Romane & Erzählungen
Der Sprayer - Rebell wider Willen

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"Der Sprayer - Rebell wider Willen"
Veröffentlicht am 15. April 2014, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich mag es zu reisen und in Gedanken entgleisen. Lass die Gedanken verreisen, doch sie fangen an zu vereisen.
Der Sprayer - Rebell wider Willen

Der Sprayer - Rebell wider Willen

Einleitung

Das ist die Geschichte des Rebellen wider Willen.




Copyright by Paul HĂŒttig

Der Sprayer



Das ist die Geschichte eines jungen Mannes, der nie ein Rebell sein wollte. Das ist die Geschichte eines jungen Mannes, der so vieles und trotzdem nichts hatte.

Dem als eine der wenigen Dinge im Leben das illegale sprayen von Graffiti noch so etwas wie Zufriedenheit geben konnte. Dem grauen Alltag entfliehen durch den nÀchtlichen Kick.



Ein Anfang 20-jĂ€hriger, der aufgrund seiner roten Cap von den meisten nur Red Cap genannt wurde. Sein Tag, sein unverwechselbares Markenzeichen jedoch, war ein MP in Wildstyle mit einer goldenen Krone darĂŒber, er nannte es selbst „Crownded MP“, oder einfach nur„Crowned“.

Erst vor kurzem war er vom SĂŒdteil der

Stadt, welche hauptsĂ€chlich aus EinfamilienhĂ€usern und Vorstadtidylle bestand, in den Norden gezogen, ĂŒbersĂ€t mit Plattenbauten, alten HĂ€usern und dreckigen, mit Graffiti ĂŒbersĂ€ten Straßen.


Es war nicht er selbst, dass ihm zu dem

machte, was er war, sondern die RealitÀt und die damit einhergehenden EnttÀuschungen und die TrÀume, die er zugunsten der RealitÀt aufgeben musste.

Diese Welt war dunkel, kalt und erbarmungslos. Vor allem jetzt schien dies nur noch offensichtlicher, da sich schon seit Monaten nicht ein einziger Sonnenstrahl zu zeigen schien. Hier im Norden war jeder fĂŒr sich selbst, denn hier musste jeder selber irgendwie durchkommen. All das ließ Red Cap natĂŒrlich nicht auf sich sitzen.

Es war nicht sein GefÀngnis, dass sich die Gesellschaft aus Leistungsdruck und Anpassungszwang selbst erbaute.

Nein, noch konnte er ihm entfliehen und diese Welt, die nicht seine Welt war, bunt fÀrben. Farbe bringen in den grauen Beton des Alltags, Abwechslung erschaffen in dem endlosen Meer von HÀusern, die doch alle so eintönig und gleich aussahen.

Mit zahlreichen „Crownded MP“- Tags und Stencils hatte er bereits seine Umgebung verziert. WĂŒrde man seine Umgebung nicht verĂ€ndern, dann Ă€ndert einem die Umgebung, das wusste er.

Oft zog er alleine los, dann sprĂŒhte er meist nur Stencils, manchmal auch mit Freunden oder seiner Crew, erwischt wurden sie jedoch noch nie, dank seiner

vorsichtigen, fast schon paranoiden Art, Gefahren bereits im Vorfeld zu wittern. Außer in dieser Nacht. Diese Nacht, die doch so vieles verĂ€ndern sollte. Heute juckte es ihm besonders in den Fingern. Schnell textete er seinen Kumpel an: „Ey yo, lass heute mal nen ‚Crowned‘ setzen.“ Eine Stunde spĂ€ter klingelte er bei ihm.

Diese Nacht hatten sie sich vorgenommen, ein extra großes „Crowned MP“ an einer Hauswand mitten an einer belebten Kreuzung anzubringen, wo alle es sehen konnten, sozusagen sein bestes Kunstwerk.

Obwohl die ganze Stadt zu schlafen schien, zitterten ihre Knie und das Adrenalin schoss ihnen in den Kopf. Nach kurzer Zeit fanden sie eine Wand, die noch nicht bemalt war und von wo aus man eine gute Übersicht ĂŒber die Kreuzung hatte. NatĂŒrlich wollte er hier sein KĂŒrzel, das MP mit Krone in Wildstyle anbringen. Sogleich setzte er die Can zum Sprayen an und sein Freund schob Wache. Nach einer Weile zuckte sein Kumpel auf: „Scheiße, da kommt jemand.“ Schnell versteckten sie sich hinter der nĂ€chsten HĂ€userwand. Sie wussten, dass zu dieser Zeit mitten in der Woche nur noch die Polizei unterwegs war. Sie

warteten ein paar Minuten, bis das Licht des Wagens wieder verschwand.

Doch anstatt sich nach Hause zu schleichen, war Red Cap so sehr vom Enthusiasmus und Adrenalin gepackt, dass er das Graffiti unbedingt beenden musste.


Ein großer Fehler. Denn gerade, als er begann, seinem Tag die Krone aufzusetzen, fĂ€rbte sich die Nacht blau durch das Licht der Sirenen. Ein ohrenbetĂ€ubendes Heulen zerriss die Stille der Nacht. „Fuck“ dachte sich Red Cap nur, sein Kumpel schrie laut: „Weg hier“. Sie rannten, versuchten sich wieder hinter der nĂ€chsten HĂ€userecke zu

verstecken, doch diesmal hatten die Bullen sie entdeckt.

Das Polizeiauto raste in vollem Tempo auf sie zu, ein Mann stieg aus: „Sofort stehenbleiben.“ Beide dachten daran, nun in die andere Richtung zu entfliehen, doch sie bemerkten den kalten Lauf, der nun geradewegs auf sie gerichtet war, jederzeit bereit, abgefeuert zu werden.

Vor Schreck rissen sie die HĂ€nde in die Luft und ließen den Rucksack mit den SprĂŒhdosen und Stencils fallen. Am liebsten wĂ€ren sie nun im Boden versunken, doch der Asphalt war kalt und hart. Unter tosendem Geheul wurden sie auf das Polizeirevier gebracht.


Dort wurden sie verhört und wie Verbrecher behandelt, folgten sie doch nur der Kunst ihres Herzens. Es war ihre Kultur, ihr Lifestyle, doch sie wussten, dass die Erwachsenen dies nie verstehen wĂŒrden.



GLOSSAR Cap - Basecap Can - SprĂŒhdose Crowned MP - Tag des Protganonisten Tag - SignaturkĂŒrzel des Writers Stencil - Schablone

Wildstyle - kompliziert aufgebautes Graffiti mit hoher KomplexitÀt

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MaxPowers
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Lass die Gedanken verreisen, doch sie fangen an zu vereisen.

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Silbenfaeller Die Fachbegriffe hättest du ein wenig erklären können. Und - obwohl nicht schlecht geschrieben, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Das Entfernen der unerwünschten Kunst ist zeitaufwendiger und teurer als das illegale Aufbringen - und das ist ihnen bewusst.
Gibt´s eine Fortsetzung?
lg SF
Vor langer Zeit - Antworten
MaxPowers Hi,
danke für den Hinweis. Habe die Fachbegriffe nun im Glossar noch einmal erklärt. In der Geschichte hätte es den Lesefluß vermutlich zu sehr eingeschränkt :)
Die Geschichte ist natürlich rein fiktional. Das Ende ist extra so geschrieben, um auf die Konsequenzen dieser Tat hinzuweisen.
Viel eher geht es in der Geschichte darum, den Leser in eine Welt einzuführen, die für die meisten von uns verborgen ist, obwohl sie doch direkt vor unserer Haustür ist und uns tagtäglich umgibt.
Über eine Fortsetzung habe ich bis jetzt noch nicht nachgedacht, ist aber eine gute Idee :) Derzeit arbeite ich jedoch noch an einer anderen Geschichte mit einem vollkommen anderen Setting.
LG
Vor langer Zeit - Antworten
Karimela Des einen Kunst - Ausdruck der Kreativität und Flucht vor dem Grau des Einerlei - ist dem anderen Sachbeschädigung und Schmiererei. Da prallen Welten aufeinander. Einerseits verständlich, dass man Plattenbauten und graue Betonburgen "verschönern" will, aber wie in vielen Bereichen des Lebens, liegt auch hier Schönheit im Auge des Betrachters und schon geht's los mit dem Konflikt. Ob das unbedingt als Rebellion bezeichnet werden kann - auch hierüber könnte man vermutlich trefflich streiten;-) Aber mal die andere Seite zu lesen - also die des Sprayers - war interessant, da ich persönlich bei vielen dieser Kunstwerke nicht so recht nachempfinden kann, was daran nun besonders schön sein soll; womit wir wieder bei dem Konflikt und dem Auge des Betrachters wären;-)
Liebe Grüße
Karimela
Vor langer Zeit - Antworten
MaxPowers Hi,
danke für das Kommentar :)
Durch diesen Konflikt steht es natürlich jedem frei, sich als Leser auf der Seite der Selbstwahrnehmung des Protagonisten zu positionieren oder der Fremdwahrnehmung durch die Gesellschaft.
Die Frage, ob der Protagonist nicht eher ein Antagonist ist, verschwimmt ineinander durch die subjektive Bewertung der darin geschilderten Geschehnisse.
LG
Vor langer Zeit - Antworten
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