Fantasy & Horror
Drachenherz - Kapitel 1

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"Drachenherz - Kapitel 1"
Veröffentlicht am 14. April 2014, 56 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Whealangel
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Über den Autor:

Ich zeichne sehr gerne und habe ein Comic welches schon seit 4 Jahren im Gange ist und ich habe schon immer geschrieben, habe es aber nie geschafft weiter als 20 Seiten zu schreiben :P Trotzallem werde ich mit "Drachenherz" diesmal eine Ausnahme machen ;) Viel Spaß dabei!
Drachenherz - Kapitel 1

Drachenherz - Kapitel 1

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Die rote Kutsche rollte schwer über den steinigen Boden und rüttelte bei jedem Schlagloch. Das hölzerne Fahrzeug fuhr schnell, aber mit einer gewissen Eleganz durch die befüllten Straßen der Stadt. Die Pferde schnauften und ließen sich von den Schlägen des Kutschers leiten. Dieser brüllte immer wieder einige unverständliche Befehle und daraufhin bewegte sich der Wagen schneller oder langsamer. Einige Bürger sprangen in letzter Sekunde auf die sichere Straßenseite, um nicht den Zorn des Kutschers zu verfallen. Die Menschen tummelten sich auf der Marktstraße und überall sah man schreiende Verkäufer die

versuchten ihrer Ware einen Reiz zu geben, damit sie ihre Familien ernähren konnten. Kinder in zerlumpten Kleidern huschten zwischen den dicken Frauen mit ihren Einkaufskörben umher und manchmal sah man auch eine kleine Hand die in einer Tasche glitt und kurz darauf mit einigen Münzen wieder verschwand. Betrunkene Männer kamen aus den Kneipen des Marktes getaumelt und gingen mit heiterem Gelächter in den nächsten Trinkkeller. Manchmal auch mit williger Begleitung. Man konnte alles finden was man wollte, doch hier befand sich nur die untere Schicht der Gesellschaft. Makrat war eine große Stadt und somit gab es auch deutliche Unterschiede der Menschen. Hier, im äußeren Ring Makrats

wohnte der Abschaum der Gesellschaft. Bettler, Prostituierte, Säufer, Diebe und Mörder. Je weiter man in den Kern der Stadt fuhr, desto vornehmer waren auch die Einwohner. Und in der Mitte befand sich der königliche Palast, der vor Angriffen gut geschützt war. Somit war auch der Kontakt eines Adligen und eines Bettlers ausgeschlossen, da der äußere Ring nicht mit den inneren Bürgern in Kontakt kam. Doch wollte man aus einer anderen Stadt nach Makrat, musste man sowohl durch die gepflegten und schönen Häuserreihen, als auch durch die abgelegenen Gossen des äußeren Rings. Ezra rümpfte die Nase und strich sich angewidert eine rote Strähne aus dem

blassen Gesicht. Sie blickte auf einen Bettler, der sich an ein Haus gelehnt hatte, um seine mit Schlamm verdreckten Beine auszuruhen. Er hatte nur einen braunen Mantel an und seine Hose bestand aus einigen zusammengeflickten Küchenlumpen, die ihre eigentliche Farbe nie wieder annehmen konnten. Er hatte eine Flasche in der Hand und das was sich darin befand, hatte eine unbeschreibliche Farbe. Der Bettler legte sie an seinen trockenen Mund und versuchte daraus zu trinken, doch das meiste lief an seinem Mund vorbei und blieb an seinem grau-braunen Bart hängen. Das schien er jedoch nicht zu bemerken und nahm noch einen kräftigen Schluck. Sie schweifte ab und ihre schmalen grauen Augen erblickten einige

Prostituierte die gerade ihre hässlichen Gesichtszüge betonten und versuchten die Falten in ihrem Gesicht mit weißen Puder zu verstecken. Mit rotem Lippenstift verschönerten sie ihre blassen Lippen und betrachteten sich danach in dem verdreckten Schaufenster eines Geschäftes. Sie hatten lange bunte Kleider an die mit einem großzügigen Ausschnitt und plüschigen Ärmeln ausgestattet waren. Doch bei genauerem Hinsehen sah man, dass auch die Kleider sehr mitgenommen und alt waren. Eine von ihnen sah auf und bemerkte Ezras angeekelten Gesichtsausdruck, welchen sie dann mit einem ironischen Lippenlecken beendete. Perplex drehte sie sich um und die Kutsche bog in eine weitere Straße ein.

Es war kein weiter Weg mehr bis zu ihrem Ziel. Sie lehnte sich zurück und dachte an ihre bevorstehende Aufgabe. Sie musste sich im Palast vorstellen um sich als nachfolgende Prinzessin zu bewerben und die Ehre ihrer Familie somit zu erhalten. Ezra hatte keine andere Möglichkeit, denn sie war die älteste Tochter und dazu bestimmt, die Macht und den Reichtum ihrer Familie weiterhin zu versichern und natürlich auch ihre. Ihre Stirn legte sich in Falten als sie an ihren möglichen Ehemann dachte. Er war ein arroganter dreißigjähriger Mann. Groß, muskulös und der Sohn des Königs, ein Prinz. Gerüchten zu folge war er gewalttätig und verfolgte seine Ziele auch mit militärischen Mitteln. Er hatte

auch schon viele Frauen gehabt, die er aus den Kneipen und Luststädten angeschafft hatte. Ein Mann der auf eine tyrannische Zukunft voraussah, der bald vielleicht mit ihr als Gattin herrschte. Sie war nicht angetan von dem Gedanken, doch das war ihre einzige Möglichkeit ihr Leben so weiter zu leben wie sie es bisher getan hatte. Der Wagen hielt mit einem Ruck an und kurz darauf öffnete sich die Tür. Ein kleiner dicker Mann, mit einem langen schwarzen Mantel und einem ebenso schwarzen Hut stand vor ihr und blickte sie mit seinen dunklen, alten Augen an. „Lady Roken, wir sind da.“, sagte dieser mit einer brummenden Stimme und reichte ihr seine große Hand. „Ja.“, antwortete sie knapp. Sie durfte ihre

Eleganz niemals ablegen, sonst hatte sie keine Chancen mehr auf den Thron. Mit einem Schritt stand sie auf den harten Boden und betrachtete die weiße Treppe die zu dem enormen grünen Palast führte. Auf beiden Seiten der Treppe reihten sich perfekt geschnittene Bäume, die mit vielen weißen Rosen verziert waren und die Pracht des Palastes noch mehr zum Vorschein brachten. Die Farbe des Palastes war auch auf der Flagge Makrats versehen: Smaragdgrün. Die Türme streckten sich dem hellen Himmel entgegen und das Hauptgebäude zog sich weit in die Länge. Sie hatte gehört, dass es im Palast einen schönen Garten gab, der auch mit der großen Bibliothek verbunden war. Die Verzierungen auf dem Gebäude spiegelten

die Geschichte der Alten wieder. Es war wie ein Buch welches die großartigen Schlachten und Kriege visualisierte. Anscheinend wollte der erste König die Erfolge Makrats mit jedem teilen der in die Stadt kam und niemandem das Wissen vorenthalten. Es war eines der heiligen Paläste des ganzen Landes und somit oft von Mönchen und Priestern besucht. Mit einer hohen Mauer wurde das Grundstück eingezäunt und jede fünfzig Meter stand ein mächtiger Soldat in ebenfalls grüner Uniform. Der Palast Makrats war bekannt für seine Eleganz und große Anzahl an Büchern und Wissen. Auch wenn sie große Bewunderung hegte, durfte sie sich es nicht anmerken lassen. Daher widmete sie sich wieder ihrer Aufgabe.

Mit ihrer roten Kutsche fielen sie wohl sehr auf, dachte sich Ezra. Noch bevor sie sich besser umschauen konnte, wurde sie von einem Diener des Hauses abgeholt. „Willkommen, Mylady. Wir sind sehr geehrt das sie uns heute an so einem wichtigen Tag besuchen. Ihr Zimmer ist schon eingerichtet, um eure Sachen werden wir uns sofort kümmern.“. Der schlaksige Diener verneigte sich und machte ihr mit einer schnellen Handbewegung deutlich, ihm zu folgen „Hier lang, wenn ich bitten darf.“. Sie hob ihr langes rotes Kleid an und stieg die Treppe hinauf. Ezra kam aus der Stadt Jifin und dort war die königliche Farbe Rubinrot. Viele sagten dass sie die perfekte Königin Jifins sei, da auch ihre Haare die Farbe ihrer Heimat hatten.

Doch sie mochte ihre Haare nicht, denn es erinnerte sie immer wieder an ein großes Feuer welches sie als sie klein war erlebt hatte. Traurigkeit machte sich in ihr breit. Ihre Mutter war an jenem Tag ums Leben gekommen, eingehüllt in einem glühenden Schleier. Die Flammen die ihre Familie zerstört hatten. Nach dem schrecklichen Unfall hatten sich ihr Vater und sie auseinandergelebt und seitdem herrschte eine kalte Beziehung zwischen ihren. Ezra erinnerte sich nicht wie dieses Feuer entstand, sie konnte nur noch den geschockten, aber doch sanften Gesichtsausdruck ihrer Mutter aufrufen. Sie erstickte ihre Traurigkeit schnell wieder und stieg die Treppen weiter hinauf.

Plötzlich blieb sie stehen, denn ihre Augen erblickten auf der linken Seite des Palastes ein großes weißes Gebäude, welches mit riesigen Statuen die restliche, bedauerliche Gegend bei weitem übertraf. Es war die Drachenarena in der jedes Jahr die tapfersten Ritter bestimmt wurden, die sich auf den heiligen Pfad zum Krieg zwischen Menschen und Drachen machen durften. Es war eines der wichtigsten Rituale der Geschichte von Makrat und wurde von allen Leuten verehrt. Nur die Auserwählten durften sich auf den langen Weg machen, die Drachen zu töten und somit ein weiteres Jahrzehnt ohne Angst vor den Drachen zu verschaffen. Schon immer fielen die riesigen

und furchteinflößenden Kreaturen über das Land ein und zerstörten alles was die Menschheit aufgebaut hatte, doch die Priester riefen zu einem Krieg auf der die Sicherheit der Menschen versichern sollte. Seitdem schrieben sich tausende edle Soldaten ein, ihrem Schicksal gegenüber zu treten und ihre besonderen Kräfte für das Land einzusetzen. Ezra kniff ihre Augen zusammen um die Details der Statuen zu begutachten, die Arena war jedoch zu weit entfernt. „Sie werden jetzt in ihr Zimmer gebracht und wenn sie möchten können sie eine Führung durch den Palast machen. Heute Abend wird dann zu einem Festmahl aufgerufen und danach beginnt die Zeremonie.“, mit einem unfreundlichem

Unterton ließ der Diener sie in den Palast eintreten. Die enorme Tür war bereits geöffnet worden, um die Offenheit der Königsfamilie zu zeigen. Vier grüne Säulen erstreckten sich auf jeder Seite des Raumes und waren mit goldenen Ranken verziert. An der Wand waren weiße Lampen zu sehen, die unzählbare Kerzen hielten. Ein Tor zeigte einen langen Gang der mit weiteren Toren fortgeführt wurde und am Ende des Ganges befanden sich zwei große Treppen, die zu weiteren Gemächern führten. Große goldene Tische standen an den Wänden auf denen sich exotische Obstsorten in einer grünen Schale befanden. „Ich würde sehr gerne eine Führung machen. Aber ich möchte in die Bibliothek und in den

Garten.“, sagte Ezra in einem bestimmenden Ton da sie den Eindruck erwecken wollte, dass sie wusste was sie wollte. „Ja Mylady, natürlich. Ich werde, gleich wenn sie auf ihren Zimmer sind jemandem holen der ihre Führung übernimmt.“, der Diener verneigte sich knapp und ging in einem schnelleren Schritt weiter den Gang entlang. „Wann werde ich mit dem Prinzen sprechen können?“, sie wollte das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Im Moment ist seine Majestät außer Haus, aber er wird in Kürze eintreffen. Ich werde ihm Bescheid geben, dass sie ihn zu sprechen wünschen. Hier entlang Mylady.“ „Sehr gut.“. Der Diener stoppte vor einer Tür und öffnete diese nach einer kurzen Pause.

Ezra hatte noch nie so eine robuste Tür gesehen. Sie war, wie der Rest grün mit goldenen Blumenmustern verschönert. Sie trat ein und sah sich um. Eine große Couch mit unendlich vielen Kissen stand auf der rechten Seite des Raumes. Zwei Schränke und ein Bücherregal standen an den Wänden und auf dem Boden breitete sich ein langer roter Teppich aus. Auf der linken Seite befand sich ein Tisch mit verschiedenen Büchern und leeren Blättern, sowie einer Feder darauf. Es hingen drei große Bilder mit verschiedenen Landschaften an der weißen Wand, die in goldenen Bilderrahmen eingerahmt waren. Ein Balkon wurde von den grünen Vorhängen verdeckt, doch Ezra konnte sehen, dass man eine Aussicht auf

den Garten hatte. Und auf die Drachenarena. Hinter einer Tür befand sich das Schlafzimmer was aus einem ebenfalls grünem Himmelsbett und einem goldenen Wandschrank bestand. Auch dort gab es ein Balkon, welches jedoch nur auf den Innenhof des Palastes blicken ließ. Das Badezimmer war direkt daran angeschlossen und hatte eine große Badewanne, in die mindestens drei Leute hineinpassten. Auf dem Becken standen eine Reihe heilender Kräutermischungen und Beruhigungscremes, die man in allen Variationen bereitstehen hatte. Das Zimmer war an sich sehr groß, doch Ezra hatte es sich etwas adeliger und prunkvoller vorgestellt. Sie hoffte, dass wenigstens die königlichen Gemächer, in denen sie vielleicht

wohnen würde, majestätischer waren. „Dies ist ihr Zimmer, falls sie etwas brauchen sind wir sofort für sie da. Es wird gleich ihre Führung kommen, die dann auch immer für sie da sein wird.“. „Okay, aber ich möchte keinen männlichen Diener haben, bitte.“ Verdutzt blickte der Diener auf „Mylady, wir ordnen die Diener immer nach Geschlecht des Meisters ein. Ihrer wird auch selbstverständlich eine Frau sein.“. Hitze stieg in Ezras Wangen. Sie war daran gewohnt das sie ihre Diener nicht aussuchen durfte. Sie ging zum Balkon und wich den verwirrten Blicken des Dieners aus. „Das ist gut. Ich wollte nur sichergehen das sie mir keinen Mann zuordnen, da dies bei

Diensthäusern manchmal der Fall ist.“. Mit dieser Ausrede sollte sie den Verdacht das ihre Familie sich nicht genügend Diener leisten konnte, aufheben können. „Ja Mylady. Falls sie nichts mehr brauchen, werde ich nun ihre Magd holen.“ „Du kannst gehen.“ Mit einer schnellen Verbeugung schritt er durch die Tür und schloss diese mit einem kurzen Knurren. Nun war sie alleine im Zimmer. Ezra lockerte ihre Schultern und ging auf den Balkon zu. Sie öffnete die Fenster und trat hinaus auf den Vorsprung. Eine kleine Bank befand sich auf dem weißen Balkon und ein goldenes Gitter umschloss die Fläche. Nach einigen Schritten war sie am Ende angelangt und stützte sich am Gitter ab.

Unter ihr erstreckte sich der gepflegte Garten der mit vielen bunten Blumen und Bäumen ihre Aufmerksamkeit erregte. Zwischen dem Grün, gab es einige Wege die mit klaren weißen Steinen gepflastert waren. Zwei Diener huschten durch den Garten, um nicht den langen Umweg um den Garten herum machen zu müssen. Sie hatten jeweils einen Korb mit verschiedenen Brotarten und einen Wasserkrug. Höchstwahrscheinlich bereiten sie sich für heute Abend vor, dachte Ezra. Ihre Augen glitten über die Dächer des Palastes unter ihr und blieben an der Fassade der Drachenarena hängen. Sie wollte auch bei dem Ritterschlag dabei sein, denn sie hatte bisher nur von den vielen und

beeindruckenden Kämpfen gehört. Es sollten ja tausende Menschen hineinpassen, aber trotzdem war sie nie eine von ihnen. Meistens war sie mit irgendwelchen Bündnissen mit anderen Familien und Clans beschäftigt und hatte keine Zeit dort hinzugehen wo sie wollte. Doch dieses Jahr war sie hier, das war ihre einzige Chance die Auswahl der Ritter zu sehen. Die nächste wäre erst in weiteren zehn Jahren und da wusste sie nicht ob sie sich hier aufhielt. Vielleicht konnte sie mit dem Prinzen absprechen das sie dort hingingen, er war sowieso an Gewalt und Kämpfen interessiert. Was Ezra jedoch mehr ansprach waren die Ritter die dort teilnahmen. Meistens waren es große, starke junge Männer die aus reichen Familien kamen. Und wenn sie aus

den äußeren Ringen kamen, waren sie nach ihrem erfolgreichem Kampf schlagartig reich und hochangesehen. Genau ihre Art Mann. Reich, wohlhabend und stark. Eigentlich genauso wie der Prinz, doch er war zwölf Jahre älter als sie und ein unberechenbarer Mann. Jemand der sie nicht so behandeln würde wie sie es will, und das ärgerte sie. Es klopfte und Ezra schrak hoch. „Mylady? Ich bin hier für ihre Führung, kann ich reinkommen?“, eine zarte Stimme drang durch die Tür. „Ja, ich bin bereit.“ Die Tür öffnete sich langsam und eine zierliche Frau, oder eher Mädchen betrat das Zimmer. Hastig verbeugte sie sich als sie Ezra am Fenster sah.

„Guten Tag Mylady und herzlich willkommen im königlichen Palast. Ich bin ihre Bedienung Maaria.“ „Danke.“ Ezra begutachtete das Mädchen in dem grauen Gewand während diese sich immer noch verbeugte. „Du kannst nun aufhören dich zu verbeugen.“ Maaria zuckte kurz zusammen und hob ihren Kopf. „Ja, entschuldigen sie bitte...“. Sie hatte ihre blonden Haare in einen Dutt versteckt und blickte verlegen mit ihren blauen Augen auf den Boden. „Wenn sie möchten können wir nun eine Führung durch den Palast machen.“ „Darauf habe ich gewartet.“ „Dann folgen sie mir bitte Mylady.“, die

Dienerin deutete auf die offene Tür und wartete bis Ezra auf dem Gang war, danach schloss sie die Tür und ging den Gang entlang. Sie gingen schweigend durch verschiedene Gänge und kamen schließlich zum Innenhof, den man vom Schlafzimmer aus sehen konnte. „Hier befindet sich der Innenhof für alle Bediensteten und Gäste des Palastes. Sie können sich hier hinsetzten und etwas ausruhen und ein Buch lesen, oder einfach etwas spazieren.“. Nach dieser kurzen Erklärung schritten sie durch den Hof. Ezra sah einige Bedienstete die gerade etwas Obst und Wasser tranken. Sie war es nicht gewohnt mit Bediensteten auf dem gleichen Hof zu sein, bei ihnen gab es nur einen für die

Adeligen und die Diener mussten in der Küche, oder ihren Schlafkabinen essen. „Manchmal werden hier auch einige kleine Feste gegeben...aber die sind meistens eher für uns Diener. Die wichtigen Veranstaltungen werden aber im königlichen Speisesaal abgehalten, sowie die Zeremonie heute Abend. Ach ja Mylady, entschuldigen sie bitte meine Nachfrage, aber haben sie ein geeignetes Kleid für ihren heutigen Auftritt?“, Maaria drehte sich zu Ezra, die etwas verdutzt war. „Ja, habe ich. Glaubst du etwa ich kann mir keine richtigen Kleider leisten?“, sie hob ihren Kopf um sicherzugehen, dass sie selbstsicher und mächtig gegenüber der Dienerin wirkte, und ihre Taktik zeigte

Wirkung. „Verzeihen sie bitte! Ich wusste nicht wo mein Platz ist!“, hastig und mit rotem Kopf verbeugte sich das Mädchen und schien ihre freundliche Neugier zu bereuen. „Schon in Ordnung, jetzt weist du es ja. Geht die Führung nun weiter?“, fragte Ezra mit einem arroganten Ton. Die Dienerin verbeugte sich schnell und ging weiter. Schon seit sie klein war, hatte man ihr beigebracht ihre Machtposition zu bewahren und das man nicht zu bestimmend sein konnte. Wenn man nicht verweichlicht ist, dann kann man auch nicht verletzt werden, hatte ihr Vater immer zu ihr gesagt. Früher hatte sie immer Mitleid mit den Bediensteten gehabt,

die so schlecht behandelt wurden. Sie wussten schon das sie niedriger gestellt waren als der Adel, aber mit solcher Arroganz wurden sie noch mehr erniedrigt. Doch nun benahm sie sich auch so, und das zu ihrem eigenen Wohle. So hatte sie Ansehen und Respekt. Ohne den wäre sie nur ein normales Mädchen aus dem niederen Adel und das konnte sie nicht zulassen. „ H-Hier ist der königliche Garten. Der König spaziert hier oft, sowie auch seine Kinder und seine Frau. Aber es ist auch für die Besucher gestattet sich etwas umzusehen.“ Der Garten sah von unten wesentlich kleiner aus als von oben., das lag wohl an den Bäumen die die Sicht auf das Ende des Gartens versperrten. Die Steine die den Weg

pflasterten waren so weiß wie Schnee und hatten kaum Abdrücke oder Schmutzflecke. Auch die Bäume waren so genau geschnitten, dass kein einziges Blatt aus seiner runden Form kam. Alles war perfekt auf die Umgebung abgestimmt und Ezra fragte sich wie lange die Gärtner wohl dafür brauchten das wieder sauber zu machen. Maaria ging mit leichten Schritten den Weg entlang und sie kamen auf der anderen Seite des Gartens hinaus. Weitere Gänge befanden sich hier und Ezra fiel auf, dass der ganze Palast nur vier Farben hatte: grün, weiß, rot und gold. Auch die Bediensteten waren alle in grün oder weiß gewandt, außer die Gastdiener die einen grauen Mantel anhatten. So wie Maaria. „Wir werden nun zur Bibliothek gehen, da sie

die ja gerne sehen wollten.“, sie bogen um eine Ecke und standen vor einem großen Tor, welches die Geschichte der Drachen als goldene Verzierung hatte und an den Seiten befanden sich zwei Fackelhalter, die schon seit einigen Jahrzehnten dort zu hingen schienen und auch nicht verschönert wurden. Das Tor öffnete sich nachdem die Dienerin dreimal geklopft hatte. Immer mit ihren zärtlichen Bewegungen. Eine schlanke Gestalt stand nun im Eingang und begutachtete die Besucher. „Was kann ich für euch tun, Mylady?“, der Mann blickte zuerst Maaria an und dann Ezra. „Lady Roken möchte sich gerne die Bibliothek ansehen. Sie ist ein wichtiger Besuch für das Königshaus, also sollte sie es jetzt sofort

sehen, Ginger.“ Ginger sah die beiden Mädchen mit schmalen Augen an und blieb an dem roten Kleid haften das Ezra anhatte. „Sie sind wohl die Kandidatin aus Jifin. Die Tochter von Lord Roken....mein Beileid für ihre Mutter. Sie war eine wunderschöne Frau und auch sehr interessiert in der Literatur und Geschichte unseres Landes-“ „Kann ich nun die Bibliothek sehen, oder nicht?“, sie unterbrach den älteren Diener. Sie wollte nichts über ihre Mutter hören, ebenso wenig wie über den Rest ihrer Familie. „Ja, natürlich Mylady, kommen sie hinein.“, sofort wurde Gingers Ton kühler als vorher und Ezra wusste das er sie jetzt schon

abgeschoben hatte. Damit konnte sie leben. „Wir haben eine der größten Sammlungen des Landes hier bei uns, antike und moderne Literatur aus allen Fachbereichen. Geschichten, Erzählungen und Wissenschaftliche Themen.“ Der Diener schritt in den Raum hinein und ließ somit auch die beiden Mädchen eintreten. Die Bücherei war mit einem kleinen Garten verbunden, in dem sich ein kleiner Springbrunnen befand und ermöglichte somit viel Licht um lesen zu können. Es reihten sich mindestens fünfzig Bücherregale auf jeder Seite des Raumes und zwischen einigen waren auch kleine Tische gestellt, um dort seine Auswahl hinlegen zu können. Entlang der Wand waren Regale mit vielen Pergament

Rollen aufgehangen und zwischendurch gab es genügend Kerzenständer, um auch Nachts eine gute Lichtquelle zu garantieren. Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser nur weiß und das braun der Regale ermöglichte einen Kontrast zwischen Wand und Boden. Der Geruch der Bücher ließ Ezra ein Lächeln von den Lippen huschen, das sie aber sofort wieder unterbrach. „Schön ist es hier, auch sehr groß. Habt ihr auch Drachenliteratur?“ Gingers Augen erkundeten Ezras Gesichtsausdruck und versuchten einen Einblick in ihre Gedanken zu erhaschen. Die eine Frage hatte ihm ermöglicht sich ein weiteres Bild des Mädchens zu machen. „Ja, haben wir. Aber nicht sehr viel über die

Drachen selbst falls sie das suchen.“. Sie versteifte sich und versuchte ihr ansteigendes Interesse zu verbergen. Die Drachenarena sowie die Drachen waren eine Männersache, die nicht von Frauen verstanden wurde und verstanden werden durfte. Das einzige was man als Frau wissen durfte, war wie die Kriegsgeschichte verlaufen war, doch ihre Mutter hatte ihr als kleines Kind immer von den Drachen erzählt und sie war schon immer fest davon überzeugt gewesen, dass sie in Wirklichkeit gar nicht böse seien. Seitdem wollte Ezra wissen was es mit den Drachen auf sich hatte. „Nein, ich wollte mich nur etwas über die Kriege informieren, da bald auch der Ritterschlag stattfindet.“, der alte Mann

schaute sie noch einige Sekunden an, dann drehte er sich um und begann weiter zu erzählen „In dieser Bibliothek waren schon sehr viele Reisende und Könige, die manchmal auch wochenlang hier bleiben um zu lesen und sich mehr Wissen anzueignen. Da sie auch schon seit vielen Jahrhunderten hier ist, gibt es auch einige Bücher die aus sehr alten Zeiten sind und auch aus der ganzen Welt stammen. Wir wissen somit auch über jede Sitte und Religion bescheid.“ Ginger ging hinaus in den Garten und betrachtete den Springbrunnen. „Egal was sie suchen, sie finden es hier. Auch alles über Drachen, zumindest das was wir wissen.“. Ezra betrachtete die alten Bücher die in den vollen Regalen standen und eine bekannte

Heiterkeit machte sich in ihr breit: die Lust etwas neues zu erfahren. „Danke, ich werde gerne noch einmal hierher kommen und mich etwas umschauen.“, sie machte eine Handbewegung in Maarias Richtung und deutete ihr an ihre Führung weiter zu führen. Diese verbeugte sich schnell und machte das Tor wieder auf „Bitteschön Mylady, wir werden unsere Führung weitermachen.“. Ginger drehte sich noch einmal zu ihr um „Auf ein Wiedersehen Mylady. Kommen sie ruhig zu mir wenn sie fragen zu bestimmten Themen haben.“ „Auf Wiedersehen.“, sie machte kehrt und ging schnellen Schrittes aus der Bibliothek hinaus. Sie wollte nicht das der alte Mann noch mehr

über sie erfuhr als er jetzt schon ahnen konnte und sie wollte nicht das jemals jemand erfuhr, dass ihre Mutter den Krieg angezweifelt hatte. Denn das hatte ihr auch Zweifel an den ganzen Kriegen verschafft. Die große Tür schloss sich hinter ihr und Maaria deutete ihr an ihr zu folgen. „Wohin möchten sie gerne noch gehen? Wir haben ein sehr großes Gelände es würde sehr lange dauern sich alles anzugucken, wenn sie vielleicht etwas bestimmtes sehen wollen?“, die Dienerin schaute verlegen auf ihren Gast. Ezra hatte schon alles gesehen was sie interessierte und den Rest sah sie sowieso am Abend. „Nein, ich möchte wieder auf mein Zimmer gehen.“. „Wie sie wünschen Mylady.“, das Mädchen

verbeugte sich und sie gingen den Weg den sie gekommen waren wieder zurück, durch den Garten und wieder durch die vielen Gänge mit den roten Türen. Schweigend liefen sie nebeneinander her und nach einiger Zeit waren sie wieder im Zimmer angekommen. Maaria öffnete die Tür und ließ sie eintreten, ein angenehmer Blumengeruch machte sich im Raum breit. Anscheinend hatte man ihr Zimmer noch einmal geputzt während sie weg war. „Brauchen sie noch etwas, Mylady?“, sie drehte sich um. „Nein, das war alles danke schön. Du kannst jetzt gehen.“, mit einer flüchtigen Handbewegung scheuchte sie die Dienerin aus den Raum, die sich wieder verbeugte und die Tür vorsichtig schloss. Nun war sie wieder

alleine in dem großen Zimmer. Heute machte sie wohl nicht mehr viel, außer abends ihre einzige Chance auf Reichtum zu sichern. Mit einem Seufzer löste sie ihre Haare und die langen roten Strähnen fielen auf ihre Schultern. Ihre Füße ließen sie durch das Zimmer wandern und sie konnte die Pracht der einzelnen Gegenstände noch einmal richtig wahrnehmen. Sie betrachtete sich im Spiegel der gegenüber ihres Sofas hing und der mit einem goldenen Rahmen verziert war. Ihr Kleid betonte ihre schmale Taille und ihr Dekolleté, welches sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Sie war blass und der Kontrast zwischen ihrem kindlichen weißen Gesicht und den roten Haaren widerte sie an. Es sah aus als würden ihre Haare sie verbrennen

wollen. Da sie keine besonderen Merkmale im Gesicht hatte, sah sie noch reiner aus. Keine große Nase, keine geröteten Wangen, keine großen neugierigen Augen, keine vollen Lippen. Oft nannten sie die Menschen in ihrem Umfeld die rote Puppe. Es sollte eigentlich ein Kompliment sein, aber Ezra wollte nicht rein sein, sie wollte keine Puppe sein. Sie wollte erwachsen sein und respektiert werden, und nicht als kleines Mädchen gesehen werden. Doch gegen ihr Aussehen konnte sie nichts machen, sie konnte nur ihren Charakter ändern und das machte sie auch. Durch ihr selbstbewusstes Auftreten konnte sie den Menschen den nötigen Respekt abverlangen, auch wenn sie dafür gehasst wurde, das war es ihr wert. Sie

wandte sich von ihrem verhassten Spiegelbild ab und ging wieder auf den Balkon mit der Sicht auf die Arena. Sie versuchte erneut die Details des großen Gebäudes zu erkennen, doch es gelang ihr immer noch nicht. Die letzten warmen Sonnenstrahlen streichelten ihre Haut und erlaubten ihr einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Jetzt war es soweit, sie musste sich vorbereiten ihren Reichtum zu erhalten und ihrer Familie die Ehre und das Ansehen zu versichern. Sie musste ihre besten Manieren zeigen, um somit den Prinzen Makrats für sich zu gewinnen und sie wusste das sie es schaffen konnte, wenn auch mit viel Geduld und Selbstdisziplin. Sie drehte sich um und ging ins Badezimmer. Ein wohltuendes Bad

würde ihr sicherlich gut tun und sie auf die bevorstehende Aufgabe vorbereiten. Die Tür schloss sich hinter ihr und sie fing an sich auszuziehen. Das zarte Klopfen verriet Ezra das ihre Dienerin vor der Tür stand. Es war schon seit einigen Stunden dunkel im Reich Makrats und es wurde langsam Zeit sich auf den Weg zur Zeremonie zu machen. Sie stand von ihrem Sofa auf und lehnte sich an die Kante ihres Tisches, um den Eindruck zu erwecken dass sie schon ungeduldig auf ihre Dienerin wartete. „Komm rein.“ Die Tür öffnete sich vorsichtig und Maaria stand mit verschiedenen Kleidern im Arm vor ihr. Sie verbeugte sich hastig und war noch

unsicherer als zu Anfangs. „Entschuldigen sie bitte, aber ich habe ihnen verschiedene Kleider mitgebracht...sie-sie wurden von der königlichen Magd ausgesucht und der Prinz möchte, dass alle seine Gäste eines dieser Kleider tragen.“, das Mädchen errötete immer stärker. „Habe ich nicht schon gesagt, dass ich genügend Kleider dabei habe? Mein Haus hat sehr gute Näher und mein Gewand wurde extra für heute Abend hergestellt!“ „Bitte Verzeihen sie, aber der Prinz hat ausdrücklich verordnet das seine möglichen Bräute eines dieser Kleider tragen sollen.“ Ezra sah die feuchten Augen der Dienerin und entschloss sich sie nicht weiter zu quälen „Na gut, wenn es der Wunsch des Prinzen

ist... Dann zieh mich jetzt an, ich will nicht zu spät kommen.“ „Ja, natürlich sofort Mylady!“ mit unbehaglichen Bewegungen legte Maaria die verschiedenen Kleider auf das Bett, damit Ezra sich eines Aussuchen konnte. Alle hatten den gleichen Schnitt, tiefes Dekolleté und langer Saum. Man konnte erahnen das der Prinz es auf seine eigenen Vorlieben hatte schneiden lassen. Vor ihr lagen nun ein rotes, ein grünes, ein weißes, ein blaues und ein rosa Gewand. Womöglich war dies die übrig gebliebene Auswahl. Welches findet er wohl am attraktivsten? Das grüne vielleicht? Es ist ja die Farbe des Hauses... „Ehm, falls es ihnen hilft...ich glaube die Lieblingsfarbe des Prinzen ist weiß. Es

symbolisiert die Reinheit und das Vollkommene einer unberührten Frau.“, Ezra blickte mit großen Augen auf die Dienerin, die sofort auf den Boden starrte und ihren Einwand bereute. Die Prinzessin ging nicht weiter auf den Kommentar ein, sondern schaute sich das favorisierte Kleid des Prinzen an. Reinheit und Vollkommenheit sollte also seine Braut verkörpern, das Gegenteil was sie symbolisieren wollte. Sie blickte an sich hinunter, jetzt war sie dankbar für ihr ungewolltes Puppen-ähnliches Aussehen. Sie deutete auf das von Maaria vorgeschlagene Kleid. „Das. Das will ich.“, mit einem überraschten Blick nahm die Dienerin das ausgewählte Gewand und deutete ihrer Meisterin an ihr in das Schlafzimmer zu

folgen. Vorsichtig legte sie es hin und stockte kurz, als sie das Kleid ihrer Meisterin aufmachen wollte. Die spitzen Kommentare Ezras hatten ihre Dienerin unsicher gemacht. „Was ist los? Weißt du nicht wie man jemanden auszieht?“ „D-doch, ich...ich wollte nur sichergehen das ich sie ausziehen darf...“, erneut errötete das zierliche Mädchen und auch Ezra wurde etwas unbehaglich. „Natürlich, du bist meine Magd, soll ich mich etwa alleine darum kümmern?“ „Nein, entschuldigen sie bitte Mylady!“, mit zitternden Händen öffnete sie das rote Kleid und legte es sorgfältig auf das Bett. Danach löste sie das Korsett und zog die langen weißen Strümpfe aus. Ezra beobachtete das

verstörte Mädchen und musste sich ein Lachen verkneifen. Sie hatte Maaria vollkommen aus dem Konzept gebracht, und das bereitete ihr einen großen Spaß. Kurze Zeit später stand sie erneut vor dem Spiegel und konnte sehen wie die Dienerin ihr neues Kleid zuschnürte. Das breite Gewand harmonierte perfekt mit ihrem Oberkörper, ihre Brust und ihre Taille wurden in den Vordergrund gerückt und die blasse Haut wurde von der weißen Farbe schimmernder und klarer. Die langen engen Ärmel betonten ihren schlanken Körperbau und der weite Rock ließ lange Beine vermuten. Das reine Aussehen wurde von den nun noch roter erscheinenden Haaren perfektioniert, und Ezra sah sich in einem neuen Licht. Weiß war

die perfekte Farbe für ihre Erscheinung. Das schien auch Maaria bemerkt zu haben, denn sie betrachtete ihre Meisterin mit großen Augen. „Lady Roken, sie sehen wirklich bezaubernd aus! Dieses Kleid ist perfekt für sie!“ Ezra errötete etwas „Ja, es sieht sehr schön aus...ich wusste gar nicht das ich-“ sie konnte gerade noch ihren Satz abwürgen und ihre Dienerin schaute sie verwundert an, bis sie sich wieder an ihre Aufgabe machte sie für die Zeremonie fertig zu machen. Ich wusste gar nicht das ich hübsch sein kann... Maaria ließ sie in die Porzellanschuhe schlüpfen, die auch wie angegossen saßen. Sie waren nicht zu hoch, aber erweckten den

Eindruck das Ezra eine große Frau war. Ihre Anspannung wurde immer größer und erst jetzt wurde ihr genau klar auf was sie sich gerade vorbereitete. Sie würde bald im königlichen Speisesaal sitzen und sich dem Prinzen sowie der restlichen Familie vorstellen um den Thron der nächsten Generation zu besteigen. An den Gedanken der vielen Augen die sie anstarren würden überkam sie ein Gefühl der Übelkeit und eine Gänsehaut die auch Maaria bemerkte aber nichts weiter dazu sagte. Sie war nun fast fertig, es fehlten nur noch ihre Haare die sie zu einem traditionellen Zopf zusammenbinden sollte. Den Zopf der zukünftigen Braut. Mit einigem Zwicken und Stechen band die Dienerin ihre Haare mit einer unglaublichen Schnelligkeit

und Präzision zusammen und nach einer Weile war ihre Frisur perfekt und sie war fertig um sich zum Essen aufzumachen. Sie wollte sich gerade vom Spiegel abwenden als Maaria sie verdutzt anschaute „Mylady, wir müssen sie noch schminken, danach sind sie erst fertig und bereit zu gehen“, Ezra wusste nicht was sie darauf antworten sollte, denn sie hatte sich noch nie in ihren achtzehn Jahren geschminkt und war auch nicht daran gewohnt mit Puder und Lippenstift herumzulaufen. Sie setzte sich ohne etwas zu sagen auf den Stuhl der vor dem Spiegel stand und wartete darauf, dass sie zum ersten Mal den Geschmack eines Lippenstift schmecken und das Gefühl einer Schicht Puders auf ihrem Gesicht fühlen konnte. Sie

versuchte ihre kindliche Aufregung zu kontrollieren, doch ihre schimmernden Augen als sie die verschiedenen Utensilien sah verrieten sie. Maaria legte den Pinsel mit der dicken roten Farbe an ihre Lippen und begann die Form ihres Mundes nach zu ziehen. Es fühlte sich an, als ob ihre Lippen schwerer wurden je mehr Farbe sie auftrug. Nun konnte sie das zärtliche Gesicht des Mädchen vor ihr genauer erkennen und sie musste sich eingestehen das dieses sehr hübsch war, hübscher als sie. Die großen blauen Augen starrten wie gebannt auf ihre Lippen um nicht einen Strich zu vermasseln, während ihr voller gepflegter Mund leicht geöffnet war, beidem man auch die strahlenden weißen Zähne hervorblitzen sah.

Sie hatte ein rundliches und perfekt symmetrisches Gesicht. Es schien als hätte man genau berechnet wo ihre Augen und ihre kleine Nase hin sollten. Einige blonde Strähnen hatten sich von ihrem Dutt gelöst und standen nun an allen Seiten ab. Sie hatte keine einzige Falte und auch keine hässlichen Male im Gesicht, wie sie viele Mädchen in dem Alter hatten. Ihre gesunde Hautfarbe und ihre roten Wangen ließen sie auf ungefähr sechzehn Jahre schätzen, zwei Jahre jünger als Ezra und noch unberührter als sie. Irgendwie fand sie es unangenehm und störend das ihre Dienerin hübscher und besser war als sie, das einzige was sie an ihr nicht beneidete war ihr soziale Stellung in der Gesellschaft, sie war einfach nur eine Magd

im königlichen Hause während sie, Ezra bald vielleicht die Gemahlin des Prinzen Makrats war. Keine gewöhnliche Prinzessin aus einer kleinen Stadt mehr. Das Gesicht vor ihr entfernte sich und lächelte zufrieden „So, wir sind fertig. Sie sehen wirklich wunderschön aus Mylady!“, ohne das sie es gemerkt hatte, war Maaria mit ihrer Verschönerung fertig. Ezra betrachtete sich im Spiegel und kam aus den staunen nicht mehr raus. Eine junge hübsche Frau mit roten Lippen, glänzendem Gesicht und gesunden roten Wangen schaute ihr direkt in die betonten grauen Augen. Sie ergänzte sich perfekt mit den roten Haaren und dem weißen Kleid. „Das ist wirklich gut geworden. Danke Maaria.“ zum ersten Mal hatte sie die Dienerin

ohne einen ironischen Unterton angesprochen, vorauf diese mit einem verlegenen Lächeln antwortete. „Sie sind ja schon von sich aus schön Mylady.“, Maaria ging einen Schritt zurück damit Ezra aufstehen konnte um sich in voller Pracht zu bewundern. Sie gingen aus dem Schlafzimmer auf die Tür zu. Nun war es soweit, sie würde jetzt in einen Konkurrenzkampf mit den anderen Prinzessinnen aus verschiedenen Städten kommen und das ließ sie frösteln. Jetzt liegt alles an ihr und ihrem Charme, ob das reichte den Prinzen auf ihre Seite zu bekommen? Die Dienerin öffnete mit ihrer zärtlichen Art die Tür und wartete bis sie aus dem Zimmer geschritten war. Die beiden jungen Frauen

sahen sich an und nach einer kurzen Pause fingen sie an den langen Gang entlang zu gehen. Es fühlte sich an als ob die Wände immer enger wurden und Ezra die Luft wegnahmen. Nun waren alle Kerzenständer angezündet und das Licht schien eine andere Atmosphäre entstehen zu lassen, noch viel majestätischer und eleganter als zuvor.

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Über den Autor

Whealangel
Ich zeichne sehr gerne und habe ein Comic welches schon seit 4 Jahren im Gange ist und ich habe schon immer geschrieben, habe es aber nie geschafft weiter als 20 Seiten zu schreiben :P Trotzallem werde ich mit "Drachenherz" diesmal eine Ausnahme machen ;)
Viel Spaß dabei!

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Buhuuuh Ich finde es gut was ich las aber knapp und ruckig geschrieben irgendwie.
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Lesezeichen gesetzt. ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Baumkrone Wirklich gut, hat mir gefallen.
Vor langer Zeit - Antworten
Silbenfaeller Angenehm zu lesen, nicht zu schnell entwickelt und ich hatte auch keine Probleme mit der Logik oder Plausibilität deiner Welt. Du hast wohl schon eine Weile darüber gebrütet?
Ab und zu verwendest du nicht ganz passende Ausdrücke - zB: die Dienerin sollte sich nicht zärtlich (=liebevoll) bewegen höchstens zart besser noch zierlich, anmutig oder graziös. Oder anstatt versichern eher sichern oder schützen, bewahren. Zum Palast anstatt enorm und Eleganz vielleicht imposant und Prunk?
Bin jedenfalls auf die Fortsetzung gespannt!
lg SF
Vor langer Zeit - Antworten
Whealangel Vielen Lieben Dank für das Feedback, ich werde mich gleich mal an die Fehler setzten! Die Fortsetzung kommt gleich noch ich muss nur noch ein paar Rechtschreibfehler korrigieren :)
Und ja, ich hatte schon länger so etwas im Kopf :D
LG Whealangel
Vor langer Zeit - Antworten
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