Kurzgeschichte
famous last words

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"famous last words"
Veröffentlicht am 13. April 2014, 28 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Luisa Venturoli - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

hey, ich heiße Kathi, bin 16 Jahre alt und komme aus Österreich. Ich liebe schreiben und Musik und würde gerne beruflich irgendetwas mit einem der beiden Dinge tun. Und weil ich bis jetzt immer nur 2 Freundinnen von mir meine Geschichten lesen habe lassen, hat eine von ihnen gesagt, ich solle sie ins Internet stellen, also bitteschön. Ich hoffe, es gefällt euch.
famous last words

famous last words

Abgenutzte menschen

"Weißt du, was ich schön finde?", fragte ich in die dunkle Nacht.

"Was denn?", murmelte er.

"Dass es so viele Filme und Bücher gibt, in denen imperfekte Menschen ein happy end erleben. So wie... Freddie und Effy, falls dir das was sagt, oder meinetwegen auch Jack und Sally oder wenn man will sogar Jack und Rose - obwohl nein... er ist gestorben als das Schiff unterging." Ich machte eine kurze Pause bevor ich weitersprach. Es war anstrengend; ich war müde, mir war kalt und übel.

"Es macht die Geschichten um so viel

realistischer, ich meine, niemand ist so perfekt wie eine Disney Prinzessin, auch wenn wir es gerne wären, aber die Wahrheit ist, dass wir alle vom Leben abgenutzt sind. Durch schlechte Entscheidungen oder gute Taten. Und wenn man sieht wie abgenutzte Menschen, wenn es auch nur gespielt ist, einen perfekten Moment erleben, dann - ich weiß es klingt naiv - aber dann glaube ich daran, dass genau das auch mir passieren kann." Ich legte meinen schweren Kopf auf seine Schulter. Ob er meine grandiose Rede gehört hatte, wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Alles was ich wollte war schlafen. Ehrlich. Also schloss ich meine Augen

und tat genau das. Ich schlief ein.

Dass genau dies ein perfekter Moment für vom Leben berührte Menschen sein sollte, würde ich nicht erfahren.

Für mich war es nur ein Fall einer traurigen Nacht auf einer Bank bei einem leise vorbeischleichendem Fluss, zwischen zu vielen Weinflaschen und zu wenigen Sternen.

der morgen danach

Ich wachte auf. Mit dem Kopf auf Raphaels Schoß und seiner Hand auf meiner Schulter.

Wir waren an unserem Lieblingsplatz - Okay, an Meinem Lieblingsplatz. Raphael war nicht mein Freund oder so, wir waren nicht zusammen, wir waren einfach nur sehr gut befreundet. Womit ich diese Freundschaft verdiente, wusste ich allerdings nicht.

Ich wusste auch nicht, was gestern alles passiert war: Eine lästige Angewohnheit von mir: Ich liebe es, mich zu betrinken. Auch wenn ich weiß, dass es nicht gut für die Gesundheit ist, aber ich kann

einfach nicht damit aufhören. Ich finde einfach, dass die Sicht auf die Welt in betrunkenem Zustand zu schön ist um darauf zu verzichten, obwohl ich das wahrscheinlich auch nur sage, um es zu rechtfertigen. Wäre ich nämlich nicht so schwach, würde ich sofort damit aufhören. Also probiert es nicht aus, ich warne euch, es macht süchtig.

Aber Raphael stört das nicht. Zumindest hat er nie etwas in der Richtung gesagt, und ich kenne ihn, er würde mir das sofort ins Gesicht schleudern.

Also ich schätze einmal, dass wir irgendwann mit Wein und ein paar Decken hierher gekommen sind und über das Leben gelästert haben.

Ich spürte, wie sich Raphaels Hand bewegte und mir meine Haare aus meinem Gesicht strich. Mein Kopf drehte sich und wandte sich seinem zu.

"Morgen.", sagte er mit der kratzigen Stimme, mit der er morgens immer sprach.

"Morgen.", gähnte ich.

"Gut geschlafen?"

"So gut es geht, auf so einer Bank."

Er lachte leise und streckte sich, während ich mich aufsetzte.

"Ist gestern irgendetwas passiert, an das ich mich erinnern sollte?"
"Nichts besonderes. Wir sind hierher gekommen und du wolltest mir Sternbilder erklären - hat nicht

funktioniert - und dann hat Alina angerufen und hat gefragt ob ich heute Zeit habe und du hast sie total zur Schnecke gemacht. Wie immer also. Und dann hast du was geredet von wegen Perfekte Momente und dann war da irgendwas von einem Schiff...? Keine Ahnung genau."

Dann hat er mir also doch noch zugehört. Wäre diese Frage auch geklärt.

"Wie kann man das bei Alina nicht machen? Die ist so dämlich. Tut mir leid aber ich weiß echt nicht, was du an der findest."

Als ich mich wegdrehte konnte ich Raphaels Blick förmlich spüren. Er sagte aus: "Wirklich? Das schon wieder?"

Er wusste genau, dass ich sie nicht leiden konnte, genauso wie ich wusste, dass er sie toll fand. Oder zumindest scharf.

"Entschuldigung.", sagte ich. Und ich meinte es ernst. Ich wollte nicht, dass er sich wegen seiner Geschmäcker schämen musste oder das Gefühl hatte, mir nichts davon erzählen zu können. Nur war ich einfach nicht gut darin, meine Freunde zu teilen. Wirklich besitzergreifend, ich weiß, aber was soll man tun?

Raphaels Handy klingelte. Er blickte auf das Display und schaute mich dann fragend an.

"Geh' schon.", sagte ich.

Er drückte auf die grüne Taste und stand

auf.

"Hey Alina."

hörte ich ihn sagen, bevor ich mich in die andere Richtung, die Böschung hinunter, zum Fluss machte. Ich zog die Schuhe aus, setzte mich auf einen der Steine am Wasserufer und hielt meine Füße in das kalte Nass. Es war viel zu frisch - höchstens 10 Grad - aber ich zwang mich, meine Füße so lange im Wasser zu behalten, bis mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.

Als Raphael zurückkam, saß ich mit angezogenen Beinen auf meinem Stein und wartete auf eine Aussage, wie etwa: "Hey, Alina will mit mir sprechen." oder "Ich muss los, ich habe Alina

versprochen, heute zu ihr zu fahren."

Und da war sie auch schon.

"Hey, das war Alina. Sie will mit mir frühstücken gehen. Stört es dich?"

Ich zögerte nicht.

"Nein. Nein, natürlich nicht. Geh' nur."

Weil ich wusste, dass er mir nicht glaubte, versuchte ich ihn mit einer witzigen Bemerkung Glauben zu machen.

"Aber nimm ein paar Flaschen mit, sonst hält man mich für eine Alkoholikerin." Unnötig zu sagen, das mit dem Witzig-Sein hat nicht so ganz funktioniert. Aber er wollte mich in dem Glauben lassen, lachte und küsste mich auf die Wange.

"Ich hab dich lieb, Hannah. Mach's gut. Ich ruf dich an."

"Ja, mach das.", rief ich ihm hinterher, aber er war schon verschwunden.

mittagessen

Ich saß auf meinem Bett, hörte Musik und versuchte eine Arbeit für die Schule zu schreiben, als mein Handy piepte.

Eine Nachricht von Raphael.

"Lust auf Mittagessen? Ich zahle :)"

Ich lächelte. Niemand war so zahl-freudig wie Raphael wenn er gut gelaunt war.

"Klar! Wann, wo?"

Es dauerte nicht lange, da kam die Antwort.

"In einer halben Stunde im Geordie's."

Ich stand auf, zog mir statt meiner Jogginghose ein Paar Jeans an und streifte ein graues Tanktop über.;

"Papa?"

Als keine Antwort kam, rief ich nochmal.

"PAPA!"

"Ja?" Er war im Keller und bastelte wahrscheinlich an irgendwelchen Gitarren herum.

"Ich treffe mich mit Raphael im Geordie's, okay?"

"Mach nur! Brauchst du Geld?"

"Nein, danke! Bis später!"

Ich weiß, unglaublich, dass ich zu Geld nein sagte aber mein Vater hätte mir immer Geld gegeben wenn ich gefragt hätte und da ich es gerade wirklich nicht brauchte...

Ich setzte meine Mütze und meine Kopfhörer auf und ging aus dem Haus.

Das Geordie's lag nur 10 Minuten Gehzeit von meinem Haus entfernt, weshalb wir uns meistens dort zum Essen trafen. Aus dem einfachen Grund, dass ich zu faul war, weiter zu gehen oder gar auf den Bus zu warten.

Als ich am Diner ankam, sah ich Raphael schon an unserem "Stammtisch" sitzen.

"Hallo! Wie geht's?", fragte ich ihn als ich mich ihm gegenüber setzte.

"Wunderbar!"

"Oh nein! Wieso grinst du so? Was ist passiert? Nein, sag es mir lieber nicht. Ihr seid zusammen? Oh Gott, aber bitte mich nicht, deine Trauzeugin zu werden."

Melodramatisch stützte ich meinen Kopf

in meine Hände.

"Nein, nein, nein, wie kommst du darauf, dass ich Dich fragen würde, Trauzeugin zu sein? Da lasse ich die Stelle lieber unbesetzt." Ich keuchte und schlug ihm leicht auf den Oberarm.

"Das war ein Scherz!" Er lachte.

"Natürlich wärst du meine Trauzeugin, aber ich habe nicht vor zu heiraten bevor ich die Schule beendet habe und ich habe auch nicht vor so lange mit Alina zusammen zu sein. Also bleib locker."

Immer noch lächelte er. Ich runzelte die Stirn.

"Warte, wenn du weißt, dass du nichts von ihr willst, warum dann überhaupt die Mühe?"

"Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin."

"Du weißt nicht, warum du mit jemandem zusammen bist? Wow, das muss ja eine tolle Beziehung werden."

Ich lachte aber Raphael verzog das Gesicht und tat als wäre er beleidigt.

"Was wollt ihr essen?", fragte plötzlich eine Frau mit dunkelbraunen Haaren, die extrem auffällig ihren Kaugummi kaute.

"Bitte eine Portion Pommes mit Ketchup und einen Kakao für mich." 

Die Frau zog die Augenbraue hoch, notierte jedoch meine Bestellung.

"Und einen Burger mit Pommes und Mineralwasser für mich, bitte."

Wir saßen schweigend da, bis die Frau

mit der Schürze und dem Kaugummi unsere Bestellung brachte.

"Also seid ihr jetzt zusammen?", fragte ich, auf einem Pommes kauend.

"Naja, ich weiß nicht so genau. Wir haben gesagt wir versuchen es."

"Also ja." 

"Ich denke schon." Er blickte nachdenklich aus dem Fenster auf den Parkplatz.

"Okay. Aber bitte versprich mir, dass sie deswegen jetzt nicht immer mit uns 'rumhängt."

Raphael lachte.

"Kann ich nicht. Entschuldige bitte."

Ich stöhne auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

"Ach, komm schon. Freu dich ein bisschen für mich."

"Du hast recht. Entschuldige. Ich versuch's."

"Danke."


Er war mein bester Freund. Das schuldete ich ihm.

 

hölle mit schulglocke

Der nächste Tag war ein Montag. Montag, der 27. Jänner. Ich wusste bereits beim Aufstehen, dass dieser Tag kein guter werden würde. Nachdem ich mich in den frühesten Morgenstunden fertiggemacht, gefrühstückt und Zähne geputzt hatte, nahm ich meinen Kaffeebecher von der Anrichte und verließ das Haus.

Auch wenn ich normal der faulste Mensch auf Erden war, ging ich jeden Tag zu Fuß zur Schule anstatt mit 50 anderen Leuten auf den überfüllten Bus zu warten.

An der nächsten U-Bahn Station traf ich

mich mit Sofia. Sie kam eigentlich aus Italien aber nachdem ihre Mutter ein Jobangebot in Wien bekommen hatte, musste die ganze Familie umziehen. Das ist jetzt etwa 4 Jahre her und es verblüffte mich jeden Tag aufs Neue, wie gut Sofia deutsch sprach.

"Ciao, Hannah! Wie geht es dir?"

Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich seufzte.

"Ganz gut."

"Ja, ja, ich weiß: Schule. Aber denk daran, wir gehen nachher einkaufen. Ich brauche noch ein Kleid für den Schulball."

Ein Blick auf mein Gesicht sagte ihr, dass Einkaufen das war, auf das ich mich

jetzt am wenigsten freuen könnte.

"Ach komm schon, Hannah! Ein bisschen Enthusiasmus, bitte!"

"Sorry. Aber ich bin heute nicht so gut drauf."

Sofia runzelte die Stirn und sah mich entsetzt an.

"Das hat doch jetzt aber nichts mit Alina und Raphael zu tun, oder? Bitte sag, es hat nichts damit zu tun."

Ich zog die Schultern hoch.

"Oh nein! Das ist furchtbar, weißt du das? Du bist seine beste Freundin du kannst nicht-"

Ich blieb stehen.

"Was?! Nein, das doch nicht! Das ist hier jetzt kein Kitschroman, okay? Krieg'

dich mal wieder ein. Er ist mein bester Freund, ich will nichts von ihm."

Sofia machte eine theatralische Pose, legte sich die Hand auf die Brust und seufzte.

"Puh! Du hast mir gerade einen riesen Schrecken eingejagt. Stell' dir das mal vor. Das wäre das reinste Chaos."

Ich lachte.

"Ja das wäre es. Nein, es stört mich einfach, dass es Alina ist. Ich meine, sie ist furchtbar!"

Ein Schauer überlief mich.

"Ja... das ist sie wohl. Aber du musst doch zugeben, eine gute Figur hat sie."

"Sofia!"

"Ich bin schon still."

In der Schule angekommen liefen Sofia und ich zu unseren Spinden um unsere Bücher zu holen. Am Weg dorthin gabelten wir Alex auf. 

"Hey Alex!", rief Sofia sobald sie ihn sah. Zu dritt - oder mit Raphael eigentlich zu viert - schlenderten wir normalerweise immer durch die Gänge und waren auch sonst nicht oft alleine anzutreffen. Vor allem Alex und Sofia waren immer beieinander und sonst auch Raphael und ich, aber ich schätze das wird sich in nächster Zeit ändern, nachdem er jetzt seine Alina hatte. Ich möchte hier ja jetzt nicht asozial sein, aber ich kann sie einfach nicht ausstehen.

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ameneho
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