, Lady Roken. Sie gefallen mir.“, Ions Lächeln spiegelte sich in ihrem. Sie musste ihre Beherrschung bewahren. Nach einer kurzen Pause verneigte sie sich erneut

und ging schnellen Schrittes auf ihren Platz. Mit einem Seufzer bestätigte sie sich, dass sie es geschafft hatte. Lady Syhian lehnte sich zu der nervösen jungen Frau. „Sie haben das wirklich gut gemacht. Sie haben nicht eine Minute ihre Beherrschung verloren!“, Ezra nickte nur stumm und versuchte wieder unbeeindruckt nach vorne zu blicken. Die Stille füllte sich und nach einem weiteren Ausruf, begann die Musikkapelle zu spielen. Die Paare fanden sich erneut zusammen und Ezra konnte die bunte Menge ineinander fließen sehen. Doch ihr Interesse suchte die bernsteinfarbenen Augen des jungen Mannes, die sie so überwältigt hatten.

Seine Aura war besonders, so familiär und vertraut. Es machte sie wahnsinnig nicht zu wissen was dieses Gefühl war und warum es ihr so bekannt vorkam. Doch sie konnte nur die weißen Ritter erkennen, die mit einigen Dienern der Drachenarena zu den Tischen gingen um dort das nun servierte Essen zu verspeisen. Weit und breit konnte sie die rote Uniform nicht entdecken. „Lady Roken, sollen wir uns vielleicht auf die Tanzfläche begeben? Ich habe nicht sehr viel Hunger.“, während Lady Syhian das sagte stand sie schon hinter ihr und wartete auf eine Antwort. „Nein ich möchte lieber essen, aber wenn sie tanzen wollen will ich sie nicht davon

abhalten.“ „Wie sie möchten, dann amüsiere ich mich eben alleine! Bis dann.“, die große Frau schritt leicht tanzend den Gang entlang und verschwand in der sich bewegenden Menge. Ezra lehnte sich zurück und beobachtete die Speisen, die nun mit einer beeindruckenden Schnelligkeit auf die verschiedenen Teller gelegt wurden. Der Diener der nun vor ihr stand hatte abstehende Ohren und einen hervorstehenden Unterkiefer. Er sah aus wie ein Mann aus einer Unterschicht Makrats. Angewidert von seinem Aussehen wandte sie sich dem großen Stück Fleisch zu, das mit grünen Dekorationen auf dem passenden

goldenen Teller lag. Der Geruch stieg ihr in die Nase und erst jetzt bemerkte sie ihren knurrenden Magen. Sie nahm die Gabel und das Messer in die Hand und schnitt sich ein mundgerechtes Stück ab. Bevor sie den Geschmack des Fleisches auf ihrer Zunge schmecken konnte, erblickte sie in ihrem Augenwinkel etwas rotes. Die rote Rüstung. Schnell legte sie ihr Besteck beiseite und erhob sich von ihrem Tisch, ohne das der Diener hinter ihr zeit hatte ihren Stuhl zurückzuschieben. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet und ließen sich von nichts ablenken, auch wenn sie es schwer hatte sich durch die tanzenden Gäste hindurch zu schlingen. Die Prinzessinnen die sie

nur kurz wahrnahm, tanzten und plauderten mit den Adligen anderer Städte. Mit einem letzten Kraftstoß schaffte sie es aus dem Tanzsaal hinaus und schaute sich auf dem Gang um. „Mylady, alles in Ordnung?“, der Wachmann mit der hohen Stimme betrachtete sie fragend. „Ja,ja, alles in Ordnung.“, sie versuchte sich wieder zu beruhigen und ihre Fassung zu gewinnen. „Dann haben sie noch einen angenehmen Aufenthalt, Mylady.“. Mit enttäuschtem Gesicht drehte sich Ezra wieder dem überfüllten Saal zu. Die rote Rüstung war verschwunden. Wie von einem Erdboden verschluckt. Gerade als sie sich wieder in Bewegung setzten wollte,

legte sich eine große Hand auf ihre Schulter. Mit einigen Hoffnungen drehte sie sich um und blickte in die dunklen Augen des Mannes vor ihr. „Sie habe ich gesucht, Lady Roken.“, der dichte Bart verdeckte das ironische Lächeln. „Lord Ion was für eine Überraschung.“ „Und, haben sie Spaß auf der Feier?“ „Ja, es ist sehr schön hier und natürlich ist es mir eine große Ehre hier zu sein, Lord Ion.“ „Das erfreut mich. Haben sie denn auch schon getanzt?“ „Nein, habe ich leider noch nicht. Aber ich wollte auch nicht unbedingt sofort tanzen, da es so voll ist.“, seine Augen

musterten sie während sie sprach. Sie war dankbar, dass Maaria ihr soviel Puder auf das Gesicht getan hatte. „Ja, da haben sie wohl recht. Ich mag es auch lieber...ruhiger.“. Es ließ sie erschaudern mit was für einem beunruhigenden Unterton er gesprochen hatte. „Ja, so ist es.“, die unangenehme Stille die ihr so lange vorkam machte sie immer unsicherer, doch Ions Blick wich plötzlich zur Seite ab. Ezra folgte seinen dunklen Augen und erschrak. Die schlanke Figur bewegte sich so leise, dass sie sie sicher nicht bemerkt hätte. Die rote Bekleidung stach hervor und die blonden Haare glänzten in dem Licht des Saals. Seine flinken bernsteinfarbenen

Augen zogen sie wieder in ihren Bann und das Gelb floss wie in einem Strom aus braun und schwarz zusammen. Ion nahm ihn bei der kleinen Schulter und zog ihn zu sich heran. „ Darf ich vorstellen, das ist Lerian der auserwählte Ritter ihres Volkes Jifin!“, der stumme junge Mann verneigte sich knapp. Neben dem Prinzen sah er aus wie ein zierliches kleines Kind, auch wenn sein Schwert seine wahre Stärke bewies. „Diese wunderschöne junge Dame ist Lady Roken, aus dem Land der Sonne.“, der blonde Mann schaute sie mit einem unbeteiligten Blick an. „Guten Abend Lord Lerian, ich fühle mich geehrt sie kennen zu lernen.“, Ezra

verbeugte sich, doch ihre Augen folgten immer noch den seinen. „Die Freude ist ganz meinerseits, Mylady.“, er hatte genau die sanfte helle Stimme die sie vermutet hatte. „Sie sind also ein Ritter unseres Volkes für die diesjährigen Arena spiele.“ „Ja, das bin ich. Jedoch haben wir noch sehr viel Training vor uns.“ „Ach, wirklich, das kann ich mir vorstellen. Ich wollte schon immer einen wahren Krieger kennenlernen, so wie sie Lord Lerian.“ Der Mann lächelte schwach, was Ezra verunsicherte. Schweigend standen sie nun in einem Kreis und Ions amüsierter Blick ließ Hitze in ihr Gesicht steigen. „

Wenn sie mich entschuldigen würden, ich muss noch für die Zeremonie meine Vorbereitungen treffen.“. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Wäre Lord Ion nur nicht hier! „Ja, gehen sie ruhig Lerian. Sie haben ja Verpflichtungen!“, der Prinz nickte ihm zu und der Ritter verbeugte sich. „ Ja, mein Lord.“, er wandte sich nun zu ihr. „ Auf wiedersehen, Mylady.“, sie lächelte und sah ihm noch gebannt hinterher. Jetzt hatte sie ihre Chance verpasst mehr über ihn und die Drachen zu erfahren. Als sie merkte dass der Lord sie musternd beobachtete, drehte sie sich wieder zu ihm um. „ Er ist ein interessanter Bursche. Er hat die

Aufnahmeprüfung ohne jegliche Anstrengung geschafft, obwohl er der Kleinste unter allen war!“, er kreuzte seine Hände hinter dem Rücken „Und seine geheimnisvolle Art ist sehr faszinierend, meinen sie nicht auch Lady Roken?“. Diese Frage verlangte nur eine Antwort und diese bereitete ihr Unbehagen. „ Er ist bestimmt ein guter Ritter, aber er hat nicht die Aufgabe ein ganzes Land zu leiten.“, ihr verlockendes Lächeln ließ seine Augen aufblitzen. „Hm, da haben sie wohl recht. Sie gefallen mir, Lady Roken.“, der Prinz wandte sich zum gehen „ Ich glaube meine Entscheidung wird sie erfreuen.“. Ezra blickte ihm hinterher und als sein

breiter Rücken in der Masse verschwand, stieß sie einen lauten Seufzer aus. Sie hatte es geschafft Ion auf ihre Seite zu ziehen, auch wenn sie sich nicht sicher war mit ihm zusammen sein zu wollen. Doch dank ihm hatte sie den Ritter kennengelernt und vielleicht hatte sie die Gelegenheit erneut mit ihm zu reden um so mehr über die Drachen zu erfahren. Sie drehte sich auf ihrem Absatz um und steuerte den Saal zu, doch zwei Schatten an der Ecke des Ganges erregten ihre Aufmerksamkeit. Sie sah sich kurz um und als sie niemanden erblicken konnte, schritt sie leisen Ganges auf die sich unterhaltenden Gestalten zu. Das Licht der Kerzen

verdeutlichte die Umrisse der zwei Menschen und Ezra konnte erahnen, dass es sich um Dienstmägde handelte. „...er will es wirklich tun, ich habe es selbst gehört!“, die helle Stimme klang aufgeregt, woraufhin die andere angespannt antwortete „Bist du dir wirklich sicher? Ich meine er ist..., wirklich sicher?“, sie spitzte die Ohren. Wer hat was vor? Von wem reden die da? „Ja, ich habe es doch gesagt, ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört!“ „Schrei nicht so! Aber es ist doch....kann es sein?“ „...will doch nicht den König

loswerden?!“ Was? Den König loswerden? Wer sollte denn so was machen wollen? Ezra trat noch weiter an die Ecke heran und versuchte mit ihren hohen Schuhen möglichst keine Geräusche zu machen. „Denk doch mal nach, dann wäre er...“, die andere Frau überlegte kurz. Ezra beobachtete ihre Schatten. „Ich weiß nicht...“, die größere Frau kreuzte die Arme vor ihrer Brust „...er ist so gemein, das könnte gut-“ „Rede nicht so über ihn!“, die kleine Frau schreckte zurück und ließ ihre Schultern herunterhängen. „Ja, Mam.“ „Wenn uns jemand hört“, sie näherte sich dem zierlichen Dienstmädchen

„dann sind wir so gut wie tot!“. Beide Frauen verstummten und nach einer kurzen Weile verschwanden sie mit hastigen Schritten. Über wen haben die beiden nur geredet? Will wirklich jemand den König loswerden? Das wäre doch reiner Selbstmord... Ezra löste sich von der Wand und atmete aus. Sie hatte ein Geheimnis erfahren, aber eines welches sie nicht verstand. Grübelnd ging sie wieder in den großen Speisesaal. Die zwei Wachen vor dem Eingang erkannten sie und begrüßten sie mit einem kurzen Kopfnicken. Nun saßen viele Menschen schon an ihren Desserts und unterhielten sich fröhlich. Sie hielt

Ausschau nach ihrer Bediensteten, die sie seit ihrer Ankunft nicht mehr gesehen hatte. Vielleicht wusste sie ja etwas mehr über das Gerücht. Doch Maaria war nirgends zu finden, sie konnte nur die Prinzessinnen aus den verschiedenen Städten und deren Diener sehen. Auch Lady Murjen unterhielt sich angeregt mit einigen Fürsten aus dem Reich Makrats. Bestimmt wollte sie sich so nur beliebter machen, um bei der Werbung mehr Verbündete zu haben. Ezras Mundwinkel erhoben sich. Wenn Murjen nur wüsste, dass sie den Prinzen gerade um ihren Finger gewickelt hatte, dann würde ihre dunkle Haut bestimmt rot vor Wut werden. Mit einem siegessicheren

Lächeln führte sie die Suche weiter. Doch eine kleine Hand zwang sie zum stoppen. Sie drehte sich um und blickte in die großen blauen Augen des Mädchens. „Lady Roken, sie sollten sich etwas zu den Fürsten gesellen, das könnte ihre Chancen beim ehrenwerten Prinzen vergrößern.“ „Glaubst du ich bin nicht gut genug für ihn?“ Maaria errötete „ Oh-oh, doch! Natürlich Mylady, das-das war, ich wollte nicht-“ Sie winkte ab „Ist schon in Ordnung.“ Erleichtert schaute Maaria zu Boden. „ Ich wollte dich noch etwas fragen.“ „Was denn, Mylady?“ sie blickte

neugierig auf. „Weist du etwas...weist du ob jemand es auf den König abgesehen hat?“ Die Frage verwunderte Maaria und ließ sie gleichzeitig nervös werden. Sie dachte gerade angestrengt über eine gute Antwort nach und das konnte Ezra ihr im Gesicht ablesen. „Ich weiß nicht so genau, es gibt bestimmt auch einige Gegner des Königreiches aber so spontan würde mir keiner einfallen...“, enttäuscht schnalzte die Prinzessin mit der Zunge. „Wieso möchten sie das denn wissen?“, mit einem mahnenden Blick sah sie auf die Dienerin „Habe ich dir erlaubt etwas zu

fragen?“ „Nein Mylady, bitte entschuldigen sie mich. Ich werde nicht mehr ohne ihre Erlaubnis fragen stellen!“, tief verbeugt stand Maaria nun vor ihr. „Ja gut so.“ Ein lauter Gong ertönte und die Musik verstummte schnell. Die Masse fing an sich aufzulösen und langsam begannen die Menschen sich auf ihre Plätze zu begeben. „Mylady, sie sollten sich nun lieber auch hinsetzten. Ich werde auch zu meinem Platz gehen.“ „Ja, in Ordnung.“ „Viel Glück Mylady, sie werden das schon schaffen!“, mit einem scheuen Lächeln ging Maaria schnelleren

Schrittes zu ihrem Platz. „Vielen Dank...“, murmelte sie und bahnte sich ihren Weg zu ihrem Stuhl. Nun war es soweit, der Augenblick der alles verändern sollte. Nervös blickte sie auf die leere Tanzfläche und atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich auf ihren vorbestimmten Posten begab. Lady Syhian saß nun auch wieder neben ihr und zwinkerte ihr zur Aufmunterung noch einmal zu, obwohl sie selber zitternde Hände hatte. Ezra lächelte sie auch an und beide Frauen widmeten ihre Aufmerksamkeit wieder dem kleinen Diener mit der Pergament-rolle zu, der sich in die Mitte der Tanzfläche stellte. Diesmal hatte sie freie Sicht auf die

anderen Prinzessinnen die gegenüber von ihr Platz genommen hatten. Die Frau aus Saolin mit dem langen braunen Zopf und dem grünen Kleid, das ängstliche Mädchen aus Mirion und die dicke Frau aus Irimen, mit den roten Haaren. Sie konnte sogar die Kandidatin aus Hyranda erblicken, die mit dem schwarzen Kleid ein Kontrast zu den bunten Gewändern der anderen Gäste erschuf. Sie hatte ganz weiße Haare die zu einem seitlichen Zopf geflochten waren und der schiefe Pony hing ihr ins blasse Gesicht. Ihre Augen konnte Ezra nicht erkennen, aber sie ging stark davon aus dass diese hell waren. Mit zusammengefalteten Händen auf ihrem Schoß, saß sie dort wie ein

unbeteiligter Gast aus einer anderen Welt. Vielleicht langweilte sie sich ja hier. Sie schielte zur Seite und sah Lady Murjen die mit geradem Rücken und einem spöttischen Lächeln auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Warum freute sie sich nur so, sie hatte sowieso keine Chance gegen sie selbst und gegen die anderen. Auch wenn die Prinzessin aus Urten eine der Favoritinnen gewesen war, soweit Ezra das beurteilen konnte. Wie gebannt starrte diese auf den Prinzen der mit zufriedenem Gesicht in die Leere schaute und sich schon auf seine zukünftige Braut freute, oder eher auf die gemeinsame Nacht die bevorstand. Ein Schauer lief ihr den

Rücken herunter, daran wollte sie gar nicht erst denken. Ezra fiel nun zum ersten Mal das Königspaar auf, das den ganzen Abend kein Wort geredet, geschweige denn sich bewegt hatte. Die Königin hatte noch etwas Leben in ihren müden Augen, doch der König war wie ausgeschaltet und es schien als wäre er überhaupt nicht hier. Das einzige was ihre Macht zeigte, waren die zwei großen Throne auf denen sie saßen und die Kronen die sie auf ihren Köpfen trugen. Das Gerücht das es dem König schlecht ging schien zu stimmen und auch seine Frau schien das Alter langsam mitzunehmen. Ein Stich Mitleid ging durch ihr erhärtetes Herz und sie konnte

die Traurigkeit der beiden Alten spüren. Sie wandte sich ab, bevor sie noch mehr hinuntergezogen wurde. Der Diener setzte an „Ehrenwerte Lords, ehrenwerte Ladys. Die Werbung ist somit abgeschlossen und der Prinz, Makrats Thronfolge wird ihnen nun seine mit Bedacht entschiedene Auswahl vorstellen. Der geehrte Prinz Ion!“, der kleine Mann flitze förmlich von der Tanzfläche und die Augen richteten sich alle auf den aufgestandenen Prinzen. Dieser hatte seine Hände hinter den Rücken gekreuzt und streckte seine muskulöse Brust nach vorne und sah leicht von oben auf sein Volk. „Ich fühle mich geehrt das sich so viele

wunderschöne Prinzessinnen aus den verschiedensten Städten heute hier versammelt haben. Die Entscheidung ist mir also sehr schwer gefallen und jede von euch wäre eine Kandidatin gewesen, doch leider kann ich nur eine Gemahlin an meiner Seite haben.“, Ion schaute direkt in Ezras Augen und sie errötete leicht „Eine Lady die weiß was sie möchte, jemand der meine Pläne und Zukunftswünsche unterstützt und versteht und jemand...der etwas sehr besonderes an sich hat.“ Irgendetwas schien sich in ihr zu bewegen. Hatte er sie damit gemeint? Aber was wollte er damit sagen, wusste er etwa über ihre Vergangenheit

Bescheid? „Deshalb habe ich mich nun entschieden, wer die Kandidatinnen sein werden, die sich in den nächsten Tagen mit dem Königshaus vertraut machen werden.“ Die Anspannung schien greifbar und diesmal sahen alle wie gebannt auf den selbstsicheren Prinzen. „Lady Fahin, die Prinzessin aus dem wunderschönen Reich Saolin!“ Klatschen begleitete die schnellen Schritte der in grün gekleideten Prinzessin, die sich mit einem strahlenden Gesicht vor dem Prinzen verbeugte und dann wieder auf ihren Platz ging. Ezra blickte wieder zu dem Thronfolgen. Könnte es sein das er sie

am Ende aufrufen wollte? „Lady Murjen, aus der Stadt der Meere Urten!“, mit erhobenen Kopf stieg sie die kleinen Stufen hinunter und schielte beim vorbeigehen zu ihr. Mit einem selbstsicheren Blick lächelte sie spöttisch und verneigte sich vor dem Lord. Er schien die Spannung zwischen ihnen mitbekommen zu haben und schien sichtlich darüber erfreut zu sein. Warum musste es auch unbedingt diese arrogante Frau sein? Als sich Lady Murjen wieder hingesetzt hatte, fuhr er fort „Lady Teran aus der geheimnisvollen Stadt Hyranda!“, diesmal war das Klatschen nicht sehr laut und ein leises Gemurmel erfüllte den Raum.

Die junge Frau erhob sich ohne mit der Wimper zu zucken. Sie hatte immer noch ihren Kopf gesenkt und ihre Hände gefaltet. Mit leichten Schritten trat sie nach vorne. Ihre weißen Haare fielen nach vorne und man konnte erkennen, dass ihr Zopf sich aufgelöst hatte. Grinsend betrachtete Ion das dünne Mädchen in dem schwarzen Kleid. Irgendetwas in seinen Augen ließ sie erschaudern. Was war dieses Gefühl? „Und aus dem roten Reich, der Stadt der Sonne Jifin, Lady Roken!“, endlich konnte sie sich auch erheben. Sie versuchte mit einem möglichst unbeeindruckten Gesichtsausdruck nach vorne zu gehen. Sie hob ihr weißes Kleid

und stellte sich in die Mitte des Raumes, begleitet von einem schwachen Klatschen. Sie hatte sich wohl zu wenig mit den Fürsten unterhalten und keine für sie stimmenden Lords kennengelernt. Doch sie bereute es nicht, sie wurde ja trotzdem von Prinz Ion auserwählt. Elegant verbeugte sie sich und schaute einen kurzen Moment in seine dunklen Augen. Er lächelte sie an und begann weiterzusprechen „Ich bedanke mich bei den anderen Städten, Prinzessinnen für ihre Anwesenheit. Ich bin mir sicher das sie trotzdem eine wichtige Rolle in der großartigen Stadt Makrat spielen werden. Lang lebe Levenia. Lang lebe der König!“, er steckte sein gefülltes

Weinglas in die Höhe und ein lautes grölendes Volk stoß mit ihm an. Auch Lady Syhian die mit einem enttäuschten, aber auch einem erleichterten Blick ihren Wein austrank. Ezra hob ebenfalls ihr Glas, doch es war ihr nicht nach Wein zumute und stellte es gleich wieder auf den Tisch. Die Musik setzte wieder ein und eine fröhliche Melodie zog die Menschen auf die Tanzfläche. Es wurde laut und die aufgerufenen Prinzessinnen waren nur so von Fürsten umgeben die ihnen gratulierten. Einige musterten sie auch, aber niemand näherte sich ihr. Doch Ezra war das egal, denn Erschöpfung machte sich in ihr breit. Sie wollte jetzt einfach nur in ihr Gemach.

So leicht kam sie jedoch nicht davon.

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Hörbuch

Über den Autor

Whealangel
Ich zeichne sehr gerne und habe ein Comic welches schon seit 4 Jahren im Gange ist und ich habe schon immer geschrieben, habe es aber nie geschafft weiter als 20 Seiten zu schreiben :P Trotzallem werde ich mit "Drachenherz" diesmal eine Ausnahme machen ;)
Viel Spaß dabei!

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Silbenfaeller Gut fortgeführt. Die Brautwahl als Casting-Show war durchaus unterhaltsam... und du bist im Recall! :-)
Dazwischen die Handlung mit verschiedenen Verzweigungen weiter gesponnen und Akteure eingeführt. Ich glaube da kommt noch einiges auf deine Hauptperson zu.
lg SF
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